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Luther, Hitler, die Kirche und die Juden

Die europäischen Juden werden bespuckt, verprügelt und ausgeraubt.
Der Antisemitismus in Europa wächst – woher kommt der Hass?

 

 

 

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 «Sie gefallen Gott nicht.» Das Pogrom in der Frankfurter Judengasse von 1614.
Im Vordergrund ist ein mit dem Gelben Fleck gekennzeichneter Jude zu sehen, der sich verteidigt

 

 

 

Eine Welle von Antisemitismus überrollt Europa. Juden werden bespuckt, verprügelt, ausgeraubt, vergewaltigt und ermordet,
weil sie Juden sind. Die nach wie vor sträflich verharmloste Ursache dieses universellen Hasses ist der Antijudaismus im Neuen Testament,
in Koran und Sunna. Über den muslimischen Judenhass wurde nach Charlie Hebdo viel geschrieben.

 

Exemplarisch dafür steht das Kapitel «Vom Jihad und Leben des Propheten» aus der Hadith-Sammlung Sahih al-Bukhari:
 «Der Prophet sagte, dass die Stunde nicht kommen wird, bis die Muslime die Juden bekämpfen und umbringen.
Bis der Jude sich hinter dem Stein und Baum versteckt und der Stein und Baum sagen wird: Oh, Muslim, du Diener Allahs, dies ist ein Jude,
der sich hinter mir versteckt, komm und bring ihn um!» Einiges perfider manifestiert sich der christliche Anti­semitismus,
der unter dem Deckmantel der «Friedensarbeit» vor allem von der Kirche bewirtschaftet wird und sich gegen Israel richtet,
den «Juden unter den Staaten». Gespeist wird er hauptsächlich aus der Judenfeindschaft in den Schriften von Martin Luther.

 

«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol,
den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart.
So immens war Hitlers Bewunderung für Luther,
dass die Nazis Luthers zahl­reiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen
und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).

 

Die Reichskristallnacht (Man soll ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecken und was nicht verbrennen will mit Erde überhäufen),
die Ghettos (dass man ihre Häuser zerbreche und zerstöre, dafür mag man sie unter ein Dach oder einen Stall tun), die Enteignung
(dass man nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod), die Konzentrationslager (dass man den Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel,
Axt, Spaten und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiss der Nasen), die Endlösung (Summa: dass wir alle der teuflischen
Last der Juden entladen werden), alles festgehalten in Luthers Pamphlet «Von den Juden und ihren Lügen».

 

Hitler, Befürworter der Ökumene

 

Doch auch die Katholiken standen ihren protestantischen Glaubens­brüdern und -schwestern in nichts nach. Auf die Frage,
warum der Vatikan nicht gegen die systematische Vernichtung der europäischen Juden protestiert, antwortete Papst Pius XII.:
«In den deutschen Heeren sind Millionen von Katholiken. Soll ich sie in Gewissenskonflikte bringen?
» SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der Architekt der «Endlösung der Judenfrage», erinnert sich «in tiefer Dankbarkeit an die Hilfe
katholischer Priester bei meiner Flucht aus Europa».

 

Katholik Hitler, der das Christentum als «jüdischen Christenglauben mit weichlicher Mitleidsmoral» verachtete und nach dem
«Endsieg» zugunsten eines Germanenkults ebenso vernichtet hätte wie das «jüdische Nattern- und Otterngezücht»,
war ein Befürworter der Ökumene, der Vereinigung des Katholizismus und Protestantismus, die seit jeher einen «gemeinsamen gewaltigen Kampf
gegen den Zerstörer der arischen Menschheit führte» («Mein Kampf»).

 

Im Neuen Testament sind die Juden Jesusmörder und «Kinder des Teufels» (Johannes-Evangelium).
Die Nazi­Zeitung Der Stürmer zitiert diese christliche Verleumdung eines Bunds der Juden mit dem Teufel auf dem Titelblatt vom Dezember 1938.
Sie «gefallen Gott nicht und sind allen Menschen Feind, aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Mass über sie gekommen» (Gemeindebrief Paulus von Tarsus).
Bis heute wird in der Karfreitagsfürbitte des Vatikans für die «Erleuchtung» der Juden gebetet.
Nach wie vor sehen viele Christen im Holocaust die gerechte Strafe der Juden für den Mord an Gottes Sohn.
Mit der These des «Gottesmords» (Deizid) befindet sich das Christentum zudem in der historisch einzigartigen Position,
eine andere Religion des Mordes am eigenen Gott zu beschuldigen.

 

Nun könnte man annehmen, dass die Kirche, nach allen begangenen Verbrechen am jüdischen Volk, Israel gegenüber eine empathische Haltung einnimmt.
Stattdessen begegnen unzählige Christen weltweit dem einzigen Land, in dem die Nachkommen derer in Sicherheit leben können, die seit Jahrtausenden von Christen verfolgt,
entrechtet, beraubt und ermordet wurden, mit unverhohlener Feindseligkeit. Dies, obwohl Israel das einzige Land im Nahen Osten ist,
in dem die christliche Bevölkerung zunimmt, während Christen in der arabischen Welt sowie im palästinensischen Gazastreifen und der Westbank verfolgt,
vertrieben und umgebracht werden.

 

Hilfswerke an vorderster Front

 

Wenn immer es darum geht, Israel zu verurteilen, zu verleumden oder zu boykottieren, sind christliche Organisationen wie das Hilfswerk
der evangelischen Kirchen Schweiz (Heks), das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI),
der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), der Lutherische Weltbund (LWB), Oekumene Mission Entwicklung (OEME),
die internationale katholische «Friedensbewegung» Pax Christi oder der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) an vorderster Front.
Diese Organisationen befürworten ausserdem weitgehend das «Kairos Palästina Dokument» (KPD), das Israels Staatsgründung als Katastrophe
(Nakba) und die einzige pluralistische Demokratie im Nahen Osten als «Apartheidstaat» bezeichnet, zum Israel-Boykott aufruft und die
«Substitutionstheologie» propagiert, die das «Heil» der Juden einzig in der Taufe, also der Aufgabe des Judentums sieht.

 

Der aktuelle Bericht von NGO Monitor mit dem Titel «BDS (Boykott, Desinvestment, Sanktionen gegen Israel) in den Kirchenbänken» nennt
zahlreiche christlich-antiisraelische Gruppierungen, wie Christian Aid, Sabeel, Trócaire,
Dan Church Aid oder War on Want, deren Ziel es ist, Israel politisch, wirtschaftlich und kulturell zu isolieren.
Gerade zur Weihnachtszeit werden mit diffamierenden Feiertagskarten oder umgedeuteten Krippenszenen christliche Inhalte für politische Botschaften gegen
Israel missbraucht. Sogar Weihnachtslieder wie «Jingle Bells» werden neu getextet: «Statt shoppen, Apartheid stoppen» («The Boycott Leviev Holiday Songbook»).

 

In der Schweiz ist bei antiisraelischer Agitation das Heks federführend. Neben dem Boykott-Aufruf von israelischen Produkten,
unterstützt das Heks unter anderem die radikal antiisraelische Nicht-Regierungsorganisation (NGO) Zochrot, welche Israel das Existenzrecht abspricht
und mit ihrer «Ein-Staat-Lösung» auf die Aus­löschung des jüdischen Staats hinarbeitet. Die deutsche Bundesstiftung «Erinnerung, Verantwortung und Zukunft»
(EVZ) beendete 2012 die Zusammenarbeit mit Zochrot aufgrund von deren politischer Agenda. Gemäss der Organisation NGO-Monitor alimentierte hingegen das
Heks «Zochrot» 2012/2013 mit 90 150 Franken. Über das «Open Forum für Konflikttransformation» finanziert das Heks auch die palästinensische NGO Badil,
die Israel als «kolonialistisches, rassistisches Gebilde» bezeichnet und auf ihrer Website einen Preis für antisemitische Karikaturen ausgelobt hat.
Badil unterzeichnete die Stellungnahme der «Globalen Koalition für das Rückkehrrecht der Palästinenser», die mit den Worten endet:
«Lang lebe die Intifada (gewaltsamer palästinensischer Aufstand), ewiger Ruhm für unsere frommen Märtyrer.» Obwohl die Inhalte der offiziellen Schweizer Haltung
widersprechen, verwendete das Heks 2014 insgesamt 725 000 Franken Steuer- und Spendengelder für Projekte von NGOs mit israelfeindlicher politischer Agenda.

 

Abwegig ist die Marschrichtung nicht. Waren es doch missionierende arabische Christen, die 1869 erstmals europäische antisemitische Traktate,
wie die gefälschte antisemitische Hetzschrift «Die Protokolle der Weisen von Zion», ins Arabische übersetzten und damit den Muslimen im Nahen Osten
die Juden als Grosskapitalisten, Umstürzler und Verschwörer mit dem Ziel der Weltherrschaft präsentierten.

 

Fehler nur bedingt eingestanden

 

Konkrete Fehler, Versäumnisse oder Verbrechen während des Holocaust hat die Kirche nur bedingt eingestanden. Eine Wiedergutmachung,
Entschuldigung oder ernst zu nehmende Schuldanerkennung blieb bis heute aus. Ganz im Gegenteil: Mit den Palästinensern unterstützen christliche
Kirchen – nach dem verhängnisvollen Schulterschluss mit den Nazis – erneut eine Bevölkerungsgruppe, deren erklärtes Ziel gemäss
Fatah-Präsident Mahmoud Abbas ein «judenreiner» palästinensischer Staat ist und für die Hamas nichts weniger als die Vernichtung aller Juden.

 

1803 wurden im Rahmen der Säkularisierung die «geistlichen Fürsten­tümer» in Deutschland aufgelöst. Die damaligen Fürstbischöfe
erhielten dafür eine Entschädigung, obwohl diese Fürstentümer «Reichslehen» waren, kein Eigentum der Kirche. Diese Entschädigung,
die sogenannte «Dotation», wird seitdem – also seit 211 Jahren – ununterbrochen bezahlt. 2013 waren es 481 Millionen Euro,
alles in allem bezahlte die Bundesrepublik Deutschland seit deren Bestehen über 15 Milliarden Euro an die katholische und evangelische Kirche.
Als «faire Ablösung» der Gesamtschuld, schlugen die Grosskirchen 2013 den Betrag von rund 120 Milliarden Euro vor.

 

Wie hoch wäre wohl eine «faire Ablösung» für die Jahrtausende der Verleumdung, Verfolgung, Enteignung und Ermordung von Juden durch die Kirche?


(Quelle: Basler Zeitung)