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Weihnachten im Oktober
... zu welcher Jahreszeit kam der Herr Jesus wirklich in diese Welt?
Willem Johannes Ouweneel
© SoundWords, online seit: 01.12.2001
• Weihnachten im Oktober
• Laubhüttenfest
• In einer Hütte gekommen
• Große Freude
Weihnachten im Oktober
Der Titel dieses Artikels klingt vielleicht etwas fremd; jeder weiß doch, dass
der Herr Jesus am 25. Dezember geboren ist? Das ist jedoch überhaupt nicht so
selbstverständlich. Die Bibel sagt es jedenfalls nicht. Es ist sogar sehr
unwahrscheinlich, dass Christus am 25. Dezember geboren worden ist, wenn man
allein die Tatsache bedenkt, dass in der Geburtsnacht die Schafe noch draußen
auf dem Feld waren (Lk 2,8). Wir wissen, dass im alten Israel die Schafe von
November bis März im Stall gehalten wurden. Der Winter ist übrigens auch eine
unmögliche Zeit für das Ausschreiben einer Volkszählung, so wie Kaiser Augustus
es tat (Lk 2,1). Es sind Hinweise darauf bekannt, dass solche Zählungen in
Israel vorzugsweise durchgeführt wurden, wenn die meisten Männer sowieso in
Jerusalem waren anlässlich eines der drei Wallfahrtsfeste: Passah-, Pfingst-
oder Laubhüttenfest.
Der einzig wirkliche Grund, dass Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wird – und
das erst seit dem 4. Jahrhundert n.Chr. –, ist, dass ungefähr rund um dieses
Datum heidnische Mitwinterfeste gefeiert wurden, so wie im alten Rom das Natalis
Invicti (solis) ([Wieder-]Geburt der unüberwindbaren [Sonne]: das
Wiederlängerwerden der Tage, nach dem kürzesten Tag des Jahres). Man hat dieses
Datum auch in Zusammenhang mit der Geburt der ägyptischen Göttin Isis gebracht,
mit heidnischen Mondfesten und mit der indo-iranischen Gottheit Mithra(s). Bis
heute weisen noch allerlei Weihnachtsgebräuche auf diesen heidnischen Ursprung
dieses Festes hin.
Laubhüttenfest
Könnte eine andere Zeit des Jahres zu nennen sein, die viel mehr als Zeit der
Geburt Jesu in Frage kommen könnte? Ja, wir wollen einmal folgende Punkte
beachten:
Der Priester Zacharias diente im Tempel gemäß seiner Abteilung; das war die von
Abia (Lk 1,5). Nach 1. Chronika 24,10 war diese die achte der vierundzwanzig
Priesterabteilungen. Alle diese Abteilungen kamen im Lauf des Gottesdienstjahres
an die Reihe: jede Abteilung somit etwas mehr als zwei Wochen. Das
Gottesdienstjahr beginnt mit dem Frühlingsmonat, sagen wir durchschnittlich
ungefähr um den 1. April. Das bedeutet, dass Zacharias Ende Juli mit seiner
Priesterarbeit fertig war. Die Zeugung von Johannes dem Täufer fand somit
irgendwann Anfang August statt (Lk 1,23.24) und die Zeugung von Jesus fünf bis
sechs Monate später (Lk 1,26), sagen wir ungefähr Mitte Januar. Neun Monate
später wurde Jesus geboren, sagen wir Mitte Oktober. Das fällt ungefähr auf die
Zeit des Laubhüttenfestes (hebr. sukkot; Singular: sukkah = „Laubhütte“). Wenn
das wahr ist, wird uns das helfen zu begreifen, warum gerade dann eine
Volkszählung durchgeführt wurde und warum das Gebiet um Jerusalem so voll war;
die Herberge in Bethlehem, das nur zehn km von Jerusalem entfernt liegt, war
überbelegt. Das Laubhüttenfest war von den drei Pilgerfesten am meisten
geeignet, um eine Volkszählung zu organisieren, weil dann die ganze Ernte
eingefahren war und die Leute nicht länger an die Landarbeit gebunden waren.
In einer Hütte gekommen
Wenn der Herr Jesus tatsächlich während des Laubhüttenfestes geboren worden ist,
erscheint Johannes 1,14 in einem ganz besonderen Licht: „Das Wort wurde Fleisch
und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut.“ – „Wohnen“
ist hier buchstäblich „Wohnen in einem Zelt“ (gr. skènè); in Christus ist das
„Zelt“ Gottes auf die Erde gekommen, in dem die „Herrlichkeit“ (hebr. kavod oder
schechinah) Gottes wohnt. „Zelt“ kann auch „(Laub-)Hütte“ bedeuten; das
griechische Wort für „Laubhüttenfest“ in Johannes 7,2 ist skènopègia, das
bedeutet wörtlich: „Aufschlagen von Zelten“. Als Petrus auf dem Berg der
Verklärung drei „Hütten“ bauen wollte (Mt 17,4), meinte er zweifellos
Laubhütten; wo hätte er auch Zelttuch herholen sollen? Als er den Sohn des
Menschen in Seiner „königlichen Würde“ (Mt 16,28) kommen sah, meinte er, dass
das messianische Reich angebrochen war, was die große Erfüllung des
Laubhüttenfestes sein würde.
Wenn wir daran denken, dass Israel während der Wüstenreise in Zelten gewohnt
hatte (3Mo 23,43), ist es von besonderer Bedeutung zu bedenken, dass auch der
HERR, Gott, sinnbildlich gesprochen in dieser Zeit bei Seinem Volk in einem Zelt
gewohnt hat, dem Zelt der Zusammenkunft. Im Englischen heißt das Laubhüttenfest
Feast of Tabernacles. Das griechische Wort für tabernacle ist skènè (Heb 8,2.5;
9,2.3.6.8.11.21; 13,10; vgl. das „Zelt [skènè] des Zeugnisses“; Apg 7,44). Das
ist, wie gesagt, das normale Wort für „Zelt“, aber auch für die „Laubhütten“, in
denen Israel während des Laubhüttenfestes wohnt. Mit anderen Worten, Johannes
1,14 berichtet uns, dass Christus unter uns gewohnt hat wie in einem Zelt, einem
Tabernakel, einem sukkah, so wie Gott während der Wüstenreise bei Seinem Volk.
Das erinnert uns an Amos 9,11: „An jenem Tage richte ich die verfallene Hütte
(sukkah) Davids auf“; in dem Zitat in Apostelgeschichte 15,16 steht: „Zelt
(skènè) Davids“. Wenn es richtig ist, dass Christus während des Laubhüttenfestes
geboren wurde, ist Johannes 1,14 etwas sehr Besonderes: In Ihm ist Gott Selbst
wie in einem sikkah unter uns wohnen gekommen. Gleichzeitig weist das auch
voraus auf die Vollendung, wenn Gott Sein sukkah über die Seinen ausbreiten
wird; ja, von der neuen Erde wird gesagt: „… die sukkah Gottes ist bei den
Menschen und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott
selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott“ (Off 7,15; 21,3; beide Male steht im
Griechischen skènè). Schon während der Wüstenreise war der Herr so „solidarisch“
mit Seinem Volk, dass Er Selbst gleichsam in einem sukkah bei ihnen wohnte, in
der sichtbaren Gestalt der Wolken- und Feuersäule. Im Friedensreich wird diese
Situation auf eine besondere Weise wieder eintreten: „Dann wird der HERR über
der ganzen Stätte des Berges Zion und über seinen Versammlungen eine Wolke
schaffen bei Tag und Rauch sowie Glanz eines flammenden Feuers bei Nacht; denn
über der ganzen Herrlichkeit wird ein Schutzdach sein. Und ein Laubdach (eine
Laubhütte [sukkah]) wird zum Schatten dienen bei Tag vor der Hitze, und als
Zuflucht und Obdach vor Wolkenbruch und Regen“ (Jes 4,5.6).
Große Freude
Noch eine kleine Ergänzung. Unter den Hochzeiten Israels ist vor allem dieses
Laubhüttenfest ein äußerst fröhliches Fest mit Musik und Tanz, erlesenen Weinen
und Speisen (vgl. Jes 25,6); es ist wahrhaftig das z'man simchatènu, wie es im
Hebräischen heißt: „die Zeit unserer Freude“. Der Herr gebot: „Ihr sollt euch
vor dem HERRN, eurem Gott sieben Tage freuen“ (3Mo 23,40; s.a. 5Mo 16,13-15; Neh
8,18). Wenn der Herr Jesus tatsächlich während des Laubhüttenfestes geboren
wurde, ist es etwas Besonderes, die Worte des Engels zu vernehmen: „Siehe, ich
verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist
heute ein Retter geboren, der ist Christus, der Herr, in Davids Stadt“ (Lk
2,10.11). Und von den Weisen aus dem Osten wird berichtet: „Als sie aber den
Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude“ (Mt 2,10). Die größte
Freude des Laubhüttenfestes wird durch niemand anderen als den Messias Selbst
geformt. So wie die Weisen sich vor dem neugeborenen Messias niederbeugten (Mt
2,11), so werden bald alle Völker kommen, „um den König, den HERRN der
Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern“ (Sach 14,16).
Wo Weihnachten mit einem aufrichtigen Gewissen gefeiert wird, frei von allen
heidnischen Aspekten, glaube ich, dass der Herr diese „Schwachheit“ gern
erträgt. Das trotz der Tatsache, dass es für dieses Fest keine biblische
Grundlage gibt und es, wenn es denn Bestandsrecht hat, am „verkehrten“ Datum
gefeiert wird. Es ist nichts Verwerfliches daran, am 25. Dezember besonders an
die Geburt Christi zurückzudenken – denn das sollten wir eigentlich jeden Tag
tun – und selbst Zusammenkünfte dazu einzuberufen. Dass sich nur niemand
einbilde, dass hierfür ein Gebot Gottes besteht oder dass eine solche Feier dem
Herrn besonders wohlgefällig sei. Es ist viel, was Er zugesteht wegen der
„Schwachheit unseres Fleisches“ (vgl. Röm 6,19) – wenn wir uns nur nicht
einbilden, dass dieses Fest etwas zu tun hat mit den biblischen Festzeiten
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