Es gab eine Zeit, als hier und dort über Unterschiede, insbesondere von Nestle-Aland, Mehrheitstext und Textus-Receptus geschrieben wurde.
Diese Unterschiede beunruhigten mich lange.
Eigentlich grundlos, wie ich heute weiss, denn das neue Testament ist uns sehr präzis überliefert. Die Kritiker gehen von den schlechtesten Codizes aus, welche zwar ein hohes Alter aufweisen und dennoch gut erhalten blieben, jedoch inhaltlich fehlerhaft sind.
Im Textkritischen Apparat[1], z. B. CNTTS werden solche Codizes (Sinaiticus und Vaticanus) als Messlatte verwendet, um andere Handschriften zu beurteilen.
Dabei sind gerade diese im Apparat als sehr gut eingestuft. In diesem CNTTS werden einzelne Codizes und Frakturen einzeln aufgelistet.
Nebst diesen gibt es auch noch eine Sammlung von Handschrift, die als Mehrheitstext (MT) aufgeführt sind.
Hinter diesem Ausdruck verbergen sich eine Vielzahl von Handschriften, in Regel fast alle (90%+). Es sind über das ganze Neue Testament gesehen nicht immer die gleiche Anzahl von Handschriften vorhanden (Ev. mehr ca. 5000, Briefe ca. 600[2]). Mehr als 200 Handschriften sind jedoch überall sicher, die die gleiche Lesart aufweisen.
Sie unterscheiden sich also nicht.
Kann jetzt gesagt werden, dass die Mehrheit immer recht haben muss? Diese Frage muss fast schon als rhetorische Frage eingestuft werden.
Wer will schon mit ja antworten? Kann eine einzelne Handschrift eine Reihe von Einzelhandschriften, die gleich sind, überwiegen?
Auch hier erfühlt man die Rhetorik und die passende Antwort dazu, und so ist diese Frage mit einem Ja zu beantworten. Mit solchen Fragen wird aber kein Ergebnis erreicht! Vielmehr müssten wir uns fragen, was hinter dem Ausdruck «Mehrheitstext» oder auch «Byzantinischer Text» steht bzw. zu verstehen ist. Die einzelnen Handschriften, die je nach Bibelbuch mehr oder weniger vorhanden sind, wurden zeitlich und örtlich unabhängig geschrieben.
Es sind keine Kopien von Kopien von Kopien ... Jeder weiss was passiert, wenn ein Dokument immer wieder durch eine frühere Kopie kopiert wird. Die Qualität leidet sehr schnell. Man kann sagen, dass sich diese im Quadrat verschlechtert. Um das zu vermeiden, wird das Original sorgfältig und so lange wie möglich aufbewahrt, um spätere Kopien ab diesem Original zu machen oder eine Abschrift daran zu prüfen.
Das wird z. B. mit auch unserem Metermass, Kilomass, etc. gemacht, wenn diese in einem Institut geeicht werden. Z. B. wurde das Johannesevangelium min. bis in 6te und 7te Jahrhundert aufbewahrt und leider auch als Reliquie verehrt, deshalb wissen wir überhaupt davon. Daran kann erkannt werden, dass sehr lange vom Original abgeschrieben werden oder auch vorhandene Handschriften überprüften werden konnten. Da diese Handschriften über ein vergleichbares kleines Gebiet einzusehen waren, ist der Text in dieser Region der Handschriften einheitlich.
Nicht so die im Süden zwar ideal gelagerten Codizes, z. B. Sinaiticus, welche eine sehr grosse Differenz in der Lesart aufweisen. Das zeigt, dass diese keinen Zugang zu den Originalien hatten und zudem sprachlich dem Griechisch entfremdet waren. Wenn jemand, so wie ich, kein oder kaum Griechisch kann und ein oder zwei Verse griechischen Text abschreibt, wird zu seinem Entsetzen feststellen, dass er ganze Wörter übersprungen hat (aberratio oculi) und zwar deshalb, weil der Inhalt nicht verstanden wurde. Die Fehler, die gemacht wurden, sind nicht böswillig oder gar absichtlich einzustufen, sondern liegt daran, dass in Ägypten das Griechisch nach und nach verloren ging.
Warum spricht man vom Mehrheitstext?
Bsp. Es gibt heute zwei Arten wie 100 Kopien gemacht werden können, man stelle sich ein Kopiergerät vor:
Was ist nun der Unterschied zwischen Variante A und B?
Dass bei B 100 unabhängige Kopisten am Werk waren. Variante A, da war nur ein unabhängiger Kopist am Werk. Es ist auch klar, dass in Variante B zeitliche und örtliche Unterschiede liegen. Zwar waren bei Variante B einzelne Kopisten unabhängig am Kopieren, können aber zusammengefasst werden als unabhängige Mehrheit, da das Ergebnis auf dem Original beruht.
In Ägypten wurde Variante A verwendet, jedoch wurde von einer einzelnen Kopie kopiert und das ist der alexandrinische Archetyp. Im Gegensatz zum Beispiel, im welchen 100 Kopien gemacht wurden, gab es nur eine. Dies kann noch heute nachgewiesen werden, denn die Kopien weisen gemeinsame Fehler auf, die auf eine gemeinsam verwendete Kopie deutet. Solche Codizes sollten nicht bevorzugt werden, denn wenn ein Fehler in der zu kopierenden Kopie war, so wurde er immer wieder kopiert und dieser beibehalten.
Z. B. hat P49 den Fehler «Lichtes / Pflanze» an von ihm abhängige Folgehandschriften weitervererbt. Ein Korrigieren war kaum möglich, er verschlimmerte sich dadurch eher noch. Vielleicht wurde nachträglich «Pflanze» in «Licht» abgeändert. Es fehlte das nahe Original, an dem man dies richtig abgleichen hätte können.
Der «Byzantinischen Text»[3] oder «Mehrheitstext»[4], welcher nach Variante B gemacht wurde, gab es mehr als 100 Kopisten. Einmal vielleicht mehr 200 und bei anderen mehr als 1000 Handschriften. Es waren also eine Vielzahl von Kopisten am Werk, die noch lange Gelegenheit hatten, vom Original abzuschreiben. Sicher kam es auch vor, dass eine Kopie von der Kopie gemacht wurde. Gab es jedoch Streitigkeit bezüglich der Lesart bei Kopierfehlern, so konnte diese am Original abgeglichen werden[5]. Alle Handschriften sind so genau, dass sie wie eine Handschrift behandelt werden, obwohl diese unabhängig sind. Besser wäre es von einer unabhängigen Mehrheit zu sprechen.
Es gäbe noch mehr zu schreiben und werde es auch gerne fortsetzen. In Eph. 5:9 ist die Sache für mich eindeutig, hier ist mit «Geist» zu übersetzen und nicht «Licht». Es ist sich zu fragen, wie dieser Unterschied in Eph. 5:9 entstand. Heute ist es möglich, dass selbst in Wikipedia Papyri, wie P49[6] analysiert werden können und jeder wird dabei feststellen, wie schwierig es ist, die Handschrift zu entziffern (schmierige Handschrift). Es ist möglich, dass nicht φωτος (Lichtes) geschrieben steht, sondern φυτος (Pflanze), was wieder einen anderen Sinn ergibt.
Das würde zeigen, dass der Abschreiber nicht verstand, dass der Geist Früchte bringt. So dachte er womöglich an eine Pflanze, denn das würde sich besser auf den Kontext beziehen und weniger metaphorisch, wie das im Bezug auf «Geist» sein müsste, dass er also das Konkrete dem Abstrakten vorzog.
Eine andere Theorie wäre, dass er, gemeint ist der Kopist, im Text, welchen er zu abschreiben gedachte, verrutscht ist, denn nur eine Zeile darüber steht das gleiche Wort, das er dann anstelle von πνευματος mit φωτος abschreibt. Dies ist die wahrscheinlichste Theorie.
[1] Was ist Textkritik?
Kri|tik [auch: 'tɪk ], die; -, -en <griechisch-lateinisch-französisch>:
1. [wissenschaftliche, künstlerische] Beurteilung, Begutachtung, Bewertung.
[2] Die Zahlen sind nicht exakt, sondern dienen als Grössenordnung.
[3] Solche Byzantinische Texte gab es nicht nur in Byzanz, sondern überall, deshalb ist der Name missverständlich.
[4] Mehrheitstext, dieser ist missverständlich, wie das Beispiel mit den Kopiergeräten zeigte.
[5] Empfehlung von Tertullian (150-220), welcher an die Städte der Originalien verwies.
[6] Wikipedia Papyri 49: https://upload.wikimedia.org/wikiped...s49reverso.jpg
Diese Unterschiede beunruhigten mich lange.
Eigentlich grundlos, wie ich heute weiss, denn das neue Testament ist uns sehr präzis überliefert. Die Kritiker gehen von den schlechtesten Codizes aus, welche zwar ein hohes Alter aufweisen und dennoch gut erhalten blieben, jedoch inhaltlich fehlerhaft sind.
Im Textkritischen Apparat[1], z. B. CNTTS werden solche Codizes (Sinaiticus und Vaticanus) als Messlatte verwendet, um andere Handschriften zu beurteilen.
Dabei sind gerade diese im Apparat als sehr gut eingestuft. In diesem CNTTS werden einzelne Codizes und Frakturen einzeln aufgelistet.
Nebst diesen gibt es auch noch eine Sammlung von Handschrift, die als Mehrheitstext (MT) aufgeführt sind.
Hinter diesem Ausdruck verbergen sich eine Vielzahl von Handschriften, in Regel fast alle (90%+). Es sind über das ganze Neue Testament gesehen nicht immer die gleiche Anzahl von Handschriften vorhanden (Ev. mehr ca. 5000, Briefe ca. 600[2]). Mehr als 200 Handschriften sind jedoch überall sicher, die die gleiche Lesart aufweisen.
Sie unterscheiden sich also nicht.
Kann jetzt gesagt werden, dass die Mehrheit immer recht haben muss? Diese Frage muss fast schon als rhetorische Frage eingestuft werden.
Wer will schon mit ja antworten? Kann eine einzelne Handschrift eine Reihe von Einzelhandschriften, die gleich sind, überwiegen?
Auch hier erfühlt man die Rhetorik und die passende Antwort dazu, und so ist diese Frage mit einem Ja zu beantworten. Mit solchen Fragen wird aber kein Ergebnis erreicht! Vielmehr müssten wir uns fragen, was hinter dem Ausdruck «Mehrheitstext» oder auch «Byzantinischer Text» steht bzw. zu verstehen ist. Die einzelnen Handschriften, die je nach Bibelbuch mehr oder weniger vorhanden sind, wurden zeitlich und örtlich unabhängig geschrieben.
Es sind keine Kopien von Kopien von Kopien ... Jeder weiss was passiert, wenn ein Dokument immer wieder durch eine frühere Kopie kopiert wird. Die Qualität leidet sehr schnell. Man kann sagen, dass sich diese im Quadrat verschlechtert. Um das zu vermeiden, wird das Original sorgfältig und so lange wie möglich aufbewahrt, um spätere Kopien ab diesem Original zu machen oder eine Abschrift daran zu prüfen.
Das wird z. B. mit auch unserem Metermass, Kilomass, etc. gemacht, wenn diese in einem Institut geeicht werden. Z. B. wurde das Johannesevangelium min. bis in 6te und 7te Jahrhundert aufbewahrt und leider auch als Reliquie verehrt, deshalb wissen wir überhaupt davon. Daran kann erkannt werden, dass sehr lange vom Original abgeschrieben werden oder auch vorhandene Handschriften überprüften werden konnten. Da diese Handschriften über ein vergleichbares kleines Gebiet einzusehen waren, ist der Text in dieser Region der Handschriften einheitlich.
Nicht so die im Süden zwar ideal gelagerten Codizes, z. B. Sinaiticus, welche eine sehr grosse Differenz in der Lesart aufweisen. Das zeigt, dass diese keinen Zugang zu den Originalien hatten und zudem sprachlich dem Griechisch entfremdet waren. Wenn jemand, so wie ich, kein oder kaum Griechisch kann und ein oder zwei Verse griechischen Text abschreibt, wird zu seinem Entsetzen feststellen, dass er ganze Wörter übersprungen hat (aberratio oculi) und zwar deshalb, weil der Inhalt nicht verstanden wurde. Die Fehler, die gemacht wurden, sind nicht böswillig oder gar absichtlich einzustufen, sondern liegt daran, dass in Ägypten das Griechisch nach und nach verloren ging.
Warum spricht man vom Mehrheitstext?
Bsp. Es gibt heute zwei Arten wie 100 Kopien gemacht werden können, man stelle sich ein Kopiergerät vor:
Variante A: Ich lege mein Original auf den Kopierer und vervielfältige dieses 100-fach. Also ich gebe Anzahl Kopien 100 ein und drücke OK. Ich erhalte damit 100 Kopien.
Variante B: Ich habe 100 Kopiergeräte mit 100 Angestellten, die jeweils mein Original auf ihrem Kopiergerät auflegen und OK drücken. Da aber nicht alle gleichzeitig vom gleichen Original kopieren können, muss dieses Original an alle Kopisten einzeln weitergegeben werden, damit diese eine Kopie machen können. Ich erhalte damit 100 Kopien vom Original.
Was ist nun der Unterschied zwischen Variante A und B?
Dass bei B 100 unabhängige Kopisten am Werk waren. Variante A, da war nur ein unabhängiger Kopist am Werk. Es ist auch klar, dass in Variante B zeitliche und örtliche Unterschiede liegen. Zwar waren bei Variante B einzelne Kopisten unabhängig am Kopieren, können aber zusammengefasst werden als unabhängige Mehrheit, da das Ergebnis auf dem Original beruht.
In Ägypten wurde Variante A verwendet, jedoch wurde von einer einzelnen Kopie kopiert und das ist der alexandrinische Archetyp. Im Gegensatz zum Beispiel, im welchen 100 Kopien gemacht wurden, gab es nur eine. Dies kann noch heute nachgewiesen werden, denn die Kopien weisen gemeinsame Fehler auf, die auf eine gemeinsam verwendete Kopie deutet. Solche Codizes sollten nicht bevorzugt werden, denn wenn ein Fehler in der zu kopierenden Kopie war, so wurde er immer wieder kopiert und dieser beibehalten.
Z. B. hat P49 den Fehler «Lichtes / Pflanze» an von ihm abhängige Folgehandschriften weitervererbt. Ein Korrigieren war kaum möglich, er verschlimmerte sich dadurch eher noch. Vielleicht wurde nachträglich «Pflanze» in «Licht» abgeändert. Es fehlte das nahe Original, an dem man dies richtig abgleichen hätte können.
Der «Byzantinischen Text»[3] oder «Mehrheitstext»[4], welcher nach Variante B gemacht wurde, gab es mehr als 100 Kopisten. Einmal vielleicht mehr 200 und bei anderen mehr als 1000 Handschriften. Es waren also eine Vielzahl von Kopisten am Werk, die noch lange Gelegenheit hatten, vom Original abzuschreiben. Sicher kam es auch vor, dass eine Kopie von der Kopie gemacht wurde. Gab es jedoch Streitigkeit bezüglich der Lesart bei Kopierfehlern, so konnte diese am Original abgeglichen werden[5]. Alle Handschriften sind so genau, dass sie wie eine Handschrift behandelt werden, obwohl diese unabhängig sind. Besser wäre es von einer unabhängigen Mehrheit zu sprechen.
Es gäbe noch mehr zu schreiben und werde es auch gerne fortsetzen. In Eph. 5:9 ist die Sache für mich eindeutig, hier ist mit «Geist» zu übersetzen und nicht «Licht». Es ist sich zu fragen, wie dieser Unterschied in Eph. 5:9 entstand. Heute ist es möglich, dass selbst in Wikipedia Papyri, wie P49[6] analysiert werden können und jeder wird dabei feststellen, wie schwierig es ist, die Handschrift zu entziffern (schmierige Handschrift). Es ist möglich, dass nicht φωτος (Lichtes) geschrieben steht, sondern φυτος (Pflanze), was wieder einen anderen Sinn ergibt.
Das würde zeigen, dass der Abschreiber nicht verstand, dass der Geist Früchte bringt. So dachte er womöglich an eine Pflanze, denn das würde sich besser auf den Kontext beziehen und weniger metaphorisch, wie das im Bezug auf «Geist» sein müsste, dass er also das Konkrete dem Abstrakten vorzog.
Eine andere Theorie wäre, dass er, gemeint ist der Kopist, im Text, welchen er zu abschreiben gedachte, verrutscht ist, denn nur eine Zeile darüber steht das gleiche Wort, das er dann anstelle von πνευματος mit φωτος abschreibt. Dies ist die wahrscheinlichste Theorie.
[1] Was ist Textkritik?
Kri|tik [auch: 'tɪk ], die; -, -en <griechisch-lateinisch-französisch>:
1. [wissenschaftliche, künstlerische] Beurteilung, Begutachtung, Bewertung.
[2] Die Zahlen sind nicht exakt, sondern dienen als Grössenordnung.
[3] Solche Byzantinische Texte gab es nicht nur in Byzanz, sondern überall, deshalb ist der Name missverständlich.
[4] Mehrheitstext, dieser ist missverständlich, wie das Beispiel mit den Kopiergeräten zeigte.
[5] Empfehlung von Tertullian (150-220), welcher an die Städte der Originalien verwies.
[6] Wikipedia Papyri 49: https://upload.wikimedia.org/wikiped...s49reverso.jpg
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