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Das was IHN betraf

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  • Das was IHN betraf

    E Messenger 08.07.2019

    Guten Morgen Hans Peter ...
    ich hab eine Bitte...
    Ein junger Bruder der vor kurzem zum Glauben gekommen ist, und nun unsere Versammlung besucht, hat den Wunsch geaeussert ob wir,
    so in etwa zusammentragen koennen was der Herr Jesus den Emmausjuengern erzaehlt hat in Luc. 24,27
    . ..."indem er alles erzaehlte was IHN betraf" ...
    da er in der CH geboren ist und auch deutsch versteht (wir sind hier in sued Italien) bist du mir eingefallen.
    Vielleicht gibt es etwas was du mir empfehlen koenntest.
    Wir sind eine sehr kl.Versa. und mit diesem jungen Bruder,
    Daher meine Bitte an dich, ob du mir weiterhelfen kannst..,.
    herzlichen Dank u.GVLG Dina
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

  • #2
    AW: Das was IHN betraf

    0. H.
    "Das, was ihn betraf"
    (Lukas 24, 27)


    Einleitung



    Die Begegnung der beiden sogenannten "Emmausjünger" mit dem Herrn Jesus als dem Auferstandenen ist in mehr als einer Hinsicht von besonderer Bedeutung. Das beweist schon die ausführliche Beschreibung der Begleitumstände dieser "Offenbarung" (Mark 16,12) in Lukas 24.


    1.) Diese Begebenheit enthält eines jener "vielen sicheren Kennzeichen", durch die sich der Herr als der Auferstandene lebendig dargestellt" hat (Apg 1, 3). Hier ist es das "Brechen des Brotes" (Luk 24, 35). Wenn diese "Kennzeichen" auch in erster Linie den Bedürfnissen jener Zeit dienten, so sind es doch "Zeichen" Seiner Liebe, deren Betrachtung für unsere Herzen wertvoll ist.


    2.) Die Offenbarungen des Auferstandenen, in Verbindung mit "Kennzeichen", machten die Jünger zu Zeugen Seiner Auferstehung. Sie waren ebenfalls hauptsächlich für die damalige Zeit gedacht. Denn in dem siebenfachen Zeugnis von der leiblichen Auferstehung Christ! in 1. Korinther 15 stehen nicht diese Zeugen an erster Stelle, sondern das Zeugnis der Schriften (l. Kor 15, 4). Auch hier lenkt der Auferstande*ne das Augenmerk zuerst auf die Schriften; danach gibt Er ihnen das "Kennzeichen". Den in Jerusalem versammelten Jüngern offenbart Er sich erst in mehreren "Kennzeichen" und öffnet ihnen danach die Schriften (Luk 24, 36 49).


    3.) Diese Schriftauslegung geschah durch den Auferstandenen Selbst. Darum haben hier Seine Erklärungen über "das, was ihn betraf" einen anderen Charakter als die, die der Herr v o r Seinem Werke den Seinen gegeben hatte. Als der Sieger von Golgatha und der Erfüller alles dessen, was in den Schriften "ihn betraf", konnte Er nun die Decke von ihren Herzen wegnehmen (2. Kor 3,14.15).


    4.) Obwohl dieser Bericht in Lukas 24 so viel Raum ein 273 nimmt, werden die "Emmausjünger" in 1. Korinther 15 nicht als Zeugen der leiblichen Auferstehung Christi genannt. Der Hauptzweck dieser Offenbarung bestand wohl nicht nur dar*in, Sich als der Auferstandene zu legitimieren, sondern die Herzen der Jünger zurechtzubringen. Wer vermag das außer Ihm? Doch auch darin liegt wohl eine besondere Absicht. Auf die Worte des Kleopas antwortet der Herr: "0 ihr Unver*ständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" Der nächste Vers zeigt uns den Anlaß zu diesem Tadel. Es handelt sich um einen Irrtum, dem auch wir heute verfallen können, und dem das christliche Bekenntnis generell verfallen ist. "Und von Moses und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf" (27). Sie hatten die Schriften vornehmlich im Blick auf das gelesen, was sie selbst betraf, anstatt im Blick auf "das, was i h n betraf".


    Diese Betrachtungsweise der Schriften macht einen Teil jener Decke aus, die ihnen die Herrlichkeit des Christus, wie sie in den Schriften enthalten ist, verbarg. Wir haben das große Vorrecht, in der Haushaltung der vollen Offenbarung Gottes im Sohne zu leben. Wir besitzen das ganze Wort Gottes, und der Heilige Geist wohnt in uns. Wenn wir die Schriften nur im Blick auf das lesen, was u n s betrifft, und nicht verstehen, daß das ganze Christentum aus "Dingen" besteht, Aie den Herrn Jesus Christus betreffen" (Apg 28, 31), dann liegt etwas auf unseren Herzen, was jener Decke ähnlich ist, obwohl sie dem Grundsatz nach wegge*nommen ist (2. Kor 3, 18).


    5.) Daß der auferstandene Christus zwei Jüngern, die nicht zu den Aposteln zählen, in allen Schriften das erklärt, "was ihn betraf", unterstreicht, wie wichtig es ist, daß wir verste*hen, worum es geht bei der Frage des Herrn: "Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit einge*hen?" Sowohl für das Verständnis der Wege Gottes mit Is*rael, als auch für das Erfassen des himmlischen Charakters des Christentums ist diese Tatsache, daß der Christus lei*den "mußte", von allerhöchster Bedeutung. Apollos redete und lehrte "sorgfältig die Dinge von Jesus". Paulus verkündigte in Rom "das Reich Gottes und die Dinge, welche den Herrn Jesus Christus betreffen" (Apg 28, 31). Somit erstreckt sich Aas, was ihn betraf“ über die Hoffnung Israels hinaus auf die Dinge, "die den Herrn Jesus Christus" in Verbindung mit der Aufrichtung des Christentums betreffen. Auf beide Haushaltungen bezieht sich die Frage: "Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" Darum ist es für ein wirkliches Verständnis der Gedanken Gottes bezüglich beider Haushaltungen von aller größtem Nutzen, in allen Schriften das zu verstehen, "was ihn betraf" und betrifft.


    Wenn auch anzunehmen ist, daß sich die Erklärungen des Herrn in erster Linie auf die Hoffnung Israels bezogen, so haben wir doch gewiß alle schon bedauert, daß sie uns nicht überliefert sind. Dies war wohl die größte Schriftauslegung aller Zeiten. Es fehlt aber auch jegliche Angabe von Schrift*stellen, über die der Herr Jesus hier gesprochen hat. Das Fehlen der wörtlichen Oberlieferung Seiner Erklärungen und der Angabe der behandelten Schriftstellen legt den Ge*danken nahe, daß Aas, was ihn betraf“ auf die Hoffnung Israels und auf die Kirche Bezug hat. Wir können es uns kaum vorstellen, daß der Herr während der zweieinhalb Wegstunden von Jerusalem nach Emmaus jede einzelne Schriftstelle, die auf Seine Leiden und Seine Herrlichkeit Bezug hat, erklärt haben könnte. Er ist aber ja Der, von dem schon Hiob gesagt hat: "Wer ist ein Lehrer wie er?" (Hiob 36, 22) Derselbe ist Er auch heute noch. Hat Er uns, vielleicht während eines Dienstes in der Versammlung, nicht auch schon Licht über Schriftstellen gegeben, über die nicht un*mittelbar gesprochen wurde? Sind nicht auch unsere Herzen schon brennend geworden, wenn uns "das, was ihn betraf" (betrifft), in der Kraft des Geistes nahegebracht wurde? Das "Öffnen der Schriften" bezog sich hier auf ihre Hoffnung als Israeliten. Sie mußten jedoch lernen, daß der Christus ihrer Sünden wegen leiden und sterben mußte, wenn ihre Hoff*nung in Erfüllung gehen und wenn sie an dem Segen Abra*hams teilhaben sollten. Doch der Christus mußte nicht nur leiden und sterben, sondern auch als der Auferstandene "in Seine Herrlichkeit" eingehen, um im eigentlichen Sinn "der Christus" zu sein, der Erfüller aller dem Abraham ge*gebenen Verheißungen.


    Darum lenkt der Herr die Herzen der Jünger nicht nur auf die Sache, " w a s " Ihn betraf, sondern auch auf die Person, auf das, was in den Schriften " I h n " betraf. "Der Christus" ist der eigentliche Mittelpunkt aller Schriften. Mit welcher Spannung diese Jünger den Worten des Herrn gelauscht haben, geht daraus hervor, daß ihre Herzen bren*nend wurden. Sollte der Herr hier nicht über Seine Liebe zu Seinem armen, sündigen Volk geredet haben, die Ihn willig machte, in unbegreiflicher Gnade für ihre Sünden zu leiden? Welch gewaltigen Eindruck muß das Licht über die Frage: "Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlich*keit eingehen?" auf ihre Herzen gemacht haben! Licht über das Werk Christi erzeugt Wärme. Darum wurden ihre Her*zen brennend. Möchte das doch bei uns allen mehr der Fall sein.


    Auch in der Apostelgeschichte und in den Briefen der Apostel finden wir "von Moses und allen Propheten anfangend" solche Stellen angeführt, die Ihn betreffen, um zunächst bei dem zu bleiben, was sich auf die Hoffnung Israels bezieht. Obwohl wir nicht wissen, ob der Herr über die dort zitierten Stellen gesprochen hat, dürfen wir uns beim Nachsinnen über Aas, was ihn betraf" vielleicht an diese Stellen anleh*nen. Weder im Blick auf die Schriftstellen, noch auf die Rei*henfolge können wir den Anspruch erheben, daß es so ge*wesen ist. Ober die möglichen Erklärungen des Herrn dazu müssen wir uns in ehrfürchtiges Schweigen hüllen; wir wol*len den Geist zu unseren Herzen reden lassen.


    Es geht nun nicht an, daß wir wahllos Stellen herausgreifen, die von den Leiden des Christus und von Seiner Herrlichkeit reden. Es ist gut, dabei eine gewisse Ordnung zu beachten, wie sie sich auch in den Reden der Apostel an das Volk fin*det, wenn es sich um die Hoffnung Israels handelt, oder wenn von den ewigen Ratschlüssen dem Christentum die Rede ist. Die Belehrungen des Herrn für die beiden Jün*ger zielten zweifellos auf die Zurechtbringung ihres Ver*ständnisses über die Tatsache, daß „der Christus" leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen mußte. Darüber waren sie völlig im unklaren gewesen. In Verbindung damit kommen zwei grundlegende Fragen von höchster Bedeutung auf:


    1. Was bedeutet der Ausdruck der Christus"?
    2. Was sagt uns das Wörtchen "mußte"?



    Zur Beantwortung der ersten Frage müssen wir bedenken, daß ein Jude andere Vorstellungen über "den Christus" hatte als wir, die wir auf dem Boden des Christentums ste*hen. Darin liegt auch der Unterschied zwischen dem Dienst des Apostels Petrus und dem des Apostels Paulus, wie er in der Apostelgeschichte beschrieben ist. Die Person war die*selbe, und doch wird der Christus im Dienst des Apostels Petrus den Juden noch als ihr Messias verkündigt, und zur Aufnahme angeboten, "damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn" (Apg 3,19). Der Dienst des Apostels Paulus trug von Anfang an einen anderen Charak*ter und stand mit den ewigen Ratschlüssen Gottes in Ver*bindung, deren Mittelpunkt nicht eine Stadt auf Erden, son*dern der verherrlichte Christus im Himmel ist.
    Doch für die jüdische wie die christliche Haushaltung gilt, daß der Ausdruck „der Christus" nicht ein Name, sondern
    ein Titel ist, in dem die drei Hauptsalbungsämter und Würden des Alten Bundes zusammengefaßt sind. Chronologisch sind diese als das aaronitische Priestertum, von Samuel an als das Prophetentum, und in David als das Königtum in Er*scheinung getreten und haben von da an in der Geschichte Israels nebeneinander bestanden. "Christus" ist die griechi*sche Form des hebräischen "Messias". "Christus" bedeutet "der Gesalbte", nicht "ein Gesalbter". Der Priester war "ein Gesalbter", der Prophet war "ein Gesalbter" und der König war "ein Gesalbter". "Der Christus" aber ist "der Gesalbte".


    Neben Ihm gibt es keinen anderen (Hebr 1, 9). Dieser Titel "der Christus" gebührt dem Herrn Jesus sowohl als Mensch in Niedrigkeit, wie auch jetzt, als dem verherrlichten Menschen. Die Voraussetzung dafür, daß der Herr Jesus als Mensch „der Christus" war, ist die Wahrheit, daß Er „der Sohn Gottes isV. Dieser Gedanke ist in „den Schriften" ent*halten (Ps 2, 7; Apg 13, 33; 18, 28). Petrus hat Ihn als solchen bekannt: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16, 16). Gott, der Sohn, ist der Herr Jesus von Ewigkeit her! Als menschgewordener Sohn bezeichnet das Seine Natur; es ist darum kein Titel, auch eigentlich nicht Sein Name, sondern Seine ewige Gottheit auch als Mensch, das, was Er in Sich Selbst ist. Sein Name "Jesus" als Mensch wurde von Gott Selbst bestimmt (Mt 1, 21; Luk 2, 21). "Jesus«' ist nun nicht nur der Name Seiner Niedrig*keit, als Mensch auf Erden, sondern auch der Name des ver*herrlichten Menschen Christus Jesus im Himmel (Apg 9, 5; Phil 2, 10; Offb 22, 16). Mit dem Titel "Christus" steht auch die Wahrheit in Verbindung, daß der Herr Jesus "der Sohn des Menschen" ist (Joh 12, 34). Das besagt nichts weniger, als daß der "ewige Sohn" Mensch geworden ist und als Verherrlichter in alle Ewigkeit "Mensch" bleibt. Wenn wir schon Gott in Seiner absoluten Gottheit der Ewige, der "ich bin" nicht begreifen können, die Tatsache, daß der Herr Jesus der Sohn des Menschen Gott und Mensch in einer Person ist, ist für uns noch unbegreiflicher. Auf den Schwur des Hohenpriesters: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes", antwortet der Herr: "Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels" (Mt 26, 63 64).


    Auch diese Wahrheit ist in "den Schriften enthalten" (Ps 8, 6 7; Hebr 2, 6 9; Dan 7, 13 14). Anhand dieser Schrift*stellen wird ohne weiteres klar, daß der Titel "Sohn des Menschen" weniger die Erniedrigung des Herrn zur Knechts*gestalt in Gleichheit der Menschen, noch seine Vollkommen*heit und Reinheit als der Sündlose, der einzig wahre ,Mensch" im Sinne Gottes zum Ausdruck bringt obwohl das immer wahr bleibt sondern daß im Hinblick auf die Zukunft darin Seine göttliche Messiaswürde als verherrlich*ter Mensch eingeschlossen ist. Obwohl der Herr Jesus wäh*rend Seines Dienstes als Mensch hienieden, inmitten Seines Volkes, als der Sohn Gottes gleichzeitig "der Sohn des Men*schen", „der Christus" war, ist Er im eigentlichen Sinn erst nach Seinen Leiden und Seiner Auferstehung zum "Herrn und zum Christus gemacht" worden durch Gott (Apg 2, 36), und zwar als Mensch, weshalb Petrus die Worte hinzufügt: "diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“. Darum wird die "Christus Herrlichkeit" des Herrn Jesus im Reich, sowohl als der König und Priester, wie auch als der Prophet, öffent*lich zur Darstellung und Auswirkung kommen, während sie zur Zeit Seines Dienstes hienieden mehr verhüllt und nur dem Glauben erkennbar war. Im Prinzip ist das heute ebenso.


    Nachdem wir in ganz kurzen Zügen die Bedeutung des Titels "der Christus" umrissen haben, wollen wir nun sehen, wie der Herr Jesus während Seines Dienstes inmitten Israels als „der Christus" zu erkennen ist, und zwar als der Priester, der König und der Prophet, wie Er uns in den Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas beschrieben wird. Nach dem Johannesevangelium ist der Herr Jesus "der Christus" aufgrund der Tatsache, daß Er der Sohn Gottes ist (Joh 1, 14 34; 4, 25. 26; 7, 25 31). Die drei anderen Evangelisten beschreiben den Herrn so, wie Er sich als Mensch den Titel "der Christus" erworben hat. Daß Lukas den Herrn als Prie*ster beschreibt, ist vielleicht vielen erstaunlich. Doch die vollkommene Menschheit des Herrn Jesus, wie Lukas sie beschreibt, ist gerade die Voraussetzung dafür, daß Er "ein barmherziger und treuer Hoherpriester" werden konnte, "um die Sünden des Volkes zu sühnen" (Hebr 2, 17). Das Lukasevangelium trägt einen priesterlichen Charakter, in*dem es mit einem Priester im Tempel beginnt und mit einer lobenden und preisenden Schar im Tempel schließt. Außer*dem schied der Herr segnend von Seinen Jüngern, "und wurde hinaufgetragen in den Himmel" (Luk 24, 51 53).


    Bevor wir auf die 2. Frage, die Bedeutung des Wörtchens "mußte" in der Frage des Herrn eingehen, wollen wir ver*suchen, einige Stellen aus der Apostelgeschichte und den Briefen zu finden, die, von Moses und allen Propheten anfangend, Ihn betreffen als wahren Priester, König und Pro*pheten. Es ist wichtig zu beachten, daß 1. mit dem Dienst Christi als Priester unzertrennlich der Gedanke des Sühn*opfers verbunden ist, indem Er Priester und Opfer zugleich ist (Hebr 9, 11 12); daß 2. die prophetischen Ankündigun*gen nicht mit dem Gesetz verknüpft sind, und, außer in Bezug auf "den Propheten" (5. Mo 18, 18; Joh 1, 21), schon lange vor dem Gesetz in Melchisedek vorgebildet sind (Hebr 5, 6; 7, 1 3; 1. Mo 14; Ps 110, 4). Darum werden wir uns in der Betrachtung dessen, "was ihn betraf", mit solchen Schriftstellen beschäftigen müssen, die uns den Herrn Jesus A) als das vollkommene Opfer darstellen, das die Grundlage aller Beziehungen Gottes zum Menschen ist. B) als den Priester nach den Gedanken Gottes; C) als den verheißenen König und D) als den Propheten und Knecht Jehovas.


    Der Gedanke, daß das vollkommene Opfer Christi als die Erfüllung und Zusammenfassung der vier Hauptopfer des Alten Bundes die Grundlage aller Gnadenwege Gottes mit dem Menschen ist, ist in „den Schriften" in Vorbildern ent*halten und wird im Neuen Testament als Lehre entwickelt und im Leben des Herrn Jesus in Bildern dargestellt. Von dem ungläubigen Volk abgesehen, hatten die beiden "Em*mausjünger«' und viele andere der Seinen auch ihre Hoffnung auf den Christus, nur auf Ihn in Seinem Charakter als König, den politischen Erlöser Israels beschränkt. Die Notwendigkeit Seines Opfers und Dienstes als Priester und Prophet hatten sie ganz außer acht gelassen. Bei uns ist es oft umgekehrt. Wir schätzen Seinen Dienst als Priester und Prophet, auch Sein Opfer als Grundlage unserer Errettung vom Gericht, lassen aber leicht Seinen Charakter als Herr außer Betracht. Darum schon ist es für die Heiligen aller Zeiten notwendig, mit dem bekannt und vertraut zu sein, "was ihn betrifft". Wie schön und lehrreich ist es, im Anfang des Lukasevangeliums Gläubige zu sehen, die den Herrn Jesus nicht nur als Den erwarteten, „der Israel erlösen sollte", sondern "
    d i e a u f E r l ö s u n g warteten" (Luk 2, 38). Wir kennen den Erlöser, unseren Heiland Jesus Christus. Der Lehre nach sind wir sicher besser als jene mit der "Er*lösung" bekannt (Kol 1, 14); dem Grundsatz nach sind wir "erlöst" von dem eitlen von den Vätern überlieferten Wan*del (l. Petr 1, 18). Doch inwieweit ist es praktische Wirklich*keit in uns, daß Christus uns geworden ist "Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung"? (l. Kor 1, 30) Die Erlösung ist durch das Werk des Herrn Jesus am Kreuz auf Golgatha vollbracht, und wir besitzen sie aufgrund der Buße zu Gott und des Glaubens an den Herrn Jesus Christus. Doch wenn wir wirklich und in Wahr*heit solche sind, die auf E r 1 ö s u n g warten, im Vollsinn des Wortes wahrer Bedeutung, dann wird das unseren Wandel in sittlich moralischer Hinsicht, aber auch in Verbin*dung mit unserem Platz in der Versammlung, auf die Höhe dessen erheben, was die Gedanken der Schrift über die Be*deutung des Todes Christi für unseren Pfad auf Erden sind.


    Das, was den Herrn Jesus als „den Christus" betrifft, trägt in allen Schriften den Charakter einer Verheißung. Gott ist von Anfang an jedem Offenbarwerden des Bösen mit einer Verheißung entgegengetreten. Christus Selbst ist die größte aller Verheißungen. Er ist auch das "Ja" und das "Amen" aller Verheißungen Gottes (2. Kor 1, 20). Das "Ja" ist Er, indem Er gesagt hat: "Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun" (Hebr 10, 7; Ps 40, 7). Das "Amen" ist Chri*stus als Der, der das Zustandekommen aller Verheißungen Gottes durch Sein Werk am Kreuz auf Golgatha ewig ge*sichert hat. In Übereinstimmung mit Jesaja 65, 16 wo Gott nach der Anmerkung, der "Gott des Amen" ist nennt der Herr Jesus Sich selbst: „der Amen" (Offb 3,14).


    A) "Das, was ihn betrifft" als das Opfer



    Die erste Verheißung, mit Andeutung der Leiden und der Herrlichkeit, haben wir in 1. Mose 3, 15 in dem Schlangen*zertreter. In den Briefen wird indirekt darauf Bezug genom*men (Hebr 2,14.15; Kol 2,15). Das Opfer Abels ist in Verbin*dung mit dem dabei erwähnten Fett ein prophetischer Hin*weis auf die Wohlannehmlichkeit des Opfers Christi als Grundlage unserer Annahme bei Gott (l. Mo 4, 4; Hebr 12, 24). Die Opferung Isaaks zeigt im Charakter einer Ver*heißung, was Gott im Sinn hatte mit dem Sohn der Liebe des Vaters: Selbst den Geliebten hinzugeben, um Ihn in der Auferstehung zum wahren Erben zu setzen (Gal 3,16; 1. Mo 22, 18). Doch in mehr direkter Verbindung mit der Geschich*te Israels stehen die Opfertiere bei der Schließung des Verheißungsbundes f ü r Abraham (l. Mo 15, 9). In dem Tod der Opfertiere wird Abraham nahegebracht, daß die Erfüllung der Verheißungen den Tod des Opfers zur Vorausset*zung hat, und daß er selbst mit dem Tod in Einklang ge*bracht werden muß. Das gilt sowohl für uns heute, wenn wir die Verheißungen geistlicherweise genießen wollen, als auch für Israel in der Zukunft buchstäblich, damit sie ihre irdischen Segnungen in Besitz nehmen können. Im 2. Buch Mose kommen wir dann zum Passah, das in besonde*rer Weise mit der Religion Israels verbunden ist, und in sei*ner Geschichte eine so hervorragende Rolle gespielt hat. Wie verhängnisvoll für das ungläubige Volk, daß sie der Form nach das Passah aßen, während Christus, das wahre Passah, im Grabe lag. Er ist auch für uns das wahre Passah (l. Kor 5, 7). Mit Sehnsucht verlangte Ihn danach, das Pas*sah mit Seinen Jüngern zu essen (Luk 22, 15). Das Blut des Passahlammes war in Ägypten ihr Schutz vor dem Gericht und die Grundlage ihrer Erlösung 1.l. Petr 1, 18 21; 2. Mo 12,1 14). Obwohl kein Opfer, ist die eherne Schlange doch eine Verheißung auf Christus, als Den, der am Kreuz für uns zur Sünde gemacht wurde (2. Kor 5, 21; Joh 3,14). Das geht über die Bedeutung des im Gesetz angeordneten Sündop*fers hinaus, worin Christus das Gericht unseres persönlichen sündigen Zustandes, aus dem die Tatsünden hervor*gegangen sind, empfangen hat. Als das Schuldopfer hat Er das Gericht über unsere Sünden g e t r a g e n (l. Petr 2, 24). Doch in der ehernen Schlange haben wir ein Bild von dem Gericht der Heiligkeit Gottes über die Sünde selbst, de*ren Ursprung nicht Adam, sondern der Teufel ist. Die Lö*sung der Frage des "Guten und Bösen' , wozu der erste Adam sich unfähig erwies, ist durch den Sohn Gottes Selbst am Kreuz auf Golgatha geschehen.


    So haben wir eigentlich den ganzen Umfang der Bedeutung des Todes und des Werkes Christi schon in den außergesetzlichen Opfern vorgebildet. Die Opfer, die im Gesetz vorgeschrieben wurden, weisen natürlich alle auf das Opfer Christi in seinen verschiedenen Bedeutungen hin. Sie die*nen aber mehr zu unserer Unterweisung hinsichtlich der Größe unserer Auffassung und Wertschätzung des Werkes Christi als das ein für allemal geschehene Opfer Seines Leibes (Hebr 10, 10. 14). Das Vorbild der ehernen Schlange und auch die Darbringung der "roten jungen Kuh" (4. Mo 19; Hebr 9, 13 14) sind eine hinzugefügte Anordnung der Gnade Gottes mit Verheißungscharakter. in den Opfern, die das Gesetz vorschrieb, haben wir mehr das, "was" Ihn be*traf, in den Vorbildern außerhalb des Gesetzes aber sehen wir mehr das, was "Ihn" betraf, also die Person Selbst.


    Um „das, was ihn betraf" zu betrachten, dürfen wir nicht nur Seinen Leidensweg "hinaufgehend nach Jerusalem" in all den einzelnen Stationen vor uns haben, wie Gethsemane, die Verhöre vor dem Synedrium, Herodes und Pilatus, die Faustschläge und das Anspeien, die Geißelung und die Dornenkrone, die Kreuzigung selbst zwischen zwei Übeltätern, und aller Spott und Hohn des Volkes und seiner Führer, sondern dann stehen die Gefühle und tiefen, heiligen Emp*findungen und der Seelenschmerz unseres Heilandes im Mittelpunkt, wie sie in den Psalmen und Propheten zum Ausdruck kommen. Denn viele Zeugen der Wahrheit sind, äußerlich betrachtet, einen noch qualvolleren Tod gestorben als den der Kreuzigung; niemals aber hat ein Märtyrer in seinen Leiden um der Wahrheit willen so tiefgehende Empfindungen der Seele gehabt wie der Herr Jesus. Darüber hinaus steht Er, unser Heiland und Herr, in den Sühnungsleiden ganz allein. Und gerade auf diese Leiden bezieht sich die erste Bedeutung jenes unerbittlichen "muß" der Leiden des Christus.
    Ohne die Einzelheiten der Erklärungen des Herrn zu ken*nen, scheint es doch naheliegend, daß Er den Jüngern die*ses "muß" erklärt haben mag. Ein "Muß" setzt einen Zwang voraus. Dieser Zwang gründet sich allein auf die Liebe und Verheißungstreue Gottes des Vaters und des Sohnes. Der Segnung des Menschen durch Gottes Gnadenwillen stand die Sünde hindernd im Wege, auch im Blick auf die irdische Hoffnung Israels. Da Gott die Sünde nicht übersehen kann, mußte „der Christus" durch Seine Sühnungsleiden das be*wirken, was der Psalmist folgendermaßen ausdrückt: "Güte und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküßt" (Ps 85, 10). Diese vier Stücke sind von Ewigkeit her in der Gottheit in vollkommenster Harmonie vorhanden. Doch im Blick auf die Abschaffung der Sünde" (Hebr 9, 26) mußte die Wahrheit Gottes, Seine Heiligkeit 283 und Gerechtigkeit im Gericht über die Sünde geoffenbart und befriedigt werden. Darin erstrahlt gleichzeitig Seine Güte und Liebe zu dem Menschen in herrlichstem Glanz. Wären "Güte und Wahrheit, Gerechtigkeit und Friede" nicht, im Blick auf den Zustand des gefallenen Menschen, mitein*ander in Übereinstimmung gebracht worden, dann wäre alles Aas, was ihn betraf", mit Ehrfurcht gesagt, gegen*standslos gewesen. Doch "der Christus" war gleichzeitig das vollkommene liebliche Brandopfer, dessen Wohlgeruch zu Gott emporstieg (siehe 1. Mo 8, 21 Anm.). Nur im Vor*ausschauen auf das ein für allemal geschehene Opfer Chri*sti in dem alle Vorbilder erfüllt sind konnte Gott mit dem Menschen in Gnade handeln und Sich offenbaren. Weich ernste, erhabene Bedeutung gewinnt dadurch dieses göttliche "Muß".
    Was empfinden unsere Herzen, wenn wir singen:
    "Du, zur Sünd' gemacht, sankst in Todesnacht."


    Oder wenn wir Psalm 22 lesen: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Das war die Konsequenz des*sen, daß "der Christus" dies leiden "mußte". Die meisten Stellen, die prophetisch von den Empfindungen des Herrn Jesus vor und während Seiner Leiden reden, werden in der Leidensgeschichte nicht erwähnt. Doch dieser Ausruf, der höchste Notschrei Seiner Seele, wurde in den drei Stunden der Finsternis buchstäblich gehört und falsch gedeutet. Ob die zwei Emmausjünger diesen Ausruf auch gehört hat*ten? Wir wissen es nicht. Nun erklärt der Herr ihnen, daß gerade die Ereignisse, die über sie hinweggerollt waren, und durch die sie sich in ihrer Hoffnung getäuscht sahen, notwendig waren, wenn die Erwartung Israels in Erfüllung gehen, und wenn sie persönlich daran teilhaben sollten. Können wir nun etwas davon verstehen, daß die Herzen der Jünger in ihnen "brannten"? Laßt auch uns mehr daran denken, daß nicht eine einzige Segnung, die wir im Chri*stentum empfangen haben, uns hätte werden können, ohne daß „der Christus" dies leiden "mußte". Nicht nur unseres sündigen Zustandes und unserer sündigen Vergangenheit wegen, und nicht nur unserer Sünden nach unserer Bekeh*rung wegen, sondern auch wegen all unseres Fehlens als Gläubige, hinsichtlich unserer mangelhaften Auffassungen über den himmlischen Charakter Seiner Versammlung und was mit ihrer Darstellung in der Gegenwart verbunden ist, ist „der Christus" von einem heiligen Gott gerichtet worden. Das ist für uns in diesem "muß" eingeschlossen. Möchten auch unsere Herzen "brennen" angesichts einer solchen Liebe. "Wer könnte je ergründen die Tiefen und die Höhn, und wer Verständnis finden von dem, was dort geschehn?"


    B) "Das, was ihn betrifft" als den Priester



    Der Gedanke, "Christus, das Opfer und Priester zugleich" ist von allergrößter Bedeutung. Beide haben es unmittelbar mit der Heiligkeit Gottes im Blick auf die Sünde und deren Sühnung zu tun. Das Blut des Opfers ist das Sühnungsmit*tel (3. Mo 17,10 12; Hebr 9, 22). Die Schriften bestätigen je*doch ausdrücklich, daß das Blut von Stieren und Böcken keine Sünden hinwegnehmen kann (Hebr 10, 4). Alle die un*gezählten Opfer des Alten Bundes und die Ströme von Blut hatten ihre Bedeutung nur im Hinblick auf das vollkommene und ewig gültige, ein für allemal geschehene Opfer Christi; nur dadurch konnte Gott Gnade und Nachsicht üben. Chri*stus hat nun mit Seinem eigenen Blut eine ewige Erlösung erfunden (Hebr 9, 12). "Das Blut Jesu Christi reinigt uns von aller Sünde" (l. Joh 1, 7), "Er ist die Sühnung für unsere Sünden" (l. Joh 2, 2), "Gott hat seinen Sohn gesandt als eine Sühnung für unsere Sünden" (l. Joh 4, 10). Es ist das "Blut des Christus" (Hebr 9, 14; Eph 2, 13); wie bezeich*nend ist dieser Ausdruck! Es wird auch das "Blut Jesu" genannt (Hebr 10, 19) und "sein Blut" (Eph 1, 7; Röm 3, 23; 5, 9; Hebr 9, 12; Offb 1, 5) und "das Blut seines Kreuzes" (Kol 1, 20). Während der Hohepriester des Alten Bundes Sühnung zu tun hatte mit fremdem Blut dem der Opfer*tiere hat Christus mit "seinem eigenen Blut" Sühnung ge*tan und ist in das himmlische Heiligtum eingegangen (Hebr 9, 11 12); Er Selbst ist der Gnadenstuhl (Röm 3, 25). Insofern es sich um die Sünde und ihre Sühnung oder Abschaf*fung handelt, hat der Herr Jesus das Vorbild der Opfer und des Priesters nach der Ordnung Aarons erfüllt und eine bessere Hoffnung eingeführt (Hebr 7, 19. 22; 9, 23). *)
    *)Daß die gegenwärtige Ausübung des Priestertums nach der Ordnung Melchisedeks nach der Weise Aarons" geschieht, berührt nicht unser Thema.Doch die volle Erfüllung des aaronitischen Priestertums Im Blick auf die Irdische Segnung Israels steht mit dem sichtbaren Kommen ihres Messias in Verbindung. Dann wird Er das Priestertum nach der "Ordnung Melchise*deks" auch in dieser "Weise" ausüben.
    Die alte Ordnung war von vornherein nicht zum "bleiben" be*stimmt (2. Kor 3, 7 16), und mußte ihrer Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen "hinweggetan" werden (Hebr 7, 18*19). Gott hatte schon lange vor dem Gesetz Seine Gedan*ken über das Priestertum nach Seinem Herzen geoffenbart. Als Mensch in Niedrigkeit hätte "der Christus" nach dem Gesetz nicht einmal Priester sein können, da "unser Herr aus Juda entsprossen ist" (Hebr 7, 12 14). Da jedoch die Vollkommenheit nicht mit dem levitischen Priestertum kom*men konnte, bestand das Bedürfnis nach einem anderen Priester, und zwar nach der "Ordnung Melchisedeks" (Hebr 7,11).


    Doch „der Christus hat sich nicht selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden", sondern Gott hat Ihn dazu beru*fen. Es wird ganz unzweideutig festgestellt, daß Christus, als der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks, der Sohn Gottes ist. Denn Der, der zu Ihm gesagt hat: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt" (Ps 2, 7), hat auch zu Ihm gesagt: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks" (Ps 110, 4; Hebr 5, 5 6). Die Berufung des levitischen Priesters erfolgte aufgrund eines fleischlichen Gebotes, die Berufung des Herrn zum Priester beruht auf dem Eidschwur Gottes: "Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks" (Hebr 7, 16. 20. 21; Ps 110, 4). In Verbindung hiermit kommen wir zu der zweiten Bedeutung des "Muß" der Leiden Christi. Obwohl der Herr Jesus nach dem Gesetz nicht Priester sein konnte, sehen wir doch in Seinem Dienst priesterliche Züge. Auch davon ist schon prophetisch die Rede: "Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt" (Ps 69, 9). Wie war Er um die Heiligkeit und Reinheit des Hauses Gottes bemüht (Mt 21, 12 13; Mark 11, 15 17; Luk 19, 45 46; Joh 2, 13 22). Wer, außer dem Herrn Jesus als dem Priester, hätte stellvertretend die Sünden des Volkes vor Gott bekennen können (Ps 69, 5 7)? Als der Sohn Gottes war Ihm das Priestertum zugesprochen, doch als Mensch hat Er es sich erworben, indem Er um der Herrlichkeit Gottes willen durch den Tod gegangen ist, und Seine Heiligkeit völlig befriedigt hat. Nun hat Er es, als der Priester nach der Ordnung Melchisedeks, nicht mehr mit der Sünde zu tun. Als solcher hat Er nicht nötig, fortge*setzt Opfer darzubringen, wie der aaronitische Priester. Vor allen Dingen "nicht für sich selbst", wie Aaron (Hebr 7, 27). Er ist auch nicht durch den Tod verhindert" zu bleiben, sondern Sein Priestertum besteht "in der Kraft eines unauflöslichen Lebens" (Hebr 7, 16). Der Hebräerbrief führt eine ganze Reihe herrlichster Tatsachen an, um die Überlegenheit des Priestertums Melchisedeks über das levitische zu beweisen. Zunächst ist der Herr Jesus in Sich Selbst dem levitischen Priester überlegen. Er ist als Mensch "heilig, un*schuldig, unbefleckt" (Hebr 7, 26). Er war in Wahrheit der Abgesonderte unter Seinen Brüdern (l. Mo 49, 26).


    In der ganzen Reihe der aaronitischen Priester gibt es keinen, der in wahrhaft priesterlicher Gesinnung den Armen und Schwachen in Israel gedient hat wie "der Christus" als Mensch in Niedrigkeit. Es gibt keinen, der dieserhalb so an*gefeindet worden ist wie Er. Obwohl der Herr dem Fleische nach nicht aus der priesterlichen Familie war, so hat doch keiner neben Ihm sein Anrecht auf das Hohepriestertum nach Gottes Gedanken erwiesen. Vor allem war keiner da, der den gerechten Anforderungen der Heiligkeit Gottes als Opfer für die Sünde hätte entsprechen können. Wenn nun das aaronitische Priestertum wegen seiner Unvollkommenheit und Nutzlosigkeit abgeschafft und das melchisedeksche Priestertum eingeführt werden sollte, dann "mußte" der Christus leiden, um durch Seine Auferstehung und Him*melfahrt Der zu werden, "der abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden" mit Seinem eigenen Blut in das himmlische Heiligtum, in den Himmel selbst ein*gegangen ist (Hebr 7, 26; 9, 12. 24). Auf den Herrn Jesus wird das Wort des Psalmisten bezogen:" Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt" (Ps 2, 7; Hebr 7, 5; Apg 13, 33).


    Außer dem Zeugnis der Evangelien: "Dieser ist mein gelieb*ter Sohn" (Mt 3, 17; Mark 1, 11; Luk 3, 22), hat Gott Jesum als "Sohn Gottes" bestätigt, indem Er Ihn aus den Toten auferweckt hat (Apg 5, 30. 32; 2, 22 36; 13, 30 37). Er ist es, auf den sich die Stellen der Psalmen beziehen, den Gott als Seinen Sohn anerkennt, den Er aus den Toten auferweckt, und dem Er, gemäß Seiner Unumschränktheit, geschworen hat: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchi*sedeks" (Hebr 5, 6; Ps 110, 4). Auch darum "mußte" der Christus leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen, damit Gottes Verheißungen erfüllt würden und Seine Ratschlüsse zustande kämen. Doch in einem noch anderen Sinn "mußte" der Christus leiden, um der wahre Priester zu sein. So, wie die ganze Ordnung nach dem ersten Menschen, dem ersten Adam, der Sünde wegen hinweggetan werden mußte, um durch die Ordnung nach dem zweiten Menschen und letzten Adam, "Christus" ersetzt zu werden, und wie das "Natürli*che" dem "Geistigen" weichen wird (l. Kor 15, 46), so war es unumgänglich notwendig, daß in den gottesdienstlichen Einrichtungen der Obergang vom "Stofflichen" zum "Himm*lischen" vollzogen wurde. Die ganze im Alten Testament geoffenbarte Ordnung Gottes bedurfte der Auferstehung. Die tatsächliche Erfüllung all dieser Vorbilder hängt von der Auferstehung ab, sowohl für die Einführung der irdischen Segnungen Israels, als auch und das in ganz besonderer Weise für die Einführung des Christentums. Darum "muß*te" „der Christus" dies leiden und in Seine Herrlichkeit ein*gehen. Die völlige Unwissenheit über diese Tatsache hat den ganzen Verfall des Christentums verursacht; sie ruft bis heute viele ernste Schwierigkeiten in der Versammlung her*vor.


    C) "Das, was ihn betraf" als den König



    Chronologisch ist in der Geschichte Israels das Königtum nach dem Prophetentum in Erscheinung getreten. Da es jedoch im Reiche mit dem Priestertum Melchisedeks ver*knüpft und ebenfalls in Melchisedek vorgebildet ist, dürfen wir wohl zunächst darüber nachsinnen, welche Verbindung zwischen den Leiden des Christus und Seinem Königtum im Charakter Melchisedeks besteht. Wir haben schon erwähnt, daß selbst der gläubige Oberrest zur Zeit Jesu "den Christus" vornehmlich in Seinem Charakter als König er*wartete und weniger daran gedacht hatte, daß "der Chri*stus leiden und in seine Herrlichkeit eingehen mußte", um ihre Hoffnungen zur Erfüllung zu bringen.


    Wahrscheinlich bezieht sich tatsächlich die Mehrzahl der "messianischen Weissagungen" auf Christus als den König. Ihre Zahl wird mit 456 angegeben (Abraham Meister). Das ist die sogenannte Schrift oder Wortprophetie, im Unter*schied zu den Personen, die "Vorbilder" besser Abbilder von Christus, dem wahren König sind. Ihre Zahl ist weit geringer. Sie stellen aber das dar, was "Ihn" betraf, wäh*rend die Juden die Schriften nur erforschten im Blick auf das, "was" Ihn betraf. "Ihn" hatten sie nicht darin gefunden. Das lag nun nicht an "den Schriften" (Joh 5, 39 40), sondern daran, daß sie den Sinn der ganzen alttestamentlichen Offenbarungen nicht begriffen hatten. Die Notwendigkeit der Erlösung von der Sünde und Schuld fehlte in ihren Vorstellungen über das Reich. Folglich war in ihren Auffassungen über ihren Messias als Priester und Opfer kein Raum. Das prophetische Amt des Messias war ebenfalls verdunkelt, da sie keine Liebe zur Wahrheit besaßen (Joh 8, 31 32. 40. 45 47). Ihrem größten Propheten, den sie am meisten verehrten, Moses und seinen Schriften, glaubten sie nicht (Joh 5, 46 47). Darum konnten sie das Wesen des König*tums Christi nicht erfassen. Einen politischen König zur Be*freiung vom Joch der Römer hätten sie akzeptiert. Doch Sei*ne Gedanken über das Königtum waren ganz anderer Na*tur. Was hat nun der Mensch im christlichen Zeugnis aus den Gedanken Gottes über „den Christus" gemacht? Sind in der Christenheit nicht die gleichen Mängel und noch schlimmere in der Lehre aufgekommen, wie sie sich im Judentum zur Zeit Jesu und in den Tagen der Apostel vor*fanden?


    Die beiden "Emmausjünger" waren nun nicht, wie die ungläubigen Juden "Halsstarrige und Unbeschnittene an Herz und Ohren" (Apg 7, 51). Wohl tadelt der Herr sie, daß sie "Unverständige und trägen Herzens" waren. Sie hatten wahrhaft an den Herrn Jesus als ihren Messias geglaubt.


    Und doch hatten auch sie nicht verstanden, daß „der Christus" dies leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen "muß*te", wenn Er im Sinne der Schriften "der König" sein sollte. Wir sprechen heute nicht von dem Herrn Jesus als unserem "König"; wohl aber als unserem "Herrn Jesus Christus", wodurch Seine Autorität noch stärker betont wird. Gott ge*genüber sind wir "eine heilige Nation", der Welt gegenüber ein "königliches Priestertum" (1. Petr 2, 9). Wenn wir das Wesen des Christentums, das Wesen dessen, was Gott gegenwärtig in der Versammlung dargestellt und aus*gewirkt sehen möchte, verstehen wollen, dann bedürfen auch wir der Belehrung des Heiligen Geistes "von Moses und allen Propheten anfangend", in allen Schriften über das, was ihn betraf" (betrifft), in Verbindung mit der Tat*sache, daß "der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen mußte". Das Christentum ist auf die Leiden, den Tod und die Auferstehung Christi gegründet; hier hat nichts auch nicht das Geringste von dem, was wir unse*rer Natur nach sind, eine Daseinsberechtigung, nichts da*von kann von Nutzen sein. Sind wir in dieser Hinsicht nicht auch oft "Unverständige und trägen Herzens"? Der Herr möchte von uns nicht nur als das "Opfer" und der "Prie*ster", sondern auch als unser "Herr", auch in der Versamm*lung gekannt sein.


    Die Schriftstellen, die von Gott oder dem Herrn Jesus als "König" reden, sind zahlreich und von recht verschiedenem Charakter. Sie beziehen sich zum Teil auf Gottes Regierung innerhalb der Menschheitsgeschichte. Gottes Segensgedanken für den Menschen kommen darin zum Ausdruck, wie sie unter der Herrschaft Christi dem wahren Melchisedek im Reich öffentlich entfaltet werden. So ist Gott „der König der Zeitalter", der "unverwesliche, unsichtbare, alleinige Gott" (l. Tim 1, 17). Der "selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und der Herr der Herren" (l. Tim 6, 15 16). Gott ist "der große König über die ganze Erde" (Ps 47, 2) und "König des Himmels" (Dan 4, 37). Die messianischen Weissagungen beziehen sich auf den Samen Davids (2. Sam 7, 4 16; 1. Chron 17, 3 14). Als solcher ist Christus der wahre "König David" (Jer 30, 9), Er ist der "Mann nach dem Herzen Gottes" (l. Sam 13, 14). Ihm ge*bührt der Titel "König der Herrlichkeit" (Ps 24, 7 10). Doch Gottes Gedanken, die Er mit dem Königtum des Messias hatte, waren ganz andere als die des Volkes. Gott wollte in der Person Christi König über Sein wiederhergestelltes Volk sein, nachdem sie Ihn, in ihrem Begehren nach einem König nach der Weise der Nationen, als König verworfen hatten (l. Sam 8, 7). Doch Gott hatte nicht nur prophetisch von dem König nach Seinem Herzen geredet, Er hatte auch von Dessen Verwerfung durch das Volk, "den Leiden und den Herrlichkeiten danach", zuvor geredet (l. Petr 1, 11; Apg 28, 26 27; Joh 12, 37 41; Mt 13,13 17). Gott hat lange vor dem Gesetz und dem Königtum Davids Seine Gedanken über das wahre Königtum in der Person Melchisedeks vorgebildet und auch in prophetischen Aussprüchen geoffen*bart (l. Mo 14, 17 20; Hebr 7, 2 3; 1. Mo 49, 8 12; 4. Mo 24, 17 19). Der Segen Abrahams ist an die Erfüllung jener Vorbilder und Verheißungen in der Person Christi geknüpft (l. Mo 12, 3; 22, 16 18; Hebr 6, 13 18; Gal 3, 15 17). Sie ist dem Volke Israel von David an immer wieder in dem "Sohne Davids" erneuert und zugesichert worden. Sohn Davids war „der Christus" dem Fleische nach. In Wirklich*keit war Er der König, den Gott Sich "gesalbt auf Zion, mei*nem heiligen Berge", und zu dem Er gesagt hat: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt" (Ps 2, 6 7). Die*ses Geheimnis, daß „der Christus" gleichzeitig der Sohn Gottes und der Sohn Abrahams und Davids ist, zu erfassen, war nur dem Glauben vorbehalten, und ist es auch heute. Daß Jesus aus dem Samen Davids war, bezeugen die bei*den Geschlechtsregister in Matthäus 1 und Lukas 3. Joseph und Maria sind beide aus dem Geschlecht Davids. Matthäus gibt den Stammbaum Josephs über Salomo, und Lukas den der Maria über Nathan auf David. Auch der Geburtsort des ,.Sohnes Davids" ist in der Prophetie enthalten (Micha 5, 1; Luk 2, 11). Gott hat allerdings diese tatsächlichen Erfüllun*gen absichtlich "verhüllt", indem der Wohnort Jesu nicht in Judäa, sondern in Galiläa war (Joh 7, 52).


    Petrus nimmt in seinen Reden in der Apostelgeschichte (Kap. 2. 3. 4. 5) Bezug auf Davids Weissagungen, um dem Volk zu beweisen, daß
    1.) dieser Jesus der verheißene "Sohn Davids", und
    2.) daß dieser Jesus der Sohn Gottes ist, weil Gott Ihn aus den Toten auferweckt hat (Apg 2, 24. 32 35).

    Petrus erklärt zunächst das Pfingstereignis die Ausgießung des Heiligen Geistes als eine Teilerfüllung der Prophezeiung des Propheten Joel (2, 28 32), und redet in einer ganz bestimmten Weise von Jesus, dem Nazaräer: "von Gott an euch erwiesen durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen.... diesen, übergeben nach dem be*stimmten Ratschluß und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht". Im Folgenden beweist Petrus, daß die ange*führten Schriftstellen sich nicht auf David selbst beziehen konnten, sondern auf den ihm verheißenen Sohn, den Gott auferweckt hat, und der somit von Gott als "Sohn Gottes" anerkannt ist. Darin haben wir einen weiteren Grund, wes*halb "der Christus" leiden "mußte": um nämlich vor dem Volk und aller Welt als „der Christus, der Sohn des leben*digen Gottes" erwiesen zu werden, indem Gott Ihn aus den Toten auferweckte. Im wesentlichen aber besteht das "Muß" der Leiden Christ! als König darin, daß das Königtum Je*hovas, die Herrschaft Gottes, als eine Verheißung Gottes, im Gegensatz zur Herrschaft der Sünde aufzufassen ist. Darum ist das Königtum Melchisedeks, als erstes Abbild Christi als König, die markanteste Offenbarung der Gedan*ken Gottes über Herrschaft nach Seinem Wohlgefallen, Er war König der Gerechtigkeit und König des Friedens (Hebr 2, 7). Wenn diese Herrschaft eingeführt werden sollte, dann "mußte" die Feindschaft des Teufels gegen alles Göttliche zu deren Ausübung er sich des Menschen nach der Ord*nung Adams bediente durch den zweiten Menschen, Je*sus Christus, den Sohn Gottes besiegt, und Satan selbst überwunden werden. Diese Feindschaft ist in der Verwer*fung des Herrn Jesus seitens des Volkes in ihrer ganzen sa*tanischen Bosheit offenbar geworden und brachte Ihm all die schrecklichen Leiden bis zum Tode am Kreuze ein. im Sinn unserer Betrachtung liegt der höchste Befähigungs*nachweis des Herrn Jesus, der König nach Gottes Gedan*ken zu sein, darin, daß Er fortgesetzt "Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehaßt" hat (Hebr 1, 8 9; Ps 45, 6 7), und dem bis zum Tode treu und gehorsam geblieben ist
    Auch hier müssen wir festhalten, daß Er als "Gott der Sohn" Anspruch auf den Thron und das Königtum hatte, daß Er es Sich aber auch als Mensch erworben hat. Also "mußte" auch darum „der Christus" leiden. Und in einem noch ande*ren Sinn ist dieses "Muß" zu verstehen.


    Petrus hatte den Herrn Jesus bekannt als "Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16, 16). Derselbe Petrus aber sagt auch: "daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat" (Apg 2, 36). *)
    *) In Matthäus 16, 16 handelt es sich um eine Offenbarung, die sich auf die ewigen Ratschlüsse Gottes bezieht, wonach Christus der Felsengrund der Kirche ist. Das zweite Bekenntnis des Petrus (Apg 2, 36) geht nicht soweit. Es bezieht sich auf die Hoffnung Israels, und besagt, daß Gott den Men*schen Jesus von Nazareth, den Sohn Davids, sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, den Gott auferweckt hat, der auch zum Himmel 293 aufgefahren Ist.

    Das geschah in der Auferweckung und Himmelfahrt Christi. Das ist das Eingehen in "seine Herrlichkeit", um im eigentlichen Sinn die Herrschaft Gottes anzutreten (Hebr 1, 8; Ps 45, 6; Hebr 1, 13; Ps 110, 1). All die herrlichen prophetischen Hinweise auf die Würde Christi als König konnten nicht im "Fleisch und Blut* Zustand" gebührend in Erscheinung treten; dazu bedurfte es Seiner Auferstehung und Verherrlichung zur Rechten Gottes (als Same Abrahams Luk 3, 34; Gal 3, 16 17). Chri*stus, der Sohn Davids, sagt von Sich, daß Er zugleich Davids "Herr" ist (Mt 22, 41 45; Ps 110, 1). Vor allem Seine Namen: ,.Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst" (Jes 9, 6) erforderten das Eingehen in Seine Herrlichkeit, obwohl sie Ihm auch in Seiner Erniedrigung gebührten. Der Titel "Sohn des Menschen" steht mit Seinem Königtum in engster Verbindung (Ps 8, 4 7; Hebr 2, 6 9). Als der "Sohn des Menschen" wird Christus nicht nur König sein im Reich, sondern auch Mensch bleiben bis in alle Ewigkeit (l. Kor 15, 28). Vielleicht empfinden wir die Armseligkeit menschlicher Worte über dieses erhabene Thema und wünschen sicher um so mehr, Ohrenzeugen der Erklärungen des Herrn Jesus in Lukas 24 gewesen zu sein.


    Während Seines Dienstes als Mensch inmitten Israels wer*den hauptsächlich zwei Königsbezeichnungen auf den Herrn Jesus angewandt: "König Israels" und "König der Juden". Nathanael, ein "wahrhaftiger Israelit“, nennt Ihn: ,.Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels" (Joh 1, 49). Die Ältesten unter dem Kreuz sagen spottend: "Er ist Israels König". Die Magier fragen: "Wo ist der König der Juden"? (Mt 2, 2) Auch Pilatus nennt Ihn "König der Juden". Seine Beschuldigungsschrift, die Pilatus auf das Kreuz setzte, war in hebräisch, griechisch und lateinisch geschrieben, und lautete: "Jesus Nazaräus Rex Judeorum", Jesus von Nazareth, der König der Juden (Joh 19, 17 22). Trotz der Einwendungen der Hohenpriester hielt Pilatus an diesem Text fest. Diese Beschuldigungsschrift ist im wahr*sten Sinne des Wortes nicht die des Herrn Jesus, sondern die der Juden. Sie wird in der Zukunft in furchtbarer Weise gegen sie zeugen.


    Mit Ausnahme des Einzugs in Jerusalem hat der Herr Jesus sich nie öffentlich als König gezeigt (Mt 21, 1 11; Ps 118, 26). Doch Gabriel hatte Ihn als König angekündigt (Luk 1, 32 33), und die Engel hatten den Hirten Seine Geburt als König verkündet (Luk 2, 10 14). Vor allem erwies der Herr Sich als König in Seinen Zeichen und Wundern (Luk 7, 18*23; Mt 11, 3; Joh 5, 14 15). Vor Pilatus bekennt der Herr Selbst Sein Königtum und dessen Charakter als ein Reich, das nicht von dieser Weit ist (Joh 18, 36 37). Damit ist ein*deutig bewiesen, daß der Herr Jesus Sein Reich als "Theo*kratie" (Herrschaft Gottes) verstanden haben möchte. Er ver*bindet Sein Königtum unmißverständlich mit dem Zeugnis der Wahrheit. "Der Christus" hat auf Seinem ganzen Weg hienieden „der Wahrheit" Zeugnis gegeben. Er Selbst ist Aie Wahrheit" (Joh 14, 6). Um der Wahrheit Gottes willen "mußte" der Christus leiden. Um „der Wahrheit" zur Herr*schaft zu verhelfen im Gegensatz zur Herrschaft der Lüge (durch die Sünde) und des Teufels "mußte" Er in Seine Herrlichkeit eingehen. Kennen wir heute die Antwort auf die Pilatusfrage: "Was ist Wahrheit"? Nicht eine Sache "Was", sondern eine lebendige Person: "Er", der "Chri*stus" ist die Wahrheit; Er ist darum allein fähig und würdig, "König der Gerechtigkeit und König des Friedens" zu sein.


    D) "Das, was ihn betraf" als den Propheten



    Wenn auch die "Christus Herrlichkeit" des Herrn Jesus als Priester und König in Seiner Niedrigkeit verhüllt und nur dem Glauben erkennbar war, so übte Er Sein "Propheten*amt" ganz unverhüllt und offenbar aus. Es fehlt hier der Raum, um alle Merkmale des "Prophetendienstes" allge*mein zu erörtern. Im theokratischen Sinn der Herrschaft Gottes über Sein Volk wurde das Prophetentum nach dem Versagen des Priestertums in Eli durch Samuel eingeführt. Auch während des Königtums waren die Propheten das eigentliche Band zwischen Jehova und Seinem Volk als ein Ausdruck der Gnade Gottes. In der Errichtung des Kö*nigtums haben wir einen Hinweis auf die Entfaltung der Macht Jehovas, um Seine Absichten der Gnade durchzuführen. Der Dienst des Herrn Jesus als "der Prophet" ist die letzte und höchste Gnadenerweisung Gottes Seinem ab*trünnigen Volk gegenüber. Durch die Verwerfung und Er*mordung ihres Messias machten sie das Maß ihrer Schuld voll (Mt 21, 33 46; Mark 12, 1 12). Darum wird alles ge*rechte Blut, das auf der Erde vergossen wurde, von dem Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut Zacharias, den Juden als Schuld angerechnet werden.


    Um den Dienst Christi als "der Prophet" recht zu verstehen, ist es nötig, das Wesen des Prophetendienstes kurz zu betrachten. Ein Prophet ist nicht nur ein "Vorhersager", son*dern auch ein "Hervorsager". Sein Dienst bezieht sich auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er spricht im un*mittelbaren Auftrag Gottes unter der Einwirkung des Heili*gen Geistes. Gott hat oft die Propheten durch Wunder und Zeichen als Seine Knechte bestätigt. Ihre Berufung zum Dienst war nicht an Geburtsfolge oder Zugehörigkeit zu einem besonderen Stamm geknüpft, obwohl einige Prophe*ten Leviten oder priesterlicher Herkunft waren. Ihre Bot*schaften wurden meist mit den Worten eingeleitet: "So spricht der Herr"! Der Geist, der in ihnen war, war der Geist Christi (l. Petr 1, 11). In diesem Sinn war es Christus Selbst, der in allen Propheten geredet hat (l. Petr 3, 18 20). Das*selbe gilt auch für die Propheten des Neuen Testamentes (Eph 2, 13 17). "Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne" (Hebr 1, 1). Jehova Selbst hat also in allen Propheten von alters her geredet. Am Ende der Tage hat Er "im Sohn" ge*redet. Wer anders als „der Sohn Gottes", der von Jehova als Sohn anerkannt ist, dessen Gottheit auf das Bestimm*teste festgestellt ist (Hebr 1) und der als Mensch "Gott ge*offenbart im Fleische" ist, hätte in Wahrheit der Prophet sein können? Wenn auch alle Propheten in unmittelbarem Auftrag Gottes geredet haben: "So spricht der Herr" Christus konnte sagen: "Ich aber sage euch"! Und: "Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen ha*ben" (Joh 3, 11). Und: "Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe" (Joh 8, 38). Aller Prophetendienst, von Abel angefangen denn er redet heute noch (Hebr 11, 4) ist im eigentlichen Sinn der Dienst Christi als "der Prophet" und ist zusammengefaßt und zur Vollendung gebracht in der Sendung des Sohnes Gottes.


    In Verbindung mit unserem Thema: "das, was ihn betraf" als „der Christus", war der Herr Jesus der Einzige, der die Gedanken Gottes über den Dienst des Propheten, Königs und Priesters in Wahrheit kannte. Die Jünger meinten, daß Er "der einzige ~~ sei, der nicht wußte, was in Jerusalem geschehen war. Er war aber wahrhaftig der "Einzige", der es wirklich wußte und erklären konnte. Der Herr Jesus war es auch, der Seine Jünger durch die Herabsendung des Hei*ligen Geistes befähigte, vor dem Volke Zeugnis abzulegen von dem, "was ihn betraf". Moses hatte schon von Christus als dem Propheten geredet: "Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken" (5. Mo 18, 18 19; Apg 3, 22 24; 7, 37). Das "erwecken" bezieht sich auf den öffentlichen Dienst des Herrn Jesus. Doch in Seiner Person Selbst war Er nicht nur allen "Vorbildern" wie Noah, Abraham, Mose und Josua überlegen, sondern Er war in allen Phasen Seines Lebens auf Erden in Sich Selbst Pro*phetie, die Kundmachung des Vaters und die Offenbarung Gottes. Während Seines öffentlichen Wirkens haben wir Sein Zeugnis für die Wahrheit als Wortprophetie; denn Er lehrte sie, wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten (Mark 1, 22; Mt 7, 29). Darum richtete sich die Feindschaft des ungläubigen Volkes und seiner Führer gegen den Herrn Jesus, und zwar hauptsächlich gegen Seinen Dienst als „der Prophet". Sie verwarfen Ihn als König und bedurften Seiner nicht als Opfer und Priester; ihre Feindschaft entzündete sich jedoch in erster Linie an Sei*nem Zeugnis gegen sie als Prophet. Obwohl gemäß der Weisheit Gottes dies alles dazu diente, um „den Christus" durch Seine Leiden, durch Seinen Tod, Seine Auferweckung, sowie Seine Himmelfahrt im eigentlichen Sinn "zum Herrn und zum Christus" zu machen, war es doch nötig, im Blick auf die Niedergeschlagenheit der Jünger, ihnen "von Moses und allen Propheten anfangend in allen Schriften" das zu erklären, "was ihn betraf".


    In seiner ersten Rede, am Pfingsttag in Jerusalem, stellt Petrus dem Volk den Herrn Jesus mehr als König dar (Apg 2, 24 36). In der Säulenhalle Salomons (Apg 3, 11) spricht Petrus von Jesus als dem Knecht Gottes und nimmt Bezug auf Seinen Dienst als "der Prophet" (Apg 3, 12 26). Vor dem Synedrium bezeugt Petrus den Herrn Jesus in Seiner Eigenschaft als Priester und als Opfer für die Sünden (Apg 5,30 32).


    Die äußerst bemerkenswerte Rede des Apostels Paulus in der Synagoge zu Antiochien in Pisidien ist ein hervorragen*des Beispiel apostolischer Verkündigung der "gegenwärti*gen Wahrheit" (2. Petr 1, 12) und der "wahren Gnade Got*tes" (l. Petr 5, 12). Der Apostel der Nationen beweist in sei*nen Ausführungen (Apg 13, 16 41) den Juden in der Dia*spora die Übereinstimmung zwischen den Verheißungen Gottes an Israel und dem, was im Evangelium, gemäß der veränderten Haushaltung, in Verbindung mit den ewigen Ratschlüssen Gottes auch den Nationen verkündigt wird (Apg 13, 42 52). Im Gegensatz zu Stephanus, der seine Re*de in Jerusalem vor dem Synedrium hält und die Geschich*te Israels vom Standpunkt der Verantwortlichkeit aus ent*wickelt und das Volk des Mordes an ihrem Messias anklagt, behandelt Paulus die Geschichte Israels vom Standpunkt der Gnade und der Verheißungen Gottes aus.


    Paulus nimmt hier Bezug auf den Dienst des Propheten, des Königs und des Priesters. Mit besonderem Nachdruck besteht er auf der Wahrheit, daß Jesus der Sohn Gottes ist (32 37). Mit Samuel begann das eigentliche Prophetentum (20). Im Königtum Davids haben wir ein Bild des Königtums Christi. Doch David war zugleich auch Prophet (Apg 2, 30). Daß Gott "aus dessen Samen" (23) als Erretter Jesum ge*bracht hat, ist darum nicht nur eine Anspielung auf Christus als König, sondern auch eine solche auf Ihn als den Pro*pheten, da im gleichen Satz von Johannes, dem Vorläufer Christi, als dem Propheten die Rede ist. Der Dienst Davids (36) weist außerdem auch priesterliche Züge auf: 1.) Er brachte die Lade Gottes ordnungsgemäß an ihren Platz (2. Sam 6,12 19; 1. Chron 15, 1 16,6). David trug bei dieser Gelegenheit ein leinenes Ephod und segnete das Volk im Namen Jehovas. 2.) Er zeigte Eifer für das Haus Jehovas und sammelte die Materialien für dessen Bau (l. Chron 21, 21 22, 19; 28, 1 29, 22). Die Verkündigung der "guten Bot*schaft" (Apg 13, 32) oder der "großen Errettung" (Hebr 2, 3) hat durch den Herrn" ihren Anfang empfangen und wurde durch den Apostel fortgesetzt.


    Darum finden wir in diesem Kapitel "das, was ihn betraf" (betrifft), nämlich den Herrn Jesus als König und Prophet (23 37) und auch als den Priester (38 39), denn der Prie*ster hat es mit Sündenvergebung und Rechtfertigung zu tun, was allerdings im Gesetz nur vorgeschattet war. Wie bewundernswert ist die Gnade Gottes, die hier noch bemüht ist, einen Oberrest aus Israel zu erretten und der Versamm*lung hinzuzufügen.


    Stephanus gibt nicht nur einen umfassenden Bericht über Israels Geschichte, sondern er beweist mit seinen Darstel*lungen, daß ihre ganze Geschichte ein einziger Widerstreit gegen den Heiligen Geist war, indem sie die töteten, die die "Ankunft des Gerechten zuvor verkündigten" (Apg 7, 52). Wenn auch die meisten Schriftstellen, in denen der Messias verheißen wird, sich auf Ihn als König beziehen, so reden andererseits die meisten Stellen, die sich auf die Leiden des Christus beziehen, von Ihm als dem Propheten, dem "Knecht Jehovas". Es sind ihrer so viele, daß wir uns hier auf das beschränken wollen, was Stephanus in seiner An*klage dem Volk vorstellt.


    Der Herr Jesus wurde offiziell dem Volk als "der Prophet" angekündigt (Joh 1, 19 34; Mark 1, 7 8; Luk 3,15 16). An*schließend an die Taufe wird Er öffentlich von Gott als Sohn anerkannt: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe" (Mt 3, 17; Mark 1, 11; Luk 3, 22). Johannes bezeugt vor dem Volk: "Ich habe gesehen und habe bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist" (Joh 1, 32 34). Der Herr Jesus Selbst nimmt an mehreren Stellen Bezug auf die Schriften, um Seine Person und Seinen Dienst zu legitimieren (Luk 4, 16 24; Joh 4, 25 26; 9, 18. 37). Er wurde auch nach mehreren Stellen als Prophet erkannt (Joh 6,14; 3, 1 2; 7, 40; Mt 21, 46). Wie nun die Propheten trotz des Versagens des Priester und Königtums das Bin*deglied zwischen Jehova und Seinem Volk waren, so war es „der Christus" in vollkommener Weise. Darum richtete sich die Feindschaft des Volkes und seiner Führer gegen Ihn als den "Knecht Jehovas", wie gegen alle Seine Vor*gänger. Auch die Leiden des Knechtes Jehovas sind in den Schriften prophetisch beschrieben (Jes 49, 4 6; 50, 4 6; 52,13 53,12). Dazu kommen die vielen Psalmen, die in die*ser Hinsicht von den Leiden Christi reden. Vor allem wird aus Jesaja 53 deutlich, daß die Leiden den Herrn Jesus als den Knecht Jehovas, den Propheten trafen. Das größte, ge*waltigste Prophetenwort sind Seine Worte: "Es ist voll*bracht"! *) Wenn wir nun kurz die Ausführungen des Stephanus betrachten, so werden wir finden, daß die Leiden Josephs und die Verwerfung der Sendung Moses etwas sind, "was ihn betraf".
    *) Die Wahrheit, daß der Herr Jesus "das Lamm Gottes" ist, wird hierdurch nicht abgeschwächt. Doch damit steht nicht unmittelbar der Gedanke der Feindschaft von seiten des Menschen in Verbindung, obwohl sie das Mittel war, wodurch der Herr Jesus zu leiden hatte. Doch als das Lamm Gottes . eigentlichen Sinn ging Er freiwillig, "sein Kreuz tragend", hinaus nach Golgatha.


    In der Sendung Josephs haben wir ein Bild von der Sen*dung des Herrn Jesus durch die Liebe des Vaters; er sollte nach dem Wohlergehen der Brüder sehen. Joseph war der geliebte Sohn des Vaters (l. Mo 37, 2 4). Stephanus er*wähnt den Neid der Brüder Josephs (l. Mo 37, 4. 5. 11). Ihr Neid und Haß trieb sie, Joseph nach Ägypten zu verkaufen, wo er um seiner Treue willen, und weil Gott mit ihm war, durch den Pharao erhöht und zum Verwalter Ägyptens ge*macht wurde. Daß Joseph unter der grausamen Behandlung durch seine Brüder Seelenangst ausstand und daß er sie angefleht hat, lesen wir in 1. Mose 42, 21. Genauso findet es sich auf dem Weg des Herrn Jesus. Er war gesandt durch die Liebe Gottes zu Seinem Volk (Mark 12, 1 12). Gott hatte Ihn öffentlich ausgezeichnet: "Du bist mein geliebter Sohn"! Um Seiner Gerechtigkeit und Seines Zeugnisses willen wur*de Er gehaßt. Die Obersten des Volkes waren neidisch auf Ihn; selbst Pilatus wußte das (Mt 27, 17). Wie Joseph um 20 Silbersekel verkauft wurde, so wurde der Herr Jesus um 30 Silberlinge verraten (Sach 11, 12 13). Joseph wurde nicht buchstäblich getötet, der Herr Jesus aber hatte die Feindschaft Seiner "Brüder“ bis zum Tode am Kreuz zu er*dulden (Apg 7, 52; 3,13 15; 5, 30; 13, 28).


    Joseph war insofern "ein Prophet", als Gott ihm gemäß Sei*ner Unumschränktheit Offenbarungen gegeben hatte (l. Mo 37, 5 11). Er wurde um der Gerechtigkeit und seines Zeug*nisses willen gehaßt, wie das bei dem Herrn Jesus auch ge*funden wird. Viele Stellen in den Psalmen bringen die Emp*findungen Christ! darüber zum Ausdruck (Ps 109, 3 4; 69, 4 8; 55, 12 14). Der Haß der Brüder Josephs ging so weit, daß sie ihn zu töten suchten. Auch das mußte der Herr Jesus buchstäblich durchkosten; und zwar unschuldig (Luk 23, 22; Mt 27, 4; Apg 3, 13 15; 13, 28; Ps 7,1 4; 35, 11 12; 38, 20; 41, 9; 59, 1 4; 69, 7. 9). Die Seelenangst Josephs hat der Herr Jesus in unendlich höherem Maß durchlitten, bevor Er nach Golgatha ging (Hebr 5, 7; Mt 26, 39; Mark 14, 36; Luk 22, 42.44; 12, 50; Ps 102, 1 3. 24; Jes 50, 7; Luk 9, 51); Jo*seph hatte einen Fürsprecher (Ruben), der Herr Jesus aber nicht (l. Mo 37, 22; Ps 88, 8. 18; Ps 69, 20; Sach 13, 7; Mt 26, 31. 56). Joseph in der Grube zeigt uns im Vorbild die Lei*den des Herrn am Kreuz, abgesehen von den drei Stunden der Finsternis (l. Mo 37, 24; Ps 69, 1 4. 14 21; 88, 4 7; 109,3; 42, 7; Jes 50, 6). Von den eigentlichen Sühnungslei*den gibt es kein Vorbild. Darin steht "der Christus" allein und einzig da. Von diesen Leiden, in denen Er, "der Sünde nicht kannte", zur Sünde gemacht wurde (2. Kor 5, 21), re*det Psalm 22 eine deutliche und herzergreifende Sprache.


    Der Sohn des Menschen gleich der ehernen Schlange erhöht und von Gott verlassen (4. Mo 21, 8 9; Joh 3, 14) wurde der Sünde wegen von dem heiligen Gott gerichtet. Doch Stephanus und auch Petrus und Paulus reden in ihren Ansprachen an das Volk nicht über diese Leiden. Trotzdem möchte man glauben, daß der Herr diesen Jüngern gegen*über in Seinen Erklärungen Psalm 22 nicht ausgelassen hat.


    Stephanus verweilt lange bei der Sendung Moses an das Volk in Ägypten (Apg 7, 20 40), worin wir den amtlichen Charakter der Sendung Christi als Prophet für Israel vorge*bildet sehen. Moses Sendung bezieht sich ausschließlicher auf Israel als die des Joseph, der später in Ägypten erhöht und der "Retter der Welt" oder der "Erhalter des Lebens" wurde. (Darin haben wir ein Bild von der gegenwärtigen Er*höhung Christi unter den Nationen. Wenn heute ein Israelit gesegnet werden will, kann es nur unter der Form der Herr*schaft Christi geschehen, die diese jetzt angenommen hat. Er muß nach Gosen, dem besten Teil des Landes kommen, ein Bild von dem Platz der Kirche). Der amtliche Charakter der Sendung Moses besteht darin, daß er als Prophet Mitt*ler des Alten Bundes" war.


    Das "Kindlein" Moses war "ausnehmend schön" (Apg 7, 29; 2. Mo 2, 2). Der Herr Jesus war unendlich schöner. Er war in Wahrheit "schön für Gott" (Apg 7, 20 Anm.). Von Ihm heißt es: "Das Heilige, das geboren werden wird, wird Sohn Got*tes genannt werden" (Luk 1, 35), und "Du bist schöner als die Menschensöhne" (Ps 45, 2). Wie Mose der Feindschaft Pharaos, so wurde der Herr Jesus als "Kindlein" der Feind*schaft des Herodes entzogen (2. Mo 2, 2; Mt 2, 13 15). Gott bewahrte Moses für Seine Zwecke.


    Stephanus bringt das erste Ausgehen Moses, um nach Sei*nen Brüdern zu sehen (Apg 7, 23), mit dem Auftrag Gottes in Verbindung, den er eigentlich erst am Dornbusch empfing (Apg 7, 34 35). Darin kommt die Liebe Moses zu seinen Brüdern in lieblicher Weise zur Darstellung, wie sie in voll*kommener, göttlicher Weise im Herzen Christ! lebte (Ps 109,4; Mt 23, 37). Moses hatte den Dornbuschcharakter Israels kennengelernt und war entflohen (Apg 7, 29). Der Herr Jesus konnte nicht entfliehen (Ps 55, 6. 7), obwohl Er den Charakter des Volkes besser kannte als Moses und genau wußte, was Ihm begegnen würde (Luk 9, 31. 44. 51; 18, 31*34; 22, 34; Mark 10, 32 34). Der amtliche Charakter der Sen*dung Moses wird auch durch die Erscheinung eines Engels in der "Wüste des Berges Sinai, in einer Feuerflamme eines Dornbusches" unterstrichen (Apg 7, 30). Hierin haben wir den Beweis, daß die Erfüllung der Verheißungen an die Erz*väter nur unter vollster Aufrechterhaltung der Heiligkeit Gottes zustandekommen konnte. Wir wissen, daß der En*gel, der Moses erschien, kein anderer war als der Herr Je*sus Selbst. Wenn das "Wohlgefallen dessen, der im Dorn*busch wohnte", auf Ihn als den wahren Joseph kommen sollte (5. Mo 33, 16), dann mußte Er als der wahre Moses die ganze Widerspenstigkeit des Dornbusches Israel gegen Sei*ne Sendung als "der Prophet" über Sich ergehen lassen (Apg 7, 37; 5. Mo 18,15.18). Wenn die Verheißungen Gottes (Apg 7, 32 34) erfüllt werden sollten, dann "mußte" die Hei*ligkeit Gottes wovon die Feuerflamme des Dornbusches ein Bild ist im Gericht über die Sünde befriedigt werden. (Die Feuerflamme ist in anderer Hinsicht auch ein Bild von den Gerichtswegen, die Gott Seinem Volk auferlegen muß, um sie in ihre Segnungen einzuführen). Doch in der Rede des Stephanus wird sie nicht so dargestellt. Wie Moses den Ungehorsam der Väter erlebte, und sie ihn von sich stießen (Apg 7, 39), so hat das Volk Christus, seinen wahren Moses, von sich gestoßen. Wie sie mit allen Propheten ge*tan, und die getötet haben, die die "Ankunft des Gerechten zuvor verkündigten", so haben sie mit "dem Christus", dem wahren Propheten, getan. Sie waren Seine "Verräter und Mörder" geworden (Apg 7, 51 53). Sie machten das Maß ihrer Sünde dadurch voll, indem sie in Stephanus, dem Zeugen der Wahrheit, das Zeugnis des Heiligen Geistes verwarfen, und ihrem "außer Landes" gegangenen König eine Gesandtschaft nachsandten: "Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche" (Luk 19, 14).


    Der Herr Jesus, „der Christus", war der einzig vollkomme*ne Prophet und Knecht Jehovas (Jes 42, 1 4 und Mt 12, 18; Jes 49, 1 3; 50, 2 9; 52, 7. 13; 61, 1 2a). Und doch mußte Er im Blick auf Seinen Dienst sagen: "Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft ver*zehrt" (Jes 49, 4). "Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm Jehovas offenbar geworden?" (Jes 53, 1; Joh 12, 37 41). Vier Stellen in der Apostelgeschichte reden von dem Herrn Jesus als dem Knecht Gottes (Apg 3, 13. 26; 4, 27. 30). Es ist Petrus, der in Kapitel 3 zweimal diese Bezeichnung gebraucht, in Kapitel 4 war er wohl zuge*gen. Petrus war es ja, der kein Verständnis für die Notwen*digkeit der Leiden Christi hatte (Mt 16, 21 23; Mark 8, 31 33), wie auch alle übrigen Jünger. In bezug auf diese Schwierigkeit: "Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" konnte der Herr Jesus nun auch hinsichtlich Seines Dienstes als "der Prophet" die Her*zen der Jünger zurechtbringen.


    Daß es für die Jünger eine große Schwierigkeit war, zu verstehen, daß „der Christus" auferstehen "mußte" (Joh 20, 9), um Seinen Prophetendienst "im Geiste" fortzuführen und zur Vollendung zu bringen, das wußte der Herr. Darum be*schäftigte Er Sich auch mit Seinen Jüngern in so gnädiger weise. Für die Gegenwart ist das Thema Seines Dienstes: die vollbrachte Erlösung (Apg 13, 38 40), Frieden (Eph 2, 17) und Licht (Apg 26, 23). Doch auch im kommenden Reich Christi auf Erden wird der Herr Jesus neben Seinem Amt als Priester König "der Prophet" sein. Nicht buchstäblich als Mensch auf Erden, wie in den Tagen Seiner Erniedri*gung, sondern vom Himmel aus, indem Er durch die Schrif*ten und die Kraft des Geistes den Menschen, die im Reich geboren sind, verkündigt wird, um sie zur Bekehrung zu bringen. In der Weise, wie Christus von jeher vor dem Gesetz, während der Zeit des Gesetzes, und in der Gegen*wart der Geist allen Prophetendienstes war und ist, so wird Er es auch im Reiche sein. Die Gläubigen im Reiche werden durch den prophetischen Dienst ein Verständnis erlangen über "das, was ihn betraf", und über die Frage:
    ,Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlich*keit eingehen?"


    Der eigentliche Zweck allen prophetischen Dienstes in der ganzen Offenbarungsgeschichte ist: "Denn es hat Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe" (l. Petr 3, 18). Menschen zu Gott zu führen, ist ausschließlich das Ergebnis des Werkes und Dienstes Christi als "der Pro*phet"! Der Herr Selbst ist es, der "herzuruft" (Apg 2, 39) und "hinzutut" (Apg 2, 47). Er ist "der Anfänger und Vollen*der des Glaubens" (Hebr 12, 2). Ohne "den Christus" wäre auf dieser Erde nie etwas für Gott zustandegekommen. " ...es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und alle Dinge mit sich zu versöhnen indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes" (Kol 1, 19 20). Wie es das Wohlgefallen der ganzen Fülle w a r, in Ihm zu wohnen, so "wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" auch in dem verherrlichten Christus. So, wie "der Christus" in Seiner Auferstehung nicht zum Fleisch*und Blut Zustand zurückkehrte wie andere vor Ihm sondern in der "Geist Leiblichkeit" auferstand, so besteht auch Sein Dienst von nun an "im Geiste". Wenn auch die Grundlage von allem das Opfer Christi am Kreuz ist, wo*durch die Frage des "Guten und Bösen" gelöst und Gott verherrlicht worden ist, so wäre uns das nicht zugute ge*kommen, wenn „der Christus" nicht zugleich auch mit Ehrfurcht gesagt Seinen Dienst als Prophet von der Herr*lichkeit aus fortsetzen würde.


    So haben wir auch in Verbindung damit ein unabdingbares "Muß" für die Leiden Christi und Sein Eingehen in Seine Herrlichkeit. Wenn der Herr Jesus Selbst sagte: "Wie sollten denn die Schriften erfüllt werden, daß es also geschehen muß?" (Mt 26, 54), dann bedeutet das nicht nur, daß Er lei*den mußte, um eben die Schriften zu erfüllen, sondern daß in Seinen Leiden alle Leiden Seiner Zeugen zusammenge*nommen "erfüllt" worden sind. Abgesehen von Seinen Süh*nungsleiden waren die Leiden Josephs und Moses natür*lich auch aller anderen Propheten Vorbilder der "Leiden des Christus" (l. Petr 4, 13), wie Moses auch der "Schmach des Christus" teilhaftig war (Hebr 11, 26). Diese "Schmach des Christus" ist das Ergebnis der Feindschaft Satans gegen alles, was von Gott ist. Satan ist der Fürst und der Gott die*ser Welt (Luk 4, 5 8; Joh 12, 31; 14, 30; 16, 31; 2. Kor 4, 4). Weit mehr als in der politischen Welt hat sich die Feindschaft des Teufels gegen Gott und Sein Zeugnis in der Reli*giosität des Menschen ausgewirkt. Von Abel an haben alle Zeugen der Wahrheit die gleiche Feindschaft erfahren wie der Herr Jesus. Die Feindschaft Satans gegen Gott kommt in Judas 11 treffend zum Ausdruck* "Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Ba*laams überliefert, und in dem Widerspruch Korahs sind sie umgekommen". Das vollständige Verderben und die Bos*heit des Menschen sind in seiner ganzen Geschichte immer wieder zum Vorschein gekommen. Ihr höchster Gipfel ist die Ermordung Christi, wovon Abels Tod als Märtyrer das erste Vorbild ist. Doch von Christus als dem leidenden "Knecht Jehovas" sind wohl die Leiden des Propheten Je*remias das deutlichste Bild. Nicht nur das sittlich moralische Verderben des Menschen, sondern hauptsächlich das religiöse Verderben und gerade der Juden, die so hoch be*günstigt waren (Röm 9, 4 5) war der Anlaß zur Ermor*dung Jesu, des vollkommenen Zeugen der Wahrheit (Joh 18, 37b).


    Doch bei all der Feindschaft Satans gegen die Wahrheit und ihre Zeugen hat Gott Sich eine Linie des Glaubens aufrecht*erhalten. Und wenn auch Christus "abgeschnitten wurde aus dem Lande der Lebendigen" (Jes 53, 8), so hat Er doch ,.seine Tage verlängert" (Jes 53, 10) und "das Wohlgefallen Jehovas wird in seiner Hand gedeihen". Darum konnte Ste*phanus zu Beginn seiner Rede jene alles menschliche Fas*sungsvermögen übersteigende Tatsache vorstellen, daß Gott Sich allen Offenbarungen des zunehmenden Verder*bens gegenüber als "der Gott der Herrlichkeit" dem Abra*ham geoffenbart hat (Apg 7, 2). Der Gottesname "Gott der Herrlichkeit" ist die Summe aller Vorzüge, die in Gott vor*handen sind und in denen Er jetzt in Christus vollkommen geoffenbart ist.


    Anfang und Ziel der Wege Gottes in der Erlösung ist Herr*lichkeit. Darum muß notwendigerweise auch die "Mitte" Seiner Wege Herrlichkeit sein. Diese Mitte ist das Kreuz von Golgatha, an dem die Feindschaft, die Gott zwischen der Schlange und dem Weibe, "zwischen deinem Samen und ihrem Samen" setzte (l. Mo 3, 15), zum höchsten Tri*umph des Herrn Jesus führte. Nur im Hinblick auf diese Tat*sache konnte Gott gleichsam als "Vorgriff" dem Abraham als "Gott der Herrlichkeit" erscheinen. Eine Offenbarung als "Gott der Herrlichkeit" konnte nur unter voller Aufrechter*haltung Seiner Heiligkeit geschehen, wie sie am Kreuz auf Golgatha völlig geoffenbart und ewig befriedigt worden ist. Unter Heiligkeit verstehen wir Gottes Abscheu vor der Sünde mit allen ihren negativen Folgen, wiewohl Gott von Ewig*keit her der Heilige ist, auch abgesehen von der Sünde. Herrlichkeit besteht, vom Standpunkt des Geschöpfes ge*sehen, darin, daß Gott Licht und Liebe ist; daraus fließen alle übrigen Eigenschaften Gottes hervor. Doch unser Ver*ständnis und unser Fassungsvermögen für die Wesenheiten Gottes sind relativ. In der Absolutheit ihres Bestehens in Gott sind sie für uns ewig unergründlich (l. Tim 6,15).


    Weil aber durch den Fall des Menschen des ersten Adam die Sünde und der Tod in die Schöpfung eingedrungen sind wogegen Gott "der Heilige" und "Leben" ist dar*um mußte durch einen Menschen Sünde und Tod wieder abgeschafft werden (Röm 5, 12 21; 1. Kor 15, 20 28. 54*57; Hebr 9, 26). "Der Same des Weibes" ist der Mensch Christus Jesus, der zweite Mensch, „der vom Himmel ist'«, der letzte Adam". Die Gedanken Gottes über wahres Men*schentum kamen in dem ersten Adam, der vom Staube ist, nur unvollkommen und gleichnishaft zur Darstellung. Er hat vollständig versagt. Christus, der menschgewordene ewige Sohn, ist der Abdruck des Wesens Gottes und der Abglanz Seiner Herrlichkeit. Er ist das "Bild des unsichtbaren Got*tes" (Kol 1, 15). Er ist "Gott geoffenbart im Fleische". In Ihm, in Seiner Person und in Seinem Dienst ist jene Feind*schaft, die Gott zwischen dem Samen der Schlange und dem Samen des Weibes gesetzt hat, in ihrer ganzen für uns unermeßlichen Tiefe offenbar geworden. Im Prinzip ist gegen den Dienst aller Zeugen Gottes im Alten Testa*ment dieselbe Feindschaft wirksam gewesen, und diese Feindschaft wird andauern, solange Satan noch nicht ge*bunden oder für ewig im Feuersee ist.


    Die Feindschaft zielte immer dahin, die Linie des Glaubens abzuschneiden, und so das Kommen des "Weibessamens" zu verhindern. Gott aber hatte von Anfang Seiner Wege an Christus vor Sich, den zweiten Menschen, den Menschen vom Himmel, den Menschen Christus Jesus (l. Tim 2, 5), Den Er Seinen Geliebten nennt, an dem Seine Seele Wohl*gefallen gefunden hat (Jes 42, 1 4). Dieser kam aber erst in der Fülle der Zeit" (Gal 4, 4), "geboren von einem Wei*be, geboren unter Gesetz". Der Ausdruck "Fülle der Zeit" ist auch in anderer Hinsicht wichtig. In Verbindung mit un*serem Thema liegt darin ein Hinweis darauf, daß einmal die Erprobung des Menschen unter Verantwortung nach der Ordnung Adams, des ersten Menschen, abgeschlossen war, und in Verbindung mit Israels Geschichte der Beweis er*bracht ist, daß auf dem Boden des Gesetzes der Segen Abrahams nicht erlangt werden konnte (Gal 4). Zum ande*ren weist der Ausdruck "Fülle der Zeit" darauf hin, daß die "Feindschaft" ihren Höhepunkt erreicht hat. Das ist in der Geschichte des Menschen allgemein, und in Israels Ge*schichte im besonderen völlig erwiesen. Christus war wohl wirklich Mensch, von einer Frau geboren. Aber Er ist der zweite Mensch, der letzte Adam, und als solcher ein le*bendigmachender Geist" (l. Kor 15, 45). Das ist wahr von Ihm als dem Menschen in Niedrigkeit, wurde aber dadurch öffentlich ans Licht gebracht, daß Er durch den Tod gegan*gen und "aus" den Toten auferweckt worden ist (l. Kor 15, 20; 2. Tim 1, 10). Da Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können, auch die Verwesung nicht die Unverwes*lichkeit ererbt (l. Kor 15, 50), so "mußte" also der Christus leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen, damit Gottes Vorsätze zustande kommen konnten. Daß Gott Seine Ziele trotz aller Feindschaft und allen Widerstandes Satans er*reicht hat, gründet sich einzig und allein auf das Werk Chri*sti am Kreuz auf Golgatha. Die Betrachtung dieses Werkes sollte uns zur Anbetung leiten; denn Gott ist durch das Kreuz Christi den Ausdruck der höchsten Schmach weit mehr verherrlicht worden, als Er durch das Aufkommen der Sün*de verunehrt worden ist, wenn man das in aller Ehrfurcht sagen darf.


    Die Durchführung der ewigen Ratschlüsse Gottes sowie die Erfüllung der Verheißungen Abrahams im Reich auf dieser 307 alten Erde hat die Abschaffung der Sünde zur Vorausset*zung. Christus ist der Mittelpunkt von allem, während die Erlösung des Menschen obwohl innig damit verbunden erst an zweiter Stelle kommt. Jene Jünger hatten die Erlö*sung Israels zum Mittelpunkt ihrer Hoffnung gemacht, an*statt an die Herrlichkeit des Christus" zu denken. Genauso ist heute leider oft unser Teil in Christus und unsere Seg*nungen in Ihm so wichtig und wertvoll sie unseren Herzen sind der Hauptgegenstand unserer Betrachtungen und der Mittelpunkt unserer Auffassungen über den Zweck und die Bedeutung des Opfers Christi. Die Erlösung ist wohl das Mittel zur Durchführung der Ratschlüsse Gottes, doch das eigentliche Zentrum von allem ist Christus, Seine Herrlich*keit, und die Verherrlichung Gottes durch Ihn (Eph 1; Kol 1; Hebr 1).


    Durch diese Feststellung wird uns nichts genommen; im Ge*genteil, sie läßt unsere eigene Unwürdigkeit erst recht ans Licht kommen und macht uns die Liebe und das Erbarmen Gottes des Vaters weit größer, als wenn wir nur uns und unsere Segnung im Blickfeld haben.
    "Und wenn wir nach dieser Zeit dort mit Dir verherrlicht stehen, wird doch jeder in uns sehen, Herr, nur Deine Herrlichkeit!" Christus ist nicht nur insofern der Mittelpunkt aller Rat*schlüsse Gottes, als in Ihm und durch Ihn alle Heilsgedan*ken im "ewigen Zustand" zur Vollendung gebracht werden, Er ist auch der einzige Mittelpunkt von allem, was Gott im Christentum, Seinem gegenwärtigen Zeugnis auf Erden, aufgerichtet hat. Darum ist es von größter Bedeutung, "die Schriften" nicht nur im Blick auf das zu lesen, "was uns be*trifft", sondern vornehmlich im Blick auf Aas, was ihn be*trifft". Es ist sicher sehr wichtig, in den Schriften zu erken*nen, w a s " Ihn betrifft, das Vortrefflichere aber ist das, was 1 h n " betrifft. Das erste könnte unter Umständen nur unseren Intellekt beschäftigen, das zweite ist aus*schließlich für unsere Herzen und bewahrt uns vor Speku*lationen.


    Hinsichtlich der Darstellung der Gedanken Gottes über Seine Versammlung, sowohl in den örtlichen Versammlun*gen, als auch in ihrer Gesamtheit, sollten wir zutiefst von dem Bewußtsein durchdrungen sein, daß auch darin Chri*stus der alleinige Mittelpunkt ist. Es ist ein unergründliches Erbarmen und eine unfaßbare Gnade von seiten Gottes, daß Er den Erlösten als Menschen, die auf dieser Erde le*ben, jetzt schon einen Platz in Seiner Versammlung gege*ben hat, doch der Mittelpunkt bleibt Christus. Gott hat so*gar Menschen einen Dienst in Seiner Versammlung anver*traut, doch der Mittelpunkt bleibt Christus. Gott hat Seine Versammlung das Haus Gottes auf Erden zum Pfeiler und zur Grundfeste der Wahrheit gesetzt; sie ist Ihm ver*antwortlich, doch die Mitte davon ist Christus, Gott geoffen*bart im Fleische (l. Tim 3,14 16).


    Was die praktische Darstellung der Wahrheit in der Ver*sammlung am meisten behindert und verdunkelt hat, ist nicht das Böse in sittlich moralischer Hinsicht gewesen so beschämend für uns und entehrend für den Namen des Herrn dies ist , sondern sind immer zunächst die niedri*gen und ungeistlichen Auffassungen über den eigentlichen Charakter der Versammlung gewesen: Sie hat die Aufgabe, die Wahrheit Gottes hier darzustellen. Alles, was nicht Chri*stus ist was mit der Herrlichkeit Seiner Person unverein*bar ist ist nicht Wahrheit. Nicht die Versammlung ist die Wahrheit, sondern Christus. Wenn wir jedoch in Aufrichtig*keit unserer Herzen Christus Selbst zum Mittelpunkt unse*rer Wertschätzung alles dessen haben, was mit dem Platz in Seiner Versammlung verbunden ist, dann werden wir bei allem Begehren, an der praktischen Darstellung der Wahrheit tätigen Anteil zu nehmen nach dem Maße des Glaubens, das Gott zugeteilt hat (Röm 12, 3) nur e i n e n Wunsch haben, nämlich daß nichts aufkommt, was nicht Christus ist, sondern daß in allem der Name unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht werde" (2. Thess 1, 12).


    In diesen letzten Tagen kommen mancherlei Dinge auf, die vom Standpunkt der Wahrheit aus betrachtet Hinzu*fügungen zum Dienst darstellen, die wohl vielleicht den Charakter der "Zweckmäßigkeit" tragen, aber irgendwoher entlehnt sind, wo nicht Christus der alleinige Mittelpunkt ist. Israel begehrte einst einen König, wie alle Nationen um sie her einen König hatten. Wenn Einrichtungen, wie sie in der Christenheit um uns her gang und gäbe sind sie mö*gen sich dort als "nützlich" erwiesen haben nur ihrer Zweckmäßigkeit wegen dem "Weg der Absonderung" hin*zugefügt werden sollen, dann stehen wir in der ernstesten Gefahr, Christus als alleinigen Mittelpunkt aufzugeben.


    Ach, wie sehr hat „der Christus" in den Tagen Seines Flei*sches als der "Knecht Jehovas" um all der Oberflächlich*keit des Volkes gelitten, dessen Führer unter dem Deckmantel der Frömmigkeit ihr "Hinzugefügtes" höher achte*ten als die Schriften selbst! Durch Schwachheit und Versa*gen ist sicher die Darstellung der Wahrheit verdunkelt. Durch eigenwillig "Hinzugefügtes" wird sie nicht nur nicht verbessert, sondern vollständig verhindert. Auch im Chri*stentum ist Christus der Geist allen wahren Prophetendien*stes hinsichtlich der Darstellung der Wahrheit. Wie konnte Christus einen Anteil haben in der Einführung von Lehren, Einrichtungen und Diensten, die nicht Gegenstand der Lehre der Apostel sind, und darum nicht Christus zum Mit*telpunkt haben. Möchte der Herr Jesus Christus uns ein tiefes Verständnis über die Tragweite Seiner Leiden schen*ken und bewahren, damit wir, wie Paulus, "Vernunftschlüs*se zerstören.... und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus" (2. Kor 10, 5).


    Zum Schluß noch ein Wort über die Wirkung der Erklärungen des Herrn auf die Herzen der beiden Emmausjünger. Ihr Weg führte sie von Jerusalem hinweg. Sie waren "Un*verständige und trägen Herzens". Doch gingen sie nicht aus Eigenwillen nach Emmaus, sondern aus Niedergeschlagen*heit. Das können wir gut verstehen, und der Herr Selbst ver*stand es noch besser. Er Selbst nahte und ging mit ihnen. So geht der treue Herr auch heute noch den Seinen nach, wenn Traurigkeit uns auf einen "Weg nach Emmaus" leiten will. Auf einem Weg des Eigenwillens muß der Herr uns entgegentreten". Das ist ein großer Unterschied. Als ob er die Wirkung Seiner Worte abwarten wolle, stellt der Herr Sich, als wollte Er weitergehen. Dann kommt die entscheidende Bitte der Jünger: "Bleibe bei uns, denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt1 (Luk 24, 29) Wenn wir bei allen unseren Absichten und Vorhaben besonders mit Bezug auf Seine Versammlung aufrichtig bitten können: "Bleibe bei uns", dann wird Er mit uns "hineingehen", um bei uns zu bleiben. In Seiner heiligen Gegenwart werden wir dann Ihn erkennen. Das "Erkennen" machte einen tiefen Eindruck auf die Herzen der beiden Jünger. Ihre Füße wurden danach in Bewegung gesetzt, um obwohl es vorher zu spät war, um weiterzugehen nach Jerusalem zurückzukehren. Der Herr hatte den Jüngern nicht nur erklärt, daß "der Christus" leiden und in Seine Herrlichkeit eingehen mußte, Er hatte Sich den Jüngern Selbst geoffenbart als Der, der ihretwegen im Tode war. Und das ist es, was uns allein recht leiten kann; wir sollten beständig unter dem Eindruck bleiben, daß „der Christus" unseretwegen leiden "mußte". In Verbindung mit unserem Thema bedeutet das, daß im Tode Christi "das Ende alles Fleisches" vor Gott gekommen ist (l. Mo 6,13). Um in Über*einstimmung mit den Gedanken des Herrn über die gegen*wärtige Zeitverwaltung das Christentum zu sein, wird die Liebe unserer Herzen zu dem Herrn Jesus uns zum Be*weggrund, den Tod unseres Fleisches fortgesetzt zu ver*wirklichen (Gal 5, 24), im Blick auf uns persönlich und alles, was Seine Versammlung betrifft. Möge es dem Herrn auch bei uns gelingen, unsere Herzen "brennend" zu machen für Ihn, um unsere Füße "mitten auf den Steigen des Rechts" (Spr 8, 20) zu leiten.


    Doch nicht nur in seiner Gesamtheit besteht das Christentum aus "Dingen, die den Herrn Jesus Christus betreffen", sondern auch unser persönlicher Glaube hat die Wahrheit zum Gegenstand, daß Jesus der Christus ist" (l. Joh 5, 1). Dieser Glaube ist die Bestätigung dafür, "aus Gott gebo*ren" zu sein und steht mit dem Glauben in Verbindung, "daß Jesus der Sohn Gottes ist" (l. Joh 5, 5) und: "dies ist der Sieg, der die Weit überwunden hat: unser Glaube" (l. Joh 5, 4). Im Blick auf diesen Charakter unseres Glau*bens gewinnt "das, was ihn betraf" (betrifft) und die Tat*sache, daß "der Christus" leiden "mußte" und in "Seine Herrlichkeit" eingehen "mußte", besonders große Bedeutung. Wenn die Ordnung des Christentums aufgerichtet und uns ein Platz darin gegeben werden sollte, dann "mußte" der Christus dies leiden. Es ist unmöglich, den Wert der Lei*den des Christus zu Überschätzen. Doch der Herr Jesus verbindet in Seiner Frage an die beiden Jünger Seine Leiden mit dem Eingehen in Seine Herrlichkeit. Seine Leiden, Sein Tod und Sein Eingehen in Seine Herrlichkeit sind in Verbindung mit dem Herabkommen des Heiligen Geistes die Mitte, das Herz des Christentums. Sie geben der Dar*stellung echten Christentums ihr Gepräge. Die Beachtung dieser Wahrheit ist im Blick auf die besonderen Gefahren dieser letzten Tage eine der wichtigsten Notwendigkeiten. "Suchet, was droben ist, wo der Christus ist" und "sinnet auf das, was droben ist" (Kol 1, 2. 3). Da wir gestorben sind, und unser Leben verborgen ist "mit dem Christus in Gott", sollten wir uns hüten, irgend etwas Raum zu geben, was den »Elementen der Welt (Kol 2, 20) gleicht, sei es in äußeren religiösen Einrichtungen oder im Dienst. Nichts, was irgend den Charakter irdischer Herrlichkeit trägt, vor allem Demonstrationen persönlicher Frömmigkeit (Mt 6, 1*18), sind vereinbar mit den Leiden, dem Tod und dem Eingehen des Christus in Seine Herrlichkeit. Ihm allein gebüh*ren alle Ehre und Herrlichkeit in Seiner Versammlung, wie auch alle Rechte; denn alles, ohne Ausnahme, alles im Christentum sind Dinge, "die den Herrn Jesus Christus be*treffen". Gegenwärtig haben wir das Vorrecht, Seine Ver*werfung seitens der Welt auch der religiösen Welt mit Ihm zu teilen und keine Anerkennung zu suchen in Dingen, die Seinen Tod erforderten. So etwas kann auch in unserem Verhalten "im Hause Gottes" gefunden werden (l. Tim 3, 15). Gegenwärtig ist nicht die Zeit, Ehre und Anerkennung zu finden (2. Kön 5, 26), doch: "Wenn der Christus, un*ser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit" (Kol 3, 4). Wel*che Gnade! Weich herrliche Erwartung! (Offb 3, 8 9)
    "Dann wirst Du, Herr, vereinen um Dich die gläubige Schar, und wirst mit ihr erscheinen verherrlicht, wunderbar."
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

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