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Warum in Eph 5,30 der längere Text (Byz) inspiriert ist und nicht die Auslassung (Nestle-Aland)

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    Warum in Eph 5,30 der längere Text (Byz) inspiriert ist und nicht die Auslassung (Nestle-Aland)

    Vor 14 Stunden

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    Hallo Frank,

    >Peter, wäre dies eine Stelle, wo NA vorzuziehen ist?
    Ist ja schön, dass du mich das fragst. Ich denke, du weiß schon die Antwort: Nein, und ich lege eine Begründung vor, warum Nestle-Aland hier (und auch sonst) nicht zu folgen ist:

    1) Ich füge z.B. mal die Daten der Vollkollation im Pdf zu der Stelle in Eph 5,30 an, dann kannst du dir ein eigenes Bild machen. Dort siehst du dass sich 555 Handschriften einig sind, den längeren Text als echt zu belegen (vorab: diese Handschriften sind *nicht* alles nur Kopien von nur einer Vorlage, d.h. angeblich nur wie eine Einzelhandschrift zu bewerten, wie es Gegner des Byz Text regelmäßig fälschlicherweise behaupten und es glauben leider auch manche). Von dem "Zusatz" (der jedoch ein Fehlen in manchen schlechten Abschriften ist) gibt es in Einzelhandschriften zudem noch Abwandlungen bzw. Variationen. Und im Pdf mit der Vollkollation aller Handschriften zu Eph 5,30 in Rubrik 2 ("sine Add.", also ohne den angebliches "Zusatz" zum angeblich leeren bzw. nicht vorhandenen oder fehlenden Orginaltext) sind die Zeugen für die Nestle-Aland Lesart im Skript, wobei das Fehlen der Stelle beim Sinaiticus nachgebessert wurde (01c2 hat den langen Text, das ist der Korrektor des Codex Sinaiticus bzw. Codex Aleph bzw. Codex 01 -> sind nur andere Bezeichnungen für diesen Codex, der von Westcott/Hort und Nestle-Aland als Hauptzeuge, neben dem Vaticanus, herangezogen wird). Das ist ein Hinweis, dass der Sinaiticus korrigiert oft besser als die Urschrift ist, wobei leider bei Nestle-Aland die Urschrift als besser erklärt wird. Die aber ist bekanntlich übersät mit Fehlern aller Kategorien im Original (Auslassungen, Umstellungen, vielen Singulärlesarten, die sonst nirgends auftauchen etc.), später konnten durch die Korrektoren ein paar grobe Schnitzer im Ur-Sinaiticus nachgebessert werden, aber insgesamt konnte nicht mehr viel für ihn getan werden.

    2) Urheber der Auslassung vom langen Text in Eph 5,30 wird der alexandrinische Papyrus P46 sein, er ist die erste Handschrift, wo das Ende fehlt (warum sehen wir noch). Sogar aus NA Sicht lässt der Papyrus 46 an ca. 400 weiteren Stellen Text im Vergleich zum rekonstruierten NA-Text aus und hat somit viel weniger Text als NA selbst in den gedruckten Textausgaben sogar für richtig halten und abdrucken. Im Gegensatz zum Byz Text und dessen Textausgaben wird das dann nochmal mehr an Text, die P46 nicht hat, da der Byz Text um einiges länger ist als Nestle-Aland (Grund: NA hat viele Abschreibfehler, die den Text kürzer machen abgedruckt bzw. solche Texte eben gerade nicht abgedruckt, so auch in Eph 5,30). Eine Bewertung von P46 führe ich im Skript bzw. angehängten Pdf an (Royse, also ein neutraler Gutachter, der nur klar sagt, was Sache ist: P46 ist ein allgemein schlampiger Auslasser). Bei P46 gibt es sogar aus Sicht von NA 113 Auslassungen aufgrund gleicher Endungen im Satz (Homoioteleuton, als der Schreiber springt von gleichen Wörtern oder Endungen auf das nächste Wort mit der selben Endung und lässt den Text dazwischen aus, das tun nur schlampige Kopisten so) und zwar an diesen Stellen: 1 Co. 1:25; 6:12; 9:20; 10:19; 15:40, 54; 16:19; 2 Co. 1:6-7, 13; 5:14-15; 8:19-20; 11:12, 25; Phil. 3:10; 4:17; Col. 3:1-2; Heb. 8:8, 12; 9:14; 12:6-7.

    2.1. Ein Parallelbeispiel, das wie in Eph 5,30 in P46 auch so anderswo vorkommt und von da in weitere alexandrinischen Handschriften kam (also ein analoger Fall wie in Eph 5,30), ist 1Kor 10,19 dort heißt es im Byz Text:

    Τί οὖν φημι; Ὅτι εἴδωλόν τί ἐστιν; Ἢ ὅτι εἰδωλόθυτόν τί ἐστιν;

    P46 und der unkorrigierte Sinaiticus (der vom Papyri abhängt, was die gleichen Fehler zeigen) und ein paar wenige weitere lassen wohl aufgrund der gleichen Endung/Wortes, nämlich ἐστιν (erstes und zweites Vorkommen, also ein Homioteleuton, d.h. gleiches Wort/gleiche Endung, das man verwechseln kann, wenn man es nach dem Abschreiben in der Vorlage wieder aufsucht, um zu sehen, wo es im Original weitergeht) den gesamten Text dazwischen aus, da der Schreiber (wie ihn Royse charakterisiert, nämlich aufgrund seiner Schlamperei, bitte nachlesen) vom ersten ἐστιν zum zweiten ἐστιν springt und den Text dazwischen nicht kopiert, obwohl er, das wissen wir anderswoher, der Text dazwischen zum inspirierten Original gehört. So geht also inspiriertes Orgininal durch schlampiges Kopieren zugrunde.

    2.2. Der gleiche Fehler ist P46 in Eph 5,30 eben auch passiert: Dort liest der Byz Text:

    ὅτι μέλη ἐσμὲν τοῦ σώματος αὐτοῦ, ἐκ τῆς σαρκὸς αὐτοῦ καὶ ἐκ τῶν ὀστέων αὐτοῦ.
    Deutsch: "Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein."


    Hier schreibt P46 noch αὐτοῦ (seines) korrekt ab und springt dann beim erneuten Aufsuchen in der Vorlage, wo es wieder weitergeht mit den Augen fälschlicherweise auf das letzte αὐτοῦ (seinem), also nicht wie korrekt am ersten, er verwechselt also die beiden genau gleichen Wörter in der Vorlage und springt vom ersten zum letzten (eines in der Mitte überspringt er auch noch). Damit lässt er den Text dazwischen aus und er ist in seiner Kopie weg (es fehlt seit P46 und in den davon abhängigen Handschriften das Ende, das noch im Original stand: " ἐκ τῆς σαρκὸς αὐτοῦ καὶ ἐκ τῶν ὀστέων αὐτοῦ"). Auch die Handschriften, die von P46 abhängen, können den damit verlorenen Text nicht wieder erraten und er fehlt etwa im unkorrigierten Sinaiticus, genauso wie der Verlust in P46 sich auch auf den unkorrigierten Sinaiticus an anderen Stellen (Beispiel s.o.) niedergeschlagen hat. Wenn Originaltext einmal weg ist, ist er weg und das auch bei Folgehandschriften, außer sie benutzen eine andere Vorlage, wo der Originaltext nicht fehlte - das war bei Sinaiticus offensichtlich nicht möglich, da die Alexandrinischen Handschriften weit vom Original in Ägypten waren und ein Inselleben führten (Lokaltext). Die Papyri und die Hauptzeugen Sinaiticus/Vaticanus sind voneinander abhängig, wie gemeinsame Fehler zeigen. Das ist für einen Lokaltext in Ägypten auch nicht anders zu erwarten, fern von den Originalen, die weit von Ägypten z.B. in Ephesus lagerten und zwar noch längere Zeit, also auch später gut kopiert werden konnten, sodass auch jüngere Handschriften sehr viel besser als ältere wie P46 sein konnten, da die besser vom Original abgeschrieben wurden und werden konnten als es durch einen nachlässigen Kopisten wie dem von P46 geschehen ist. Von einer Vorlage konnte man früh oder spät gut oder schlecht abschreiben. Im Falle von P46 hat der Schreiber früh eine schlechte Kopie erstellt (Beleg: Royse). Das beliebte Argument frühe Handschrift ist gute Handschrift ist also gar nicht so, das beweisen die frühen aber schlechten Papyri, der schlechteste und sehr alte ist P66 mit ca. 2 Fehlern aller Art in jedem Vers. Das Argument ist so nicht glaubwürdig und soll nur schlechte alte Handschriften für gut erklären, damit auch noch jemand die Textausgaben, die auf einem Ping-Pong Spiel von Vaticanus und Sinaiticus beruhen, wirklich kauft und teuer genug sind die ja auch.

    3) Also, was du sicher erwartet hast, Frank, ist m.E. hier und auch sonst so: NA ist sicher nicht hier und auch nirgendwo sonst vorzuziehen, sondern Eph 5,30 nur wieder ein weiterer Fall, wo inspirierter Text fehlt. Oder man müsste, wenn man das anders sieht (die Auslassung war von Paulus, und der längere Text wurde erfunden und in den Originaltext nachträglich eingebaut. Das allein schon wäre schon Bosheit, also eigenen Text erfinden und als Gottes Wort zu deklarieren - Auslassungen durch Schlamperei sind da plausibler) das Märchen glauben, dass die ganzen 555 Schreiber, die den längeren Text haben und auch die Schreiber mit Varianten davon, sich den Text gemeinsam ausgedacht und in die Manuskripte eingefügt hätten, obwohl er in deren Vorlagen nicht stand. Versucht wurde daher, den Byz Text als nur eine einzige Handschrift zu verkaufen, die nur x-mal weiterkopiert wurde. Das ging bei den Herausgebern ihres "NTs" Westcott/Hort (dem Vorgänger, auf den Nestle-Aland aufgesprungen und den Text übernommen hat) noch durch und hat sich durch die intensiven Kollationen von H. von Soden, einige Zeit danach, als ganz falsch herausgestellt, da der Byz Text verschiedene unabhängige Linien hat, also unterschiedlich ist, aber dennoch konsensfähig ist (eine Zentralsteuerung glaubt heute nicht mal mehr das NA-Team. Dort ist eine Art Evolutionstheorie zur Wegerklärung des Byz Textes akzeptiert, siehe Wachtel). Das schließt es aus, dass es eine Rezension (eine Handschrift vom Byz Text wurde genommen und als normativ erklärt und nur x-mal weiterkopiert) gegeben hat und Lucian war es sicher nicht - auch kein anderer, der das geschafft hätte (glaubt auch das NA-Team nicht mehr und man würde mit solchen alten und widerlegten Behauptungen nur seine Unkenntnis zeigen). Wer die Rezensionsthese von W/H noch richtig findet, möge einfach Byz Handschriften selbst lesen, dann wird das alles ziemlich klar, dass die nicht zentral gesteuert wurden.

    Auf der Seite hier ist ein Skript zur Frage Byz, also eine Einführung und Verteidigung. Du wirst es finden, wenn es dich interessiert.
    Dein
    Peter
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6
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