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Der Prophet Haggai - Einleitung

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    www.bibelstudium.de Sonntag, 16.12.2012
    Der Prophet Haggai - Einleitung

    Bibelstellen: Haggai 1-2
    Der geschichtliche Hintergrund
    Die Umstände, die die Weissagung Haggais erforderlich machten, versetzen uns in die letzten Ereignisse zur Zeit des Alten Testamentes. Als der sittliche Verfall Israels den tiefsten Punkt erreicht hatte, nannte Gott dieses Volk „Lo-Ammi" (Nicht-mein-Volk). Einige Jahre darauf wurden die zehn Stämme in die Gefangenschaft geführt, und später auch Juda und Benjamin. Der Feind verwüstete Jerusalem und zerstörte den Tempel, den die Herrlichkeit Gottes schon vorher verlassen hatte. Seit diesem Zeitpunkt gab es für das Auge der Menschen kein Haus Gottes mehr auf der Erde.
    Als die von den Propheten angekündigten siebzig Jahre der Gefangenschaft (Jer 25,11-12; Dan 9,2) ihr Ende erreicht hatten, erweckte Gott Kores, um das Volk wiederherzustellen. Auf den Aufruf dieses Königs hin (im Jahr 536 v.Chr.) zog ein Überrest von insgesamt 49.697 Personen aus Juda und Benjamin unter der Führung Serubbabels und Josuas nach Jerusalem hinauf, „um das Haus des HERRN zu bauen" (Esra 1,2-3).
    Im siebten Monat richteten sie den Altar wieder an seiner Stätte auf (Esra 3,2-3), brachten darauf ihre Opfer dar und stellten so das große öffentliche Zeugnis ihrer Beziehungen zu Gott wieder her.
    „Im zweiten Jahr ihres Kommens zum Haus Gottes in Jerusalem" legten sie den Grund zum Tempel, wobei ihre Freude hierüber allerdings mit Trauer vermischt war. Die Feinde Judas erboten sich, an dem Werk des Volkes Gottes teilzunehmen. Aber die Obersten des Volkes wiesen dies zurück. Das übrige Volk wurde jedoch mit Furcht erfüllt, und die Arbeit kam zum Stillstand.
    Die Unterbrechung dauerte sechzehn Jahre - sechs Jahre lang lediglich wegen der Furcht des Volkes, während der weiteren zehn Jahre dagegen aufgrund des ausdrücklichen Verbotes des Königs Artasasta. Dieses Verbot müssen wir als eine Züchtigung Gottes betrachten, die den Überrest wegen seines Mangels an Glauben traf.
    Im zweiten Jahr des Darius erweckte Gott dann die Propheten Haggai und Sacharja. Deren Ermahnungen an das Volk waren mit Erfolg gekrönt Von diesem Zeitpunkt an ist alles verändert. Das Volk kümmert sich weder um Könige, noch um den Widerstand der Menschen; die Arbeit beginnt wieder, und das große Gebäude ist am Ende von vier Jahren vollendet.
    Während dieser ganzen Zeit hatten sie Gelingen - nicht durch den Befehl des Darius, sondern „durch die Weissagung Haggais und Sacharjas". Sie vollendeten die Arbeit „nach dem Befehl des Gottes Israels", der die Entscheidungen der Könige, die über sie herrschten, lenkte (Esra 6,14). Und als das Haus vollendet war (im Jahr 515 v. Chr., Esra 6,15), feierte das Volk mit großer Freude das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote (Esra 6,19-22).
    Damit endet der erste Teil des Buches Esra, auf den sich die Weissagung Haggais bezieht. Er beschreibt drei große Ereignisse:
    1. die Wiederaufrichtung des Altars; 2. die Grundlegung des Tempels, sowie 3. dessen Bau und Fertigstellung nach der sechzehnjährigen Unterbrechung.
    Der Bau des jetzigen Hauses Gottes
    Die Geschichte Israels ist auch für uns bedeutsam. „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist" (1. Kor 10,11). Die Umstände des irdischen Volkes können auf die des himmlischen Volkes Gottes angewandt werden - allerdings mit dem Unterschied, dass den äußeren Ereignissen in Israel bei uns Christen geistliche Dinge entsprechen.
    Ist das im Fall der Versammlung nicht sehr deutlich? Die Versammlung ist wie Israel eine göttliche Einrichtung. Wie Israel steht sie auf der Erde auf dem Boden der Verantwortlichkeit. Wie Israel hat sie versagt und ist völlig in Verfall geraten, weil der Mensch verdorbene und verderbende Elemente in sie eingeführt hat. Wo findet man heute die Versammlung Gottes? Zweifellos besteht sie in den Augen Gottes in ihrer Einheit fort, und der Glaube sieht sie ebenfalls so. Ohne Zweifel wird Der, der ihr Baumeister und ihr Bräutigam ist, sie Sich am Ende verherrlicht darstellen. Aber was ihre Verantwortlichkeit betrifft, ist sie in den Augen der Menschen heute nichts anderes als ein erbärmlicher Trümmerhaufen.1)
    Da der Verfall vollständig ist, beruft Gott in unseren Tagen, wie zur Zeit Esras, einen schwachen Überrest, um Sein Haus wiederaufzubauen. Für den Juden bildete der sichtbare Tempel das Haus Gottes, wo es Ihm wohlgefiel, Seinen Namen wohnen zu lassen; für den Christen ist es ein geistlicher Tempel, der aus lebendigen Steinen zusammengesetzt und dazu bestimmt ist, „eine Behausung Gottes im Geist" zu sein (Eph 2,22).
    Beachten wir aber gut, dass es sich für den Überrest Israels keineswegs darum handelte, ein zweites Haus zu bauen, ebensowenig wie der christliche Überrest berufen ist, eine neue Versammlung zu errichten. Manche haben sich in dieser Beziehung geirrt und in Unkenntnis der Gedanken Gottes und in fleischlicher Selbstgefälligkeit versucht, ein neues Haus zu bauen. Sie reden von "ihrer Kirche", als ob sie etwas errichtet hätten, was den Gedanken Gottes entspräche. Das Resultat ihrer Arbeit besteht jedoch lediglich darin, dass sie den alten Ruinen eine neue hinzugefügt haben. Der Heilige Geist trägt Sorge, uns vor einer solchen Torheit zu warnen. In den Augen Gottes ist und bleibt die Versammlung ebenso wie Sein Tempel in Israel als eine Einheit bestehen, und es wird niemals eine zweite geben. Daher finden wir in Bezug auf den Tempel Ausdrücke wie die folgenden: „Sie fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen" (Esra 5,2). Obwohl es zerstört war, bestand es immer noch. „Wir bauen das Haus, das viele Jahre zuvor gebaut wurde" (Esra 5,11). Das neue Haus war dasselbe wie das alte. „Der König von Babel zerstörte dieses Haus ... Der König Kores hat Befehl gegeben, dieses Haus Gottes wieder aufzubauen" (Esra 5,12.13). Das wiederaufgebaute Haus war dasselbe wie das zerstörte. Und weiter wird in Haggai 2,7.9 im Hinblick auf die Zukunft gesagt: „Ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen", und „die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste". Der Prophet sagt nicht: die Herrlichkeit dieses letzten Hauses; denn wenn auch die Herrlichkeit verschieden ist, so bleibt doch in den Augen Gottes und des Glaubens das Haus immer dasselbe. Tatsächlich hat es in der Vergangenheit mehrere Tempel gegeben: den Tempel Salomon den des Serubbabel und den des Herodes. Auch in der Zukunft wird es einen Tempel geben - den des Antichristen; und schließlich wird im Tausendjährigen Reich der von Hesekiel beschriebene Tempel erbaut werden. Aber Gott zählt nicht fünf Tempel, sondern nur einen.
    Für uns bedeutet das Wiederaufbauen des Hauses Gottes daher nicht das Bauen eines neuen Hauses, sondern es handelt sich darum, das Haus Gottes, so wie Er es einst errichtet hat, wieder ans Licht zu stellen - und das besonders in einer Zeit des Verfalls. Heute wie damals ist das die Aufgabe all derer, die Gott dazu berufen hat, die Wahrheit der Versammlung inmitten des Niedergangs wiederaufzurichten. Sie haben ein praktisches Zeugnis von dem abzulegen, was die Versammlung sein soll. Eine solche Wiederherstellung kann nicht ohne ein Gefühl tiefer Trauer und wahrer Demütigung stattfinden. Für manche Israeliten, die an dem Bau des Hauses halfen, war die Freude über die erneute Grundlegung des Tempels mit tiefer Trauer vermischt. Sie weinten bittere Tränen, wenn sie den armseligen Zustand dieses Werkes mit dem Reichtum und dem Überfluß des ersten Tempels verglichen (Esra 3,11-13).
    Wer nicht versteht, was die Versammlung Gottes ist, meint, diese Wiederherstellung habe zur Zeit der Reformation stattgefunden und das Resultat davon sei in der protestantischen Kirche zu sehen. Aber nichts ist irriger als diese Auffassung. Die Reformation war durch die Tatsache gekennzeichnet, dass das Wort Gottes die Ketten zerbrach, mit denen Satan es zu fesseln versucht hatte. Die großen Wahrheiten bezüglich der persönlichen Errettung kamen wieder ans Licht. Aber durch die Errichtung von Kirchen hat die Reformation bewiesen, dass sie die Wahrheit von der einen "Versammlung des lebendigen Gottes" nicht kannte, ja sogar verleugnete.
    Wie wir im Buch Esra gesehen haben, bestand das erste Zeugnis des jüdischen Überrestes darin, dass sie sich um den wieder aufgerichteten Altar versammelten. In unseren Tagen war es ebenso. Es war der Tisch des Herrn, der die wenigen Zeugen wieder vereinte, die Gott erweckt hatte, um Sein Haus "wieder aufzubauen". Die Christen wieder am Tisch des Herrn zu vereinigen, heißt anscheinend nicht viel, ist in Wirklichkeit aber alles. Wenn die Erlösten des Herrn um Seinen Tisch versammelt sind, verkündigen sie dadurch, dass sie in einer lebendigen, auf die Erlösung gegründeten Verbindung mit Gott stehen. Dieser Tisch vereinigt alle, die an der Errettung teilhaben. Aber sein heiliger Charakter schließt auch die Welt völlig aus und sondert die Erlösten von ihr ab, damit sie so die Einheit darstellen können, deren Kennzeichen der Tisch des Herrn ist (1. Kor 10,16-17).
    Der Altar muss heute nicht wiederhergestellt werden - das ist in unseren Tagen bereits geschehen. Der Tisch des Herrn ist aufgerichtet und niemand hat den Auftrag, einen anderen zu errichten. Ein schwacher Überrest von Gläubigen bringt dort die Einheit des Leibes Christi zum Ausdruck. Was macht ihre Zahl aus, wenn der Altar wiederaufgebaut ist? Der Tisch des Herrn befindet sich keineswegs, wie viele behaupten, in allen Benennungen der Christenheit. Zweifellos bewahren diese ein Erinnerungszeichen des Todes Christi. Aber sie verkennen vollständig, dass der Charakter dieses Erinnerungszeichens gerade darin besteht, die Kinder Gottes von der Welt zu trennen und die Einheit des Leibes Christi sichtbar auszudrücken. Angesichts des Feindes bildet der Altar die Sicherheit des schwachen, aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Überrestes: „Sie richteten den Altar auf an seiner Stätte, denn Furcht war auf ihnen vor den Völkern der Länder" (Esra 3,3). Die Vereinigung der Kinder Gottes um das sichtbare Zeichen der Einheit der Versammlung kann Satan nicht gefallen. Seine Macht über sie ist zunichte gemacht, solange sie diese Einheit aufrechterhalten. Darum ist der Feind auch stets darauf aus (und es gelingt ihm leider nur zu gut), die Einheit der Kinder Gottes zu zerstören, indem er die Schafe zerstreut.
    Die gesegneten Folgen der Wiedervereinigung der Gläubigen um den Tisch des Herrn haben nicht auf sich warten lassen. Gehorsam gegenüber dem Worte Gottes ist notwendigerweise immer von neuem Licht begleitet. Die Seelen kehrten wieder zu der Lehre der Apostel und zu Christus zurück, der einzigen Grundlage, auf die die Versammlung gebaut werden konnte.
    Nachdem man Christus als den einzigen Mittelpunkt des Zusammenkommens wieder erkannt hat, handelt es sich jetzt darum, dem Gebäude lebendige Steine hinzuzufügen. Aber damit treten sogleich Schwierigkeiten auf. Ein Beweis dafür ist das, was dem schwachen Überrest Israels widerfuhr. „Wir wollen mit euch bauen", sagten die Feinde Judas und Benjamins. Hätten letztere diesem Wunsch zugestimmt, wäre das eine Verleugnung gerade der Einheit des Volkes Gottes gewesen, die eben erst durch den Altar und die Grundlegung des Tempels wieder ans Licht gebracht worden war. Doch Gott erlaubte nicht, dass dieser Plan gelang. Der Segen, den die Gläubigen in ihrer Einheit als Volk Gottes erfahren hatte, veranlasste sie, jedes gemeinsame Handeln mit der Welt entrüstet zurückzuweisen: „Es geziemt euch nicht, mit uns unserem Gott ein Haus zu bauen; sondern wir allein wollen dem HERRN, dem Gott Israels, bauen" (Esra 4,3). Die List des Feindes war damit vereitelt, aber er gab noch nicht auf. Er versuchte nun, dem Überrest Furcht einzujagen, indem er Widerstand und dann Verfolgung gegen ihn erweckte. Und siehe da, ihre Hände wurden schlaff, wenn sie auch durch allerlei scheinbar vernünftige Überlegungen geleitet waren! Das Ende davon war, dass Israel aufhörte, sich für den Bau des Hauses Gottes zu interessieren und das angefangene Werk aufgab. Wie viel Abfall haben nicht auch wir in unseren Tagen gesehen!
    Zu diesem Zeitpunkt tritt Haggai auf, um dem Überrest die Ursachen zu zeigen, die das Werk Gottes nach einem Anfang voller Kraft und Freude aufgehalten hatten. Möchten auch wir in dieser Prophezeiung die Ermahnungen und Ermunterungen finden, die wir heute benötigen!
    1) In dieser Abhandlung ist von der Versammlung nur als dem Hause Gottes die Sprache, dessen Aufbau der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut ist. Das Wort Gottes betrachtet sie auch noch unter anderen Gesichtspunkten. Darauf können wir hier aber nicht näher eingehen.


    Henri Rossier

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    Der Prophet Haggai - Einleitung

    Bibelstellen: Haggai 1-2
    Der geschichtliche Hintergrund
    Die Umstände, die die Weissagung Haggais erforderlich machten, versetzen uns in die letzten Ereignisse zur Zeit des Alten Testamentes. Als der sittliche Verfall Israels den tiefsten Punkt erreicht hatte, nannte Gott dieses Volk „Lo-Ammi" (Nicht-mein-Volk). Einige Jahre darauf wurden die zehn Stämme in die Gefangenschaft geführt, und später auch Juda und Benjamin. Der Feind verwüstete Jerusalem und zerstörte den Tempel, den die Herrlichkeit Gottes schon vorher verlassen hatte. Seit diesem Zeitpunkt gab es für das Auge der Menschen kein Haus Gottes mehr auf der Erde.
    Als die von den Propheten angekündigten siebzig Jahre der Gefangenschaft (Jer 25,11-12; Dan 9,2) ihr Ende erreicht hatten, erweckte Gott Kores, um das Volk wiederherzustellen. Auf den Aufruf dieses Königs hin (im Jahr 536 v.Chr.) zog ein Überrest von insgesamt 49.697 Personen aus Juda und Benjamin unter der Führung Serubbabels und Josuas nach Jerusalem hinauf, „um das Haus des HERRN zu bauen" (Esra 1,2-3).
    Im siebten Monat richteten sie den Altar wieder an seiner Stätte auf (Esra 3,2-3), brachten darauf ihre Opfer dar und stellten so das große öffentliche Zeugnis ihrer Beziehungen zu Gott wieder her.
    „Im zweiten Jahr ihres Kommens zum Haus Gottes in Jerusalem" legten sie den Grund zum Tempel, wobei ihre Freude hierüber allerdings mit Trauer vermischt war. Die Feinde Judas erboten sich, an dem Werk des Volkes Gottes teilzunehmen. Aber die Obersten des Volkes wiesen dies zurück. Das übrige Volk wurde jedoch mit Furcht erfüllt, und die Arbeit kam zum Stillstand.
    Die Unterbrechung dauerte sechzehn Jahre - sechs Jahre lang lediglich wegen der Furcht des Volkes, während der weiteren zehn Jahre dagegen aufgrund des ausdrücklichen Verbotes des Königs Artasasta. Dieses Verbot müssen wir als eine Züchtigung Gottes betrachten, die den Überrest wegen seines Mangels an Glauben traf.
    Im zweiten Jahr des Darius erweckte Gott dann die Propheten Haggai und Sacharja. Deren Ermahnungen an das Volk waren mit Erfolg gekrönt Von diesem Zeitpunkt an ist alles verändert. Das Volk kümmert sich weder um Könige, noch um den Widerstand der Menschen; die Arbeit beginnt wieder, und das große Gebäude ist am Ende von vier Jahren vollendet.
    Während dieser ganzen Zeit hatten sie Gelingen - nicht durch den Befehl des Darius, sondern „durch die Weissagung Haggais und Sacharjas". Sie vollendeten die Arbeit „nach dem Befehl des Gottes Israels", der die Entscheidungen der Könige, die über sie herrschten, lenkte (Esra 6,14). Und als das Haus vollendet war (im Jahr 515 v. Chr., Esra 6,15), feierte das Volk mit großer Freude das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote (Esra 6,19-22).
    Damit endet der erste Teil des Buches Esra, auf den sich die Weissagung Haggais bezieht. Er beschreibt drei große Ereignisse:
    1. die Wiederaufrichtung des Altars; 2. die Grundlegung des Tempels, sowie 3. dessen Bau und Fertigstellung nach der sechzehnjährigen Unterbrechung.
    Der Bau des jetzigen Hauses Gottes
    Die Geschichte Israels ist auch für uns bedeutsam. „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist" (1. Kor 10,11). Die Umstände des irdischen Volkes können auf die des himmlischen Volkes Gottes angewandt werden - allerdings mit dem Unterschied, dass den äußeren Ereignissen in Israel bei uns Christen geistliche Dinge entsprechen.
    Ist das im Fall der Versammlung nicht sehr deutlich? Die Versammlung ist wie Israel eine göttliche Einrichtung. Wie Israel steht sie auf der Erde auf dem Boden der Verantwortlichkeit. Wie Israel hat sie versagt und ist völlig in Verfall geraten, weil der Mensch verdorbene und verderbende Elemente in sie eingeführt hat. Wo findet man heute die Versammlung Gottes? Zweifellos besteht sie in den Augen Gottes in ihrer Einheit fort, und der Glaube sieht sie ebenfalls so. Ohne Zweifel wird Der, der ihr Baumeister und ihr Bräutigam ist, sie Sich am Ende verherrlicht darstellen. Aber was ihre Verantwortlichkeit betrifft, ist sie in den Augen der Menschen heute nichts anderes als ein erbärmlicher Trümmerhaufen.1)
    Da der Verfall vollständig ist, beruft Gott in unseren Tagen, wie zur Zeit Esras, einen schwachen Überrest, um Sein Haus wiederaufzubauen. Für den Juden bildete der sichtbare Tempel das Haus Gottes, wo es Ihm wohlgefiel, Seinen Namen wohnen zu lassen; für den Christen ist es ein geistlicher Tempel, der aus lebendigen Steinen zusammengesetzt und dazu bestimmt ist, „eine Behausung Gottes im Geist" zu sein (Eph 2,22).
    Beachten wir aber gut, dass es sich für den Überrest Israels keineswegs darum handelte, ein zweites Haus zu bauen, ebensowenig wie der christliche Überrest berufen ist, eine neue Versammlung zu errichten. Manche haben sich in dieser Beziehung geirrt und in Unkenntnis der Gedanken Gottes und in fleischlicher Selbstgefälligkeit versucht, ein neues Haus zu bauen. Sie reden von "ihrer Kirche", als ob sie etwas errichtet hätten, was den Gedanken Gottes entspräche. Das Resultat ihrer Arbeit besteht jedoch lediglich darin, dass sie den alten Ruinen eine neue hinzugefügt haben. Der Heilige Geist trägt Sorge, uns vor einer solchen Torheit zu warnen. In den Augen Gottes ist und bleibt die Versammlung ebenso wie Sein Tempel in Israel als eine Einheit bestehen, und es wird niemals eine zweite geben. Daher finden wir in Bezug auf den Tempel Ausdrücke wie die folgenden: „Sie fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen" (Esra 5,2). Obwohl es zerstört war, bestand es immer noch. „Wir bauen das Haus, das viele Jahre zuvor gebaut wurde" (Esra 5,11). Das neue Haus war dasselbe wie das alte. „Der König von Babel zerstörte dieses Haus ... Der König Kores hat Befehl gegeben, dieses Haus Gottes wieder aufzubauen" (Esra 5,12.13). Das wiederaufgebaute Haus war dasselbe wie das zerstörte. Und weiter wird in Haggai 2,7.9 im Hinblick auf die Zukunft gesagt: „Ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen", und „die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste". Der Prophet sagt nicht: die Herrlichkeit dieses letzten Hauses; denn wenn auch die Herrlichkeit verschieden ist, so bleibt doch in den Augen Gottes und des Glaubens das Haus immer dasselbe. Tatsächlich hat es in der Vergangenheit mehrere Tempel gegeben: den Tempel Salomon den des Serubbabel und den des Herodes. Auch in der Zukunft wird es einen Tempel geben - den des Antichristen; und schließlich wird im Tausendjährigen Reich der von Hesekiel beschriebene Tempel erbaut werden. Aber Gott zählt nicht fünf Tempel, sondern nur einen.
    Für uns bedeutet das Wiederaufbauen des Hauses Gottes daher nicht das Bauen eines neuen Hauses, sondern es handelt sich darum, das Haus Gottes, so wie Er es einst errichtet hat, wieder ans Licht zu stellen - und das besonders in einer Zeit des Verfalls. Heute wie damals ist das die Aufgabe all derer, die Gott dazu berufen hat, die Wahrheit der Versammlung inmitten des Niedergangs wiederaufzurichten. Sie haben ein praktisches Zeugnis von dem abzulegen, was die Versammlung sein soll. Eine solche Wiederherstellung kann nicht ohne ein Gefühl tiefer Trauer und wahrer Demütigung stattfinden. Für manche Israeliten, die an dem Bau des Hauses halfen, war die Freude über die erneute Grundlegung des Tempels mit tiefer Trauer vermischt. Sie weinten bittere Tränen, wenn sie den armseligen Zustand dieses Werkes mit dem Reichtum und dem Überfluß des ersten Tempels verglichen (Esra 3,11-13).
    Wer nicht versteht, was die Versammlung Gottes ist, meint, diese Wiederherstellung habe zur Zeit der Reformation stattgefunden und das Resultat davon sei in der protestantischen Kirche zu sehen. Aber nichts ist irriger als diese Auffassung. Die Reformation war durch die Tatsache gekennzeichnet, dass das Wort Gottes die Ketten zerbrach, mit denen Satan es zu fesseln versucht hatte. Die großen Wahrheiten bezüglich der persönlichen Errettung kamen wieder ans Licht. Aber durch die Errichtung von Kirchen hat die Reformation bewiesen, dass sie die Wahrheit von der einen "Versammlung des lebendigen Gottes" nicht kannte, ja sogar verleugnete.
    Wie wir im Buch Esra gesehen haben, bestand das erste Zeugnis des jüdischen Überrestes darin, dass sie sich um den wieder aufgerichteten Altar versammelten. In unseren Tagen war es ebenso. Es war der Tisch des Herrn, der die wenigen Zeugen wieder vereinte, die Gott erweckt hatte, um Sein Haus "wieder aufzubauen". Die Christen wieder am Tisch des Herrn zu vereinigen, heißt anscheinend nicht viel, ist in Wirklichkeit aber alles. Wenn die Erlösten des Herrn um Seinen Tisch versammelt sind, verkündigen sie dadurch, dass sie in einer lebendigen, auf die Erlösung gegründeten Verbindung mit Gott stehen. Dieser Tisch vereinigt alle, die an der Errettung teilhaben. Aber sein heiliger Charakter schließt auch die Welt völlig aus und sondert die Erlösten von ihr ab, damit sie so die Einheit darstellen können, deren Kennzeichen der Tisch des Herrn ist (1. Kor 10,16-17).
    Der Altar muss heute nicht wiederhergestellt werden - das ist in unseren Tagen bereits geschehen. Der Tisch des Herrn ist aufgerichtet und niemand hat den Auftrag, einen anderen zu errichten. Ein schwacher Überrest von Gläubigen bringt dort die Einheit des Leibes Christi zum Ausdruck. Was macht ihre Zahl aus, wenn der Altar wiederaufgebaut ist? Der Tisch des Herrn befindet sich keineswegs, wie viele behaupten, in allen Benennungen der Christenheit. Zweifellos bewahren diese ein Erinnerungszeichen des Todes Christi. Aber sie verkennen vollständig, dass der Charakter dieses Erinnerungszeichens gerade darin besteht, die Kinder Gottes von der Welt zu trennen und die Einheit des Leibes Christi sichtbar auszudrücken. Angesichts des Feindes bildet der Altar die Sicherheit des schwachen, aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Überrestes: „Sie richteten den Altar auf an seiner Stätte, denn Furcht war auf ihnen vor den Völkern der Länder" (Esra 3,3). Die Vereinigung der Kinder Gottes um das sichtbare Zeichen der Einheit der Versammlung kann Satan nicht gefallen. Seine Macht über sie ist zunichte gemacht, solange sie diese Einheit aufrechterhalten. Darum ist der Feind auch stets darauf aus (und es gelingt ihm leider nur zu gut), die Einheit der Kinder Gottes zu zerstören, indem er die Schafe zerstreut.
    Die gesegneten Folgen der Wiedervereinigung der Gläubigen um den Tisch des Herrn haben nicht auf sich warten lassen. Gehorsam gegenüber dem Worte Gottes ist notwendigerweise immer von neuem Licht begleitet. Die Seelen kehrten wieder zu der Lehre der Apostel und zu Christus zurück, der einzigen Grundlage, auf die die Versammlung gebaut werden konnte.
    Nachdem man Christus als den einzigen Mittelpunkt des Zusammenkommens wieder erkannt hat, handelt es sich jetzt darum, dem Gebäude lebendige Steine hinzuzufügen. Aber damit treten sogleich Schwierigkeiten auf. Ein Beweis dafür ist das, was dem schwachen Überrest Israels widerfuhr. „Wir wollen mit euch bauen", sagten die Feinde Judas und Benjamins. Hätten letztere diesem Wunsch zugestimmt, wäre das eine Verleugnung gerade der Einheit des Volkes Gottes gewesen, die eben erst durch den Altar und die Grundlegung des Tempels wieder ans Licht gebracht worden war. Doch Gott erlaubte nicht, dass dieser Plan gelang. Der Segen, den die Gläubigen in ihrer Einheit als Volk Gottes erfahren hatte, veranlasste sie, jedes gemeinsame Handeln mit der Welt entrüstet zurückzuweisen: „Es geziemt euch nicht, mit uns unserem Gott ein Haus zu bauen; sondern wir allein wollen dem HERRN, dem Gott Israels, bauen" (Esra 4,3). Die List des Feindes war damit vereitelt, aber er gab noch nicht auf. Er versuchte nun, dem Überrest Furcht einzujagen, indem er Widerstand und dann Verfolgung gegen ihn erweckte. Und siehe da, ihre Hände wurden schlaff, wenn sie auch durch allerlei scheinbar vernünftige Überlegungen geleitet waren! Das Ende davon war, dass Israel aufhörte, sich für den Bau des Hauses Gottes zu interessieren und das angefangene Werk aufgab. Wie viel Abfall haben nicht auch wir in unseren Tagen gesehen!
    Zu diesem Zeitpunkt tritt Haggai auf, um dem Überrest die Ursachen zu zeigen, die das Werk Gottes nach einem Anfang voller Kraft und Freude aufgehalten hatten. Möchten auch wir in dieser Prophezeiung die Ermahnungen und Ermunterungen finden, die wir heute benötigen!
    1) In dieser Abhandlung ist von der Versammlung nur als dem Hause Gottes die Sprache, dessen Aufbau der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut ist. Das Wort Gottes betrachtet sie auch noch unter anderen Gesichtspunkten. Darauf können wir hier aber nicht näher eingehen.


    Henri Rossier

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    1. Mose 15.6
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