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Joseph als Stammvater - Geschichte und Verheissungen

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  • Joseph als Stammvater - Geschichte und Verheissungen

    Liebe Brüder,

    eigentlich müsste man Joseph und seine beiden Söhne, Manasse und Ephraim, gemeinsam besprechen. Aus familiären und geistlichen Gründen sind diese drei Personen sehr eng miteinander verflochten. Der Übersichtlichkeit wegen, behandle ich jedoch die drei Stammhalter nacheinander.
    Ich beginne mit Joseph als Stammvater. Dabei beschränke ich mich bewusst auf jene geschichtlichen und geistlichen Aspekte, die für das Verständnis der Stämme Ephraim und Manasse wichtig sind.


    Joseph als Stammvater
    In den biblischen Aufzählungen wird – je nach geistlichem Kontext – auf Joseph oder auf seine Söhne, Manasse und Ephraim, verwiesen (siehe zwölf Stämme – die unterlegte Botschaft).

    Abstammung
    Joseph war der erstgeborene Sohn Rahels, der Lieblingsfrau von Jakob. Rahel gebar nur zwei Söhne. In grossem zeitlichem Abstand zu Joseph folgte Benjamin. Benjamin war 6-7 Jahre jünger als Joseph.

    Name
    Der Name Joseph sagt geistlich sehr viel aus über Josephs spätere Berufung und Bestimmung. Der Name weist zudem prophetisch auf die Bestimmung der Söhne Josephs hin.

    Rahels Mutterleib blieb für lange Zeit verschlossen. Rahel empfand dies als Schmach. Als sie endlich ihren ersten Sohn gebären konnte, war sie sehr erleichtert. Sie sprach: Gott hat meine Schmach weggenommen. Und sie gab ihm den Namen Joseph und sagte: Der HERR füge mir einen anderen Sohn hinzu! (Gen. 30,23-24).

    Ableitung des Namens
    Der Name Joseph lässt sich von zwei hebräischen Begriffen ableiten. Dies ganz gemäss den zwei Aussprüchen, die Rahel bei der Geburt Josephs tat. Die Schlüsselbegriffe sind wegnehmen und hinzufügen bzw. verdoppeln.

    a. Wegnehmen
    Rahel sprach: Gott hat meine Schmach weggenommen. Das hebräische Wort für wegnehmen heisst aphas. Nach dieser Ableitung bedeutet der Name Joseph wegnehmen, entfernen.

    Diese Ableitung des Namens Joseph weist zudem auf die Lebensgeschichte Josephs hin. Joseph wurde vom Hause Jakobs weggenommen und nach Ägypten verschleppt. Er wurde sozusagen abgesondert (siehe Segen von Jakob und Mose weiter unten).

    b. Hinzufügen, verdoppeln
    Rahel sprach: Der HERR füge mir einen anderen Sohn hinzu! Das hebräische Wort für hinzufügen, verdoppeln heisst jasaph bzw. joseph. Der Name Joseph bedeutet nach dieser Ableitung hinzufügen, vermehren, verdoppeln.

    Diese Ableitung des Namens hat prophetische Bedeutung. Ich denke, dieses Verdoppeln steht in engem geistlichem Zusammenhang mit dem doppelten Landerbe, das Joseph anstelle Rubens erben wird. Wie um dies zu unterstreichen, lässt sich das Verdoppeln bei folgenden Gegebenheiten feststellen:

    a. Rahel schenkte einem zweiten Sohn das Leben, nämlich Benjamin.
    b. Joseph seinerseits wurden zwei Söhne geboren, Ephraim und Manasse, bevor Jakob nach Ägypten hinabzog (Gen. 48,5).
    c. Joseph erhielt das doppelte Landerbe anstelle von Ruben.
    d. Der Name Ephraim bedeutet doppelte Frucht.
    e. Die Geburt Manasses half Joseph über zwei schmerzhafte Erfahrungen hinweg (Abtrennung vom Vaterhaus und sein Schuften als ägyptischer Sklave).


    Söhne Josephs
    Joseph hatte zwei Söhne, Manasse und Ephraim. Sie wurden in Ägypten geboren. Deren Mutter war Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On (Gen. 41, 50-51). Manasse war der erstgeborene Sohn, Ephraim der zweitgeborene.

    Namen
    Auch die Namen der Söhne Josephs sind von geistlicher Bedeutung. Einerseits reflektieren sie die Lebensgeschichte Josephs. Andererseits weisen sie prophetisch auf das Schicksal der Nachfahren der Söhne hin.

    Manasse
    Joseph gab seinem Erstgeborenen den Namen Manasse. Der Name leitet sich vom hebräischen Verb nasha ab. Das Wort bedeutet vergessen.

    Zitat nach Gen. 41,51:
    Bei der Geburt Manasses sagte Joseph: Denn Gott hat mich vergessen lassen all meine Mühe [mein Schuften] und das ganze Haus meines Vaters.

    Ephraim
    Joseph nannte seinen zweitgeborenen Sohn Ephraim. Der Name Ephraim bedeutet: doppelte Frucht. Der Name leitet sich ab vom hebr. Verb para. Der hebräische Begriff para bedeutet: trage Frucht, sei fruchtbar. Da die Endung im Namen Ephraim vom hebr. Buchstaben mem abgeleitet werden kann, bedeutet der Name Ephraim sogar: trage doppelte Frucht.

    Zitat nach Gen. 41,52:
    Und dem zweiten gab er [Joseph] den Namen Ephraim: Denn Gott hat mich fruchtbar gemacht im Land meines Elends.

    Siedlungsgebiet
    Die Söhne Josephs erhielten ein sehr grosses Gebiet in der Mitte von Eretz Israel. Ephraims Siedlungsgebiet reichte von der Mittelmeerküste im Westen bis an den Jordan im Osten. Gegen Süden grenzte Ephraim an Benjamin und im Norden an Manasse. Mehr dazu im Beitrag zu Ephraim.
    Manasses Gebiet war noch grösser. Es reichte von der Mittelmeerküste im Westen bis an Arabien und Syrien im Osten. Die Nordgrenze Manasses verlief auf der Linie Karmel-Jesreel-Ebene-Golan. Im Süden grenzte Manasse an Ephraim und Gad. Der Jordan trennte das westliche Halb-Manasse vom östlichen. Mehr dazu im Beitrag zu Manasse.

    Erwerbstätigkeit
    Das Gebiet des östlichen Halb-Manasse Stammes war niederschlagsreiches, fruchtbares Land. Es lud zur Grossviehzucht ein. Aber auch Ackerbau war ein bedeutender Erwerbszweig.
    Die Gebiete von Ephraim und des westlichen Halb-Manasse umfassten eine grosse landwirtschaftliche Vielfalt. Im Westen war Getreidebau möglich. Das zentrale Hügelgebiet erfreute sich ausreichender Niederschläge. Es eignete sich für die Kleintierzucht und den Anbau von Obst- und Oliven. Auch Weinbau war möglich.
    Zusammenfassend lässt sich sagen: Josephs Stammesgebiet war ein Land, wo Milch und Honig fliessen.


    Geistliche Aspekte
    Stellung im Hause Jakobs
    Die familiäre Konstellation im Hause Jakobs war wegweisend für den geistlichen Weg der Stämme. Viele Besonderheiten begreift man erst auf diesem Hintergrund. Aber auch der „Hausbau“ des jeweiligen Stammhalters hat die Geschichte dessen Nachkommen geprägt. Siehe auch Beiträge zu Gad und Benjamin.

    Je näher die Söhne am Herzen Jakobs lagen, desto zentraler lag deren Landerbe in Eretz Israel. Je inniger die Söhne von Jakob geliebt wurden, desto stärker wurden deren Nachkommen von Gott beschenkt bzw. gesegnet. Sie erhielten die fruchtbarsten Landstriche.

    Auch in geistlicher Hinsicht wurden die Söhne Rahels bevorzugt. Sie durften die Wohnung Gottes (Stiftshütte und Tempel) auf ihrem Stammesgebiet beherbergen (siehe Beitrag zu Benjamin). Gottes Nähe war dort besonders spürbar. Und das Volk suchte dort Gottes Nähe auf.

    Rahels Söhne wurden von Jakob besonders protegiert. Genauso wurde Joseph von Gott in besonderem Masse beschützt. Er wurde aber auch in aussergewöhnlichem Masse von Gott gebraucht. Siehe Josephs spezielle Geschichte in Ägypten.

    Die Söhne Rahels hätten weltliche und geistliche Vorbildfunktion übernehmen sollen. Ässere Zeichen dafür waren die Salbung Sauls zum König Israels und der Standort des Heiligtums (Stiftshütte und Bundeslade). Aber sowohl Benjamins als auch Josephs Nachkommen konnten diese Erwartung nicht erfüllen.

    Jakob macht Ephraim und Manasse zu seinen eigenen Söhnen
    Joseph brachte seine zwei Söhne zu Jakob. Da sprach Jakob zu Joseph: Und nun, deine beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, bevor ich zu dir nach Ägypten kam, sollen mir gehören; Ephraim und Manasse sollen mir gehören wie Ruben und Simeon (Gen. 48,5).

    Damit gab Jakob den zwei Söhnen Josephs dieselbe Stellung wie seinen eigenen Söhnen. Noch mehr: Jakob erhob Ephraim und Manasse auf die gleiche Stufe wie Ruben und Simeon. Ruben und Simeon waren die erstgeborenen Söhne Jakobs, geboren von Lea.

    Gott beschütze Ephraim und Manasse
    Jakob stellte Ephraim und Manasse unter den besonderen Schutz Gottes. Jakob sprach: Der Engel, der mich von allem Übel erlöst hat, segne die Knaben; und in ihnen werde mein Name genannt und der Name meiner Väter, Abraham und Isaak, [...] (Gen. 48,16).

    Bitte um reichen Kindersegen
    Der Stamm Joseph (Ephraim und Manasse) soll zahleich werden. Jakob bittet speziell darum in seinem Segen. Sie sollen das zugesprochene Land füllen. Jakob sprach: [..] und sie sollen sich vermehren zu einer Menge mitten im Land! (Gen. 48,16).

    Gesegnet wie Ephraim und Manasse
    Jakob verheisst, dass Ephraim und Manasse später beispielhaft beim Segnen angeführt werden. So wie seinerzeit Ephraim und Manasse beispielhaft gesegnet worden sind von Gott, so soll auch derjenige, der den Segen zugesprochen bekommt, von Gott beschenkt werden.

    Zitat:
    In späterer Zeit wird Israel euch als Segen brauchen und sagen: Möge Gott dich wie Ephraim und wie Manasse machen! (Gen. 48,20 nach YLT).

    Rubens Erstgeburtsrecht
    Aus geistlichen Gründen konnte Ruben sein Erstgeburtsrecht nicht antreten (1. Chr. 5,1). Als Erstgeborener hätte Ruben folgende Rechte ausüben dürfen:

    a. Führerschaft und Beschützerrolle gegenüber seinen Geschwistern (Brüder und Schwestern).
    b. Übernahme der Führerschaft über das gesamte Haus (Familie oder Sippe) beim Tode des Vaters.
    c. Doppelt so grosser Erbanteil wie jeder einzelne der übrigen Brüder.

    Dieses Erstgeburtsrecht fiel nun - mit Einschränkungen - den Söhnen Josephs zu.

    Führerschaft und Beschützerrolle
    Diese Führerschaft konnte der Stamm Joseph (insbesondere Ephraim) nur zu Beginn ausüben. Siehe Kämpfe gegen den König von Hazor, gegen die Midianiter und gegen die Philister. Die Aufgabe ging später - gemäss dem Segen Jakobs - an Juda über (Gen. 49,8-12).

    Geistliche Führerschaft
    Die Nachkommen Josephs hätten auch geistlich eine führende Stellung im Hause Jakobs einnehmen sollen. Siehe Hos. 9 und Beitrag zu Ephraim. Es handelt sich hier um eine geistliche Vorbildfunktion, nicht um den eigentlichen Priesterdienst. Denn der Priesterdienst ging gemäss dem Segen Mose (Deut. 33,8-11) an Levi.

    Doppeltes Landerbe
    Joseph trat das doppelte Landerbe an. Ruben seinerseits musste sich mit einem einfachen Landerbe abfinden. Josephs Söhne, Ephraim und Manasse, erhielten je einen Teil des doppelten Landerbes von Ruben.

    Sichem - ein geistlich bedeutsamer Landstrich
    Als Jakob die Söhne Josephs segnete, machte er einen geheimnisvollen Zuspruch an Joseph (Gen. 48,21-22). Er verhiess Joseph - beziehungsweise dessen Söhnen - einen speziellen Landstrich. Es handelte sich um die Region bei Sichem.

    Zitat:
    Und Israel sprach zu Joseph: Siehe, ich sterbe; und Gott wird mit euch sein und euch in das Land eurer Väter zurückbringen. Und ich gebe dir einen Landstrich (hebr. shek-em) über deine Brüder hinaus, den ich von der Hand der Amoriter genommen habe mit meinem Schwerte und mit meinem Bogen (Gen. 48,21-22, Elberfelder 1905).

    Das Schlüsselwort ist das hebr. Wort shek-em. Dieses Wort bezeichnet den Nacken zwischen den Schultern (nach Strong's Hebrew Dictionary). In dieser Zusage Jakobs hat der Begriff shek-em m.E. eine dreifache Bedeutung.

    a. Passübergang bei Sichem
    Eine wichtige Verbindungsstrasse führt vom Mittelmeer über den Ort Sichem (hebr. Shek-em) zum Jordantal und weiter nach Gilead. Sichem bildet sozusagen den Nacken - die Passhöhe - zwischen dem Mittelmeer und dem Jordantal. Der Name des Ortes Sichem (Shek-em) deutet auf diese geographische Begebenheit hin. Der Pass führt zwischen den geistlich bedeutsamen Bergen Garizim und Ebal durch. Und dort liegt auch Sichem. Bei der Landnahme ist die Stadt Sichem dem Stamm Ephraim zugefallen (Jos. 21,21).

    b. Jakobs Grundstück
    Im übertragenen Sinne bedeutet shek-em auch eine Portion, ein Anteil. Jakob hat seinerzeit ein Grundstück bei Sichem gekauft (Gen. 33,18-19). Dieses Grundstück liegt am Fuss des Garizim. Die Lage des Grundstücks hat m.E. auch eine geistliche Bedeutung. Vom Abhang des Garizim haben die sechs dazu berufenen Stämme die Segensworte gesprochen (Deut. 27 und Jos. 8).
    Dieses Grundstück überträgt Jakob nun ausdrücklich auf Joseph und dessen Nachkomen, insbesondere auf Ephraim. Auf eben diesem Grundstück hat Joseph später seine letzte Ruhestätte gefunden (Jos. 24,32). Zudem hat Jakob dort einen Brunnen gegraben (Joh. 4,3).

    c. Garizim und Ebal
    Und drittens kann shek-em auch mit Berglehne, Abhang übertragen werden. Die geistlich bedeutungsvollen Berglehnen Garizim und Ebal liegen bei Sichem. Siehe Landsgemeinde zu Sichem (Deut. 27 und Jos. 8).

    Die Zusage Jakobs an Joseph ist m.E. deshalb eine dreifache Gebiets-Zusage mit dem hebr. Wort shek-em. Joseph wird den geistlich bedeutsamen Landbesitz Jakobs erben und verwalten.

    Anmerkungen zu Gen. 48,22:
    Die Amoriter (Hügelleute) sind Teil der ursprünglichen Einwohner Kanaans (Kanaaniter).
    Einige Ausleger bringen die erwähnte Eroberung mit Schwert und Bogen in Beziehung mit der Bluttat von Levi und Simeon an den Einwohnern von Sichem (Gen. 34,1-31). Wir wissen es nicht. Jakob bezieht sich hier m.E. auf eine Begebenheit, die sonst nirgends in der Bibel erwähnt wird.


    Lagerordnung am Sinai
    Das Lager der Söhne Josephs war im Westen der Stiftshütte, zusammen Benjamin (Num. 2,18-24). Die Lagerordnung deutete schon die spätere geographische Platzierung in Eretz Israel an.


    Der Segen Mose
    Der Segen Mose richtet sich an Joseph. Er richtet sich gleichzeitig auch an die beiden Söhne Josephs. Der Segen besteht m.E. aus drei Teilen.

    Segen Mose (Deut. 33,13-17, Elberfelder 1905)
    I. Und von Joseph sprach er: Gesegnet von Jehova sei sein Land!
    II. Vom Köstlichsten des Himmels, vom Tau, und von der Tiefe, die unten lagert; und vom Köstlichsten der Erträge der Sonne [des Jahres] und vom Köstlichsten der Triebe der Monde [der Monate]; und vom Vorzüglichsten der Berge der Urzeit und vom Köstlichsten der ewigen Hügel; und vom Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle; - und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnte: Es komme auf das Haupt Josephs und auf den Scheitel des Abgesonderten unter seinen Brüdern!
    III. Sein ist die Majestät des Erstgeborenen seines Stieres; und Hörner des Büffels sind seine Hörner. Mit ihnen wird er die Völker niederstossen allzumal bis an die Enden der Erde. Und das sind die Zehntausende Ephraims, und das die Tausende Manasses.

    Teil I
    Mose bittet um Gottes Segen für das Landerbe der Söhne Josephs. Und Gott segnete das Land mit einer reichen landwirtschaftlichen Vielfalt. Ein Land, wo Milch und Honig fliessen.

    Teil II
    Landwirtschaftlicher Reichtum
    Grundlage für reiche Ernten ist das Wasser: Regen (das Köstlichste der Himmel), Tau und Quell- und Grundwasser (von der Tiefe, die unten lagert). Das ganze Land (Berge, Hügel und Flachland) wirft jedes Jahr und jeden Monat reiche Erträge ab. Diese reichen Ernten fallen den Nachkommen Josephs dank dem Wohlgefallen Gottes (dessen, der im Dornbusch wohnt) zu.

    Absonderung Josephs
    Joseph, ihr Stammhalter, war gemäss der Weisheit Gottes von seinen Brüdern abgesondert (hebr. nazir) worden. Er erfüllte in Ägypten eine grosse und wichtige Aufgabe. Aber auch Josephs Nachkommen wären zu einer besonderen Ausrichtung auf Gott berufen gewesen. Sie wurden dieser Anforderung aber nicht gerecht. Deshalb konnte der Erretter nicht aus ihrer Mitte kommen (siehe Schlusswort).

    Teil III
    Der Stamm Joseph sei wie sein erstgeborener Stier, kraftvoll und stark. Er solle herrschen und die Nationen zurückdrängen.
    Zudem weist Mose auf die abnehmende Bedeutung von Manasse hin. Dessen Bedeutung würde weit hinter jene von Ephraim zurückfallen. Ephraim würde Zehntausende zählen, Manasse aber nur Tausende. Auch der Name Manasse deutet m.E. darauf hin. Manasse bedeutet vergessen.

    Bemerkung zur weltweiten Führerschaft
    Der Stamm Joseph war jedoch seiner besonderen geistlichen Berufung nicht gewachsen. Deshalb konnte er diese weltweite Führerschaft nicht antreten. Diese Führerschaft bleibt dem Gesalbten Gottes vorbehalten, der aus dem Stamme Juda stammt (siehe Schlusswort).


    Der Segen Jakobs
    Es gibt verschiedene Auslegungsebenen zum Segen Jakobs für Joseph. Einerseits können die Segensworte an Joseph auf den HERRN JESUS bezogen werden. Dies haben andere schon ausführlich dargelegt. Andererseits kann der Segen im Hinblick auf den Stamm Joseph und seinen Werdegang verstanden werden. In diesem Beitrag beschreibe ich jene Aspekte, die sich auf Joseph als Stammhalter und die Stämme Ephraim und Manasse beziehen.

    Segen Jakobs (Gen. 49,22-26; gemäss Elberfelder 1905)
    I. Sohn eines Fruchtbaumes ist Joseph, Sohn eines Fruchtbaumes am Quell; die Schösslinge treiben über die Mauer.
    II. Und es reizen ihn und schiessen, und es befehden ihn die Bogenschützen; aber sein Bogen bleibt fest, und gelenkig sind die Arme seiner Hände durch die Hände des Mächtigen Jakobs.
    III. Von dannen [ist] der Hirte, der Stein Israels: von dem Gott deines Vaters, und er wird dir helfen, und dem Allmächtigen.
    IV. Und er wird dich segnen mit Segnungen des Himmels droben, mit Segnungen der Tiefe, die unten liegt, mit Segnungen der Brüste und des Mutterleibes.
    V. Und die Segnungen deines Vaters überragen die Segnungen meiner Voreltern bis zur Grenze der ewigen Hügel.
    VI. Sie werden sein auf dem Haupte Josephs und auf dem Scheitel des Abgesonderten unter seinen Brüdern.

    Teile des Segens
    Der Segen Jakobs lässt sich in zweimal drei Teile gliedern. Gemäss der unterlegten Bedeutung des Namens von Joseph: verdoppeln.

    Teil I: Fruchtbar und attraktiv
    Zum ersten Teil des Segens Jakobs gibt es unterschiedliche Übersetzungen (siehe Elberfelder, Young's Literal Translation, KJB).
    Wörtlich übersetzt lautet Gen. 49,22: Joseph ist ein fruchtbarer Sohn (hebr. ben), ein fruchtbarer Sohn (hebr. ben) für das Auge (hebr. ah'-yin); Töchter (hebr. bath) steigen auf bzw. übersteigen die Mauer.
    Das hebr. Wort ah'-yin wird in einigen Textstellen im AT aber auch für Brunnen(öffnungen) verwendet. YLT übersetzt daher: Joseph [is] a fruitful son; a fruitful son by a fountain, daughters step over the wall [Joseph ist ein fruchtbarer Sohn, ein fruchtbarer Sohn an einem Brunnen. Töchter steigen über die Mauer].
    Zum Brunnen bzw. Quell: siehe auch Teil V des Segens Jakobs.

    Schlussfolgerung
    Welcher Übersetzung man auch folgt, die Botschaft bleibt m.E. diese: Josephs Nachkommen seien fruchtbar und attraktiv. Sie werden von den Töchtern umworben sein. Nach diesem Verständnis verheisst Jakob dem Stamm Joseph eine reiche Nachkommenschaft.
    Anmerkung: Dieses Verständnis wird durch den Propheten Hosea gestützt (siehe Hos. 9,10-15).

    Teil II: Befeindet
    Feinde würden die Nachkommen Josephs attackieren – insbesondere wegen ihrem ertragreichen Land. Pfeil und Bogen waren eine wichtige Waffe zu jener Zeit. Sie stehen für kriegerischen Anfeindungen.
    Zu diesen Feinden gehörte auch Aram (Syrien) (vgl. Könige und Chronik). Diese waren bekannt für die Bogenschützen in ihren Reihen. Aber mit der Hilfe Gottes, des Mächtigen (hebr. aw-beer'), würden die Nachkommen Josephs bestehen können.

    Teil III: Hirte und Stein Israels
    Der Schluss von Gen. 49,24 enthält ebenfalls eine geheimnisvolle Verheissung. Die Bibelübersetzer sind sich nicht schlüssig.
    Elberfelder (1905) übersetzt: Von dannen [ist] der Hirte, der Stein Israels.
    Young's Literal Translation [YLT] übersetzt: Whence is a shepherd, a son of Israel [von dorther ist ein Hirte, ein Sohn Israels].

    Man kann diese Prophezeiung in zwei Richtungen verstehen. Einerseits könnte man sie auf den Hirten aus dem Stamm Joseph beziehen. Andererseits kann man diese Aussage auf Gott beziehen.

    a. Hirte aus dem Stamm Joseph
    Aus dem Stamme Joseph würde der Hirte Israels kommen. Young's Literal Translation betont diese Auslegung mit dem Attribut: Sohn Israels anstelle von Stein Israels. Diese Zusage ist m.E. jedoch mit der geistlichen Vorbildfunktion des Stammes Joseph verknüpft gewesen. Da die Nachkommen Josephs diese Vorbildfunktion nicht erfüllt haben, hat der verheissene Hirte Israels nicht mehr aus diesem Stamme kommen können. Diese Verheissung ist an den Stamm Juda übergegangen (siehe auch Schlussbemerkung in diesem Beitrag).

    b. Gott ist der Hirte und Stein Israels
    Die Zusage in Gen. 49,24 kann auch auf Gott bezogen werden. Gott wird immer wieder als der Hirte Israels bezeichnet (siehe Psalmen). Der Stein Israels bezieht sich in diesem Zusammenhang ebenfalls auf Gott. ER ist der Stein Israels. Ein Stein erinnert an Gottes Nähe und Hilfe (Gen. 28,18-22; 1. Sam. 7,12).

    Teil IV: Reiche Ernten
    Wie Mose, weist auch Jakob prophetisch auf das wasserreiche Landerbe Josephs hin. Dank ausreichend Wasser (Regen und Quell- und Grundwasser) wirft das Land reiche Ernten ab. Diese Nahrungsgrundlage erlaubt, dass sich der Stamm vermehren wird.

    Teil V: Ausmass der Segnungen - reichlich Wasser
    Ausreichend Wasser ist hier m.E. das äussere Merkmal von Gottes reichem Segen. Der erste Teil von Gen. 49,26 bring dies zum Ausdruck.

    Zu den Übersetzungen
    Zuerst ein kurzer Kommentar zur Übersetzung des ersten Teils von Vers 26 (Gen. 49). Dieser Versabschnitt wird unterschiedlich übersetzt. Stellvertretend zitiere ich die Elberfelderversionen von 1905 und 1985. Sie stehen für die zwei hauptsächlichen Übersetzungsvarianten.

    Elberfelder von 1905: Die Segnungen deines Vaters überragen die Segnungen meiner Voreltern [Erzeuger] bis zur Grenze der ewigen [die Zeiten überdauernd] Hügel.
    Elberfelder von 1985: Die Segnungen deines Vaters überragen die Segnungen der uralten Berge, das begehrenswerte [Gut] der ewigen [die Zeiten überdauernd] Hügel.

    Die von den Übersetzern unterschiedlich verstandenen hebräischen Wörter betreffen die Passagen:
    - Voreltern (hebr. harah) bzw. Berge (hebr. harare)
    - bis zur Grenze (hebr. ta'avah) bzw. das begehrenswerte [Gut] (hebr. ta'avah)

    Nach ausgedehnten Nachforschungen komme ich zum Schluss, dass Elberfelder 1985 den hebräischen Text sinngemässer wiedergibt. Es würde den Rahmen dieses Beitrages jedoch sprengen, wenn ich näher auf die sprachlichen Einzelheiten eingehen würde.

    Zur Auslegung
    a. Segnungen der uralten Berge
    Hügel und Berge erhalten mehr Regen als etwa die Weidegebiete des Negev. Sie sind daher ertragreicher. Sie werfen landwirtschaftlich auch vielfältigere Ernten ab.

    b. Wasser - das begehrenswerte [Gut]
    Das begehrenswerte Gut der Hügel ist m.E. das Wasser. Dank ausreichend Niederschlag ist reichlich Wasser vorhanden. Die Bibel weist an vielen Stellen auf die Bedeutung des Wassers hin.

    c. Geistlicher Aspekt des Wassers
    Das Wasser hat auch eine geistliche Bedeutung. Es steht unter anderem für die Lebensanleitung Gottes.

    Zitat nach Jes. 58, 11:
    Und beständig wird Jehova dich leiten, und er wird deine Seele sättigen in Zeiten [oder an Örtern] der Dürre und deine Gebeine rüstig machen. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Gewässer nicht trügen.

    Schlussbemerkung
    Welcher Übersetzung man auch folgt, die Grundaussage bleibt m.E. dieselbe. Die Nachkommen Josephs sollen in besonderem Masse Gottes Wohlwollen und Segen erfahren. Ausreichend Wasser ist sozusagen das äussere Kennzeichen dafür. Wenn Gott das Land segnen kann, ist auch ausreichend Wasser da.
    Zweimal werden die Segnungen (Wasser) der Hügelgebiete erwähnt. Wie wenn auch hier die zweite unterlegte Bedeutung des Namens Joseph umgesetzt werden sollte, nämlich die Aussage: hinzufügen, verdoppeln.
    Als Ahab, der König des Nordreiches, tat, was dem HERRN missfiel, schickte Gott eine Dürre über das Land. Gott entzog den Segen. Die Dürre dauerte dreieinhalb Jahre (1. Kön. 17-18). Siehe Beitrag zu Ephraim.

    Teil VI: Abgesonderter
    Wie Mose weist auch Jakob auf die besondere Berufung Josephs hin. Leider wurden die Nachkommen Josephs ihrer Berufung als Abgesonderte nicht gerecht. So zog Gott später die damit verbundenen Zusagen von Joseph wieder ab (siehe Schlusswort).


    Weitere geistliche Aspekte
    Landsgemeinde in Sichem
    Manasse und Ephraim durften sich gemeinsam unter dem Namen Joseph, ihres Stammvaters, auf dem Garizim aufstellen und Segensworte aussprechen (Deut. 27 und Jos. 8). Sie sprachen diese Segensworte zusammen mit den Stämmen Simeon, Levi, Juda, Issaschar und Benjamin.

    Versiegelung nach Offb. 7
    Der Engel Gottes sucht und findet auch je 12’000 Angehörige aus den Stämmen Manasse (Offb. 7,6) und Ephraim (Offb. 7,8). Anstelle von Ephraim steht der Name Joseph.

    Neues Jerusalem
    Im Jerusalem, auf der neuen Erde, wird ein Tor nach Joseph benannt sein. Das Tor befindet sich im Osten zusammen mit Benjamin und Dan (Hes. 48,32 und Offb. 21,12). Die Stämme Ephraim und Manasse treten nicht mehr einzeln auf. Sie werden gemeinsam unter dem Namen ihres Stammvaters Joseph genannt.


    Schlusswort
    Offensichtlich hätte der Stamm Joseph eine grössere Bedeutung erlangen können. Auch geistlich gesehen. Sowohl Jakob wie auch Mose wiesen in ihren Segen darauf hin. Joseph wurde abgesondert (hebr. nazir) von seinen Brüdern. Das hebr. Wort nazir bedeutet, jemanden für eine besondere Aufgabe weihen. Der Stamm hätte geistlich eine Vorbildfunktion einnehmen sollen.

    Der Stamm Joseph konnte diese Berufung jedoch nicht erfüllen. Grosse Teile der Nachkommen Josephs hatten sich mit fremden Göttern eingelassen und zögerten, sich davon zu trennen (2. Chr. 30,1-10; 2. Chr. 34 und andere). Gott übergab sie dem Gericht. Die Assyrer deportierten die Oberschicht ins Zweistromland. Dafür siedelten sie andere Nationen in den Stammesgebieten von Joseph an. Mehr dazu bei den Stämmen Manasse und Ephraim.

    Ein Teil der Nachkommen Josephs verblieb in Israel. Die Samaritaner stammen von diesen Nachkommen Josephs ab. Allerdings vermengten sie sich mit den fremden Nationen, die von den Assyrern hergeschleppt worden waren (2. Kön. 17,24). Auch geistlich gingen sie Kompromisse ein. Deshalb konnte der Erretter nicht aus dem Stamme Joseph kommen. JESUS weist im Gespräch mit der Samaritanerin deutlich darauf hin (Joh. 4). Mehr dazu im Beitrag: Jakobsbrunnen.

    Zitat (Joh. 4,22):
    Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden.


    Aber das Haus Joseph wird nicht für immer verstossen bleiben. So wird auch Joseph Rettung finden am Ende der Zeiten.

    Sach. 10,6:
    Und ich werde das Haus Juda stärken und das Haus Joseph retten, und werde sie wohnen lassen; denn ich habe mich ihrer erbarmt, und sie werden sein, als ob ich sie nicht verstoßen hätte. Denn ich bin Jehova, ihr Gott, und werde ihnen antworten.
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