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Die Sonderlehre des Witness Lee

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    Neil T. Duddy
    Die Sonderlehre des Witness Lee und der Ortsgemeinde
    Ein persönliches Wort
    Als wir in Hongkong lebten, genossen wir die Gemeinschaft mit vielen Geschwistern der Gemeindeversammlung (vielfach als «Kleine Herde» bekannt). Auf einem kürzlichen Besuch freute ich mich sehr, als man mir vom echten Zeugnis für Jesus Chri­stus, das in Inlandchina weitergeht, berichtete. Es gibt viele in diesen Hausgemeinden, die Gott für den Dienst von Watchman Nee und seinen Mitarbeitern in vergangenen Jahren danken. In Taiwan und in einer Reihe von Ländern Südostasiens haben seit Jahren ähnliche Versammlungen, die den Lehren Watchman Nees folgen, geblüht.

    Sie waren bekannt für ihren evangelistischen Eifer, die herzli­che Gemeinschaft und die Liebe zum Wort. Unglücklicherweise kam es zu Auswüchsen (Witness Lee), wodurch der Beitrag an den Leib Christi durch die Überzeugung geschmälert wurde, man sei die einzige wahre Gemeinde, die Braut Christi. Nach 1960 begannen sich etliche Leiter aus den Versammlungen über Witness Lee Sorgen zu machen. Er war Verantwortlicher für die Arbeit in Taiwan. Lee hatte mehr und mehr die Alleinherr­schaft in der Leitung der Gemeinden an sich gerissen, und nach­dem er nach Amerika gezogen war, begann er neue Lehren und neue Arten des Gottesdienstes einzuführen. In mehreren Städ­ten Asiens hatten sich die Anhänger von Witness Lee von den älteren Versammlungen, die mit Watchman Nee in Verbindung gestanden waren, abgespalten. An ändern Orten zogen sich mehrere Leiter von solchen Gemeinden zurück, welche die Füh­rung Lees angenommen hatten. Sowohl in Taiwan, als auch in Hongkong kam es zu ensthaften Spaltungen. Viel unglückliche Publizität erfuhr die Spaltung in Hongkong durch einen Pro­zess, der um den Besitz einer Liegenschaft ausgefochten wurde. In Taiwan nahmen die «Gemeindeversammlungen» die Leiter­schaft Lees an, während sich die «Christlichen Versammlun­gen» von seiner Ortsgemeindebewegung zurückzogen. Es sind viele, die eng den Fussstapfen Watchman Nees folgen, die sich aber der Entwicklung der Ortsgemeinde von Witness Lee nie anschliessen können!

    Sowohl die Einheit als auch die Reinheit der Gemeinde sind in den Augen des Herrn äusserst kostbar. Er betet nicht nur, dass wir eins, sondern auch durch die Wahrheit geheiligt sein möchten. Kritik an einer bestimmten Gruppierung in der Ge­meinde darf nur dann gemacht werden, wenn sie notwendig ist, d.h. wenn sie verhindert, dass Irrlehre oder unwürdiges Benehmen das Volk Gottes verführt. Wie Paulus für die Philipperchristen betet, wollen auch wir beten, dass unsere «Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller Einsicht, damit wir prüfen mögen, was das Vorzüglichere sei, auf dass wir lauter und unanstössig seien auf den Tag Christi» (Phil. 1,9-10). Wir verstehen, dass die «Ortsgemeinde» junge Menschen an­spricht, die in ändern Gemeinden die herzliche Gemeinschaft, nach der sie sich sehnen, nicht gefunden haben. Sie fühlen sich von der spontanen Begeisterung des «Beten-Lesens» in den Gottesdiensten sehr angezogen. Diese Art des Gottesdienstes unterscheidet sich von allem, was man in den Versammlungen, die mit Watchman Nee in Zusammenhang stehen, gekannt hat. Sie scheint sich in Amerika entwickelt zu haben. Einer nach dem ändern, einzelne oder Gruppen, springen auf und rufen be­geistert Worte oder Bruchstücke von Versen, die eben gelesen werden, worauf der Rest einstimmig mit lauten «Amen»-Rufen antwortet. Das erzeugt grosse Begeisterung. Ein Teilnehmer be­zeugte, dass solche Zusammenkünfte weit grösseren Segen ver­mitteln als eine Predigt. Sein Kommentar: «Ich schaltete den Verstand aus und öffnete den Mund.» Ein anderer meinte: «Ich habe meinen Verstand überwunden und tauche in den Geist hinein.» Viele haben den Eindruck, dass sie die Wirklichkeit be­rühren, wenn sie in diesen enthusiastischen Versammlungen beim Beten-Lesen entrückt werden.

    Gewiss hat freudige Anbetung und freudiges Lob seine Berech­tigung; und viele Gläubige wissen um den Wert des Gebets, das die Bibellese begleitet. Aber «den Verstand ausschalten», zu ein­zelnen Wörtern lautes Lobpreisen und rhythmisches «Amen»-Rufen können eine emotionale Erfahrung erzeugen, die nichts mit einer geistgewirkten Offenbarung durch das Wort zu tun hat. Die Schrift fordert uns nie auf, den Gebrauch des Verstandes ein­zuschränken. Vielmehr sollen wir durch die Erneuerung des Ver­standes verwandelt werden (Rom. 12,2) und «mit dem Geiste» aber auch «mit dem Verstande» beten (1. Kor. 14,15).

    Jede geistliche Erfahrung und jeder Anspruch auf eine neue Offenbarung der Wahrheit muss der Prüfung durch das Wort Gottes unterzogen werden. Diese Arbeit soll uns zum Nachei­fern der Christen in Beröa anreizen, denn «sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte» (Apg. 17,11). Wir be­ten, dass es Ortsgemeindemitgliedern und solchen, die sich für Lees Lehren interessieren, eine Hilfe sein möchte, seine Lehren und Praktiken im Lichte des Wortes zu überprüfen.

    Weil ich selbst grossen Nutzen aus der Gemeinschaft mit Geschwistern empfangen habe, die mit Watchman Nee zusammen­gearbeitet haben oder seinem Beispiel gefolgt sind, schreibe ich diese Zeilen. Ich habe gemeinsam mit ihnen das «Brot des Le­bens» empfangen und habe auch in einigen Versammlungen am Wort gedient. Ich freue mich über jede neue Einsicht, die der Heilige Geist über die Wahrheit, die in Christo ist, offenbart. Wenn nun jemand beansprucht, «neues Licht» empfangen zu haben, dann müssen seine Ansprüche von der Gemeinde Jesu untersucht werden, ob sie sich mit den Mitteilungen des Wortes Gottes decken, sonst besteht die Gefahr, dass jemand Lehren, welche andere in der Vergangenheit gegeben haben, weiterführt und sie in Extreme zieht, die allmählich zu Irrlehren ausarten. Wir sind um unsere Geschwister in der Ortsgemeinde besorgt und beten, dass diese Arbeit ihnen zu einem besseren Verständnis der empfangenen Lehren und ihrer Folgen verhelfen möchte.

    David H. Adeney**David Adeney reiste 1934 mit der China Inland Mission (heute Überseeische Missionsgemeinschaft) nach China. Von 1950 an arbeitete er mit gläubigen Studenten in ganz Asien. 1968 eröff­nete er ein Jüngerschulungs-Zentrum in Singapur.

    Kürzlich lehrte er mehrere Monate an einem theologischen Seminar in Hang Kong. Er hat das Buch China: Christian Students face the Revolution (China: Gläubige Studenten mit der Revolution konfrontiert) geschrieben.



    Vorwort Telegraph Avenue in Berkeley, Kalifornien; ein Sommernach­mittag 1972.

    Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die grossen, beschlagenen Fenster der Wäscherei und fielen wie aufs Gerate­wohl auf Waschmaschinen, Wäschetrockner und schemenhafte Gestalten, die sich zwischen den Tischen hin- und herbewegten. Als er seinen schwitzenden Arm in die Waschmaschine steck­te, um seine Drillichanzüge herauszufischen, trafen der Schall von Paukenschlägen und Beifallsrufe von Sportfans sein Ohr. «Eine Parade in Berkeley», dachte er. «Ich gehe dann raus, wenn sie vorbeiziehen.» Aber Brooks Alexander war schneller draussen, als er gedacht hatte. Die Paraderufe liessen sich immer genauer ausmachen. In steigender und fallender Kadenz dran­gen Sing-Sang und Trommelrhythmen die Telegraph Avenue Richtung Universität hinab. «O Herr Jesus, o Herr Jesus. Jesus ist Herr. O Herr Jesus.» Von ändern mitgezogen stürzte Brooks hinaus.

    Die Parade war beinahe zehn Häuserblocks lang. Hunderte von Jugendlichen in Mehlsäcken schwangen Plakate mit Bibel­versen. Unter stetem, von Paukenschlägen begleitetem Sing­sang marschierten wohlgeordnete Reihen vorbei. Langhaarige starrten Kurzhaarige, Bärtige Glattrasierte an. Zuerst überrum­pelt, dann entsetzt und schliesslich voller Wut antworteten die Vertreter der Berkeley Gegenkultur mit theatralischer Achtungstellung und zusammenklappenden Hacken. Kehlige «Sieg-Heil»-Spottrufe waren die Antwort auf den vorbeimarschieren­den Zug.

    Der zunächst erfrischende Wind auf Brooks schwitzendem Körper liess ihn kalt werden vor Schreck. An jenem Abend hatte er die grössten Schwierigkeiten, seinen ungläubigen Freunden zu versichern, es sei nicht «fundamentalistisches Christentum» ge­wesen, was sie am Nachmittag in Berkeley paradieren sahen.

    Vielmehr repräsentierte die Gruppe eine Art «gnostizistisch-östliches Heilsschwärmertum», einen Punkt auf dem breiten Spektrum christlicher und pseudochristlicher Gruppierungen. Unglücklicherweise schienen seine Freunde es nicht ganz zu be­greifen. Der grösste Teil von Berkeley verstand es überhaupt nicht. Es war «die Ortsgemeinde».

    Die «Ortsgemeindeparade» war eine Stimme in der Wüste; ein Marsch entlang jener Strasse, die das Beste und Schlimmste an hedonistischem Humanismus im nachchristlichen Amerika verkörpert. Tragischerweise kam diese Stimme nicht durch. Sie wurde von der Menge nicht verstanden, deren Aufmerksamkeit sie auf sich gezogen hatte. Die Parade war ein wohlgeplanter und glatt ablaufender Versuch, Berkeley zu evangelisieren, ins­zeniert von den «Ortsgemeinde-Versammlungen» in Nord- und Südkalifornien. Solche Auftritte sollen Aufmerksamkeit erre­gen — was sie auch tun. Unglücklicherweise wird die Aufmerk­samkeit auf die «Ortsgemeinde» gerichtet — und gelenkt; aber nicht auf eine erkennbare «frohe Botschaft». Und doch wurden immer mehr solche Paraden in Berkeley und im ganzen Staat über die Bühne gerollt.

    Die Berkeley-Paraden symbolisieren die Versuche der «Orts­gemeindemitglieder», weltliche und christliche Gemeinschaften zu beeinflussen. Auf Grund der lehrmässigen Position, der inne­ren zwischenmenschlichen Beziehungen und des Benehmens in der Gesellschaft, ist die Geschichte der «Ortsgemeinde» beson­ders von stürmischen Begegnungen mit christlichen Gemeinden gekennzeichnet.

    Die vorliegende Arbeit analysiert und beurteilt die Lehre und den Wandel der «Ortsgemeinde». Sie basiert auf zahlreichen Veröffentlichungen aus der Feder des Gründers der «Ortsge­meinde», Witness Lee. Dazu kommen persönliche Berichte über Begegnungen der «Ortsgemeinde» mit Gemeinschaften landauf, landab, die wir zusammengetragen haben.

    Unsere Folgerungen beruhen auch auf Informationen, wel­che die Verfasser direkt durch Korrespondenz mit ehemaligen Mitgliedern der «Ortsgemeinde» erhielten. Wir haben auch mit Leuten gesprochen, die mit Mitgliedern Auseinandersetzungen gehabt oder sie interviewt haben. (Die Autoren haben persön­lich mit Leitern und Mitgliedern der «Ortsgemeinde» Kontakt aufgenommen, um Informationen aus erster Hand zu bekom­men.)

    Wir haben uns ernstlich um eine persönliche Aussprache mit Witness Lee bemüht, damit unser Verständnis seiner Lehren und Praktiken ein für allemal bekräftigt oder korrigiert werde. Vor dem ersten Druck von The God-Men (Die Gott-Menschen) schickten wir einen eingeschriebenen Brief an Lees Adresse und baten um ein Zusammentreffen mit ihm und zwei weiteren Ver­tretern der «Ortsgemeinde». Der Empfangsschein mit Frau Lees Unterschrift kam ohne weitere Antwort auf unser Büro zurück. Nach einer beträchtlichen Wartezeit sandten wir Wit­ness Lee ein Telegramm, in dem wir ihn aufforderten, unsere Einladung auf ein gemeinsames Gespräch zu beantworten.

    Nach Monaten warten wir nun immer noch auf eine direkte Antwort von Herrn Lee.

    Seit unserer ersten Veröffentlichung von The God-Men (Die Gott-Menschen) hat Witness Lee den Mitarbeitern von Spiri­tual Counterfeits Project die Kontaktaufnahme mit ihm ver­wehrt. Nachforscher Neil Duddy hat zweimal ohne Einladung und unangekündigt das Hauptbüro der «Ortsgemeinde» in Anaheim, Kalifornien, besucht, um mit Witness Lees beiden Hauptapologeten zu sprechen. Am Ende der zweiten Ausspra­che — in der die Anliegen, die in der revidierten Fassung von The God-Men dargelegt werden, zur Sprache standen — sagte man Neil Duddy, dass Witness Lee sich zum Grundsatz gemacht habe, auf Kritik oder Fragen von Aussenstehenden nicht einzu­gehen. «Ortsgemeindebevollmächtigter» Ronald L. Kangas sagte sogar zu Neil, er werde wahrscheinlich Witness Lee nicht darüber unterrichten, dass ein SCP-Nachforscher ihr Haupt­quartier besucht hätte, um klärende Aussprachen über Lehre und Wandel der «Ortsgemeinde» zu veranlassen. Die Haltung der «Ortsgemeinde» gegenüber Herausforderungen wurde durch die Antwort von Kangas auf Neils Frage nach Lees unge­wöhnlichen und häufigen Allegorien zusammenfassend doku­mentiert: «Sie sind nicht geistlich. Sie verstehen das nicht.» Als unser Nachforscher Lees Heim telefonisch anrief, verwies ihn Frau Lee zur Besprechung der Angelegenheit wieder an Herrn Kangas.

    An einem Sonntagmorgen gelang es unserem Nachforscher bei einem dritten Besuch in der «Anaheim-Ortsgemeinde», mit Witness Lee unter vier Augen zu sprechen. Im ganzen Gespräch drückte Lee seinen Ärger über das Spiritual Counterfeits Pro­ject aus und versuchte seine Lehren zu rechtfertigen. Den Fra­gen unseres Nachforschers wich er aus.

    Angesichts der zahlreichen Anfragen, die das SCP laufend von besorgten Christen aus ganz Amerika und vielen Ländern der Welt erhält, sehen wir uns genötigt, diesen Bericht zu veröf­fentlichen. Lees Schrifttum bezeugt, was er glaubt und lehrt. Die «Ortsgemeinde» bestätigt noch immer seine Lehren, und wir nehmen an, dass seine Jünger sie weiterhin als autoritativ akzeptieren. Obwohl die «Ortsgemeinde» eine Arbeit geschrie­ben hat, die angeblich die Schlüsse dieses Buches zu widerlegen sucht, verweigert sie dem SCP eine Einsichtnahme. Aufgrund der gescheiterten Bemühungen, mit Lee und «Ortsgemeindelei­tern» Kontakt aufzunehmen, müssen wir uns mit seinen veröf­fentlichten Aussagen — die bibeltreuen Christen äusserst zweifelhaft erscheinen — als Hauptinformationsquelle begnügen.

    Neil Duddy, Nachforscher; Brooks Alexander, Direktor Spiritual Counterfeits Project, Berkeley, Kalifornien

    P.S. Man hat der «Ortsgemeinde» und Witness Lee anerbo­ten, dieses Manuskript zu lesen und ihnen das Anrecht auf eine fünfseitige Antwort im Anhang dieser Veröffentlichung ge­währt. In einem eingeschriebenen Brief vom 22. Mai 1979 hat Witness Lee dieses Angebot jedoch abgelehnt.

    Ferner ist zu beachten, dass nicht alle christlichen Gemein­den, die als ihre Bezeichnung den Begriff «Ortsgemeinde» wählten, mit der Ortsgemeinde von Witness Lee identisch sind.



    I. Einleitung
    Die Grundlage

    Das Kennzeichen des biblischen Glaubens ist, dass Glaube und Wandel sich mit den Grundzügen biblischer Anweisung decken. In rechtgläubigen christlichen Gemeinschaften werden rechter Glaube und rechter Wandel durch die Kraft biblischer Lehre und Sittlichkeit erzeugt. Das Neue Testament verlangt, dass der Christ die Schrift als ausschliessliche Quelle der Beleh­rung betrachte und von ihr allein Sittlichkeit und gesellschaftli­che Schicklichkeit herleite. Paulus schrieb an Timotheus: «Alle Schrift ist von Gott eingegeben (gottgehaucht) und nütze zur Lehre, zur Ermahnung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt» (2. Tim. 3,16.17). Der Brief des Paulus betont die Notwendigkeit einer Orthopraxis: rechte Lehre und rechtes Tun, welche von der Schrift be­stimmt werden. Gott hat die Schrift ganz schlicht zur Erfüllung dieses zweifachen Zwecks gegeben. Gottes inspiriertes Wort vermittelt lehrmässig korrekte Weltanschauung und Sittlichkeit, welche gemeinsam zu einem Gott wohlgefälligen Wandel er­muntern, zu «guten Werken». Kurz, die Schrift enthält die Kri­terien, nach denen Glaube und Wandel gemessen werden.

    Der erste Johannesbrief baut dieses von Paulus dargestellte Anliegen noch weiter aus. Während Paulus den Timotheus, ei­nen Ältesten und Lehrer, anwies, seine Lehren über Glauben und Wandel der Schrift zu entnehmen, fordert Johannes zu­sätzlich, dass die Gläubigen den Dienst ihrer Lehrer durch An­wenden biblischer Richtlinien beurteilen.

    John Stott stellt in seinem Kommentar über den ersten Jo­hannesbrief dar, wie wichtig es ist, dass christliche Gemein­schaft, unter Benutzung der Schrift als Grundlage, die Lehre und das soziale Verhalten ihrer Lehrer prüfen.

    Von l. Johannes Kapitel 2 her fordert Stott zur Anwendung zweier Proben auf: der sozialen und der lehrmässigen.1

    Stott erklärt, dass der Apostel Johannes der christlichen Ge­meinde zwei Werkzeuge in die Hand gibt, mit deren Hilfe sie rechtes Lehren und Verhalten von den oft verführerischen Ver­drehungen der Irrlehre unter ihren Lehrern unterscheiden kann. Stott verweist auf 1. Johannes 2,9 und 10 als eine der vielen Stellen in diesem Brief, die betonen, dass Lehrer sittliche und gesellschaftliche Schicklichkeit auf weisen müssen, wie es sich für ein Kind Gottes gehört: «Wer da sagt, dass er in dem Lichte sei, und hasst seinen Bruder, ist in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, bleibt in dem Lichte, und kein Ärgernis ist in ihm.» Nach biblischer Definition ist ein Lehrer, dessen Bezie­hungen in der christlichen Gemeinschaft beständig zersetzend und von Zank gekennzeichnet sind, auf Abwege geraten.

    Stott zitiert 1. Johannes 2,24 und 25, um zu zeigen, dass die Schrift von Lehrern lehrmässige Reinheit fordert: «Was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.» Einleuchtend legt John Stott seine Ansicht dar, dass Johannes Christen auffordert, die Lehren ih­rer Unterweiser an den apostolischen Lehren zu messen.2 Es ist auch interessant zu beachten, dass rechte Lehre sich in diesem Vers mit Bleiben «in dem Sohne und in dem Vater» verbindet. Umgekehrt kann Irrlehre nicht dazu führen, dass man in dieser Verbindung bleibt.

    Die Probe der gesellschaftlichen Schicklichkeit und der rech­ten Lehre sind zwei Teile eines erforderlichen dreiteiligen Aus­wertungsvorgangs, welche Christen auf Lehre und Verhalten ih­rer Unterweiser anwenden sollen. Die Schrift dient als Vorlage und Werkzeug, um Leben und Lehre von christlichen Gemein­schaften zu bewerten; auch um solide Orthopraxis als Gegen­satz von verkehrtem Glauben und Tun zu bewirken.

    Aus Gründen, die Stott der Schrift entnimmt, sind wir ver­pflichtet, sowohl die Lehren der Ortsgemeinde als auch ihre Auf­tritte in umliegenden christlichen Gemeinschaften zu prüfen.

    Die Lehren der Ortsgemeinde, die den Schriften und Vorträ­gen von Witness Lee entstammen, sind die Hauptquellen der Belehrung für Benehmen und gesellschaftliche Schicklichkeit ei­nes Mitglieds. Die Ortsgemeinde hat sich selbst als Vorboten wahren Christentums dargestellt, als Avantgarde und überlege­ne Unterweiserin der Gemeinde Jesu. Das Modell, das uns der Apostel Johannes gibt, um Lehren und zwischenmenschliche Beziehungen zu prüfen, ist Vorbild, Grundprinzip und Leitlinie dieses Buches.

    Zweck und Inhalt
    «Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.» Der Evangelist Johannes berichtet uns, wie die dramatische Tempelreinigung Jesu, die Jünger an diese Zeile in Psalm 69,10 erinnerte. Der Ei­fer Christi um das Haus Gottes legte den Grund zur christlichen Gemeinde.3 Er ist das Vorbild, dem das Volk Gottes nachzuei­fern hat.

    Übersprudelnde Freude ist ansteckend. Besonders wenn sie Gott, Seinem Wort und Seiner Gemeinde gilt. Wir werden heu­te mit verschiedenen religiösen Bewegungen konfrontiert — be­sonders unter der Jugend — die ihre Lehren und ihren Lebens­stil mit grossem Eifer propagieren. Sie wirken deshalb für Leu­te, die inner- und ausserhalb der Gemeinde nur oberflächliche und unbefriedigende Erfahrungen gemacht haben, äusserst an­ziehend. Endlich stösst man auf echte Hingabe! Was auch die lehrmässigen Feinheiten sein mögen, die Anhänger sind auf alle Fälle von ihrer Gemeinschaft begeistert.

    Die Bibel aber warnt uns vor irregeleitetem Eifer. Paulus be­klagt dieses Übel bei seinen jüdischen Volksgenossen: «Sie haben Eifer für Gott, aber nicht nach Erkenntnis.» Auch wusste er um kommende Tage, da selbst Mitglieder der christlichen Gemeinschaft mit einem Schein der Gottseligkeit «... ihre Kraft verleug­nen» würden. Sein Rat ist: «Von diesen wende dich weg!»

    Die Nachfolger von Witness Lee legen Wert auf Hingabe und Eifer im Gemeindeleben. Sie halten sich für die Überwinder des Herrn, die «wiederhergestellte» Gemeinde der letzten Tage. Verständlicherweise sind sie über ihren vermeintlichen einzigar­tigen Platz im göttlichen Plan begeistert! Aussenstehenden ge­ben die Anhänger der Ortsgemeinde zu vielen Fragen Anlass, die so leicht nicht zu beanworten sind. Wir haben die Absicht, uns die Bewegung näher anzusehen, um ihre Lehren und Praktiken zu verstehen. Wenn wir zu einem Verständnis gelangen, werden wir die Ergebnisse im Licht der Schrift auswerten, damit wir er­kennen, ob unsere Freunde, die den Anweisungen Witness Lees Folge leisten, einen gottgefälligen Eifer besitzen, dem wir nach­eifern sollten, oder ob ihre Begeisterung ein Abweichen von ei­nem wahren Gottesverständnis zu bemänteln sucht.

    Dieses Buch untersucht die Lehren Witness Lees und seiner Ortsgemeinde, sowohl systematisch als auch detailliert. Dass es kein leichtes Unterfangen ist, beweist die Tatsache, dass vier Jahre Nachforschungen und Erfahrungen dieser Arbeit voraus­gehen. Trotz Witness Lees erstaunlicher Produktivität (er ist ein unermüdlicher Redner) hat man von Ortsgemeindeseite her kaum etwas unternommen, um die theologischen Besonderhei­ten der Bewegung so zu systematisieren, dass man sie mühelos erfassen könnte. Darum haben wir uns in dieser Arbeit zu ei­nem Grossteil darum bemüht, eine Art «systematische Theolo­gie der Ortsgemeinde» zusammenzustellen. Es ist unser Anlie­gen, die Lehre von Witness Lee so zu ordnen, dass sie, statt nur in Bruchteilen, als Ganze erfasst werden kann.

    Diese Absicht hat die Zusammenstellung unseres Materials bestimmt. Der Löwenanteil dieses Buches legt Lees Auffassun­gen in einer Reihe von traditionellen Kategorien biblischer Theologie dar, worauf jeweils eine Stellungnahme unsererseits folgt. Wir hatten allerdings erhebliche Schwierigkeiten, aus dem umfangreichen Schrifttum Lees die typischen Bestandteile seiner Theologie herauszukristallisieren, um sie in die traditio­nellen Kategorien biblischen Glaubens einzureihen. Witness Lee hat sich ein zweischneidiges Schwert geschmiedet. Symbolträch­tige, biblische Buchstabentreue bildet die eine, unbiblische Leh­re die andere Schneide. Die unbiblische Lehre wird in biblische Terminologie gehüllt, woraus sich eine ungewöhnliche Fär­bung, ja Verdrehung der Schrift ergibt. Das führt zu zweierlei: Erstens: Die Ortsgemeinde hat leichten Zugang zu christli­chen Gemeinschaften, die an biblischer Terminologie festhal­ten. Zweitens: Wenn die Ortsgemeinde unbiblischer Lehre be­zichtigt wird, greift sie auf grosse, unverbrauchte Reserven zu­rück und produziert lauter biblische Stellungnahmen. Wir müs­sen der Ortsgemeinde gerecht erweise zugestehen, dass ihr Dienst auch biblische Lehre enthält. Das Hauptgewicht liegt jedoch auf ungewöhnlichen, zweideutigen oder gar fraglichen Lehr­punkten; und es sind gerade diese Punkte, die zu Unstimmig­keiten zwischen der Ortsgemeinde und den übrigen christlichen Gemeinschaften geführt haben.

    Diese kritische Abhandlung und Analyse der Ortsgemeinde konzentriert sich auf die Besonderheiten der Bewegung. Ausser im theologischen Abschnitt haben wir Analyse, Auswertung und eigentlichen Kommentar auf das letzte Kapitel beschränkt. Völlige Trennung von Auswertung und Darstellung ist natürlich nicht möglich; aber unsere eigenen Werturteile sollten, wo sie auftreten, als solche erkenntlich sein, da wir uns keineswegs be­müht haben, unsere Urteile und Klarstellungen irgendwie zu verhüllen.

    Man beachte, dass die Zitate aus Lees Schrifttum als An­schauungsmaterial zu seinen Auffassungen gedacht sind, und nicht als «Klartexte» irgendwelcher theologischer Position. (Bei jedem Zitat zeigt ein Buchstabe an, welchem Buch es entnom­men ist, das unter «Zitierte Werke» aufgeführt ist.)

    Folgendes haben wir nicht unternommen:

    Wir haben nicht versucht, die Frage: «Ist Witness Lee gläubig?» zu beantworten; oder: «Sind die Mitglieder der Orts­gemeinde gerettet?» Unter ihnen befinden sich Gläubige, wenn sie auch verführt und mangelhaft aufgeklärt sind. Man kann über solche Fragen natürlich verschiedener Meinung sein, aber beide Fragen sind biblisch unpassend für unsere Absichten. Vielmehr trifft folgende Frage den Kern unseres Anliegens: «Präsentiert die Lehre von Lee und der Ortsgemeinde ein Bild von Gott, Christus, dem Zustand des Menschen und der Ver­antwortung des Christen in einer notbedüftigen Welt, welches der biblischen Offenbarung entspricht?» Das ist eine Frage, die sich beantworten lässt, und welche die Bibel — besonders der 1. Johannesbrief — uns zu stellen nötigt.5

    Wir haben nicht versucht, einen erschöpfenden Katalog der Ortsgemeindelehren zu erstellen, sondern Lees Verständnis gewisser Hauptthemen zu erfassen.

    Wir haben auch nicht versucht, eine unanfechtbare Unter­suchung der zwischenmenschlichen Ein- und Auswirkungen des Ortsgemeindelebens darzustellen. Unsere Bemerkungen stam­men von persönlichen Beobachtungen und Fakten, die während vier Jahren von Spiritual Counterfeits Project gemacht und ge­sammelt wurden. Mitarbeiter im In- und Ausland haben uns vertrauenswürdige Mitteilungen über die Art der Ortsgemeinde­beziehungen innerhalb ihrer Gemeinschaften zugesandt. Wir haben ein hohes Mass an Übereinstimmung in ihren Beobach­tungen und Erfahrungen festgestellt.

    Wir glauben, dass wir Lees Theologie fair und treffend darge­stellt haben. Es ist wichtig zu beachten, dass die behandelten theologischen Gebiete für die Struktur jeder wohlausgewoge­nen biblischen Theologie entscheidend sind. Es handelt sich kei­neswegs um unbedeutende Themen, die sich um zweit- oder drittrangige Wahrheiten drehen. Dennoch standen wir einem besonderen Problem gegenüber, als wir versuchten, die Lehre der Ortsgemeinde zu beschreiben. Es wird im Hinblick auf zu erwartende Stellungnahmen von Witness Lee oder seiner Wort­führer gut sein, das vor Augen zu haben. Wie wir in diesem Buch eingehend darlegen, wird die psychologische Dynamik -die geistliche Gotteserfahrung, die in der Ortsgemeinde gelehrt wird - als eine subjektive Erfahrung geschildert, die einen «geistlichen Standard verleiht, der äusserst vage und ver­schwommen ist» (O, S. 83). Obwohl diese Erfahrung subjektiv und vage ist, so dass sie kein objektives Mass für Wachstum und Reife in Christo bietet, gilt sie als grundlegende und unerlässli-che Voraussetzung zum Erleben der wahren «Wirklichkeit». Wenn das «Vage und Verschwommene» verabsolutiert wird, verlieren die entgegengesetzten Eigenschaften Objektivität und Schärfe selbstverständlich an Gewicht. Jeder Versuch, biblische Sprache als Trägerin von Sinn und Bedeutung zu gebrauchen, anstatt et­was zuerst subjektiv zu erfahren, um es dann zu verstehen, wird von der Ortsgemeinde grundsätzlich als etwas so Untergeordne­tes angesehen, dass es praktisch einem «Abfall» gleichkommt.

    Unter solchen Umständen ist es nicht erstaunlich, dass festge­fügte, logische Strukturen in der Ortsgemeindelehre fehlen. Im gesamten Schrifttum Witness Lees findet man keine einzige ge­wichtigere Aussage, die nicht an anderen Stellen auf andere Weise interpretiert oder völlig auf den Kopf gestellt wird. Und das geschieht, wohlgemerkt, in Lees Lehren über die Inspira­tion der Schrift, das Erkennen des göttlichen Willens, das We­sen Gottes, die Christologie und die Rolle des Gesetzes in der Sittenlehre.

    Zudem ist es nicht ungewöhnlich, dass Leiter der Ortsgemein­de genau das tun, was sie ändern, das heisst dem «Christentum», ankreiden. Witness Lee sagt zum Beispiel: «Lehren bewirken nur Spaltungen unter den Kindern des Herrn.» Er meint des weiteren: «Je mehr wir über Lehren re­den, desto mehr werden wir uns zanken» (G, S. 23). Gleichzei­tig besteht er aber auf bestimmten Lehren (z. B. «vermengen» und «der örtliche Grund») in einer Weise, die ihn dazu geführt hat, Gemeinschaft mit jeder grösseren christlichen Körperschaft in der Welt auszuschlagen!

    Die Mentalität der Ortsgemeinde hat offenbar keine Schwie­rigkeiten, diese Art Widersprüchlichkeit in den verschiedensten Formen anzuwenden. Ein Beispiel bieten ihre Methoden, Pro-selyten zu machen. Während sie ein Konzept doktrinloser Ein­heit bekennt — eine Einheit, die auf geistlicher Erfahrung und Unterordnung basiert — verfolgt die Ortsgemeinde eine Strate­gie zum Gemeindewachstum, welche auf wahllosen, beinahe willkürlich verursachten Spaltungen beruht.

    Auf der Suche nach Anhängern unter Leuten, die nach «einer Art neutestamentlicher Gemeinde» auf der Suche sind, entführ­te die Ortsgemeinde Glieder aus bereits bestehenden Gruppen. Sie gingen fast immer nach dem gleichen Muster vor. Man nahm Kontakt mit einer Gruppe auf, die an einigen Vorstellun­gen festhielt, die denen der Ortsgemeinde ähnlich waren. Dann wurde eine Menge über Einheit geredet. Langsam begann die Gruppe zu Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde zu neigen.

    Sobald die Ortsgemeinde erkannte, dass sie eine beachtlich




    Gruppe abziehen könnte, warf sie eine Streitfrage auf; egal wo­rum, einfach irgend eine Streitfrage. Daraufhin forderte die Ortsgemeinde, dass man Stellung beziehe. Sie könne selbstver­ständlich nicht mehr mit einer falschen Gemeinde zusammenar­beiten, die jetzt ihr wahres Gesicht gezeigt hätte. Sektierertum hätte ihr hässliches Haupt erhoben. Keineswegs könne die Orts­gemeinde das akzeptieren. Die Folge war Trennung, und die Ortsgemeinde entführte ihre Beute.6

    Wenn man an Lees radikaler Geringschätzung von Lehre und verstandesmässiger Beurteilung lehrmässiger Orthodoxie denkt, fragt man sich, warum sich die Ortsgemeinde so krampfhaft darum bemüht, sich selbst in einem biblisch-orthodoxen Licht zu präsentieren. Warum gab die Ortsgemeinde 40000 Dollar für Zeitungsannoncen aus, in welchen sie The God-Men von SCP zu widerlegen suchten, indem sie für sich selbst Orthodoxie be­anspruchten? In diesen Anzeigen legte die Ortsgemeinde die notwendigen und grundlegenden Glaubensartikel orthodoxen Christentums dar und zitierte historische Persönlichkeiten, die als die theologischen Väter fundamentalen Christentums gelten. Auch auf den Seiten 6-8 von A Reply to the Tract against Wit-ness Lee and the Local Church (Eine Entgegnung auf die Ab­handlung gegen Witness Lee und die Ortsgemeinde) steht ein in orthodoxer Sprache abgefasstes Zehnpunktecredo — allerdings wurden die Ortsgemeindelehren, die die Widersprüche hervor­gerufen haben, nämlich «Vermengen» und «der örtliche Grund» oder ihre niedrigen Ansichten über die Christenheit, weggelassen.7

    Auf Grund unserer Erfahrungen sind wir davon überzeugt, dass sie sich aus rein taktischen Gründen diesen Anschein von Orthodoxie gibt. So hofft sie, Christen für ihre Bewegung zu gewinnen, nachdem sie deren kritische Haltung durch einen Deckmantel evangelikalen Gehabes beschwichtigt haben. Ein Ältester der Anaheim Ortsgemeinde besucht das Füller Seminar in Pasadena, Kalifornien. In einer besonderen Prüfungssitzung wurde darüber befunden, ob eine Aufnahme dieses Mannes zu rechtfertigen sei. Das Seminar schloss aus der Darlegung jenes Ältesten über die Lehre der Ortsgemeinde, dass seine Theologie gesund sei. Später unterredete sich unser SCP Nachforscher mit einem besorgten Füller Mitglied, was folgendes an den Tag brachte: 1. der Prüfungsausschuss hatte Witness Lees Lehren weder gelesen noch gehört; und 2. schwere Bedenken zur Auf­nahme dieses Ältesten wären aufgetreten, hätte man Lees theo­logische Stellung in der Gesamtheit erfahren. Dieser Mangel an Aufrichtigkeit in der Selbstdarstellung ist in mancherlei Hin­sicht die störendste aller Eigenschaften der Ortsgemeinde.

    Wie bereits erwähnt, setzt sich die vorliegende Arbeit aus zwei Hauptteilen zusammen: dem lehrmässigen und dem sozio­logischen. Der soziologische Teil folgt dem theologischen; denn die Beziehungen der Ortsgemeinde zu ändern christlichen oder zu weltlichen Gemeinschaften sind nichts als die praktischen, logischen Auswirkungen der Gedanken Lees. Sollte der Leser jedoch zuerst einen Blick ins Innenleben der Ortsgemeinde wünschen oder den theologischen Teil ein wenig trocken fin­den, kann er die soziologische Abhandlung als einen in sich ab­geschlossenen Artikel zuerst lesen. Dieser mag ihm dann als Bild-Führer durch die theologische Landschaft dienen.

    Indem wir diese Untersuchung vornehmen, sind wir uns sehr wohl der Ansicht Witness Lees über ein solches Unterfangen bewusst: «In meinem ganzen Christenleben bin ich keinem Chri­sten begegnet, der noch vom Herrn gesegnet wurde, nachdem er die Ortsgemeinde kritisiert oder bekämpft hatte. Ich habe beob­achtet, dass alle Feinde des Gemeindelebens vom Glauben abge­fallen sind. Ich weiss von keiner einzigen Ausnahme. Sie mögen alle beschämt werden und rücklings fallen. Das ist keine kleine Sache. Wenn du die Ortsgemeinden hassest, wirst du kein Wachstum im Leben mehr erfahren. Du wirst auch keine reiche Ernte einbringen» (C, S. 199).

    Eine solche Aussage kommt sowohl in der Wirkung als auch in der Absicht einem Fluch über alle Gegner und Kritiker von Lees Lehren gleich. Er verheisst aber auch Übles allen Ortsge­meindemitgliedern, denen plötzlich Zweifel bezüglich ihrer Mit­gliedschaft kommen sollten. Sie verspricht denen göttliche Stra­fe, die sich der Ortsgemeinde widersetzen. Damit steht sie zu den Flüchen parallel, die das Alte Testament dem ungehorsa­men Israel in Aussicht stellte. Das passt auch völlig zu Lees Auf­fassung, dass die Ortsgemeinde die einzige wahre Kirche sei, von der die Psalmen sprechen. Dennoch schreiben wir diese Arbeit. Es geschieht aus unserem ernsten Anliegen für den hohen Stan­dard der göttlichen Wahrheit, welcher alle, die Seinen Namen bekennen, verpflichtet sind. Es geht uns nicht um Streit oder Rechtfertigung. Wir möchten aber der breiten christlichen Ge­meinschaft einen Schutz vor diesen Einflüssen bieten und Wit­ness Lee und die Ortsgemeinde zur Busse aufrufen, damit das Volk Gottes wirklich frei sein möchte, wie Er verheissen hat.8



    II. Geschichte der Bewegung: Ein kurzer Überblick

    Witness Lee wurde stark von der Reaktion gewisser chinesischer Gemeinden gegen westliche Missionspraktiken beeinflusst. Chi­nesisches Christentum wurde von vielen Chinesen mit westli­chem Imperialismus gleichgesetzt. Einer dieser Christen war Watchman Nee (1903 - 1972), die Person, die Lees Ideen und Leiterschaftsrolle anfangs entscheidend geprägt hat. Nees Er­nüchterung über den steifen Formalismus seiner christlichen Schulbildung führte ihn dazu, eine Hausgemeinde nach der Art der Brüderversammlung im Jahre 1922 in Futschou mitzugründen. In dieser Zeit lernte Nee auch das Schrifttum profilierter Christen über das geistliche Leben kennen; u.a. von Jessie Penn-Lewis, Andrew Murray, J.N. Darby. Sie sprachen von ei­nem inneren, geistlichen Leben in der Gemeinde mit Christus und von einer unformalen, autonomen Gemeindestruktur ohne Unterscheidung zwischen Geistlichen und Laien, also prakti­sches, allgemeines Priestertum.

    In den späten Zwanzigerjahren schrieb Nee ein Buch mit dem Titel «Der geistliche Christ», in welchem er aufzeigt, dass der Mensch dreiteilig sei, bestehend aus Leib, Seele und Geist. Da­von übernahm Witness Lee die Ansicht, die einzigen annehm­baren Eigenschaften und Handlungen sind solche, die dem menschlichen Geist entspringen, dem schlummernden Teil des Individuums, der dann zum Leben erweckt wird, wenn er, und zwar nur er, vom Heiligen Geist bewohnt wird. Der Heilige Geist erzeugt Eindrücke im menschlichen Geist, die dann von der Seele — dem Verstand — gedeutet werden. Der Geist muss von der Seele geschieden werden und dann dieselbe beherr­schen.

    Watchman Nee zog nach Schanghai, wo er seine erste Ge­meinde gründete, die unter dem Namen «Kleine Herde» be­kannt wurde. Die neue Gemeinde war von den anderen Ge­meinden Schanghais unabhängig. Zehn Jahre darauf, im Jahre 1938, veröffentlichte Nee Concerning our Missions (Betreffs unserer Missionen; erschien später unter dem Titel Das normale Christenleben), wo er die Gedanken, die er seit 1928 in die Tat umgesetzt hatte, darlegte:

    1. Denominationalismus ist Sünde und ein Hindernis zum geistlichen Wachstum. Die Gemeinde soll geeint sein.

    2. Pro geographisches Gebiet sollte nur eine Gemeinde und diese von anderen Gemeinden unabhängig sein.

    Alle Gläubigen sollten sich völlig von den Denominationen lösen und lebendige örtliche Gemeinden bilden.1 Die Kleine Herde begann zuerst in den Dreissigerjahren zu den. In jener Zeit kam Witness Lee zur Bewegung. i Ihm waren schon als Kind biblische Geschichten und Lehren zwei Naturen im erlösten Menschen und die Lehre von »ushaltungen2 beigebracht worden. Er besuchte eine christli-lie Schule, bekehrte sich aber erst im jungen Mannesalter. Als Christ machte er mehrere Veränderungen durch. 1927 wurde er den Exekutivrat seiner Denomination gewählt, lehnte aber üe Stelle ab und verliess die Denomination. Fünf Jahre später, behauptete er, «kam er erstmals zur Ortsgemeinde». Im gleichen Jahr begann er in der Kleinen Herde in Tschefu in Nord China zu dienen.

    In den Dreissiger jähren allerdings erforschte und erlebte Witness Lee durch intensive Nach-Innenschau zwei Probleme, die vom Sündenfall herrühren: Entfremdung vom Nächsten und Entfremdung vom eigenen Ich. Er war äusserst bemüht, nie­mand zu beleidigen. Er las nie die Zeitung in jemandes Gegen­wart, wenn er nicht ausdrücklich Erlaubnis dazu erhielt. Er musste Briefe drei oder viermal schreiben, weil sie perfekt sein mussten. Er entschuldigte sich für die gleichen kleinen Vergehen mehrere Male, selbst wenn schon beim ersten Mal vergeben Worden war. (Heute sagt Lee, wir alle müssten einmal so streng mit unserem Gewissen sein.)3 So bereitete Witness Lee den Nährboden, auf dem eine hochgezüchtete «Theologie der Er­fahrung» gedeihen würde.

    In den Vierziger jähren war Lee zu einem brauchbaren Mitar­beiter Nees geworden. Er hatte Organisationstalent, welches Nee abging. Von 1939 bis 1942 half er Nee bei Schulungen in Schanghai.

    Obwohl Witness Lee 1943 von der Japanischen Heerespolizei Ins Gefängnis gesteckt wurde und nach seiner Entlassung drei Jahre lang an Tuberkulose litt, lehrte er wieder in Schanghai in den Jahren 1946 bis 1948.5 An einer Mitarbeiterkonferenz der Kleinen Herde 1948 beschloss man, dass die Mitarbeiter die Auf­sicht über die Gemeinden haben sollten. Das war eine einschnei­dende Veränderung der bisherigen Ansichten Nees, die offen­sichtlich Lee, dem Organisator, gelegen kam.

    Es scheint, dass das Jahr 1948 eine Wende in W. Nees Ge­meindepraktiken brachte. Es war der Anfang eines hierarchi­schen Systems mit zentraler Kontrolle, welches sich nur wenig von der Organisation der denominationalen Gemeinden unter-



    schied. Einige meinen, hier hätte der wachsende Einfluss Witness Lees eingesetzt, der später solche eigenmächtige Kontrolle über die Gemeinden in Taiwan haben sollte.6

    Als die Kommunisten in China immer stärker im Vormarsch waren, setzte Nee Witness Lee als Leiter der Kleinen Herde von Taiwan ein.

    In den letzten Jahren ist es zu ernsthaften Spaltungen in Tai­wan und Hongkong gekommen. Die Gemeinden hatten sich aufgeteilt in solche, die die Leitung von Lee annahmen und sol­che, die den Eindruck hatten, er sei von den Lehren Watchman Nees abgewichen, indem er fragwürdige Lehren und neue Arten des Gottesdienstes eingeführt habe. Eine beträchtliche Anzahl von Leitern der Kleinen Herde und von Gemeinden in verschie­denen Städten Südostasiens brachen ihre Verbindungen zu Wit­ness Lee ab. Trotz dieser inneren Kämpfe in den eigenen Reihen drängte die Ortsgemeinde mit neuen Feldzügen auf den Philip­pinen, in Indonesien, Korea, Malaysia, Neuseeland, Deutsch­land, in der Schweiz, in Brasilien, Nigeria und in den Vereinig­ten Staaten voran. Die Mitgliederzahl der Ortsgemeinde ausser­halb der Vereinigten Staaten beträgt rund 35000. In den USA und Kanada sind es schätzungsweise 5000 - 7000.

    Offensichtlich war Taiwan Lees Hauptquartier, bis er 1962 nach Los Angeles kam.8 Seither ist Südkalifornien eine Hoch­burg der Ortsgemeinde. In den späten Sechziger jähren begann Lee das «Jerusalemprinzip» in den USA anzuwenden. (Das Je­rusalemprinzip, das Apostelgeschichte 8,4 entnommen ist, ist das Ausziehen ganzer Gruppen von Christen, um Gemeinden zu gründen.) Eine Gruppe von etwa Siebzig zog 1969 nach Hou­ston, während andere 1970 nach Seattle, Chicago, Akron und Atlanta zogen. 1974 waren es schon etwa 40 - 50 Ortsgemein­den; heute dürften es etwa 50 - 60 sein.

    Die Ortsgemeinden in den USA geben sich oft nicht als An­hänger von Witness Lees Lehren aus. Vielmehr stellen sie sich Gemeinschaften — sowohl Gemeinden als auch aussergemeind­lichen Gruppen — als wohlwollende Christen vor. Immobilien der Ortsgemeinde sind nicht durch Tafeln als solche gekenn­zeichnet. Oft besuchen nichtsahnende Personen Ortsgemeinde­zusammenkünfte ein halbes Jahr lang, ohne etwas von ihrer or­ganisatorischen Verbindung zu Witness Lees «Muttergemein­de» in Anaheim, Kalifornien, zu wissen.

    Die juristische Struktur von Witness Lees Hauptquartier in Anaheim lässt zwei Zweige erkennen, die beide im gleichen Haus untergebracht sind. Die Ortsgemeinde e.V. erfüllt alle






    jttlichen Anforderungen. Über die zweite juristische Struk-, den Strom Verlag, hat Witness Lee den Vorsitz. Darum ist ness Lee praktisch und rechtlich ein Angestellter der Ortsge-nde und seiner eigenen Organisation. Für die Gemeinde ist lin bezahlter, offizieller Berater mit einem besonderen Inter-i an der Organisation.

    )ie Organisation, der Lee vorsteht, schliesst auch den Strom rlag ein. Dieser verschickt Lees zahlreiche Bücher, Traktate Artikel an eine internationale Leserschaft. Er versendet ch Videobänder und Tonbandaufnahmen mit Witness Lees erkündigungen und Vortragsreihen. Ebenfalls ist die Organi-•tion für zwei zehntägige Schulungen pro Jahr in Los Angeles erantwortlich. Diese werden von ca. 3000 Besuchern, zu einem iis von 50 Dollar pro Person, besucht. Die Organisation am bezieht jährlich fast 750000 Dollar. Obwohl Witness Lee rechtlich für die Ortsgemeinde nicht rantwortlich ist, sind seine Gegenwart und sein Einfluss dort Von so grossem Gewicht wie in seiner Organisation Strom. Diese i beiden Agenturen werden für unseren theologischen und sozio-l'logischen Kommentar als eines behandelt.

    Witness Lee und weitere Ortsgemeindeglieder waren auch in l twei Geschäftsunternehmen mit einbezogen: Day Star und Fos-forus. Lee war Vorsitzender beider Gesellschaften. Sein Sohn, Timothy Lee, diente als Präsident von Fosforus.

    Day Star von Kalifornien verkaufte Wohnautos, bis es im Herbst 1975 als eingestelltes Unternehmen registriert wurde, da es sich wegen mangelnden Verkaufs nicht mehr über Wasser halten konnte. Fosforus war eine in Taiwan stationierte Fabrik, die zunächst Bestandteile für die Wohnautos herstellte. Als aber das Unternehmen in Kalifornien einging, begann Fosforus Stühle zu produzieren. Ortsgemeinden und einzelne Mitglieder wurden dazu ermuntert, diese Stühle für Versammlungsräume und Privatheime zu kaufen; dennoch konnte kein genügender Markt geschaffen werden. So lancierte Fosforus ein neues Pro­jekt: Herstellung von Tennisschlägern. (Ironischerweise verur­teilt Witness Lee seit je alle sportliche Betätigung; nur Tennis ist von diesem Urteil ausgenommen.) Aber auch dieses Unterneh­men scheiterte, so dass auch Fosforus den Betrieb einstellen musste. Die nichtregistrierte Agentur Overseas Christian Ste­ward ist Mutterfirma dieser beiden nichtproduzierenden Ge­schäfte.

    Beachtenswert ist auch die Tatsache, dass von Ortsgemeinde­mitgliedern Gelder gesammelt wurden, die dem Bau eines Ver-






    sammlungshauses in Stuttgart zufliessen sollten. Die 235000 Dollar wurden letzten Frühling von deutschen Banken abgeho­ben, weil der Zins mit 3% zu gering war. Sie wurden dafür in ei­nen Wohnblock in der Nähe von Lees Heim in Anaheim, Kali­fornien, investiert. Während diese Investition Gewinn abwirft, verlautet aus gut informierter Quelle, nichts sei zum Bau der ge­planten Versammlungshalle in Stuttgart unternommen worden.

    Letzte Ereignisse

    Im Herbst 1978 kam es in der Leitung der Ortsgemeinde zu einer bedeutenden Abspaltung. Über vierzig Mitglieder der Anaheim-Gemeinde und andere im ganzen Land zogen sich zu­rück, darunter mehrere der engsten Vertrauten Lees. Sie haben logischere Auffassungen und Praktiken über biblisches Leben und Glauben gewählt. Die Leiter der Ortsgemeinde sind natür­lich verbittert. Am liebsten würden sie ihnen das Heil abspre­chen. Unter Lees Leitung haben Älteste der Ortsgemeinde be­sondere Zusammenkünfte gehalten, in denen besprochen wur­de, wie man mit Abtrünnigen umzugehen hat, besonders mit Max Rapoport, Lees Kronprinz und Präsident der Ortsgemein­de Anaheim. Die «Max-Konferenz» hat das üble Gerücht in Umlauf gebracht, Rapoport stehe mit dem Teufel im Bund, er sei der Verräter Judas und habe den wahren Glauben und die wahre Gemeinde aufgegeben. Allerdings leugneten sie den Wir­bel, als sie November 78 daraufhin angesprochen wurden. Sie behaupteten, die Anaheim-Abtrünnigen stehen ausserhalb der Los Angeles Gegend im Ortsgemeindedienst.

    So befindet sich die Ortsgemeinde an einem kritischen Wen­depunkt ihrer Geschichte. Die Gruppe kann nicht die von au­ssen kommenden Herausforderungen und die inneren Kämpfe ohne ernsthafte Folgen ignorieren. Auf biblische Gegenüber­stellung hin kann die Ortsgemeinde mit Busse antworten und dem Beispiel der 200 in Amerika nacheifern, die den Ruf Gottes ernst genommen haben. Oder, die Gemeinde kann noch autori­tärer werden und jeden Versuch von Mitgliedern, abtrünnig zu werden, ersticken, welches einen fortdauernden Konflikt mit der christlichen Allgemeinheit nach sich ziehen würde.




    l. Die Lehren der Ortsgemeinde

    ! Quelle: Sinnes-Theologie

    [l Witness Lees Theologie basiert auf menschlichen Sinnesein-ttcken. Die Hauptquelle, aus der er die Autorität seiner Lehren nd Praktiken herleitet, sind die Erfahrungen innerer Empfin-ngen. Sie gelten als vertrauenswürdig, weil angenommen wird, 5 der innewohnende Heilige Geist sie erzeugt. Lees Hauptanlie-1 ist, den Gläubigen beizubringen, die Impulse und Eindrücke, |idie Gott im menschlichen Geist erzeugt, als Wegweisung für ihr landein zu gebrauchen. Durch solche Eindrücke gewinnt der |Christ Gotteserkenntnis. Sie sind auch die endgültige Autorität beim Fällen aller grossen oder kleinen Entscheidungen, die Glau-j ben und Leben berühren. Lees Theologie ist eine Theologie der i Sinne. Der Wortschatz der Ortsgemeinde ist angereichert mit

    • Ausdrücken, die dem Erfahrungsbereich der fünf Sinne entlehnt

    • lind. So wird den Mitgliedern beigebracht, sie sollen den innewoh-1 nenden Gott «spüren», «schmecken», «berühren», «fühlen», «trinken» und «essen». Eine direkte Folge solcher Betonung ist die Verlagerung der Autorität von der objektiven, geschriebenen Offenbarung Gottes auf persönliche, innere Erleuchtung. Leean-erkennt die Bibel als einen Wegweiser — ein Handbuch unsiche­ren Wertes — der den allgemeinen Weg von Glauben und Lehre

    •U fweist. Die Bibel bietet allerdings keine endgültige Autorität für Glauben und Wandel, da sie eine Informationsquelle ist, die au­sserhalb des menschlichen Geistes liegt.

    Die Theologie der Sinneseindrücke ist eine Theologie der Sub-Jektivität, welche die Gotteserkenntnis nur auf Grund von Ein-drücken im menschlichen Geist zulässt. Das muss so kommen, wenn die Autorität jeglichen Gottesverständnisses von ich-. bezogenen, subjektiven inneren Erfahrungen, die der einzelne Gläubige macht, hergeleitet wird. Das Subjektive dieser Theolo­gie wird weiter dadurch erhärtet, dass Lee postuliert, Gotteser­kenntnis sei weder mitteilbar noch in einfacher, verständlicher Sprache definierbar. Die Erkenntnis Gottes und Seines Willens sei nur zu erfahren und zu spüren und entziehe sich deshalb der Mög­lichkeit, durch menschliche Sprache ausgedrückt zu werden.

    Folglich wird objektive, aus der Schrift gewonnene Gotteser­kenntnis abgelehnt. Man sucht stattdessen eine Gotteserkennt­nis, die auf inneren Sinneseindrücken beruht. Daher haben die Schriften und Lehren Lees eine Vorliebe für solche literarische Methoden wie Übertreibungen, Metaphern und extrem über­spannte Wortklaubereien. Er gibt zu, dass seine Lehren schwer




    27








    zu verstehen seien. Der Mangel an objektiver Erkenntnis lässt die traditionellen Kategorien christlichen Erlebens (z.B. biblischer Glaube, biblisches Verhalten) auf gänzlich untergeordnete Stufen absinken.

    Für Lee wird geistliche Erfahrung in den Kategorien Glaube, Gehorsam, Zunahme im Gebrauch geistlicher Begabung oder Frömmigkeit weder gemessen noch erwiesen. Lee ermuntert seine Jünger, Gott, der im menschlichen Geist wohnt, zu erfahren, wo­bei der Modus Operand! — die Rolle, der Zweck und die Funktion — des Verstandes sich auf das Spüren, Fühlen, Wahrnehmen des­sen beschränkt, was Gott durch den Geist erzeugt. «Der Herr tut uns Seinen Willen gewöhnlich durch innere Gefühle kund; selten verwendet er Worte» (H, S. 147). Lee sucht Bibelstellen, welche seine geistlichen Erfahrungen rechtfertigen, anstatt seine Erfah­rungen nach den Aussagen der Schrift zu richten.

    Lees Kommentare zum Alten und zum Neuen Testament sol­len zur «unausdrückbaren» geistlichen Erfahrung ermutigen. In Kommentaren zum Alten Testament ignoriert Lee gewisse Ab­schnitte oder macht sich sogar über sie lustig, nämlich über die Texte und Themen, die von Geistlichkeit in der Beziehung zum Gesetz, von Frömmigkeit und von guten Werken sprechen (C, S. 7-15). Umgekehrt vergeistlicht er schlichte historische Berich­te und dreht sie so, dass sie mit seiner Sinnes-Theologie überein­stimmen.

    In Lees theologischem Gebäude liegt Geistlichkeit jenseits moralischer und ethischer Werte und hat nur sekundär etwas mit Ethik zu tun. Um eine Ethik der «Grundsätze» sind nur die Ungeheiligten besorgt, meint er. Die Qualität der geistlichen Verbindung mit Gott, betont Lee, beruht mehr auf Vermen­gung des menschlichen Wesens mit dem göttlichen als auf Ge­horsam gegenüber den ethischen Forderungen der Schrift. Das ist eine mystische Theologie und nicht eine Theologie klaren Lehrgefüges, die sich darauf beruft, dass Gott die Sprache als den Kanal gewählt hat, durch den Er die Wahrheiten über Le­ben und Glauben vermittelt. Lees persönliches Schlagwort ist, dass die Christen den nicht so wertvollen «objektiven Christus» besitzen, während die Ortsgemeinde den wertvolleren «subjek­tiven Christus» besitze.

    Theologische Methode

    Das «Gottesgespür» im menschlichen Geist ist Lees eigentli­che Lehrquelle. Seine Methode, diese «gespürte» Information zu ordnen und zu organisieren, bedient sich ungewöhnlicher,




    Bplexer theologischer Gedankengänge. Dabei ist die Erfah-das Werkzeug, um die biblischen Ideen zu organisieren, r Vorrang, den er dabei der Erfahrung gibt, erzeugt zwei pro-itische Grundzüge. Lees Ansinnen, die einzelnen Folge­gen aus den Sinneserfahrungen zu interpretieren, führt näm-i zu folgendem: Erstens: Er reisst ähnliche, eng miteinander bundene biblische Vorstellungen auseinander, anstatt nur i verschiedenen Betonungen zu unterscheiden; zweitens: Lee Iterpoliert die Schrift; d.h. er legt ausserbiblische Ereignisse

    1 Ideen in die Schrift hinein.

    1 In Lees Augen beinhalten Grammatik und Wortwahl der hreiber der Bibel theologische Gebilde, welche tatsächlichen nneserfahrungen entsprechen oder sonst beschreiben, wie Hnneserfahrungen sein können. Jedes sinnesorientierte Wort r Schrift ist bedeutungsvoll, sowohl was den Begriffsinhalt als lieh den Begriffsumfang anbelangt. Die Sprache der Bibel ist s ein Bausatz, in dem die einzelnen unabhängigen Stücke — ! Wörter und die Sätze — aneinander gereiht werden, um das line, grössere Gebilde darzustellen. In den üblichen Auslegungs-hnethoden werden Synonyme oder eng verwandte Wörter und »Sätze nicht so krass voneinander geschieden. Theologen wie l Bernhard Ramm,1 Milton Terry2 und Berkeley Mickelsen3 sind (der Ansicht, dass die Wahl ähnlicher Worte eher Aspekte, Beto-I {Hingen und Feinheiten unterscheiden und nicht Verschieden-[beit der Gedanken oder unterschiedliche Bedeutung darstellen. Lee hält sich nicht an diese Hermeneutik (Grundsatz der Ausle­gung). Vielmehr biegt er sich Gegensätzlichkeiten zwischen theologischen Darstellungen zurecht, die oft nur Aspekte, Beto­nungen und Begriffsumfang unterscheiden. So ist die völlige Trennung von Geist und Seele, Glaube und Erkenntnis, Gottes Leben und Gottes Wesen, Fleisch und der Alte Mensch, bibli­sche Güte und geistliche Güte wesentlicher Bestandteil seiner Theologie.

    Lee interpoliert auch Berichte in der Bibel, in dem er sie aus­weitet und ausschmückt, wenn sie besonders zu den Vorstellun­gen der Sinnes-Theologie passen. Diese Methode wird auffällig in der Darlegung des Genesisberichtes über Schöpfung und Sündenfall angewendet. So sagt Gott, dass Adam «sehr gut» war (was Vollständigkeit beinhaltet); Lee hingegen meint, Adam sei nicht vollkommen gewesen. Ihm fehlte das Leben üottes. Das gab Satan die Möglichkeit, wörtlich in die Leiber von Adam und Eva einzufahren, als sie ungehorsam wurden. Lee interpoliert auch den Römerbrief, wo er aus der Gramma-

    tik drei Gesetze konstruiert, welche die verschiedenen Teile des dreiteiligen Menschen bestimmen.

    Zusammenfassend können wir die Sinnes-Theologie wie folgt definieren: Sie ist ein Glaubenssystem, welches das Hauptge­wicht auf die individuelle Erfahrung Gottes, Seines Lebens usw. legt, indem die Aufmerksamkeit auf subjektive emotionale und intuitive Neigungen gelenkt wird. Als direkte Folge dieser Theo­logie wird das Anliegen für den Nächsten (weil er ausserhalb der subjektiven inneren Erfahrungswelt liegt) sowohl in der Gesell­schaft als auch in der Gemeinde auf einen Platz untergeordneter Wichtigkeit verwiesen, wenn es nicht ganz hinfällt. Es ist auf­schlussreich, dass Lees literarisch produktivste Zeit in die Jahre 1968 bis 1973 fällt, die Jahre der tiefgreifenden kulturellen Um­wälzungen im ganzen Westen. Lee wohnte im modeverrückten Südkalifornien und war sich der Verschiebung der westlichen Kultur bewusst, die durch Phänomene wie die Beatles, der Viet­nam Krieg, Studentenrevolten, Jesusfreaks, politischen Skepti­zismus und Neuorientierung der Moral gekennzeichnet waren. Lee aber hielt es nicht für nötig, solche Probleme in seinen Ver­öffentlichungen zu behandeln, obwohl ironischerweise ein kla­res Wissen um diese gesellschaftlichen Umwälzungen für Wachstum und Gedeihen der Ortsgemeinde entscheidend war.

    Keine Antworten auf gesellschaftliche Probleme bieten zu können, ist ein typisches Merkmal dessen, was Os Guinness die Schwäche der «Mechanisten und der Mystiker» nennt.4 Er meint damit die gespaltene sakral/säkulare Denkweise, welche das Leben in zwei streng voneinander getrennte Bereiche auf­teilt: heilige Dinge von religiöser Bedeutung und weltliche Din­ge, die zu den biblischen Gedanken in keinerlei Beziehung ste­hen. Nach diesem Denkschema soll das Sakrale nie säkulare Probleme ansprechen, da das Säkulare keinen inneren Wert be­sitzt. Vielmehr wendet sich das Sakrale nur an direkt religiöse Probleme. In Lees Fall bedeutet das ein ausschliessliches Kon­zentrieren auf innere persönliche Erfahrungen. Guinness hält fest, dass diese Haltung u.a. zur Folge hat, dass die Organisation der Kultur — ihrer Institutionen und ihrer Moral — durch Me­chanisten beherrscht wird; d.h. durch Leute, die bestrebt sind, den Gang der Gesellschaft zu bestimmen. Mystiker hingegen, d.h. solche, die eine äusserliche Sorge um Lebensumstände zu­gunsten von rein innerlichen, geistlichen Erfahrungen vernach­lässigen, tragen eigentlich nichts zum Gang der Gesellschaft bei und werden daher auch leicht der Bedrückung durch materiali­stische Gesetzgebung ausgesetzt. Festgelegte Richtlinie der Gemeinde ist, nur für die Armen und Bedürftigen unter ih-|fetn Mitgliedern Sorge zu tragen. Da die Ortsgemeinde keinerlei oziales Bewusstsein besitzt, ist sie nach obiger Definition eine Körperschaft von Mystikern.

    Witness Lee zitiert ab und zu Lieblingsautoren, die als Men-I toren herhalten müssen, um seine Lehren zu bestätigen. Jeanne [ Ouyon, eine französische Mystikerin aus dem 17. Jahrhundert, ;> bietet für Lee das optimale Vorbild eines Menschen, der aus der f inneren geistlichen Erfahrung heraus lebt. Watchman Nee, chi­nesischer Evangelist dieses Jahrhunderts und früherer Wegge-1 fährte Lees, dient absurderweise ebenfalls als eine Schlüssel­quelle für Lees zahlreiche Belege zu inneren mystischen Erfah­rungen. Angeblich (!) besitzt Lee auch eine Anzahl unveröf­fentlichter Manuskripte Watchman Nees, die ihm ajs Sprung­brett für seine Unterweisungen an die Ortsgemeinde dienen.

    Wirklichkeit

    /, Ontologisches Schisma

    Alle Lehren Lees sind getragen von einem ontologischen Schisma, d.h. von einer Auffassung von «Wirklichkeit und Exi­stenz», welche zwei verschiedene Ebenen des Seins postuliert. Diese beiden Ebenen sind verschieden und einander entgegenge­setzt. Sie schliessen sich gegenseitig aus und wirken nur dann aufeinander ein, wenn man zur mystischen Erfahrung gelangt. «Wirklichkeit» ist in Lees Augen etwas anderes, als was wir als die «gewöhnliche» Welt wahrnehmen. Das gleicht den Ideen der platonischen Philosophie, wonach wirkliche Formen ledig­lich einen Schatten auf eine bereits schemenhafte Weltexistenz projizieren. Lees Auffassung der Wirklichkeit spiegelt auch das gnostische Konzept des «Geistes» wider, wonach die Geistes­welt aufgewertet, die materielle Welt aber abgewertet wird.

    «Was ist Wahrheit? Glaube nur nicht, Wahrheit bedeute Lehre. Das Wort «.Wahrheit» bedeutet in einem Abschnitt wie l. Tim. 3,15 Wirklichkeit. Nichts ist wirklich im ganzen Univer­sum, nichts ist Wahrheit; alles ist ein blosser Schatten. ... Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, ist nicht wirkliche Nahrung, sondern nur ein Schatten. Die wirkliche Nahrung ist Christus. Wenn man Christus nicht hat, hat man die Wirklichkeit des Gu­ten nicht. Vielleicht denkst Du, das menschliche Leben, das Du besitzest, sei wirklich, aber das ist es nicht. Es ist auch nur ein Schatten... (G, S. 196). Überraschenderweise beschreibt Lee die Eigenschaften der

    höchsten und letzten Wirklichkeit (Gottes) nicht. Die mysti­schen Eigenschaften jener höheren Wirklichkeit werden in va­gen und verschwommenen Gemeinplätzen dargestellt (N, S. 79 -80). Hingegen wird der schattenhafte, minderwertige Weitung — der seelische Mensch — plastisch und detailliert beschrieben.

    Zwei Aspekte der Wirklichkeit werden allerdings scharf um­rissen. Erstens: Die höhere geistliche Realität. Sie ist in gewöhn­licher Sprache objektiv unbeschreibbar, aber subjektiv durch Erfahrung zu erreichen. Zweitens: Die niedrigere Wirklichkeit. Sie ist die Substanz jener «Schatten», welche in der Form der materiellen Welt um uns tanzen. Während die Geschichte ein Spiel substanzloser und irrelevanter Erscheinungen ist, können wir dadurch, dass wir die höhere geistliche Wirklichkeit berüh­ren, innerlich die Substanz erfahren, welche jene Schatten in die objektiv wahrgenommene Welt hineinprojiziert.

    Es gibt eigentlich nur zwei Arten der Erkenntnis: äussere Er­kenntnis und innere Erkenntnis. Die Taten und die Wege Got­tes zu kennen entspricht äusserer Erkenntnis. Hingegen Gott Selbst zu kennen ist innere Erkenntnis. Diese Art Erkenntnis entsteht, wenn wir Gott Selbst durch Sein Leben in uns berüh­ren, wodurch wir Ihn auf subjektive, innere Weise erkennen (N, S. 146).

    2. Epistemologisches Schisma

    Wie gelangt man also zur Erkenntnis der höheren Wirklich­keit? Analog zum ontologischen Schisma postuliert Lee ein epistemologisches Schisma; d.h. den Glauben, dass es nur zwei Wege zur Erkenntnis gibt.

    Erstens: Geistliche Erkenntnis ist gleich der höheren geistli­chen Wirklichkeit unaussprechbar, sie entzieht sich dem Ratio­nalen und ist nur durch eine Art innere Erfahrung zu erlangen.

    Die Gottesdienste der Ortsgemeinde zeigen, wie vollständig sie sich dem Bereich des Objektiven entzogen haben. Wo immer sie dem Wort «Wahrheit» begegnen (z.B. in Joh. 1,17), erset­zen sie es automatisch durch «Wirklichkeit». Gleicherweise wird «Gnade» durch «Genuss» ersetzt. Immer hört man in Zeugnissen, dass einzelne noch immer von der Ungewohnheit gefangen seien, die Dinge verstehen zu wollen, die sie lesen. Das wird auf «das Gift der Bildung» zurückgeführt. Aber Gott sei daran, sie zu befreien und ihnen zu helfen, «das Wort einfach zu essen». Jemand bezeugte mit Begeisterung, wie er das Wort rückwärts beten-gelesen hatte und dadurch grosse Freude erfah­ren hätte, weil «alles Gottes Wort ist, und wo man es auch be-




    llhrt, berührt man Gott». Andere häufige Ausrufe sind etwa: «Das Buch ist nicht die Worte Gottes, sondern das Wort Got-|tes.» «Wir suchen im Buch nicht Erkenntnis, sondern die Per-Dn.» «Wir versuchen nicht, etwas aus dem Wort herauszuho-|4en, sondern das Wort in uns hineinzukriegen. Ein Jugendlicher ^bezeugte, wie er einem besonderen Angriff Satans ausgesetzt |i,wurde und nach einer Schriftstelle suchte, die ihm helfen würde. Dann überführte ihn sein Geist und erinnerte ihn daran, einfach die Worte, die er in der Stillen Zeit gelesen hatte mit «Amen» zu bekräftigen. «Ich habe dann einfach zum Wort 'Granatapfel' Amen gesagt; mein Glaube wurde freigesetzt, und Satan war besiegt.»5

    Wenn man einmal das Wirkliche erkannt hat, wie kann man es dann mitteilen? Lees Antwort ist undurchsichtig. Da die hö­here geistliche Wirklichkeit ausserhalb aller Logik liegt, können handfeste Argumente die Bedeutung nicht vermitteln.

    Wir brauchen nicht mit ändern zu streiten. Wir sollten ein­fach Christus tragen und ab und zu die Posaune blasen. Die Po­saune blasen heisst Zeugnis geben. Wenn jemand mit dir streiten will, preise einfach den Herrn. Je mehr sie versuchen, Dich zu verurteilen, desto mehr solltest Du das Zeugnis geben und den Herrn preisen (S, S. 109).

    Entsprechend sind gewöhnlicher Sprachgebrauch und Gram­matik erlässlich. Da die höhere geistliche Wirklichkeit völlig jen­seitig ist, können keine blossen Worte sie fassen oder beschrei­ben. Warum sollte man sich also um sprachliche Genauigkeit bemühen? Die Ortsgemeinde kann Ausdrücke von bibelgläubi­gen Christen brauchen, ohne aber das Gleiche zu meinen.

    Die zweite Art der Erkenntnis in Lees epistemologischem Schisma betrifft die niedrigere, schattenhafte Welt. Rationales Denken und Verstehen verbunden mit direktem Wahrnehmen der zeitlichen Welt durch die fünf menschlichen Sinne bilden die Grundlage zur Erkenntnis dieser niedrigeren, schattenhaf­ten Welt.

    «Geistliche» Autorität

    Die Frage der Autorität — wer sie innehat und wer sie ausübt — ist ein richtiger Lackmustest für gesunde, besonders für bi­blische Gemeinschaften. Obwohl Witness Lee über Kirchenhie­rarchien, ihre Formen und Verfassungen herfährt, ist die Orts­gemeinde kein Musterbeispiel für Mitspracherecht. Lees Wort besitzt seit je mehr Gewicht als das irgend eines ändern Mitglie­des innerhalb der Organisation. Verlässliche Quellen berichten,







    dass Lee mit eisernem Stab regiert. In der Unterwerfung unter alle Forderungen Lees ist der innere Kreis das Vorbild des Ge­horsams und der Loyalität und wird allen Ortsgemeinden emp­fohlen. Obwohl die Ortsgemeinde behauptet, Witness Lee sei nicht «der Papst» oder ein Alleinherrscher und dass die Bibel ih­re höchste Autorität sei, haben wir solchen Aussagen gegenüber unsere Vorbehalte. Der Strom Verlag veröffentlicht beinahe ausschliesslich Lees Schriften. Der Beitrag anderer Ortsgemein­depersönlichkeiten ist minimal. Was nicht von Lee stammt, ist gewöhnlich apologetisch; Lees Ansichten über die Ortsgemein­de werden auch dann verteidigt.

    Die Veröffentlichungen über Lees Auslegungen der Schrift bil­den die einzige Quelle der Unterweisung. Obwohl die Ortsge­meinde öffentlich für die Autorität und Verbindlichkeit der Bi­bel einsteht, bilden Lees überzeugende Argumente und geistrei­che Theologie die zum vornherein anerkannte Interpretation der Schrift, so dass Lee die eigentliche «Macht hinter dem Thron» ist. Jede Möglichkeit eines Ortsgemeindemitgliedes, fragwürdige Aussagen biblisch in Frage zu stellen, ist durch Lees autoritative Auslegung ausgeschlossen.7 Es war diese Art Autoritätsanspruch, die Max Rapoport dazu führte, seinen Po­sten als Präsident der Anaheim Ortsgemeinde aufzugeben. In der Los Angeles Times (11. Dezember 1978) heisst es von Rapo­port, er hätte für einen Fall von sittlicher Verfehlung durch Witness Lees Sohn Phillip zu biblischer Zucht aufgefordert. Lee riet jedoch von schriftgemässer Zucht ab, was dazu führte, dass Rapoport Lees besondere Gunst verlor. Dadurch begann er an Macht und Ansehen zu verlieren. Unsere zuverlässigste Quelle sagte nach jahrelanger Ortsgemeindemitarbeit, dass die Ortsgemeindeleute davon überzeugt sind, Witness Lee sei heute das einzige Sprachrohr Gottes in der Welt. Er spricht unmittel­bar für Gott. Wer Ähnliches sagt wie er, ahmt höchstens Lees Lehren nach. Mit seinen Aussprüchen nicht einverstanden zu sein, heisst nicht im Fluss, in der Führung des Heiligen Geiste

  • #3
    Es scheint, dass die W+W- L{N}ee Jünger wieder im christlichen Lager grasen und dabei auch Unkraut säen...

    http://www.bibelkreis.ch/themen/witnlee.htm

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    • #4
      AW: Die Sonderlehre des Witness Lee

      Hallo Bibelkreis Schreiber - Ich bin neu hier in Euerem Kreis - Mit wem kann ich mich über die Sonderlehren von Witness Lee unterhalten. Das hier geschriebene liegt schon jahrzehnte zurück. Wie sieht es Heute in unser Zeit aus. Gibt es neue Erkenntnisse. Es würde mich freuen Kontakt knüpfen zu können. Die Wahrheit liegt mir am Herzen. Lothar

      Kommentar


      • #5
        AW: Die Sonderlehre des Witness Lee

        Lieber Lothar
        herzlich Willkommen hier im Forum.
        Der Irrlehrer Witness Lee ist ja bereits gestorben. [1997]
        Er hat aber einige Gemeinden mit geistigen Krüppeln hinterlassen die ihr "Christentum" auf buddhistisch indoktrinierte Weise zelebrieren.
        Zur Tarnzwecken haben sie als Lang und Kurzschild Watchma n Nee. Der war nicht ganz so schlimm
        Seine „Lehren“ über Gott und die Gottheit und das Gott sein und das zu Gott werden sind so antichristlich wie das Mormonenzeugs, woher er sicher viele „Gedanken“ abgekupfert hat.
        In der Westlichen Welt war er wie einst Watchman Nee halt damals interessant, weil er Chinese war....
        Von der Schrift her ganz klar Irrlehrer auch wenn er für mich wenn ich dem Mann und seine Truppe am Web anhörte, einfach schlicht .......
        Weil er viele seiner abgedrehten Ideen von gewissen Überbetonungen der Brüdersammlungen darbystischer Prägung auch nicht verstand,
        dafür aber übernommen hat, sind da einige die nicht fest im Glauben (solche die auf die Brüder hören statt das Wort selber betend lesen)
        zeitweise auf ihn hereingefallen.
        Immer wenn man sich auf Personen konzentriert ausser auf den Herrn Jesus Christus,
        sei das Darby- Nee- oder Lee usw-. ist man von den 4 Seiten des Pferderückens gefallen.

        Am besten ist es, wenn Du eine konkret Frage zu Lehren hier ins Forum stellst,
        da ist einfacher das anhand des Wortes Gottes zu beantworten wie eine Gesamtwertung des "Ortsgemeine" Gefängnis abzugeben.
        Im Herrn Jesus Christus
        Hans Peter Wepf
        1. Mose 15.6

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