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Der Unschlüssige

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  • Der Unschlüssige

    Der Unschlüssige

    Ein Mensch, zum Bahnhof dauerlaufend,
    Mit Seitenstechen, mühsam schnaufend,
    Sieht auf die Uhr, es wird zu knapp -
    Und augenblicklich macht er schlapp:
    Enthoben seinem höhern Zwecke,
    Schleicht er jetzt lahm wie eine Schnecke;
    Nimmt immerhin sich eine Karte,
    Dass er den nächsten Zug erwarte.
    Und sieht - und meint nicht recht zu sehn -
    Den Zug noch auf dem Bahnsteig
    stehn.
    Mit seinen letzten Lebensgeistern
    Hofft er nun, doch es noch zu meistern;
    Setzt an zum Endspurt im Galoppe;
    Voll Angst, dass doch das Glück ihn foppe,
    Lässt jäh er sinken Mut und
    Kraft. - Bis er sich wieder aufgerafft, Vergehn
    Sekunden, tödlich tropfend.
    Der Mensch, mit wilden Pulsen klopfend,
    Fragt sich im Laufen, ob er träumt:
    Der Zug, den er, an sich, versäumt,
    Steht noch - gesetzt den Fall, er sei's! -
    Ganz ungerührt auf dem Geleis.
    Doch eh der Mensch sich noch im klaren,
    Beginnt der Zug jetzt, abzufahren.
    Der Mensch kann noch die Tafel lesen:
    Jawohl, es wär sein Zug gewesen.

    Eugen Roth, 1895 - 1976

  • #2

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