Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Die griechische Textgrundlage von Schlachter 2000

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Die griechische Textgrundlage von Schlachter 2000

    Die griechische Textgrundlage von Schlachter 2000 existiert nicht;
    sie wurde noch nie in der Geschichte genau so gedruckt,
    wie sie hier übersetzt wurde und jede gedruckte Textus Receptus
    Ausgabe weicht von Schlachter 2000 an etlichen Stellen ab.

    Es ist auch irreführend, wenn man im Vorwort sagt, die Textgrundlage der „Schlachter-2000“ sei
    „von den Reformatoren im 16. Jahrhundert benutzt worden“,
    denn ein Text, dessen Lesarten erst von den Übersetzern
    der „Schlachter 2000“ im 20. Jahrhundert festgelegt wurde,
    konnte den Reformatoren natürlich noch nicht vorliegen.
    Die „Schlachter-2000“-Übersetzung unterscheidet sich folglich auch von den reformatorischen Ausgaben,
    z. B. hatte Luther in Lukas 1,35 übersetzt:
    „Darumb auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genennet werden“
    (Rechtschreibung nach der letzten von Luther bearbeiteten Fassung aus dem Jahr 1545).
    Luther übersetzte hier nach Erasmus (und auch Beza las so).

    In der Schlachter-2000 fehlen jedoch die Worte „von dir“,
    wie auch in den Textausgaben von Stephanus und Elzevir.
    Ein anderes Beispiel steht in Luk 8,31.
    Hier übersetzt Luther (mit Erasmus):
    „Vnd sie baten jn [=ihn]“, die „Schlachter-2000“ hat jedoch
    „und er bat ihn“ (mit Stephanus, Beza und Elzevir).
    Noch ein Beispiel:
    1:25 και ουκ εγινωσκεν αυτην εως ου ετεκεν τον υιον αυτης τον πρωτοτοκον και εκαλεσεν το ονοµα αυτου ιησουν Matthäus1, 25:

    Luther 1545 und erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar, und hieß seinen Namen JEsus.
    Schlachter 1951 und erkannte sie nicht, bis sie den Sohn geboren hatte; und er gab ihm den Namen Jesus
    Schlachter 2000 und er erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er gab ihm den Namen Jesus.
    Woher hat Schlachter 2000 das „erstgeborenen“, das Luther noch nicht kannte und das nur in Luk.2, 7 erscheint?
    Es hat jemand von dort nach Matthäus eingefügt und ist keine Fälschung und nicht weggelassen.
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

  • #2
    AW: Die griechische Textgrundlage von Schlachter 2000

    Der-überschätzte-Textus-Receptus-und-seine-Entstehung


    2.7 Der Textus Receptus


    A) Die zu hohe Werteinstufung des Textus Receptus
    Den alexandrinischen Texten und damit auch dem Codex Sinaiticus wird in neuerer Zeit
    wieder der Textus Receptus entgegengestellt. Aufgrund der vorliegenden Unkenntnis finden
    Argumentationen der Vertreter dieses Textes insbesondere in den Kreisen ernsthaft Treuender
    manches Gehör. Dies liegt auch daran, daß der von K. Aland (und anderen) vorgelegte Text
    "Novum Testamentum Graece" nach seinem ökumenisch ausgerichteten deutschen
    Herausgeber beurteilt wird, der auch dem Papst eine Ausgabe in Goldschnitt übermittelte. Der
    heute mit ganz wenigen Ausnahmen jeder Bibelübersetzung zugrundegelegte Standard-Text
    K. Alands (und anderer Textforscher) ist jedenfalls ein weit besserer Text als der Textus
    Receptus. Der Herausgeber der Stephanusbibel, Robert Estienne (latinisiert: Stephanus),
    würde diesbezüglich nicht anders urteilen. Seiner 3.Ausgabe fügte er selber am inneren Rand
    der Seiten Varianten aus 14 hellenischen Handschriften, auch Lesarten der Complutensischen
    Polyglotte, ein. Eine der Handschriften, die er zitierte, war der Codex Bezae (D-Text).

    Die Darstellung mancher Vertreter des Textus Receptus, daß dieser Text einige Jahrhunderte
    in Gebrauch gewesen sei, stimmt nur für das 16.– 19.Jahrhundert, wenn auch bereits im
    18.Jahrhundert der Text durch N. Toinard (1707), E. Wells (1709), G.v. Maastricht (1711),
    W. Mace (1729), J.A. Bengel (1734), J.J. Wettstein (1751) mehr oder weniger verändert wurde.
    Von Bedeutung blieb er trotzdem bis ins 19.Jahrhundert. Vor dem 16.Jahrhundert hat es
    allerdings einen Text dieser Form nie gegeben. Die Vertreter dieses Textes müßten sich mehr
    darüber klar werden, daß er keine Handschrift, sondern, wie alle mir bekannten
    Grundtextausgaben, ein Sammelsurium aus verschiedenen Handschriften darstellt. Dabei
    handelt es sich, was den Hauptteil dieser Handschriften betrifft, um verhältnismäßig junge
    Abschriften. Hinzu kommt, daß der Text sogar einige aus der Vulgata ins Hellenische
    übersetzte Lesarten enthält, die in keiner der bis jetzt bekanntgewordenen hellenischen
    Handschriften zu finden sind.


    B) Die Beurteilung des Textus Receptus von seiner Entstehung her

    Den Anfang zu diesem Text machte zunächst der katholische Kardinal Ximenes, der an einer
    Ausgabe der gesamten Bibel arbeitete. Die Geschriebene des Neuen Bundes lag in Hellenisch
    und Lateinisch im Jahr 1514 fertig vor. Mit der Veröffentlichung sollte jedoch gewartet
    werden, bis auch die Geschriebene des Alten Bundes fertiggestellt war. Obwohl diese bereits
    1517 fertig vorlag, kam es durch Verzögerungen der päpstlichen Druckerlaubnis, die 1520
    gegeben wurde, erst 1522 zur Herausgabe des fünfbändigen Gesamtwerkes, das den Namen
    Complutensische Polyglotte erhielt. Durch die Verzögerung büßte das Werk jedoch sein
    Erstgeburtsrecht bezüglich der Geschriebenen des Neuen Bundes ein.


    Vermutlich hatte der Drucker Froben in Basel von der Übersetzung des Ximenes gehört und
    wandte sich im Jahr 1515 an den ersten biblischen Gelehrten der damaligen Zeit; er bat
    Erasmus, möglichst schnell einen hellenischen Grundtext der Geschriebenen des Neuen
    Bundes für den Druck zu erstellen. Dieser nahm den Auftrag an. Erasmus reiste nach Basel
    und hoffte, dort Handschriften zu finden, die für den Drucker gut genug waren. Zu seinem
    Bedauern waren die einzigen erreichbaren Handschriften so schlecht, daß sie mehrere
    Verbesserungen erforderlich machten. Aufgrund der gebotenen Eile konnte er nur diese
    Handschriften benützen. Für den größten Teil des Textes verließ er sich auf zwei ziemlich
    minderwertige Handschriften aus dem 12./13.Jahrhundert. Zu dem Buch Enthüllung
    (gebräuchliche Bezeichnung: Offenbarung) hatte er von seinem Freund J. Reuchlin eine
    Handschrift ausgeliehen. Weil hier das 6 Verse enthaltende letzte Blatt fehlte, übersetzte er
    diese Verse aus der Vulgata ins Hellenische. Hierbei entstanden Lesarten, die in keiner
    bekannten hellenischen Handschrift gefunden wurden, aber bis heute im Textus Receptus
    verblieben sind. Auch in anderen Teilen (z.B. Apg9.6, der Zusatz steht in Apg22.10 und
    Apg26.14) brachte Erasmus Lesarten aus der Vulgata in den hellenischen Text ein. Der Druck
    begann am 2.Oktober 1515. Der 1516 herausgegebene Folioband von 1000 Seiten enthielt
    infolge der Eile bei der Herstellung Hunderte von Druckfehlern.


    Einer der damals vorgetragenen Haupteinwände gegen den Erasmus-Text, der in der
    2.Ausgabe (1519) Grundlage für Luthers Übersetzung wurde, war das Fehlen des sogenannten
    Comma Johanneum (trinitarische Stelle) in 1Joh5.7 im Anschluß an: da die drei die
    Bezeugenden sind:

    "in dem Himmel:
    der Vater, das Wort und der heilige Geist;
    und diese, die drei, sind eins.

    1Joh5.8: Und drei sind die Bezeugenden in dem Erdland:"


    Erasmus erklärte dazu, daß er den weggelassenen Text in keiner Handschrift gefunden habe,
    versprach aber unbedacht, ihn einzufügen, wenn er auch nur in einer Handschrift gefunden
    werden sollte. Es wird angenommen, daß die hellenische Handschrift in Oxford von einem
    Franziskaner namens Froy (oder Roy) auf Bestellung angefertigt wurde, der die Worte gemäß
    der Vulgata schrieb. Erasmus hielt seine Zusage und fügte den Text in seiner dritten Ausgabe
    (1522) ein. In einer Fußnote äußerte er allerdings den Verdacht, daß die Handschrift
    hergestellt worden sei, um ihn zu widerlegen. Das Comma Johanneum findet sich unter den
    Tausenden inzwischen geprüften Handschriften nur in der Minuskel 88 (Gregory) aus dem
    12.Jahrhundert am Rande eingetragen mit einer Schrift aus dem 17.Jahrhundert; ferner in der
    Minuskel 110 (Tischendorf), einer handschriftlichen Kopie des Textes der Complutensischen
    Polyglotte und außerdem in der Minuskel 629, angeblich aus dem 15.Jahrhundert, die jedoch,
    wie Riggenbach ("Das Comma Johanneum"; 1928) anzeigte, vermutlich aus der 2.Hälfte des
    16.Jahrhunderts stammt. Das Comma war vermutlich Teil einer die drei Bezeugenden
    betreffenden Auslegung und wird als Randbemerkung zu 1Joh5.7,8 in einer lateinischen
    Handschrift gestanden haben, von wo es im 5.Jahrhundert in den Text der Itala (altlateinische
    Bibelübersetzung) kam. In der Vulgata erscheint das Comma erst um 800 nZtr. Von nicht
    geringem Interesse ist, daß das Heilige Offizium in Rom (der höchste kirchliche Gerichtshof)
    1897 bezüglich des im Text der Clementina (1592) aufgenommenen Comma Johanneum
    einen von Papst Leo XIII. gebilligten verbindlichen Erlaß herausgab, daß es gefährlich sei zu
    behaupten, dieser Vers sei kein authentischer Teil des 1.Johannesbriefes. Erst am 2.6.1927
    wurde dieser Erlaß abgeschwächt.


    Nach dem Erscheinen der dritten Ausgabe änderte Erasmus, der den Text der
    Complutensischen Polyglotte gesehen hatte, für die vierte, endgültige Ausgabe (1527) in der
    APOKA´LYPsIS den Text an 90 Stellen gemäß dem Text von Ximenes. Die fünfte Ausgabe
    (1535) entsprach bezüglich des hellenischen Textes der vierten.


    Der Text des Erasmus ist dem complutensischen des Ximenes eindeutig unterlegen, doch
    wurde er viel weiter verbreitet, denn außer den genannten fünf Ausgaben sind etwa dreißig
    unberechtigte Nachdrucke in Basel, Paris, Straßburg und Venedig gemacht worden.


    Der bereits genannte Pariser Drucker und Verleger Robert Estienne (latinisiert: Stephanus)
    gab vier Ausgaben (1546; 1549; 1550; 1551) des hellenischen Textes heraus, drei in Paris und
    die vierte in Genf. Der Text der ersten und zweiten Ausgabe bestand aus einer Mischung der
    Complutensischen Polyglotte und des Erasmus-Textes. Die dritte Ausgabe, die zur
    Standardausgabe in England wurde, näherte sich mehr der vierten und fünften Ausgabe des
    Erasmus. Von besonderer Bedeutung ist die vierte Ausgabe des Stephanus-Textes, da in ihr
    erstmals der Text mit numerierten Versen versehen war. Im Jahr 1553 wurde die dritte
    Stephanus-Ausgabe mit sechs geringfügigen Änderungen des Textes in kleinerem Format
    nachgedruckt. Auch Théodor de Bèze (lateinisch: Beza), der Freund und Nachfolger Calvins
    in Genf, gab vier Ausgaben (insgesamt 10 Auflagen) heraus, die sich textlich nur wenig von
    der vierten Stephanus-Ausgabe unterschieden. Die Übersetzer der King James Version (auch
    "Authorized Version" genannt) benützten die Ausgaben Bezas (1588/89; 1598).


    Zu erwähnen sind noch die Druckereiunternehmer in Leiden, die Brüder Bonaventura und
    Abraham Elzevir. Sie gaben 1624 einen Text heraus, der hauptsächlich Bezas Ausgabe von
    1565 entnommen war. In der Vorrede zu der 1633 erschienenen zweiten Ausgabe stand als
    Empfehlung der lateinische Text: Textum ergo habes, nunc ab omnibus receptum: in quo
    nihil immutatum aut corruptum damus. Übersetzt: "(Hier) hast du also (einen) Text, (der)
    jetzt von allen anerkannt ist: in welchem wir nichts Verändertes oder Verderbtes darbieten."
    Aus diesem garantieartigen Hinweis entstand der Name Textus Receptus ("Anerkannter
    Text"; Standardtext). Durch diese Bezeichnung kam es aber auch dazu, daß der hellenische
    Text der Stephanus-, Beza- und Elzevir-Ausgaben sich als der einzig zuverlässige anbot und
    somit in Hunderten von späteren Ausgaben sklavisch nachgedruckt wurde. Er war Grundlage
    der bedeutendsten Übersetzungen vor 1881. Er galt als unmittelbar von Gott eingegeben und
    wurde zum Verehrungsgegenstand, so daß Versuche, ihn zu kritisieren oder zu verbessern, als
    Gotteslästerung angesehen wurden. Die Grundlage des Textus Receptus sind aber nur eine
    kleine Zahl von ohne Auswahl gesammelter, meist geringe Wertigkeit aufweisender
    Minuskelhandschriften, wobei sich außerdem zehn Lesarten im Text befinden, die von keiner
    hellenischen Handschrift bezeugt werden.

    Quelle: Heldag
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

    Kommentar


    • #3
      AW: Die griechische Textgrundlage von Schlachter 2000

      Drei schwerwiegende Textfehler, die den TR als "Urtext" disqualifizieren.

      Text von Stephanus 1550: Grundlage für den Textus receptus; zitiert nach Luther 1545


      Apg.4, 25
      :der du durch den Mund Davids, deines Knechts, gesagt hast:
      Warum empören sich die Heiden, und die Völker nehmen vor, was umsonst ist?
      es fehlt: der du durch den Heiligen Geist

      Bengel:
      der du im heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt hast:
      Wofür machen die Heiden einen Lärmen, und die Völker dichten auf leere Händel?

      Abraham Meister:
      der Du durch den Heiligen Geist durch den Mund unsers Vaters David, Deines Knechtes,
      gesprochen hast: Warum haben Heiden getobt, und Völker haben Eitles ausgesonnen?

      -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      Apg.16, 7:
      Als sie aber kamen an Mysien, versuchten sie, durch Bithynien zu reisen; und der Geist ließ
      es ihnen nicht zu.
      es fehlt nach Geist: Jesu

      Abraham Meister
      Da sie nach Mysien kamen, versuchten sie nach Bithynien zu kommen, und der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu.
      --------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      Judas 25
      dem GOtt, der allein weise ist, unserm Heilande, sei Ehre und Majestät und Gewalt und
      Macht nun und zu aller Ewigkeit! Amen
      es fehlt nach Heilande: durch Jesus Christus

      Bengel:
      dem alleinigen Gott, unserem Seligmacher, (sei) durch Jesum Christum, unseren Herrn,
      Herrlichkeit und Majestät, Kraft und Macht, nun und in alle Ewigkeiten. Amen.

      Abraham Meister: dem allein weisen Gott, unserm Erretter durch Jesum Christum unserm Herrn, Ehre, Majestät,
      Kraft und Vollmacht vor der ganzen Weltzeit und jetzt und bis in alle Ewigkeiten, Amen!


      Entgegen der Behauptung, dass nur im Textus Receptus der unverfälschte Text enthalten sei,
      ist an diesen 3 Beispielen zu erkennen, dass dies nicht stimmt.
      Es kann auch hier nicht von "Fälschungen" die Rede sein, sondern von unterschiedlichen
      Lesarten
      Im Herrn Jesus Christus
      Hans Peter Wepf
      1. Mose 15.6

      Kommentar


      • #4
        AW: Die griechische Textgrundlage von Schlachter 2000
        2.7 Der Textus Receptus A)
        Die zu hohe Werteinstufung des Textus Receptus
        Den alexandrinischen Texten und damit auch dem Codex Sinaiticus wird in neuerer Zeit wieder der Textus Receptus entgegengestellt.
        Aufgrund der vorliegenden Unkenntnis finden Argumentationen der Vertreter dieses Textes insbesondere in den Kreisen ernsthaft Treuender manches Gehör.


        Dies liegt auch daran, daß der von K. Aland (und anderen) vorgelegte Text "Novum Testamentum Graece" nach seinem ökumenisch ausgerichteten deutschen Herausgeber beurteilt wird,
        der auch dem Papst eine Ausgabe in Goldschnitt übermittelte.

        Der heute mit ganz wenigen Ausnahmen jeder Bibelübersetzung zugrundegelegte Standard-Text K. Alands (und anderer Textforscher) ist jedenfalls ein weit besserer
        Text als der Textus Receptus.

        Der Herausgeber der Stephanusbibel, Robert Estienne (latinisiert: Stephanus), würde diesbezüglich nicht anders urteilen.

        Seiner 3.Ausgabe fügte er selber am inneren Rand der Seiten Varianten aus 14 hellenischen Handschriften, auch Lesarten der Complutensischen Polyglotte, ein.

        Eine der Handschriften, die er zitierte, war der Codex Bezae (D-Text).
        Die Darstellung mancher Vertreter des Textus Receptus, daß dieser Text einige Jahrhunderte in Gebrauch gewesen sei, stimmt nur für das 16. 19.Jahrhundert,
        wenn auch bereits im 18.Jahrhundert der Text durch N. Toinard (1707), E. Wells (1709), G.v. Maastricht (1711), W. Mace (1729), J.A. Bengel (1734), J.J. Wettstein (1751) mehr oder weniger verändert wurde.

        Von Bedeutung blieb er trotzdem bis ins 19.Jahrhundert. Vor dem 16.Jahrhundert hat es allerdings einen Text dieser Form nie gegeben.

        Die Vertreter dieses Textes müßten sich mehr darüber klar werden, daß er keine Handschrift, sondern, wie alle mir bekannten Grundtextausgaben, ein Sammelsurium aus verschiedenen Handschriften darstellt.

        Dabei handelt es sich, was den Hauptteil dieser Handschriften betrifft, um verhältnismäßig junge Abschriften.

        Hinzu kommt, daß der Text sogar einige aus der Vulgata ins Hellenische übersetzte Lesarten enthält,
        die in keiner der bis jetzt bekanntgewordenen hellenischen Handschriften zu finden sind.

        B) Die Beurteilung des Textus Receptus von seiner Entstehung her Den Anfang zu diesem Text machte zunächst der katholische Kardinal Ximenes, der an einer Ausgabe der gesamten Bibel arbeitete.

        Die Geschriebene des Neuen Bundes lag in Hellenisch und Lateinisch im Jahr 1514 fertig vor.

        Mit der Veröffentlichung sollte jedoch gewartet werden, bis auch die Geschriebene des Alten Bundes fertiggestellt war.

        Obwohl diese bereits 1517 fertig vorlag, kam es durch Verzögerungen der päpstlichen Druckerlaubnis, die 1520 gegeben wurde, erst 1522 zur Herausgabe des fünfbändigen Gesamtwerkes, das den Namen Complutensische Polyglotte erhielt.

        Durch die Verzögerung büßte das Werk jedoch sein Erstgeburtsrecht bezüglich der Geschriebenen des Neuen Bundes ein.

        Vermutlich hatte der Drucker Froben in Basel von der Übersetzung des Ximenes gehört und wandte sich im Jahr 1515 an den ersten biblischen Gelehrten der damaligen Zeit;
        er bat Erasmus, möglichst schnell einen hellenischen Grundtext der Geschriebenen des Neuen Bundes für den Druck zu erstellen.

        Dieser nahm den Auftrag an.

        Erasmus reiste nach Basel
        und hoffte, dort Handschriften zu finden, die für den Drucker gut genug waren.
        Zu seinem Bedauern waren die einzigen erreichbaren Handschriften so schlecht, daß sie mehrere Verbesserungen erforderlich machten.

        Aufgrund der gebotenen Eile konnte er nur diese Handschriften benützen. Für den größten Teil des Textes verließ er sich auf zwei ziemlich minderwertige Handschriften aus dem 12./13.Jahrhundert.

        Zu dem Buch Enthüllung (gebräuchliche Bezeichnung: Offenbarung) hatte er von seinem Freund J. Reuchlin eine Handschrift ausgeliehen.

        Weil hier das 6 Verse enthaltende letzte Blatt fehlte, übersetzte er diese Verse aus der Vulgata ins Hellenische.

        Hierbei entstanden Lesarten, die in keiner bekannten hellenischen Handschrift gefunden wurden, aber bis heute im Textus Receptus verblieben sind.

        Auch in anderen Teilen (z.B. Apg9.6, der Zusatz steht in Apg22.10 und Apg26.14) brachte Erasmus Lesarten aus der Vulgata in den hellenischen Text ein.

        Der Druck begann am 2.Oktober 1515.

        Der 1516 herausgegebene Folioband von 1000 Seiten enthielt infolge der Eile bei der Herstellung Hunderte von Druckfehlern.

        Einer der damals vorgetragenen Haupteinwände gegen den Erasmus-Text, der in der 2.Ausgabe (1519) Grundlage für Luthers Übersetzung wurde,

        war das Fehlen des sogenannten Comma Johanneum (trinitarische Stelle) in 1Joh5.7 im Anschluß an: da die drei die Bezeugenden sind:

        "in dem Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist; und diese, die drei, sind eins. 1Joh5.8:

        Und drei sind die Bezeugenden in dem Erdland:"
        Erasmus erklärte dazu, daß er den weggelassenen Text in keiner Handschrift gefunden habe,
        versprach aber unbedacht, ihn einzufügen, wenn er auch nur in einer Handschrift gefunden werden sollte.

        Es wird angenommen, daß die hellenische Handschrift in Oxford von einem Franziskaner namens Froy (oder Roy) auf Bestellung angefertigt wurde, der die Worte gemäß der Vulgata schrieb.

        Erasmus hielt seine Zusage und fügte den Text in seiner dritten Ausgabe (1522) ein.

        In einer Fußnote äußerte er allerdings den Verdacht, daß die Handschrift hergestellt worden sei, um ihn zu widerlegen.

        Das Comma Johanneum findet sich unter den Tausenden inzwischen geprüften Handschriften nur in der Minuskel 88 (Gregory) aus dem 12.Jahrhundert am Rande eingetragen mit einer Schrift aus dem 17.Jahrhundert;

        ferner in der Minuskel 110 (Tischendorf), einer handschriftlichen Kopie des Textes der Complutensischen Polyglotte
        und außerdem in der Minuskel 629, angeblich aus dem 15.Jahrhundert, die jedoch, wie Riggenbach ("Das Comma Johanneum"; 1928) anzeigte, vermutlich aus der 2.Hälfte des 16.Jahrhunderts stammt.

        Das Comma war vermutlich Teil einer die drei Bezeugenden betreffenden Auslegung und wird als Randbemerkung zu 1Joh5.7,8
        in einer lateinischen Handschrift gestanden haben, von wo es im 5.Jahrhundert in den Text der Itala (altlateinische Bibelübersetzung) kam.

        In der Vulgata erscheint das Comma erst um 800 nZtr.

        Von nicht geringem Interesse ist, daß das Heilige Offizium in Rom (der höchste kirchliche Gerichtshof) 1897 bezüglich des im Text der Clementina (1592) aufgenommenen Comma Johanneum einen von Papst Leo XIII. gebilligten verbindlichen Erlaß herausgab, daß es gefährlich sei zu behaupten, dieser Vers sei kein authentischer Teil des 1.Johannesbriefes.

        Erst am 2.6.1927 wurde dieser Erlaß abgeschwächt. Nach dem Erscheinen der dritten Ausgabe änderte Erasmus, der den Text der Complutensischen Polyglotte gesehen hatte, für die vierte, endgültige Ausgabe (1527) in der APOKA´LYPsIS den Text an 90 Stellen gemäß dem Text von Ximenes.

        Die fünfte Ausgabe (1535) entsprach bezüglich des hellenischen Textes der vierten.

        Der Text des Erasmus ist dem complutensischen des Ximenes eindeutig unterlegen, doch wurde er viel weiter verbreitet, denn außer den genannten fünf Ausgaben sind etwa dreißig unberechtigte Nachdrucke in Basel, Paris, Straßburg und Venedig gemacht worden. Der bereits genannte Pariser Drucker und Verleger Robert Estienne (latinisiert: Stephanus)

        gab vier Ausgaben (1546; 1549; 1550; 1551)
        des hellenischen Textes heraus, drei in Paris und die vierte in Genf. Der Text der ersten und zweiten Ausgabe bestand aus einer Mischung der Complutensischen Polyglotte und des Erasmus-Textes.

        Die dritte Ausgabe, die zur Standardausgabe in England wurde, näherte sich mehr der vierten und fünften Ausgabe des Erasmus.

        Von besonderer Bedeutung ist die vierte Ausgabe des Stephanus-Textes, da in ihr erstmals der Text mit numerierten Versen versehen war. Im Jahr 1553 wurde die dritte Stephanus-Ausgabe mit sechs geringfügigen Änderungen des Textes in kleinerem Format nachgedruckt.

        Auch Théodor de Bèze (lateinisch: Beza), der Freund und Nachfolger Calvins in Genf, gab vier Ausgaben (insgesamt 10 Auflagen) heraus, die sich textlich nur wenig von der vierten Stephanus-Ausgabe unterschieden. Die Übersetzer der King James Version (auch "Authorized Version" genannt) benützten die Ausgaben Bezas (1588/89; 1598). Zu erwähnen sind noch die Druckereiunternehmer in Leiden, die Brüder Bonaventura und Abraham Elzevir. Sie gaben 1624 einen Text heraus, der hauptsächlich Bezas Ausgabe von 1565 entnommen war.

        In der Vorrede zu der 1633 erschienenen zweiten Ausgabe stand als Empfehlung der lateinische Text: Textum ergo habes, nunc ab omnibus receptum: in quo nihil immutatum aut corruptum damus. Übersetzt: "(Hier) hast du also (einen) Text, (der) jetzt von allen anerkannt ist: in welchem wir nichts Verändertes oder Verderbtes darbieten." Aus diesem garantieartigen Hinweis entstand der Name Textus Receptus ("Anerkannter Text"; Standardtext).

        Durch diese Bezeichnung kam es aber auch dazu, daß der hellenische Text der Stephanus-, Beza- und Elzevir-Ausgaben sich als der einzig zuverlässige anbot und somit in Hunderten von späteren Ausgaben sklavisch nachgedruckt wurde. Er war Grundlage der bedeutendsten Übersetzungen vor 1881. Er galt als unmittelbar von Gott eingegeben und wurde zum Verehrungsgegenstand, so daß Versuche, ihn zu kritisieren oder zu verbessern, als Gotteslästerung angesehen wurden.

        Die Grundlage des Textus Receptus sind aber nur eine kleine Zahl von ohne Auswahl gesammelter, meist geringe Wertigkeit aufweisender Minuskelhandschriften,
        wobei sich außerdem zehn Lesarten im Text befinden, die von keiner hellenischen Handschrift bezeugt werden.
        Quelle: Heldag
        Im Herrn Jesus Christus
        Hans Peter Wepf
        1. Mose 15.6

        Kommentar

        Lädt...
        X