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Zionisten

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  • Zionisten

    Hallo Liebe Geschwister im Herrn.

    Habe folgende Frage. Was wird unter dem Begriff Zionisten verstanden. Wer oder was sind Zionisten?
    Freue mich auf eure Antworten und Hilfe.

    LG
    Adolfo

  • #2
    AW: Zionisten

    Lieber Adolfo

    Quelle: Brenner, M., & Ariel, Y. (2005). Zionismus/Zionistische Bewegungen. In H. D. Betz, D. S. Browning, B. Janowski, & E. Jüngel (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart (Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 8, S. lxix). Tübingen: Mohr Siebeck.

    Der Zionismus (Z.) ist die polit. Bewegung, die seit Ende des 19. Jh. die Rückkehr der Juden nach → »Zion« (der Berg Zion in → Jerusalem steht dabei symbolisch für → Palästina bzw. das → Land Israel) mit dem Ziel der Gründung eines eigenen Staates anstrebte. Die Sehnsucht nach Ruckkehr in das Land Israel drückten die in der gesamten Welt verstreuten Juden jahrhundertelang in Form von Gebeten, Gedichten oder philos. Traktaten aus. Allerdings waren diese Hoffnungen, wie etwa der alljährliche Spruch »Nächstes Jahr in Jerusalem« beim Passafest, mit messianischen Hoffnungen (→ Messias/Messianismus: III.) verbunden. Erst nach dem Kommen des Messias würden gemäß dieser Vorstellungen die Juden in ihr Land zuruckgeführt werden.

    Seit Mitte des 19. Jh. begann die Rückkehrsehnsucht polit. Formen anzunehmen, die v.a. in dem Wiederaufleben des → Antisemitismus in Europa begründet waren. Die Schrift des Sozialisten M.→Hess, »Rom und Jerusalem« (1862), nahm den ital. Freiheitskampf zum Vorbild, um auch für die Juden eine nationale Bewegung mit der Wiederherstellung eines hist. Staates zu fordern. Sie verhallte jedoch ebenso ohne größere polit. Konsequenzen wie der ähnliche Aufruf des russ. Arztes L.→Pinsker »Autoemancipation« (1882), wenngleich diesem die Gründung sog. Chibbat-Zion (Zionsliebe-)Zirkel folgten, die die moderne Ansiedlung von Juden in Palästina begründeten.

    Erst die Aktivitäten von Th.→Herzl ließen den theoretischen Aufforderungen weitreichendere Taten folgen. In seiner Schrift »Der Judenstaat« (1896) rief er zur Grundung eines jüd. Gemeinwesens auf, ein Jahr später initiierte er in Basel den ersten Zionistenkongreß mit ca. 200 Delegierten aus 20 Ländern. Bis zu seinem Tod 1904 stand Herzl an der Spitze der zionistischen Bewegung. Die Führung des polit. Z. blieb bis zum l.Weltkrieg in Deutschland, die Basis jedoch rekrutierte sich zum großen Teil aus Osteuropa.

    Von Anfang an gab es innerhalb des Z. verschiedene Motive und Zielvorstellungen. Herzl wurde wie viele westeur. Zionisten aufgrund seiner antisemitischen Erfahrungen zum Zionisten. Er strebte einen eigenen Staat an, um die eur. Juden in Sicherheit zu wissen. Dieser Staat sollte von modernsten sozialen Errungenschaften, tolerantem Nebeneinander von Rel. und Völkern sowie eur. Kultur geprägt sein. Sein schärfster innerzionistischer Widersacher Achad Ha’am (A.→Ginzberg) hatte dagegen wie viele osteur. Zionisten andere Motive und Vorstellungen. Für ihn und andere Kulturzionisten sollte das Land Israel v.a. ein geistiges Zentrum sein, von dem aus die Erneuerung hebr. Kultur und Sprache ausging.

    Bereits zu Beginn des 20. Jh. zeichneten sich die verschiedenen polit. Parteien innerhalb des Z. ab. Der 1902 gegründete → »Misrachi« vertrat die rel. Zionisten. Sie waren eine kleine Minderheit sowohl unter den orth. Juden ( → Orthodoxie: III.), die in ihrer Mehrheit den Z. als Gotteslästerung ablehnten, da er dem messianischen Zeitalter vorausgriff, wie auch unter den Zionisten, die in ihrer großen Mehrzahl säkular gesinnt waren. Die rel. Zionisten, die mit Jehuda Alaklai und (Z.) H.→Kalischer bereits Vorläufer in der Mitte des 19. Jh. hatten, versuchten unter dem Rabbiner Isaac Jacob Reines, die kollektive Rückkehr der Juden in das Land Israel mit dem dieser entgegenstehenden theol. Fragen zu harmonisieren. Auf dem entgegengesetzten Extrem des polit. Spektrums befanden sich die sozialistischen Zionisten, die nach dem 1. Weltkrieg die Mehrheit der Bewegung ausmachten und mit D.→Ben Gurion in Palastina selbst die führende polit. Persönlichkeit stellten. Sie waren in mehrere marxistische und nichtmarxistische Gruppierungen aufgesplittert und fanden ihre Hauptanhängerschaft unter osteur. Juden. Im Zentrum befanden sich die Allg. Zionisten unter Fuhrung von Ch.→Weizmann, der mit einer kurzen Unterbrechung von 1920 bis 1946 an der Spitze der Zionistischen Weltorganisation stand. Seine Linie war eine konziliante Haltung gegenüber der brit. Mandatsmacht, die nach dem 1. Weltkrieg die Geschicke Palästinas bestimmte. Diese Haltung führte 1935 zur Abspaltung der zehn Jahre vorher gegründeten nationalistischen Revisionisten unter Führung des charismatischen Wladimir Jabotinsky. Sie hegten zunächst Maximalansprüche auf Palästina, inklusive des bis 1922 zum Mandat gehörenden späteren (Trans-)Jordanien. Zudem bestanden sie auf einer aggressiveren Politik gegenüber den Briten. Diese vier polit. Lager bildeten die Grundlage für die Formierung der polit. Parteien im späteren Staat → Israel.

    Alle Parteien versuchten, die Ziele des Z. durch Landkauf, polit. Verhandlungen sowie Organisation der Auswanderung nach Palästina (hebr. Alija, »Aufstieg«) voranzubringen. Zur Erfüllung des ersten Zieles kam dem 1901 gegründeten Jüd. Nationalfonds Keren Kajemet LeJisrael (KKL) eine zentrale Funktion zu, der sich seit der Gründung des Staates Israel der Aufforstung des Landes annimmt. Dem zweiten Ziel entsprach die Balfour-Deklaration vom November 1917, in der der brit. Außenminister Lord A.J.→Balfour den Juden »eine nationale Heimstätte in Palästina« zusagte. Während der brit. Mandatszeit sollte dieses Versprechen allerdings nicht gehalten werden. So fiel v.a. der Einwanderung und damit der demographischen Umschichtung Palästinas eine wesentliche Rolle im polit. Programm des Z. zu. Während vor dem l.Weltkrieg, als Palästina noch zum Osmanischen Reich gehörte, die Einwanderung nur zögernd einsetzte, kam es in der Zeit des brit. Mandats zu einer deutlichen Zunahme. Bis 1936 waren ca. 400000 Juden in Palästina wohnhaft (1914: 80000), und nur die strenge Restriktion der Einwanderung durch die Briten als Zugeständnis an die aufständische arab. Bevölkerung verhinderte einen weiteren sprungartigen Anstieg in der Zeit zunehmender → Judenverfolgungen (: III.) in ganz Europa.

    Der Z. war mehr als nur eine nationale Bewegung zur Umsiedlung der Juden. Er strebte auch die Umwandlung des jüd. Menschen an. Das Ideal des Z. war der jüd. Bauer, der auf seinem eigenen Land den Boden bearbeitet und damit nicht dem Bild des in die Ghettomauern ( → Ghetto) gezwängten Händlers entsprach. Der → Kibbuz als kollektive landwirtschaftliche Siedlung bildete den Versuch, die auch durch den → Sozialismus beeinflußten Ideale osteur. Zionisten zu verwirklichen. Auch für die vorübergehend in der → Diaspora (: II.,2.) verbleibenden Juden bot der Z. ein Programm der »Gegenwartsarbeit« an, das ihre nationale anstelle der rel. Identität stärken und sie mit den Zielen des Z. vertraut machen sollte. Der Stellvertreter Herzls, der Schriftsteller M.→Nordau, hatte zu Beginn des 19. Jh. die Parole vom »Muskeljudentum« ausgegeben, in deren Gefolge in ganz Europa zionistische Sportvereine entstanden, von denen »Hakoah Wien« 1925 sogar östr. Fußballmeister werden sollte.
    Gleichzeitig sollte die für das Exil typische jiddische Sprache ( → Jiddisch) durch das auch als Umgangssprache wiederbelebte Hebräisch ersetzt werden. Eine neuhebr. Lit. entstand bereits in der 2. Hälfte des 19. Jh., und Elieser Ben-Jehuda vf. um die Wende zum 20. Jh. ein erstes neuhebr. Wörterbuch. Die Gründung der Stadt Tel Aviv (»Frühlingshugel«, 1909) symbolisierte den Beginn eines modernen urbanen Lebens, in der die hebr. Sprache und Kultur im Mittelpunkt standen. Nach der hebr. Übers. von Herzls utopischem Roman »Altneuland« benannt, wuchs die Stadt von 2000 Einwohnern i.J. 1914 auf 120000 i.J. 1935 an. Die 1925 offiziell eröffnete »Hebr. Universität« in Jerusalem sollte die Rolle des Hebräischen als Wissenschaftssprache unterstreichen. Auch in Osteuropa entstanden nach dem 1. Weltkrieg zahlreiche hebr. Gymnasien.
    Angesichts der ständigen Bedrohung der jüd. Siedler durch arab. Übergriffe und als Reaktion gegen die relative Wehrlosigkeit der Juden gegen → Pogrome in der Diaspora nahm der Wehrgedanke ebenfalls eine wichtige Rolle im frühen Z. ein. Man wollte unter Beweis stellen, daß Juden in der Lage waren, sich mit der Waffe in der Hand selbst zu verteidigen. So kam der Jüd. Legion in der brit. Armee, die Jabotinsky am Ende des 1. Weltkriegs aufstellen konnte, große symbolische Bedeutung zu.

    Das Verhältnis zur arab. Bevölkerung in Palästina wurde von den verschiedenen Repräsentanten des Z. unterschiedlich gewertet. Herzl idealisierte das harmonische Miteinander und argumentierte, die Araber wurden die jüd. Einwanderer mit ihren aus Europa mitgebrachten technischen und sozialen Errungenschaften willkommen heißen. Achad Ha’am warnte in seinen Schriften bereits am Ende des 19. Jh. dagegen vor dem enormen Konfliktpotential zw. einheimischer Bevölkerung und Einwanderern. Herzls Vision eines friedlichen Miteinanders schien sich zunächst zu bestätigen, als Weizmann 1919 ein Dokument des Emirs Feisal erhielt, in dem die Ansiedlung von Juden willkommen geheißen wurde. Diese Haltung war jedoch nur kurzfristig und hatte unter der palästinensisch-arab. Führungsschicht wenige Anhanger. Antijüd. Ausschreitungen wurden während der 20er Jahre häufiger und gewalttätiger und kulminierten in den Unruhen vom August 1920 mit über 200 Toten. Die Haltung des Großmuftis von Jerusalem, Haj Amin Muhammed al-Husseini, der 1936 zum Aufstand und Generalstreik aufrief und sich während des 2. Weltkriegs nach Berlin zu Hitler begab, zeigt die Radikalisierung an. Auf zionistischer Seite ist diese v.a. bei den Revisionisten bemerkbar, die die Verwirklichung des eigenen Staates nicht ohne Kampf gegen die arab. Bevölkerung als möglich erachteten.

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