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Fragen zum Buch Obadja (Prophet)

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  • Fragen zum Buch Obadja (Prophet)

    Obadja Vers 1 (Vers2)

    Gesicht Obadjas.
    So spricht der Herr (Adonay), Jehova (JHWH), von Edom:
    Eine Kunde haben wir von Jehova (JHWH) gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden:
    "Machet euch (die Nationen) auf, und laßt uns wider dasselbe (Edom) aufstehen zum Kriege!"
    Siehe, ich (Adonay, JHWH) habe dich (Edom) klein gemacht unter den Nationen, du (Edom) bist sehr verachtet.

    Frage 1
    Wer ist "wir" in Vers 1?

    Frage 2
    Es wird zweimal JHWH erwähnt; im Hebräischen einmal mit Strong H3069 und einmal mit Strong H3068. Was ist der Unterschied?

    Frage 3
    Wer ist dieser eine(!) Bote, welcher unter die Nationen gesandt worden ist?

    Frage 4
    Wer ist "uns" in Vers 1 (Der eine Bote und die Nationen oder JHWH und die Nationen oder...)?
    Zuletzt geändert von HPWepf; 22.01.2023, 16:02.

  • #2
    AW: Fragen zum Buch Obadja (Prophet)
    Lieber Bruder Holger
    Hier mal ein Anfang zur Prüfung:

    Zu Obadja

    «»Obadja Vers 1 (Vers2)

    Gesicht Obadjas.
    So spricht der Herr (Adonay), Jehova (JHWH), von Edom:
    Eine Kunde haben wir von Jehova (JHWH) gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden:
    "Machet euch (die Nationen) auf, und laßt uns wider dasselbe (Edom) aufstehen zum Kriege!"
    Siehe, ich (Adonay, JHWH) habe dich (Edom) klein gemacht unter den Nationen, du (Edom) bist sehr verachtet.

    Frage 1
    Wer ist "wir" in Vers 1?

    Frage 2
    Es wird zweimal JHWH erwähnt; im Hebräischen einmal mit Strong H3069 und einmal mit Strong H3068. Was ist der Unterschied?

    Frage 3
    Wer ist dieser eine(!) Bote, welcher unter die Nationen gesandt worden ist?

    Frage 4
    Wer ist "uns" in Vers 1 (Der eine Bote und die Nationen oder JHWH und die Nationen oder...)?»»

    Es wird gern darauf hingewiesen, dass:
    Jeremia 49 Obadja
    Jer 49,7 Über Edom. So spricht Jehova der Heerscharen: Ist keine Weisheit mehr in Teman? Ist den Verständigen der Rat entschwunden, ist ihre Weisheit ausgeschüttet?
    Jer 49,8 Fliehet, wendet um, verkriechet euch, Bewohner von Dedan! Denn Esaus Verderben habe ich über ihn gebracht, die Zeit, da ich ihn heimsuche.
    Jer 49,9 Wenn Winzer über dich kommen, so werden sie keine Nachlese übriglassen; wenn Diebe in der Nacht, so verderben sie nach ihrem Genüge.
    Jer 49,10 Denn ich, ich habe Esau entblößt, ich habe seine Verstecke aufgedeckt; und will er sich verbergen, so kann er es nicht. Zerstört sind seine Nachkommen und seine Brüder und seine Nachbarn, und sie sind nicht mehr.
    Jer 49,11 Verlasse deine Waisen, ich werde sie am Leben erhalten; und deine Witwen sollen auf mich vertrauen.
    Jer 49,12 Denn so spricht Jehova: Siehe, deren Urteil es nicht war, den Becher zu trinken, die müssen ihn trinken; und du solltest der sein, welcher ungestraft bliebe? Du wirst nicht ungestraft bleiben, sondern sicherlich sollst du ihn trinken.
    Jer 49,13 Denn ich habe bei mir geschworen, spricht Jehova, daß Bozra zum Entsetzen, zum Hohne, zur Verwüstung und zum Fluche werden soll, und alle seine Städte zu ewigen Einöden.
    Jer 49,14 Eine Kunde habe ich vernommen von Jehova, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt: Versammelt euch und kommet über dasselbe, und machet euch auf zum Kriege!
    Jer 49,15 Denn siehe, ich habe dich klein gemacht unter den Nationen, verachtet unter den Menschen.
    Jer 49,16 Deine Furchtbarkeit und der Übermut deines Herzens haben dich verführt, der du in Felsenklüften wohnst, den Gipfel des Hügels inne hast. Wenn du dein Nest hoch baust wie der Adler, ich werde dich von dort hinabstürzen, spricht Jehova.
    Jer 49,17 Und Edom soll zum Entsetzen werden; ein jeder, der an demselben vorüberzieht, wird sich entsetzen und zischen über alle seine Plagen.
    Jer 49,18 Gleich der Umkehrung von Sodom und Gomorra und ihrer Nachbarn, spricht Jehova, wird niemand daselbst wohnen und kein Menschenkind darin weilen.
    Jer 49,19 Siehe, er steigt herauf, wie ein Löwe von der Pracht des Jordan, wider die feste Wohnstätte; denn ich werde es plötzlich von ihr hinwegtreiben, und den, der auserkoren ist, über sie bestellen. Denn wer ist mir gleich, und wer will mich vorladen? Und wer ist der Hirt, der vor mir bestehen könnte?
    Jer 49,20 Darum höret den Ratschluß Jehovas, welchen er beschlossen hat über Edom, und seine Gedanken, die er denkt über die Bewohner von Teman: Wahrlich, man wird sie fortschleppen, die Geringen der Herde; wahrlich, ihre Trift wird sich über sie entsetzen!
    Jer 49,21 Von dem Getöse ihres Falles erbebt die Erde; Geschrei am Schilfmeere wird sein Schall vernommen.
    Jer 49,22 Siehe, wie der Adler zieht er herauf und fliegt und breitet seine Flügel aus über Bozra; und das Herz der Helden Edoms wird an selbigem Tage sein wie das Herz eines Weibes in Kindesnöten.
    Ob 1,1 Gesicht Obadjas. So spricht der Herr, Jehova, von Edom: Eine Kunde haben wir von Jehova gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden: "Machet euch auf, und laßt uns wider dasselbe aufstehen zum Kriege!"
    Ob 1,2 Siehe, ich habe dich klein gemacht unter den Nationen, du bist sehr verachtet.
    Ob 1,3 Der Übermut deines Herzens hat dich verführt, der du in Felsenklüften, auf hohem Sitze wohnst und in deinem Herzen sprichst: Wer wird mich zur Erde hinabstürzen?
    Ob 1,4 Wenn du dein Nest auch hoch baust wie der Adler, und wenn es zwischen die Sterne gesetzt wäre: ich werde dich von dort hinabstürzen, spricht Jehova.
    Ob 1,5 Wenn Diebe über dich gekommen wären, wenn nächtliche Räuber wie bist du vernichtet! würden sie nicht gestohlen haben nach ihrer Genüge? Wenn Winzer über dich gekommen wären, würden sie nicht eine Nachlese übriggelassen haben?
    Ob 1,6 Wie sind die von Esau durchsucht, ausgeforscht ihre verborgenen Schätze!
    Ob 1,7 Alle deine Bundesgenossen haben dich bis zur Grenze geschickt; betrogen, überwältigt haben dich deine Freunde, die dein Brot aßen; sie legten eine Schlinge unter dich. Es ist kein Verstand in ihm.
    Ob 1,8 Werde ich nicht an jenem Tage, spricht Jehova, die Weisen aus Edom vertilgen und den Verstand vom Gebirge Esaus?
    Ob 1,9 Und deine Helden, Teman, werden verzagen, auf daß jedermann vom Gebirge Esaus ausgerottet werde durch Ermordung.
    Ob 1,10 Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat wird Schande dich bedecken, und du wirst ausgerottet werden auf ewig.
    gewisse Ähnlichkeiten hat.
    Es kann sein, dass Obadja die Vision von Jeremia erweitert hat, (inspiriert) und darum die «wir» Form verwendet hat.

    Vermutlich hat Obadja diese Botschaft mittels eines Apostels = Bote verbreitet.



    Dass einmal
    3069 יהוה (jehowi) : HERR
    Importantia
    יהוה Y@hovih yeh-ho-vee
    Übersetzung: HERR
    Grammatik: nom. prop. dei.
    Herkunft: Veränderung von H3068 [benutzt nach H136, und ausgesprochen von den Israeliten als H430, um die Wiederholung des selben Lautes zu verhindern, weil sie woanders H3068 als H136 ausdrücken]
    3068 יהוה (jehowa) : Der lebendige Gott
    Importantia
    יהוה Y@hovah yeh-ho-vaw
    Übersetzung: Der lebendige Gott
    Grammatik: nom. prop. dei.
    Herkunft: von H1961
    Statistik
    Vorkommen: 6530; Stellen: 5524; Übersetzungen: 1
    HERR (6530x in 5524 Stellen)


    Der Bote selber wird im Wort nicht mit Namen benannt, die Botschaft ist wichtiger denn der Bote.
    Bez.: «uns « in Vers 1 → sws.: Obadja und Jeremias.


    Ex Gaebelein:
    Edom, aus Esau entsprungen, war der erbittertste Feind Israels. In unseren Betrachtungen über die Prophetie Obadjas kehren wir zu diesem Kapitel hier zurück. Hier wird Edoms endgültiges Gericht angekündigt: »Denn siehe, ich habe dich klein gemacht unter den Nationen, verachtet unter den Menschen. Deine Furchtbarkeit, der Übermut deines Herzens haben dich getäuscht, [dich,] der in den Schlupfwinkeln der Felsen wohnt, den Gipfel des Hügels besetzt hält. Wenn du dein Nest hoch baust wie der Adler, ich werde dich von dort hinabstürzen, spricht der HERR.« (49,15-16). An dieser Stelle räumen die Bibelkritiker schließlich ein, daß dies eine den archäologischen Tatsachen entsprechende Beschreibung der Wohnstätten des alten Edom ist: »Seine Hauptstadt Petra lag in einer Gebirgsformation, die die Form eines Amphitheaters hat; zugänglich nur durch eine enge Schlucht, der man den Namen Sik gegeben hat. Sie windet sich mit ihren steilen Seitenwänden von Westen her in diese Berge, und die Felswände um Petra und ihre Schluchten enthalten unzählige in den Felsen geschlagene Höhlen. Einige sind Grabstätten, andere Wohnhöhlen, in denen die antiken Bewohner der Stadt lebten.« Edom ist keine Wiederherstellung verheißen.
    Nun wird Damaskus Qual und Sorge vorhergesagt, gefolgt von Weissagungen über verschiedene arabische Völker; Kedar und Hazor sollen geschlagen werden. Die letzte Vorhersage betrifft Elam. Elam lag östlich von Südbabylonien und vom Unterlauf des Tigris, es wurde später unter der Bezeichnung Susiana bekannt. Diese Prophetie empfing Jeremia zu Beginn der Herrschaft Zedekias. Elam wurde Bundesgenosse des persischen Königreichs. Hier wird Elams Zerstörung ebenso vorhergesagt wie seine Wiederherstellung »am Ende der Tage«.


    Ex MacDonald
    E. Weissagungen gegen Edom (49,7-22)
    Edom rühmte sich seiner Weisheit und seiner uneinnehmbaren Stellung in den Schlupfwinkeln der Felsen. Aber Gott hat beschlossen, dass es ohne Bewohner sein soll. Williams sagt dazu: »Der erste Teil von Vers 12 trifft auf Israel zu; der zweite auf Edom. Wenn Gottes Kinder wegen ihrer Sünden bestraft werden müssen, wie viel mehr dann solche, die nicht seine Kinder sind!« Für Edom gibt es keine Verheißung einer Wiederherstellung.


    Walvoord Bd 2
    Jeremia

    Jer 49,14-18
    Jeremia benutzte nun die Sprache der internationalen Diplomatie, wie vor ihm schon Obadja (Ob 1,1).
    Er stellte sich Gott vor, wie er einen Boten zu seinen Verbündeten unter den Völkern schickte und sie bat,
    sich wider Edom zu sammeln.

    Edom würde gering unter den Völkern und verachtet werden, wenn Gott ihm sein Ansehen und seine Macht nahm (vgl. Ob 1,2 ).
    Edoms Hochmut und sein Vertrauen auf seine geschützte Lage brachten es dazu, sich in Sicherheit zu wiegen.
    Aber Gott würde es herunterstürzen (vgl. Ob 1,4) von seinem luftigen Ort, und die Menschen würden über seinen Zustand erschrecken
    (vgl. Jer 49,13 und die Anmerkungen zu Jer 24,9).
    Edom würde ebenso zerstört werden wie einst Sodom und Gomorra (vgl. Jer 50,40), so daß niemand mehr dort wohnen würde.

    Jeremia

    E. Die Weissagung gegen Edom
    (49,7 - 22)

    Das Land Edom lag südlich von Moab und östlich des Toten Meeres. Es hatte eine lange Geschichte der Auseinandersetzungen mit Juda und wurde zum Symbol für die heidnischen Völker, die Juda übel wollten (vgl. Hes 35; 36,5;Ob 1,15-16 ). Viele der Bilder, die Jeremia benutzte, waren offensichtlich aus dem Propheten Obadja entlehnt. Allerdings gibt es viel Uneinigkeit darüber, wann das Buch Obadja geschrieben worden sei (vgl. die Anmerkungen unter "Abfassungszeit" in der Einführung zu Obadja).

    Jes 1,1

    Jesajas Weissagungen zentrieren sich auf Juda und Jerusalem. Sein Buch wird eine Offenbarung genannt, was bedeutet, daß der Prophet etwas geistig und geistlich "geschaut" hat (vgl. Jes 2,1 ) und daß er gehört hat, wie Gott zu ihm spricht. Dieses Wort "Offenbarung" (andere übersetzen "Vision" oder "Schau") leitet auch die Weissagungen von Obadja, Micha und Nahum ein.

    Jesaja kannte die Stadt Jerusalem, ihren Tempel und den königlichen Hof. Zu seiner Zeit waren die letzten Jahre des Nordreiches (Israel) angebrochen. Das Nordreich fiel 722 v. Chr. an die Assyrer, die damals versuchten, das gesamte syrisch-palästinensische Gebiet zu erobern. Jesaja schrieb an das Südreich, das etwas mehr als 100 Jahre später (586 v. Chr.) in die Hand des babylonischen Weltreiches fallen wird.

    Das Land Edom lag südlich von Moab und östlich des Toten Meeres. Es hatte eine lange Geschichte der Auseinandersetzungen mit Juda und wurde zum Symbol für die heidnischen Völker, die Juda übel wollten (vgl. Hes 35; 36,5;Ob 1,15-16 ). Viele der Bilder, die Jeremia benutzte, waren offensichtlich aus dem Propheten Obadja entlehnt. Allerdings gibt es viel Uneinigkeit darüber, wann das Buch Obadja geschrieben worden sei (vgl. die Anmerkungen unter "Abfassungszeit" in der Einführung zu Obadja).

    Walvoord Obadja
    Obadja (Walter L. Baker)

    EINLEITUNG


    Das Buch Obadja ist kaum bekannt und besitzt für viele Leser nur wenig Anziehungskraft. Mit seinen 21 Versen ist es der kürzeste Text des Alten Testaments; im Neuen Testament wird es nicht zitiert. Seine Botschaft ist vor allem eine Botschaft vom Untergang und vom Jüngsten Gericht. Dennoch verdient das Buch Obadja, sorgfältig studiert und gelesen zu werden, denn es enthält eine machtvolle Aussage über die Gerechtigkeit Gottes. Diese Gerechtigkeit fordert Vergeltung von Edom, dem Erbfeind Israels. In der Tat wird das Gericht über Edom in den Büchern des Alten Testaments häufiger erwähnt als das Gericht über irgendein anderes fremdes Volk (vgl. Jes 11,14; 34,5-17; 63,1-6; Jer 9,24-25; 25,17-26; 49,7-22; Kl 4,21-22; Hes 25,12-14;35; Joe 4,19; Am 1,11-12; 9,11-12; Ob; Mal 1,4).

    In gewissem Sinn ist das Buch Obadja so etwas wie eine Miniaturausgabe aller prophetischen Schriften. Es handelt in knapper Form von Gottes Gericht über die ungläubigen Heiden, die das Volk Israel unterdrücken, und von Gottes Gnade gegenüber dem gläubigen Israel - dem zweifachen roten Faden, der sich durch alle Bücher der großen und kleinen Propheten zieht.

    Daneben spricht die kleine Schrift auch von der Gefahr der großen Sünde des Stolzes und des Hochmuts, dem Gefühl der Überlegenheit, das häufig aus der Übervorteilung anderer entsteht. Obadja illustriert dabei am Volk der Edomiter anschaulich die Wahrheit von Spr 16,18: "Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall."



    Obadja

    Verfasserfrage

    Mindestens zwölf Personen im Alten Testament tragen den Namen Obadja, darunter ein Offizier in Davids Heer (1Chr 12,10), der Diener Ahabs (1Kö 18,3), ein Levit aus der Zeit Josias (2Chr 34,12) und ein Anführer, der mit Esra aus dem Exil zurückkehrte (Esr 8,9 ). Vom Verfasser dieser kleinen prophetischen Schrift ist jedoch außer seinem Namen, der "Anbeter Jahwes" bedeutet, nichts bekannt.


    Obadja
    Datierung


    Da die Bibel keine Fakten über das Leben oder den Hintergrund des Mannes, der das Buch Obadja schrieb, enthält, ist der Zeitpunkt der Entstehung des Textes umstritten. Drei mögliche Daten sind im Gespräch: (a) die Regierungszeit Jorams (848 - 841 v. Chr.), des Sohnes Joschafats, (b) die Regierungszeit Ahas' (731 - 715 v. Chr.) und (c) das Jahr 585 v. Chr., kurz nach der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586.

    Unter den konservativen Exegeten finden sich etwa zu gleichen Teilen Anhänger der ersten und der dritten These. Im liberalen Lager tendiert man zur dritten Annahme. Nur einige wenige Wissenschaftler halten These (b) für richtig, unter anderem, weil in 2Chr 28,17 von einem Angriff der Edomiter auf Jerusalem und der Verschleppung von Gefangenen die Rede ist. Ein weiteres Argument zugunsten der Annahme, daß die in Obadja (V. 1 - 14 ) geschilderten Ereignisse in die Regierungszeit Ahas' fielen, ist die Tatsache, daß die Edomiter nach Elat (an der südlichen Spitze des edomitischen Territoriums) ziehen konnten, als Rezin in der Regierungszeit Ahas' die Judäer vertrieb (2Kö 16,6). Der Einzug der Edomiter in Elat deckt sich andererseits jedoch nicht mit den Aussagen im Buch Obadja.

    Für die dritte Hypothese zur Datierung (nach dem Fall Jerusalems) läßt sich folgendes anführen:

    1. Die Ähnlichkeit mehrerer Verse bei Obadja mit Versen bei Jer 49 deutet darauf hin, daß Obadja Jeremia zitiert.
    Obadja Jeremia
    V. 1 49,14
    V. 2 49,15
    V. 3-4 49,16
    V. 5 49,9
    V. 6 49,10
    V. 8 49,7
    V. 9 49,22b
    V. 16 49,12

    2. Das Wort "Elend" in Ob 1,12 spricht von Judas Fall durch Babylon.

    3. Das Wort "Weggeführte" (gAlVT), das in Ob 1,20 zweimal gebraucht wird, bezieht sich auf die ins babylonische Exil verschleppten jüdischen Gefangenen.

    4. Obadjas Beschreibung des Kampfes der Edomiter gegen Jerusalem gleicht der Aussage in Ps 137,7 über die Edomiter, die Jerusalem niederreißen, und Ob 1,16-18 hat Ähnlichkeit mit Kl 4,21-22.

    Gegen diese Argumente läßt sich jedoch auch einiges einwenden:

    1. Jeremia zitiert seinerseits häufig frühere Propheten oder spielt auf sie an. Mehrere Verse bei Joel weisen ebenfalls Ähnlichkeit mit Obadja-Stellen auf. Die Worte "wie der Herr verheißen hat" (Joe 3,5) bezeugen ganz eindeutig, daß der Inhalt dieses Verses sich auf Ob 1,17 bezieht. Obadja muß folglich vor Joel, der um 830 v. Chr. entstand, geschrieben sein. Auch Amos, der im 8. Jahrhundert schrieb, bezieht sich möglicherweise auf Obadja. Die Verweise oder Anspielungen auf Obadja bei Joel und Amos finden sich (nicht immer wörtlich) an folgenden Stellen:
    Obadja Joel Obadja Amos
    V. 10 4,19 V. 9-10.18 1,11-12
    V. 11 4,3 V. 14 1,6
    V. 15 1,15; 2,1; 3,3-4; 4,9 V. 19 9,12
    V. 17 3,5

    2. Das Wort "Elend" in Ob 1,12 muß sich nicht unbedingt auf die Verwüstung Judas durch die Babylonier beziehen.

    3. Das Wort gAlVT in Vers 20 kann sich auch auf eine kleine Gruppe von Exilanten beziehen und muß nicht unbedingt alle nach Babylon verschleppten jüdischen Gefangenen meinen.

    4. Es stimmt zwar, daß die Edomiter die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. (Ps 137,7 ) zur Zerstörung Jerusalems anstifteten. Doch das Buch Obadja bezieht sich nicht auf die völlige Zerstörung der Stadt durch Nebukadnezar, bei der der Tempel geplündert und in Brand gesteckt, Häuser niedergebrannt und die Mauern geschleift wurden. Außerdem wird in keinem außerbiblischen Text erwähnt, daß die Babylonier "über Jerusalem das Los warfen" (Ob 1,11 ) - wenngleich das Nichtvorhandensein von Belegen natürlich nur begrenzt als Beweis gewertet werden kann -, das Werfen der Lose ist deshalb möglicherweise früher anzusetzen.

    Die erste Datierungsmöglichkeit, die Regierungszeit Jorams (848 - 841 v. Chr.), scheint aus folgenden Gründen besonders plausibel:

    1. Die Form der hebräischen Verben in den Versen 12-14 ("Du sollst nicht") warnt Edom davor, erneut zu tun, was es bereits getan hat. Wäre Jerusalem bereits zerstört worden, hätten diese Verbote keinen Sinn.

    2. Vers 14 spricht von den "Entronnenen", Menschen, die aus Jerusalem entkamen; bei der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier entkam jedoch niemand (bis auf König Zedekia und einige Krieger, die jedoch kurz nach ihrer Flucht wieder aufgegriffen wurden).

    3. Obadja spricht weder von einer völligen Zerstörung Jerusalems noch vom völligen Niederbrennen des Tempels und der Häuser oder von der Zerstörung der Stadtmauern.

    4. Edoms Aufstand gegen Juda in den Tagen König Jorams (2Kö 8,20-22) fand eventuell zu der Zeit statt, als die Philister und Araber Jerusalem angriffen (2Chr 21,16-17). Das aber deckt sich am besten mit den Aussagen in Ob 1,11-14 .Als die Philister, Araber und Edomiter die Stadt erobert hatten, warfen sie das Los, welche Stadtteile den einzelnen Trupps zur Plünderung überlassen werden sollten.


    Obadja
    Historischer Hintergrund

    Die Feindschaft zwischen den Edomitern und den Israeliten ist eines der ältesten Beispiele menschlicher Zwietracht. Der Konflikt begann mit dem Kampf zwischen Jakob und Esau im Schoß ihrer Mutter Rebekka (1Mo 25,21-26 ). Jahre später verkaufte Esau, als er hungrig war, bereitwillig sein Erstgeburtsrecht für ein Gericht roter Linsen an Jakob. Aus diesem Grund wurde Esau auch Edom genannt (1Mo 25,30), was rot bedeutet. Außerdem erschien Esaus Haut, als er geboren wurde, rötlich (1Mo 25,25). Später zog Esau in das Land Ser (1Mo 36,8-9), die rote Sandsteinwüste südöstlich des Toten Meeres. Dort vertrieben seine Nachkommen, die Edomiter, die Horiter (5Mo 2,12.22). Das hebräische Wort für Ser (REZIr) ähnelt interessanterweise dem Wort für "haarig" (REZAr), der Bedeutung des Namens Esau (ZERAw). "Seïr" und "Gebirge Ser" wurden Synonyme für Edom (2Chr 20,10; 25,11; Hes 35,15).

    Edom weigerte sich, die Israeliten auf dem Weg in das Gelobte Land sein Gebiet durchqueren zu lassen (4Mo 20,14-21). Doch Gott gebot Israel, die Edomiter nicht zu hassen, da es mit ihnen verwandt sei (5Mo 23,8). Dennoch entstand eine jahrhundertelange Feindschaft (Hes 35,5). Saul (1Sam 14,47), David (1Sam 8,13-14), Joab (1Kö1,16) und Salomo (1Kö 11,14 ) hatten allesamt Schwierigkeiten mit den Söhnen Edoms. Joschafat von Juda und Joram von Israel schlossen sich mit Edom zum Kampf gegen Moab (2Kö 3 ) zusammen. Ebenfalls während Joschafats Regierungszeit verbündete sich Edom jedoch auch mit den Ammonitern und den Moabitern zum Krieg gegen Juda. Die Schlacht endete allerdings mit der Vernichtung der Edomiter durch die Ammoniter und Moabiter (2Chr 20,1-2.10-11.22-26).

    In der Regierungszeit Jorams, des Sohnes Joschafats, rebellierte Edom erneut gegen Juda und krönte seinen eigenen König (8,20 - 22; 2Chr 21,8). Später besiegte Amazja, König von Juda, Edom und änderte den Namen der Stadt Sela in Jokteel (2Kö 14,7; 2Chr 25,11-12). Während der Regierungszeit Ahas' führte Edom wiederum Krieg gegen Juda (2Chr 28,17). Im Jahr 586 v. Chr. schließlich stiftete Edom die Babylonier zur Zerstörung Jerusalems an (Ps 137,7 .

    Im späten 6. oder frühen 5. Jahrhundert v. Chr. vertrieben die aus dem nördlichen Arabien stammenden Nabatäer, die Fruchtbarkeitsgötter und -göttinnen und die Himmelskörper anbeteten, die meisten Edomiter (vgl. die Ausführungen zu Ob 1,7). Einige von ihnen blieben jedoch anscheinend in Edom und vermischten sich mit den nabatäischen Arabern. Die Nabatäer waren die berühmten Felsenarchitekten von Petra. Die vertriebenen Edomiter siedelten sich in Idumäa - das ist die griechische Bezeichnung für den Süden Judäas - an. Später (etwa 120 v. Chr.) wurden die dort wohnenden Edomiter, jetzt Idumäer genannt, von Johannes Hyrcanus, einem Makkabäer, der sie zur Beschneidung und Befolgung der jüdischen Gebote zwang, unterworfen (Josephus: Jüdische Altertümer 13.9; 14.7.9). Herodes der Große, König von Judäa von 37 v. bis 4 n. Chr., war ein Idumäer und damit Edomit.

    Die Idumäer schlossen sich im Jahr 70 n. Chr. dem jüdischen Aufstand gegen Rom an und wurden von dem römischen General Titus fast vernichtet. Nur ein kleines Häuflein idumäischer Flüchtlinge entkam. Danach verschwand das Volk der Edomiter vom Schauplatz der Geschichte.

    Obadja

    GLIEDERUNG

    I. Edoms Zerstörung (V. 1 - 9)

    A. Der Aufruf an die Völker, Edom zu zerstören (V. 1)
    B. Die Prophezeiung vom Edoms Zerstörung (V. 2 - 9)
    1. Edoms Stolz soll zunichte werden (V. 2 - 4)
    2. Edoms Reichtum soll geplündert werden (V. 5 - 7)
    3. Edoms Volk soll ausgerottet werden (V. 8-9)

    II. Edoms Vergehen (V. 10-14)

    A. Verstöße der Gesinnung (V. 10-12)
    B. Verstöße durch die Tat (V. 13-14)

    III. Gottes Gericht über Israels Feinde (V. 15-16)

    IV. Gottes Segnung Israels (V. 17-21)

    A. Die Rettung Israels (V. 17-18)
    B. Die Aufzählung von Israels Territorien (V. 19-20)
    C. Die Errichtung des Königreichs des Herrn (V. 21)


    Obadja

    AUSLEGUNG

    I. Edoms Zerstörung
    (V. 1 - 9)

    A. Der Aufruf an die Völker, Edom zu zerstören
    (V. 1)

    Ob 1,1

    Das Wort "Vision" als Einleitung in den prophetischen Text finden wir auch in Jes 1,1; Mi 1,1 und Nah 1,1 (vgl. Dan 1,17; 8,1; 9,24; Hos 12,11 ). Es deutet an, daß der Prophet sowohl "sah" (geistig und spirituell) als auch hörte, was Gott ihm mitteilte. Wir wissen nichts über den Hintergrund des Propheten Obadja, sein Leben und Amt, als daß sein Name, "Anbeter Jahwes", in der damaligen Zeit durchaus gebräuchlich war. Dieser Prophet nun empfing eine direkte Botschaft von Gott (Jahwe) dem HERRN (?XdNnAy ). Das Wort "Herr" betont hier Gottes Herrschaft über alle Völker, die Bezeichnung "Gott" bezieht sich auf seinen Bund mit Israel.

    "So spricht Gott der HERR über Edom: Wir haben vom HERRN eine Botschaft gehört." Sie wurde durch einen Abgesandten überbracht, den er "unter die Heiden " sandte, um ihnen zu sagen, daß sie sich zur Demütigung Edoms vereinigen sollten - zu den Völkern, die Edom schließlich vernichteten, gehörten die Nabatäer, die Juden (unter Johannes Hyrcanus) und die Römer. Hier wird eine in der ganzen Bibel immer wieder auftauchende Wahrheit deutlich: Gott gebraucht die Völker auf souveräne Weise dazu, seinen Willen auf Erden durchzusetzen.

    Obadja

    B. Die Prophezeiung von Edoms Zerstörung
    (V. 2 - 9)

    1. Edoms Stolz soll zunichte werden
    (V. 2 - 4)

    Ob 1,2

    Edom rühmte sich seines großen Reichtums (erworben durch Handel, Plünderung und durch die Eisen- und Kupferminen der Region) und seiner nahezu uneinnehmbaren geographischen Lage.

    Nach Gottes Wort und Willen aber soll es ganz im Gegensatz zu seiner Selbstüberhebung gering (im Hebräischen betont) und verachtet (im Hebräischen betont) werden.

    Obadja
    Ob 1,3-4


    Sein Hochmut wird sein Verderben sein, denn er verführt Edom zu dem trügerischen Glauben, daß niemand es erobern könne. "Hochmut" ist die Übersetzung des Wortes z+DNn, mit der Wurzel zID, "aufwallen, überheblich sein". Es enthält damit Anklänge an Jakobs Zubereitung (zID) des Eintopfgerichts (nAzID), das Esau mit seinem Erstgeburtsrecht bezahlte (1Mo 25,29 ). Das Linsengericht, das ihr Vorfahr aß, ist so ein Bild dafür, wie vermessen und über das vernünftige Maß hinausgehend der Stolz der Edomiter war.

    Auch die vermeintliche Sicherheit der geographischen Lage Edoms in den Bergen von Seïr trug zu dieser Selbsttäuschung bei. Die Edomiter verließen sich auf den natürlichen Schutz der Felsenklüfte. Sie lebten in hochgelegenen Höhlen und fühlten sich völlig sicher vor feindlichen Angriffen. Manche von ihnen hatten sich so hoch in den Bergen angesiedelt, daß man - mit einiger Phantasie - tatsächlich sagen kann, sie "(erhoben) sich wie ein Adler und (bauten ihr) Nest zwischen den Sternen".

    Auf Edoms selbstsichere, hochmütige Frage "Wer will mich zu Boden stoßen?" entgegnet der Herr: "Ich will dich von dort herunterstürzen!". Gott wird wie ein Adler auf diejenigen herabstürzen (Jer 49,22), die sich sicher wie Adler dünkten. Wenn Edom auch für Menschen nahezu uneinnehmbar war, so doch nicht für Gott.



    Obadja
    2. Edoms Reichtum soll geplündert werden
    (V. 5 - 7)

    Edom war stolz auf seinen Reichtum (V. 6), seine Bündnisse mit den Nachbarn (V. 7), seine Weisheit (V. 8) und seine Krieger (V. 9 ). Seine Täler waren durch Bewässerungsanlagen fruchtbar, und das Gebiet war zu einem Verkehrsknotenpunkt vieler Fernhandelsstraßen geworden.

    Ob 1,5-6


    Obadja beschreibt das kommende Gericht über Edom nun im Detail. Zuerst spricht er von Dieben, die in der Nacht stehlen, soviel sie nur wollen, dann stellt er Vergleiche zwischen Edoms Erniedrigung und Arbeitern in der Weinlese an, die den Armen wenigstens eine Nachlese übriglassen. In der Zeit von Esaus Jammer aber (vgl. die Zeit des "Jammers" für Jerusalem; V. 13) soll nichts übrigbleiben. Diebe und Traubenpflücker nehmen meist nicht alles, doch jene, die Esau plündern werden, werden nichts zurücklassen. - Esau wird hier als Synonym für Edom gebraucht, so wie Jakob häufig als Synonym für Israel dient. - Das Volk von Edom soll geplündert und seines Reichtums beraubt werden. Ja, die Eindringlinge werden - vielleicht in den Höhlen verborgene - Schätze finden, sie wegschleppen und Edom verwüstet zurücklassen.


    Obadja

    Ob 1,7


    Auch auf seine Bündnisse mit den ihm benachbarten Stämmen, die diese vielleicht um günstiger Handelsverbindungen willen mit ihm abgeschlossen hatten, tat sich Edom etwas zugute. Doch gerade diese Bundesgenossen, auf die das Volk sich verließ, sollen nun seine Feinde werden. Sie werden die Edomiter betrügen und überwältigen und bis an die Grenzen ihres Landes verfolgen. So soll das von seinem eigenen Hochmut getäuschte Edom (V. 3) nun zum Spott auch noch von seinen Bundesgenossen getäuscht werden! Die Wendung "die dein Brot essen" bezieht sich auf Freunde oder Bundesgenossen (vgl. Ps 41,10 ). Welch schreckliche Strategie - nicht der Angriff eines erklärten Feindes, sondern ein Hinterhalt seiner eigenen Bundesgenossen wird Edom zum Verhängnis.

    Eine weitere Ironie in Ob 1,7 liegt darin, daß Edom, das berühmt ist für seine weisen Männer (vgl. V. 8; Jer 49,7 ), von dem hinterlistigen Plan seiner Bündnispartner so völlig überrumpelt wird. Die Niederlage, von der hier die Rede ist, ereignete sich wahrscheinlich im späten 6. oder frühen 5. Jahrhundert v. Chr., als die Nabatäer (vgl. "Historischer Hintergrund" in der Einführung) zu den Edomitern kamen und von ihnen zu einem Gastmahl geladen wurden. Sobald sie auf edomitischem Gebiet willkommen geheißen worden waren, wandten sich die Gäste gegen ihren Bundesgenossen und töteten die Wachen.

    Obadja

    3. Edoms Volk soll ausgerottet werden
    (V. 8 - 9)


    Ob 1,8-9


    Gott hat gesagt, er wolle Edom gering machen (V. 2), seinenHochmut zu Fall bringen (V. 4) und es zerstören. Auch die Weisen und Klugen in Edom will er zunichte machen . Seine weisen Führer sollen Edom nicht helfen können. Selbst seine Krieger sollen in Entsetzen geraten, und alle, die in Esaus Bergen Hilfe suchen (vgl. V. 19.21), sollen ermordet werden.

    Teman, die nach einem Enkel Esaus benannte Hauptstadt Edoms (1Mo 36,10-11), steht hier für das gesamte Volk (vgl. Am 1,12). (Zur Lage von Teman vgl. die Karte "Israel und die umliegenden Völker in den Tagen der Propheten" vor Jes.)

    Die Überheblichkeit der Edomiter führt damit schließlich zu ihrer völligen Erniedrigung. Ihre Sicherheit und ihr Reichtum werden vergehen, und ihre Weisen, ihre Krieger und alle anderen werden in Gottes Hand fallen. Nichts kann sie retten - weder ihre geographische Lage noch ihre militärische Stärke noch ihre Weisheit. Was für falsche Hoffnungen weckt doch der Hochmut bei den Ungläubigen, die Sicherheit in ihrer eigenen Kraft und nicht bei Gott suchen!


    Obadja

    II. Edoms Vergehen
    (V. 10 - 14)


    Obadja ist sich der Furchtbarkeit von Gottes Gericht über Esaus Nachkommen durchaus bewußt. Der Prophet nennt nun die Gründe für ihre Verurteilung und spricht von der sündhaften Gesinnung der Edomiter (V. 10 - 12) wie auch von ihren gegen Juda gerichteten Taten (V. 13 - 14).


    A. Verstöße der Gesinnung
    (V. 10 - 12)

    Ob 1,10
    Seiner überheblichen Haltung (vgl. V. 3) zum Trotz soll Edom wegen seiner brutalen und tyrannischen Grausamkeit (vgl. Joe 4,19) gegenüber seinem Bruder Jakob, d. h. gegenüber Jakobs Nachkommen, zuschanden und zerstört werden (vgl V. 7 - 8). Obadja spricht hier absichtlich von Juda als Edoms "Bruder", um den furchtbaren Frevel der Gewalttat an den eigenen Blutsverwandten deutlich zu machen. Es fällt auf, daß in diesem Vers die hebräischen Worte für "Frevel" und "Bruder" beieinander stehen.


    Obadja

    Ob 1,11-12


    In den Versen 11 - 14 kehrt die Wendung "zu der Zeit" und "zur Zeit" achtmal wieder (im Hebräischen zehnmal). Als fremde Heere Juda angriffen, warfen sie das Los darüber, wer welchen Stadtteil Jerusalems plündern durfte. Edom verhielt sich in dieser Situation keinen Deut besser als die Fremden, die seinen eigenen Blutsverwandten Gewalt antaten, denn es blieb völlig passiv (es stand dabei ; das "du" ist im Hebräischen hervorgehoben). An diese Gleichgültigkeit schließen sich in absteigender Reihenfolge Schadenfreude (herabsehen; vgl. V. 13) über das Elend seines Bruders (vgl. V. 10), Freude über Judas Untergang und schließlich sogar Prahlerei angesichts seiner Not an. "Stolz reden" meint hier wörtlich: "den Mund aufreißen", "großsprechen", und ist ein anderer Ausdruck für Hochmut.


    Obadja

    B. Verstöße durch die Tat
    (V. 13 - 14)


    Ob 1,13-14


    Edoms Verbrechen an Juda gehen jedoch über das bloße passive Zuschauen und die Freude am Elend des anderen hinaus. Schlimme Taten folgten auf die böse Gesinnung. Edom drang selbst in die Tore Jerusalems ein und sah mit Hochmut auf das Unglück des Volkes Gottes herab (vgl. V. 12). Es plünderte die Stadt aus, tötete Menschen, die versuchten zu fliehen, und lieferte Überlebende an die feindlichen Heere aus. Die dreifache Wiederholung der Wendung "zur Zeit seines Jammers" (V. 13) hebt die Größe des Unglücks, von dem Juda betroffen war, hervor. (Das hebräische Wort für "Jammer", vgl. V. 5, ist ?LD und gleicht ?[DNm, dem hebräischen Wort für Edom.) Der Frevel, den Edom im Herzen trug, löste so frevelhafte Handlungen aus.

    Doch zu welchem Zeitpunkt ereignete sich dies alles? Wahrscheinlich kam es zu diesem Zwischenfall, als die Philister und Araber zur Zeit Jorams, Joschafats Sohn, Jerusalem angriffen (2Kö 8,20-22; 2Chr 21,16-17). Da Obadja Edom gebietet, solches nicht zu tun, (vgl. "du sollst nicht" in Ob 1,12-14 ), schrieb er wohl über ein Ereignis vor Jerusalems völliger Zerstörung durch Nebukadnezar (vgl. dazu auch die Ausführungen in der Einführung unter "Datierung" und "Historischer Hintergrund").


    Obadja

    III. Gottes Gericht über Israels Feinde
    (V. 15 - 16)

    Ob 1,15

    An Edom wird Gottes kommendes Gericht über alle Völker (vgl. Jes 34,2 ), die sich in Hochmut gegen Gott auflehnen, sichtbar. Jedes mal, wenn Gott durch sein Eingreifen in die Geschicke der Welt Recht spricht, kann man von einem "Tag des HERRN" sprechen (z. B. Hes 30,3; vgl. dazu die Anmerkungen in "Größere Interpretationsprobleme" in der Einführung zu Joel). Meistens bezieht sich der Ausdruck jedoch auf Gottes Gericht in der großen Drangsal und bei der Rückkehr Jesu Christi in Herrlichkeit und/oder auf die Errichtung des Tausendjährigen Reiches. Mit anderen Worten, der "Tag des Herrn" ist da, wenn Gott alle Dinge seiner Herrschaft unterwerfen wird.

    Edoms Fall läßt ahnen, was der Herr mit den Völkern, die an Israel ähnlich schlecht handeln, tun wird. Nach seiner Erniedrigung wird Edom später wieder bewohnt werden (vgl. die Ausführungen zu Ob 1,16 ) und endlich zusammen mit anderen Völkern am kommenden Tag des Herrn, wenn Christus zurückkehrt, um seine Herrschaft zu errichten, erneut unter Gottes Zorn fallen.

    Das Gericht Gottes über Edom ist die Antwort auf seine Vergehen. Was es ("du" ist Singular) Juda angetan hat, soll ihm selbst widerfahren: Es plünderte Jerusalem (V. 13), deshalb wird es geplündert (V. 6; vgl. Jer 49,10). Es tötete Judas Flüchtlinge (Ob 1,14; vgl. Am 1,11), deshalb wird es ausgerottet (Ob 1,8; vgl. Jes 34,5-8; Hes 32,29; 35,7-8). Es lieferte Judas Überlebende dem Feind aus (Ob 1,14; vgl. Hes 35,5) und wird nun von seinen Bundesgenossen vertrieben (Ob 1,7). Es freute sich über Judas Verluste (Ob 1,12; vgl. Hes 35,15), daher wird es zuschanden und vernichtet (Ob 1,10).



    Obadja

    Ob 1,16


    Bei seinem Einzug in Jerusalem (Ob 1,13; "Mein heiliger Berg"; vgl. Ps 2,6; 3,5; 15,1; 24,3; 78,54; Dan 9,16.20; Zeph 3,11) nahm Edom an einer orgiastischen Feier teil. Auch andere Völker, die sich Israel gegenüber feindlich verhalten, werden Gottes Gericht zu kosten bekommen, das häufig als ein Becher, der geleert werden muß, dargestellt wird (vgl. Jes 51,17.21-23; Jer 25,15-33; Hab 2,16; Offb 14,9-10; 16,19; vgl. auch Jes 63,6). Wenn Christus auf die Erde zurückkehrt (Offb 19,15.17-18.21), werden diese Völker so vollkommen vernichtet werden, daß es sein wird, als seien sie niemals gewesen . Auch Edom wird es so ergehen. Denn wenn auch Edom als Volk aufhörte zu existieren, als die Römer Idumäa eroberten, so werden doch einige seiner Nachkommen das Land später wieder besiedeln. Tatsächlich ist das Land - mittlerweile ein Teil Jordaniens - bis heute nicht völlig verlassen. Dann aber wird von den Edomitern nicht ein einziger übrigbleiben (vgl. Ob 1,18), und ihr Land wird im Tausendjährigen Reich von den Israeliten besetzt werden (V. 19.21).



    Obadja

    IV. Gottes Segnung Israels
    (V. 17 - 21)

    A. Die Rettung Israels
    (V. 17 - 18)

    Ob 1,17-18

    Esau wird durch Gottes Zorn zerstört werden, Israel jedoch wird durch Gottes Gnade gerettet und von seinen Feinden befreit werden. Der Berg Zion (vgl. V. 21, ein Synonym für Jerusalem; vgl. auch den Kommentar zu 1Sam 5,7; Kl 1,4; Zeph 3,14) wird, obgleich er von Edom entweiht wurde (Ob 1,13), heilig sein (vgl. Jes 52,1; Sach 14,20-21), und das Israel verheißene Land (1Mo 15,18-21) wird vom Haus (den Nachkommen) Jakobs in Besitz genommen werden (vgl. Ob 1,19-20). Gottes Bundesvolk, das ihm vertraut, wird am Ende befreit und für Gott bewahrt werden. Jakob (das Südreich) und Josef (das Nordreich) werden vereinigt werden (vgl. Hes 37,15-23) und gemeinsam Edom (das Haus Esau; vgl. Ob 1,6) zerstören wie eine Flamme, die Stroh in Brand setzt (vgl. Sach 12,6; Mal 3,19 ). Dann werden die Edomiter, Israels Erbfeinde, endgültig ausgerottet sein. Es wird keine Überlebenden aus Edom geben, als Vergeltung für die Behandlung der Überlebenden Judas (Ob 1,14). Die Gewißheit dieser Verheißung wird durch die Wendung "der HERR hat geredet" bestätigt. Da er es gesagt hat, darf niemand daran zweifeln.

    Obadja

    B. Die Aufzählung von Israels Territorien
    (V. 19 - 20)


    Ob 1,19-20


    Hier nennt Obadja einige der Gebiete, die Gottes Volk zurückerhalten soll. (Zur Lage der meisten dieser Regionen vgl. die Karte "Israel und die umliegenden Völker in den Tagen der Propheten", vor Jes.) Die Wüstenbewohner im Süden Israels (dem Negev) werden Edom erhalten (das Gebirge Esau; vgl. Ob 1,8.21). So werden die Prophezeiungen im 4Mo 24,18, in Jes 11,14 und in Am 9,11-12 erfüllt werden. Die Israeliten aus den westlichen Vorgebirgen werden nach Süden in das Land der Philister mit seinen Küstenebenen ziehen. Auch die zentralen Gebiete Israels (Ephraim und Samaria) werden beansprucht werden, und das kleine Benjamin wird seine Grenzen bis nach Gilead , östlich des Jordan, erweitern. Die Verbannten, die in die Gefangenschaft verkauft wurden, werden zurückkehren und das Land im Norden bis Zarpat besitzen. Andere, die aus Jerusalem nach Sefarad verbannt waren, werden den Negev erhalten. - In den Hypothesen über die vermutliche Lage von Sefarad werden zwei Länder (Spanien, Medien) und zwei Städte (Hesperides in Libyen und Sardis in Kleinasien) genannt. Sardis scheint am wahrscheinlichsten. Es ist vielleicht mit dem akkadischen Saparda identisch. Wenn Sefarad tatsächlich mit Sardis gleichzusetzen ist, müssen die Juden von dort nahezu 600 km bis zum Negev zurücklegen. - Zu Beginn des Tausendjährigen Reiches werden die Israeliten von dort und aus anderen Ländern in ihr Land zurückkehren, und ihr Territorium wird sich vergrößern.


    Obadja

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    Watts J D W (1981) Obadiah: A Critical Exegetical Commentary. Winona Lake, Ind.
    Zuletzt geändert von HPWepf; 22.01.2023, 16:05.
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

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