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Frage 434

Ich bin sehr dankbar für die untenstehende Darstellung von Wolfgang Bühne.  Als DOC siehe unter:  Ringe

Hans P.

siehe auch 408   


 

Wolfgang Bühne

Ein „Ring“

und viele Missverständnisse  

Selten ist eine Ausgabe von „fut“ auf solch ein breites und gegensätzliches Leser-Echo gestoßen wie die letzte Nummer: Ein kritischer Leserbrief, den wir veröffentlicht haben und eine Buchbesprechung zu dem Buch „Der Ring und sein Geheimnis“ waren die Auslöser.

Während die Reaktionen auf den Leserbrief zu 90% ermutigend und Ausdruck der Dankbarkeit waren, drückten die Reaktionen auf die Buchbesprechung die umgekehrte Relation aus: Etwa 90% der Leser fragten entsetzt, wie CLV ein solches Buch über Tolkiens „Herr der Ringe“ herausgeben und in „fut“ empfehlen kann.

Zur Zeit vergeht kein Tag, wo nicht Briefe, Anrufe oder Besuche eintreffen, in denen die Sorge ausgedrückt wird, dass wir mit diesem Buch großen Schaden anrichten. Manche gehen so weit, dass sie glauben, nun öffentlich vor uns warnen zu müssen. Andere bitten um Klarstellung oder darum, die Verbreitung dieses Buches sofort einzustellen.

Da ich unmöglich alle Briefe schriftlich beantworten kann, versuche ich mit dieser Stellungnahme eine Antwort oder Erklärung abzugeben, warum wir dieses Buch herausgegeben haben. Gleichzeitig möchte ich auf einige immer wieder vorgebrachte Argumente kurz eingehen.

 

Wir haben aufmerksame Leser!

 

Das ist ein erfreuliches Zeichen! Wir leben in einer Zeit, wo wir keinem Verlag oder Autor mehr blind vertrauen können und es ist gut und nötig, aufmerksam und prüfend zu lesen. Nicht um „Haare in der Suppe“ zu suchen, sondern um „alles zu prüfen und das Gute festzuhalten“ (1. Thess. 5,21).

Daher kann ich den Vorsatz eines Lesers nur begrüßen, der folgendes schrieb:

„Habe „fut“ abonniert, aber jetzt werde ich das superkritisch lesen und es erst recht am Wort prüfen!“

Gut so!

 

Manche geraten ins Schleudern

 

Das ist nicht  verwunderlich, denn in einigen christlichen Zeitschriften und Informationsblättern haben wertgeschätzte und freundschaftlich mit uns verbundene Brüder vor der okkulten Welle gewarnt, die angeblich mit dem Buch und Film „Herr der Ringe“ auf uns zukommt. Die meisten Leserbriefe bezogen sich dann auch auf die Urteile dieser Brüder und schrieben entsetzt: „Was ist denn mit der Christenheit los?“

Tatsächlich gehen in der Beurteilung von Tolkien und C.S. Lewis auch die Meinungen von ansonsten recht einmütigen, bibeltreuen Brüdern auseinander und manche Leser würden die Christenheit noch weniger verstehen, wenn ich hier Namen nennen würde.

Dass die Beurteilung so verschieden ausfällt, hat sicher manche Gründe. Ein auffälliger Grund scheint mir aber der, dass die Kritiker bisher fast ausnahmslos das heftig kritisierte Buch „Herr der Ringe“ selbst nicht gelesen haben, sondern Argumente aus 2. und 3. Hand vorbringen. Natürlich muss man nicht alles selbst gelesen haben, um sich eine Meinung zu bilden, aber dann sollte man auch vorsichtiger im Urteil sein. Die Personen, auf deren Urteil man sich verlässt sollten absolut vertrauenswürdig sein, gründlich, korrekt und sachlich arbeiten und argumentieren - und wenigstens sie sollten die Texte, die sie kritisieren, aus erster Hand kennen.

 

War Tolkien Christ?

 

Viele Leser haben sich an folgender Aussage gestoßen: „Nur wenige Leser wissen allerdings, das Tolkien überzeugter Christ war...“

Diese Aussage muß ich zurücknehmen. Ich kenne Tolkiens Leben und Bekenntnis zu wenig, um das beurteilen zu können. Ich habe das aus einer Bemerkung in der Autobiographie von C.S. Lewis geschlossen, aber das ist natürlich nicht ausreichend.

Allerdings kann ich mich dem Urteil vieler Leser nicht anschließen, dass Tolkien als überzeugter Katholik wohl kein Christ sein könne:

„Tolkien war überzeugter Katholik! Sind überzeugte Katholiken Christen?“

 

Ich glaube je länger je mehr, dass die Röm Kath. Kirche die größte existierende Sekte mit gefährlichen Irrlehren ist und ich zögere nicht, den Papst als einen Verführer der Christenheit zu bezeichnen, als einen „Antichrist“ („an Stelle von Christus“).

Trotzdem ändert dieses Urteil nichts an der Tatsache, dass es Katholiken gibt, die eine bewusste Bekehrung zu dem Herrn Jesus vollzogen haben und ihn als ihren Herrn und Heiland kennen und lieben. Inwieweit sie „überzeugte“ Katholiken sind – das kann ich nicht beurteilen und ich neige auch zu der Annahme, dass man wohl als Katholik wiedergeboren sein kann, aber schwerlich als Wiedergeborener röm.- katholisch bleiben wird.

Aber Tolkien das Christsein allein aus dem Grund abzusprechen, weil er Katholik war, ist ebenso vermessen, als wenn man Männern wie John Wesley, Matthias Claudius, N.L. von Zinzendorf usw. das Christsein absprechen würde, weil sie (leider!) Freimaurer waren. 

Tolkien selbst hat sich als Christ bekannt und hat seine Bücher aus einer christlichen Grundhaltung heraus geschrieben. Seine von der Bibel geprägte Ethik ist in seinen Werken deutlich zu erkennen. Nur wenige Schriftstelller haben das Böse als so schrecklich und verabscheuenswürdig und das Gute als so anziehend und erstrebenswert dargestellt wie Tolkien.

 

 

Ist Tolkiens Buch „Herr der Ringe“ okkult-magisch?

 

Nachdem ich die ersten Teile des Werkes gelesen habe, kann ich dieses Urteil nicht teilen. Ich verstehe gut, dass manche Leser mit dieser Literaturgattung grundsätzlich Probleme haben, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, von welcher Stelle dieses Werkes ein negativer, okkult-magischer Einfluss ausgehen könnte. Natürlich ist mein Eindruck subjektiv. Aber allein die Tatsache, dass dieses Drama in „Mittelerde“, einer Märchen-Welt spielt, mit Zwergen, Orks, Hobbits, Elfen usw. macht doch eine Erzählung nicht automatisch zu einem okkulten Buch!

An dieser Stelle verweise ich aus Platzgründen auf die ausgezeichnete Untersuchung von Klaus R. Berger in „Factum“ 1/2002 „Von guten und bösen Mächten“, in dem der Inhalt von „Herr der Ringe“ sehr gut dargestellt und sachkundig beurteilt wird.

Es gibt für Christen ganz sicher bessere und wertvollere Literatur als „Herr der Ringe“, aber meiner Meinung nach geht von manchen seichten „christlichen“ Romanen und Liebesgeschichten ein schlechterer Einfluss auf den Leser aus.

 

Tolkien - der Vater der Fantasy-Literaur?

 

Ich habe zu wenig Informationen, um das beurteilen zu können. Wenn er das wirklich war, dann haben sich seine „Kinder“ jedenfalls meilenweit von ihm entfernt. Man kann heute Gutenberg auch nicht dafür verantwortlich machen, dass Pornographie gedruckt und verbreitet wird.

 

„Brauchen wir Fantasy-Geschichten und Mythen, um das Evangelium zu verkündigen?“

 

Nein, das brauchen wir nicht und ich glaube, dass es wesentlich bessere und zentralere evangelistische Bücher gibt als das umstrittene Buch „Der Ring und sein Geheimnis“. Aber für Tolkien-Fans halte ich dieses Buch für sehr gut geeignet, um mit ihnen ins Gespräch über unseren Herrn Jesus zu kommen, der sein Leben hingegeben hat, um mit seinem Tod als unser Stellvertreter unsere Sünde zu sühnen und den Bösen zu besiegen.

Nach wie vor halte ich die Tier-Fabeln von Djungeldoktor Paul White - „Unter dem Buyubaum“ usw. - für genial, weil man mit diesen Fabeln das Evangelium ausgezeichnet illustrieren kann.

Oder darf man John Bunyans „Pilgerreise“ nicht mehr empfehlen, weil sie eine Fantasy-Geschichte ist?

Don Richardson zeigt in seinen bekannten Büchern „Friedenskind“ und „Ewigkeit in ihren Herzen“, wie er und andere Missionare an Mythen der heidnischen Volksstämme angeknüpft haben, um das Evangelium zu erklären.

Auch in der Bibel finden wir „Fabeln“, wie z.B. in Richter 9, die etwas sehr anschaulich erklären und unser Herr erzählte „Gleichnisse“, um ewige Wahrheiten deutlich zu machen.

Selbst der Apostel Paulus hatte keine Mühe, sich auf das Niveau seiner Zuhörer zu begeben, um bei dem ihnen Bekannten anzuknüpfen und ihnen dann das Evangelium zu erklären.

 

„Was ist die Zielgruppe dieses Buches?“

 

Ich betone noch einmal, dass es absolut nicht unser Interesse ist, Christen auf Tolkien aufmerksam zu machen, noch sie zum Lesen von „Herr der Ringe“ zu bewegen und schon gar nicht, ihnen den Film zu empfehlen, sondern ungläubige Tolkien-Leser und Besucher des Filmes auf Jesus Christus hinzuweisen. Christen sollten nur dann dieses Buch lesen, wenn es ihnen ein Anliegen ist, die gegenwärtige „Tolkien-Welle“ für evangelistische Gespräche zu nutzen.

Ansonsten sollten sie lieber, statt sich zu ereifern, die Bibel lesen und studieren, die unvergleichlich spannender und anregender ist und die vor allem „weise macht zur Seligkeit“ (2. Tim. 3,15), was von keinem anderen Buch der Weltliteratur gesagt werden kann.

Tolkiens Werke werden vielleicht schon bald in Vergessenheit geraten, aber „Gottes Wort bleibt in Ewigkeit“ (1. Petr. 1,25).