Sebulon Geschichte und Verantwortung Stamm Sebulon Abstammung und Name Sebulon war der sechste und letzte Sohn Leas. Jakob liebte Rahel immer noch mehr als Lea, obwohl sie ihm inzwischen fünf Söhne geschenkt hatte. Unter dieser Zurücksetzung litt Lea sehr. Deshalb sprach Lea bei der Geburt ihres sechsten Sohnes: Mir hat Gott ein schönes Geschenk geschenkt; diesmal wird mein Mann mich erheben, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren. Und sie gab ihm den Namen Sebulon (Gen. 30,20). Leha erhoffte sich, dass Jakob sie nun zur Hauptfrau erhe-‐ ben würde. Der Name Sebulon (hebr. seb-‐u-‐lun) bedeutet erheben. Noch mehr, Sebulon wurde später von Gott reichlich gesegnet. Gott hat ihn und sein Land erhoben. Die Vollbrüder Sebulons waren Ruben, Simeon, Levi, Juda und Issaschar. (Zur Frage: Weshalb waren es gerade sechs Söhne bei Lea? Siehe unter Levi und Zahlen in diesem Forum.) Grösse des Stammes Am Ende der Wüstenwanderung umfasste Sebulon 60’500 wehrfähige Männer (Num. 26,27). Sebulon war einer der grössten Stämme unter den zwölf. Heldenmut Zur Richterzeit bedrängte der König von Hazor die Stämme im Norden und im Zentrum des Landes hart. Die Unabhängigkeit stand auf dem Spiel. Unter der Führung von Debora und Barak konnte die Unabhängigkeit verteidigt werden. Sebulon, als einer der direkt betroffenen Stämme, stellte ein grösseres Heer wehrfähiger Männer (Ri. 4 und 5). Im Lied der Debora wird das Engagement von Sebulon mit den Worten gewürdigt: Sebulon ist ein Volk, das seine Seele dem Tod preisgab, auch Naphtali, auf den Höhen des Gefildes (Ri. 5,18). König David konnte sich ebenfalls auf die Wehrdienste der Sebuloniten verlassen (1. Chr. 12,33). Besiedlungsgebiet Der Stamm Sebulon besiedelte das Gebiet von Untergaliläa. Im Norden und Nordosten stiess er an Naphtali, im Westen an Aser und im Süden an Issaschar. Sein Gebiet reichte von der westlichen Jesreel-‐Ebene bis gegen den See Genezareth. Er hatte aber auch Zugang zu den Häfen am Mittelmeer. Die Via Maris Eine wichtige -‐ wenn nicht gar die wichtigste -‐ antike internationale Handelsroute im Nahen Osten durchquer-‐ te die Stammesgebiete von Issaschar, Sebulon und Napthali. Diese Handelsroute wurde Via Maris genannt. Via Maris heisst Meerweg. Die Handelsstrasse wurde Meerweg oder Meeresstrasse genannt, weil sie auf lan-‐ ger Strecke entlang dem Mittelmeer verlief. Sie verband Ägypten mit dem Zweistromland. Die Via Maris folgte, von Ägypten herkommend, der Mittelmeerküste, umging den Karmel im Osten und er-‐ reichte Megiddo in der Jesreel-Ebene. In Megiddo trennte sich die Via Maris in zwei Stränge. Der kleinere Strang lief in Küstennähe nach Sidon und von dort weiter Richtung Kleinasien. Der Hauptstrang der Via Maris durchquerte die Stammesgebiete von Issaschar und Sebulon in Richtung galiläisches Meer (Ebene von Nof Ginnosar). Von dort führte die Via Maris weiter nach Hazor, Damaskus und Mesopotamien. Auf diesen Haupt-‐ strang der Via Maris beziehen sich sowohl Mose (Deut. 33,18) als auch Jesaja (Jes. 9,1 Zählung nach YLT und KJB; 8,23 nach Elberfelder) in ihren Prophezeiungen. Handel und Wohlstand Sebulon und Issaschar profitierten von dieser Handelsstrasse in zweierlei Hinsicht. Sie konnten Handelskara-‐ wanen beherbergen und ihre Produkte den Handelsreisenden anbieten. Im Gegensatz zu Issaschar nahm Se-‐ 29 bulon selber aktiv am Handel teil. Angehörige des Stammes Sebulon verdienten ihr Auskommen als Handels-‐ reisende, Spediteure und Seefahrer. Hierauf beziehen sich die Segen von Jakob (Gen. 49,13) und Mose (Deut. 33,18). Bezeichnenderweise war die Standarte (Wappen) von Sebulon ein Schiff. Durch den Handel gelangte Sebulon zu Wohlstand. Auf diesen Wohlstand weist auch Jesaja hin (Jes. 9,1 nach YLT). Jes.9,1 (nach Young's Literal Translation): "Wie die frühere Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali erhellte, so hat die letzte Zeit den Weg des Meeres [Via Maris] geehrt, jenseits des Jordans, und den Distrikt der Nationen." Jesaja betont, dass die frühere Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali erhellt habe. Die frühere Zeit be-‐ zieht sich auf die Zeit vor der Deportation durch die Assyrer. Siehe auch Beitrag Das Volk, das im Finsteren sass. Der Segen Mose Mose richtet sich in diesem Segen gemeinsam an Sebulon und Issaschar. Der Segen betont die internationale Handelstätigkeit. Der Segen hat wie üblich drei Teile. Segen Mose (Deut. 33,18-‐19 nach Elberfelder) a. Freue dich, Sebulon, über deinen Auszug (dein Ausreisen) und du, Issaschar, über deine Zelte! b. Sie [Sebulon und Issaschar] rufen Völker zum Berg. c. Dort opfern sie [Sebulon und Issaschar] Opfer der Gerechtigkeit; denn den Überfluss der Meere saugen sie und die verborgenen Schätze des Sandes. Der Segen von Mose hat drei Teile Erster Teil Im ersten Teil des Segens weist Mose auf die zukünftige Erwerbstätigkeit von Sebulon und Issaschar hin. Se-‐ bulon wird als Handelsreisender unterwegs sein. Issaschar hingegen wird sesshaft sein (ausgedrückt durch das Wohnen in Zelten). Zweiter Teil Im zweiten Teil des Segens weist Mose auf die geistlichen Schwerpunkte Sebulons und Issaschars hin. Issa-‐ schar widmete sich dem Torah-‐Studium. Sebulon unterstützte Issaschar mit seinem Reichtum aus dem Han-‐ del. Dank dieser Unterstützung konnte sich Issaschar noch intensiver dem Torah-‐Studium hingeben. Dieses geistliche Studium wurde fruchtbringend eingesetzt. Torah-‐Studium und missionarische Tätigkeit Die Via Maris durchquerte auch das Stammesgebiet von Issaschar. Der Stamm Issaschar bot den Handelsrei-‐ senden und Karawanen Herberge an. Er hatte so Gelegenheit, Reisende auf den Berg Zion in Jerusalem hinzu-‐ weisen, sprich auf Jahweh. Issaschar war missionarisch tätig. Als Frucht konvertierten Leute aus den Nationen zum Gott Israels und zum Judentum. Sebulon bereiste als Handelsreisender fremde Länder. Er konnte so auf seinen Reisen auf den Berg Zion auf-‐ merksam machen. Dritter Teil des Segens Im dritten Teil des Segens weist Mose auf die Opferfreudigkeit Sebulons und Issaschars hin. Beide Stämme wurden reich durch den internationalen Handel. Gemäss den Worten von Mose saugten sie den Überfluss der Meere. Will sagen: sie ernährten sich vom internationalen Seehandel. Und sie profitierten vom Handel mittels Karawanen (die verborgenen Schätze des Sandes). Aus Dankbarkeit brachten sie deshalb reiche Gaben zum Tempel in Jerusalem. Diese Gaben werden Opfer der Gerechtigkeit bzw. Opfer der Frömmigkeit genannt. 30 31 Das Ende Sebulons Mit dem Fall des Nordreiches kam das politische Ende Sebulons. Das Gebiet von Sebulon wurde unter Tiglath- Pileser von Assyrien annektiert (734-‐733 v. Chr). Die Oberschicht Sebulons wurde deportiert. Stattdessen wurden Leute aus anderen Ländern angesiedelt. Ebenso erging es Naphtali. Distrikt der Nationen Die Stammesgebiete von Sebulon und Naphtali wurden zum Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim). Bei der Überführung des hebräischen Begriffes galil ha’gojim in die griechische Sprache entstand der Begriff Gali- läa. Der Landstrich Galiläa war vom 8. bis zum 1. Jh. v. Chr. unter nicht-‐jüdischer Herrschaft. Die Nationen regier-‐ ten über diese Gegend. Deshalb die Bezeichnung Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim). Auf die besonde-‐ re Bedeutung dieses Distrikts gemäss Jes. 9,1-‐2 soll in einem gesonderten Beitrag eingegangen werden. Dieser separate Beitrag ist gerechtfertigt. Denn die Region Sebulons ist betroffen, nicht jedoch der Stamm Sebulon selber. Komplott gegen Joseph Beim Komplott gegen seinen Bruder Joseph war Sebulon wohl mehr ein Mitläufer. In den Schriften wird Se-‐ bulon in diesem Zusammenhang nicht speziell hervorgehoben. Es wird ihm auch keine spezielle Schuld zuge-‐ sprochen. Sebulon erhält den Segen vor Issaschar Erstaunlicherweise erteilt Jakob den Segen an Sebulon vor demjenigen an Issaschar (Gen. 49). Issaschar war der fünfte Sohn Leas. Was war der Grund für den Vorzug Sebulons vor Issaschar? Die rabbinische Literatur begründet dies wie folgt. Issaschar habe sich nach der Landnahme mehr dem Torah-‐Studium gewidmet. Se-‐ bulon dagegen habe hart gearbeitet und Issaschar beim Lebensunterhalt finanziell unterstützt. Damit konnte sich Issaschar noch vertiefter dem Torah-‐Studium widmen. Jakob hat dies in der Reihenfolge der Segensspre-‐ chung vorhergesehen und honoriert. Mehr dazu im Beitrag über Issaschar. Einfluss des internationalen Handels Die internationale Handelsstrasse Via Maris (Weg des Meeres) verlief durch Sebulon. Die Sebuloniten beteilig-‐ ten sich an diesem internationalen Handel. Mose hat in seinem Segen mehr den Wohlstand hervorgehoben. Jakob spricht mit seinem Segen ganz spezifisch den Seehandel an. Segen Jakobs (Gen. 49,13 nach Young's Literal Translation) „Sebulon wohnt am Hafen der Meere; und er ist ein Hafen für Schiffe, und seine Seite gegen Sidon hin.“ Der Segen Jakobs: a. Wohnen am Hafen der Meere b. Er ist ein Hafen für Schiffe c. Er lehnt sich an Sidon an Auf den ersten Blick irritiert der Segen Jakobs. Denn nach dem Buch Josua reichte das Gebiet von Sebulon nicht bis ans Mittelmeer. Nach dem jüdischen Geschichtsschreiber Josephus hingegen reichte Sebulons Ein-‐ fluss bis an die Mittelmeerküste (Jüd. Altertümer V(1),22). Als international tätiger Handelsreisender war Se-‐ bulon auch mit dem Seehandel eng verbunden. Ja, Sebulon betätigte sich selbst am Seehandel. Sei es als Schiffsbesitzer, sei es als Spediteur. Dafür hatte er Niederlassungen in den entsprechenden Häfen am Mittel-‐ meer. 32 Das Seefahrervolk par excellence der Antike waren die Phönizier. Sie prägten den Seehandel im Mittelmeer-‐ raum. Sidon war ein bedeutender phönizischer Seehafen. Sebulon pflegte enge Beziehungen zu den Phönizi-‐ ern. Ja, Sebulon benutzte selbst die Dienste der phönizischen Schiffe. Mit den Worten Jakobs: Sebulon lehnte sich an Sidon an. Der Segen Jakobs betont dreimal den internationalen Seehandel mit den Begriffen Hafen der Meere, Hafen der Schiffe und Sidon. Sidon steht für den Seehandel der Phönizier. Weshalb diese dreimalige Betonung des internationalen Handels? Der Grund liegt meines Erachtens bei des-‐ sen negativen Einflüssen. Negativer Einfluss des internationalen Handels Worin lag dieser negative Einfluss? Kultgegenstände anderer Religionen und Philosophien kamen über die Händler ins Land. Der internationale Handel importierte fremde Sitten und Bräuche. Dies förderte den Abfall von Gott. Deshalb warnten die Propheten eindringlich und sprachen Gerichtsworte über diesen internationa-‐ len Handel aus (siehe Jes. 23; Hes. 27-‐28 und Offb. 18,11-‐17). Sebulon stand stets in Gefahr, den negativen Einfluss des internationalen Handels ungewollt zu unterstützen. Auf diesen Umstand wollte Jakob mit seinem Segen eindringlich hinweisen. Landsgemeinde in Sichem An der Landgemeinde in Sichem musste sich der Stamm Sebulon auf der Bergflanke des Ebal aufstellen. Er gehörte zu jenen sechs Stämmen, die Fluchworte aussprechen mussten (Deut. 27 und Jos. 8). Sebulons inter-‐ nationale Handelsaktivitäten dürften die Ursache dafür sein. Sebulon kam durch seine Handelstätigkeit in en-‐ gen Kontakt mit heidnischen Kulturen und Religionen. Deshalb musste Sebulon warnen. Sich selbst und die anderen Stämme. Versiegelung nach Offb. 7 Der Engel Gottes findet auch 12’000 Angehörige aus dem Stamm Sebulon (Offb. 7,8). Es gibt somit noch einen Stamm Sebulon. Auch wenn der Stamm zerstreut lebte. Und es gibt Loyale zu Gott und seinen Gesalbten. Neues Jerusalem Im Jerusalem auf der neuen Erde wird ein Tor nach Sebulon benannt sein. Sein Tor befindet sich im Süden neben Issaschar und Simeon gegenüber den Toren der anderen drei Söhne von Lea (Hes. 48,33 und Offb. 21,12). Auch der Stamm Sebulon wird im Jerusalem auf der neuen Erde vertreten sein. |
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Hans Peter Wepf
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