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Hebräer 4 Die Ruhe Gottes

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  • Hebräer 4 Die Ruhe Gottes

    Hebräer 4
    Abriss und Gliederung der biblischen Bücher
    Infolge der bittern Verfolgung dachten einige Judenchristen, dass sie alles
    (Altar, Priestertum usw.) verloren hätten, weil sie sich der Sache Christi zugewandt hatten.
    Vorallem die noch nicht bekehrten Juden, die sich den Bekehrten angeschlossen haben
    (vergleichbar mit den heutigen "Messianischen Juden",
    die äusserlich viel von den wirklichen Christen übernommen haben,
    aber nicht wirklich im Glauben zum Herrn Jesus umgekehrt sind,
    die sich den wirklich bekehrten Juden angeschlossen waren.

    Diese hatten angefangen, die christlichen Vorrechte wegen ihrer Leiden zu unterschätzen,
    und waren, in Gefahr, zurück zum Judentum zu gehen also abzufallen.
    Der Apostel Paulus (denn ohne Zweifel hat er den Brief geschrieben) versucht nun, ihre Bedenken zu zerstreuen denn die wirklich Bekehrten unter ihnen waren ja nicht damit angesprochen.


    Es ist bemerkenswert, daß das 4.Buch der Sefær təhillîm 90-106),
    das ganz besonders über die Wiederkunft Christi und die Aufrichtung des Reiches spricht, mit dem Gebet Moses, des Mannes Gottes beginnt (90,1).
    Er durfte das Volk nicht in die Ruhe hineinführen (ebensowenig sein Nachfolger Josua).
    Mose spricht indirekt davon in seinem Sefær təhillîm.
    Man konnte ruhig 70 oder 80 Jahre alt werden, es würden schließlich doch alle Erwachsenen in der Wüste umkommen.
    Aber zugleich weist Mose auf die zukünftige Ruhe voraus, wenn das auch noch Tausende an Jahren dauern würde (Sefær təhillîm 90,4; vergleiche die Anwendung in 2.Petr 3,8!).
    Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag

    Gott ist Gnade und voller Geduld und wartet auf jeden Menschen. Er ist keiner Zeitrechnung unterworfen. Er ist der in Sich Seiende, der einzige Garant für Seine Prophezeiungen und Erfüllungen.. (O.W.)

    ER wird die Verheissung an Israel, auch nach der Zeit der "Wüste" (1000ende von Jahren)
    erfüllen und der Überrest aus Israel wird dann: → Hebräer 4
    in Seine = Gottes! Ruhe eingehen.
    Wir Erretteten der Gnadenzeit sind es schon,
    das sieht man daran, dass wir Anbeter sind.

    Das tragische Beispiel Israels sollte auch uns Christen als Warnung dienen,
    denn die Verheissung ... dass wir zu seiner Ruhe kommen (besteht noch) .

    Die Vorstellung des Verfassers von "Ruhe" darf nicht aus ihrem alttestamentlichen Zusammenhang gerissen werden.

    In der LXX finden sich wichtige Abschnitte, in denen das Wort für "Ruhe" (katapausis) in Zusammenhang mit der Landnahme Israels ganz eindeutig parallel zu dem Wort für "Erbe"
    verwendet wird.

    -*-*-*-*-*-

    ► Einschub: Die zweite Ermahnung (3,7-4,13)!
    Nach dieser zweiten Gegenüberstellung fügt der Verfasser eine weitere Ermahnung an seine Leser hinzu (3,7: Darum), indem er Parallelen zieht zwischen Josua und Jesus bzw. zwischen der Wüstengeneration und den Hebräerchristen:
    ►Wie Josua das Volk des alten Bundes in das verheißene Land, in die Ruhe Gottes, führen wollte, so will Jesus seine Gemeinde in die vollkommene Ruhe, die himmlische Herrlichkeit führen (4,8-10). Die Voraussetzung dazu ist bei Josua und Jesus identisch: Der Glaube an das verkündigte Wort Gottes! (4,1-3).
    ►Die Wüstengeneration durfte nicht in das verheissene Land und versäumte damit die Ruhe Gottes wegen ihres Unglaubens (3,7-19) und dem daraus folgenden Ungehorsam. Die Hebräer standen in der gleichen Gefahr. Darum ermahnt er sie zur sofortigen Umkehr (Heute: 3,7.15; 4,7 - Zitat aus Ps 95,7-11). Er warnt sie am Beispiel der Wüstengeneration (4,11) vor der zerstörerischen Wurzel des Unglaubens (3,12), die den Eingang in die Ruhe Gottes verhindert!
    ► Die Leser sollten in ehrfürchtiger Haltung (4,1) sich der Wirkung des Wortes Gottes aussetzen, um ihre falsche Herzenshaltung zu erkennen (4,12-13). Sie sollten einander ermahnen, um nicht abzufallen von Gott durch den Betrug der Sünde (3,13), sondern standhaft zu bleiben im Glauben und auf Gottes Verheißungen zu vertrauen (3,14).

    ►►Jesus ist der größer als Aaron (4,14-10,18)!
    Nun kommt der Verfasser zu einer zentralen Person bzw. Einrichtung des alten Bundes: dem Hohepriester bzw. dem Hohepriestertum. Bereits in 2,17 und 3,1 erwähnte er nebenbei das Hohepriestertum Christi, aber nun geht er ausführlich darauf ein. In diesem Abschnitt zeigt der Verfasser, dass das Hohepriestertum Christi dem levitischen Priestertum weit überlegen ist, sowohl in Bezug auf die Person des Hohepriesters als auch seinem Dienst. Er zählt fünf Punkte auf, die „besser“ sind:
    ►►Eine bessere Stellung (4,14-16) Während der levitische Priester nur ein Mal im Jahr Zutritt ins Allerheiligste, d.h. in die Gegenwart Gottes, hatte und seine Wirksamkeit auf die Erde beschränkt war, hat Jesus den Zugang zum Thron der Gnade für jeden und zu jeder Zeit bereitet. Er hat die Himmel durchschritten (4,14) und ist ständig in der Gegenwart seines Vaters. Und obwohl er Gott ist, kann er trotzdem Mitleid haben mit unseren Schwachheiten, weil er unsere Schwachheiten durchlitt und versucht worden ist wie wir. Deshalb sollen wir nicht aufhören, uns ihm zu nahen (4,16), denn er hat Barmherzigkeit und rechtzeitige Hilfe versprochen!

    *-*-*-*-*-*-*

    Mose machte dem Volk Gottes klar ( 5Mo 3,18-20; 5Mo 12,9-11 ),
    daß die Ruhe Israels in seinem Erbe lag.
    So liegt auch für den Verfasser des Hebräerbriefs die Ruhe der Christen in ihrem christlichen Erbe. Dass die Christen "Erben" sind, hat er bereits bestätigt ( Hebr 1,14 )
    und tut es noch an weiteren Stellen ( Hebr 6,12.17; vgl. Hebr 9,15 ).
    Wie er ihre Beziehung zu diesem Erbe auffasst, wird aus der Fortführung seiner Argumentation deutlich. Doch das Erbe selbst kann kaum von seiner Schilderung des messianischen Königreiches, an dem die "Partner" des Messias teilhaben, getrennt werden.
    Das zeigt sich explizit in Hebr 12,28 .

    Da Paulus offensichtlich vermeiden wollte, dass einer seiner Leser auf den Gedanken kam,
    er habe sein "Erbe" verfehlt, ist es einsichtig, daß er sich in diesem Zusammenhang mit dem Problem der Verzögerung der Wiederkunft Christi befasst, dem Paulus auch bei der thessalonischen Gemeinde begegnet war.
    Seinem Aufruf zur Geduld und der Beruhigung, daß die Leser "das Verheissene empfangen werden", folgt denn auch die Versicherung:
    "Nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben" ( Hebr 10,36-37 ).
    Es ging auf alle Fälle darum, deutlich zu machen, dass die verheissene Ruhe den Gläubigen nach wie vor offen stand.


    nach WJO
    Das Heilmittel für verzagte Israeliten; eine richtige Schau der Herrlichkeiten der Person und des Werkes Christi, Übergang vom Judentum zum Christentum
    ---------------------------------------------------------
    3. Der Herr Jesus grösser als Moses (Kap.3)
    1. Wie gross war doch der Mann Moses! Aber Jesus ist grösser. Moses war ein treuer Diener, Jesus aber ist ein treuer Sohn über Sein Haus.
    2. Diese Feststellung wurde zur furchtbaren Anklage für die Juden jener Tage und ist es in der Tat auch heute noch.
    4. Der Herr Jesus grösser als Josua (Kap. 4,1—13)
    1. Josua war ein grosser Führer, der jedoch fehlte, aber Jesus ist ein grösserer und vollkommener Führer, denn Er allein kann wahre Ruhe geben und zu ihr führen.
    2. Ist das «Wort Gottes» in Vers 12 der Herr Jesus? Gewisslich ist Er das Wort Gottes, lebendig und wirksam, der Allweise und Allwissende.
    5. Der Herr Jesus grösser als Aaron (Kap. 4,14 bis Kap. 10,18)
    Aaron und seine Nachfolger waren gross, aber Jesus ist grösser, denn
    1. Er war ohne Sünde, während jene Sünder waren (Kap. 4,15).​

    ---
    Hebräer Kapitel 3 Die Erhabenheit des Herrn gegenüber Mose
    3.1 Die Teilhaber der himmlischen Berufung
    3,2 Die treuen Zeugen
    3,3-6 Der Diener und der Sohn
    3,7 Die Sprache des Heiligen Geistes
    3,8-11 Die Hintergründe eines verkehrten Weges
    3,12-16 Das böse Herz des Unglaubens
    3,17-19 Die Glaubenshindernisse
    Hebräer Kapitel 4 Der Weg zur Ruhe Gottes
    4,1-2 Die gute Botschaft
    4,3 Der Glaube hat die Verheissung
    4,4-10 Die dreifache Ruhe Gottes
    4,11 Lasst uns nun Fleiss anwenden
    4,12-13 Das Wort Gottes
    4,14-15 Das Priestertum Jesu Christi


    -*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*

    1 Die Ungehorsamen gehen nicht in die Ruhe ein (3,7-4.2)

    7 Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret,
    8 verhärtet eure Herzen nicht, wie in der Erbitterung, an dem Tage der Versuchung in der Wüste,
    9 wo 1 eure Väter mich versuchten, indem sie mich prüften, und sie sahen doch meine Werke vierzig Jahre.
    10 Deshalb zürnte ich diesem Geschlecht und sprach: Allezeit gehen sie irre mit dem Herzen; aber sie haben mei­
    ne Wege nicht erkannt.
    11 So schwur ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!"2bc
    12 Sehet zu3, Brüder, daß nicht etwa in jemand von euch ein böses Herz des Unglaubens sei in dem Abfallen vom lebendigen Gott,
    13 sondern ermuntert euch selbst jeden Tag, solange es „heute" heißt, auf daß niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde.
    14 Denn wir sind Genossen des Christus geworden, wenn wir anders den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhaltend d,
    15 indem gesagt wird: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht, wie in der Erbitterung" e.
    16 (Denn welche, als sie gehört hatten, haben ihn erbittert? Waren es aber nicht alle, die durch Moses von Ägypten ausgezogen waren?
    17 Wel­chen aber zürnte er vierzig Jahre? Nicht denen, welche gesündigt hat­ten, deren Leiber in der Wüste fielen f?
    18 Welchen aber schwur er, daß sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten g, als nur denen, die ungehor­sam4 gewesen waren h?
    19 Und wir sehen, daß sie nicht eingehen konn­ten wegen des Unglaubens.)

    ---------------------------------------------
    1 Fürchten wir uns nun, daß nicht etwa, da eine Verheissung, in seine Ruhe einzugehen, hinterlassen ist, jemand von euch scheine zurückge­blieben zu sein.
    2 Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, gleichwie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben vermischt war.

    Anmerkungen

    1. Einige übersetzen „womit".
    2. Hebräisches Idiom, so auch 4,3.5.
    3. Man kann „Deshalb" in V.7 auch mit „Sehet zu" in V.12 verbinden und das andere als Einschub lesen.
    4. Oder „ungläubig".
    a. 2.Mo 17,7; 4.Mo 20,2-5
    b. 4.Mo 14,21-23
    c. Sefær təhillîm 95,7-11
    d. 3,6
    e. 3,7.8; Sefær təhillîm 95,7.8
    f. Mo 14,29; 1. Kor 10,10
    g. 3,11; 4. Mo 14,22.23; Sefær təhillîm 95,11
    h. 4. Mo 14,1-35

    Auslegung
    Wir finden hier eine zweite Einschaltung (nach 2,1-4), in dem wiederum die Lehre auf die Praxis angewandt wird und die Leser erneut davor gewarnt werden, abzuweichen. Das geschieht in einer noch krasseren Sprache als in der vorigen Einschaltung:
    „ ... damit wir nicht etwa abgleiten" (2,1),
    „ ... wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen" (2,3),
    „ ... ein böses Herz des Unglaubens ... in dem Abfallen vom lebendigen Gott" (3,12),
    „ ... auf daß niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde" (3,13),
    „ ... daß nicht etwa ... jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein (4,1),
    „ ... auf daß nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle" (4,11).

    Der Schreiber bringt seine Warnungen hier im Rahmen der alttestamentli­chen Geschichte.
    Einst war Israel aus Ägypten (V.16) durch die Wüste gezogen, um in das verheißene Land zu gehen.
    Auf dieselbe Weise waren auch die Leser des Hebr als die „vielen Söhne" in der Wüste auf dem Weg zum verheissenen himmlischen Land (2,10).
    Wenn sie aber abgleiten wür­den, wenn sie sich verhärteten so wie die vielen Israeliten damals, konnten sie dann noch damit rechnen, dem Gericht zu entfliehen? Viele waren auf dem Weg ins verheißene Land gewesen, aber viele von ihnen waren (nicht nur abgeglitten - 2,1 - sondern)
    in regelrechten Aufstand gegen Gott gera­ten wegen der Probleme und Missgeschicke in der Wüste. Das Gericht hat sie niedergestreckt (vgl. 1.Kor 10,1-3).
    Sie haben das herrliche Endziel (die „Ruhe" des verheißenen Landes) niemals erreicht. Wenn die Hebräer von dem lebendigen Gott abfallen würden, würde es ihnen nicht besser ergehen! Sie mußten darüber wachen, nicht wieder in dieselben Sünden des alten Volkes Israel zurückzufallen:

    Verhärtung des Herzens (V.8.13.15; 4,7): das Herz verstocken, es zuzu­schließen für die Liebe und die Warnungen Gottes;
    Erbitterung (V.8.15f): Gott in Bitterkeit allerlei ungereimte Dinge zu­, schreiben;
    Versuchung, auf die Probe stellen (V.8f): das bedeutet nicht, daß das Volk durch den Teufel versucht wurde, sondern daß das Volk im Unglauben Gott auf die Probe stellte (2.Mo 17,7);
    Verirrung, Unwissenheit (V.10); das Volk kannte Gott und seine Wege nicht wirklich, sonst hätten sie nicht die Unverschämtheit besessen, Gott zur Verantwortung zu ziehen;
    Ungehorsam, Unglaube (V.18; 4,2.6.11): aus mangelndem Vertrauen zu Gott weigerten sie sich, seine Gebote zu erfüllen.
    Der Abschnitt verweist auf drei Ereignisse im Alten Testament:
    In Massa und Meriba zweifelte das Volk daran, daß Gott wirklich in ihrer Mitte war.
    Sie versuchten ihn, indem sie Wasser forderten (V.8f.16; 2. Mo 17,1-7; vgl. 4.Mo 20,13; Ps 95,8).

    Als der größte Teil der zwölf Kundschafter einen negativen Bericht über das verheißene Land erstattete, stand das Volk gegen Gott auf.
    Darum schwur Gott, daß sie niemals in das Land eingehen sollten.
    Ihre Leiber sollten in der Wüste fallen.
    Nur die Kinder sollten in das Land eingehen (V 10f.17- 19; 4,2f.6; 4.Mo 14,21-23.29; Ps 95,10f).

    In der Zeit Davids (Sefær təhillîm 95 ist nach Hebr 4,7 von David) weist dieser auf das Königtum Jahwes hin.

    David ruft das Volk auf, sich vor Jahwe zu beu­gen und ihn zu erkennen.
    Er weist auf das ernste Vorbild Israels in der Wüste hin. Aber er macht auch zugleich deutlich,
    dass es ein „Heute" der Gnade gibt; Israel ist damals zwar zum größten Teil umgekommen, aber wenn es sich „heute" unterwirft, wird es noch immer den Segen der Ruhe des verheißenen Landes unter der segensreichen Regierung Jahwes emp­fangen.
    Hierin liegt auch ein Hinweis auf das Friedensreich unter der Regierung
    des wahren David,
    des Messias, des Sohnes Gottes, enthalten:
    Für diejenigen aus dem Volk Gottes, die sich ihm unterwerfen, ist Platz im Friedensreich.


    Dem Gedankengang des Schreibers ist nun leicht zu folgen:
    Das Alte Testament warnt schon, daß diejenigen, die damals in der Wü­ste gegen Gott aufstanden,
    das Endziel (die „Ruhe") niemals erreichten (V.7- 11).


    So mussten die Leser aufpassen, nicht auf dieselbe Weise zu fallen, da sie sonst auch nicht in der Ruhe ankommen würden. Sie mußten einander ermahnen solange das „Heute" des David noch erklang (V.12f).
    Waren sie nicht alle Mitgesellen Christi?
    Dann mußten sie aber auch bis zum Ende ausharren, sonst würden sie wie die Israeliten damals unterwegs umkommen (V. 14-19).

    Das „Heute" Davids galt noch immer: Damals wurde die „gute Botschaft" leider von vielen abgewiesen, aber wenn die Leser sie annehmen und dabei bleiben würden, würden sie gemäß der Verheißung in die Ruhe Got­tes eingehen (4,1f).

    3.7:
    Deshalb: Dieser Ausdruck weist zurück auf V.6b. Diese ganze, praxisbezogene Einschaltung will anhand von Beispielen aus dem Alten Testament zeigen, wie wich­tig es ist, die „Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung" festzuhalten. Auf einem anderen Wege würden die Leser die Herrlichkeit niemals erreichen.
    Das „deshalb" weist vielleicht auch voraus auf das „sehet zu" in V.12 (siehe die Fußnote), wobei das Zitat in V.7-11 dann eine Einschaltung (in einer Einschaltung) bildet.

    Wie der Heilige Geist spricht: In 4,7 wird gesagt, daß Gott diese Worte „in David" gesagt habe; die Worte waren (offenbar, denn in Ps 95 lesen wir in unserer Bibel nichts davon, daß David diesen Psalm geschrieben hat; die LXX bezeugt es aber) von König David. Aber sie wurden durch den Heiligen Geist inspiriert.
    Darum han­delte es sich bei diesem Aufruf Davids um einen Aufruf Gottes. Siehe auch 9,8; 10,15, und Apg 1,16; 4,25; 28,25.

    3.7b-11:
    Wir haben schon bei der Besprechung von 2,6 darauf hingewiesen, daß wir es hier mit einer Psalmgruppe zu tun haben (
    Sefær təhillîm 92-100), die über die Einführung des Erstgeborenen in diese Welt und die Manifestierung der Regierung des Messi­as/Jahwe im kommenden Friedensreich sprechen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass Ps 92, der erste Psalm dieser Gruppe, ein Lied für den Sabbathtag ist. Die Sabbathruhe ist ein Bild des Friedensreiches.
    Daher spricht auch Hebr 4,9 über die Sabbathruhe, die dem Volke Gottes aufbewahrt ist.
    Die „Ruhe" finden wir erneut in Ps 94,12f („Glückselig der Mann ... um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen") und in Ps 96,10.
    Und in der Mitte von beiden finden wir den Ab­schnitt in Ps 95, wo auf das Vergangene („So daß ich schwur in meinem Zorn:
    Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden! V.11) und auf das „Heute" hingewiesen wird (V.7). In dem „Heute" wird noch eine Chance angeboten, in die Ruhe einzugehen.


    3.8
    Der Hebr folgt hier wie gewöhnlich der LXX, die die Eigennamen Meriba und Massa (siehe unsere Bibel in Ps 95,8) hier ins Griechische übersetzt: „Erbitterung" sieht für Meriba
    (das „Streit",
    „Zwist",
    „Unzufriedenheit",
    „Aufständigkeit" bedeu­tet 1 und Versuchung" steht für Massa
    (das „Prüfung, Versuchung" bedeutet).


    3.9:
    Sie prüften mich: Das ist ein Ausprobieren, wie weit man gehen kann; ein Prü­fen, ob Gott wohl in der Mitte ist (2. Mo 17,7); ob er segnen kann; wie lange es wohl dauert, bis sein Gericht kommt; ausloten, ob die Strafen überhaupt eintreffen. Gott sagt hier: „ ... und sie sahen doch meine Werke vierzig Jahre." Das will sagen, daß sie im Verlauf der vierzig Jahre hätten wissen können, daß Gott einerseits segnen kann und andererseits auch weiß zu bestrafen.
    2.Mo 17 fand jedoch zu Beginn der Wüstenreise statt, so daß hier wohl an 4.Mo 20,1-13 gedacht wird, wo ebenfalls „Meriba" erwähnt wird.
    Diese Begebenheit spielte sich fast am Ende der Reise ab; vgl. 5.Mo 6,16; 9,22; 33,8.


    3. 10.11:
    Obwohl das Zitat den Eindruck erweckt, als wenn es sich immer um diesel­be Begebenheit handelt, müssen wir hier aber an 4.Mo 14,21-23 denken, wo Gott das Urteil sprach, daß keiner der erwachsenen Israeliten in das verheißene Land ein­gehen sollte. Ihr Irrtum entstand in ihren sündigen Herzen und leitete sie zu bösen Taten. Die „Wege" Gottes (sowohl im Segen als auch im Gericht vgl. V.9) hatten sie nicht „erkannt" (verstanden).
    Darum durften sie nicht in die „Ruhe Gottes" einge­hen.
    Der Ausdruck kommt in 4.Mo so nicht vor, wohl aber in 5.Mo 12,9-11: „denn ihr seid bis jetzt noch nicht zu der Ruhe und zu dem Erbteil gekommen, das Jahwe, dein Gott, dir gibt ... in dem Lande, das Jahwe, euer Gott, euch erben läßt, und er schafft euch Ruhe vor allen euren Feinden ringsum, und ihr wohnet sicher, so soll es geschehen: der Ort, welchen Jehova, euer Gott, erwählen wird, seinen Namen daselbst wohnen zu lassen, dahin sollt ihr alles bringen, was ich euch gebiete: eure Brandopfer und eure Schlachtopfer ... " usw.

    Wir lernen hier, dass
    (a) die „Ruhe Gottes" im verheissenen Land am Ende der Wüstenreise liegt, und
    (b) daß die „Ruhe" Friede und Sicherheit in bezug auf die Feinde beinhaltet und daß
    (c) die „Ruhe" vor allem eine Ruhe für Gott ist, wenn er im verheißenen Land, inmitten sei­nes Volkes, den Platz einnimmt, wo er seinen Namen wohnen läßt.

    Daher hat Josua das Volk zwar in das Land geführt, aber noch nicht in die volle Ruhe (vgl. 4,8), denn diese Ruhe kam erst dann, als Jerusalem als Wohnort Gottes erwählt war.

    Dorthin wurde (unter David) die Lade des Bundesgebracht und später (unter Salomo) der Tempel gebaut. Dann erst ist (und das eigentlich immer noch erst im Vorbild) die „Ruhe Gottes" erreicht.

    David kann erst dann
    Sefær təhillîm 95 aussprechen und dem Volk die Zusage machen, doch noch in die Ruhe einzugehen, wenn es sich unterwirft.
    Als David damals die Lade nach Zion gebracht hatte, heißt es, daß die Lade einen Ruhe­platz hatte (1.Chr 6,31). Noch deutlicher wird die „Ruhe Gottes", als Salomo in Zion den Tempel gebaut hatte und ausrief: „Und nun, stehe auf, Jahwe Gott, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke" (2.Chr 6,41).
    Diese Worte finden wir in
    Sefær təhillîm 132,8-10 wieder, wo Jahwe selbst antwortet:
    „Denn Jahwe hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte: Dies ist meine Ruhe immerdar, hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt" (V.13f). Das ist von großer Bedeutung, da die Regierung Davids und Salomos ein herrliches Bild des Friedensreiches des Messias, des großen Sohnes Davids, ist.

    Erst im Friedensreich wird man wirklich von Ruhe sprechen können (vgl. Jes 11,10; 32,18).
    Nicht Salomo, sondern Christus ist erst wirklich „der Mann der Ruhe" (1.Chr 22,9).
    Daher hat das Wort aus Ps 95 zur Zeit der Abfassung des Hebräerbriefes von seiner vollen Kraft noch nichts eingebüßt. Auch die Leser waren auf dem Weg durch die Wüste in das "verheißene Land", in den Himmel.


    Dort würden sie in die volle Ruhe Gottes eingehen.
    Diese Ruhe ist gegründet auf Christus, den wahren Sohn Davids.
    Wenn dieser als König über Zion seine Regierung über die ganze Erde beginnen wird,
    dann wird Gott erst wirklich in seiner Schöpfung ruhen können;
    das ist die Ruhe des siebenten Tages, die Sabbathruhe.


    3. 12:
    Das Zitat wird nun auf die Leser angewandt. Sie werden aufs neue als „Brü­der" angesprochen (siehe 2, l l f.17; 3,1). Das bedeutet einerseits, dass sie von dem Schreiber als wahre Gläubige angesehen werden. Aber andererseits nimmt das nichts von ihrer Verantwortung hinweg. Er spricht sie gemäß ihrem Bekenntnis an (vgl. V. 1). Aber sie müssen dieses Bekenntnis auch in der Praxis wahr machen.
    Das bedeu­tet, nicht von dem lebendigen Gott abzufallen. Wenn das doch passiert, dann liegt der Ursprung einer solchen Tat im Herzen (vgl. V.10): Aus einem bösen, ungläubi­gen Herzen
    (also einem Herzen, das nicht auf Gott vertraut, so wie Christus das getan hatte,
    als er auf der Erde war; 2,13a)
    kann Abfall von Gott hervorkommen. „Abfall" bedeutet, gegen Gott aufzustehen und ihm den Rücken zuzukehren, wenn die Widersacher so stark werden, dass man ihnen nicht mehr standhalten kann und Gott noch dafür verantwortlich macht. „Unglaube" heißt, nicht darauf zu vertrauen, dass alle Umstände vollkommen in Gottes Hand liegen, dass er uns nicht über Vermö­gen prüft (1. Kor 10,13) und dass er uns letztendlich doch sicher durch alle Schwierig­keiten hindurchbringen wird. Ist Gott nicht im Gegensatz zu den toten Götzen der lebendige Gott?


    3. 13:
    Der Schreiber unterstellt nicht, dass alle auf einem gefährlichen Weg sind: „jemand von euch" (V.12). Aber die Gefahr kann alle anstecken. Darum muss nicht nur jeder einzelne auf Gott vertrauen, sondern sie müssen einander auch ermahnen (vgl. 10,25), solange das „Heute" der Geduld und Gnade Gottes noch fortdauert.
    Es kommt nämlich ein Tag nach diesem „Heute", an dem Gottes Geduld zu einem Ende gekommen sein wird, und er das Gericht über die Abtrünnigen bringen wird. Schon vor dem Tag des Gerichts kann es um jemand hoffnungslos bestellt sein, nämlich wenn er so verhärtet, d.h. verstockt, verblendet wird, das er den richtigen Weg nicht mehr erkennen kann. Die Sünde des Unglaubens ist betrügerisch:
    Sie bietet keinen Ausweg und verdunkelt den Blick auf Gott. Dadurch wird man stets tiefer in den Unglauben verstrickt. Deshalb müssen wir einander ermahnen, damit das nicht geschieht und der Blick wieder voll Vertrauen auf Gott gerichtet wird.

    Das „Heute" wird für jeden ausgesprochen (vgl. 4,2), der noch hören will. Verhärtung macht blind und taub (vgl. Jes 6,10).


    3. 14:
    Wir finden hier aufs neue den schönen Ausdruck „Genossen des Christus" (sie­he 1,9). Das sind die, die teilhaben an Christus. Wer an ihm Anteil hat, hat an der Stellung teil, die er jetzt in der Herrlichkeit bekleidet - wenigstens dem Grundsatz nach. Denn wir sind noch nicht in der Herrlichkeit, sondern erst auf dem Wege dort­hin. Dies bedeutet hinsichtlich unserer Verantwortung, dass wir bis zum Ende auszu­harren haben. Die Leser hatten im Vertrauen begonnen (oder in Standfestigkeit; siehe 1,3; 1 1,1). Jetzt mussten sie auch bis zum Ende standhalten.
    Man kann für Vertrauen, auch „Zuversicht" lesen (siehe die Fußnote 11,1):
    Die Leser liefen wegen ihres
    mangelnden Glaubensvertrauens Gefahr, an ihrer Errettung zu zweifeln und aus der Sicherheit des Glaubens herauszufallen.

    3. 15:
    Der Kern des Zitats aus Ps 95 wird nun noch einmal angeführt, um die Wucht der Ermahnung zu den Lesern durchdringen zu lassen: Hört auf die Stimme Gottes, ergreift das „Heute" der Gnade und verhärtet eure Herzen nicht so wie das damals geschah in der „Erbitterung", d.h. in Meriba (siehe V.8). Jetzt schließt sich ein Abschnitt an (V. 16-19), den man wieder als eine Einschaltung in einer Einschaltung bezeichnen könnte.


    3.16-19:
    Dieser Abschnitt ist eine Art Auslegung des Zitats aus Ps 95. Sie erfolgt in der Weise, dass drei Fragen gestellt werden, die mit drei rhetorischen Fragen beant­wortet werden:


    Wer hat Gott damals verbittert?
    Es war das ganze Volk, das von Moses aus Ägypten herausgeführt wurde! Welch eine Warnung!
    Ein ganzes Volk kann von der Sünde des Unglaubens befallen werden.

    Wem hat Gott vierzig Jahre lang gezürnt?
    Allen denen (alle Erwachsene des Volkes), die unter sein Gericht kamen und das Land nicht erreichten! Gebt also acht, dass ihr euch nicht den Zorn Gottes zuzieht, sonst werdet ihr auch nicht in die Ruhe Gottes eingehen. Wem hat Gott geschworen, nicht in die Ruhe einzugehen?
    Den Ungehorsamen, die erst aufständisch gegen Gott waren und dann im Ungehor­sam versuchten, in das Land zu kommen (vgl. 5.Mo 1,22-26).

    3. 19:
    Schlußfolgerung
    : Das Wesentliche des Abfalls, und die Ursache des Nichtein­gehens war der Unglaube der Israeliten: Der vollständige Mangel an Vertrauen, dass Gott imstande sein würde, sie sicher in die Ruhe des verheißenen Landes zu bringen.

    ------------------------------------------------------------------
    4,1: Fürchten wir uns nun:
    Das ist das erste Mal, daß wir diesen Aufruf im Hebt fin­den, wobei der Schreiber sich selbst miteinschließt („Laßt uns ... "). Wir haben die­sen Aufruf noch dreimal in diesem Kapitel (V.11.14.16). Die nächsten beiden haben denselben Inhalt wie der Aufruf hier.
    Hier wird nach 3,12 zum zweiten Mal dazu angespornt, Lehren aus der Wüstenreise Israels zu ziehen. Die erwachsenen Israeli­ten durften nicht in die Ruhe eingehen; das bedeutet aber nicht, das die Ruhe Gottes deshalb für das Volk Gottes für immer verschlossen bleibt. Man kann sagen, das schon die unter Josua erwachsen gewordenen Kinder in das Land hineinziehen durf­ten; aber das war noch nicht „die Ruhe" (siehe Auslegung zu V.8). Nein, erst unter David sehen wir etwas von der Ruhe Gottes im Lande. Von David hören wir die Ver­heißung, in seine Ruhe einzugehen.

    Jehova wohnt jetzt in Zion, die Lade hat ihren Ruhort gefunden.
    Jeder, der sich nun vor Jehova niederbeugt, darf seine Ruhe teilen. Die Verheißung gilt noch immer, denn auch unter David war die Ruhe nur ein Bild der wirklichen Ruhe. Es bleibt noch stets eine Verheißung „aufbewahrt" (vgl. V.9). Zur Sicherheit will ich noch die verschiedenen Bedeutungen der „Ruhe" (oder des Friedens), mit denen der Gläubige zu tun hat, aufführen:

    Die Ruhe (von anapauo) für das Gewissen. Diese erlangt man, wenn man die Verge­bung seiner Sünden hat (Mt 11,28; vgl. Röm 5,1): Diese Ruhe besaßen die Leser schon und konnten sie nicht mehr verlieren;
    Die Ruhe (von anapausis) für die Seele.

    Diese hat man, wenn man als Gläubiger dem Herrn Jesus treu nachfolgt und sich ihm anvertraut (Mt 11,29; vgl. Kol 3,15); diese Ruhe besaßen die gläubigen Leser auch schon. Durch den Unglauben konnten sie diese Ruhe (zeitweise) wieder verlieren;

    Die Ruhe Gottes (katapausis; das Wort kommt sonst nur noch in Apg 7,49 in einem ähnlichen Zusammenhang vor): Das meint nicht unsere Ruhe, sondern seine Ruhe, in die wir am Ende unserer Pilgerreise eingehen dürfen.
    „Fürchten wir uns nun", bedeutet nicht, daß wir uns vor Gott fürchten sollen, son­dern vor uns selbst (vgl. Phil 2,12). Wir sollen unsere eigenen Schwachheiten, unser sündiges Herz fürchten, damit wir uns nicht durch den Betrug der Sünde (3,13) mit­schleppen lassen und in der Wüste „zurückbleiben".
    4.2: Gute Botschaft:
    Der Sohn Gottes (1,1), der Herr (2, 3), hatte den Lesern eine gute Botschaft (Evangelium) verkündigt. Er verkündigt uns eine gute Botschaft über die Herrlichkeit und Ruhe, die uns am Ende einer schwierigen Pilgerreise erwartet. Mit welcher Person im Alten Testament lässt sich hier eine Parallele ziehen?
    Das muss Mose sein; er ist hier ein Bild von Christus als dem großen Apostel Gottes, dem Verkündiger des Evangeliums Gottes. Mose brachte das ,Wort der Verkündigung", d.h. das Wort, das gepredigt wird. Der ganze Bibelabschnitt von 3. Mo 1 bis 4. Mo 10 ist eigentlich eine gewaltige Predigt, worin Jahwe durch seinen Apostel (Mose) das Wort brachte. Dieses Wort hat nicht nur für die Wüstenreise, sondern vor allem auch für das Land Bedeutung.
    Was das Wort bewirkte, sehen wir in 4. Mo Kap. 11-14, als Israel den Sinai in Richtung Kanaan verlassen hatte. Die gute Botschaft über die Ruhe und die Herrlichkeit des Landes „brachte ihnen (den Israeliten, die die Worte hörten) keinen Nutzen". Und warum nicht? Aus den Bibelhandschriften lassen sich - je nach Lesart - zwei verschiedene Gründe entnehmen:

    „ ... da sie nicht mit denen verbunden waren, die die Botschaft im Glauben hörten" (das ist die wahrscheinlichere Lesart). Es gab glücklicherweise auch solche, die die Botschaft gläubig gehört hatten und die Gott vertrauten, daß er imstande wäre, sie in das Land zu bringen; außer Mose waren das Männer wie Aaron, Josua und Kaleb.
    Aber die übrigen erwachsenen Israeliten waren geistlicherweise nicht mit ihnen "ver­banden", denn sie besaßen kein Glaubensvertrauen auf Gott. Sie blieben außerhalb des Kreises der Gläubigen und deshalb blieben sie letztendlich auch außerhalb des ), (,lobten Landes.

    „ ... weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben vermischt war" (diese lesart entstand wahrscheinlich aus einer Korrektur der erstgenannten, die nicht ver­landen wurde):
    Bei dieser Lesart kann man die Botschaft Josuas und Kalebs mit der des Mose verbinden:
    Sie gaben gemeinsam einen guten Bericht über das Land.
    Mit
    „denen, die es hörten" ist dann das ganze Volk gemeint. Bei dem Volk war die gute Botschaft nicht mit dem Glauben vermischt. Es wies die Botschaft im Unglauben ab und geriet in Aufstand gegen Gott. So konnten sie wegen ihres Unglaubens nicht in die Ruhe eingehen (3,19).

    2 Die Gläubigen gehen in die wahre Ruhe ein (4, 3-10)

    Auslegung

    Wir hören nun mehr über die „Ruhe Gottes". Ausgangspunkt ist hier die erste Erwähnung der Ruhe Gottes in der Bibel im Zusammenhang mit dem siebten Schöpfungstag (V.4). Gott hatte von Anfang an eine Ruhe; eine Ruhe, die auf seine Werke folgte und die auf seine Werke gegründet war.

    Diese Ruhe sollte der Mensch teilen. Nachdem der Sündenfall gleichsam die Ruhe des siebten Schöpfungstages gestört hatte, wollte Gott die Ruhe aufs neue gründen. Um aufs neue die Ruhe auf die Erde zu bringen, waren erneut "Werke Gottes" erforderlich, so wie Gott diese in den aufeinander folgenden Haushaltungen vollbracht hat, bis endlich die Sabbathruhe (V.9) auf dieser Erde angebrochen sein wird.

    Diese Ruhe wird auf das Werk des Herrn Jesus gegründet sein, das er in der "Vollendung der Zeitalter" (9,26) auf der Erde vollbracht hat.
    Aber erst in dem zukünftigen Friedensreich wird die Ruhe tatsächlich auf der Erde gegründet werden.
    Solange die Sünde noch in dieser Welt herrscht, kann Gott nicht ruhen. Gott ist Licht und Liebe.
    Licht kann nicht ruhen, solange es noch Sünde gibt und Liebe kann nicht ruhen, solange es noch Schmerzen gibt.
    Solange der Teufel noch der Fürst dieser Welt ist, bedeutet das die Herrschaft der Sünde. Auch bedeutet es Schmerz, Versuchung und Bedrückung der Gläubigen. Erst dann, wenn der Satan gebunden sein wird, die Feinde gerichtet und die Gläubigen befreit sind, wird die Ruhe des Friedensreiches anbrechen.

    Die Gläubigen, die die große Drangsal mitmachen müssen, werden auch die Ruhe auf der Erde erleben (vgl. Offb 7,9-17). Die Gläubigen aber, die vor der großen Drangsal aufgenommen werden
    (so wie die Leser des Hebräer- Briefes), werden die himmlische Ruhe des Friedensreiches miterleben. Hier wird also über die folgenden Aspekte der Ruhe gesprochen:


    Die Ruhe des siebten Schöpfungstages:
    Gott ruhte von seinen Werken. Er hatte alles sehr gut geschaffen und die Welt war ohne Sünde und Schmerz (V.4. 10).


    Das verheißene Land war ein Bild der Ruhe; Gott befreite sein Volk aus Ägypten und führte es durch die Wüste in die Ruhe:
    - Viele erreichten die Ruhe nicht, weil sie unterwegs aufständisch wur­den (V.3.5),
    - Selbst diejenigen, die unter Josua das Land erreichten, gingen tatsäch­lich noch nicht in die wahre Ruhe ein (V.8).

    Auch im Land blieb immer noch eine Ruhe aufbewahrt. Das ist die Ruhe, über die David in Ps 95 sprach. Diese Ruhe ist mit dem davidischen Königtum, der Regierung Jahwes, der Bundeslade und dem Tempel in Zion verbunden (V.7f); aber auch diese Ruhe ist nur ein Bild der Regie­rung des wahren Sohnes Davids;
    Es bleibt also noch stets eine Ruhe für das Volk Gottes aufbewahrt:
    die himmlische Ruhe des „siebten Tages": das tausendjährige Friedensreich;


    dann werden sowohl Gott als auch die Gläubigen zur Ruhe gekommen sein von ihren Werken.
    Der Gedankengang ist wie folgt:
    - Gott besitzt von Anfang an eine Ruhe; diese hat er den Seinen ver­heißen.
    - Die Israeliten von damals sind wegen ihres Unglaubens nicht in die Ruhe eingegangen.
    - Selbst Josua brachte das Volk nicht in die wirkliche Ruhe.
    - Gott setzt unter David einen neuen Tag fest, an dem die Gläubigen in die Ruhe eingehen werden.
    - Das ist die Ruhe, in die wir bald eingehen werden, wenn wir ausharren.

    V3:
    Wie
    : Die drei Teile dieses Verses sind nicht schwer zu verstehen. Aber die Bindeworte (,wie" und „wiewohl") sind vielleicht nicht sofort deutlich. Der erste Teil des Verses fasst das Vorangegangene zusammen: So wie Josua und Kaleb (vgl. V.2) werden wir, die geglaubt haben, in die Ruhe Gottes eingehen. Wie" bedeutet dann „in Übereinstimmung mit der Tatsache", dass Gott zu denjenigen, die nicht glaubten, sagte, dass sie nicht in die Ruhe eingehen werden. Ausharren ist die Bedin­gung, um in die Ruhe einzugehen.

    Wiewohl: Auch der letzte Satzteil ist an sich verständlich. Gottes Schöpfungswerke wurden schon am Anfang, bei der Grundlegung der Welt (1. Mo 1) vollendet, danach ruhte Gott von seinen Werken (vgl. V.4). Die Ruhe ist also nicht etwas Neues, das noch kommen muss. Gott hat von Anfang an eine Ruhe besessen. Wiewohl" bedeu­tet daher: Wir werden zwar erst später in die Ruhe eingehen, aber das bedeutet nicht, dass es diese Ruhe nicht schon von Grundlegung der Welt an gibt.

    V4:
    Ein Zitat aus 4.Mo 2,2 unterstreicht diesen Gedanken. Hier entsteht leicht eine Frage, die hier nicht beantwortet wird, die aber stillschweigend in den Ausführungen mitenthalten ist. Wenn es schon einmal eine Ruhe Gottes gab, wo ist diese Ruhe dann heute? Warum gibt es heute keine Ruhe auf der Erde? Die hier unterstellte Ant­wort lautet: Weil die Sünde dazwischen gekommen ist. Die Ruhe muss durch neue Werke Gottes (in Christus) aufs neue zustande gebracht werden. Die Sünde muss wieder aus diesem Kosmos abgeschafft werden. Die Ruhe des siebten Schöpfungsta­ges ist daher ein Bild der Ruhe des Friedensreiches. Diese letzte Ruhe ist aber auch eine größere Ruhe. Gott wird bald nicht nur von seinen Werken ruhen, sondern auch in seinen Werken. In der ersten Schöpfung wurde die Majestät Gottes gesehen; in der gereinigten Schöpfung - ich sage nicht: die neue, die zweite Schöpfung, denn diese kommt erst nach dem Friedensreich - wird vor allem die Liebe Gottes gesehen wer­den. Dann wird Gott „ruhen in seiner Liebe" (Zeph 3,17).

    V5:
    Das Argument in V.3 war: (a) wir gehen durch den Glauben in die Ruhe ein, (b) andere gingen nicht ein wegen ihres Unglaubens; (c) Gott hatte aber eine Ruhe
    von Anfang an. Der Punkt (c) wird in V.4 erläutert, Punkt (b) hier in V.5 und Punkt (a) in V.6-11. Die Erläuterung von Punkt (b) beinhaltet aufs neue das Zitat des bekannten Wortes aus Ps 95, das auch in V.3 genannt wird: , Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!"
    V6:
    Die Feststellung von V.1 und V.3 wird nun wieder aufgegriffen: Für die, die glauben, bleibt bestehen, dass sie in die Ruhe eingehen werden. Diejenigen, denen während der Wüstenreise die frohe Botschaft über die Ruhe des verheißenen Landes verkündigt worden war, haben Gott nicht geglaubt und sind seinem Gebot nicht gehorsam gewesen. Einerseits ist die Verheißung der Ruhe nicht verfallen und ande­rerseits war selbst die Ruhe des Landes in der Vergangenheit niemals die volle Erfül­lung der Verheißung Gottes.

    V7:
    Darum wird jetzt erneut ein gewisser Tag bestimmt. Dieser Tag war zur Zeit Davids ein „Heute", ein Tag der Gnade. Dieser Tag ist eine neue Gelegenheit, die Erfüllung der Verheißung Gottes zu empfangen. Gott bestimmt diesen Tag einerseits, weil seine Verheißung nicht verfallen ist und er noch Gelegenheit bietet zu gehor­chen und in seine Ruhe einzugehen und andererseits, um dieses Mal die wahre Ruhe anzukündigen, von der das verheißene Land nur ein Bild gewesen ist. Auch in die­sem Vers ist eine nicht ausgesprochene Selbstverständlichkeit enthalten.
    Man könnte nämlich fragen:
    Wenn zur Zeit Davids schon das „Heute" ausgesprochen wurde, warum wurde es dann damals nicht schon erfüllt, lange Zeit vor der Abfassung des HebräerBriefes? Die Antwort lautet, dass zur Zeit Davids endlich die Ruhe erreicht wurde, über die (wie wir sahen) Mose in der Wüste bereits gesprochen hatte. Aber die Ruhe der Regierung Davids und Salomos war nur ein Bild von der Ruhe unter der Regierung des Messias, die noch immer zukünftig ist; siehe V.8. Hier wird auch deutlich, dass Christus größer ist als David.


    V8:
    Hebr 3 begann damit, zu zeigen, daß Christus größer als Mose ist. Der letzte Vers machte klar, daß Christus größer ist als David. Dieser Vers zeigt, daß Christus auch größer ist als Josua. Wenn Josua das Volk in die Ruhe gebracht hätte, so würde danach nicht von einem anderen Tag (an welchem die Ruhe angeboten wird) gespro­chen worden sein. Das Allerbeste und das Allerschönste, das das Volk jemals im Lande genossen hat, ist nicht zu vergleichen mit der wahren Ruhe, die noch kommen muß. Nicht Josua, sondern Jesus (im Griechischen dasselbe Wort!) bringt das Volk Gottes in die wahre Ruhe. Mose führte das Volk nicht hinein, denn er starb, bevor das Volk das Land erreichte. Josua führte das Volk nicht in die Ruhe, denn er starb (zwar im Lande), bevor Jahwe seinen Ruhort im Land gefunden hatte. Und schließ­lich: David führte das Volk nicht in die Ruhe ein, weil, als die Ruhe unter ihm und Salomo erreicht zu sein schien, diese nur eine schwache Vorausschattung der wahren Ruhe war.


    V9:
    Es bleibt also nach Mose, Josua und David die wahre Sabbathruhe noch immer eine zukünftige Sache für das Volk Gottes. Diese Ruhe ist, wie schon gesagt, die Ruhe Gottes. Diese Ruhe ist für uns im Himmel aufbewahrt. Aber das Eingehen in die Ruhe ist nicht ohne weiteres gleichbedeutend mit dem Eingehen in den Himmel.


    Es geht um den Himmel, der sich gleichsam über eine gereinigte Erde ausbreitet, die den Füßen des Sohnes des Menschen (2,5-7), des Sohnes Davids (V.7) unterworfen ist. Der Sabbath ist nicht (wie einige meinen) ein Bild des ewigen Zustands, des neu­en Himmels und der neuen Erde, sondern ein Bild des tausendjährigen Friedens­reichs.
    Hebräer 1 und 2
    haben bereits darauf hingewiesen; Ausdrücke wie „zukünftiges Zeitalter" und „zukünftiger Erdkreis" und „ein unerschütterliches Reich" (12,28) verweisen darauf.
    Auch das Lied des Sabbathtages (
    Sefær təhillîm 92,1), das wir schon zweimal erwähnt haben (bei 1,6 und 3,7-11) weist darauf hin.
    Die Sabbathruhe ist also der Friede des Friedensreiches des Sohnes des Menschen;
    von ihm lesen wir auch aus­drücklich, daß er,
    der Sohn des Menschen,
    der Herr des Sabbaths ist (Lk 6,5).
    Der, der über den zukünftigen Erdkreis gesetzt wird,
    wird dann der Herr des großen Sab­baths sein,
    den Gott am Ende seiner Wege mit dieser Erde über dieser Welt anbre­chen lassen wird.


    Es ist bemerkenswert, daß das 4.Buch der sefær təhillîm 90-106),
    das ganz besonders über die Wiederkunft Christi und die Aufrichtung des Reiches spricht, mit dem Gebet Moses, des Mannes Gottes beginnt (90,1).
    Er durfte das Volk nicht in die Ruhe hineinführen (ebensowenig sein Nachfolger Josua).
    Mose spricht indirekt davon in seinem sefær təhillîm.
    Man konnte ruhig 70 oder 80 Jahre alt werden, es würden schließlich doch alle Erwachsenen in der Wüste umkommen.
    Aber zugleich weist Mose auf die zukünftige Ruhe voraus, wenn das auch noch Tausende an Jahren dauern würde (sefær təhillîm 90,4; vergleiche die Anwendung in 2.Petr 3,8!).
    Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, daß ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag​


    So kann er bitten: „Keh­re wieder, Jehova! - Bis wann? -
    Und lass dich's gereuen über deine Knechte ... Las deinen Knechten erscheinen dein Tun,
    und deine Majestät ihren Söhnen" (
    Sefær təhillîm 90,13.16; vgl. Hebr 2,10).

    Darauf folgt
    sefær təhillîm 91, der von dem Messias handelt. In ihm liegt der Schlüssel für das Anbrechen der Ruhe (Ps 90 weist auf Israel in der Wüste und Ps 91 auf Christus in der Wüste hin). Dann folgt wie von selbst das Lied des Sabbathtages (Ps 92). Dieses allgemeine Thema wird dann in den nächsten Psalmen ausgearbeitet.
    V10: Es ist wichtig, daß man die Sabbathruhe des Volkes Gottes nicht mit der Ruhe des Gewissenes und der Seele verwechselt. Es handelt sich hier um die zukünftige Ruhe Gottes, verbunden mit dem zukünftigen Zeitalter und dem zukünftigen Erd­kreis. Da die Ausleger dies gewöhnlich nicht so sehen, haben sie in V 10 erhebliche Probleme. Denn, was bedeutet es, daß die Gläubigen „zur Ruhe gelangt sind von ihren Werken"? Wenn der Gläubige seit seiner Bekehrung diese Ruhe besitzen wür­de, dann würde das hier bedeuten, daß er von seinen bösen Werken zur Ruhe gekom­men ist; das wird auch behauptet (z.B. Grosheide). Aber diese Annahme ist natürlich völlig unmöglich angesichts der Tatsache, daß die Werke der Gläubigen hier parallel zu den Werken Gottes gesehen werden! Nach den sieben Schöpfungstagen (und die waren sehr gut!) ruhte Gott am siebten Tag. Nach dem Sündenfall hat Gott aufs neue gewirkt und zwar in und durch Christus; und so wird erneut eine Ruhe für Gott anbre­chen. Das Wirken Gottes würde dann mit den bösen Werken der Sünder verglichen werden! Nein, die Ruhe Gottes in der Schöpfung ist noch zukünftig; Gott arbeitet darauf hin, und auch wir wirken. Gott wirkt, damit einmal seine Heiligkeit und seine Liebe auf dieser Erde ruhen können. Aber auch wir wirken - was unsere Verantwort­lichkeit betrifft - auf diese Ruhe hin. Und bald, wenn für Gott diese Ruhe in der Schöpfung beginnt, werden auch wir von einem Glaubensleben guter Werke, die im Herrn getan worden sind, ruhen und in die dann angebrochene Ruhe eingehen.

    Die­sem zukünftigen Charakter der Ruhe wird nicht notwendigerweise durch die gebrauchte Vergangenheitsform der Tätigkeitsworte widersprochen. Weil hier meines Erachtens ein allgemeingültiger Zusammenhang vorgestellt wird, ist es wohl besser, die Zeitform der Gegenwart zu gebrauchen: „Wer in seine Ruhe eingeht, kommt auch selbst zur Ruhe... " (gnomischer Aorist; dieser kommt mehrfach im Neuen Testament vor; siehe Grammatik Blass/Debrunner Par. 333).

    So war das im Bilde schon mit Adam und Eva, die mit Gott die Ruhe des siebten Tages teilten, und auch mit David und Salomo. Auch die Gläubigen heute werden bald diese Ruhe mit Gott teilen. Der allgemeine Zusammenhang besteht darin: Gott selbst erreicht „seine Ruhe" nicht eher als wir. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Ruhe beginnt, ist Gott von seinen Werken zur Ruhe gekommen. Dann sind aller Kampf, alle Versuchungen und Prüfungen, aber auch alle „guten Werke" der Gläubigen hier auf der Erde zu einem Ende gekommen.
    1. Die beurteilende Kraft des Wortes Gottes (4,11-13)
    11 Laßt uns nun Fleiß anwenden, in jene Ruhe einzugehen, auf daß nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehor­sams falle.
    12 Denn das Wort Gottes ist lebendig a und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert b, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Mar­kes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens c;
    13 und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.


    Anmerkungen
    a. 1.Petr 1,23
    b. Jes 49,2; Eph 6,17; Offb 19,15
    c. Joh 12,48
    Auslegung


    Wir kommen nun an das Ende dieses ermahnenden Abschnittes, der mit einem positiven Aufruf endet. Nach dem negativen „Sehet zu" (3,12) und „ermahnet einander ... auf daß niemand... " (3,13), kommt nun das positi­ve „Laßt uns nun Fleiß anwenden". Es ist das zweite
    „Lasst uns ... " in 4.1 4. Das erste war negativ (V 1), die übrigen drei sind alle positiv:

    .,Lasst uns nun Fleiß anwenden, in jene Ruhe einzugehen" (V 11),
    „Lasst uns das Bekenntnis festhalten" (V. 14),
    „Lasst uns ... hinzutreten zu dem Thron der Gnade" (V. 16).

    Wir greifen damit schon auf den folgenden Abschnitt voraus (4,14-5,10). Aber der Übergang zum nächsten Abschnitt ist auch sehr fließend. Einen ähnlichen Übergang sahen wir auch schon von 2,1-4 zu 2,5ff. Es ist deut­lich, daß mit 4,14 ein hauptsächlich lehrmäßiger Abschnitt folgt, der die bereits in 2,17 erwähnte Urheiligerschaft Christi behandelt. Aber zugleich besteht ein enger Zusammenhang zwischen V.11-13 und V.14-16. Für unsere Wüstenreise haben wir sowohl das Wort Gottes als auch die Urheiligerschaft Christi nötig (vgl. 3,11):
    Gottes Wort (durch seinen Apostel gesprochen) richtet die Gedanken und Überlegungen in uns;
    Der UrHeilige hilft uns in den Versuchungen, die uns umgeben.

    Man darf Folgendes nicht miteinander verwechseln:
    Wegen der bösen Gedanken und Überlegungen, die uns umgeben, haben wir die Hilfe des Ur- Priesters nötig, um standhaft zu bleiben,
    Für die Versuchungen in uns haben wir kein Mitleid des Hohenpriesters zu erwarten. Hier haben wir die prüfende Kraft des Wortes Gottes nötig, damit wir vor Gott offenbar werden.
    Unser Eingehen in die Sabbathruhe wird wie folgt beschrieben:
    Einerseits ist es eine Sache des Mitleidens, der Barmherzigkeit, der Gnade und Hilfe von Seiten des Hohenpriesters; andererseits ist es eine Sache unserer Verantwortung: „Fleiß anzuwenden", damit wir nicht nach demselben Beispiel des Ungehorsams - wie die Isra­eliten während der Wüstenwanderung - fallen (V.11). Das Wort Gottes hilft uns dabei, denn es zeigt uns den Weg in unserem eigenen betrügeri­schen Herzen. Wir können vielleicht meinen, daß wir gehorsam und eifrig genug sind, aber das Wort Gottes legt unsere wahren Gesinnungen und
    Absichten bloß. Gottes Wort:
    - ist lebendig,
    - ist wirksam,
    - ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert, dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist,



    - dringt durch zur Scheidung sowohl der Gelenke als auch des Markes,
    - beurteilt Gedanken und Gesinnungen des Herzens,

    - entblößt alle Dinge vor Gott.

    V 11: Hier haben wir einen Ansporn, Fleiß anzuwenden. Es wird auf das negative Beispiel des Ungehorsams der Israeliten in der Wüste Bezug genommen. Der Ansporn gilt jedem (,wir`), auch dem Schreiber, damit niemand fällt (d.h. verloren geht, umkommt). Der Schreiber unterstellt nicht, daß die Gefahr des Fallens bereits allen Lesern droht. Aber selbst wenn „jemand" fällt, ist das schon einer zu viel. Dar­um müssen ,wir` alle wachsam sein und einander ermahnen (3,13) und mit Eifer den Weg mit Blick auf die Ruhe Gottes gehen. Auch dieser Vers zeigt, daß die Ruhe noch nicht erreicht ist. Der Gläubige ist auf dem Weg zu dieser Ruhe. Der „Fleiß" des Gläubigen beinhaltet, daß er beständig sich selbst und seine Umstände prüft. Er muß sich selbst prüfen, um zu erkennen, ob in seinem Herzen verkehrte Gedanken und Überlegungen vorliegen (V. 12), die der Keim für Unglauben und Ungehorsam sein können. Die Umstände muß er deshalb prüfen, weil wir uns durch sie nicht blockie­ren lassen dürfen. Um verkehrte Überlegungen in unserem Herzen aufdecken zu können, gibt uns Gott sein Wort (V. 12f). Um schwierigen Umständen gewachsen zu sein, haben wir einen Hohenpriester (V. 14-16).
    V 12: Daß man fallen kann, wenn man ungehorsam ist, hat das Wort Gottes bewiesen. Als das Volk Israel aufständisch wurde, schwur Gott: „Wenn sie in meine Ruhe ein­gehen werden!" (Ps 95,11; Hebr 3,11; 4,3.5). Das lebendige und wirksame Wort Gottes warnt uns also anhand von Vorbildern (vgl. Röm 15,4; 1.Kor 10,1-13, vor allem V.6 und 11).

    Aber es tut noch mehr. Das Wort Gottes fällte damals in der Wüste das Urteil über die Ungehorsamen. Dasselbe tut das Wort auch heute. Es enthüllt die wahren Absichten und Überlegungen unseres Herzens - besser als wir das mit unse­rem Verstand können - und fällt das Urteil darüber. Daher ist es so notwendig, daß wir uns während unserer Wüstenreise beständig in dem Spiegel des Wortes betrach­ten und nach dem handeln, was wir aus dem Wort lernen.
    Siehe Jak 1,23f; vgl. 2. Mo 38,8: das eherne Waschbecken war aus den Spiegeln der Frauen hergestellt.



    Lebendig:
    Das Wort Gottes ist „lebendig", weil es das Wort des lebendigen Gottes ist (vgl. 3,12). Gott hatte Israel „lebendige Aussprüche" gegeben (Apg 7,38). Sein lebendiges Wort fällte auch das Todesurteil: „Doch aber, so wahr ich lebe ... in dieser Wüste sollen eure Leichname fallen" (4. Mo 14,21.29). Aber für die Treuen, die in das band hineingehen würden, galt: „Denn es ist nicht ein leeres Wort für euch, son­dern es ist eurer Leben; und durch dieses Wort werdet ihr eure Tage verlängern in hin Lande ... " (5. Mo 32,47).

    Wirksam: Das Wort Gottes ist nicht wie das hohle Geschwätz von Menschen, die zwar drohen, aber dann doch nicht tun, was sie sagen. Das Wort Gottes ist wirksam:
    es errettet Seelen (Jak 1,21),
    es bewirkt die Wiedergeburt (1.Petr 1,23),
    es wirkt in den Glaubenden (1.Thes 2,13),
    aber es klagt auch an und verurteilt: „Da ist einer, der euch verklagt, Moses" (Joh 5,45).


    Schärfer als jedes zweischneidige Schwert: Dieser Ausdruck ist bekannte Bilder­sprache (vgl. Spr 5,4, Jes 49,2; Eph 6,17; Offb 1,16; 19,15).
    Wenn ein Schwert stumpf ist, kann man zwar noch eine Menge Kraft damit ausüben (siehe den vorigen Ausdruck „wirksam"), aber die Wirkung ist viel geringer.
    Ein scharfes Schwert ist viel effizienter, was es trifft, wird gespalten, wenn es trifft, wirkt es vernichtend. Das ist nachfolgend mit „durchdringend" und „scheidend" gemeint.

    Durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist:
    Ein haarscharfes Schwert dringt durch alles hindurch, es spaltet alles,' was sich ihm in den Weg stellt. Es schei­det sogar Seele und Geist. Die Frage ist nun, was das bedeutet. Meint es, daß Seele und Geist voneinander getrennt werden? Oder ist gemeint, daß das Schwert sowohl die Seele als auch den Geist scheidet (entzweischneidet)? Ersteres ist schwerlich anzunehmen, auch vor dem Hintergrund dessen, was im Anschluß gesagt wird, wo die Gelenke und das Mark genannt werden, die grundsätzlich nicht voneinander getrennt werden können.
    Der Ausdruck bedeutet vielmehr, dass das Wort Gottes scharf in das innere Seelen- und Geistesleben des Menschen eindringt (so wie es auch am Ende dieses Verses angedeutet wird). Das Wort enthüllt Gedanken und Überlegungen, so wie das Messer des Chirurgen die einzelnen Organe des Menschen freilegt. Im Hebr stehen die Begriffe Seele und Geist in enger Verbindung mit dem Glaubensleben; siehe 6,19 (die Hoffnung als Anker der Seele); 10,39 (zur Errettung der Seele) und 13,17 (wachen über eure Seelen).

    In Hebr 12 heisst es in demselben Abschnitt, daß wir in unseren Seelen ermatten können (V.3) und daß Gott, der uns in unserem geistlichen Leben züchtigt, der Vater der Geister ist (V.9). Wenn wir unbe­dingt zwischen diesen beiden Begriffen unterscheiden wollen, dann könnten wir sagen, daß das Wort Gottes sowohl die verborgenen Gefühle und Lüste der Seele bloßlegt als auch die verborgenen Überlegungen und den Unglauben des Geistes. Aber sicherer ist es, wenn man einfach sagt, daß das Wort Gottes das ganze Seelen­und Geistesleben des Gläubigen offenlegt.

    Sowohl der Gelenke als auch des Markes: Man muß nicht genau angeben, was unter Seele und was unter Geist zu verstehen ist. Das wird auch aus dem vorliegenden Ausdruck deutlich. Denn was bedeutet es, daß das Wort Gottes Gelenke und Mark durchtrennt? Es handelt sich um Bildersprache. Es ist die Absicht des Schreibers mit diesen vier Ausdrücken den Menschen in seiner Ganzheit zu beschreiben. Kein ein­ziger Aspekt der menschlichen Existenz, kein Tun des Unglaubens oder des Unge­horsams ist „sicher" vor dem Wort. Die Sündigkeit des menschlichen Herzens äußert sich durch die Glieder des Leibes. Diese funktionieren durch „Gelenke und Mark"; auch darauf ist die trennende und offenlegende Wirkung des Wortes Gottes anzu­wenden.

    Ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens:
    Man kann vielleicht Folgendes sagen: Seele und Geist, Gelenke und Mark sind „Organe" der menschli­chen Existenz. Gedanken und Gesinnungen werden durch die Seele, den Geist und den Leib hervorgebracht. Die urteilende Wirkung des Wortes Gottes erstreckt sich auch auf die Produkte der „Organe". Der Chirurg gebraucht zunächst das Messer, um die Organe freizulegen. Danach beurteilt er den Zustand und die Funktion derselben.



    So ist das auch mit dem Wort Gottes: Es nimmt die Sektion vor und beurteilt die Arbeitsweise unserer „Organe". Man kann es vielleicht auch so sagen: Wir sind hier beim Innersten des Menschen angekommen, dem Zentrum, von dem aus Seele, Geist, Gelenke und Mark gesteuert werden: Das menschliche Herz. Dort findet die Verhärtung statt (3,8.15; 4,7), da entsteht aller Irrtum (3,10), da liegt der Keim für Bosheit und Unglaube (3,12). Wir haben daher immer wieder die gründliche Selbst­erkenntnis mittelst des Wortes Gottes nötig. Unser eigenes „Ich" muß immer wieder als das verborgene Motiv unseres Lebens aufgedeckt werden. „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens" (Spr 4,23).
    V 13: Vor ihm: In diesem Vers wird auf einmal vom Wort Gottes direkt zu Gott über­gegangen. Vor ihm ist kein Geschöpf unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt. Dieser plötzliche Übergang ist verständlich. Das Wort ist das Wort „von Gott". Und wenn wir sagen, daß das Wort scheidet und richtet, dann meinen wir auch eigentlich, daß Gott das durch sein Wort tut.

    Er führt das Messer, uni für uns unser Innerstes bloßzulegen. Vergleiche andere Stellen, an denen über die Schrift gesprochen wird, wo aber auch eigentlich Gott selbst gemeint ist: Röm 9,17; Gal 3,8.22.

    Dieser Vers macht dann nachfolgend auch deutlich, daß Gott das nicht für sich selbst tut. Er braucht nichts „bloßzulegen", denn für ihn sind alle Dinge von ihrem Ursprung an vollkommen sichtbar, aufgedeckt und bloß. Das Wort Gottes übt für uns seine auf­deckende Wirkung aus, um uns mit den verborgenen Überlegungen unseres Herzens bekannt zu machen. Aber es ist Gott, der das an und für uns tut als derjenige, vor dem unser Herz von Anfang an bloßliegt. Vor ihm ist jeder eventuelle Beginn des Unglaubens aufgedeckt. Das muß uns zu denken geben. Wir haben es mit dem Gott zu tun, von dem dieser Brief sagt, daß es furchtbar ist, in seine Hände zu fallen (10,31) und daß er für uns ein verzehrendes Feuer sein kann (12,29). Daher ist es heilsam, diesem Gott, für den wir wie ein offenes Buch sind, die Gelegenheit zu geben, in unserem Leben bloßlegend, wegschneidend und heilend zu operieren. Viel­leicht kann man ebenso gut sagen, daß es sich hier um Christus handelt. Er ist das Wort Gottes (Joh 1,1), er ist es auch, der hier auf der Erde das Wort Gottes gespro­chen hat (1,1; 2,3). Er ist der Apostel Gottes. In den nachfolgenden Versen wird er als der UrHeilige
    Gottes beschrieben. Er sagt auch: „Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage" (Joh 12,48). Für ihn gilt: „ ... der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Rat­schläge der Herzen offenbaren wird" (I. Kor 4,5).


    Studie 5: Jesus - der UrHeilige für unsere Schwachheiten (4,14-6,20)
    Einteilung

    A. Die bessere Person (1, 1-7,28)

    1. Jesus, der Sohn Gottes, erhabener als die Engel (1,1-14)
    Einschaltung: Die größere Errettung (2,1-4)
    2. Jesus, der Sohn des Menschen, aber größer als Menschen (2,5-18)
    3. Jesus, der Sohn über das Haus Gottes, aber größer als Mose (3,1-6)
    Einschaltung: Jesus ist auch größer als Josua (3,7-4,13)
    4. Jesus als Hoherpriester für unsere Schwachheiten ist größer als Aaron (4,14-5,10)
    4.1 Der Thron der Gnade (4,14-16)
    4.2 Jesus ist größer als Aaron (5,1-10)
    Einschaltung: Bessere und mit der Errettung verbundene Tatsachen (5,11-6,20)
    1 Geistliche Unreife (5,11-14)
    2 Fortschreiten zur Vollkommenheit (6,1-8)
    3 Die Verheißung und der Eid Gottes (6,9-20)
    ==> Aufgaben

    1. Lesen Sie zuerst den ganzen Abschnitt durch! Versuchen Sie, genau dem Gedankengang des Schreibers zu folgen und stellen Sie die Haupt­themen der einzelnen Unterabschnitte heraus!
    2. Versuchen Sie, auch unter Zuhilfenahme der früheren Studien, zu erklären, was mit„ Schwachheiten" in 4,14-16 gemeint ist!
    3. Fertigen Sie eine Übersicht an bzgl. der Übereinstimmungen und Unterschiede der Hohenpriester -schaft Christi und Aarons aufgrund von 5,1-10!
    4. Lesen Sie in 1. Mo 14 und Ps 110 das, was über Melchisedek gesagt wird! Versuchen Sie sich die Bedeutung der Tatsache klar zu machen, daß Christus Hoherpriester ist nach der Ordnung Melchisedeks!
    5. Was ist mit „den Elementen des Anfangs der Aussprüche Gottes" und „dem Wort des Anfangs des Christus" in 5,12 und 6,1 gemeint?

    6. Was sind die Kennzeichen geistlichen Wachstums und geistlicher Reife in 5,11-6,3?
    7. Versuchen Sie so genau wie möglich zu beschreiben, welche Men­schen gemeint sind, die in 6,4-6 mit den unterschiedlichsten Beschrei­bungen vorgestellt werden?
    8. Was ist der Inhalt der Verheißungen in 6,12-17?
    9. Was ist in 6,19 mit dem Anker gemeint, der in das Innere des Vorhangs hineingeht
    10. Welche positiven und negativen Dinge der Leser lernen wir in dem gesamten Abschnitt kennen?



    A 4.1 Der Thron der Gnade (4,14-16)
    14 Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesuma, den Sohn Gottes, so laßt uns das Bekenntnis festhalten b; 15 denn wir haben nicht einen Hohen­priester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachhei­ten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir 1, ausgenommen die Sünde2 c. 16 Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade d, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.
    Anmerkungen

    1. Wörtlich „nach (unserem) Gleichnis".
    2. In Hebr 9,28 übersetzt mit „ohne Sünde".
    a. 3,1; 6,20; 7,26; 8, 1; 9,11

    b. 10,23
    c. 2,17
    d. 10,19
    Auslegung

    Wie gewohnt schließt sich ein neuer lehrmäßiger Abschnitt nach einer Einschaltung sowohl an den unmittelbar vorhergehenden Abschnitt als auch an den letzten Abschnitt vor der Einschaltung an.
    So weist 4,14 zurück auf:

    Hebr 3.1: „Daher ... betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesum ... ( ... )
    Da wir nun einen großen UrHeiligen
    haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesum, den Sohn Gottes, so laßt uns das Bekenntnis festhalten" (4,14).
    Hebr 4,12f: Wir haben das Wort Gottes nötig im Hinblick auf unsere Gedanken und Überlegungen. Wir haben den Hohenpriester nötig im Hinblick auf die Schwachheiten und Versuchungen, die uns umgeben (V.14-16).
    Wir haben schon das eine oder andere von dem Hohenpriester gelernt, jetzt erhält der Lehrstoff eine Erweiterung:
    Er ist Mensch geworden, um Hoherpriester werden zu können (2,17):
    Er hat auf der Erde gelitten, um jetzt im Himmel für uns Hoherpriester sein zu können (2,18; 4,15);
    Er hat als Hoherpriester auf der Erde das Sühnungswerk vollbracht für die Sünden des Volkes (2,17);
    Nach seinem Werk ist er „durch die Himmel gegangen" und hat seinen Platz „auf dem Thron der Gnade" eingenommen (4,14.16); Er ist jetzt als Sohn und Hoherpriester über das Haus Gottes (das sind wir) gestellt (3,1-6; vgl. 10,21);
    Wir bekennen ihn auf der Erde als unseren Hohenpriester im Himmel (3,1; 4,14);
    Er kommt uns in unseren Versuchungen zur Hilfe, hat Mitleid mit unseren Schwachheiten und verleiht uns (über den Weg des Thrones) Barmherzig­keit und Gnade (2,18; 4,15f).

    Als Mensch ist er in allen Versuchungen gewesen (abgesehen von der Ver­suchung der Sünde), in die die Gläubigen kommen können (2,18; 4,15). Aber er ist zugleich mehr als ein Mensch: Immer wieder wird der Nach­druck darauf gelegt, daß er der Sohn Gottes ist. Nur als solcher konnte er unser Hoherpriester werden:

    Er ist sowohl Priester als auch Sohn über das Haus Gottes (3,6; 10,21);
    Unser „großer Hoherpriester" ist „Jesus, der Sohn Gottes" (4,14);
    Derjenige, der von Gott als Sohn gezeugt wurde, ist gerade dadurch fähig gemacht, um Hoherpriester zu werden (5,5f; vgl. V.8);
    Weil Melchisedek dem Sohne Gottes gleicht, ist er ein Bild Christi als Priester (7,3);
    Der wahre UrHeilige konnte kein gewöhnlicher Mensch sein, sondern mußte „Sohn" sein (7,28).


    Wir können das auch verstehen:
    - Dadurch, daß er auf der Erde Mensch war, konnte er alle Versuchungen durchleben, die auch uns begegnen können;
    - Aber weil er Gott war, konnte er damals vollkommen standhalten und
    mit uns heute vollkommenes Mitleid haben.

    Was tut der UrHeilige nun genau im Hinblick auf unsere Schwachhei­ten?

    Er tröstet uns, indem er uns deutlich macht, daß er für uns schon in den Prüfungen war und in denselben mit uns mitleiden kann; so stellt er uns seine eigene Person als Ermunterung vor die Blicke, damit wir nicht ver­zagen, sondern das Bekenntnis, das ihn zum Inhalt hat, in dieser Welt fest­ halten.

    Er verwendet sich für uns bei Gott (vgl. 7,25),
    er nimmt unsere Belange bei Gott für uns wahr und garantiert uns fortwährend den freien Zugang zu dem Thron Gottes, dem „Thron der Gnade" (4,16),
    damit wir von Gott selbst Barmherzigkeit und Gnade empfangen zur rechtzeitigen Hilfe (4,16).


    V 14: Einen großen Hohenpriester: Immer wieder weist der Hebr uns auf die Größe des Herrn Jesus hin. Manchmal werden direkt Worte gebraucht wie „groß" (megas: „ein großer Priester", 10,21; „der große Hirte der Schafe", 13,20) oder „wie groß" (pelikos: „Schauet aber, wie groß dieser war", Melchisedek ist dort ein Bild Christi, 7,4; vgl. 8,1). Er ist „groß" (soviel größer als Aaron; das werden wir in Hebr 5 und 7 sehen), weil er nicht ein gewöhnlicher Mensch, sondern der Sohn Gottes ist und weil er nicht Priester auf Erden ist, sondern ein Priester, der durch die Himmel gegangen ist. Er ist an dem Thron der Gnade (V. 16). In diesen Versen wird er „groß" genannt, weil er ein vollkommen mitleidender und helfender Hoherpriester ist; in 10,21 ist er „groß", weil er im Hause Gottes einen vollkommenen Anbetungsdienst leitet. Seine Größe ist erforderlich, sowohl was unseren sicheren Durchzug durch die Wüste betrifft als auch was einen geziemenden Gottesdienst im Heiligtum betrifft.

    Durch die Himmel gegangen: Für beide hohenpriesterlichen Aufgaben mußte Chri­stus seinen Platz im Himmel, auf dem Thron Gottes, zu seiner Rechten einnehmen.
    Es ist bemerkenswert, daß, wenn es in 1,3 und 8,1 heißt, daß Christus sich zur Rech­ten der „Majestät" gesetzt hat, das Wort „Majestät" wörtlich „Größe" bedeutet. Die Größe Christi ist die Größe seiner eigenen Person („Jesus, der Sohn Gottes") und der seines Amtes in Verbindung mit der Größe seiner heutigen Stellung; darum nahm er, uni unser großer Hoherpriester zu werden, den höchsten denkbaren Platz ein: Zur Rechten der „Größe" in der Höhe, höher als die Himmel geworden (7,26).
    Der Ausdruck „durch die Himmel gegangen" wird hier ohne nähere Erklärung gebraucht. Aber im weiteren Verlauf des Briefes wird der Ausdruck ausführlich erläutert werden. Da wird sich dann zeigen, daß die Stiftshütte ein Bild der Himmel ist (9,23f)
    und daß das Eingehen des Hohenpriesters in das Heiligtum am großen Versöhnungstag ein Bild ist des Eingangs Christi in die Himmel (6,19f; 9,11f).
    Der UrHeilige
    ging in das Heiligtum, verrichtete dort seinen Dienst und kam nach Verlauf einer Zeit wieder nach draußen; so ist auch Christus eingegangen, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen und um bald wieder nach draußen zu kommen, um denen zur Errettung zu erscheinen, die ihn erwarten (9,24.28).
    Einerseits wird nun gesagt, daß Christus „in den Himmel" eingegangen ist (9,24), andererseits, daß er „durch die Himmel gegangen ist" (4,14) und „höher als die Himmel" geworden ist (7,26). Das bedeutet einerseits, daß der Thron Gottes im Himmel ist und andererseits, daß er über allen (geschaffenen) Himmeln steht. Das bedeutet, daß Christus nun einen Platz inne hat, der höher ist als die ganze Schöpfung, höher als der Wolkenhimmel, der Sternen­himmel und der „dritte Himmel" (2. Kor 12,2).
    Himmel ( 7x die Himmel )
    1,10 die Himmel sind Werke deiner Hände
    4,14 ein großer Hoherpriester, der durch die Himmel gegangen ist
    7,26 ein solcher Hoherpriester … höher als die Himmel geworden
    8,1 die Majestät in den Himmeln
    9,23 die Dinge in den Himmeln
    9,24 eingegangen … in den Himmel selbst
    11,12 geboren worden gleichwie die Sterne des Himmels
    12,23 die Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind
    12,25 der, der von den Himmeln her redet
    12,26 nicht allein die Erde bewegen, sondern auch den Himmel
    Jesus, der Sohn Gottes: Christus hätte niemals Hoherpriester werden können, wenn er nicht „Jesus", der erniedrigte Mensch auf der Erde, gewesen wäre. Er ist durch Leiden vollkommen gemacht worden (2,10), er hat gelitten in den Versuchungen, in welche auch die hineinkommen, für die er seinen Dienst verrichtet (2,18), er ist ver­sucht worden wie wir (4,15). Aber er hätte ebensowenig jemals Hoherpriester wer­den können, wenn er nicht der „Sohn Gottes" gewesen wäre, der alle Versuchungen göttlich vollkommen kennengelernt hat, sie göttlich vollkommen durchstanden hat und nun auch göttlich vollkommen mit den Seinen, die sich jetzt in denselben Versu­chungen befinden, mitleiden kann. Seine Hohepriesterschaft ist gegründet auf die Herrlichkeit seiner eigenen Person, auf sein Leben der Prüfungen auf der Erde und auf sein Versöhnungswerk am Kreuz.

    So laßt uns das Bekenntnis festhalten: Das dritte „Laßt uns ... " in Hebr 4 (vgl. V1,11): In diesen Aufruf bezieht sich der Schreiber erneut mit ein. Er spornt die Leser an, das „Bekenntnis" festzuhalten. Damit ist nicht das Festhalten an einer For­mel gemeint, sondern dessen, was oder, noch besser, wen wir bekennen: „Den Apo­stel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses" (3,1).

    Wir bekennen, daß Gott hier auf der Erde durch seinen Apostel gesprochen hat und daß diese Person nun unser Hoherpriester ist und daß wir selbst als Söhne Gottes jetzt auf dem Weg sind zu dem Sohn Gottes, weil wir Genossen einer himmlischen Berufung sind, verbunden mit einem himmlischen Hohenpriester, auf dem Weg zur himmlischen Ruhe. Wir beken­nen vor allem den Hohenpriester. Er ist der, der uns unterstützt, um dieses Bekennt­nis in der Wüste festzuhalten trotz aller Versuchungen.


    V15: Unsere Schwachheiten: Wir haben darüber schon in 2,18 in Verbindung mit den Versuchungen gesprochen. Oft räumt man dem Ausdruck „Schwachheiten" eine sehr weite Bedeutung ein. Man wendet ihn auf alle Schwierigkeiten an, in die Gläu­bige hier auf der Erde kommen können. Einige gehen noch weiter und verbinden den Ausdruck mit Sünden, die Gläubige noch tun können. Letzteres in in jedem Falle nicht richtig. Es ist undenkbar, daß der UrHeiligen Mitleid mit den Sünden in uns haben kann. Er haßt unsere Sünden und auch wir müssen lernen, unsere Sünden zu hassen, sie vor Gott zu bekennen und unter das Blut des Kreuzes zu bringen. Auch die andere Auffassung ist streng genommen nicht korrekt; es geht hier nicht um Schwachheiten wie Schmerz, Krankheit, Trauer oder Armut. Wir können den Aus­druck sicherlich darauf anwenden und davon überzeugt sein, daß der UrHeiligen auch in diesen Dingen mit uns Mitleid haben kann. Das ist das, woran Paulus in 2.Kor 12,9 denkt im Zusammenhang mit seinem Dorn im Fleisch. Der Herr sagt ihm: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht." Und Paulus fügt dann hinzu: „Daher will ich am allerliebsten mich vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, auf daß die Kraft des Christus über mir wohne" (V.9). Aber wir müssen uns fragen, was die Schwachheiten im Hebr genau bedeuten. Es geht nicht um die Versuchungen in uns, auch nicht um alle Versuchungen um uns her (vgl. wieder Jak 1,217. 13f), sondern es geht um ganz bestimmte Versuchungen um uns her. Es sind die Versuchungen, die Satan auf unseren Weg bringt, um uns auf unserem Weg zur Herrlichkeit (2,10!) zu blockieren. Diese Versuchungen können wir nur passieren, indem wir leiden (2,18!). Genosse der himmlischen Berufung zu sein, verbunden mit einem himmlischen Hohenpriester, auf dem Weg zur himmlischen Herrlichkeit und Ruhe zu sein, und das auch noch öffentlich zu bekennen (3,1; 4,14) bedeutet, sich die Schmach der Welt zuzuziehen (vgl. 10,33; 11,26; 13,13). Und warum wird das hier nun Schwachheit genannt? Weil wir geneigt sind, der Prüfung nachzugeben, um so die Schmach und das Leiden zu vermeiden. Wir sind geneigt aus Steinen Brot zu machen, empfänglich zu sein für die Ehre und das Ansehen in dieser Welt und Gott für unsere eigenen Absichten zu mißbrauchen (vgl. die Ausle­gung zu 2,18 bzgl. der drei Versuchungen Christi!). Wegen dieser Neigung sind die Versuchungen für uns „Schwachheiten" - und das hat mit unserer Sündigkeit zu tun. Daher sagt unser Vers ausdrücklich, daß Christus zwar auch in diesen Versuchungen war, aber ohne Sünde; daher werden auch in 5,3 die Schwachheiten mit Sünde in Verbindung gebracht. Man kann diese sehr wichtigen Unterschiede wie folgt zusam­menfassen:

    - Wenn Gott dem Satan zugesteht, uns hungern zu lassen, dann ist das eine Versu­chung;


    - Weil wir die Neigung haben, gegen Gott zu opponieren und uns selbst eigen­mächtig Speise zu verschaffen, bringt diese Versuchung unsere Schwachheit ans Licht;
    - Wenn wir nun tatsächlich dieser Neigung nachgeben und opponieren oder unse­rem eigenen Willen im Ungehorsam folgen, dann bedeutet das Sünde.

    Der Herr Jesus kannte das Entsetzen der Vorausschau auf die abscheulichen Leiden am Kreuz; daher war Gethsemane für ihn eine furchtbare Versuchung Satans. Aber er kannte keine „Schwachheit" in dem Sinne, daß er auch nur einen einzigen Augen­blick hätte geneigt sein können, dem Leiden aus dem Weg zu gehen. Er kannte die Sünde nicht und daher auch keinen Eigenwillen. Die Vorausschau auf das Leiden erfüllte ihn mit Abscheu. Aber in keinem Moment wurde sein Wille stärker als der Wille Gottes oder wünschte er, gegen den Willen Gottes zu handeln. Er kannte alle Versuchungen, in die wir auch geraten können. Er kennt sie soviel intensiver als wir. Für wen von uns hat das Voraussehen von Leiden jemals das Voraussehen der Gottverlassenheit bedeutet?? Vielleicht denken wir, daß der Herr unsere Schwachheiten doch nicht so gut kennen kann, weil er die innerliche Verführung der Sünde nicht gekannt hat. Aber das ist nicht richtig. Christus fühlte die Versuchungen stärker als wir, gerade weil er ohne Sünde war. In dem Moment, wo die Sünde Anziehungskraft auf uns ausübt und wir „schwach" werden, d.h. verführt werden, der Versuchung nachzugeben, leiden wir nicht mehr. Aber Christus fühlte intensiver als wir das Ent­setzliche der Versuchung und er kannte die Verführung, der Versuchung nachzuge­ben nicht. Ganz abgesehen von der Tatsache, daß wir viele von seinen Versuchungen nicht einmal (oder nicht in dieser Form) erleben. Das sind drei Gründe, die zeigen, daß er die Versuchung viel tiefer erfahren hat als wir. Darum kann er auch so voll­kommen mitleiden und mitfühlen mit unseren „Schwachheiten".

    Mitleid: Weil Christus in den Versuchungen war, kann er vollkommen mit uns mit­leiden (sich ganz in unsere Lage versetzen, fühlen was wir fühlen, uns verstehen und uns dadurch unterstützen). Weil Christus jetzt nicht mehr in den Versuchungen ist, kann er jetzt, wo er selbst über die Umstände erhaben ist, vollkommen unsere Schwachheiten tragen und uns stützen. Ich habe schon darauf hingewiesen, daß Schwachheiten nicht mit Sünden gleichzusetzen sind. Es wäre schrecklich zu unter­stellen, daß Christus mit unseren Sünden Mitleid hat. Dennoch haben wir Christus auch nötig, wenn wir gesündigt haben. Aber dann ist er nicht unser Hoherpriester bei Gott, sondern unser Sachwalter bei dem Vater (1.Joh 2,1) - das ist ein großer Unter­schied. Der Hebr spricht nicht über unsere Beziehung zum Vater (außer in 12,7-10 in einem Vergleich im Zusammenhang mit der Zucht), sondern über unsere Beziehung zu Gott. Der Hebr sieht uns als ehemalige Sünder, die ein für allemal geheiligt und vollkommen gemacht worden sind (8,12; 9,14; 10,12,14,17f). Daher spricht der Brief nicht mehr über das Sündigen der Gläubigen; ihre Beziehung als verantwortli­che Menschen vor Gott ist ein für allemal in Ordnung gebracht. Wenn der Hebr noch über unsere Sünden spricht, dann ist das Rebellion gegen Gott, der Abfall der Beken­ner (10,26-31). Aber im 1.Joh geht es um unser Verhältnis als Kinder zum Vater. Die Sünden der Gläubigen können niemals mehr ihre gereinigte Beziehung zu Gott, dem Richter zerstören, sie können wohl die Gemeinschaft zwischen dem Vater und sei­nem Kind zerstören. Im Hebr ist nicht mehr die Rede von den Sünden der Gläubigen. Sie haben aber wohl mit Schwachheiten und Versuchungen zu tun. Daher haben sie einen Hohenpriester bei Gott nötig. Im 1.Joh geht es um die zarte und verletzbare Intimität zwischen dem Vater und seinem Kind, die allzu leicht durch Sünden zer­stört werden kann; daher haben die Gläubigen einen Sachwalter bei dem Vater nötig.
    Der UrHeilige
    vertritt uns bei Gott und stützt, tröstet und unterstützt uns in unse­ren Prüfungen; der Sachwalter tritt aufgrund seines Blutes beim Vater für uns ein und bringt uns durch Gottes Wort (vgl. Hebr 4,12f) zur Einsicht und zum Bekenntnis. In der Tat kann man Aaron als Bild des Hohenpriesters und des Sachwalters ansehen. Als Hoherpriester trug er das Volk auf seinen Schultern und auf seiner Brust (Bild der Kraft bzw. der Liebe, mit der Christus seinen hohenpriesterlichen Dienst ausübt) vor das Angesicht Gottes. Aber er trug auch das Zeichen der Heiligkeit Gottes auf seiner Stirn, den goldenen Schild mit den Worten: „Heiligkeit dem Jahwe" (oder: Jahwe geheiligt) (2.Mo 28,36-38).
    Ausgenommen die Sünde: Es heißt hier nicht „Sünden", obwohl es wahr ist, daß Christus keine Sünden getan hat (1.Petr 2,22); aber hier geht es darum, daß er keine Sünde gekannt hat (2.Kor 5,21): Die Sünde war nicht in ihm (1.Joh 3,5). Er konnte nicht durch die Sünde angezogen und verleitet werden, sie fand in ihm keinen Anknüpfungspunkt, so wie das bei uns wohl der Fall ist, weil wir eine sündige Natur haben. Er kannte keine Momente der Schwachheit - aber er kann (weil er Gott ist) das mitempfinden, was ein Mensch erfährt, der Prüfungen und Leiden durchmacht (weil er Mensch ist). Sein Leiden wurde nicht durch die Sünde verursacht - wie das leider bei uns wohl der Fall ist (1.Petr 2,20; 3,17; 4,15) - und sein Leiden führte ihn nicht zur Sünde. Er hat die Prüfungen, die der Teufel auf unseren Weg bringen kann, vollkommen kennengelernt. Aber weil er ohne Sünde war, kannte er sie nicht als Schwachheiten. Er hatte selbst keinen Hohenpriester nötig. Aber er ist nun unser Hoherpriester, denn für uns bedeuten die Prüfungen „Schwachheiten". Weil er die Prüfungen selbst kennengelernt hat, kann er mit uns mitleiden (buchstäblich steht hier „sympathisieren") in den Dingen, die für uns Schwachheiten sind. Wenn die Versuchung schwer auf uns eindringt, fühlen wir uns schwach. Wir fühlen die Bedro­hung, daß wir zurückweichen, versagen und fallen können. Wir rufen dann zu ihm, weil wir fühlen, daß wir das Bekenntnis nicht länger festhalten können. Und dann ist er da, um uns zu stützen. Er tut das, indem er uns seine eigene Person vorstellt und zwar als Vorbild auf der Erde und als das Ziel im Himmel.
    V 16: Der Thron der Gnade: Hier haben wir den vierten und letzten „Laßt-uns-Auf­rul" in diesem Kapitel (siehe V.1.11.14): Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade. Mit „Freimütigkeit", weil meine Sünden weggetan sind. Ich kann Gott frei in die Augen sehen. Mit „Freimütigkeit" aber auch, weil droben am Thron der Gnade ein Hoherpriester ist, der vollkommen mit meinen Schwachheiten mitfühlen kann. Den Ansporn „mit Freimütigkeit zu nahen" finden wir auch in 10,19-22. Dort steht er aber mehr in Verbindung mit dem Gottesdienst (wir werden Idas noch sehen).

    Das sind zwei wichtige Gründe, weshalb wir in das Heiligtum ein­gehen und Gott nahen:

    (a) um Hilfe zu empfangen wegen unserer Schwachheiten (also, um etwas zu empfangen) und
    (b) um Opfer der Anbetung zu bringen (also, um etwas zu geben). In unserem Vers haben wir also wieder mit der Bildersprache des Dienstes in der Stiftshütte zu tun.

    Christus ist als Hoherpriester durch die Himmel gegangen und hat bei Gott, auf seinem Thron, seinen Platz eingenommen. Was entsprach in der Stiftshütte dem Throne Gottes? Die Lade Jahwes. Sie stand im Allerheiligsten (ein Bild des Himmels der Himmel) und repräsentierte die Anwe­senheit Gottes. Gott thronte über den Cherubim, die auf dem Sühndeckel standen (Ps 80,1). Die Cherubim repräsentierten die Heiligkeit Gottes im Gericht. Sie blickten auf das heilige Gesetz Gottes, das in der Lade lag. Darum war die Lade tatsächlich ein Gerichtsthron. Das Gericht konnte nur dadurch abgewendet werden, daß der UrHeiligen
    einmal im Jahr in das Heiligtum hineinging, um das Blut der Opfertiere (Stier und Bock) auf den Sühndeckel zu sprengen. Auch für Christus war der Thron Gottes ein Gerichtsthron: Der Fluch des Gesetzes kam auf ihn nieder (Gal 3,13). Aber danach ist er ein für allemal mit seinem eigenen Blut in das Heiligtum eingegangen (9,11-14.22-26; 10,5-14). Er steht nicht im Heiligtum, als ob das Werk immer noch nicht vollendet wäre (die Priester im Alten Testament standen bei der Verrichtung ihres Dienstes), sondern er hat sich als Triumphator gesetzt, weil sein Blut die Sünden der Seinen wirksam und für ewig weggenommen hat. Daher hat der alte Gerichtsthron für die Gläubigen den Charakter eines Gnadenthrones ange­nommen.

    Das Blut Christi befindet sich auf dem Sühnungsdeckel. Gott hat Christus selbst für uns zu einem „Sühnungsdeckel", in Röm 3,25 mit „Gnadenstuhl" über­setzt, dargestellt. Daher gehen wir mit Freimütigkeit zu dem Thron der Gnade: Chri­sti Blut ist auf dem Sühnungsdeckel, er selbst ist dort als unser Fürsprecher und sein Mitleiden mit unseren Schwachheiten nimmt den letzten Zweifel bei uns weg.

    Nahen: Man beachte, daß hier nicht steht, daß wir zu dem Hohenpriester, sondern zu dem Thron, d.h. zu Gott selbst nahen.

    Der UrHeilige
    tritt gerade für uns bei Gott ein, damit wir immer freimütig zu Gott nahen können (vgl. 7,25; 11,6). Wir gehen nicht zu einem irdischen Priester mit der Bitte, daß er für uns bei Christus vermittle; nein, wir dürfen freimütig und direkt zum Throne Gottes nahen (vgl. Job 14,14; 16,26f im Zusammenhang mit unserem Verhältnis zum Vater). Wir „nahen", indem wir ganz einfach im direkten, aufrichtigen Gebet zu Gott kommen, ganz gleich, ob in unserer Kammer oder in den Zusammenkünften der Versammlung. Wir tun das in Form von gesprochenen Gebeten oder gesungenen Liedern, die den Cha­rakter von Gebeten haben. Natürlich brauchen wir, wenn es um die Frage geht, zu wem wir eigentlich nahen, keinen großen Unterschied zwischen Gott und dem Hohenpriester zu machen. Unser Hoherpriester ist Gott, der Sohn, und er sitzt auch auf dem Thron Gottes, dem Thron der Gnade. Die Gedanken Gottes und des Hohen­priesters über uns sind in vollkommener Harmonie miteinander. Christus kann mit uns mitleiden und Gott schenkt uns Barmherzigkeit und Gnade. Der Thron ist uns wohlgesonnen, weil Gott Christus wohlgesonnen ist. Christus repräsentiert uns, und daher richtet sich alles Wohlgefallen Gottes über den Herrn Jesus auch auf uns.

    Nahen ( 7x ) oder hinzutreten
    Proserchomei
    4,16 hinzutreten zum Thron der Gnade
    7,25 zu eretten, die durch ihn Gott nahen
    10,1 die Hinzunahenden vollkommen machen
    10,22 hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen
    11,6 wer Gott naht, muss glauben, dass er ist

    Engizo
    7,19 die Einführung einer besseren Hoffnung, durch welche wir Gott nahen
    10,25 jemehr ihr den Tag herannahen seht

    Weil der UrHeilige auf dem Thron ist, dürfen wir von dem Thron die höchsten Seg­nungen für unsere Pilgerreise erwarten.
    Der UrHeilige
    auf dem Thron trägt die Seinen in Liebe auf seinem Herzen (vgl. den Brustschild Aarons mit den Namen der zwölf Stämme Israels) und in Kraft auf seinen Schultern (vgl. die Schulterstücke Aarons).
    Barmherzigkeit und Gnade: Die Gläubigen werden mit ernsten und gefährlichen Ver­suchungen in der Wüste konfrontiert. Sie fühlen diese als Schwachheiten, erkennen die Gefahr, den Versuchungen nachzugeben, und flüchten daher in ihrer Not zum Thron der Gnade. Sie kommen nicht, weil sie gefehlt haben - dafür haben sie den Sachwalter beim Vater - sondern, weil sie sich ihrer Schwachheiten bewußt sind und einsehen, daß, wenn Gott ihnen nicht hilft, sie fallen können. Das ist ein großer Unter­schied! Der Thron Gottes steht immer in Verbindung mit seiner Regierung: Wenn wir es mit Schwachheiten zu tun haben, gehen wir zu dein Thron und empfangen dort Barmherzigkeit; aber wenn wir sündigen, kommt der Thron gleichsam zu uns, und zwar mit Zucht. Aber es geschieht immer in Gnade, denn wir sind und bleiben Gottes Kinder. Barmherzigkeit haben wir nötig, wenn wir schwach sind. Das ist nicht dassel­be wie Gnade.
    Barmherzigkeit ist Gottes Erbarmen mit unseren schwierigen und elen­den Umständen; Gnade ist positive Gunsterweisung, wo keine Ansprüche und keine Rechte bestehen. Gottes Barmherzigkeit stützt mich in schwierigen Umständen. Gna­de hebt mich über die Umstände hinaus und macht mir aufs neue meine Stellung in der Gunst Gottes bewußt. Wie wichtig ist es, immer zur rechten Zeit zum Thron der Gnade zu gehen, nämlich dann, wenn wir in Schwachheiten und daher in großen Gefahren sind, damit wir auch zur rechten Zeit Gottes Barmherzigkeit und Gnade zu unserer Hilfe empfangen. Vielleicht be­deutet „empfangen" das, was wir hier in unseren Umständen bekommen und „fin­den", daß Gott uns über die Umstände hinaus erheben will, um dort, über den Umständen, seine Gnade anzutreffen.
    Freimütigkeit
    3,6 die Freimütigkeit festhalten
    4,16 mit Freimütigkeit hinzutreten
    10,19 Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum
    10,35 Werfet eure Zuversicht ( Freimütigkeit ) nicht weg

    Angehängte Dateien
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6
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