Liebe Forumleser,
in diesem Beitrag möchte ich auf die Verheissung in Jes. 9,1-2 eingehen. Diese Verheissung enthält viel Hoffnung. Sie erfüllte sich mit dem Kommen JESU (Mt. 4,12-16).
Einleitung
Die Verheissung in Jes. 9,1-2 hat sehr viel mit der Geographie der Region rund um das galiläische Meer zu tun. Sie hat auch sehr viel mit der Geschichte des Volkes Israel zu tun. Im Besonderen mit der Geschichte der Juden, die ins Exil nach Babylon mussten.
Dieser Beitrag steht auch in engem Zusammenhang mit jenem zum Stamm Sebulon und Naphtali auf diesem Forum. Es ist empfehlenswert, jene Beiträge ebenfalls zu lesen.
Bibelübersetzung
Zum Verständnis dieser Prophezeiung ist eine präzise Wort-für-Wort-Übersetzung unerlässlich. Ich habe mir die Schlüsselbegriffe in den Originalsprachen sehr genau angeschaut und Vergleiche mit den verschiedensten Bibelübersetzungen angestellt. Ich erlaube mir, ein Beispiel zu geben. Ich wähle Mt. 4,15. Unter den griechischen Text setze ich die entsprechenden deutschen Begriffe.
Mt. 4,15:
γη ζαβουλων και γη νεφθαλιμ οδον θαλασσης περαν του ιορδανου γαλιλαια των εθνων.
Land Sebulon und Land Naphtali Weg Meeres jenseits des Jordan Galiläa der Nationen.
Die Elberfelder wiedergibt Mt. 4,15 jedoch wie folgt:
Land Sebulon und Land Naphtali, gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen.
Der griechische Text spricht jedoch vom Weg des Meeres, der Via Maris. Elberfelder wiedergibt diese Stelle m.E. unpräzise. Dies erstaunt umso mehr, als auch Jes. 9,1 eindeutig diesen Meerweg erwähnt. Die Handelsstrasse Via Maris war ein Standardbegriff in der Antike (siehe Beitrag zu Sebulon).
Die Übersetzung von Young’s Literal Translation wiedergibt m.E. diesen Text am treffendsten. Ich halte mich deshalb an Young’s Literal Translation für diese Textstelle. Sonst benutze ich gerne die Elberfelder.
Verheissungen im vollen Wortlaut
Nun zitiere ich die vollständigen Verse aus Jes. 9,1-2 und Mt. 4,15-16. Bibelübersetzung: Young’s Literal Translation. Die Übersetzung von der englischen in die deutsche Sprache habe ich selber vorgenommen.
Jes 9,1-2:
Wie die frühere Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali erhellte, so hat die letzte Zeit den Weg des Meeres [Via Maris] geehrt, jenseits des Jordans, und den Distrikt der Nationen. Das Volk, das in der Finsternis wandert, hat ein grosses Licht gesehen, über den Ansässigen des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeschienen.
[As the former time made light the land of Zebulun and the land of Naphtali, so the latter has honoured the way of the sea, beyond the Jordan, Galilee of the nations. The people who are walking in darkness have seen a great light, dwellers in a land of death-shade, light has shone upon them.] (Young’s Literal Translation).
Mt. 4,15-16:
Land Sebulon und Land Naphtali, Weg des Meeres [Via Maris], jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen: Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein grosses Licht gesehen, und denen, die im Land und Schatten des Todes sitzen, ist Licht aufgegangen.
[Land of Zebulun and land of Naphtali, way of the sea, beyond the Jordan, Galilee of the nations! -- The people that is sitting in darkness saw a great light, and to those sitting in a region and shadow of death -- light arose to them.] (Young’s Literal Translation).
Schlüsselbegriffe
Die Prophezeiung enthält einige geographische und geschichtliche Schlüsselbegriffe. Ohne diese Schlüsselbegriffe kann man die Botschaft der Prophezeiung schwerlich verstehen.
Die Schlüsselbegriffe lauten:
- Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim) Galiläa der Nationen (griech. γαλιλαια των εθνων)
- Weg des Meeres (griech. οδον θαλασσης)
- jenseits des Jordan
- frühere Zeit
- letzte Zeit
- das Volk (hebr. am; griech. λαος)
- wandern und sitzen (ansässig werden)
Distrikt der Nationen
Die Stammesgebiete von Sebulon und Naphtali wurden zum Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim). Bei der Überführung des hebräischen Begriffes galil ha’gojim in die griechische Sprache entstand der Begriff Galiläa. Der Landstrich Galiläa war vom 8. bis zum 1. Jh. v. Chr. unter nicht-jüdischer Herrschaft. Die Nationen - Assyrer bis Römer - regierten über diese Gegend. Deshalb die Bezeichnung Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim).
Die Via Maris
Der Weg des Meeres (Via Maris) war eine wichtige - wenn nicht gar die wichtigste - antike internationale Handelsroute im Nahen Osten. Sie verband Ägypten mit dem Zweistromland (Mesopotamien).
Die Via Maris folgte, von Ägypten herkommend, der Mittelmeerküste, umlief den Karmel im Osten und erreichte Megiddo in der Jesreel-Ebene. Sie durchquerte die Stammesgebiete von Issaschar und Sebulon in Richtung galiläisches Meer. Durch das Taubental erreichte die Via Maris die Ebene des heutigen Nof Ginnosar am galiläischen Meer. Von dort führte die Handelsroute nordwärts nach Hazor, dann hinüber auf die Golanhöhe und weiter Richtung Damaskus und Mesopotamien. Auf diese Via Maris beziehen sich sowohl Jes. 9,1 und Mt. 4,15.
Jenseits des Jordan
Das Jenseits des Jordan wird stets aus der Sicht von Jerusalem aus definiert. Etwas liegt jenseits des Jordans, wenn es sich östlich des Jordans befindet.
Judaä jenseits des Jordans
Geographische Lage
Sowohl Matthäus und Markus benutzen diesen Begriff (Mt. 4,25 und 19,1 und Mk. 10,1). Sie sagen, dass sich Jesus nach Judäa jenseits des Jordans begeben habe. Dieses Judäa jenseits des Jordan liegt im Dreieck nördlich des Jarmuk-Flusses und östlich des oberen Jordans. Sprich in der Gaulanitis und Batanäa, was dem heutigen Golan entspricht. Die Via Maris durchquerte dieses Judäa jenseits des Jordan.
Von Juden besiedelt
Mit Judäa jenseits des Jordan hat es folgende Bewandtnis. Im Jahre 586 v. Chr. eroberten die Babylonier Judäa und Jerusalem. Grosse Teile der jüdischen Bevölkerung wurden nach Babylon verschleppt. Erst der Perserkönig Darius erlaubte den Juden die Rückkehr nach Israel (538 v. Chr.). Viele Juden machten sich auf den Weg. Auf der Via Maris reisten sie Richtung Israel. Viele siedelten sich in Jerusalem und Judäa an (siehe Nehemia).
Als Alexander der Grosse den mittleren Osten eroberte (um 330 v. Chr.), begann eine sehr schwierige Zeit. In Jerusalem wurde eine, dem Hellenismus freundlich gesinnte, Regierung eingesetzt. Konservative Juden hatten jedoch grosse Schwierigkeiten mit dem Hellenismus. Sie wanderten deshalb wieder weg von Judäa und Jerusalem. Sie zogen sich zurück in die abgelegene Gegend rund um das galiläische Meer. Sie siedelten sich auch in der Batanäa und in der Gaulanitis an. Sie warteten dort auf den verheissenen Gesalbten Gottes, den Spross Davids (gemäss Jes. 11). Stetig strömten weitere jüdische Volksangehörige auf der Via Maris von Babylon zurück. Auch diese konservativen Gruppen siedelten sich in Wartestellung im Judäa jenseits des Jordan und in Galiläa an. Ihre Erwartung war gross, dass Gott die Geschichte sehr bald wenden würde.
Name
Weil sehr viele Juden in der Batanäa und in der Gaulanitis wohnten, erhielt diese Region nördlich des Jarmuk und östlich des oberen Jordans den Namen Judäa jenseits des Jordan. Das geistliche Zentrum von Judäa jenseits des Jordan war die Stadt Gamala. Sie beherbergte gut 5000 jüdische Volksangehörige. Die Stadt hatte eine Synagoge. Die Römer zerstörten Gamala im Jahre 67 n.Chr. Erst 1967 wurde die Stadt wieder entdeckt. Die Ruinen sind heute für jedermann zugänglich.
Frühere Zeit (erste Zeit)
Der Prophet Jesaja bezieht sich hier auf die Blütezeit Sebulons und Naphtalis vor der Eroberung durch die Assyrer um 730 v. Chr. Der internationale Handel auf der Via Maris brachte den Leuten entlang dieser Handelsstrasse Wohlstand (siehe Beitrag zu Sebulon).
Letzte Zeit (letzte Tage)
Der Begriff letzte Zeit (oder letzte Tage) war ein einschlägiger Begriff in konservativen, hebräisch-jüdischen Kreisen. Propheten und konservative Juden erwarteten das Kommen des Gesalbten Gottes in dieser Zeitperiode. Sie wird letzte Zeit genannt, weil danach der Gesalbte Gottes die Herrschaft antreten wird. Die Zeitperiode in der JESUS erschien, wurde als diese Zeit verstanden. Deshalb benutzt die Apostelgeschichte genau diesen Begriff, um die Ausgiessung des Heiligen Geistes zeitlich einzuordnen.
Apg 2,17:
Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgiessen werde […].
Das Volk
Man beachte, dass die Prophezeiung von dem Volk (hebr. am; griech. λαος) spricht. Nicht von Völkern. Die Prophezeiung spricht auch nicht von Heiden oder Nationen. Wer ist nun das Volk, das im Finsteren sitzt? Es handelt sich um die konservativen Juden, die sich in der Region des galiläischen Meeres niedergelassen hatten (siehe Abschnitt Judäa jenseits des Jordan).
Das Volk sitzt im Finsteren. Es sitzt sozusagen in einem finsteren Reich. Denn es herrschen andere Herrscher, nur nicht der verheissene Gesalbte Gottes, der Spross Davids.
Auch JESUS verstand unter diesem Volk die Juden. Denn er sagte (Zitat): Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Ende Zitat, Mt. 15,24). Siehe auch Mt. 10,5-15.
Wandern und Sitzen
Die Verheissung in Jes. 9,2 betont beides: das Wandern und das Sitzen (das Ansässig werden). Das jüdische Volk wanderte auf der Via Maris von Babylon nach Israel zurück. Dann liessen sich viele konservative Juden in Warteposition im Norden Israels nieder und wurden ansässig.
Das Zitat in Matthäus 4,16 betont das Sitzen (ansässig sein). Das Verb wandern (in Jes. 2) wird durch sitzen ersetzt. Dies wiedergibt die Situation auch treffender. Zur Zeit JESU war keine nennenswerte Rückwanderung aus Babylon festzustellen. Diejenigen, die zurückgekommen waren, waren ansässig geworden.
Zusammenfassung der Verheissung
In dieser kurzen Zusammenfassung möchte ich nochmals das Zitat in Mt. 4,15-16 betrachten.
Mt. 4,15:
Land Sebulon und Land Naphtali, Weg des Meeres [Via Maris], jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen.
Vers 15 umreisst die geographische Ausdehnung. Die Beschreibung macht deutlich, dass die Verheissung neben Galiläa auch die Region östlich des oberen Jordans einschliesst.
Mt. 4,16:
Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein grosses Licht gesehen, und denen, die im Land und Schatten des Todes sitzen, ist Licht aufgegangen.
Vers 16 bestätigt, dass das konservative jüdische Volk in dieser Region den Gesalbten kommen sieht. Das Licht ging auf mit dem Kommen JESU.
Matthäus beschreibt die Erfüllung dieser Verheissung wie folgt (Mt. 4,12-14):
Als ER aber gehört hatte, dass Johannes überliefert worden war, entwich er nach Galiläa und verlassen habend Nazara kam und wohnte er in Kapernaum, das am See liegt, in dem Gebiet von Sebulon und Naphtali damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist.
in diesem Beitrag möchte ich auf die Verheissung in Jes. 9,1-2 eingehen. Diese Verheissung enthält viel Hoffnung. Sie erfüllte sich mit dem Kommen JESU (Mt. 4,12-16).
Einleitung
Die Verheissung in Jes. 9,1-2 hat sehr viel mit der Geographie der Region rund um das galiläische Meer zu tun. Sie hat auch sehr viel mit der Geschichte des Volkes Israel zu tun. Im Besonderen mit der Geschichte der Juden, die ins Exil nach Babylon mussten.
Dieser Beitrag steht auch in engem Zusammenhang mit jenem zum Stamm Sebulon und Naphtali auf diesem Forum. Es ist empfehlenswert, jene Beiträge ebenfalls zu lesen.
Bibelübersetzung
Zum Verständnis dieser Prophezeiung ist eine präzise Wort-für-Wort-Übersetzung unerlässlich. Ich habe mir die Schlüsselbegriffe in den Originalsprachen sehr genau angeschaut und Vergleiche mit den verschiedensten Bibelübersetzungen angestellt. Ich erlaube mir, ein Beispiel zu geben. Ich wähle Mt. 4,15. Unter den griechischen Text setze ich die entsprechenden deutschen Begriffe.
Mt. 4,15:
γη ζαβουλων και γη νεφθαλιμ οδον θαλασσης περαν του ιορδανου γαλιλαια των εθνων.
Land Sebulon und Land Naphtali Weg Meeres jenseits des Jordan Galiläa der Nationen.
Die Elberfelder wiedergibt Mt. 4,15 jedoch wie folgt:
Land Sebulon und Land Naphtali, gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen.
Der griechische Text spricht jedoch vom Weg des Meeres, der Via Maris. Elberfelder wiedergibt diese Stelle m.E. unpräzise. Dies erstaunt umso mehr, als auch Jes. 9,1 eindeutig diesen Meerweg erwähnt. Die Handelsstrasse Via Maris war ein Standardbegriff in der Antike (siehe Beitrag zu Sebulon).
Die Übersetzung von Young’s Literal Translation wiedergibt m.E. diesen Text am treffendsten. Ich halte mich deshalb an Young’s Literal Translation für diese Textstelle. Sonst benutze ich gerne die Elberfelder.
Verheissungen im vollen Wortlaut
Nun zitiere ich die vollständigen Verse aus Jes. 9,1-2 und Mt. 4,15-16. Bibelübersetzung: Young’s Literal Translation. Die Übersetzung von der englischen in die deutsche Sprache habe ich selber vorgenommen.
Jes 9,1-2:
Wie die frühere Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali erhellte, so hat die letzte Zeit den Weg des Meeres [Via Maris] geehrt, jenseits des Jordans, und den Distrikt der Nationen. Das Volk, das in der Finsternis wandert, hat ein grosses Licht gesehen, über den Ansässigen des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeschienen.
[As the former time made light the land of Zebulun and the land of Naphtali, so the latter has honoured the way of the sea, beyond the Jordan, Galilee of the nations. The people who are walking in darkness have seen a great light, dwellers in a land of death-shade, light has shone upon them.] (Young’s Literal Translation).
Mt. 4,15-16:
Land Sebulon und Land Naphtali, Weg des Meeres [Via Maris], jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen: Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein grosses Licht gesehen, und denen, die im Land und Schatten des Todes sitzen, ist Licht aufgegangen.
[Land of Zebulun and land of Naphtali, way of the sea, beyond the Jordan, Galilee of the nations! -- The people that is sitting in darkness saw a great light, and to those sitting in a region and shadow of death -- light arose to them.] (Young’s Literal Translation).
Schlüsselbegriffe
Die Prophezeiung enthält einige geographische und geschichtliche Schlüsselbegriffe. Ohne diese Schlüsselbegriffe kann man die Botschaft der Prophezeiung schwerlich verstehen.
Die Schlüsselbegriffe lauten:
- Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim) Galiläa der Nationen (griech. γαλιλαια των εθνων)
- Weg des Meeres (griech. οδον θαλασσης)
- jenseits des Jordan
- frühere Zeit
- letzte Zeit
- das Volk (hebr. am; griech. λαος)
- wandern und sitzen (ansässig werden)
Distrikt der Nationen
Die Stammesgebiete von Sebulon und Naphtali wurden zum Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim). Bei der Überführung des hebräischen Begriffes galil ha’gojim in die griechische Sprache entstand der Begriff Galiläa. Der Landstrich Galiläa war vom 8. bis zum 1. Jh. v. Chr. unter nicht-jüdischer Herrschaft. Die Nationen - Assyrer bis Römer - regierten über diese Gegend. Deshalb die Bezeichnung Distrikt der Nationen (hebr. galil ha’gojim).
Die Via Maris
Der Weg des Meeres (Via Maris) war eine wichtige - wenn nicht gar die wichtigste - antike internationale Handelsroute im Nahen Osten. Sie verband Ägypten mit dem Zweistromland (Mesopotamien).
Die Via Maris folgte, von Ägypten herkommend, der Mittelmeerküste, umlief den Karmel im Osten und erreichte Megiddo in der Jesreel-Ebene. Sie durchquerte die Stammesgebiete von Issaschar und Sebulon in Richtung galiläisches Meer. Durch das Taubental erreichte die Via Maris die Ebene des heutigen Nof Ginnosar am galiläischen Meer. Von dort führte die Handelsroute nordwärts nach Hazor, dann hinüber auf die Golanhöhe und weiter Richtung Damaskus und Mesopotamien. Auf diese Via Maris beziehen sich sowohl Jes. 9,1 und Mt. 4,15.
Jenseits des Jordan
Das Jenseits des Jordan wird stets aus der Sicht von Jerusalem aus definiert. Etwas liegt jenseits des Jordans, wenn es sich östlich des Jordans befindet.
Judaä jenseits des Jordans
Geographische Lage
Sowohl Matthäus und Markus benutzen diesen Begriff (Mt. 4,25 und 19,1 und Mk. 10,1). Sie sagen, dass sich Jesus nach Judäa jenseits des Jordans begeben habe. Dieses Judäa jenseits des Jordan liegt im Dreieck nördlich des Jarmuk-Flusses und östlich des oberen Jordans. Sprich in der Gaulanitis und Batanäa, was dem heutigen Golan entspricht. Die Via Maris durchquerte dieses Judäa jenseits des Jordan.
Von Juden besiedelt
Mit Judäa jenseits des Jordan hat es folgende Bewandtnis. Im Jahre 586 v. Chr. eroberten die Babylonier Judäa und Jerusalem. Grosse Teile der jüdischen Bevölkerung wurden nach Babylon verschleppt. Erst der Perserkönig Darius erlaubte den Juden die Rückkehr nach Israel (538 v. Chr.). Viele Juden machten sich auf den Weg. Auf der Via Maris reisten sie Richtung Israel. Viele siedelten sich in Jerusalem und Judäa an (siehe Nehemia).
Als Alexander der Grosse den mittleren Osten eroberte (um 330 v. Chr.), begann eine sehr schwierige Zeit. In Jerusalem wurde eine, dem Hellenismus freundlich gesinnte, Regierung eingesetzt. Konservative Juden hatten jedoch grosse Schwierigkeiten mit dem Hellenismus. Sie wanderten deshalb wieder weg von Judäa und Jerusalem. Sie zogen sich zurück in die abgelegene Gegend rund um das galiläische Meer. Sie siedelten sich auch in der Batanäa und in der Gaulanitis an. Sie warteten dort auf den verheissenen Gesalbten Gottes, den Spross Davids (gemäss Jes. 11). Stetig strömten weitere jüdische Volksangehörige auf der Via Maris von Babylon zurück. Auch diese konservativen Gruppen siedelten sich in Wartestellung im Judäa jenseits des Jordan und in Galiläa an. Ihre Erwartung war gross, dass Gott die Geschichte sehr bald wenden würde.
Name
Weil sehr viele Juden in der Batanäa und in der Gaulanitis wohnten, erhielt diese Region nördlich des Jarmuk und östlich des oberen Jordans den Namen Judäa jenseits des Jordan. Das geistliche Zentrum von Judäa jenseits des Jordan war die Stadt Gamala. Sie beherbergte gut 5000 jüdische Volksangehörige. Die Stadt hatte eine Synagoge. Die Römer zerstörten Gamala im Jahre 67 n.Chr. Erst 1967 wurde die Stadt wieder entdeckt. Die Ruinen sind heute für jedermann zugänglich.
Frühere Zeit (erste Zeit)
Der Prophet Jesaja bezieht sich hier auf die Blütezeit Sebulons und Naphtalis vor der Eroberung durch die Assyrer um 730 v. Chr. Der internationale Handel auf der Via Maris brachte den Leuten entlang dieser Handelsstrasse Wohlstand (siehe Beitrag zu Sebulon).
Letzte Zeit (letzte Tage)
Der Begriff letzte Zeit (oder letzte Tage) war ein einschlägiger Begriff in konservativen, hebräisch-jüdischen Kreisen. Propheten und konservative Juden erwarteten das Kommen des Gesalbten Gottes in dieser Zeitperiode. Sie wird letzte Zeit genannt, weil danach der Gesalbte Gottes die Herrschaft antreten wird. Die Zeitperiode in der JESUS erschien, wurde als diese Zeit verstanden. Deshalb benutzt die Apostelgeschichte genau diesen Begriff, um die Ausgiessung des Heiligen Geistes zeitlich einzuordnen.
Apg 2,17:
Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgiessen werde […].
Das Volk
Man beachte, dass die Prophezeiung von dem Volk (hebr. am; griech. λαος) spricht. Nicht von Völkern. Die Prophezeiung spricht auch nicht von Heiden oder Nationen. Wer ist nun das Volk, das im Finsteren sitzt? Es handelt sich um die konservativen Juden, die sich in der Region des galiläischen Meeres niedergelassen hatten (siehe Abschnitt Judäa jenseits des Jordan).
Das Volk sitzt im Finsteren. Es sitzt sozusagen in einem finsteren Reich. Denn es herrschen andere Herrscher, nur nicht der verheissene Gesalbte Gottes, der Spross Davids.
Auch JESUS verstand unter diesem Volk die Juden. Denn er sagte (Zitat): Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Ende Zitat, Mt. 15,24). Siehe auch Mt. 10,5-15.
Wandern und Sitzen
Die Verheissung in Jes. 9,2 betont beides: das Wandern und das Sitzen (das Ansässig werden). Das jüdische Volk wanderte auf der Via Maris von Babylon nach Israel zurück. Dann liessen sich viele konservative Juden in Warteposition im Norden Israels nieder und wurden ansässig.
Das Zitat in Matthäus 4,16 betont das Sitzen (ansässig sein). Das Verb wandern (in Jes. 2) wird durch sitzen ersetzt. Dies wiedergibt die Situation auch treffender. Zur Zeit JESU war keine nennenswerte Rückwanderung aus Babylon festzustellen. Diejenigen, die zurückgekommen waren, waren ansässig geworden.
Zusammenfassung der Verheissung
In dieser kurzen Zusammenfassung möchte ich nochmals das Zitat in Mt. 4,15-16 betrachten.
Mt. 4,15:
Land Sebulon und Land Naphtali, Weg des Meeres [Via Maris], jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen.
Vers 15 umreisst die geographische Ausdehnung. Die Beschreibung macht deutlich, dass die Verheissung neben Galiläa auch die Region östlich des oberen Jordans einschliesst.
Mt. 4,16:
Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein grosses Licht gesehen, und denen, die im Land und Schatten des Todes sitzen, ist Licht aufgegangen.
Vers 16 bestätigt, dass das konservative jüdische Volk in dieser Region den Gesalbten kommen sieht. Das Licht ging auf mit dem Kommen JESU.
Matthäus beschreibt die Erfüllung dieser Verheissung wie folgt (Mt. 4,12-14):
Als ER aber gehört hatte, dass Johannes überliefert worden war, entwich er nach Galiläa und verlassen habend Nazara kam und wohnte er in Kapernaum, das am See liegt, in dem Gebiet von Sebulon und Naphtali damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist.
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