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Der Gebrauch von teleios und verwandten Wörtern im Neuen Testament

 

Benedikt Peters, CH-Arbon

 

(Die Bibelstellen wurden mit Hilfe von https://bible.gospelcom.net/cgi-bin/bible?language=german eingefügt,

und zwar nach der unrevidierten Elberfelder Übersetzung)

 

1.  Das Vorkommen von teleios

Das Wort kommt an 17 Stellen des NT vor, nämlich in:

 

- Matth. 5:48

     48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

- Matth. 19:21

21 Jesus sprach zu ihm: Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Und komm, folge mir nach!

- Röm. 12:2

2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

 - 1. Kor. 2:6

6 Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, jedoch nicht Weisheit dieses Zeitalters, noch der Fürsten dieses Zeitalters, die zunichte werden,

 - 1. Kor. 13:10

9 Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise;
10 wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden.

- 1. Kor. 14:20

20 Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene.

- Eph. 4:13

13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.

 - Phil. 3:15

15 Soviele nun vollkommen sind, laßt uns darauf bedacht sein! Und wenn ihr in irgend etwas anders denkt, so wird euch Gott auch dies offenbaren.

 - Kol. 1:28

28 Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen;

 

- Kol. 4:12

12 Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in den Gebeten, daß ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes dasteht.

 - Hebr. 5:14

14 die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen.

- Hebr. 9:11

11 Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt - das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist -

- Jak. 1:4

4 Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt.

 - Jak. 1:17

17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten.

 - Jak. 1:25

25 Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.

 - Jak. 3:2

2 denn wir alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln.

 

- 1. Joh. 4:18..

18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.

 

2.  Die verschiedenen Bedeutungen

 

teleios kann im NT folgende Bedeutungen haben:

- sittlich vollkommen (von Personen): Matth. 5:48; 1. Kor. 2:6; Kol. 1:28 (s. unter 1.)

- perfekt, vollkommen (von Dingen): Röm. 12:2; Jak. 1:17; 1. Joh. 4:18 (s. unter 1.)

- erwachsen: 1. Kor. 14:20; Eph. 4:13; Hebr. 5:14 (s. unter 1.)

- vollständig: Jak. 1:4 (siehe unter 1.)

- endgültig (im Gegensatz zu vorläufig): Hebr. 9:11 (s. unter 1.)

 

3.  Die Syntax

 

teleios wird syntaktisch auf drei verschiedene Arten gebraucht:

- als attributives Adjektiv: Röm. 12:2; Hebr. 9:11; Jak. 1:4,17; 3:2; 1. Joh. 4:18 (s. unter 1.)

- als prädikatives Adjektiv: Matth. 5:48; 19:21 (s. unter 1.)

- als substantives Adjektiv: 1. Kor. 2:6; 13:10; 14:20; Hebr. 5:14 (s. unter 1.)

 

teleios wird nie als absolut dastehendes Abstraktum - wie Vollendung, Vollkommenheit etc.
- gebraucht, sondern es hat immer ein genanntes oder ausgelassenes Bezugswort.
 Sollte daher
to teleion in 1. Kor. 13:10 wirklich „die Vollendung“ bedeuten, wäre es ein Sonderfall. Das wäre theoretisch zwar nicht ganz ausgeschlossen, aber bereits jetzt als unwahrscheinlich erkennbar.

 

Zwei weitere Fragen sollen uns weiterbringen: Wie wird nun teleios in der übrigen griechischen Literatur gebraucht? Und wie sehen Abstrakta - wie Vollendung, Vollkommenheit u. a. - im Griechischen normalerweise aus?

 

4.  Der Gebrauch von teleios in vorklassischer und in klassischer Literatur

 

Dieser deckt sich sowohl in der Wortbedeutung als auch in der Verwendung innerhalb des Satzbaus (in der Syntax) weitgehend mit dem NT. Es wird teleios ebenfalls nie als Abstraktum gebraucht. Dafür stehen andere Wörter zur Verfügung wie telos (das Ende), teleuté (Ende, oft auch für das Lebensende, den Tod), teleiotes (Vollständigkeit). Wie im NT kann teleios auch im außerbiblischen Griechisch beides sein: attributives oder prädikatives Adjektiv, oder substantiviertes Adjektiv mit einem nicht genannten, weil selbstverständlichen Bezugswort.

Der Inhalt von teleios ist:

- vollendet, vollkommen

- volljährig, erwachsen

- tadellos (von Opfertieren)

- untrüglich (von einem Vogel, dessen Flug man deutet)

- vollzählig, voll

 

5.  Zur Wortbildung von Abstrakta

 Im Griechischen werden Abstrakta häufig durch die weibliche Endung -ia gebildet. kakos, „schlecht“, wird zu kakia, „Schlechtigkeit“; adikos, „ungerecht“, wird zu adikia, „Ungerechtigkeit“.

 teleios würde dann zu teleia, das im NT so nicht vorkommt; es findet sich aber das um die Vorsilbe syn verstärkte Abstraktum „Vollendung“, und das wird eben verwendet, wenn es um die Vollendung des Zeitalters geht:

 

- Matth. 13:39, 40

39 der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel.
40 Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein.

 

- Matth. 24:3

3 Als er aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger für sich allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?

 - Matth. 28:20

20 und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.

Hätte nun Paulus in 1. Kor. 13 von der Vollendung der Heilsgeschichte beim Kommen des Herrn sprechen wollen, hätte sich dieses Wort geradezu aufgedrängt.

 Es wäre noch ein anderes Wort in Frage gekommen, das anderweitig für das heilsgeschichtliche Ende gebraucht wird: to telos wie in:

  

- Matth. 10:22

22 Und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.

- Matth. 24:6

6 Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Seht zu, erschreckt nicht; denn [dies] alles muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.

- Mark. 13:7

7 Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet, so erschreckt nicht! Es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.

 - Luk. 21:9

9 Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht; denn dies muß zuvor geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da.

- 1. Kor. 15:24

24 dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt; wenn er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat.

- 1. Petr. 4:7

     7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet!

Hingegen wäre to teleion, das Paulus in 1. Kor. 13:10 verwendet, für die „Vollendung“ absolut singulär. Paulus hätte sich dann äußerst mißverständlich, um nicht zu sagen irreführend ausgedrückt.

 

6.  Was meinte Paulus mit to teleion?

Wir müssen zwei Dinge berücksichtigen: erstens den Textzusammenhang; zweitens den Gebrauch des Wortes im übrigen NT.

 

Im 1. Korintherbrief selbst wird teleios einmal gebraucht im Sinne von „sittlich vollkommen“:

1. Kor. 2:6

6 Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, jedoch nicht Weisheit dieses Zeitalters, noch der Fürsten dieses Zeitalters, die zunichte werden,

 

das andere Mal im Sinne von „ausgewachsen = erwachsen“:

1. Kor. 14:20

20 Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene.

 

Im Kapitel 13 spricht Paulus von Dingen, die nur vorläufig, vorbereitend sind, die eben nur Teile des Ganzen bilden.

to teleion bildet den logischen Gegensatz zu den vorläufigen und vorbereitenden Teilen und bezeichnet das Bleibende, das Ganze, das aufs Vollmaß Gebrachte.

 

Es scheint mir auch offenkundig, daß Paulus auf die gängige Bedeutung des Wortes teleios = „erwachsen“ in assoziativer Weise anspielt. Wenn er nämlich vom verschiedenartigen Gebaren des Kindes und des Mannes spricht, wird man unweigerlich an diese Bedeutung des Wortes erinnert, und bekommt so den Eindruck, daß Paulus hier die Richtung weise, in der wir das semantisch recht weite teleios zu deuten haben: „ausgewachsen, komplett, vollständig“.

Auch in 1. Kor. 14:20 (s. oben),

wo teleios verwendet wird, begegnen wir dieser Gegenüberstellung von Kindern und Erwachsenen.

 Es bleibt noch die Frage, welches zum Neutrum to teleion passende Bezugswort in der Wendung des Paulus ausgelassen wurde. Vom direkten Textzusammenhang her bleibt nur to gignoskein (das Erkennen) und to propheteuein (das Weissagen): das vollkommene Erkennen und Weissagen der göttlichen Ratschlüsse.

 Es ließe sich mit Blick auf

Kol. 1:25-28

25 Ihr Diener bin ich geworden nach der Verwaltung Gottes, die mir im Blick auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden:
26 Es ist das Geheimnis, das von den Weltzeiten und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist.
27 Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
28 Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen;

 
auch an das Bezugswort to mysterion (das Geheimnis) denken. Dort spricht Paulus davon, daß das Wort Gottes durch ihn noch auf sein Vollmaß gebracht werden solle (1:25), und daß durch seinen Dienst jeder Mensch „teleios, vollkommen in Christus“ (1:28) dargestellt werde.

 Zum Vergleich bietet sich auch

Röm. 12:2 an:

2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene,

 wo Paulus davon spricht, daß wir durch Erneuerung unseres Sinnes zur Erkenntnis des vollkommenen oder vollständigen Willens Gottes, to telema to teleion gelangen sollen.

to teleion bezieht sich somit auf das vollständige Erkennen und Weissagen, sei es des Geheimnisses, sei es des Willens Gottes.

 Nehmen wir nun alles bisher Erkannte in Betracht, ist der Schluß unausweichlich, daß Paulus in 1. Kor. 13 von etwas spricht, das aufs Vollmaß gebracht zum Abschluß gekommen ist und nun vollständig, komplett dasteht. Etwas frei formuliert, sagt Paulus also in 13:9,10:

„Denn wir erkennen vorläufig nur in Teilstücken, und wir weissagen nur in Teilstücken; wenn aber das vollständige Erkennen und Weissagen da sein wird, dann wird das in Teilstücken Erkennen und Weissagen abgeschafft werden.“

 Das vorläufige Erkennen und Weissagen ist das durch direkte Inspiration gewirkte. Das vollkommene Erkennen und Weissagen ist das auf Gottes inzwischen vollständig abgeschlossenem Wort beruhende. Das vorläufige Erkennen und Weissagen geschah ek merous, stückweise; dem steht das Erkennen des voll geoffenbarten und niedergeschriebenen Ratschlusses Gottes, to teleion, gegenüber.

 7.  Wie gebraucht das NT den Ausdruck ek merous?

 Das Hauptwort meros bedeutet „Teil“, die Präposition ek „aus“. Beides sind häufige Wörter, die Fügung ek merous kommt hingegen im NT nur fünfmal vor, nämlich in:

1. Kor. 12:27

27 Ihr aber seid Christi Leib, und einzeln genommen, Glieder.

und viermal in der hier untersuchten Stelle

13:9,10,12

9 Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise;
10 wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden[1].
11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.
12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.

 In 12:27 (s. oben) lesen wir, daß die einzelnen Gläubigen ek merous Glieder Christi sind, das heißt, „jedes Glied für sich, je einzeln“. Jedes Glied ist lediglich ein Teilstück des Ganzen, als solches aber vollkommen, keineswegs ein „Stückwerk“, also etwas nur halbwegs Vollkommenes, etwas Halbfertiges.

 Genau so verwendet Paulus ek merous auch in 13:9 (s. oben). Er meint damit in sich völlig zuverlässige und an Klarheit nichts ermangelnde einzelne Teile der noch nicht komplett vorliegenden Gesamtoffenbarung, des teleion.

 Wenn wir uns die restlichen Fügungen mit meros im NT ansehen, wird das noch deutlicher. Am häufigsten vertreten ist apo merous:

 - Röm. 11:25

25 Denn ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird;

 - Röm. 15:15

15 Ich habe aber zum Teil euch etwas kühn geschrieben, um euch zu erinnern wegen der mir von Gott verliehenen Gnade,

- Röm. 15:24

24 falls ich nach Spanien reise - denn ich hoffe, auf der Durchreise euch zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich euch vorher etwas genossen habe -,

- 2. Kor. 1:14

14 wie ihr auch uns zum Teil erkannt habt, daß wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsrige seid am Tag unseres Herrn Jesus.

- 2. Kor. 2:5

5 Wenn aber jemand traurig gemacht hat, so hat er nicht mich traurig gemacht, sondern zum Teil - damit ich nicht zuviel sage - euch alle.

 Es meint nun genau das, was viele (durch Luthers unglückliche Übersetzung gefördert) in 1. Kor. 13 unter „Stückwerk“ verstehen:

Röm. 11:25 (s. oben): Den Juden ist nicht vollständig, sondern nur apo merous, Blindheit widerfahren; denn nicht alle sind davon befallen.

 Röm. 15:15 (s. oben): Paulus hat den Römern apo merous, „ein Stückweit“, freimütiger geschrieben, und er möchte sich apo merous, „einigermaßen“ (Röm. 15:24 (s. oben)) an ihnen sättigen.

 2. Kor. 1:14 (s. oben): Die Korinther kennen Paulus apo merous, „zum Teil“, und er ist von ihnen apo merous, „ein Stückweit“, betrübt worden (2. Kor. 2:5 (s. oben)).

 Hätte Paulus sagen wollen, daß wir nur „ein Stückweit“, also unvollkommen erkennen, so wie beispielsweise die Korinther Paulus nur „zum Teil“ kannten, dann hätte Paulus in 1. Kor. 13 niemals ek merous verwendet, sondern eben apo merous.

 Eine andere Möglichkeit, etwas zu bezeichnen, das unvollkommen ist, finden wir in

1. Kor. 11:18

18 Denn erstens höre ich, daß, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, Spaltungen unter euch sind, und zum Teil glaube ich es.

meros ti, „(irgend) ein Stück, ein Stückweit“, glaubte Paulus an die schlechten Meldungen, die ihm aus Korinth zu Ohren gekommen sind.

 Die weiteren präpositionalen Fügungen mit meros sind:

 - ana meros

  1. Kor. 14:27

27 Wenn nun jemand in einer Sprache redet, [so sei es] zu zweien oder höchstens zu dritt und nacheinander, und einer lege aus.

was wörtlich „Teil um Teil“, oder „Stück um Stück“, an dieser Stelle also „einer nach dem andern“ bedeutet.

 - en merei

Kol. 2:16

16 So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats,

 

wörtl. „in Teil“, das ungefähr dem Deutschen „in Sachen...“ entspricht.

 - kata meros

Hebr. 9:5

5 oben über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Versöhnungsdeckel überschatteten, von welchen Dingen jetzt nicht im einzelnen zu reden ist.
 

wörtl. „dem Einzelteil nach“, d. h. „detailliert“, „im einzelnen“.

An allen übrigen Stellen im NT bedeutet meros konkret der Teil oder das Stück.

 Damit ist rein sprachlich die Deutung von ek merous Erkennen als nur stückwerkhaftes Erkennen, welches die Gemeindezeit auf Erden charakterisieren soll, ausgeschlossen. Nein, Paulus will den Korinthern sagen, daß alles Erkennen und Weissagen noch in Einzelteilen (ek merous) geschehe, bis das Vollständige (to teleion), die Gesamtoffenbarung Gottes gekommen und niedergeschrieben sei. So spricht Paulus in 1. Kor. 13 nicht vom Gegensatz gegenwärtige Zeit - kommende Herrlichkeit, sondern vom Gegensatz einleitende Offenbarungsstufe - abgeschlossene Offenbarungsstufe.

 

[1] ) Anm. A. F.: zu beachten ist die Elberf. Übers. mit „weggetan werden“, was ein aktives Handeln (Gottes) erfordert!