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Superzessionismus

Martin Luther
war ebenfalls ein Anhänger des punitiven (strafend) Superzessionismus. (A*1) Für ihn war die Zerstörung Jerusalems der Beweis für Gottes permanente Ablehnung Israels:

«Hör’ zu, Jude, bist du dir bewusst, dass Jerusalem samt deiner Eigenständigkeit, deinem Tempel und deiner Priesterschaft seit mehr als 1460 Jahren in Trümmern liegen?

... Solch leidenschaftlicher Zorn Gottes ist Beweis genug dafür, dass sie in die Irre gegangen und abgefallen sind...
So ist nun dieses Werk des Zornes der Beweis dafür, dass die Juden gewiss von Gott verstossen wurden und nicht mehr sein Volk sind, und Er ist auch nicht mehr ihr Gott.» (1*)


(A*1)
Die theologische Bezeichnung der Ersatztheologie ist "Superzessionismus", was auf die unbiblische Idee zurückzuführen ist, dass die Kirche (= die Gemeinde aus den Heiden) nach dem Kreuz im Herzen und in den Plänen Gottes „an die Stelle Israels tritt“.


(1*)
Martin Luther, «Über die Juden und ihre Lügen»,
in LW 47:138-39. Siehe auch WA 53:418.
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Superzessionismus Irrlehre
beruht auf zwei grundlegenden Überzeugungen:
(1) das Volk Israel habe, aus welchem Grund auch immer, seine Rolle als Volk Gottes abgeschlossen
oder verloren und werde ausserhalb der Gemeinde auch nie mehr eine einzigartige Aufgabe
oder Funktion einnehmen; und

(2) die Gemeinde sei das wahre Volk Israel.
Sie ist das eigentliche Volk Gottes und hat Israel für immer ersetzt oder abgelöst.
Im Hinblick auf Israel und die Gemeinde ist der Superzessionismus jene Ansicht, wonach die neutestamentliche Gemeinde das neue und/oder wahre Israel sei und das Volk Israel als Gottes Volk für immer abgelöst hätte bzw. an seine Stelle getreten sei.
Die Gemeinde sei somit die einzige Erbin der Bundesverheissungen Gottes, die im Alten Testament ursprünglich,
dem Volk Israel zugesprochen worden waren.

Eine zukünftige Wiederherstellung des Volkes Israel mit einer einzigartigen Identität,Rolle und Aufgabe sei somit ausgeschlossen.

Damit ergibt sich natürlich, dass jeder Ersatz- "Theologe" ein Wort Gottes Leugner ist, also gar kein Christ ist.



Zu den jüngeren Vertretern eines ökonomischen Superzessionismus gehört
Karl Barth.

Barth schrieb:
Das erste Israel, das auf dem Fundament der natürlichen Abstammung von Abraham existierte,
hätte seinen Auftrag erfüllt, als der Retter der Welt aus ihm hervorging und als sein Messias erschien.

Seine Glieder können diese Tatsache nur mit Dankbarkeit akzeptieren und sich im Bewusstsein ihrer eigenen,
tiefsten Auserwählung und Berufung dem Volk dieses Retters, ihres eigenen Königs anschliessen,
zu dessen Gliedern nun auch die Heiden berufen sind.
Seine Mission als natürliche Gemeinschaft ist abgelaufen und kann sich nicht fortsetzen oder wiederholen......

Einfach intellektuelles gottloses Geplauder, Typisch K. Barth halt

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Hermeneutische Ansätze
Auch hermeneutische Ansätze spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Verbreitung des Superzessionismus.

House weist in diesem Zusammenhang auf drei wichtige Faktoren hin.

Der erste Faktor
ist die Einstellung der Gemeinde zu den jüdischen Schriften.

Er schreibt:
«Die Gemeinde beanspruchte nicht nur die besondere Stellung des jüdischen Volkes für sich,
sondern übernahm auch dessen Bibel, die Septuaginta (LXX).»

Ein Beispiel dafür sind die folgenden Worte des Kirchen"vaters"....
Justinus an Tryphon, die sich auf die biblischen Tatsachen über Jesus beziehen:
«Kennst du sie,Tryphon?
Sie sind in allen euren Schriften enthalten, oder vielmehr nicht in euren, sondern in unseren.»''
Der zweite wesentliche hermeneutische Faktor war der zunehmende Einfluss der griechischen Philosophie auf die Auslegung der Bibel.
Die Folge war eine zunehmende Dominanz der allegorischen Methode der Interpretation.

House schreibt dazu:
Am Ende des ersten Jahrhunderts war die allegorische Methode in der Gemeinde bereits weit verbreitet.
Die eher wörtliche Interpretation der neutestamentlichen Autoren und der post-apostolischenKirchen"väter"..
wurde von einer Interpretationsweise verdrängt,
die der griechischen Philosophie entstammte und sich bei Philo und später in Hermes sowie bei Justinus dem Märtyrer findet.

In der Zeit des hervorragenden [....] alexandrinischen Theologen Origenes Achtung Allversöhner Gotteslästerer
wurde die allegorische Interpretationsweise vielerorts verwendet,
um über die wörtliche Bedeutung des Textes hinauszugehen.

Pelikan weist darauf hin, dass die frühe Gemeinde eine «geistliche Exegese» auf die Schriften des Alten Testaments anwendete.
Infolgedessen «gab es unter den frühen Christen niemanden, der die Lehrautorität des Alten Testaments anerkannte und seine Texte wörtlich auslegte».
37 Diese Aussage ist wahrscheinlich übertrieben,doch sie macht deutlich, dass es eine starke Tendenz gab, alttestamentliche Texte sinnbildlich zu interpretieren.

So findet sich bei Tertullian eine allegorische Interpretation der Aussage in 1. Mose 25,21-23,
wonach «der Ältere dem Jüngeren dienen wird».
Für ihn war diese Aussage der Beweis dafür, dass das Volk Israel im Hinblick auf die Gemeinde eine untergeordnete Rolle spielen sollte:

So hat das Volk der Juden zwar einen zeitlichen Vorsprung und ist «grösser» in dem Sinn, dass sie die ursprünglichen Empfänger der göttlichen Gunst sind;
wir hingegen sind «geringer» indem Sinn, dass wir erst im letzten Abschnitt der Weltgeschichte zur Erkenntnis der göttlichen Barmherzigkeit gelangten.

Doch durch das Edikt der göttlichen Verheissung muss das erste und«grössere» Volk - die Juden - dem «geringeren» dienen,
und das«geringere» Volk - die Christen - müssen den Vorrang über das«grössere» erringen.

Man sieht, dass Tertullian mit seiner allegorischen Schriftverfälschung viel zum Judenhass Luthers beigetragen hat

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Augustinus

Einige der stärksten Aussagen über die zukünftige Errettung Israels stammen von Augustinus.

Cohen weist darauf hin, «dass Augustinus von der letztendlichen Errettung des jüdischen Volkes spricht,
und zwar des ganzen Volkes».
So wie Chrysostomus verbindet auch Augustinus in seiner Stadt Gottes die Errettung der Juden
mit dem Kommen des Elia:
Es ist den Gläubigen in ihrem Herzen und in ihrem Reden ein vertrauter Gedanke,
dass in den letzten Tagen vor dem Gericht die Juden an den wahren Christus glauben werden,
und zwar an unseren Christus. Dies wird durch den grossen und wunderbaren Propheten Elias geschehen,
der ihnen das Gesetz auslegen wird ... Wenn er kommt, wird er ihnen eine geistliche Auslegung des Gesetzes geben,
das die Juden gegenwärtig in einem fleischlichen Sinn verstehen, und er wird auf diese Weise
«das Herz des Vaters dem Sohn zuwenden»
und somit das Herz der Väter zu ihren Kindern.

Bedeutsam ist, dass Augustinus seine Ansicht über die Errettung der Juden als einen Gedanken bezeichnete,
mit dem die Gläubigen seiner Zeit «vertraut» waren.
Der Glaube an die Errettung der Juden war somit nicht nur seine eigene Ansicht,
sondern war in seiner Generation weit verbreitet.
Augustinus vertrat im Hinblick auf die Errettung Israels auch eine wörtliche Auslegung von Sacharja 12,10.
Er zeigt dadurch, dass zumindest einige alttestamentliche Weissagungen eine bleibende Bedeutung
für die Errettung Israels hatten:
«Und sie werden auf mich blicken, weil sie mich betrübt haben,und sie werden um ihn trauern
wie um einen geliebten Menschen,und sie werden voll Bitterkeit für ihn sein, wie für ein einziges Kind.»

Denn an jenem Tag werden die Juden - zumindest jene,die den Geist der Gnade und Barmherzigkeit empfangen werden
- Busse tun, wenn sie ihn in seiner Majestät kommen sehen und erkennen, dass er es war,
den sie in der Person ihrer Eltern geschmäht hatten, als er damals in seiner Niedrigkeit kam;
und sie werden bereuen, dass sie ihn in seinem Leiden geschmäht hatten.
Augustinus präsentierte auch eine Chronologie endzeitlicher Ereignisse.
Das Volk der Juden wird im Zusammenhang mit dem Kommen Elias
und anderen Ereignissen errettet werden:
«Und bei oder im Zusammenhang mit diesem Gericht werden die folgenden Ereignisse stattfinden,
wie wir gelernt haben: Elias, der Tisbiter, wird kommen; die Juden werden glauben;
der Antichrist wird sie verfolgen; Christus wird Gericht halten; die Toten werden auferstehen;
die Guten und die Bösen werden voneinander getrennt werden;
die Welt wird verbrannt und erneuert werden."
Ausserdem vertrat Augustinus eine wörtliche Auslegung der Weissagung in Hosea 3,5:
«Doch lasst uns hören, was er hinzufügt:
(Danach werden die Söhne Israel umkehren und den HERRN,ihren Gott, aufsuchen und David,
ihren König. Und sie werden sich bebend zum HERRN wenden und zu seiner Güte am Ende der Tage.)
Nichts ist klarer als diese Weissagung.»'
Augustinus glaubte auch,dass das Volk Israel im Einklang mit den Worten des Apostels Paulus in Römer 11 errettet würde:
«Dass, so wie bei seinem Kommen in Niedrigkeit [seinem ersten Kommen] (Verstockung Israel zum Teil widerfahren ist,
bis die Vollzahl der Nationen hinein gekommen sein wird) [Römer 11,25],
bei dem anderen das geschehen wird, was folgt: (... und so wird ganz Israel gerettet werden) [Römer 11,26].:
Diese Errettung Israels ist mit dem Ende der Gefangenschaft Israels verbunden: «Für die Juden heisst es hier:
(Er wird aus Zion kommen, um Israel das Heil zu erwirken.)
(Wenn der Herr die Gefangenschaft seines Volkes wenden wird, wird Jakob sich freuen und Israel wird fröhlich sein.)

Augustinus argumentierte auch,
dass die Gemeinde Israel nicht auf Dauer verdrängt hatte:,
Was! Haben wir die Juden verdrängt? Nein, sondern um unseretwillen wurden sie verdrängt.
Wäre ihnen keine Blindheit widerfahren, dann wäre Christus nicht gekreuzigt worden; sein kostbares Blut wäre nicht vergossen worden;
wenn dieses Blut nicht vergossen worden wäre, hätte die Welt nicht erlöst werden können. So haben wir also von ihrer Verblendung profitiert.
Der ältere Bruder ist von dem jüngeren verdrängt worden, und der jüngere Bruder wird der Verdränger genannt. Doch wie lange soll dies so bleiben?



nach: M.V.