Micha Bibelstunde  *MBIST"   HPW Privat

Micha (John A. Martin)
EINLEITUNG
Autor und Datierung

Über den Verfasser des Buches Micha ist wenig bekannt. Sein Name, eine Kurzform von Michaja, bedeutet "Wer ist wie Jahwe?". Zur Zeit Jeremias beriefen sich die Ältesten des Landes auf Micha und führten seine Prophezeiung ( Mi 3,12 ) als Rechtfertigung für Jeremias Botschaft vom Gericht über das ganze Volk Israel an ( Jer 26,18 ).

Micha stammte aus Moreschet ( Mi 1,1 ; vgl. Mi 1,14 ), einer judäischen Stadt, die etwa 40 km südwestlich von Jerusalem in Judas fruchtbaren Vorgebirgen lag - unweit der Philisterstadt Gat und in der Nähe von Lachisch, einem wichtigen internationalen Handelszentrum (vgl. die Karte "Israel und die umliegenden Völker in den Tagen der Propheten" vor Jes).

Wie sein Zeitgenosse Jesaja sagte auch Micha die Zerstörung des Nordreiches durch die Assyrer und die spätere Vernichtung des Südreiches durch die Babylonier voraus. Er lebte im 8. Jahrhundert v. Chr., in der Regierungszeit Jotams, Ahas' und Hiskias ( Mi 1,1 ; vgl. die Karte "Könige von Juda und Israel und Propheten der vorexilischen Zeit", bei 1Kö 12 ).


Botschaft und Stil

Das Buch enthält drei Botschaften ( Mi 1,2-2,13; 3-5; 6-7 ), die alle mit der Ermahnung "Höret" oder "Höret doch" (was der Herr den Völkern zu sagen hat) beginnen. Obwohl Micha von der kommenden Zerstörung des Nordreiches, Israel, sprach, galt seine Botschaft im Grunde dem Volk des Südreiches, Juda. Denn seine drei Botschaften zeigen, daß Juda ebenso schuldig war wie Israel und deshalb gleichfalls Gottes Strafe zu erwarten hatte.

Die Richtschnur für Gottes Urteil im Buch Micha war (wie in allen prophetischen Schriften) der mosaische Bund, den der Herr mit seinem Volk schloß, als er es aus Ägypten führte. Von den Menschen wurde erwartet, daß sie sich an die bei der Bundesschließung getroffenen Abmachungen hielten. Wenn sie das taten, wollte Gott sie segnen ( 5Mo 28,1-14 ), andernfalls würde er sie richten und vielleicht aus dem Land, das er ihnen verheißen hatte, vertreiben ( 5Mo 28,15-68 ). Micha zeigte die Vergehen des Volkes gegen die Gebote des Bundes auf. Er verkündete das unmittelbare Bevorstehen der Strafe. In Wirklichkeit war diese Strafe jedoch ein Zeichen dafür, daß Gott sich um sein Volk sorgte und es wiederherstellen wollte.

Trotz des großen Nachdrucks, den alle drei Botschaften Michas auf das kommende Gericht legten, sprach der Prophet deshalb auch von der Wiederherstellung. Immer wieder ist von den "Übriggebliebenen" die Rede ( Mi 2,12; 5,6-7; 7,18 ). Micha vertraute darauf, daß der Herr dem Volk Israel eines Tages, unter der Herrschaft des Messias, eine hervorragende Bedeutung in der Welt verleihen und es wiederherstellen wird. Diese Hoffnung war sicherlich eine Quelle der Ermutigung für das Häuflein Gerechter, das zu seiner Zeit lebte.

Wie viele Teile der prophetischen Bücher ist auch das Buch Micha in poetischer Form, nicht in Prosa, geschrieben. Die meisten seiner Aussagen bilden Parallelismen (Näheres zum Parallelismus in dem Abschnitt "Wesen der Psalmen", der Einführung in das Buchder Psalmen). Das Buch enthält außerdem mehrere Wortspiele (vgl. den Kommentar zu Mi 1,10-15 ) und bohrende Fragen. Im Neuen Testament wird Micha zweimal zitiert ( Mi 5,1 in Mt 2,5-6 und Mt 7,6 in Mt 10,35-36 ). Der Prophet gab Geburtsort, Stammbaum und Herkunft des Messias an ( Mi 5,3 ), beschrieb seine Herrschaft ( Mi 4,1-7 ) und bezeichnete ihn als König ( Mi 2,13 ) und Herrscher ( Mi 5,1 ) Israels.


GLIEDERUNG


I. Die erste Botschaft: Das kommende Gericht ( Kap.1-2 )

     A. Einführung ( 1,1 )
     B. Vorhersage des kommenden Gericht ( 1,2-7 )
     C. Klage über die Menschen ( 1,8-16 )
          1. Michas Klage ( 1,8-9 )
          2. Michas Aufforderung zur Trauer ( 1,10-16 )

     D. Judas Sünden ( 2,1-11 )
          1. Die Sünden des Volkes ( 2,1-5 )
          2. Die Sünden der falschen Propheten ( 2,6-11 )

     E. Vorhersage der künftigen Sammlung ( 2,12-13 )

II. Die zweite Botschaft: Das auf das Gericht folgende Heil ( Kap. 3-5 )

     A. Das Gericht über die führenden Männer des Volkes ( Kap. 3 )
          1. Das Gericht über die Führer ( 3,1-4 )
          2. Das Gericht über die falschen Propheten ( 3,5-8 )
          3. Das Gericht über die irregeleiteten Führer ( 3,9-12 )

     B. Das kommene Reich Gottes ( Kap.4-5 )
          1. Das Aussehen des Gottesreiches ( 4,1-8 )
          2. Die dem Gottesreich vorangehenden Ereignisse ( 4,9-14 )
          3. Der Herrscher des Reiches ( 5,1-14 )

III. Die dritte Botschaft: Anprangerung der Sünden und Verheißung kommene Heils ( Kap.6-7 )

     A. Die Anklage des Herrn ( 6,1-5 )
     B. Die Antwort Michas für das Volk ( 6,6-8 )
     C. Das Gericht des Herrn aufgrund der Sünde ( 6,9-16 )
          1. Die Sünden ( 6,9-12 )
          2. Die Strafe ( 6,13-16 )

     D. Michas Fürsprache vor dem Herrn ( Kap.7 )
          1. Michas Klage über die Svndes des Volkes ( 7,1-6 )
          2. Michas vertrauen auf den Herrn ( 7,7-13 )
          3. Michas Bitte, Gott möge seinem Volk wieder ein Hirte sein ( 7,14 )
          4. Die Verheißung des Herrn, sein Volk Wunder sehen zu lassen ( 7,15-17 )
          5. Michas Bekenntnis der Einzigartigkeit Gottes ( 7,18-20 )

AUSLEGUNG


I. Die erste Botschaft: Das kommende Gericht
( Mi 1-2 )

Micha prophezeite Gottes Gericht über Israel und Juda und die schließliche Wiedereinsetzung des Volkes in seine vorstehende Stellung und seinen Wohlstand. Der Prophet stützte sich dabei auf die Verheißungen, die Gott vor ihm anderen Verfassern des Alten Testaments gegeben hatte. Gott hatte Abraham viele Nachkommen verheißen, die in Palästina wohnen würden ( 1Mo 12,2; 15,18-21; 17,1-8.16.19-20 ). Durch Mose versprach er den Menschen, daß sie sich in diesem Land großer Segnungen erfreuen würden ( 5Mo 30,1-10 ). David schließlich verkündete er das ewige Fortbestehenseiner Nachkommenschaft und seines Thrones ( 1Sam 7,11 b. 12-16 ). Auch in den Schriften der großen und kleinen Propheten finden wir immer wieder die tröstende Botschaft, daß Gott das Volk am Ende segnen wird, wie er es versprochen hat. Jesaja, ein Zeitgenosse Michas, sprach ebenfalls vom Heil und von der Wiederherstellung des Volkes (vgl. z. B. Jes 65-66 ).

Das in den prophetischen Büchern immer wiederkehrende Thema des Gerichts läßt sich bis ins 5. Buch Mose, Kapitel 27 - 28 , zurückverfolgen, wo berichtet wird, wie Mose die Menschen vor dem Betreten des verheißenen Landes, in dem ihnen viele Gefahren drohten, warnte. Die vorangegangene Generation (bis auf Kaleb und Josua) war in der Wüste gestorben, weil sie Gottes Befehl, das Land in Besitz zu nehmen, nicht befolgt hatte. Mose stellte die neue Generation vor die Wahl, dem Bund zu folgen, den Gott mit dem Volk geschlossen hatte, dann sollte es unbehelligt in seinem Land leben und zu Wohlstand kommen ( 5Mo 28,1-14 ) - oder sich diesem Bund zu verweigern, dann sollte es der Fluch der Unfruchtbarkeit (von Menschen, Vieh und Getreide) treffen, und es sollte schließlich aus dem verheißenen Land verbannt werden. Von diesem Zeitpunkt an handelt ein Großteil der erzählenden und prophetischen Schriften des Alten Testaments von Israels Unvermögen, nach den beim Bundesschluß empfangenen Geboten Gottes zu leben. Micha richtete sich dabei wie Amos vor allem gegen die sozialen Vergehen des Volkes (vgl. z. B. Mi 2,1.8-9; 3,11; 6,11 ).

Kp Vers    
1.1 1,1 Moraschiten. Micha war aus Moraschet, einem Ort südwestlich von Jerusalem, nahe der Philisterstadt Gat (vgl. 1,14). 1,2-7 Der Prophet lädt alle Völker der Erde (V. 2) vor Gericht, um ihnen die Anklagen gegen Samaria und Juda vorzustellen (V. 5-7; vgl. Jes 3,13.14). Ihr Unglück sollte den Völkern als warnendes Beispiel dienen, das Gottes Gericht über alle ankündigt, die gegen ihn sündigen. In seiner Allmacht ist sich der Herr der ganzen Schöpfung seines Sieges gewiss (V. 3.4).
1.2 1,2 seinem heiligen Tempel. Der Kontext weist auf Gottes himmlischen Thron hin (vgl. Ps 11,4; Jes 6,1.4)

Die Verse 2-7 bilden den Hintergrund für das gesamte Buch. Nachdem Aufruf an die Menschheit, Gottes Anklage gegen sein Bundesvolk zu hören ( Höret, alle Völker ; V. ), sprach der Prophet von den Folgen der Strafe Gottes (V. 3 - 4 ), von der Ursache für das Gericht (V. ) und von dessen Unvermeidlichkeit (V. 6-7 ). In der Art eines kosmischen Gerichtshofes lud Micha alle Völker der Erde auf die "Geschworenenbank", um zu hören, was Gott als Zeuge über die Sünden seines Volkes zu sagen hatte. Nach Ansicht des Propheten würde jeder, der dazu seine Stimme abgeben durfte, das Gericht Gottes für gerecht halten.

Micha nannte Gott den HERRN ( ?XDOnAy ) und Gott ( Jahwe ). In der letzten Zeile von Vers gebraucht er nochmals das Wort Herr ( ?XDOnAy ) und in Mi 4,13 findet sich im Hebräischen die Kurzform ?ADNn . (Zu dem Titel "Gott der Herr" vgl. den Kommentar zu Hes 2,4 .) Nach den Worten des Propheten wollte der Herr aus seinem heiligen Tempel kommen. Natürlich wohnte Gott nicht in diesem Tempel; nicht einmal die ganze Schöpfung könnte ihn umfassen ( 1Kö 8,27 ). Seine Wohnung ( Mi 1,3 ) ist im Himmel ( 2Chr 6,21.30.33.39 ). Dennoch hatte Gott sich entschlossen, in der Stiftshütte und später im Tempel - auf dem "Sitz der Gnade" über der Bundeslade - gegenwärtig zu sein. In der Lade lagen zwei Tafeln, auf denen die Zehn Gebote, ein Teil des Wortes Gottes, aufgezeichnet waren. Wie bereits erläutert wurde, waren die Israeliten gehalten, im Einklang mit dem mosaischen Bund zu leben, dessen Zentrum Opfersystem und Tempel bildeten. Wenn also vom Herrn gesagt wird, er komme "aus seinem heiligen Tempel", um als Zeuge gegen sein Volk aufzutreten, so ist damit gemeint, daß Gott das Volk auf der Grundlage des mosaischen Bundes, der ihm jedes Recht dazu einräumte, richten wollte.

1.3 1,3.4 Höhen … Berge. Das könnte sich auf militärische Schlüsselpositionen beziehen, die für Israels Verteidigung entscheidend waren, oder auf die heidnischen Anbetungsorte im Land (vgl. V. 5). Wenn Festungsanlagen wie geschmolzener Wachs verschwanden, waren die Menschen von der beängstigenden Realität ergriffen, dass sie vor dem Richter der ganzen Erde standen (1Mo 18,25; Am 4,12.13). 1,3 der HERR wird … herabkommen. Jemand, der den allerhöchsten Sitz einnimmt, warnt vor dem heraufziehenden göttlichen Gericht.
Mi 1,3-4

Der Prophet forderte die Menschen auf, Gott, der aus dem Himmel, seiner Wohnung (vgl. den Kommentar zu V. ), zum Gericht kommt , zu suchen. Er schilderte, wie Gott auf den Höhen der Erde (den Bergen; vgl.

V. ) wandelt. In seiner Majestät ist er wie ein Riese, der von einem Berggipfel zum anderen schreitet. Gott kann tun, was er will, ohne daß ihn irgend jemand aufhalten kann. Wenn er auf die Berge tritt, schmelzen sie unter ihm, wie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt oder wie die Wasser, die unaufhaltsam talwärts stürzen . Selbst die Täler spalten sich , zerstört von Gottes schrecklicher Macht. Die "Höhen" in Vers lassen sich - mit etwas Spitzfindigkeit - mit heidnischen Höhenheiligtümern in Verbindung bringen (vgl. den Kommentar zu V. ).

   
Mi 1,5

Der Grund für das Gericht besteht in Jakobs Übertretung und in den Sünden des Hauses Israel . Der Name "Jakob" wird im Buch Micha insgesamt elfmal erwähnt. Neunmal bezieht er sich auf das ganze Volk Israel (in der ersten Frage in V. steht Jakob für das Nordreich; in Mi 7,20 ist der Patriarch Jakob gemeint). In Mi 1,5 a. 2,12; 3,1.8-9 sind "Jakob" und "Israel" synonym gebraucht. Die Wörter " Übertretung " und "Sünde(n) " finden sich viermal im Text ( Mi 1,5; 3,8; 6,7; 7,18 ).

Die Sünden der Einwohner von Samaria , der Hauptstadt Israels, und Jerusalem , der Hauptstadt Judas, stehen für die Sünden beider Völker. Die beiden Hauptstädte waren offensichtlich negative Vorbilder für das ganze übrige Land, denn im städtischen Umfeld wurden die schlimmsten Sünden begangen.

Der Begriff " Opferhöhe " bezeichnet einen Ort auf einem Berg oder einer Anhöhe, an dem die Menschen Gott anbeteten (z. B. 2Chr 33,17 ) oder Götzen verehrten. Die heidnischen Völker in Israel errichteten ihre Heiligtümer häufig auf Hügeln (vielleicht deshalb, weil sie sich ihren Göttern dort näher glaubten). Bevor David das Hauptheiligtum nach Jerusalem verlegte, beteten auch die Israeliten an Altären, die im ganzen Land verstreut waren, zu ihrem Herrn. Nachdem dann der Tempel erbaut worden war, wurde von den Gläubigen erwartet, daß sie nach Jerusalem kamen, um Gott zu verehren. Viele gaben jedoch, angezogen von den nahegelegenen heidnischen Höhenheiligtümern, den Gottesdienst für den Herrn zugunsten heidnischer Kulte auf. Das kam selbst in Jerusalem vor. Kein Wunder also, daß Micha Jerusalem sarkastisch die "Opferhöhen Judas" nannte. Die Einwohner der Stadt gehorchten Gott in ihren äußeren Gebräuchen ebensowenig wie innerlich.

1.5 1,5 Samaria … Jerusalem. Die beiden Hauptstädte Israels und Judas stehen hier stellvertretend für ihre jeweiligen Völker. 1,6.7 Der Herr sprach direkt vom Fall Samarias durch die Hände der Assyrer (ca. 722 v.Chr.).
   
Mi 1,6

Gottes Gericht sollte zuerst über das Nordreich (V. 6 - 7 ), dann aber auch über das Südreich (V. 9 - 16 ) hereinbrechen. Die Hauptstadt des Nordens, Samaria , sollte völlig - bis auf den Grund - zerstört werden. (Ihre Ruinen können noch heute besichtigt werden.) Sie sollte ein Steinhaufen (vgl. Mi 3,12 ) oder ein Feld für Weinberge , aber keine dichtbevölkerte Stadt mehr sein. Diese Prophezeiung erfüllte sich, als die Assyrer Samaria im Jahre 722 v. Chr. nach dreijähriger Belagerung einnahmen ( 2Kö 17,1-6 ). Die Zeit vor dem Untergang der Stadt war durch politische Intrigen und Morde gekennzeichnet (vgl. den Kommentar zu 2Kö 15,8-31 ). Der größte Teil der Bevölkerung Samarias und des Nordreiches wurde verschleppt, und andere Völker, die sich mit den Übriggebliebenen vermischten, wurden im Lande angesiedelt (vgl. 2Kö 17,6.22-24 ).

1.7 1,7 Hurenlohn. Zentren des Götzendienstes wurden in erster Linie durch Geld, Lebensmittel und Kleidung finanziert (vgl. 1Mo 38,17.18; Hes 16,10.11; Hos 2,10.11; 3,1), die den kultischen Prostituierten zukamen, welche in Israel strengstens verboten waren (5Mo 23,19.20). Die eindringenden Assyrer nahmen aus den israelitischen Tempeln wertvolles Gold und Silber für ihren eigenen Götzendienst.
Mi 1,7

Dem Treiben Samarias mit seinem üppig blühenden Götzendienst (und seinen zahllosen Götzen und Götzenbildern ) sollte nach den Worten des Herrn durch die totale Zerstörung der Stadt ein Ende gemacht werden. Samarias Götzen sollten zerbrochen, der Hurenlohn verbrannt und die Götzenbilder zerstört werden. Im Baalskult, einer heidnischen Fruchtbarkeitsreligion, gab es "heilige", dem Kult heidnischer Fruchtbarkeitsgottheiten vorbehaltene Prostituierte. Den Hurenlohn, den die Tempeldirnen erhielten, übergaben sie als "Weihegaben" dem Tempel, eine Praxis, die anscheinend auch in Samaria Fuß gefaßt hatte. Diese verbotene Sexualität ist dabei gleichzeitig ein Bild für die unerlaubte Abkehr des Nordreiches von seinem feierlich besiegelten Bund mit dem Herrn. Die Israeliten waren durch einen "Ehevertrag" an Gott gebunden, und der Abfall zu anderen Göttern war gleichbedeutend mit religiösem Ehebruch (vgl. den Kommentar zu Hos 10-15 ).

Da Israel Ehebruch mit Tempeldirnen begangen hatte, sollten seine Weihegaben von den Assyrern zerbrochen oder wieder als Geschenke für ihre Tempeldirnen verwendet werden. Als Gefangene der Assyrer sollten die Israeliten dann gezwungen sein, weiterhin in ehebrecherischen Verhältnissen zu leben. Sie hatten sich andere Götter erwählt, daher würde Gott sie in Länder verbannen, in denen man fremde Götter verehrte - und ihnen damit geben, was sie so offensichtlich begehrten

    C. Klage über die Menschen
1,8 - 16 )
  1,8-16 Das Gericht war so schwer, dass selbst der Prophet klagte, als er die unwiderrufliche feindliche Invasion beschrieb (V. 9). Micha wollte die Zerstörung Samarias beklagen (V. 8 - 9 ) und forderte mehrere Städte Judas mit klug gewählten Wortspielen auf, ebenfalls um Samaria, aber auch um sich selbst zu weinen, da auch sie die Last der assyrischen Invasion zu spüren bekommen sollten.
    1. Michas Klage
( 1,8 - 9 )
Mi 1,8-9

Micha war bis ins Innerste über die dem Nordreich drohende Strafe erschüttert. Klagen und heulen, barfuß und bloß dahergehen waren Zeichen tiefster Trauer ( 1Sam 15,30; Jes 20,2; 22,12; Jer 25,34 ). Der Prophet identifizierte sich mit den Menschen; er fühlte sich so verlassen wie die Schakale (nachtaktive Aasfresser) oder die Strauße (in anderen Übersetzungen: "die Eulen"), die an öden Plätzen leben. Für Micha war diese Strafe, gegen die man so wenig ausrichten konnte wie gegen eine unheilbare Wunde , so greifbar, als wäre sie schon eingetreten. Dabei hatten die Sünden des Nordreiches so großen Einfluß auf Juda gewonnen, daß die Plage (Gottes Gericht) auch über das Südreich kommen sollte (vgl. Jes 1,5-6 ). Ja, das Gericht sollte sogar des Volkes Tor, Jerusalem , erreichen. Das geschah auch - im Jahre 701 v. Chr., als Sanheribs assyrisches Heer 46 Städte in Juda zerstörte und schließlich Jerusalem belagerte ( 2Kö18-19 ).

1.9 1,9 zu den Toren meines Volkes. Unter Sanherib war Assyrien nahe dran, Juda in 701 v.Chr. zu stürzen (vgl. 2Kö 18,13-27). »Meines« ist am besten in Beziehung zu Micha zu verstehen, nicht in Bezug auf Gott
Mi 1,10

Die Aufforderung, Verkündet's ja nicht in Gat , erinnert an 2Sam 1,20 ,wo David fast dieselben Worte gebraucht. David wollte damals nicht, daß die Philister über den Tod Sauls, des ehemaligen Herrschers Israels, triumphierten. In Michas Fall ging es darum, den Einwohnern von Gat den assyrischen Angriff auf Juda zu verheimlichen; Gat sollte nicht weinen , denn dann würden andere von der Verwüstung erfahren. "Gat" ( gaT ) und "verkündet's" ( taggIDU ) klingen im Hebräischen, weil sie beide die Buchstaben "g" und "t" enthalten, ähnlich.

Die Menschen in Bet-Leafra ("Haus von Staub") forderte Micha dagegen auf, sich im Staube zu wälzen und so ihrem Kummer Ausdruck zu verleihen (vgl. Jer 25,34 ; vgl. auch "wälze dich im Staube", Jer 6,26; Hes 27,30 ).

1.10 1,10-15 Elf Städte westlich von Jerusalem, deren Namen teilweise als Wortspiel verwendet werden (vgl. auch Anm. zur RELB in V. 15). 1,10 In Gat verkündet es nicht. Wie in Davids Klage über Sauls Tod (vgl. 2Sam 1,20) ermahnt Micha sie, es nicht den Philistern mitzuteilen, damit diese keinen Grund zur Freude hätten. Aufgrund seiner Herkunft wusste Micha, wie sie reagieren würden.
1.11 1,11 von Zaanan ziehen nicht aus. Aus Furcht vor der Gefahr würden diese Einwohner nicht ausziehen, um ihre überfallenen Nachbarn zu trösten.  
1.12 1,12 Unheil ist herabgekommen. Das stellt den Herrn als den Ursprung des Gerichts heraus (vgl. V. 3.4).
Mi 1,11-12

Schafir ("schön" oder "angenehm") sollte beim Angriff der Assyrer zum Gegenteil dessen werden, was sein Name bedeutet - eine geschändete Stadt. Die Worte " Zaanan " ( Qa?XnAn ) und " ausziehen " ( yaQ?Ch ) sind im Hebräischen miteinander verwandt; im Gegensatz zum Namen ihrer Stadt sollten sich die Zaananiter des Krieges wegen jedoch nicht mehr aus ihrer Stadt herauswagen. Niemand sollte in Bet Ezel ("Haus der Nähe oder Nachbarschaft", d. h. des Schutzes) lagern, denn die Stadt selbst würde leiden müssen und des Beistands bedürfen. In Marot (das im Hebräischen wie das Wort für "Bitterkeit" klingt) sollten die Menschen sich vor Schmerz krümmen und sich nicht zu trösten vermögen, während sie auf Hilfe aus Jerusalem warteten. Doch es sollte keine Hilfe kommen, da die Zerstörung immer weitergehen und bis an die Tore Jerusalems vordringen

1.13 1,13 Lachis … der Tochter Zion den Anstoß zur Sünde gegeben. Südwestlich von Jerusalem gelegen, war Lachis die wichtigste militärische Festung, deren »Sünde« das Vertrauen auf seine militärische Kraft war
Mi 1,13

Die Bürger der Stadt Lachisch ( lAKIS ), deren Name an die Bezeichnung für ein Gespann ( reKeS ; Lachisch war berühmt für seine Pferde) erinnert, forderte Micha sarkastisch auf, Rosse anzuspannen und den Assyrern davonzufahren . Ihr Fluchtversuch sollte allerdings vergeblich sein. Von Lachisch heißt es außerdem, es sei der Anfang zur Sünde für die Einwohner Jerusalems gewesen ( die Tochter Zion ; vgl. den Kommentar zu Mi 3,10; 4,8; Kl 1,6 ; "Zion" kommt neunmal bei Micha vor - vgl. den Kommentar zu Sach 8,3 ). Das bedeutet vielleicht, daß Lachisch Jerusalem zum Götzendienst verführt hatte.

1.14 1,14 ein Entlassungsgeschenk geben. (Aus der RELB). Wie Bräuten Abschiedsgeschenke gemacht wurden (vgl. 1Kö 9,16), so symbolisierte dies die Verabschiedung von Moreschet-Gat in die Gefangenschaft.
Mi 1,14

Moreschet-Gat sollte sich scheiden müssen , wörtlich "Abschiedsgeschenke erhalten", vielleicht von Jerusalem, falls die Anrede "Du" sich auf diese Stadt bezieht. "Abschiedsgeschenke" sind Brautgeschenke, wie sie ein Vater seiner Tochter gibt, wenn sie heiratet. Ebenso sollte Jerusalem Moreschet-Gat dem König von Assyrien geben.

Die Stadt Achsib ( ?aKzIB , "Betrug, Enttäuschung") sollte nach ihrer Eroberung durch die Assyrer zum Trug werden ( ?aKzAB ) und den Königen von Israel nicht beistehen können.

1,15 1,15 Adullam … die Herrlichkeit Israels. Das Volk Israel (d.h. seine »Herrlichkeit«; vgl. Hos 9,11-13) musste in Höhlen Zuflucht suchen, wie David in der Höhle Adullam (2Sam 23,13).
Mi 1,15

Einen rechten Erben (auch mit "Eroberer" übersetzt) - ein Hinweis auf Sanherib - wird Gott über Morescha , eine weitere jüdische Stadt, einsetzen. Die beiden hebräischen Worte ("Erbe" - " hayyOrES ", und "Marescha" - " mArESCh ") haben eine gewisse Ähnlichkeit. Ironischerweise sollte Marescha - das heißt Besitzer - nun selbst zum Besitz Sanheribs werden. Wie einst David nach Adullam geflohen war ( 1Sam 22,1 ), so sollte auch 

1.16 1,16 Mache dich kahl. Priestern war es verboten, sich eine Glatze zu scheren (3Mo 21,5), so war es auch dem Volk untersagt, diese heidnischen Praktiken anzuwenden (5Mo 14,1). Doch hier wurde es als ein Zeichen tiefer Trauer akzeptiert (Esr 9,3; Hi 1,20; Jes 22,12; Hes 7,18).
Mi 1,16

Selbst die Kinder der zerstörten judäischen Städte sollten von den Assyrern verschleppt werden, was die Menschen im ganzen Land in große Trauer stürzen würde. Zu den Zeichen der Trauer gehörte unter anderem auch das Abscheren der Haare (vgl. Hi 1,20; Jes 15,2; Hes 27,31; Am 8,10 ); daher die Anspielung auf die kahlen Geier.

     
2.1-11   2,1-11 Wie Kap. 1 die Sünde gegen Gott verurteilt, so verurteilt Kap. 2 die Sünde gegen den Menschen. In V. 1-5 beklagt Micha die korrupten Praktiken der Wohlhabenden; in V. 6-11 greift er die falschen Propheten und jene an, die die wahren Propheten zum Schweigen bringen.
2.2 2,1.2 Das Gerichtsszenario geht weiter mit den Anklagen, die gegen die Wohlhabenden vorgelesen werden: sie hatten gegen das 10. Gebot verstoßen (2Mo 20,17; vgl. 22,26; 23,4-9). Die Armen, die sich selbst nicht verteidigen konnten, waren auf die Gnade der Reichen angewiesen 2,2 sein Erbteil. Besitz sollte in Israel etwas Dauerhaftes sein (3Mo 25,10.13; 4Mo 36,1-12; vgl. 1Kö 21).
2.3-5 2,3-5 Als Folge der Sünde würde Gott fremden Eindringlingen erlauben, ihr Land unter sich zu verteilen; niemand würde das Erbteil besitzen, das ihm zugeteilt wurde. Wie die Reichen von den Armen nahmen, so würde Gott am Volk das Gericht vollstrecken, indem er das zurücknimmt, was er gegeben hatte.


Wiersbe
3. Anklage: die Sünden der Menschen (Mi 2,1-11) Wie konnte der Herr bei seinem Bundesvolk dieses Leid und diese Schande zulassen? War sein Volk nicht sein besonderes Erbteil? War das Land nicht seine Liebesgabe für sein Volk? Aber genau deshalb bestrafte er es! »Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkaimt; darum werde ich an euch alle eure Sünden heimsuchen« (Am 3,2). Ern besonderes Vorrecht bringt auch eine Verantwortung mit sich, und Verantwortung bedeutet verantwortungsbevrasstes Handeln.

Der Prophet zieht das Volk zur Verantwortung, weil es zwei ganz bestimmte Sünden begangen hat. Es hat sich der Habgier schuldig gemacht (Mi 2,1-5), und es hat auf falsche Propheten gehört (V. 6-11). Habgier ßdi 2,1-5). Das mosaische Gesetz schrieb vor, dass das Land im Besitz der Familien und 3. Anklage: die Sünden der Menschen (Mi 2,1-11) Wie konnte der Herr bei seinem Bundesvolk dieses Leid und diese Schande zulassen? War sein Volk nicht sein besonderes Erbteil? War das Land nicht seine Liebesgabe für sein Volk? Aber genau deshalb bestrafte er es! »Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkaimt; darum werde ich an euch alle eure Sünden heimsuchen« (Am 3,2).
Ein besonderes Vorrecht bringt auch eine Verantwortung mit sich, und Verantwortung bedeutet verantwortungsbevrasstes Handeln. Der Prophet zieht das Volk zur Verantwortung, weil es zwei ganz bestimmte Sünden begangen hat. Es hat sich der Habgier schuldig gemacht (Mi 2,1-5), und es hat auf falsche Propheten gehört (V. 6-11).

Habgier Micha 2,1-5). Das mosaische Gesetz schrieb vor, dass das Land im Besitz der Familien und Stämme bleiben sollte.

In Wirklichkeit gehörte das Land dem Herrn (3Mo 25,2.23.38).
Er »verpachtete« es dem Volk zum Dank für dessen Gehorsam gegenüber seinem
 Gesetz.
Wenn das Volk ungehorsam war, befleckte es das Land und for derte das göttliche Gericht heraus (3Mo 18,24-30; 4Mo 35,33-34).
Wenn jemand den Familienbesitz verkaufte,
galt dieser Verkauf nur bis zum nächsten Jobeljahr.
Zu die sem Zeitpunkt ging alles verkaufte Land wieder an die ursprünglichen Besitzer zurück (3Mo 25,13-17). D
iese Regelung verhinderte die Unterdrückung der Armen durch die Reichen und gewährleistete eine wirtschaftliche Stabilität.
D. Judas Sünden
( 2,1 - 11 )

Alle Sünden Judas, von denen in den folgenden Versen die Rede ist, stellten Verletzungen des mosaischen Bundes dar. Deshalb war die Zerstörung, die das Volk ereilen sollte (vgl. Mi 1,9-16 ), letztlich gerechtfertigt.

1. Die Sünden des Volkes
( 2,1 - 5 )
Mi 2,1

Viele Menschen, so kritisierte der Prophet Micha, lagen nachts wach und hingen bösen Gedanken nach, die sie am nächsten Tag in die Tat umsetzen wollten. Ihnen kündigte er Unheil (" Weh denen ") an. Den Begriff "weh(e)" finden wir auch bei mehreren anderen Propheten im Zusammenhang mit der Ankündigung des Gerichtes über die sündigen Menschen (vgl. z. B. Jes 3,9.11; 5,8.11.18.20-22; Jer 13,27; Hes 13,3.18; Hos 7,13; 9,12; Am 5,18; 6,1; Hab 2,6.9.12.15.19; Zeph 2,5; 3,1 ).


Mi 2,2-3

In ihrem krassen Materialismus begehrten die Menschen Äcker und Häuser , die anderen gehörten, und rissen sie an sich, wie sie's gelüstete . Sie trieben Gewalt mit anderen und stahlen ihnen ihr Haus und ihr Erbe (d. h. ihr Land). Dieser Vorwurf Michas richtete sich wahrscheinlich gegen einflußreiche Leute, die die Macht zu solchen zweifelhaften Manövern hatten. Ihre Sünde bestand nicht nur in ihrer Habgier und ihrer Neigung zum Diebstahl, sondern auch in ihrer böswilligen Mißachtung der Rechte ihrer Mitmenschen.

Die Vorfahren der Judäer, zu denen Micha sprach, waren allesamt Sklaven in Ägypten gewesen. Mit der Herausführung aus Ägypten hatte der Herr sie aus dieser Knechtschaft befreit. Schon allein aus diesem Grund sollten sich die Israeliten nicht gegenseitig versklaven. Da Gott jedem Stamm und jeder Familie einen bestimmten Anteil am Land zugewiesen hatte, sollten die Menschen einander auch nicht berauben. Anderen ihren materiellen Besitz zu nehmen, stellte eine Mißachtung der Gebote Gottes dar. Weil die Israeliten aber genau das taten, ersann der Herr wider dies Geschlecht Böses (vgl. Mi 1,12 ). Niemand von ihnen sollte sich vor dem Gericht Gottes retten können, denn der schlimmen Zeit, die damit beginnen sollte, konnte keiner Einhalt gebieten (vgl. Mi 1,3-4 ). Der Stolz des Volkes sollte der Erniedrigung weichen.

2.6 2,6 Weissagt nicht.
Der wahre Prophet wurde des kindischen Schwatzens beschuldigt, obwohl die wirklichen Schwätzer die falschen Propheten waren (vgl. V. 11).

2,6-11 Falsche Propheten,
die Micha befahlen, seine Prophezeiungen einzustellen, würden mit Sicherheit nicht gegen die bösen Taten des Volkes weissagen; sie würden es nicht mit dem göttlichen Standard der Heiligkeit konfrontieren.

Stattdessen hatten ihre falschen Botschaften (V. 7) den Mund der wahren Propheten verschlossen und den Herrschenden soziale Grausamkeiten gestattet (V. 8.9), was das Volk ins Verderben führte (V. 10).
Sie wollten keine wahren Prophezeiungen;
deshalb bekamen sie, was sie wollten (vgl. Jes 30,10).
Es ist am wahrscheinlichsten, dass Micha in V. 6 spricht und Gott in V. 7-11.
2,6-11 Falsche Propheten, die Micha befahlen, seine Prophezeiungen einzustellen, würden mit Sicherheit nicht gegen die bösen Taten des Volkes weissagen; sie würden es nicht mit dem göttlichen Standard der Heiligkeit konfrontieren. Stattdessen hatten ihre falschen Botschaften (V. 7) den Mund der wahren Propheten verschlossen und den Herrschenden soziale Grausamkeiten gestattet (V. 8.9), was das Volk ins Verderben führte (V. 10). Sie wollten keine wahren Prophezeiungen; deshalb bekamen sie, was sie wollten (vgl. Jes 30,10). Es ist am wahrscheinlichsten, dass Micha in V. 6 spricht und Gott in V. 7-11.
2.7  Wiersbe
Falsche Propheten (Mi 2,6-11).
So wie die falschen Propheten Jeremia (5,31) und Amos (7,10-17) angriffen, weil sie die göttliche Wahrheit verkündigten, gingen sie auch gegen Micha vor, weil er die von Gott empfangene Botschaft treu weitergab. Diese Männer vertraten eine oberflächliche Theologie,
die keinen Platz für Sünde oder Umkehr hatte.
»Wir sind das auserwählte Volk Gottes«, so argumentierten sie, »und deshalb würde er es niemals zulassen, dass das Land von seinen Gerichten heimgesucht wird.« Solange die Menschen an Gottesdiensten teilnahmen, könnten sie niemals den Zorn Gottes auf sich ziehen, auch wenn ihre Anbetung nicht von Herzen kam. Schließlich waren die Juden die Kinder Abrahams, und Gott würde die Verheißungen, die er Abraham gegeben hatte, nie mals außer Kraft setzen.
So lauteten ihre falschen Annahmen.
Diese betrügerischen religiösen Führungsfiguren vergaßen jedoch, dass die Bündnisse Gottes neben Verheißungen auch Vorschriften beinhalten, neben Segnungen auch Verpflichtungen.
Eine Religion als Formsache anzusehen ist nicht dasselbe wie die Anbetung Gottes »in Geist und Wahrheit« (Joh 4,23).
 Jeder kann sich der Masse anschließen und zu einer populären religiösen Bewegung gehören, aber wenn man Gott
 »mit Scheu und Furcht« (Hebr 12,28) anbeten will,
 braucht man Hingabe, Gebet, Gehorsam und Unterordnung unter den göttlichen Willen.
Eine »Volksreligion« ist in der Regel eine falsche Religion,
weil der Weg zum Leben schmal und einsam ist (Mt 7,13-20), und diejenigen, die ihn beschreiten, werden unweigerlich verfolgt (2Tim 3,12).

2,7 der HERR. Gott reagierte auf die bösen Propheten mit der Mitteilung, dass ihre Botschaft, die Sünde im Volk zu bestärken, nicht mit dem Heiligen Geist und seiner wahren Botschaft an Micha übereinstimmte (vgl. 3,8). Gottes Worte belohnen die Gerechten, aber sie tadeln auch jene, die Böses tun.
Mi 2,4-5

In ihrer Hilflosigkeit (V. ) sollten die Menschen auch noch verhöhnt werden. Die Klagen der Beraubten, die um den Verlust ihrer Äcker trauerten, sollten von den Feinden zu einem Spottlied auf Juda umgedichtet werden. Den Judäern, die anderen Land genommen hatten (vgl. V. ), sollte ebenfalls ihr Land genommen werden. Es würde niemand mehr geben, der ihnen wieder Land zuteilen könnte, denn ihr ganzes Staatswesen sollte zerstört sein. Mit der Gemeinde des HERRN war das Bundesvolk als ganzes gemeint (vgl. 5Mo 23,2.9 ).


2. Die Sünden der falschen Propheten
( 2,6 - 11 )

Zu vielen Zeiten wirkten im Israel des Alten Testaments sowohl gute (wahre) als auch böse (falsche) Propheten. Die wahren Propheten sprachen im Auftrag Gottes zum Volk und hielten die Menschen zur Befolgung der moralischen und sozialen Gebote des mosaischen Gesetzes an. Die falschen Propheten dagegen verkündeten oft, Gott werde den Menschen nichts tun, solange sie die äußeren, zeremoniellen Seiten des Gesetzes beachteten. Wahre Propheten drängten das Volk zur Einhaltung des in 5Mo 27-28 umrissenen Bundes. Ihre Botschaften hatten stets eine stark ethische Dimension und waren sogar häufiger ethischer als eschatologischer Natur. Der noch in der Zukunft liegende Friede und Wohlstand des Volkes (verheißen im Bund mit Abraham; vgl. 1Mo 17,3-8; 22,17-18 ) wird nur kommen, wenn es zum Herrn umkehrt und sich von seinem Wort leiten läßt.

Im Gegensatz zu den wahren Propheten sagten die falschen nur das, was die Menschen hören wollten: Gott stehe auf der Seite seines Volkes und werde es nicht zugrunde gehen lassen. Das war natürlich nur teilweise richtig. Gott war immer auf seiten Israels, doch er hatte auch gesagt, daß er das Volk bestrafen werde, wenn es ihm nicht gehorchte.

Mi 2,6-7 a

Anscheinend waren die falschen Propheten empört, weil Micha das kommende Unheil verkündete (V. 3 - 5 ), und ermahnten ihn mit Nachdruck, nicht vom Zorn des nahenden Gerichts zu predigen . Sie fragten mit naiver Unbekümmertheit, ob der Herr jemals seinem Volk zürnen könne, und bezweifelten, daß Gott solches tun wolle . Sie vergaßen dabei, daß ein Vater seine Kinder gerade, weil er sie liebt, manchmal bestraft. Wäre Gott in seiner Bestrafung nicht konsequent, so würde er seinem eigenen Wort untreu.

Mi 2,7-9 (Mi 2,7b-9)

Micha beantwortete die Einwände der falschen Propheten mit einer Beschreibung der damaligen Zustände im Volk von Juda. Er erinnerte sie zunächst daran, daß Gottes Reden den Frommen freundlich sind. Gott beurteilt das Verhalten der Menschen genau und segnet die, deren Wandel rechtschaffen ist.

Dadurch, daß sie Frieden statt Zerstörung weissagten, machten die falschen Propheten das Volk Gottes letztlich zum Feind des Propheten. Sie raubten denjenigen, die arglos daherkamen, ihre persönlichen Besitztümer ( Rock und Mantel ). Sie zerstörten Familien, indem sie Mütter aus ihren Häusern vertrieben.

Da die falschen Propheten die Menschen nicht aufforderten, ihre Sünden zu bereuen und sich wieder zum Herrn zu bekehren, nahmen sie ihnen die einzige Möglichkeit, sich vor den einfallenden Assyrern zu retten. Durch diese Unterlassung trieben sie Israel in die Gefangenschaft.

2.8    
2.9 2,9 die Frauen meines Volkes. Sehr wahrscheinlich sind Witwen gemeint  
2.10  
Mi 2,10-11

Nicht zuletzt aufgrund der Irrlehre dieser falschen Propheten wurde das Land unrettbar verunreinigt. Daher sollten die Menschen verbannt werden. Sarkastisch befahl Micha den Menschen, davon , d. h. ins Exil, zu gehen (vgl. Amos' Sarkasmus in Am 4,4-5 ). Doch ihre Moralbegriffe waren so verkommen, daß sie bereitwillig den Lügenpredigern glaubten, die ihnen trügerischerweise nicht das Exil, sondern weiteren Wohlstand und Wein im Überfluß vorhersagten.

2.11 2,11 Das Volk akzeptierte jeden »Propheten«, der seine Botschaft auf ihre Habsucht, ihren Reichtum und Wohlstand zurechtschneiden würde. Dieser falsche Prophet ist der wahre »Träufler« (s. Anm.).  
2.12 2,12.13 Der Messias wird den Weg bereiten, die Hindernisse beiseite räumen, die der Erlösung und Rückkehr seines Überrestes bei seinem zweiten Kommen hinderlich sein könnten (vgl. Jes 11,15.16; 52,12).

Wiersbe
4. Trost:
 Hoffnung für die Zukunft (Mi 2,12-13) Ein treuer Prophet muss die Sünde aufdecken und das Gericht ankündigen, aber er muss auch Trost und Hoffnung spenden für diejenigen, die seine Botschaft annehmen und sich Gott zuwenden.
Ein Trost ohne den Ruf zur echten Umkehr vermittelt nur eine falsche Hoff nung, als ob man sagt; »Frieden, Frieden!«, und es ist doch kein Frieden. Aber eine Verurteilung von Sünde ohne Hoffnung bewirkt nur Hoffnungslosigkeit, als ob man eine Operation durchführt, ohne die Krankheit zu heilen.
Der Herr scheint hier zur ge samten Nation zu sprechen (»ganz Jakob ... Israel«), seine Verheißung reicht offenbar bis in die Endzeit, wenn Israel und Juda vereint sein werden und ihr Messias als König über sie herrschen wird. Micha schildert einen feierlichen Triumphzug ins Land, mit dem Messias-König an der Spitze und dem Herrn, wie er das Volk führt, so wie er es aus Ägypten herausführte (V. 13).
2,12 Überrest. Vgl. 4,7; 5,6.7; 7,18. S. Anm. zu Jes 10,20
  4. Es wird hier nicht erklärt, auf welche Weise Lachisch »der An fang der Sünde« für Juda war. La chisch war die bedeutendste und mächtigste Stadt in der Schefela, und die Assyrer waren sehr stolz auf deren Eroberung. Die Stadt war stark befestigt. Deshalb setzten die Bewohner von Lachisch und von Juda ihr Vertrauen auf ihre militärische Stärke und nicht auf den Herrn.

Dieser selbstsichere Stolz war der Anfang der Sünde in der Nation.

Die Mächtigen im Land verließen sich auf den Schutz der umliegenden Festungs städte, aber diese Städte fielen an den Feind.

 5. Siehe Jesaja 1,9; 7,3; 10,2-22; 11,11.16; Jeremia 6,9; 23,3; 31,7; 40,11; Hesekiel 11,13; 14,22; Zefanja 2,4-9; Haggai 1,12.14 und Sacharja 8,1-8. Micha erwähnt den Überrest in 2,12; 4,7; 5,3; 5,7- 8 und 7,18.
Paulus verwendet die Lehre vom Überrest als Beweis da für,
dass Gott das jüdische Volk im gegenwärtigen Zeitalter
nicht verstoßen hat (Röm 9; s. auch 11,1-6).
E. Vorhersage der künftigen Sammlung
( 2,12 - 13 )Mi 2,12-13 a

Trotz der düsteren Zukunftsaussichten Judas sprach der Prophet Micha immer wieder von einem Hoffnungsstrahl, der von den Verheißungen Gottes an Abraham bei der Bundesschließung ausgeht. Jeder der drei größeren Abschnitte in Michas Prophezeiung enthält auch das Versprechen der künftigen Sammlung und Segnung des Volkes ( Mi 2,12-13; 4,1-8; 7,8-20 ). Hier in Kapitel 2 finden wir nur eine relativ kurze Heilsankündigung. Die beiden in den Versen 12.13 ausgesprochenen Verheißungen werden aber an späterer Stelle, in den Kap. 4 - 5 , breiter ausgeführt. Die erste lautet, daß der Herr sein Volk als sein Hüter wieder sammeln und erneuern wird ( Mi 2,12-13 a), und die zweite enthält Gottes Versprechen, seinem Volk als König voranzugehen (V. 13 b). Jakob und Israel sind hier Synonyme für die ganze Nation (vgl. den Kommentar zu Mi 1,5 ). Wenn Gott den gläubigen Rest Israels wieder in sein Land führt, wird er wie ein Hirte sein, der seine Herde führt (vgl. Mi 5,3; 7,14 ). Sie werden so zahlreich sein, daß das Land von Menschen dröhnen soll . Die Menschen werden wie Schafe sein, die zu ihrem sicheren Schutz in einen festen Stall gebracht werden. (Das Alte Testament bezeichnet Gott häufig als Hirten und Israel als Schafe oder Herde; vgl. Ps 23,1; 77,21; 78,52; 80,2; 100,3; Jes 40,11 ; vgl. auch Jer 23,3; 31,10 .)

Diese langersehnte Zeit des Heils für Israel wird im Tausendjährigen Reich anbrechen. Nach Ansicht mancher Exegeten ist die Segensverheißung bereits jetzt, in der Kirche, erfüllt - nicht erst in Israels Zukunft. Wenn Mi 2,12 sich jedoch tatsächlich auf die geistliche Segnung der Kirche bezieht, dann ging Israel all die Jahrhunderte seit Abraham in die Irre mit seinem Glauben, es werde das Land für immer erhalten.

Wie ein Hirte den Weg für seine Schafe freimacht, vor ihnen herzieht und sie durch das Tor auf die Weide führt, so wird der Herr alle Hindernisse für das Heil seines Volkes Israel durchbrechen.

Mi 2,13 b

Der Herr wird dann seinem Volk als König vorangehen (vgl. Jes 33,22; Zeph 3,15; Sach 14,9 ). Er wird es nicht verlassen, sondern als sein Herr vor ihm her an der Spitze gehen. Die falschen Propheten hatten also auch bis zu einem gewissen Grade recht, wenn sie sagten, der Herr sei auf der Seite seines Bundesvolkes. Gott wird die Verheißungen erfüllen, die er Israel gegeben hat, denn er liebt sein Volk wie ein guter König.

3.1-4 3,1-4 Zu Beginn des zweiten Zyklus richtete sich Micha – wie in 2,1.2 – zuerst an Israels korrupte Führer, die sich der Ungerechtigkeit bewusst sein sollten. Doch ihr Verhalten gegenüber den Armen war mit dem Schlachten von Tieren vergleichbar (V. 2.3).
 Deshalb antwortete Gott nicht, als das Gericht hereinbrach und sie nach Hilfe schrien (V. 4)


Stolz war der Anfang der Sünde in der Nation. Die Mächtigen im Land verließen sich auf den Schutz der umliegenden Festungsstädte,
 aber diese Städte fielen an den Feind.
5. Siehe Jesaja 1,9; 7,3; 10,2-22; 11,11.16; Jeremia 6,9; 23,3; 31,7; 40,11; Hesekiel 11,13; 14,22; Zefanja 2,4-9; Haggai 1,12.14 und Sacharja 8,1-8. Micha erwähnt den Überrest in 2,12; 4,7; 5,3; 5,7- 8 und 7,18. Paulus verwendet die Lehre vom Überrest als Beweis da für, dass Gott das jüdische Volk im gegenwärtigen Zeitalter nicht ver stoßen hat (Röm 9; s. auch 11,1-6).

2. Kapitel Micha 3-5
Ein HERRSCHER kommt!
Die zweite Botschaft des Propheten Micha bildet das Herzstück seines Buches und hat die Zukunft Israels zum Hauptthema. Zunächst tadelt Micha die führenden Köpfe der Nation wegen ihres sündhaften Verhaltens, das Gott richten -würde (3,1-12), und dann folgt eine kurze Darstellung der Ereignisse, die das verheißene Reich Gottes einleiten (4,1-5,15).

Das Bewusstsein, dass Gott für ihre Nation eine so herrliche Zukunft geplant hat, hätte die Führungsschicht dazu bewegen sollen, sich von ihren Sünden abzuwenden und dem Herrn zu gehorchen. »Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist« (1. Jo 3,3). Leider hörten sie noch nicht einmal hin, als der Prophet sprach!
A. Das Gericht über die führenden Männer des Volkes
( Mi 3 )1. Das Gericht über die Führer
( 3,1 - 4 )Mi 3,1-2 a

Die Häupter und Herren (vgl. V. ) des Volkes ließen die Gerechtigkeit verkommen und handelten wie wilde Tiere. (Zu Jakob und Israel als Synonyme für die zwölf Stämme des Volkes vgl. den Kommentar zu Mi 1,5 .) Sie hätten diejenigen sein sollen, die das Recht kennen und danach handeln. Statt dessen haßten sie das Gute und liebten das Arge . Damit taten sie das Gegenteil dessen, was von einem Anführer erwartet wird (vgl. Am 5,15 ). Ihre falschen Maßstäbe (vgl. Mi 3,9 ) zeigten, daß sie den Herrn nicht liebten (vgl. Ps 97,10 ) und nicht fürchteten ("Die Furcht des Herrn haßt das Arge"; Spr 8,13 ).

Mi 3,2-3 (Mi 3,2b-3)

Micha verglich die ungerechten Führer mit Jägern, die Gottes Volk, das ihrer Fürsorge anvertraut war, töteten und aufaßen (es also übermäßig ausnutzten). Ihre Grausamkeit war so groß, daß sie sich nicht damit begnügten, den Menschen die Haut abzuziehen und ihr Fleisch zu essen. Siezerlegten sogar ihre Knochen, als ob sie sie zum Kochen vorbereiteten. Durch ungerechte gesetzliche Maßnahmen, durch Bestechung (vgl. V. 11 ; Mi 7,3 ), Diebstahl (vgl. Mi 2,8 ), Unterdrückung (vgl. Mi 3,9 ), ja sogar durch Blutvergießen (vgl. V. 10 ; Mi 7,2 ) trieben sie das Volk in die Abhängigkeit.

Treue Herren dagegen sollten ihre Pflegebefohlenen schützen und für ihr Wohlergehen sorgen. David, der Inbegriff eines guten Herrschers in Gottes Augen, wurde als Schafhirte ( 1Sam 17,15 ) von der Weide geholt, um zum Hüter seines Volkes zu werden ( 1Sam 5,2; 1Sam 7,8 ). In Michas Tagen dagegen wurde das Volk von seinen Herren betrogen, denn wenn ihnen die Menschen wirklich am Herzen gelegen hätten, hätten sie sie zum Herrn zurückgebracht.

Mi 3,4

Wegen der Sünden Israels sollte eine Zeit kommen, in der die Menschen zum HERRN schreien, er sie jedoch nicht erhören würde (vgl. V. ). Micha sprach hier von der Zeit der Verschleppung Israels in die Gefangenschaft. Die falschen Propheten und Führer wollten nicht glauben, daß der Herr konsequent sein und ihr Verhalten tatsächlich bestrafen würde. Wenn sie die Gefangenschaft vor Augen hatten, sollte es ihnen zwar klar werden, doch dann würde es zu spät sein. Sie würden mit den Folgen ihrer Taten leben und die Strafe auf sich nehmen müssen. Natürlich hört Gott die Gebete seines Volkes, doch manchmal weigert er sich, ihm sofort aus dem Unglück, das es sich durch seine eigenen Handlungen zugezogen hat, herauszuhelfen.

3.5-7 3,5-7 Die falschen Propheten (vgl. 2,6-11)
waren vor dem Richter der ganzen Erde schuldig, weil sie das Volk irreführten, indem sie Frieden prophezeiten, wenn Nahrung vorhanden war, aber Krieg ausriefen, wenn sie hungerten (V. 5). Wie die Herrschenden wurden auch sie von der Habgier geleitet. Da sie andere blendeten, würden sie mit Blindheit und Schweigen geschlagen werden (V. 6.7)
2. Das Gericht über die falschen Propheten
( 3,5 - 8 )
Mi 3,5

Statt Hirten des Volkes zu sein, für es zu sorgen und es richtig zu führen, trachteten die falschen Propheten danach, die Menschen zu verführen . Sie weckten in ihnen falsche Hoffnungen, indem sie ihnen erzählten, Gott werde sie nicht strafen und es werde kein Unheil kommen. Wenn sie gut bezahlt wurden ( wenn man ihnen zu fressen gibt ), verkündigten sie Frieden. Sie predigten also jedem für sein Geld das, was er gern hören wollte (vgl. V. 11 ). Wer ihnen jedoch nichts gab, dem widersetzten sie sich (dem predigen sie, es werde ein Krieg kommen). Sie kümmerten sich mehr um ihr eigenes Wohlergehen als um das Wohl des Volkes; ihr Gott war der Mammon (vgl. V. 11 ).

Mi 3,6-7

Die falschen Propheten, die das Volk nicht den richtigen Weg führten und es in materieller Hinsicht ausnutzten, sollten beschämt und erniedrigt werden. Nacht sollte über sie kommen, die Sonne sollte über ihnen untergehen und sogar der Tag über ihnen finster werden . Das Hereinbrechen der Nacht ist ein Bild des Untergangs. Wenn die Verwüstung kam, würden diese Propheten ohne Gesichte und ohne Wahrsagung sein. Sie rieten den Menschen immer wieder, in ihrem gewohnten Treiben fortzufahren, in dem Glauben, daß Gott sein Volk ganz sicher nicht richten werde. Doch jäh und unvermittelt würde das Gericht über sie hereinbrechen. Dann würden die Menschen die Propheten fragen, warum es komme, und sie würden es nicht erklären können. Die Seher (das Wort entspricht im Hebräischen dem Wort "Gesichte" in V. ) sollten völlig zuschanden werden (vgl. Sach 13,4 ). Die Wahrsager (entspricht im Hebräischen dem Wort "Wahrsagung" in Mi 3,6 ; zum hebräischen " qAsam ", "wahrsagen", vgl. den Kommentar zu 5Mo 18,10 ) sollten zu Spott werden (vgl. Mi 2,6 ). Sie würden ihren Bart verhüllen müssen, weil kein Gotteswort dasein würde (vgl. Mi 3,4 ). Dann würden die Menschen endlich einsehen, daß sie keine wahren Propheten waren. Wenn Gott sein Angesicht verbarg (V. ), würden auch die falschen Hirten ihre Gesichter verhüllen müssen!

Der wahre Prophet Micha dagegen wies das Volk und seine Führer auf das drohende Gericht hin, so daß sie ihre Irrtümer einsehen und sich zu Gott bekehren konnten. Er warnte die Menschen vor dem kommenden Verhängnis, in der Hoffnung, daß sie sich änderten.

3.8 3,8 Im Gegensatz zu den falschen Propheten redete Micha in der Kraft des Heiligen Geistes (vgl. 2,7). Aus diesem Grund war seine Botschaft zuverlässig und wahr.  
3.9 3,12 Vgl. Jer 26,18. 3,9-12 Alle herrschenden Klassen waren schuldig: Führer waren bei der Rechtsprechung bestechlich (V. 9-11a), Priester lehrten für Lohn (V. 11b) und Propheten wahrsagten für Geld (V. 11c). Die ganze Zeit über betrogen sie sich selbst, indem sie annahmen, dass der Herr ihnen Gunst schenken würde, da sie sich mit ihm identifizierten. Folglich würde die Nation zerstört (erfüllt durch Nebukadnezar in 586 v.Chr.).
  3,9-12 Alle herrschenden Klassen waren schuldig:
 Führer waren bei der Rechtsprechung bestechlich (V. 9-11a),
Priester lehrten für Lohn (V. 11b) und Propheten wahrsagten für Geld (V. 11c). Die ganze Zeit über betrogen sie sich selbst, indem sie annahmen, dass der Herr ihnen Gunst schenken würde, da sie sich mit ihm identifizierten.
Folglich würde die Nation zerstört (erfüllt durch Nebukadnezar in 586 v.Chr.). 3,12 Vgl. Jer 26,18.

Mi 3,8

Im Gegensatz zu den führenden Männern (V. 1 - 4 ) und den falschen Propheten (V. 5 - 7 ), die nicht Gottes Botschaft verkündeten, sprach Micha voll Kraft und mit der Autorität des Geistes des HERRN , wenn er die Sünden der Menschen verurteilte und das Gericht prophezeite. Seine Worte waren voll Recht, wie Gott gerecht ist in seinem Gericht über sein Bundesvolk. Sie waren voll Stärke , weil Gott durchaus in der Lage ist, seinen Richterspruch wahr zu machen. Die Führer dagegen handelten ungerecht (vgl. V. 9 - 10 ), und ihre Propheten besaßen keinerlei geistliche Vollmacht.

Micha sprach von der Übertretung und der Sünde (vgl. Mi 1,5; 6,7; 7,18 ) des Volkes (zu Jakob und Israel als Synoyme vgl. Mi 3,1.9 ; als Synonyme für das ganze Volk vgl. den Kommentar zu Mi 1,5 ). Er konnte das, was im Volk vorging, aus der Perspektive Gottes sehen. Weil die Menschen ihr Leben nicht an den Gesetzen seines Bundes ausrichteten, würde Gott sie bestrafen müssen.

   
3. Das Gericht über die irregeleiteten Führer
( 3,9 - 12 )
Mi 3,9-11

Micha - erfüllt vom Geist des Herrn (V. ) - konfrontierte die führenden Männer des Volkes unerschrocken mit ihren Sünden und deren möglichen Folgen. Zunächst forderte er die Häupter und Herren (vgl. V. ) auf, ihm Gehör zu schenken ( So höret doch dies ). Ob sie tatsächlich auf ihn hörten oder ihm antworteten, wird nicht gesagt, doch anscheinend taten sie es nicht, denn aus dem Text läßt sich nicht entnehmen, daß sie sich grundlegend änderten.

Dann beschrieb Micha ihre Führerschaft (V. b. 10-11 ). Sie "verabscheuten" ( tAZaB , ein starkes Wort, das "vor etwas Abscheu haben" oder "für einen Greuel halten" bedeutet) das Recht (V. 1 - 3 ) und machten alles, was gerade ist , krumm ( AZqaS , "verdreht"). Natürlich wurde von einem Herrscher über Gottes Volk erwartet, daß er gerecht und unparteiisch war, wie Gott selbst. Er sollte in seinem eigenen Leben wie auch im Leben der ihm anvertrauten Menschen nach Gerechtigkeit streben. Statt dessen pervertierten diese schändlichen Führer vorsätzlich jegliche Aufrichtigkeit. Ja, sie waren sogar Anstifter und Beteiligte bei Blutvergießen und Unrecht in Jerusalem , der Stadt, in der Recht und Gerechtigkeit herrschen sollten. Zion (vgl. den Kommentar zu Mi 1,13 ) und Jerusalem werden bei Micha viermal synonym gebraucht ( Mi 3,10.12; 4,2.8 ).

Die Häupter, Priester und Propheten waren nach den Worten Michas für Geld käuflich (vgl. Mi 7,3 ) und besaßen dennoch die Kühnheit zu behaupten, daß Gott noch immer mit ihnen sei und dem Volk daher nichts geschehen werde (vgl. Mi 2,6 ). ( Wahrsagen heißt hebräisch qAsam ; vgl. Mi 3,6-7 und den Kommentar zu 5Mo 18,10 .) Dabei verletzte die Annahme von Bestechungsgeldern Gottes Gebot im 5Mo 16,19 .

3.12  
Mi 3,12

Um euretwillen , d. h. um der Führer willen, würde deshalb das Volk vernichtet werden. Das bedeutete nicht, daß die Menschen unschuldig waren und nur die Führer sündigten. Wahrscheinlich hatten die "Häupter" des Volkes die Menschen zur Sünde verleitet, und nun war das ganze Volk vor Gott schuldig geworden. Zion ( Jerusalem ; vgl. Mi 3,10; 4,2.8 ) würde wie ein Acker gepflügt werden , um und um gekehrt und tief gefurcht durch seine Niederlage. Nur noch Ruinen ( Steinhaufen ; vgl. V. 16 ) sollten übrigbleiben. Selbst der Berg des Tempels würde zu einer Höhe wilden Gestrüpps werden.

  4,1-3 Vgl. Jes 2,2-4.

4,1 In einer Umkehrung von 3,12 wechselte Micha vom bevorstehenden Gericht zu Prophezeiungen über das zukünftige Tausendjährige Reich (»am Ende der Tage«), in dem der Berg Zion (V. 3), der Mittelpunkt des kommenden irdischen Königreiches des Messias, sowohl eine geistliche als auch eine physische Erhebung erfahren wird (vgl. Sach 14,9.10). Eine Behandlung des Themas findet bis 5,14 statt.

4,2 viele Heidenvölker. Völker der ganzen Erde, nicht nur Israel, werden spontan zum Herrn »hingehen« (vgl. V. 1), um ihn während des Tausendjährigen Reiches in Jerusalem zu verehren (vgl. Sach 8,20-23).

4,3 ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden. Militärische Ausrüstung wird nicht länger benötigt, da der Allmächtige in Jerusalem mit eisernem Stab regiert (vgl. Offb 2,27; 12,5; 19,15) und das Land eine noch nie dagewesene Fruchtbarkeit aufweist (vgl. Am 9,13).

4,4 unter seinem Weinstock … seinem Feigenbaum. Dieser Ausdruck, der einst als eine Beschreibung der friedvollen Zeit unter Salomo diente (vgl. 1Kö 5,5), blickt auf den zukünftig größeren Frieden und Wohlstand im Tausendjährigen Reich (vgl. Sach 3,10).

 4,5 Selbst wenn gegenwärtig alle Menschen anderen Göttern nachliefen, würde Israels frommer Überrest nicht anderen Göttern nachjagen, sondern im Tausendjährigen Reich dem wahren Gott folgen (vgl. Jos 24,15).

B. Das kommende Reich Gottes
( Mi 4-5 )

In diesen Kapiteln ist vom Gottesreich die Rede, dessen Kommen auch fast alle anderen Propheten angekündigt haben. Micha schilderte sein Aussehen ( Mi 4,1-8 ) und beschrieb die Ereignisse, die seinem Kommen vorangehen werden ( Mi 4,9-13 ), und den König, der es errichten wird ( Mi 5,1-14 ).

1. Das Aussehen des Gottesreiches
( 4,1 - 8 )

Die Verse in Mi 4,1-3 haben Ähnlichkeit mit Jes 2,2-4 .Insgesamt werden in 4,1 - 8 elf besondere Merkmale des künftigen Gottesreiches genannt.

a. Der Tempel im Tausendjährigen Reich wird die ganze Welt überragen
( 4,1 a)Mi 4,1 a

Die Worte in den letzten Tagen bezeichnen die Zeit, da Gott alle Ereignisse der Geschichte zur Vollendung bringen wird (vgl. z. B. 5Mo 4,30 ,"in künftigen Zeiten"; Hes 38,16 ,"am Ende der Zeit"; Hos 3,5 ). Gewöhnlich bezieht sich die Wendung "in den letzten Tagen" auf die Drangsal vor dem Gericht und auf das Tausendjährige Reich (im Alten Testament steht das Wort "Königreich" häufig für das Tausendjährige Reich). Micha sagte nicht, wann diese letzten Tage kommen würden, denn Israel sollte eigentlich alle Tage auf die Vollendung der Zeiten gefaßt sein.

Der Berg, darauf des HERRN Haus ist - der Berg Zion, auf dem der Tempel des Tausendjährigen Reiches errichtet werden soll (vgl. Hes 40-43 ) -, wird höher als alle Berge und über die Hügel erhaben sein (vgl. Sach 8,3 ). Somit wird der Tempelberg das Zentrum des Tausendjährigen Reiches sein, der Ort, von dem aus Christus herrschen wird. Diese Tatsache steht in scharfem Kontrast zu dem verwüsteten Zustand Jerusalems, wie er in Mi 3,12 beschrieben ist.

Das religiöse und das politische System werden in dem zukünftigen Reich eng miteinander verwoben sein. Schon seit der Zeit Moses bestand in Israel ein enger Zusammenhang zwischen Staat und Religion. Der König wurde von Gott gesalbt, um das Volk zu regieren, und auch die Priester wurden für ihr Amt gesalbt.

Im Tausendjährigen Reich aber wird Israels politisch-religiöses System, regiert von dem Messias-König, die Welt beherrschen. Es wird höher als alle Berge und über die Hügel erhaben sein. Gottes Vorsatz, die Welt durch Israel zu segnen ( 1Mo 12,3 ), ist durch die Sünden des Volkes nicht aufgehoben worden. Am Ende wird Israel alle anderen Völker überragen.

b. Die Völker der ganzen Welt werden nach Jerusalem kommen
( 4,1 b)

Mi 4,1 b

Im Tausendjährigen Reich werden die Menschen überall auf der Welt erkennen, welch einzigartige Stellung Israel in Gottes Plan einnimmt. Sie werden es nicht länger für ein kleines, unbedeutendes Volk halten, sondern es wird große Anziehungskraft besitzen. Viele Völker werden nach Jerusalem (vgl. V. 2 ; Mi 7,12 ) und zu seinem Tempel herzulaufen . Das Wort "herzulaufen" kann auch - wie z. B. in der ökumenischen Einheitsübersetzung mit "strömen" wiedergegeben werden und ist möglicherweise eine bewußte Anspielung auf die Ströme, die vom heiligen Berg ausgehen und die Erde tränken werden ( Ps 46,5 ; vgl. auch Ps 65,10; Jes 33,21; Hes 47; Joe 4,18 ); "in umgekehrter Richtung setzt ein Strom von Menschen zum Zentrum hin ein" (James Luther Mays, Micah: A Commentary, S. 96 - 97).

4.4 ausendjährigen Reich dem wahren Gott folgen (vgl. Jos 24,15). 4,6-8 Micha fuhr mit der Beschreibung der wunderbaren Zustände im zukünftigen irdischen Reich des Messias fort. Indem er noch einmal an das Bild der Schafe anknüpft (vgl. 2,12.13), beschreibt er Jerusalem, den zukünftigen Sitz des Messias, als »Turm der Herde«, der über sein Volk wacht. 4,7 bis in Ewigkeit. Der hebr. Begriff meint nicht immer »endlos«, sondern bezeichnet eine lange, unbestimmte Zeitspanne, deren Länge immer durch den Kontext festgelegt wird. Hier bezieht er sich auf die 1.000-jährige Erdenherrschaft des Messias (vgl. Offb 20).
c. Jerusalem wird der Ort der Weisung für die ganze Welt sein
( 4,2 a)Mi 4,2 a

Die Ausdrücke " zum Berge des HERRN " (vgl. "der Berg, darauf des Herrn Haus ist"; V. 1 ) und " zum Hause... Gottes " beziehen sich beide auf den Tempelkomplex. Menschen aus vielen Völkern werden nach Jerusalem gehen (vgl. V. 1 ; Mi 7,12 ), daß Gott sie seine Wege lehre und sie in seinen Pfaden wandeln . In diesem zukünftigen Reich werden sogar die geretteten Heiden die Wege des Herrn kennenlernen wollen, während Israel selbst zur Zeit Michas keinerlei Neigung zeigte, Gott zu gehorchen. Eine harte Zurechtweisung für Michas Zeitgenossen steckt in dieser Aussage!

d. Die Offenbarung wird von Jerusalem ausgehen
( 4,2 b)Mi 4,2 b

Vers 2 b steht in engem Zusammenhang mit dem oben Gesagten. Weisung ( tNrCh , "Lehre", nicht das mosaische Gesetz) wird in Zion (d. i. Jerusalem ; vgl. Mi 3,10.12; 4,8 ) ergehen, und des HERRN Wort (d. i. die Offenbarung seiner selbst und seines Willens) wird gelehrt werden. Da Gott der König des Reiches sein wird (V. 3 ), wird sein Wort natürlich von dem Ort seiner Herrschaft ausgehen.

e. Der Herr wird Richter sein in Jerusalem
( 4,3 a)Mi 4,3 a

Dereinst werden viele Heiden und sogar große Völker ihre Streitigkeiten vor den Herrn bringen. Sie werden sich Gottes Urteil unterwerfen in der Einsicht, daß er entscheidet, was richtig ist und wer recht hat. Michas Leser nahmen Anstoß an Gottes Wort. Sie wollten sich weder von ihm noch von seinem Propheten sagen lassen, daß sie im Unrecht waren. Am Ende der Zeiten dagegen wird sich die ganze Welt willig dem Wort Gottes und seinem Ratschluß beugen.

 f. Überall wird Friede herrschen
( 4,3 b)Mi 4,3 b

Alle Waffen ( Schwerter und Spieße ) werden zu landwirtschaftlichen Geräten ( Pflugscharen und Sicheln ) umgeschmiedet werden. Es wird nicht mehr nötig sein, daß die Menschen das Kriegführen lernen , denn die Völker werden in Frieden leben. Das Tausendjährige Reich ist die Welt, nach der die Menschen sich sehnen, eine Zeit, in der die Reichtümer der Erde dem Aufbau statt der Zerstörung dienen. Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit werden nicht mehr verachtet sein, sondern belohnt werden.

g. Israel wird in Sicherheit und Frieden wohnen
( 4,4 )Mi 4,4

Ein Bild der Sicherheit ist die Aussage, daß ein jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen werde (vgl. 1Kö 5,5; Sach 3,10 ). Niemand wird um diese Sicherheit fürchten, denn der Mund des HERRN Zebaoth hat's geredet (vgl. Ob 1,18 ). Die falschen Propheten, die zur Zeit Michas in Israel wirkten, sagten denjenigen, die den Preis dafür zahlen konnten, Frieden voraus ( Mi 3,5 ). Micha jedoch machte deutlich, daß der einzige Weg zu Frieden und Sicherheit darin liegt, sich Gott vertrauensvoll zu unterwerfen.
4.5  
h. Israel wird zu seiner Religion zurückkehren
( 4,5 )
Mi 4,5

Der Ausspruch, " Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes ", bezieht sich auf die heidnischen Völker zu Michas Zeit. Es können hier nicht die Völker des künftigen Tausendjährigen Reiches gemeint sein, von denen Micha in Vers 2.3 ja sagte, daß sie nach Jerusalem gehen werden, um sich in der Lehre des Herrn unterweisen zu lassen. Auch wenn die heidnischen Völker Götzen anbeten, so wird doch Israel ( wir ) im Tausendjährigen Reich im Namen des HERRN wandeln (vgl. "wandeln" in V. 2 ) - mit anderen Worten, es wird Gottes Gesetzen folgen und sie halten.


4.6  
i. Israel wird gesammelt werden
( 4,6 )
Mi 4,6

Zur selben Zeit (d. h. zu Beginn des Tausendjährigen Reiches; vgl. V. 1 ,"In den letzten Tagen"; Mi 5,9 "Zur selben Zeit") wird der HERR die Verstoßenen zusammenbringen , die aus dem Land verbannt worden waren. Micha wußte nicht, wann es zu dieser erneuten Sammlung des Volkes kommen würde. Vielleicht ging er davon aus, daß das Friedensreich bereits nach dem Babylonischen Exil, das nun kommen sollte, beginnen würde. Aus später verfaßten Büchern des Alten Testaments wird jedoch deutlich, daß Gottes Tausendjähriges Reich nicht mit der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil einsetzte (vgl. Esra, Nehemia, Ester, Haggai, Sacharja und Maleachi). Für Micha stand in jedem Falle fest, daß die jüdischen Verbannten, die geplagt worden waren, in diesem Königreich wieder zusammengeführt würden. In der Drangsal vor dem Gericht werden die Juden verfolgt ( Dan 7,25-26 ) und zerstreut (vgl. Sach 14,5 ) werden, doch bei der Rückkehr Christi wird Gott sie wieder sammeln ( Mt 24,31 ).

4.7 4,7 bis in Ewigkeit. Der hebr. Begriff meint nicht immer »endlos«, sondern bezeichnet eine lange, unbestimmte Zeitspanne, deren Länge immer durch den Kontext festgelegt wird. Hier bezieht er sich auf die 1.000-jährige Erdenherrschaft des Messias (vgl. Offb 20).
j. Israel wird gross
( 4,7 )
i 4,7

Im Gegensatz zu Israels geistlicher und moralischer Schwäche zu Michas Zeit (die Menschen werden als geistlich lahm bezeichnet; vgl. Zeph 3,19 ) und im Gegensatz zur Verstoßung des Volkes ins Exil wird der zurückgekehrte Rest der Verstoßenen (vgl. Jes 37,32; Mi 2,12; 5,7-8; Mi 7,18; Röm 9,27; 11,5 ) zu einem großen Volk werden (vgl. "große Völker" in Mi 4,3 ). Der HERR wird König über sie sein (vgl. Mi 5,1; Zeph 3,15 ) auf dem Berge Zion (Jerusalem) von nun an bis in Ewigkeit (vgl. Ps 146,10; Lk 1,33; Offb 11,15 ).

k. Israel wird herrschen
( 4,8 )
Mi 4,8

Mit der elften Charakterisierung des Tausendjährigen Reiches kehrte Micha zu dem Gedanken von Vers 1 zurück, zur überragenden Bedeutung Jerusalems als Zentrum der Herrschaft Gottes. Er bezeichnete die künftigen Bewohner der Stadt als Turm der Herde . Wie ein Hirte seine Schafe oder ein Bauer seine Feldfrüchte von einem Turm aus überwacht, so wird Jerusalem über das Volk wachen. ("Herde" bezieht sich auf Israel in Jes 40,11; Jer 13,17.20; Mi 5,3; Sach 10,3 ). Tochter Zion (vgl. Mi 4,10.13 ) und Tochter Jerusalem beziehen sich auf die Einwohner der Stadt (vgl. Jes 1,8; Jer 4,31; Kl 1,6; 2,13; Mi 1,13; Sach 9,9 ). Jerusalems Herrschaft wird wiederkehren , weil der Messias selbst vom Zion aus regieren wird. Das Volk wird nicht länger unter der Herrschaft anderer stehen, denn die "Zeiten der Heiden" ( Lk 21,24 ) werden vorüber sein.

4.9 4,9.10 Juda wird in die Gefangenschaft nach Babylon geführt werden (V. 9.10a), aber der Herr würde sie von dort befreien (V. 10b)
durch das Edikt des persischen Königs Kores (ca. 538 v.Chr.), der ihnen erlaubte nach Jerusalem zurückzukehren (vgl. Esr 1,2-4)

2. Die dem Gottesreich vorangehenden Ereignisse
( 4,9 - 14 )

Micha sprach nun von vier Ereignissen, die vor der Errichtung des Tausendjährigen Reiches stattfinden würden.

a. Israel wird nach Babylon verschleppt
( 4,9 - 10 a)

Mi 4,9-10 a

Wie eine Frau in den Wehen würde Israel bei seiner Verschleppung ins Exil in Angst und Schmerz (vgl. Jer 4,31; 6,24; 13,21; 22,23; 30,6; 49,24; 50,43 ) laut schreien ( rUaZ , "wehklagen"; vgl. Jes 15,4 ). Es würde keinen König und keine Ratgeber mehr haben.

Die gefangen aus ihrer Heimat weggeführten Juden würden stöhnen wie eine Frau in Kindsnöten . (Zu Tochter Zion vgl. den Kommentar zu Mi 1,13; 4,8 .) Ebenso wie eine Gebärende wären sie ihrem Schmerz hilflos ausgeliefert und könnten nichts tun, um ihn zu lindern. Sie würden diese Erfahrung durchstehen müssen.

Auf dem Zug aus der Heimat sollten die Gefangenen gezwungen sein, auf dem Felde zu wohnen . Die Vorhersage, daß sie nach Babel verschleppt würden, muß für die Menschen zu Michas Zeit sehr überraschend geklungen haben, denn damals war Babylon noch kein besonders mächtiges Reich und weit weniger bedeutend als Assyrien.



b. Israel wird aus Babylon errettet werden
( Mi 4,10 b)

Mi 4,10 b

Israel würde jedoch von dem Gott des Bundes, dem sein Volk am Herzen lag, errettet und erlöst werden. Das Exil war nicht nur als Strafe gedacht, sondern sollte auch der Läuterung des Volkes und seiner Ermutigung zu einem gottgefälligen Leben dienen. Andererseits hatte Gott ja angekündigt, daß er die Israeliten aus dem Land verbannen werde, wenn sie ihm nicht gehorchten, und die Gefangenschaft würde lediglich die Einlösung dieser Ankündigung sein. In gewissem Sinn sollte das Exil also Gottes Integrität unter Beweis stellen.

4.10  
b. Israel wird aus Babylon errettet werden
( Mi 4,10 b)Mi 4,10 b

Israel würde jedoch von dem Gott des Bundes, dem sein Volk am Herzen lag, errettet und erlöst werden. Das Exil war nicht nur als Strafe gedacht, sondern sollte auch der Läuterung des Volkes und seiner Ermutigung zu einem gottgefälligen Leben dienen. Andererseits hatte Gott ja angekündigt, daß er die Israeliten aus dem Land verbannen werde, wenn sie ihm nicht gehorchten, und die Gefangenschaft würde lediglich die Einlösung dieser Ankündigung sein. In gewissem Sinn sollte das Exil also Gottes Integrität unter Beweis stellen.

4.11 4,11-13 Micha schwenkte wieder in die Zeit des zweiten Kommens des Messias. Das Sammeln vieler und großer Völker beschreibt die zukünftige Schlacht von Harmageddon (Sach 12; 14). An diesem Tag wird der Herr sein Volk mit Macht versehen (vgl. 5,6-8; Jes 11,14; Sach 14,14).
c. Die Völker werden sich gegen Israel zusammenrotten
( 4,11 - 13 )

4.12
Mi 4,11-13

Der Prophet sagte, daß viele Heiden (V. 11 a) bzw. viele Völker (V. 13 ) sich wider Jerusalem verbünden und versuchen würden, es zu erobern. Sie würden die Stadt schänden und zerstören, ohne etwas von den Plänen ( Gedanken ) des Herrn zu ahnen, der sie selbst vernichten wollte. Sie würden niedergemacht wie Garben beim Dreschen auf der Tenne (vgl. Jes 21,10; Jer 51,33; Hos 13,3 ).

Micha machte keine Angaben darüber, wann diese kriegerische Auseinandersetzung stattfinden würde. Vielleicht spielte sie sich bereits zu Michas Lebzeiten ab, denn Israel hatte mit Sicherheit viele Feinde. Doch selbst wenn Mi 4,11 sich auf Michas Zeit beziehen sollte, so scheinen die Verse 12-13 in jedem Fall auf ein noch in der Zukunft liegendes Ereignis vorauszuweisen, bei dem andere Völker, die sich gegen Jerusalem zusammengerottet haben, vernichtet werden. Die Tochter Zion , d. h. die Einwohner Jerusalems (vgl. den Kommentar zu V. 8 ), wird diese Völker dreschen und zermalmen (vgl. Sach 14,12-15 ), und der Herr wird auf Israels Seite gegen sie kämpfen ( Sach 14,3 ). Diese Schlacht - die Schlacht von Harmagedon ( Offb 16,16 ; vgl. Offb 19,19 ) - wird stattfinden, wenn der Messias-König zurückkehrt, um sein Königreich zu errichten. Was Israel in der Schlacht erbeutet, wird es dem Herrn weihen (vgl. den Kommentar zu Jos 6,17 ). Ihn nannte Micha zu Recht den Herrscher der ganzen Welt (vgl. Ps 97,5; Sach 4,14; 6,5 ).

4.11    
4.13 4,13 Horn zu Eisen … Hufe zu Erz. Indem er das Bild eines Tieres mit eisernen Merkmalen gebrauchte, blickte der Herr auf den Tag, ab dem Israel seine Feinde permanent besiegt.  
4.14 4,14 Richter Israels … geschlagen. Ein Hinweis auf die Gefangennahme des Königs Zedekias durch die Babylonier in 586 v.Chr. (vgl. 2Kö 24.25).
d. Der Herrscher von Israel wird erniedrigt werden
( 4,14 )
Mi 4,14


Der Prophet wandte sich nun offensichtlich einer näherliegenden Zukunft zu, und zwar der Eroberung Judas durch Babylon. Micha forderte das Volk auf, seine Truppen zu ordnen, obwohl alle Verteidigungsbemühungen gegen Nebukadnezars Belagerung natürlich vergeblich wären. (Das hier verwendete hebräische Wort für "belagern" steht im Alten Testament nur im Zusammenhang mit der Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar; 2Kö 24,10; 25,2; Jer 52,5; Hes 4,3.7; 5,2 ).

Micha nannte den Herrscher Israels nicht beim Namen; er sagte lediglich, daß man ihn mit der Rute auf die Backe schlagen würde. (Jemanden auf die Wange zu schlagen, bedeutete Erniedrigung; vgl. 1Kö 22,24; Hi 16,10; Kl 3,30 .) Manche Forscher ordnen diese Passage einer viel späteren Zeit zu und glauben, daß es sich bei diesem Herrscher um Christus handle, weil Christus auf das Haupt ( Mt 27,30; Mk 15,19 ) und ins Gesicht ( Joh 19,3 ) geschlagen wurde und weil Mi 5,1 sich ausdrücklich auf ihn bezieht. Mehrere andere Faktoren sprechen jedoch eher dafür, daß der judäische König Zedekia gemeint ist. Erstens bezieht sich der erste Teil von Vers 14 offenbar auf die Belagerung Jerusalems durch die Babylonier. Zweitens wird der Herrscher Israels hier und im hebräischen Urtext als Richter ( SOPEF ) bezeichnet, während das hebräische Wort in Mi 5,1 ,wo ganz eindeutig von Christus die Rede ist, mOSEl lautet. ( SOPEF bildet ein interessantes Wortspiel mit dem ähnlich klingenden Wort für "Rute", SEBeF .) Drittens wurde Christus nicht von feindlichen Truppen während einer Belagerung geschlagen und verhöhnt, im Gegensatz zu Zedekia, der von Nebukadnezar gefangengenommen und gefoltert wurde ( 2Kö 25,1-7 ). Viertens scheint das hebräische Wort für "Aber nun" in 4,14 eher auf ein unmittelbar bevorstehendes Ereignis als auf eine weit entfernte Zukunft hinzudeuten. Ihm folgt in den Versen 5.1 - 6 dann eine Anspielung auf die spätere Zeit. Das gleiche Schema von gegenwärtiger Krise und zukünftiger Errettung zeigt sich auch in Mi 4,11-13 ,wo in Vers 11 die Gegenwart mit den Worten "Nun aber" eingeführt wird und die Verse 12 und 13 sich auf die fernere Zukunft beziehen.


5.1 5,1 Bethlehem Ephrata. Die Stadt südlich von Jerusalem, in der David und später Jesus Christus geboren wurde (1Sam 16; Mt 2,5; Lk 2,4-7). Der Name Bethlehem bedeutet »Brothaus«, weil zu atl. Zeiten Getreide in dieser Region produziert wurde. Der Name Ephrata (»fruchtbar«) unterscheidet sie von der galiläischen Stadt gleichen Namens. Die Stadt, bekannt für ihre vielen Weinberge und Olivengärten, war zwar klein, aber ehrbar. von Anfang, von Ewigkeit her. Das spricht von der Menschwerdung des ewigen Gottes in der Person Jesu Christi. Es weist hin auf seine Tausendjährige Herrschaft als König der Könige (vgl. Jes 9,5).

3. Der Herrscher des Reiches
( 5,1 - 14 )

Im folgenden werden die Geburt des künftigen Herrschers (V. 1 ) und sein Wirken für das Volk (V. 2 - 14 ) beschrieben.

a. Die Geburt des Herrschers
( 5,1 )
Mi 5,1

Der Aufbau dieses Verses weist einige Ähnlichkeit mit Mi 4,8 auf. In beiden Versen wird eine Stadt personifiziert und mit du angeredet; in beiden finden wir die Worte wird kommen bzw. soll kommen ; und in beiden wird in ähnlichen hebräischen Worten von der schließlichen Erlösung Israels gesprochen (in der Übersetzung steht in Mi 4,8 "Herrschaft" und in Mi 5,1 " HERR "). Der "Herr", Christus, würde aus Bethlehem Efrata , einem etwa 7,5 km von Jerusalem entfernt gelegenen Städtchen, hervorgehen. Efrata, auch Efrat genannt ( 1Mo 35,16.19; 48,7 ), war der ältere Name für Bethlehem oder für das umliegende Gebiet. Neben Jesus Christus ( Mt 2,1 ), dem bedeutendsten Sproß aus Davids Stamm, war auch David selbst in Bethlehem geboren ( 1Sam 16,1.18-19; 17,12 ). Die Hohenpriester und Lehrer des Gesetzes bezogen diesen Vers im Buch Micha auf den Messias ( Mt 2,3-6 ). Das verwirrte manche Menschen zur Zeit Jesu ( Joh 7,42 ), der zwar in Bethlehem geboren war, jedoch in Nazareth in Galiläa aufwuchs.

Der Messias-König, der sein Volk erretten würde, würde in einer unbedeutenden kleinen Stadt in Juda geboren werden (sie wird nicht einmal in der Aufzählung der Städte in Jos 15 oder Neh 11 erwähnt). Nach Gottes Willen sollte dieser Eine, der Gott ( mir ) dienen würde, Israels "Herr" sein (vgl. "König über sie sein" in Mi 4,7 ). Christus erfüllte den Willen des Vaters und wird ihn auch in Zukunft erfüllen (vgl. Joh 17,4; Hebr 10,7 ).

Der Ursprung dieses Herrn (sein Ausgang , d. h. sein Schöpfungswerk, seine Selbstoffenbarungen und seine Vorsehung), ist von Anfang und von Ewigkeit her gewesen . Manche Übersetzungen geben die Wendung "von Ewigkeit" mit "immerwährend" wieder; die Übersetzung "von Ewigkeit" ist jedoch vorzuziehen, da es im Hebräischen wörtlich "Tage von unermeßlicher Zeit" heißt. Andere Textstellen (wie z. B. Joh 1,1; Phil 2,6; Kol 1,17; Offb 1,8 ) heben ebenfalls die Ewigkeit Jesu Christi hervor.

5.2 5,2 gibt er sie hin. Ein Hinweis auf die Zeitspanne zwischen der Verwerfung des Messias bei seinem ersten bis zu seinem zweiten Kommen. Es ist die Zeit der Nationen, nachdem Israel Christus ablehnte und unter der Herrschaft seiner Feinde geriet. Er sammelte den »Überrest seiner Brüder« nicht bei seinem ersten Kommen, sondern wird es bei seinem zweiten Kommen tun (vgl. Jes 10,20-22; 11,11-16). Das Wort »zurückkehren« kann sich auch nicht auf die Nationen beziehen, da man bei ihnen nicht von einer Rückkehr zum Herrn sprechen kann. Vielmehr bezieht sich der Kontext von V. 2.3 auf das Tausendjährige Reich und kann nicht für das erste Kommen passend gemacht werden. Folglich muss der Ausdruck: »die, welche gebären soll«, das Volk Israel bezeichnen (vgl. Offb 12,1-6).
b. Das Werk des Retters Israels
( 5,2 - 14 )

Christus, der Herr Israels, wird während des Tausendjährigen Reiches Großes für sein Volk tun:

1. Er wird das Volk wiedervereinen und wiederherstellen.

Mi 5,2

Wie kurz zuvor erwähnt ( Mi 4,9 ), war Israels innerer Schmerz über das Verlassensein wie der physische Schmerz einer Gebärenden. Doch die Zeit wird kommen, da die Wehen ein Ende haben und sie geboren hat . Diese Wendung bezieht sich nicht auf die Geburt Jesu durch Maria, sondern auf Israels Sammlung (vgl. Mi 2,12; 4,6-7 ), die hier einer Geburt gleichgesetzt wird, und bei der der Rest seiner Brüder (die anderen Israeliten; vgl. 5Mo 17,15 ) zu den Söhnen Israel zurückkehren wird. Christus wird einer von ihnen sein.

Mi 5,1-2 faßt, wie Jes 9,5-6 und Jes 61,1-2 ,die zweimalige Ankunft Christi zu einem einzigen Advent zusammen.

2. Er wird für sein Volk sorgen und ihm Sicherheit geben.

5.3 5,3 Die Tausendjährige Herrschaft Christi, der dann auf dem Throne Davids sitzt (vgl. Jes 6,13).


Mi 5,3


Der Messias wird seine Herde weiden (vgl. Mi 2,12; 7,14; Sach 10,3 ), d. h. er wird ein solcher Herrscher sein, wie er Israel zur Zeit Michas, in der das Land von irregeleiteten und ausbeuterischen Führern ins Verderben gestürzt wurde, fehlte (vgl. den Kommentar zu Mi 3,1-11 ). Christi sorgende, leitende und schützende Aufgabe wird durch die Kraft des HERRN und um des Herrn willen vollendet werden. Wenn er das Volk leitet, wird es Frieden und Sicherheit finden (vgl. Sach 14,11 ), denn er wird herrlich werden, so weit die Welt ist (vgl. Mal 1,11 a). Da Christus über die ganze Welt herrschen wird ( Ps 72,8; Sach 14,9 ), wird Israels Sicherheit gänzlich unbedroht sein.

3. Der Friedenskönig wird Israels Feinde vernichten ( Mi 5,5-9 ).

5.4 5,4.5 Assyrien. Assyrien, Gottes Instrument gegen Israel (722 v.Chr.) und Juda (Sanheribs Belagerung in 701 v.Chr.), wird hier stellvertretend für feindliche Völker gebraucht, die im Widerstand zum Herrn stehen

5,4 sieben … acht. Eine sprachliche Wendung, um eine vollständige und ausreichende Anzahl von Führern auszudrücken – mehr als genug für diese Aufgabe (vgl. Pred 11,2).
Mi 5,4-5

Das ist eine der großen Taten, mit denen der Messias Israel Frieden bringen wird (V. 4 - 14 ). Er wird der Friede für Israel sein , denn er wird die feindlichen Mächte, die das Volk umgeben, niederwerfen. Assur wird zwar in dieser fernen Zukunft nicht mehr als Volk existieren, aber es steht hier für die Völker, die, wie Assyrien zu Michas Zeit, Israel bedrohen und angreifen werden (vgl. Sach 12,9; Sach 14,2-3 ). Das Land Nimrods (vgl. 1Mo 10,8-9; 1Chr 1,10 ) ist ein Synonym für Assyrien (vgl. den Namen Assyrien für Persien bei Esr 6,22 ). Mit Christus als Herrscher werden die Israeliten ihre Widersacher besiegen können. Er wird dem Volk mehr als genug Hirten und Fürsten (zu der Formel sieben ... und acht vgl. den Kommentar zu "drei, ja... vier" in Am 1,3 ) geben. Mögen auch noch so viele Völker Israel im Verlauf seiner Geschichte mit dem Schwert regiert haben, im Tausendjährigen Reich wird sich das Blatt wenden, und Israel wird über seine Widersacher herrschen, weil er, der Messias, es erretten wird (vgl. Sach 14,3 ).

5.5 5,5 Nimrod. Ein Hinweis auf Assyrien (vgl. 1Mo 10,11), der möglicherweise auch Babylon einschließen könnte (vgl. 1Mo 10,10).  
5.6 5,6-8 Israels Anwesenheit inmitten vieler Völker wird für einige eine Quelle des Segens sein (vgl. Sach 8,22.23), für andere wird Israel wie ein Löwe sein – eine Quelle der Furcht und Zerstörung (vgl. Jes 11,14; Sach 12,2.3.6; 14,14).
Mi 5,6

Wenn Christus Israels Feinde vernichtet hat, werden die Übriggebliebenen (vgl. Mi 2,12; 4,7; 5,7; 7,18 ) der gläubigen Israeliten unter vielen Völkern einen so wohltuenden Einfluß haben wie Tau und Regen . Da die Regenzeit in Palästina von Oktober bis März dauert, waren die Feldfrüchte in den übrigen sechs Monaten auf den Nachttau angewiesen. Wie Tau und Regen zu ihrer Zeit von Gott geschickt werden ( sie warten nicht auf Menschen ), so wird Gott die Völker zu der von ihm bestimmten Zeit, auf die die Menschen keinen Einfluß haben, erquicken.

5.7  
Mi 5,7-8

Die Übriggebliebenen (vgl. V. 6 ) des Volkes von Israel werden wie ein Löwe sein. Wie ein wilder Löwe, der über die anderen Tiere herrscht, wird Israel die anderen Völker der Welt beherrschen (vgl. 5Mo 28,13 ). Israels Hand wird siegen gegen alle seine Widersacher, und alle seine Feinde werden ausgerottet werden.

4. Doch der Herrscher wird Israel zugleich auch das Vertrauen in die eigene militärische Stärke nehmen.

5.8 5,8 alle deine Feinde. Diesen absoluten und vollkommenen Frieden hat Israel bisher noch nie erfahren. Er weist auf das Tausendjährige Reich hin, wenn der Friedefürst regieren wird, nachdem er die Nationen besiegt hat (vgl. V.14).  
5.9 . 5,9 An jenem Tag. Gemeint ist das zukünftige Königreich. Israel wurde der Einsatz von Kavallerie untersagt (5Mo 17,16), damit es sein Vertrauen nicht in irdische Streitkräfte setzen würde anstatt in Gott (1Kö 10,26.28). Gott wird alle Dinge wegnehmen, auf die sie vertrauten, sodass das Volk, nachdem ihm alle menschlichen Mittel entzogen wurden, nur auf ihn vertraut. Für Kriegsgeräte wird in dieser Friedenszeit kein Platz sein.
Mi 5,9-10

Zur selben Zeit (vgl. Mi 4,6 und den Kommentar zu "In den letzten Tagen" in Mi 4,1 ) wird der Herr die Rosse ausrotten (vgl. Sach 9,10 ) und die Wagen , auf die die Israeliten vertrauten, zunichte machen (vgl. Gottes Verbot in 5Mo 17,16 ,sich auf die Pferde zu verlassen). Städte, in denen Israel Festungen zum Schutz errichtet hat, werden verwüstet werden (vgl. Mi 5,13 ).

5. Der Herrscher wird dem falschen Gottesdienst in Israel ein Ende machen ( Mi 5,11-13 ).

5.10 5,10-13 die Städte deines Landes ausrotten … deine Festungen. Um den Gedanken aus V. 9 fortzusetzen, befestigte Städte dienten zur Verteidigung und ihre Stärke verleitete die Menschen, ihr Vertrauen in sie zu setzen anstatt in Gott allein (vgl. 1,13; Ps 27,1; Hos 10,13.14). Einst werden die Menschen in unumzäunten Dörfern in Frieden leben (Hes 38,11). Die Städte werden auch mit den Zentren heidnischer Verehrung assoziiert (V. 13; vgl. 5Mo 16,21) sowie der Anbetung der Aschera (kanaanitische Fruchtbarkeits- und Kriegsgöttin). Jegliche Form der Selbstständigkeit in Bezug auf Krieg und Götzendienst wird beseitigt, sodass sich das Volk hinsichtlich seiner Erlösung ausschließlich auf Christus verlassen muss und nur ihn verehrt  
5.11  
Mi 5,11

Neben der Vernichtung der äußeren Feinde Israels wird der Messias auch jede Spur von Okkultismus und Götzendienst, den "inneren Feinden" des Volkes, austilgen. Das Wort Zauberei ( k+SAPIm , wörtlich "Hexerei") wird im Alten Testament nur an dieser Stelle und in 2Kö 9,22; Jes 47,9.12 und Nah 3,4 benutzt. Das Wort bezeichnet im Hebräischen dieBefragung dämonischer Mächte. Obwohl sie ihnen vom Gesetz verboten waren, zogen diese und ähnliche, im Nahen Osten zur damaligen Zeit sehr verbreitete, Praktiken die Israeliten in ihrer ganzen Geschichte immer wieder in ihren Bann. Auch in der Zeit der Drangsal vor dem Jüngsten Gericht wird es Okkultismus geben (vgl. "Zauberei" in Offb 9,21 ), doch der Herr wird ihn restlos austilgen.

5.12  
Mi 5,12-13

Steinmale ( p+sIlIm ) waren Bilder fremder Götter (vgl. pesel , "Bildnis"; in 2Mo 20,4 ). Heilige Steine (oder Säulen) und Ascherabilder (vgl. 1Kö 14,23; 2Kö 17,10; 18,4; 23,14 ) spielten bei der Anbetung männlicher und weiblicher kanaanitischer Götter eine Rolle. Gott hatte den Israeliten ihren Gebrauch untersagt ( 5Mo 16,21-22 ; vgl. 2Mo 34,13 ). Aschera war die kanaanitische Göttin des Meeres und die Gefährtin des Baal. Wenn der Herrscher kommt und jedes Zeichen von Götzendienst aus seinem Volk verbannt (vgl. Sach 13,2 ), werden die Menschen nicht mehr ihrer Hände Werk anbeten (vgl. Hos 14,4 ), sondern sie werden Jahwe verehren, den wahren und lebendigen Schöpfer. Alle Städte (vgl. Mi 5,10 ) jedoch, in denen Israel Götzendienst trieb oder auf seine militärische Stärke baute, werden zerstört werden.

6. Der Herr wird die Völker, die sich ihm widersetzen, richten.

5.13    
5.14  
Mi 5,14

Alle Nationen, die dem Herrn nicht gehorchen, werden Gottes Grimm und Zorn zu spüren bekommen. Er wird mit eisernem Zepter ( Ps 2,9; Offb 12,5; 19,15 ), d. h. mit Stärke, Strenge und Gerechtigkeit, regieren.

   
 

III. Die dritte Botschaft: Anprangerung der Sünden und Verheißung kommenden Heils
( Mi 6-7 )
6.1 6,1 Micha öffnet den dritten Zyklus seiner Aussprüche (6,1-7,20) mit einem dramatischen Motiv einer Gerichtsverhandlung, bei der zwischen 3 Parteien hin und hergesprungen wird: der Herr vertritt seinen Fall, das Volk reagiert auf die Verurteilung und der Prophet ist der Anwalt des Klägers
A. Die Anklage des Herrn
( 6,1 - 5 )
Mi 6,1

Wieder (vgl. Mi 1,2 ) berief der Herr Zeugen, die hören sollten, was er gegen sein Volk vorzubringen hatte (r¯b, "Gerichtsverfahren, Prozeß"; in Mi 6,2 a und Mi 6,2 b mit "rechten" übersetzt). Dann forderte er Israel auf, nun selbst seine Sache vor den Bergen zu führen und seinen Standpunkt in diesem Rechtsstreit mit Gott zu vertreten. Er rief unbeteiligte Zeugen zur Bestätigung an, daß er gegenüber seinem Volk gerecht gewesen war und daß Israel in seinem Denken und Handeln vor Gott gesündigt hatte. Die Zeugen, an die er sich wandte, waren die Menschen an allen Orten, repräsentiert durch die "Berge" (vgl. V. 2 ) und die Hügel .

6.2 6,1.2 Der Herr befahl Micha (V. 1) als seinem Rechtsanwalt seinen Fall vor den Bergen und Hügeln zu vertreten, die als Zeugen gegen sein Volk auftreten sollten (vgl. 5Mo 4,25.26; Jes 1,2). Die Berge und Hügel waren am Sinai zugegen, als der Herr seinen Bund mit Israel schloss, die Zehn Gebote aufgeschrieben und als ständiges Zeugnis in die Bundeslade gelegt wurden (vgl. 5Mo 31,26).

Mi 6,2

Dann begann der Herr seinerseits, seine Sache gegen sein Volk vorzutragen. Er wiederholte seinen Aufruf an die Berge (vgl. V. 1 ) zu hören, wie er mit seinem Volk Israel rechten und ins Gericht gehen würde ( rIB ; vgl. den Kommentar zu V. 1 ).

6.3 6,3-5 Der Aufruf des Herrn! Mit Zärtlichkeit und Gefühl erinnerte der göttliche Kläger an seine vielen Gnadentaten ihnen gegenüber, was er beinahe im Ton eines Verteidigers vortrug. Er beschrieb ihren Exodus aus der ägyptischen Knechtschaft bis zu ihrem Einzug in ihr eigenes Land. Gott hatte ihnen Führer gegeben (V. 4), Bileams Versuche, das Volk zu verfluchen, abgewendet (V. 5a; vgl. 4Mo 22-24) und auf wundersame Weise den Jordan geteilt (V. 5b), sodass sie von Sittim, östlich des Jordans, nach Gilgal auf die Westseite nahe Jericho gelangen konnten. Gott hielt treu all seine Verheißungen, die er ihnen gegeben hatte
Mi 6,3-4

In der weiteren Darlegung des Falles sprach der Herr Israel als mein Volk an (vgl. V. 5 ). Durch eine Frage ( Was habe ich dir getan? ) beteuerte er seine Unschuld (vgl. "Was hab ich getan?" in 1Sam 17,29; 20,1;26,18; 29,8 ). Er forderte die Menschen auf, ihm zu sagen, womit er sie beschwert habe. Obwohl die Israeliten sich häufig über Gott beklagten, hatten sie doch nie einen wirklichen Grund dafür. So konnten sie auf Gottes Anschuldigung nichts entgegnen.

Gott erinnerte das Volk an seine Güte, aufgrund derer er es aus Ägyptenland in das verheißene Land geführt hatte. Die Propheten ermahnten die Menschen immer wieder, ihrer Errettung aus der ägyptischen Knechtschaft zu gedenken. Der Exodus war das große, zentrale Ereignis schlechthin in der Geschichte Israels, zum einen, weil Gott dadurch sein Volk aus der Fremdherrschaft befreite, und zum anderen, weil er ihm kurz darauf durch Mose das Gesetz gab. Das Wort erlöst ( pADCh , "freikaufen, erlösen"; vgl. 5Mo 7,8; 9,26; 13,6; 15,15; 24,18 ) sollte die Israeliten an das Schlachten des Passalammes erinnern, durch das die ältesten Söhne der israelitischen Familien verschont blieben ( 2Mo 12,3-7.12-13 ). Moses Name steht hier als eine Erinnerung an das Gesetz, während der Name Aaron den Menschen den Gedanken der Priesterschaft vor Augen führen sollte. Mirjam wird vielleicht erwähnt, weil ihr Name die Erinnerung an ihr Lied für den Herrn ( 2Mo 15,21 ) und ihre Rolle als Prophetin ( 2Mo 15,20 ) wach rief. Da Mose Gott vor den Menschen und Aaron die Menschen vor Gott vertrat, hatte Israel damals eine einzigartige Beziehung zu Gott.

6.4  
Mi 6,5

Als nächstes erinnerte Micha Gottes Volk (vgl. "mein Volk" in V. 3 ) an die Erfahrung seiner Vorfahren in der Wüste, als Balak, der König von Moab , versuchte, Bileam zu Prophezeiungen gegen das Bundesvolk zu bewegen ( 4Mo 22-24 ). Statt die Menschen zu verfluchen, segnete Bileam sie jedoch. Das war ein weiterer Beweis für Gottes Güte ihnen gegenüber. Ein anderes großes Ereignis im Leben des Volkes war der Zug von Schittim , dem letzten Lager der Israeliten östlich des Jordan (vgl. Jos 3,1 ), nach Gilgal , dem ersten Lager nach dem wunderbaren Überschreiten des Flusses (vgl. Jos 4,18-19 ). Bei all diesen Ereignissen hatte Gott sein Volk nicht "beschwert", sondern es beschützt und verteidigt und ihm nur Gutes getan.

6.5    
6.6 6,6.7 So als würde er im Namen des Volkes sprechen, stellte Micha die rhetorische Frage, wie sie angesichts der Treue Gottes mit ihrer Heuchelei fortfahren können, indem sie äußerlich einen religiösen Anstrich haben, innerlich aber sündig sind.
B. Die Antwort Michas für das Volk
( 6,6 - 8 )

Diese wohlbekannten Verse enthalten die Antwort des Propheten auf die Anklage des Herrn. Micha sprach als Gerechter, der sich der Schuld seines Volkes bewußt war. Er unterschied sich von der Mehrheit der Führer, die sich keinerlei Mühe gaben, das Volk richtig zu leiten.

Mi 6,6

In seiner Funktion als Sprecher des Volkes fragte Micha, womit er sich dem Herrn im Gottesdienst nahen sollte, um seine Gnade wiederzugewinnen. Er fragte, ob er mit Brandopfern oder mit einjährigen Kälbern vor den Herrn treten sollte. Das war nicht etwa eine abwertende Anspielung des Propheten auf die jüdische Opferordnung. Die levitische Ordnung war nach dem Willen Gottes unter anderem auch auf die Sühne für die Sünden der Menschen ausgerichtet, und als rechtschaffenes Mitglied der Bundesgemeinschaft befolgte Micha zweifellos selbst die Opferbräuche. Er wußte aber auch, daß die Opfer als äußerer Ausdruck eines festen, inneren Vertrauens auf die Güte und Gnade Gottes gedacht waren.


6.7  
Mi 6,7

Indem er sich des Stilmittels der übertreibenden Steigerung bediente, fragte der Prophet nun, ob der Herr an viel tausend Widdern, unzähligen Strömen von Öl oder an seinem eigenen Erstgeborenen (seines Leibes Frucht) als Sühne für seine Übertretung und Sünde Gefallen habe (vgl. Mi 1,5; 2,8; 7,18 ). Er wußte natürlich, daß diese Gaben Gottes Zorn auf das Volk nicht würden besänftigen können. Er redete auch nicht der üblen, vom Gesetz verbotenen Praxis der Kindesopferung das Wort (vgl. 3Mo 18,21; 20,2-5; 5Mo 12,31; 18,10 ). Micha stellte diese rhetorischen Fragen vielmehr, um Israel klarzumachen, daß nichts - nicht einmal die extremsten Opfer - wiedergutmachen konnte, was es Gott angetan hatte. Gleichzeitig unterstrich er damit, daß Gott nicht "bezahlt" werden wollte, sondern verlangte, daß die Menschen ihre Einstellung und ihr Tun änderten.

6.8 6,8 Michas knappe Erwiderung (V. 8) deutet an, dass sie die Antwort auf ihre rhetorische Frage hätten kennen müssen. Geistliche Blindheit hatte sie dahin geführt, Gott alles anzubieten, außer der einen Sache, die er wollte – eine geistliche Hingabe des Herzens, aus der sich das richtige Verhalten ergeben würde (vgl. 5Mo 10,12-19; Mt 22,37-39). Dieses Thema wird im AT häufig präsentiert (vgl. 1Sam 15,22; Jes 1,11- 20; Jer 7,21-23; Hos 6,6; Am 5,15).
Mi 6,8

Dann sagte Micha dem Volk ( Mensch bezeichnet alle Israeliten) genau, was Gott von ihm forderte. Gott wollte nicht, daß sich die Beziehung der Menschen zu ihm in Ritualen erschöpfte. Vielmehr wollte er eine Beziehung, die aus ihrem Innern kam - sie sollten ihm gehorchen, weil es ihreigener Wunsch war, nicht, weil es von ihnen verlangt wurde. Diese gute Beziehung beinhaltete drei Dinge: jeder einzelne sollte (a) Gottes Wort halten , also ehrlich und gerecht im Umgang mit anderen sein; (b) Liebe üben ( HeseD , "treue Liebe"), d. h. die Verpflichtung, anderen zu helfen, erfüllen; (c) demütig sein vor seinem Gott , also bescheiden und ohne Hochmut Gott folgen. "Demütig" ist die Übersetzung des Verbes QAnaZ (das im Alten Testament nur an dieser einen Stelle vorkommt); es bedeutet "bescheiden sein". (Das Adjektiv QAnUaZ taucht ebenfalls nur einmal auf, in Spr 11,2 .) Der Herr hatte den Israeliten diese Forderungen schon früher mitgeteilt ( 5Mo 10,12.18 ). Gottes Wort zu halten, "ist ein Weg, Liebe zu üben, und dies wiederum ist eine Manifestation des Demütigseins vor Gott" (James Luther Mays, Micah: A Commentary , S. 142). Viele Zeitgenossen Michas hielten Gottes Wort nicht ( Mi 2,1-2; 3,1-3; 6,11 ), zeigten denjenigen, für die sie die Verantwortung trugen, keine treue Liebe ( Mi 2,8-9; 3,10-11; 6,12 ) und waren auch nicht demütig vor Gott.

6.9 6,9-16 Der Herr sandte das Gericht; Gott selbst hatte die »Zuchtrute« festgesetzt, die sein Volk bestrafen würde. Der Herr mahnte, dass ihre bösen Taten gegenüber den Armen nicht aufhörten, trotz seiner Warnungen und seiner Zucht (V. 10-12). Deshalb würde ein schweres Gericht hereinbrechen (V. 13-15); es würde sie ebenso ereilen wie ihren nördlichen Nachbarn Israel (V. 16), als dieser sich durch den Rat böser Könige leiten ließ.

6,9 Hört auf die Zuchtrute. Eine Aufforderung, auf die Beschreibung der kommenden Strafe zu hören (vgl. V. 13-15; Jes 10,5.24).
C. Das Gericht des Herrn aufgrund der Sünde
( 6,9 - 16 )

Gott kündigte an, daß er Israel bestrafen müsse, weil es seine Forderungen nicht erfüllt hatte (V. 8 ).

1. Die Sünden
( 6,9 - 12 )

Die folgenden Verse vermitteln einen Eindruck von einigen der Sünden, in die sich Israel verstrickt hatte. Sie waren mit der Anlaß für den Rechtsstreit mit Gott (V. 1.2 ). Schon diese unvollständige Liste reicht aus, um die Schuld des Volkes eindeutig nachzuweisen.

Mi 6,9

6.10    
6.11    
6.12    
6.13    
6.14    
6.15    
6.16 6,16 die Satzungen Omris. Ca. 885-874 v.Chr. Er gründete Sama
ria und das böse Haus Ahabs und machte sich der Sünden Jerobeams schuldig (vgl. 1Kö 16,16-28). wie das Haus Ahabs. Vgl. 1Kö 21,25.26 (ca. 874-853 v.Chr.).