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Epheser Walvoord

Epheser (Harold W. Hoehner)


EINFÜHRUNG


Verfasserfrage


Der Apostel Paulus weist im Epheserbrief zweimal darauf hin, daß das vorliegende Schreiben von ihm persönlich stammt ( Eph 1,1;3,1 ). Dennoch wurde die paulinische Verfasserschaft des Epheserbriefes in neuerer Zeit stark angezweifelt. Manche Kritiker sind der Ansicht, daß der Brief sich sowohl im Hinblick auf Vokabular und Stil als auch auf die darin vertretene Theologie von den übrigen Paulusbriefen unterscheide. Trotz seiner Nähe zum Kolosserbrief ist der Epheserbrief in ihren Augen untypisch für Paulus und muß deshalb von der Hand eines pseudonymen Verfassers stammen, also von jemandem, der die Autorität des Apostels in Anspruch nahm, um seinem Schreiben Geltung zu verschaffen.

Andererseits war Pseudonymität im frühen Christentum noch völlig unüblich. Außerdem sehen viele Exegeten im Epheserbrief gleichsam die Krönung aller Paulusbriefe, und es wäre doch sehr seltsam, wenn ein Schüler des Paulus in seiner theologischen Erkenntnis und in seiner spirituellen Schau über den großen Apostel hinausgewachsen wäre. Schließlich wurde der Epheserbrief von der frühen Kirche ohne Vorbehalte als authentischer Paulusbrief akzeptiert. Es gibt also keinen stichhaltigen Grund, die paulinische Verfasserschaft in Zweifel zu ziehen.



Adressaten


Nach Auffassung mancher Exegeten ist der Epheserbrief als Enzyklika, d. h. als Rundbrief - wahrscheinlich an mehrere ungenannte Gemeinden der Provinz Asien - konzipiert. Für diese These spricht zweierlei: (1) In drei frühen alexandrinischen Handschriften fehlen die Worte "in Ephesus" ( Eph 1,1 ). (2) Es mutet seltsam an, daß Paulus in einem Brief an eine Gemeinde, in der er drei Jahre gelebt und gearbeitet hat ( Apg 20,31 ), keine einzige Person namentlich erwähnt. Zu Punkt eins ist zu sagen, daß die Ortsangabe "in Ephesus" zwar in diesen drei Handschriften fehlt, in den von der geographischen Verbreitung her wichtigeren Handschriften jedoch durchgehend enthalten ist. Darüber hinaus ist in keiner der Abschriften des Briefes eine andere Stadt erwähnt, und es findet sich auch nirgends ein Freiraum für das Einfügen eines Namens nach dem Wörtchen "in". Dagegen taucht in allen Manuskripten die Überschrift bzw. der Titel des Briefes - "an die Epheser" - auf. Außerdem nennt Paulus in allen seinen Briefen deren Bestimmungsort.

Gegen Punkt zwei, das Fehlen jeglicher Personennamen im Brief, könnte man einwenden, daß Paulus in diesem kurzen Brief vielleicht niemanden im einzelnen ansprechen wollte, weil er in der Stadt besonders viele Leute kannte.

Trotz dieser Einwände läßt sich die Rundbrief-Theorie jedoch durchaus aufrechterhalten. Es wäre beispielsweise denkbar, daß Ephesus, die Hauptstadt der Provinz Asien, zu deren christlicher Gemeinde Paulus zudem ein besonders gutes Verhältnis hatte, ganz einfach die erste "Anlaufstelle" des Briefes war. Die Rundbrief-Hypothese würde auch erklären, warum in dem Brief keine Eigennamen genannt werden. Wenn das Schreiben, nachdem es in Ephesus verlesen worden war, die Runde durch andere Gemeinden machen sollte, dann waren Laodizea und Kolossä wohl seine nächsten Bestimmungsorte, denn im Kolosserbrief fordert Paulus die dortigen Gläubigen dringend auf, auch den Brief "von Laodizea" zu lesen ( Kol 4,16 ) - möglicherweise ein Hinweis auf den Epheserbrief. (Zur geographischen Lage von Ephesus, Asien, Laodizea und Kolossä vgl. die Karte zwischen der Apostelgeschichte und dem Römerbrief.)

Der Überbringer des Briefes war wahrscheinlich Tychikus ( Eph 6,21-22 ), derselbe Bote, der auch den Kolossern einen Brief von Paulus brachte ( Kol 4,7-9 ).

Ephesus war eine der bedeutendsten Städte des römischen Imperiums. Paulus hatte auf seiner zweiten Missionsreise, auf dem Rückweg nach Antiochia, für kurze Zeit in Ephesus Station gemacht ( Apg 18,19-21 ) und sich auf der dritten Missionsreise dann drei Jahre in der Stadt aufgehalten ( Apg 20,31 ). In der Zeit dieses Aufenthalts ereigneten sich viele bemerkenswerte Dinge: Paulus taufte damals etwa ein Dutzend Anhänger Johannes' des Täufers ( Apg 19,1-7 ), lehrte in der Schule des Tyrannus ( Apg 19,8-10 ) und vollbrachte mehrere ungewöhnliche Wunder ( 19,11-12 ). Seltsame Dinge geschahen ( 19,13-16 ), und Zauberer wurden bekehrt ( Apg 19,17-20 ). Schließlich zettelte der Silberschmied Demetrius einen Aufstand gegen den Apostel an, weil er um sein Geschäft fürchtete, denn diejenigen, die sich zu Christus bekehrten, gingen der Religion der großen Diana von Ephesus verloren ( Apg 19,23-40 ). Auf der Rückkehr von seiner dritten Missionsreise nach Jerusalem hielt Paulus in der Küstenstadt Milet dann noch eine letzte bewegende Abschiedsrede vor den Ältesten der Gemeinde von Ephesus ( Apg 20,13-35 ). Es war das letzte Mal, daß er sie sah ( Apg 20,36-38 ), es sei denn, er suchte die Stadt nach seiner Gefangenschaft in Rom nochmals auf (vgl. 1Tim 1,3 ,mit 1Tim 3,14 ).



Datierung und Abfassungsort


Paulus schrieb den Epheserbrief in Gefangenschaft ( Eph 3,1;4,1;6,20 ). Die Exegeten sind sich allerdings nicht einig, ob es sich dabei um die Gefangenschaft in Cäsarea ( Apg 24,27 ) in den Jahren 57 bis 59 n. Chr. oder in Rom ( Apg 28,30 ), wo er zwischen 60 - 62 n. Chr. unter Arrest stand, handelte. Alles in allem scheint die letztere These plausibler. Man geht davon aus, daß die Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser und an Philemon alle ungefähr um dieselbe Zeit entstanden, weshalb sie auch als "Briefe aus der Gefangenschaft" bezeichnet werden (vgl. Phil 1,7; Kol 4,10; Phim1,9 ). Da sich im Epheserbrief im Gegensatz zum Philipper- ( Phil 1,19-26 ) und Philemonbrief (V. 22 ) noch keinerlei Andeutung auf die bevorstehende Freilassung des Apostels findet, ist anzunehmen, daß Paulus ihn relativ früh, also um das Jahr 60 n. Chr., schrieb. Damals stand der Apostel unter Bewachung ( Apg 28,30 ), durfte sich aber in einer von ihm selbst gewählten Wohnung aufhalten. Nach seiner Freilassung unternahm er zunächst eine kurze Reise, auf der der 1. Timotheus- und der Titusbrief entstanden. Danach wurde Paulus erneut gefangengenommen und schrieb - wieder aus der Gefangenschaft - den 2. Timotheusbrief. Kurz darauf wurde er in Rom hingerichtet.



Zweck des Briefes


Der vorliegende Brief scheint kein spezielles Problem zu behandeln. Wenn man allerdings das Verhältnis des Apostels Paulus zur Gemeinde von Ephesus näher untersucht, schält sich dennoch ein bestimmter Anlaß heraus. Bei der Rückkehr von seiner dritten Missionsreise hatte der Apostel die Ältesten der Stadt Ephesus in Milet aufgefordert (57 n. Chr.), sich vor falschen Lehrern von außen und auch vor Irrlehrern aus ihrer Mitte in acht zu nehmen ( Apg 20,29-30 ). Dem Buch der Offenbarung ist zu entnehmen, daß es der Gemeinde in Ephesus zwar offenbar gelungen war, die falschen Lehrer am Eindringen zu hindern ( Offb 2,2 ), daß sie sich aber wohl die Lebendigkeit ihrer "ersten Liebe" zu Christus, die am Anfang ein besonderes Kennzeichen der Gemeinde gewesen war, nicht bewahren konnte ( Offb 2,4 ). Ein weiterer Beleg für dieses Verblassen der einstigen Gefühle findet sich auch in 1Tim 1,5 . Paulusschrieb damals (etwa im Jahr 62 n. Chr.) aus Mazedonien an Timotheus in Ephesus, daß die "Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben" das Ziel seiner Lehre sei. Anscheinend mußten die Heiligen in Ephesus also vor allem an diese Liebe immer wieder erinnert werden.

Das Verb "lieben" ( agapaO ) findet sich denn auch allein im Epheserbrief neunmal, in allen anderen Paulusbriefen zusammen dagegen nur dreiundzwanzigmal. Das Substantiv "Liebe" ( agapE ) benutzt der Apostel im Epheserbrief zehnmal, in allen anderen Briefen zusammen fünfundsechzigmal. Von den insgesamt einhundertsieben Vorkommen der Begriffe "Liebe" oder "lieben" in den Paulusbriefen entfallen also neunzehn allein auf den eher kurzen Brief an die Epheser - das ist mehr als ein Sechstel. Bezeichnenderweise beginnt der Brief mit dem Wort "Liebe" ( Eph 1,4.6 ) und endet auch damit ( Eph 6,23-24 ).

Ein weiteres wichtiges Thema des Epheserbriefes ist die Einheit von Juden- und Heidenchristen in Christus, die in der wechselseitigen Liebe der unterschiedlichen Gemeindeglieder untereinander zum Ausdruck kommen soll. Diese Liebe aber kann nur von Gott kommen. Möglicherweise schrieb Paulus seinen Brief, als er feststellen mußte, daß die Epheser in der Liebe, die sie anfangs noch gezeigt hatten, nachließen, um sie erneut zur Liebe zu Gott und zu ihren Glaubensbrüdern anzuspornen.



GLIEDERUNG


I. Die Brufung der Gemeinde ( Kap.1-3 )

     A.Prolog ( 1,1-2 )
     B. Lobpreis Gottes für die Erlösung durch Christus ( 1,3-14 )
          1. Die geistlichen Segnungen ( 1,3 )
          2. Die Grundlage der Erlösung ( 1,4-14 )

     C. Gebet um Weiheit und Offenbarung ( 1,15-23 )
          1. Empfehlung ( 1,15 )
          2. Bitten ( 1,16-23 )

     D. Das neue Leben des einzelnen ( 2,1-10 )
          1. Der alte Zustand: sie waren Gott gestorben ( 2,1-3 )
          2. Der neue Stand: lebendig in Gott ( 2,4-10 )

     E. Das neue Leben der Gemeinde ( 2,11-22 )
          1. Dei Einheit ( 2,11-13 )
          2. Die Erklärung der Einheit ( 2,14-18 )
          3. Die Folgen der Einheie ( 2,19-22 )

     F. Enschub: Die Ausbreitung des Geheimnisses ( 3,1-13 )
          1. Einführung ( 3,1 )
          2. Das Geheimns ( 3,2-6 )
          3. Das Amt ( 3,7-12 )
          4. Die Bitte ( 3,13 )

     G. Fürbitte um die Stärkung der Liebe in der Gemeinde ( 3,14-21 )
          1. Einleitung ( 3,14-15 )
          2. Die Bitte ( 3,16-19 )
          3. Das Lob ( 3,20-21 )

II. Das Verhalten der Gemeinde ( Kap.4-6 )

     A. Die Einheit ( 4,1-16 )
          1. Die Grundlage der Einheit ( 4,1-6 )
          2. Die Bewahrung der Einheit ( 4,7-16 )

     B. Die Heiligung ( 4,17-32 )
          1. Der alte Mensch ( 4,17-19 )
          2. Der neue Mensch ( 4,20-32 )

     C. Die Liebe ( 5,1-6 )
          1. Positiv formuliert: die Liebe zum Nächsten ( 5,1-2 )
          2. Negativ formuliert: die Abkehr vom Bösen ( 5,3-6 )

     D. Das Licht ( 5,7-14 )
          1. Keine Gemeinschaft mit Übeltätern ( 5,7-10 )
          2. Keine Berührung mit den Werken der Übeltäter ( 5,11-13 )
          3. Schlußfolgerung: die Erleuchtung der Christen ( 5,14 )

     E. Die Weisheit ( 5,15-6,9 )
          1. Ermahnung ( 5,15-21 )
          2. Anwendung ( 5,22-6,9 )

     F. Der Kampf ( 6,10-13 )
          1. Das Angelen der Waffen ( 6,10-13 )
          2. Die geistliche Waffenrüstung( 6,14-16 )
          3. Die Vervollständigung der Rüstung ( 6,17-20 )

     G. Schluß ( 6,21-24 )
          1. Information ( 6,21-22 )
          2. Gruß ( 6,23 )
          3. Segen ( 6,24 )
 

AUSLEGUNG


I. Die Berufung der Gemeinde
( Eph 1-3 )


Alles Wissen läßt sich in zwei Kategorien unterteilen: reines oder theoretisches Wissen und angewandtes oder praktisches Wissen. In den meisten seiner Briefe spricht Paulus zunächst von dem reinen Wissen, der Lehre, und schließt mit praktischen Ratschlägen. So befassen sich auch die drei ersten Kapitel des Epheserbriefs mit der Lehre (der Berufung der Gemeinde), und die drei Schlußkapitel behandeln die Anwendung dieses theoretischen Wissens (das Verhalten der Gemeinde).



A. Prolog
( 1,1-2 )


Eph 1,1


Paulus hat sich nicht etwa selbst zum Apostel Christi erklärt, er ist durch den Willen Gottes dazu berufen. Hinter ihm und seiner Lehre steht also die volle göttliche Autorität. Als Apostel hat Paulus den Auftrag, die Botschaft des Evangeliums zu verkündigen.

Der vorliegende Brief ist an die Heiligen in Ephesus gerichtet. "Heilige" ( hagiois ) sind diejenigen, die Gott für sich selbst abgesondert hat. Kraft ihrer Rettung in Christus gehören sie der universalen Kirche an. Die Ortsbezeichnung "in Ephesus" fehlt zwar in manchen frühen Handschriften (vgl. "Adressaten" in der Einleitung ), doch die vielen anderen externen und internen Belege sprechen dennoch für ihre Authentizität. Auch wenn der Epheserbrief als Rundbrief gedacht war, ist es durchaus plausibel, daß er zuallererst nach Ephesus ging, in eine der bedeutendsten Städte Kleinasiens. Die Wendung "die Gläubigen in Christus Jesus" definiert die Zugehörigkeit der "Heiligen" zu Christus Jesus, nicht etwa zu Adam oder gar der Göttin Diana. Mit der Bezeichnung "in Ephesus" wird den Gläubigen zunächst zwar eine geographische Position zugewiesen, doch vom geistlichen Standpunkt her sind sie "in Christus" (vgl. "an die Heiligen in Kolossä", Kol 1,2 ). Paulus benutzt die Wendungen "in Christus Jesus", "in Christus", "durch Christus", "in seiner Liebe" oder "in ihm" sehr oft, in Eph 1,1-14 allein neunmal. Die Gläubigen leben ganz und gar in und durch Christus.



Eph 1,2


Die Erweiterung Gnade ( charis ) und Friede , die Paulus hier gleich zu Anfang einfügt, unterscheidet sich von den üblichen griechischen Briefen der damaligen Zeit, deren Einleitung meist nur "Grüße" ( chairein ; z. B. 1. Makk 10,18.25, zahlreiche alte Papyri und Apg 15,23; Apg 23,26; Jak 1,1 ) enthielt. Die "Gnade" ist der Ausdruck der beständigen Liebe Gottes zu den Menschen, und "Friede" bezeichnet den Zustand, in dem sie sich aufgrund dieser Gnade befinden. Paulus eröffnet seinen Brief an die Gemeinde in Ephesus also mit Grüßen an die dortigen Gläubigen und gibt gleichzeitig seinem Wunsch Ausdruck, daß die Gnade und der Friede Gottes mit ihnen seien. (Vgl. die Tabelle "Die Einleitungsworte des Apostels Paulus zu seinen Briefen" bei Röm 1,1-7 .)



B. Lobpreis Gottes für die Erlösung durch Christus
( 1,3-14 )


Von den Grüßen an die Heiligen in Ephesus geht der Apostel über zum Lobpreis Gottes. Er erläutert den Gläubigen, warum es sich ziemt, Gott zuloben: weil er in Christus den Segen bereithält.

Im griechischen Text bilden die Verse 3-14 einen einzigen Satz, der in den Augen mancher Exegeten der schwerfälligste Satz in griechischer Sprache überhaupt ist, der uns bis heute erhalten blieb. Insgesamt finden sich im Epheserbrief acht solcher langen Sätze ( Eph 1,3-14.15-23;2,2-7;3,1-13.14-19;4,1-7.11-16;6,14-20 ). Doch wir kennen auch heute noch die Praxis, Gebete und Doxologien in endlosen Perioden anzulegen.



1. Die geistlichen Segnungen
( 1,3 )


Eph 1,3


Nach den Worten des Paulus ist es für den Menschen angemessen, Gott zu loben. Der griechische Begriff für "Lob" ist eulogEtos ; er stammt von einem Verb, das "gut sprechen von, preisen, rühmen" bedeutet und im Neuen Testament nur für Gott verwendet wird ( Mk 14,61; Lk 1,68; Röm 1,25; 9,5; 2Kor 1,3; 11,31; 1Pet 1,3; in der Septuaginta wird es manchmal allerdings auch auf Menschen bezogen; vgl. 1Mo 26,29; 5Mo 7,14; Rt 2, 20 ). Das Lob gebührt Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus . In Eph 1,2 wird Gott als der Vater der Gläubigen bezeichnet; hier in Vers 3 ist er der Vater Christi (vgl. V. 17 ; vgl. ähnliche Wendungen in Röm 15,6; 2Kor 1,3; 1Pet 1,3 ). In Vers 2 gehört die erste Person der Dreifaltigkeit grammatisch gesehen also den Gläubigen ("unserm"), hier dagegen macht das Pronomen "unseres" deutlich, daß die Gläubigen zu Christus, der zweiten Person der Trinität, gehören. Da Christus der Sohn Gottes ist und die Gläubigen mit ihm verbunden sind, haben sie auch eine Beziehung zum Vater.

Dieser Gott, dem alles Lob gebührt, ist derjenige, der uns gesegnet hat . Das ist eine Verbform ( ho eulogEsas ) des Adjektivs "gelobt" ( eulogEtos ), das am Anfang des Verses steht. Das Verb bedeutet "gut sprechen von, preisen, rühmen"; hier: "nützen, begünstigen, gnädig sein"; es kommt in der griechischen Literatur nicht vor. Von Zeus wird z. B. an keiner Stelle gesagt, daß er einen Menschen besonders gesegnet hat, allenfalls, daß er sein Schicksal in positive Bahnen lenkte. Im Alten Testament dagegen kommt das Verb eulogeO über vierhundertmal vor, ein Zeichen dafür, daß Gott seine Kinder zu allen Zeiten gesegnet hat. So war auch Maria gesegnet ("gepriesen") unter den Frauen und trug das gesegnete ("gepriesene") Kind ( Lk 1,42 ).

Daß Paulus hier im Perfekt schreibt, zeigt, daß der Segen oder das Wohlergehen, dessen sich die Gläubigen erfreuen, bereits von Ewigkeit her besteht. Doch womit sind sie gesegnet? Mit allem geistlichen Segen ( eulogia ). Damit ist das geistliche Gut gemeint, das notwendig ist, um ein Leben im Geist zu führen. Um diesen Segen müssen die Gläubigen nicht mehr bitten, sie besitzen ihn bereits und müssen ihn sich nur noch im Glauben zu eigen machen. Auch Josua brauchte nicht mehr um das Land zu bitten - Gott hatte es ihm bereits verheißen ( Jos 1,3-4 ), er mußte die Freude, die für ihn bereitstand, nur noch annehmen.

Dieser Segen kam durch Christus , d. h., er stammt vom Himmel. Im Gegensatz zu dem irdischen Reich der Diana von Ephesus ist er also geistlicher, nicht materieller Art, himmlisch, nicht irdisch, ewig, nicht zeitlich ( 2Kor 4,18; Kol 3,1-4 ). Fünfmal verwendet Paulus im Epheserbrief den Ausdruck "im Himmel" ( Eph 1,3.20;2,6;3,10;6,12 : "unter dem Himmel").

Eph 1,3 enthält also wichtige Aussagen über den Segen, den Gott den Gläubigen zuteil werden läßt: (a) seit wann er besteht: von Ewigkeit her; (b) worin er besteht: in "allem geistlichen Segen"; (c) woher er kommt: vom Himmel; (d) wie er kommt: durch Christus.



2. Die Grundlage der Erlösung
( 1,4-14 )


Im folgenden geht Paulus näher auf die Grundlage des Segens, der denGläubigen zuteil wurde, ein: auf das Werk der drei Personen der Trinität: die Erwählung durch den Vater (V. 4-6 ), das Opfer des Sohnes (V. 7-12 ) und das Siegel des Heiligen Geistes (V. 13-14 ).



a. Die Erwählung
( 1,4-6 )


Eph 1,4


Zunächst gibt er an, wann die Erwählung stattfand: ehe der Welt Grund gelegt war . Das "denn" am Anfang des Satzes entspricht nicht ganz dem griechischen Adverb kathOs , "gerade", das sich stärker auf die Art und Weise bezieht, auf die Gott die Menschen segnet: nämlich durch das dreifache Werk der Trinität. In seltenen Fällen kann das Adverb kathOs jedoch auch kausal verwendet werden und heißt dann "da", "weil" oder "insofern als" (vgl. Eph 4,32 ). Dahinter steht die Vorstellung, daß die Gläubigen aufgrund , d. h. auf der Grundlage dieses Werkes, gesegnet sind ( Eph 1,3 ): Gott segnet die Gläubigen, weil der Vater sie erwählt hat, der Sohn gestorben ist und der Heilige Geist ihre Erwählung besiegelt. Hier kommen also beide Vorstellungen von kathOs zum Tragen: Der Segen ist das Werk der drei Personen der Gottheit, und das Werk der Trinität ist die Grundlage des Segens der Gläubigen.

Der Segen beginnt mit der Erwählung ( er hat uns erwählt ). In der Erwählung ist Gott Subjekt, und die Menschen sind Objekt. Der erwählende Akt ist das souveräne Werk Gottes, in dem er manche zum Glauben auserwählt (vgl. Röm 8,30; Eph 1,11; 1Thes 1,4; 2Thes 2,13; Tit 1,1 ). Die Rettung ist also allein das Werk Gottes, nicht das der Menschen ( Eph 2,8-9 ). Doch obwohl sie ein Akt der Gnade ( Röm 11,5-6; 2Tim 1,9 ) und des freien Willens Gottes ist ( Eph 1,5.9.11 ), bleiben die Menschen dennoch für ihren Glauben verantwortlich (V. 13 ). "Daß Gott euch erwählt hat ... im Glauben an die Wahrheit" ( 2Thes 2,13 ).

"In ihm" bezieht sich auf die Sphäre der Erwählung "in Christus" (vgl. Eph 1,3 ), denn Christus ist das Haupt und der Stellvertreter der geistlichen Menschheit (V. 10.22 ; Kol 1,18 ). Die Erwählung geschah bereits vor aller Ewigkeit, und ihr Ziel ist es, daß die Menschen heilig und untadelig vor ihm sein sollten . Was Gott in der Ewigkeit begonnen hat, wird er in der Zukunft vollenden. Die Christen sind "heilig" ( hagious ; vgl. hagiois , "Heilige", Eph 1,1 ), d. h. für Gott ausgesondert, und darin liegt auch das Ziel seiner Gnadenwahl. Er hat sie erwählt, um sie "untadelig" zu machen. Das Wort für "untadelig", amOmous , kommt im Neuen Testament achtmal vor (V. 4 ; Eph 5,27; Phil 3,15; Kol 1,22; 1Pet 1,19; 2Pet 3,14; Hebr 9,14; Offb 14,5 ). In der Septuaginta wird es auch für Opfertiere gebraucht - nur völlig "untadelige" Tiere durften Gott dargebracht werden.

Wohin gehört die Wendung "in seiner Liebe" ? Nach Ansicht mancher Exegeten ist sie, wie auch die Zeichengebung der Lutherübersetzung nahelegt, eine Umstandsbestimmung der Art und Weise, die die Verbform "hat vorherbestimmt" im nächsten Vers ( Eph 1,5 ) erläutert. Wenn diese These zutrifft, dann äußert sich die Liebe Gottes in der Prädestination. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß die Formulierung "in seiner Liebe" noch zu Eph 1,4- "daß wir heilig und untadelig vor ihm sein sollen" - gehört. Dafür sprechen drei Gründe: (1) Im Kontext dieses Briefes folgen die spezifizierenden Wendungen stets auf die Verben (V. 3.4.6.8-10 ). (2) Die anderen fünf Stellen im Epheserbrief, an denen sich der Ausdruck "in Liebe" findet ( Eph 3,17;4,2.15-16;5,2 ), beziehen sich durchgehend auf die menschliche, nicht auf die göttliche Liebe. (3) Die "Liebe" fügt sich gut in die "Heiligkeit" und "Untadeligkeit" ein, wobei letztere das Gleichgewicht zwischen Heiligkeit und Liebe wahrt. Gott selbst ist die Liebe, und die Gläubigen, die er in seiner Liebe erwählt hat, sollen Liebe mit Heiligkeit verknüpfen.



Eph 1,5


Der Grund für die Erwählung ist das göttliche Vorherbestimmtsein der Gläubigen zur Kindschaft (vgl. "vorherbestimmt" in V. 11 ). Vorherbestimmt ist im Griechischen proorisas , "im voraus gekennzeichnet". Die Betonung liegt also stärker auf dem wozu als auf dem wer , insofern als es das vorherbestimmte Schicksal der Gläubigen ist, durch Jesus Christus , das Werkzeug der Adoption, Kinder Gottes zu sein . Der Adoptionsgedanke findet sich auch in Röm 8,15.23 und Gal 4,4-7 . Mit der Adoption wird ein Kind in eine Familie aufgenommen und erhält die gleichen Rechte wie die leiblichen Kinder.

In diesem Kontext hat es den Anschein, als ginge die Prädestination logisch gesehen der Erwählung voraus: Nachdem Gott das herrliche Schicksal der Gläubigen, die in seine Familie aufgenommen werden sollen, vorausgesehen hat, sah er auf die sündige Menschheit und erwählte sich Gläubige (vgl. Röm 8,30 ,wo die "Vorherbestimmung" der "Berufung" und damit der Rettung vorausgeht). All das geschah nach dem Wohlgefallen seines Willens (vgl. V. 1. 9.11 ), d. h., Gott hatte Freude daran, seinen Kindern seinen Segen zu schenken.



Eph 1,6


Das eigentliche Ziel der Erwählung ist es jedoch, daß die Gläubigen zum Lob seiner herrlichen Gnade werden. Eine ähnliche Formulierung findet sich auch nach der Beschreibung des Werkes des Sohnes (V. 12 ) und des Geistes (V. 13-14 ). Mit "seiner herrlichen Gnade" (unverdiente Gunst; vgl. V. 7 ) hat er uns begnadet ( echaritOsen , von charis , "Gnade"; das Verb steht sonst nur noch in Lk 1,28 ,wo Maria als "Begnadete" bezeichnet wird). Wie richtig ist es doch, daß die Christen Gott loben, da die Rettung allein durch seine Gnade geschieht! Und dazu sind sie auch erwählt: ihn zu loben (vgl. "Gelobt sei Gott"; V. 3 ). Die Wendung "in dem Geliebten" hebt die Manifestation der Liebe Gottes zu seinem Sohn hervor (vgl. "seines lieben Sohnes"; Kol 1,13 ). Dieser Verweis auf Christus leitet zugleich über zur zweiten Person der Trinität, der Paulus sich in Eph 1,7-12 zuwendet.

Gott, der Vater, liebt seinen Sohn und ebenso die Gläubigen, die in diesem Sohn sind.



b. Die Erlösung in Christus
( 1,7-12 )


Eph 1,7


Die Erlösung ( apolytrOsin ) bezeichnet die Befreiung aus dem Stand der Knechtschaft (vgl. Kol 1,14 ). Der Gedanke der Befreiung spricht auch aus vielen anderen Versen, in denen dieser griechische Begriff vorkommt ( Lk 21,28; Röm 3,24; 8,23; 1Kor 1,30; Eph 1,7.14; 4,30; Kol 1,14; Hebr 9,15; 11,35 ). (Vgl. die Tabelle "Neutestamentliche Begriffe für 'Erlösung' " bei Mk 10,45 .) Es handelt sich dabei um die Erlösung von der Sünde ( Hebr 9,15 ), um das Werk Christi, durch das er die Gläubigen aus der Knechtschaft der Sünde befreit hat. Sie ist darüber hinaus definiert durch die Vergebung der Sünden (vgl. Eph 4,32; Kol 1,14 ), die das unmittelbare Resultat der Befreiung des Gläubigen aus der Gefangenschaft der Sünde ist. (Der Begriff für "Sünde" ist paraptOma , wörtlich "Übertretungen"; vgl. Röm 4,25; 5,16-17.20; Eph 2,1.5 und a.a.O.) Gott konnte die Sünde nicht auf die leichte Schulter nehmen; sie forderte ein Blutopfer (vgl. Hebr 9,22 ).

Das Mittel der Erlösung ist der stellvertretende Opfertod Jesu Christi ( durch sein Blut ; vgl. Eph 2,13; 1Pet 1,19 ), der der Gerechtigkeit Gottes vollkommene Genüge tat ( Röm 3,24-25 ). Das geschah nach dem Reichtum seiner Gnade (vgl. Eph 1,6;2,7 ). Der Preis von Christi Blut ist das Maß für den Reichtum von Gottes unverdienter Gnade den Gläubigen gegenüber. Er wurde nicht "aus", sondern "nach dem" ( kata ) Reichtum seiner Gnade (vgl. Phil 4,19 ) bezahlt. Sechsmal spricht Paulus im Epheserbrief von diesem Reichtum Gottes ( Eph 1,7.18;2,4.7;3,8.16 ).



Eph 1,8-10


Die Gnade Gottes ermöglicht es den Gläubigen, seinen Willen zu verstehen. Gott gibt ihnen Weisheit ( sophia ; vgl. V. 17 ; Eph 3,10; Kol 1,9.28;2,3.23;3,16;4,5 ), die objektive Einsicht in das wahre Wesen seiner Offenbarung, und Klugheit ( phronEsei ), die subjektive Wertschätzung dieser Offenbarung. So sind die Gläubigen inder Lage, etwas von den ewigen göttlichen Zielen zu begreifen und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu erkennen. Das ist möglich, weil Gott uns das Geheimnis seines Willens hat wissen lassen (vgl. "Wille" in Eph 1,1.5.11 ). Dieses "Geheimnis" ist eine vormals verborgene Wahrheit, die nun durch die Offenbarung enthüllt wurde (vgl. Röm 16,25; zu einer Liste der "Geheimnisse" im Neuen Testament vgl. Mt 13,11 ). Das Geheimnis (die enthüllte Wahrheit) ist das Wohlgefallen (vgl. Eph 1,5 ), das Gott daran hat, in der Vollendung der Zeit alles, was im Himmel und auf Erden ist, in Christus zusammenzufassen . Die Worte "um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre" lauten wörtlich: "bis zur Verteilung der Fülle der Zeiten". Die "Verteilung" ( oikonomia ) bezeichnet eine Art Verwaltungsabkommen. Es wird im Tausendjährigen Reich getroffen werden, wenn nach dem Willen Gottes "die Zeit" vollendet (erfüllt) ist und alle Dinge, geistliche wie materielle, Christus unterstellt sind (vgl. 1Kor 15,27; Kol 1,20 ).

Die Wendung "daß alles zusammengefaßt würde" ist die Übersetzung eines einzigen griechischen Wortes (es kommt sonst nur noch einmal, in Röm 13,9 ,vor), das von der Zusammenfassung aller Gebote unter der Liebe spricht. Im Tausendjährigen Reich wird alles wiederhergestellt werden und Christus als dem Oberhaupt unterstellt sein. Das heißt nicht, daß alle Menschen gerettet werden, sondern nur, daß die Unordnung der Sünde aufgehoben sein wird und statt dessen ewiger Friede herrscht ( Jes 2,2-4; Jes 11,1-10 ).



Eph 1,11-12


Zu den Folgen des Segens, den die Einsicht in das Geheimnis des Willens Gottes bedeutet (V. 8-10 ), gehört nach den Worten des Apostels auch die Einbeziehung der gläubigen Juden in die Gemeinschaft mit Christus. Das Pronomen "wir" in Vers 11 scheint sich auf eine andere Gruppe zu beziehen als das eher anonyme "wir/uns" in den Versen 3-10 . Dafür sprechen zwei Tatsachen: (1) das Wort "auch" in Vers 11 und (2) das "auch ihr" in Vers 13 , mit dem die Heidenchristen gemeint sind. Zwar haben beide, Juden wie Heiden, an dem Segen Gottes teil, doch die Juden werden zuerst genannt (vgl. Apg 3,25-26; Röm 1,16 ).

Das griechische Wort für "vorherbestimmt" in Eph 1,11 ( eklErOthEmen ) ist nicht dasselbe wie in Vers 4 ( exelexato ). Das Verb in Vers 11 (es steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament) bedeutet "ein Los werfen" oder "durch das Los ernennen oder erhalten". In diesem Kontext ist es am besten mit "erwählt", "ernannt" oder "bestimmt" zu übersetzen. Die jüdischen Gläubigen wurden erwählt, weil sie vorherbestimmt waren. Doch diese Vorherbestimmung ist nicht die Folge einer göttlichen plötzlichen Laune; sie geschieht nach dem Vorsatz ( prothesin , "Ratschluß"; vgl. Röm 8,28; 9,11; Eph 3,11 ) Gottes, der alles wirkt nach dem Ratschluß ( boulEn , "Rat oder Entschluß") seines Willens ( thelEmatos ; vgl. Eph 1,5.9 ). Die Kombination dieser drei Begriffe - prothesin , boulEn , thelEmatos - stellt die völlige Souveränität Gottes heraus, aufgrund derer er die gläubigen Juden in die Kirche, deren Haupt Christus ist, aufnimmt. Das Ziel der Erwählung auch der jüdischen Gläubigen ist es, daß sie ebenfalls etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit (vgl. V. 6 ). Die Wendung "zum Lob seiner Herrlichkeit" ist eine Art Refrain, der nach jeder Beschreibung des Werkes einer Person der Trinität wiederholt wird (vgl. V. 6.14 ). Der Relativsatz "die wir zuvor auf Christus gehofft haben" ist ein weiterer Hinweis darauf, daß sich die Verse 11-12 auf die Judenchristen beziehen, die den Heidenchristen chronologisch gesehen im Glauben vorausgingen ( Apg 1,8; Apg 13,46; Apg 28,25-28; Röm 1,16 [vgl. auch den Kommentar dort]; Röm 2,9-10 ).

Christus hat die Sünder aus ihrer Sünde befreit und den Willen Gottes offenbart: daß am Ende der Zeit alle Dinge - auch die Judenchristen, die zuerst an ihn glaubten - Christus als Haupt unterstellt werden.

 

c. Der Heilige Geist als Siegel Gottes
( Eph 1,13-14 )


Der Segen Gottes für die Gläubigen basiert nicht nur auf der freien Gnadenwahl des Vaters (V. 3-6 ) und dem Erlösungswerk des Sohnes (V. 7-12 ), sondern auch auf der Versiegelung durch den Heiligen Geist.



Eph 1,13-14 a


Die Wendung "auch ihr" bezieht sich offensichtlich auf die Heiden im Gegensatz zu den Juden (vgl. den Kommentar zu V. 11-12 ). Als sie das Wort der Wahrheit (vgl. Kol 1,5; 2Tim 2,15; Jak 1,18 ), das Evangelium ihrer Seligkeit , hörten und gläubig wurden , sind sie versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist .

Der letzte Teil von Vers 13 lautet wörtlich: "Sie wurden in ihm (Christus) mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt." Der Begriff "Siegel" steht für Sicherheit ( Mt 27,66; Eph 4,30 ), Vollmacht und Billigung ( Joh 6,27 ), für die Bestätigung der Echtheit ( Joh 3,33 ) und die Identifikation der Eigentümerschaft ( 2Kor 1,22; Offb 7,2;9,4 ). Gott versiegelt die Seinen in Christus und durch den Heiligen Geist. "Der Heilige Geist, der verheißen ist" bezieht sich auf die Verheißung Christi an seine Jünger, daß er ihnen den Geist senden wird ( Lk 24,49; Joh 14,16; 15,26; 16,13; Apg 1,5 ).

Der Heilige Geist, der die Menschen versiegelt, ist das Unterpfand ( arrabOn , der Begriff steht sonst nur noch in 2Kor 1,22; 5,5 ) unseres Erbes . Ein "Unterpfand" ist mehr als eine Zusage, die wieder rückgängig gemacht werden kann; es ist eine Anzahlung, eine Garantie dafür, daß noch mehr kommt (vgl. "den Geist als Erstlingsgabe"; Röm 8,23 ). Das Unterpfand garantiert den Gläubigen, daß sie gerettet sind und in den Himmel eingehen werden (vgl. 1Pet 1,4 ). (Zu "Erbe" vgl. den Kommentar zu Eph 1,18 .) Von seinem Wesen her ist das "Unterpfand" des Heiligen Geistes bereits ein kleines Stück des Himmels im Leben der Gläubigen, das ihnen die Gewißheit gibt, daß sie noch mehr erhalten werden.

 

Eph 1,14 b


Die Gläubigen werden versiegelt mit dem Heiligen Geist bis zu ihrer Erlösung ( apolytrOsin ; vgl. die Tabelle "Neutestamentliche Begriffe für Erlösung" bei Mk 10,45 ), d. h., bis sie Eigentum Gottes werden. Diese Erlösung bedeutet nicht die Befreiung von der Schuld der Sünde; davon handelte Eph 1,7 ; der Gläubige ist bereits "das Eigentum Gottes". Hier handelt es sich vielmehr um die endgültige Erlösung von der Gegenwart der Sünde (vgl. Röm 8,23 b; Phil 3,20-21 ). Der griechische Begriff für "Eigentum" ( peripoiEsis ) findet sich auch in 1Thes 5,9; 2Thes 2,14; Hebr 10,39 [vgl. den Kommentar dort]; 1Pet 2,9 ). Auch hier wird wieder, wie nach der Beschreibung des Werkes des Vaters ( Eph 1,6 ) und des Sohnes (V. 12 ), die doxologische Formel "zum Lob seiner Herrlichkeit" wiederholt.



C. Gebet um Weisheit und Offenbarung
( 1,15-23 )


1. Empfehlung
( 1,15 )


Eph 1,15


Weil ( darum ) die Gläubigen den Segen Gottes empfangen haben, in den Erwählung, Prädestination, Adoption, Gnade, Erlösung, Vergebung, Weisheit, Klugheit, Erkenntnis des Geheimnis seines Willens, Versiegelung mit dem Heiligen Geist und Erbschaft gehören, betet Paulus darum, daß seine Leser Gott nun auch persönlich kennenlernen. Die Verse 15-23 sind im Griechischen ein einziger Satz wie die Verse 3-14 .

Paulus hat von dem Glauben der Epheser an Christus - der "vertikalen" Beziehung der Christen - und von ihrer Liebe zu allen Heiligen - ihrer "horizontalen" Beziehung - gehört (vgl. Kol 1,4; 2Thes 1,3 ). Wahre Gemeinschaft mit Gott sollte auch wahre Gemeinschaft mit anderen Christen zur Folge haben. Interessanterweise schreibt Paulus in Eph 6,23 von der "Liebe mit Glauben".



2. Bitten
( Eph 1,16-23 )


a. Die Bitte um Weisheit und Offenbarung
( 1,16-18 a)


Eph 1,16


Paulus dankt Gott für den Glauben und die Liebe der Epheser (vgl. Röm 1,8; 1Kor 1,4; Phil 1,3; Kol 1,3; 1Thes 1,2; 2Thes 1,3 ) und gedenk(t) ihrer in seinem Gebet (vgl. Phil 1,4; Kol 1,9; 1Thes 1,3 ).



Eph 1,17


Er richtet seine Bitte an den Gott unseres Herrn Jesus Christus (vgl. V. 3 ), den Vater der Herrlichkeit , d. h. den Vater, dem alle Herrlichkeit gehört (vgl. "Gott der Herrlichkeit" in Apg 7,2 und "Herr der Herrlichkeit" in 1Kor 2,8 ). Paulus wünscht sich, daß Gott seinen Lesern den Geist der Weisheit und der Offenbarung gebe . Mit dem "Geist" ( pneuma ) ist an dieser Stelle wohl nicht der Heilige Geist gemeint, sondern eine bestimmte Geisteshaltung oder Einstellung, wie die beiden folgenden Genitive nahelegen ("der Weisheit und der Offenbarung"; vgl. "mit sanftmütigem Geist", in 1Kor 4,21 ). Doch auch einen solchen Gesinnungswandel kann niemand ohne die Hilfe des Heiligen Geistes vollziehen (vgl. Jes 11,2 : "Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn."). Die "Weisheit" ( sophia ; vgl. Eph 1,8;3,10 ) verleiht Einsicht in das wahre Wesen der Dinge, und die "Offenbarung" ist die Enthüllung dessen, um den es hier geht: Gott selbst. Der Zweck der Weisheit und Offenbarung ist es, daß die Christen Gott erkennen . Bei dieser Erkenntnis ( epignOsei ) handelt es sich nicht um abstrakte Kenntnis von Gott oder das Wissen objektiver Tatsachen über ihn, sondern um ein persönliches und intimes Vertrautsein mit ihm (vgl. "Erkenntnis", epignOseOs , in Eph 4,13 ). Dazu gehört die Kenntnis seines Wesens und Willens. Die Philosophen sagen: "Erkenne dich selbst"; das Christentum sagt: "Erkenne Gott durch Christus".



Eph 1,18 a


Daran schließt sich die Bitte an: Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens . Im Griechischen ist dieser Satz eng mit dem vorhergehenden verbunden und stellt eher einen Einschub innerhalb der ersten Bitte dar. Die im Deutschen auf die Zukunft gerichtete Bitte ist im Griechischen im Perfekt ausgedrückt. Paulus betete in Vers 17 um wahre geistliche Einsicht für die Epheser, deren Herzen bereits erleuchtet worden sind (das Perfekt deutet auf eine Handlung in der Vergangenheit, deren Wirkung noch anhält; vgl. V. 3-14 , bes. 7 - 9 ). Das "Herz" steht in der Bibel für das Zentrum der Persönlichkeit eines Menschen.



b. Der Grund für die Weisheit und Offenbarung
( 1,18 b. 19-23 )


Danach nennt Paulus den Grund für seine Bitte: Damit ihr erkennt . Die drei Tatsachen, die die Epheser erkennen sollen, folgen in Vers 18 b. 19-23 (die erste steht in V. 18 b, die zweite in V. 18 c, die dritte in V. 19-23 ). Das Wort "erkennen" ( eidenai ; V. 18 ) bezeichnet ein faktisches Wissen - so wie man, bevor man in eine Schlacht zieht, die Stärke und Ausrüstung seines Heeres kennen muß.



Eph 1,18 b


Die erste Tatsache, derer die Gläubigen gewiß sein müssen, betrifft die Vergangenheit. Ihre gegenwärtige Hoffnung wurzelt in der Vergangenheit, in ihrer Berufung (vgl. Röm 1,6; Röm 8,30; Eph 4,1.4; 2Tim 1,9 ) zur Rettung. Die "Hoffnung" bezeichnet in der Schrift die absolute Gewißheit des Sieges, den der Gläubige in Gott erringen wird (vgl. Röm 8,23-24; Eph 4,4; Kol 1,5; 1Thes 1,3; 1Pet 3,15 ).



Eph 1,18 c


Die zweite Tatsache, die sie wissen sollen, bezieht sich auf die Zukunft: Wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist. Bei der Auferstehung der Gläubigen (die "Heiligen" sind die, die von Gott ausgesondert sind; vgl. V. 1 ) wird Gott diejenigen, die er für einen so großen Preis nach dem Reichtum seiner Gnade erkauft hat ( V. 7 ), erben. Das ist daszweite von insgesamt sechsmal, daß Paulus im Epheserbrief vom "Reichtum" Gottes spricht ( Eph 1,7.18;2,4.7;3,8.16 ). In 1,14 schrieb er, daß das Erbe der Christen ihre endgültige Erlösung von der Sünde ist. Hier in Vers 18 spricht er von Gottes Erbe, das die Heiligen selbst sind. Durch die "herrliche Gnade" (V. 6 ) des "Vaters der Herrlichkeit" (V. 17 ) wird Gott "die Herrlichkeit seines Erbes" antreten (V. 18 ).



Eph 1,19-23


Die dritte Tatsache, die die Gläubigen wissen sollen, bezieht sich schließlich auf die Gegenwart: Wie überschwenglich groß seine Kraft an uns, die wir glauben , ist. Der Begriff "Kraft" ( dynamis ; vgl. Eph 3,20 ) meint eine geistliche, lebendige Macht Gottes, die auf die Christen einwirkt. Um sie zu beschreiben, verwendet Paulus drei Begriffe: die Macht ( kratous , Macht, die Widerstand überwindet, wie in den Wundern Christi; dieser Begriff wird nur für Gott benutzt, niemals für die Gläubigen) seiner Stärke ( ischyos ), mit der er in Christus gewirkt hat (vgl. Eph 6,10; 1Pet 4,11 ) wurde bei uns wirksam ( energeian , "wirkende Macht", daher "Energie"). Diese großartige Häufung der verschiedenen Begriffe für "Kraft" unterstreicht die Größe der "Kraft" Gottes, die den Christen zugute kommt.

Dann kommt Paulus auf drei Manifestationen der Kraft Gottes zu sprechen, die in Christus sichtbar werden ( Eph 1,20-23 ). Erstens: Durch sie hat er ihn von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel . Die Kraft Gottes, durch die er Christus in der Vergangenheit auferweckt und erhöht hat (vgl. Röm 8,34; Eph 2,6; Kol 3,1; 1Pet 3,22; Hebr 1,3;8,1;12,2 ), wirkt heute noch in den Gläubigen (vgl. Phil 3,10 ). Sie ist eine erstaunliche Quelle geistlicher Lebendigkeit, Kraft und Stärke für das christliche Leben (vgl. Kol 1,11 ). Christi Himmelfahrt und die Tatsache, daß er zur Rechten Gottes sitzt, sind Zeichen seiner Erhöhung über jede menschliche oder übermenschliche (vgl. Phil 2,8-11 ) Macht (vgl. Kol 1,16 ) sowohl in der Gegenwart ( nicht allein in dieser Welt ) als auch in der Zukunft ( sondern auch in der zukünftigen ; vgl. 1Kor 15,23-28 ). Die Begriffe "Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft" beziehen sich wahrscheinlich in erster Linie auf Engelwesen (vgl. Röm 8,38; Eph 3,10; 6,12; Kol 1,16;2,15; Tit 3,1 ).

Zum zweiten manifestiert sich die Kraft Gottes in Christus darin, daß er alles unter seine Füße getan hat . Während Adam nach dem Sündenfall seine Führungsrolle in der Schöpfung verlor, wurde Christus zu ihrem Haupt gemacht (vgl. Eph 1,10 ). Dieser Führungsanspruch Christi wird in der Zukunft endgültig durchgesetzt werden ( Ps 8,7; 1Kor 15,27; Hebr 2,6-8 ).

Drittens ist Christus zum Haupt über die Gemeinde eingesetzt worden. Die endgültige Manifestation seiner Herrschaft über die gesamte Schöpfung liegt zwar noch in der Zukunft, doch er ist bereits jetzt das Haupt der Gemeinschaft der Gläubigen. Auch in Eph 4,15 und Eph 5,23 und in Kol 1,18 wird er als "Haupt" der Gemeinde bezeichnet. In Eph 1,10 ist die Gemeinde zwar impliziert, doch erst in Vers 22 b wird sie explizit genannt. Sie ist sein Leib (V. 23 ; vgl. Eph 4,4.15-16; Kol 1,18 ). Diesem Leib, der universalen Kirche, gehören alle Gläubigen an. Er ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt , eine Wendung, die gewisse Schwierigkeiten für die Auslegung bietet. Das Verb "erfüllt" kann passiv verstanden werden und bedeutet dann, daß Christus, das Haupt der Gemeinde, von der Gemeinde erfüllt wird. D. h., Christus wird in dem Wachstum der Gemeinde vollendet. Plausibler ist jedoch eine aktivische Deutung: Christus, das Haupt des Leibes, erfüllt ( für sich selbst ) die Gemeinde mit seinem Segen. Der Vers könnte dann folgendermaßen wiedergegeben werden: "Die sein Leib ist, der mit dem erfüllt wird, der alle Dinge mit allen Dingen (mit seinem Segen) erfüllt." Dieser Deutung ist aus drei Gründen der Vorzug zu geben: (1) Nirgendwo sonst findet sich im Neuen Testament die Aussage, daß Christus von der Gemeinde erfüllt wird. (2) Sie fügt sich gut in den Kontext ein, weil die drei Personen der Gottheit als vollendende Instanzen auftreten (vgl. Eph 1,10 ). (3) Sie entspricht der Aussage von Eph 4,10 ,wo davon die Rede ist, daß Christus alle Dinge ("über alle Himmel" bedeutet "alle Dinge") gibt, d. h., daß er die Gemeinde zahlen- und gabenmäßig wachsen läßt.

Damit schließt das Gebet des Paulus. Nachdem er gezeigt hat, daß die Gläubigen jeden geistlichen Segen besitzen ( Eph 1,3-14 ), bittet er, daß sie zur Erkenntnis Gottes gelangen mögen (V. 17 ), damit ihnen drei Dinge klar sind: (1) Die Berufung zur Rettung in der Vergangenheit , die die Hoffnung weckt (V. 18 ), (2) das zukünftige Erbe, das Gott in seinen Heiligen besitzt (V. 18 ), und (3) die gegenwärtige Kraft Gottes, die den Gläubigen zugute kommt und die sich (a) in der Vergangenheit in der Auferstehung und Erhöhung Christi manifestierte, (b) in der Zukunft in Christi Herrschaft über die gesamte Schöpfung manifestieren wird und (c) sich in der Gegenwart in der Funktion Christi als Haupt der Gemeinde manifestiert.



D. Das neue Leben des einzelnen
( 2,1-10 )


In Kapitel 1 hatte Paulus den ewigen Plan Gottes, die Erwählung derer, die zur Kindschaft vorherbestimmt sind, und die Tatsache, daß alle Gläubigen auf Erden und im Himmel unter Christus, dem Haupt der Gemeinde, vereinigt werden, erörtert. In Kap. 2; 3 geht es dann um die Ausführung dieses ewigen Planes. Paulus zeigt, wie Gott aus den Sündern Heilige macht und sie in die Kirche, den Leib Christi, aufnimmt. In 2,1-10 behandelt er zunächst die Frage, wie die Sünder, die eigentlich doch den Zorn Gottes verdienen, zu Siegeszeichen seiner Gnade werden.



1. Der alte Zustand: sie waren Gott gestorben
( 2,1-3 )


Der Deutung der folgenden Verse sollte vorausgeschickt werden, daß das grammatische Subjekt des langen Satzes (V. 1-7 ) im Griechischen "Gott" ist (V. 4 ) und daß die Verben "lebendig gemacht" (V. 5 ), "auferweckt" (V. 6 ) und "eingesetzt" (V. 6 ) die Hauptverben sind. Somit lautet also die Hauptaussage der Verse 1-7 , daß Gott die Gläubigen lebendig gemacht, auferweckt und mit Christus eingesetzt hat. Alle anderen Sätze sind nur Ergänzungen dieser Aussage. In Vers 1-3 geht es um den Zustand der Ungläubigen, bevor Gott sie verwandelte.



a. Allgemeine Zustandsbeschreibung
( 2,1 )


Eph 2,1


Nicht wiedergeborene Menschen sind tot durch ihre Übertretungen (vgl. V. 5 ) und Sünden ( Kol 2,13 ). Ihr Tod ist ein geistlicher, kein physischer Tod; in physischer Hinsicht sind die Ungeretteten sogar äußerst lebendig. Der Tod, den sie erleiden, besteht darin, daß sie keine Gemeinschaft mit den Lebenden haben. Wer geistlich tot ist, hat keine Gemeinschaft mit Gott; er ist von Gott getrennt. Die Wendung "in euren Übertretungen und Sünden" macht deutlich, daß die Sünde die Menschen getötet hat ( Röm 5,12; 7,10; Kol 2,13 ) und daß sie in diesem Zustand des geistlichen Todes bleiben. Die Begriffe "Übertretungen" ( paraptOmasin ; vgl. Eph 1,7;2,5 ) und "Sünden" ( hamartiais , "Verfehlungen") sind zwar von der Wurzel her verschieden, im Grunde genommen aber Synonyme. Beide bezeichnen mit Absicht begangene, gegen Gott und seine Gerechtigkeit gerichtete Handlungen, d. h. das Versagen vor der Forderung nach einem christlichen Leben. Daß sie beide im Plural stehen, ist ein Hinweis darauf, daß diese Menschen immer wieder sündigen, also nicht wiedergeboren sind.



b. Detaillierte Zustandsbeschreibung
( 2,2-3 )


Eph 2,2-3


Der nicht wiedergeborene Zustand, in dem die Menschen leben, wird im folgenden spezifiziert:

Eph 2,1-3 (3) Der Zusatz "dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams" ist manchmal als Ergänzung zu der Wendung "Art dieser Welt" gesehen worden, doch das scheint etwas weit hergeholt. Manche Exegeten vertreten auch die These, daß er sich auf den "Herrscher" bezieht und bedeutet, daß Satan persönlich in den Werken der Kinder des Ungehorsams tätig wird. Am plausibelsten - auch grammatisch gesehen - scheint jedoch, daß "der Geist" derselbe ist wie der "Mächtige ( exousias ), der in der Luft herrscht". In diesem Fall wäre er die unpersönliche Kraft oder der Bereich, der von Satan beherrscht wird ( 1Joh 5,19 ). Der Teufel ist in der Gegenwart in den Ungläubigen "am Werk" ( energountos ). In der Formulierung "in den Kindern ( huiois ) des Ungehorsams" wird eine ganz bestimmte Charaktereigenschaft dieser Menschen deutlich. Ein "Sohn (wie es wörtlich heißt) des Ungehorsams" ist jemand, der ganz bewußt nicht gehorcht. Der griechische Begriff für "Ungehorsam" ( Röm 11,30.32; Eph 2,2;5,6; Hebr 4,6.11 ) bezeichnet eine bewußte und aktive Auflehnung gegen Gott.

malt das hoffnungslose Bild eines nichtwiedergeborenen Menschen, auf den der Zorn Gottes wartet.



2. Der neue Stand: lebendig in Gott
( 2,4-10 )


Der Zorn Gottes bedeutet jedoch nicht das Ende. Sein dunkler Hintergrund bildet einen schroffen Kontrast zu dem herrlichen Anblick der Gnade Gottes, die er den Nichtwiedergeborenen erweist. In Vers 4-10 wendet Paulus sich dieser Gnade zu, die in manchen Ungläubigen wirksam wird und ihnen das Leben schenkt (V. 4-5 ), sie auferweckt (V. 6 a) und mit Christus im Himmel einsetzt (V. 6 b. 7-10 ).

a. Gott macht sie lebendig
( 2,4-5 )


Eph 2,4-5


Mit der Konjunktion "aber" geht Paulus zu einer Beschreibung des Werkes Gottes an den Sündern über, die sich stark von der Schilderung ihrer Not (V. 1-3 ) unterscheidet. Unmittelbar auf dieses an betonter Satzposition stehende Wort folgt - als Subjekt des ganzen Abschnittes - Gott. Die Wendung "aber Gott" deutet darauf hin, daß nun etwas ganz anderes kommt! Gott ist reich an Barmherzigkeit . (Vgl. den "Reichtum" der Gnade Gottes, Eph 1,7;2,7; der "Herrlichkeit seines Erbes", Eph 1,18; "den unausforschlichen Reichtum Christi", Eph 3,8; und "seiner Herrlichkeit"; Eph 3,16 .) Mit "Gnade" ( eleos ) ist in der Septuaginta das hebräische Wort HeseD ("treue Liebe") wiedergegeben. Im Neuen Testament bedeutet eleos "unverdiente Freundlichkeit" gegenüber den Sündern. Gott, der reich ist an dieser unverdienten Freundlichkeit, hilft den Sündern aufgrund seiner großen Liebe . Das Substantiv "Liebe" ( agapE ) stammt von dem Verb agapaO , "das höchste Gut in dem Geliebten suchen". Da die Sünder für Gott geistlich tot sind, besitzen sie nichts, was sie ihm empfehlen könnte. Aus diesem Grund nennt Paulus die Liebe Gottes, die sich ihnen so völlig unverdient zuwendet, "groß".

Die Liebe Gottes hat drei Dinge bewirkt: (a) sie hat uns mit Christus lebendig gemacht , (b) sie hat uns "mit auferweckt" ( Eph 2,6 ), und (c) sie hat uns "mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus" (V. 6 ). Ein Ungläubiger, ein geistlich Toter, wird von Gott "lebendig gemacht mit (in Verbindung mit) Christus" (vgl. Kol 2,13 ). Das "uns" schließt sowohl Juden als auch Heiden ein (vgl. "uns" in Eph 2,3-4 ). Ein Mensch, der geistlich tot ist, kann nur dann mit Gott kommunizieren, wenn er lebendig gemacht wird, und das kann wiederum nur der herbeiführen, der selbst lebendig ist. Gott ist der lebendige Gott, "der die Toten lebendig macht" ( Röm 4,17 ).

Gott ist sich des Zustands der Ungläubigen voll bewußt. Paulus hat ihn bereits in Eph 2,1-3 beschrieben, doch er wiederholt an dieser Stelle noch einmal: "Die wir tot waren in den Sünden" (vgl. V. 1 ). Die Auferweckung der Ungläubigen ist ein Akt der Gnade: "aus Gnade seid ihr selig geworden" . Diese letztere Aussage, die eine Art Einschub darstellt, führt Paulus in Vers 8 weiter aus. Das Verb "seid ihr selig geworden" steht im Perfekt und bezeichnet einen bleibenden Zustand, der auf eine Handlung in der Vergangenheit zurückgeht. Weil die Gläubigen mit Christus geistlich "lebendig gemacht" worden sind, sind sie gerettet.



b. Gott hat sie auferweckt
( 2,6 a)


Eph 2,6 a


Gott hat die vormals Ungläubigen nicht nur lebendig gemacht, er hat sie mit Christus auferweckt . Das bezieht sich auf ihre Stellung nach der Auferstehung. Christus besitzt nach der Auferstehung einen neuen, mächtigen und einzigartigen Status, an dem die Christen, in denen er wohnt, teilhaben. Dieses neue Leben, die Kraft und ihr neuer Status erfordern ein neues Wertesystem bei den Gläubigen, wie Paulus in seinem Begleitbrief an die Kolosser sagt: "Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist" ( Kol 3,1-2 ).



c. Gott hat sie eingesetzt
( 2,6 b. 7-10 )


Eph 2,6 b


Schließlich hat Gott viele Ungläubige mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus (vgl. Eph 1,3.20;2,6;3,10;6,12 ). Geistlich gesehen sind die Gläubigen bereits im Himmel, wo auch Christus ist. Sie sind keine "Erdlinge" mehr, denn ihr Bürgerrecht ist im Himmel ( Phil 3,20 ). Christus ist der erhöhte Sohn Gottes, und die Gläubigen sind ebenfalls erhöhte Söhne und Töchter Gottes. Das Werk Gottes an den Ungläubigen gleicht insofern dem, was er an Christus getan hat: "Er hat ihn von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel" ( Eph 1,20 ). Während Christus allerdings wirklich, physisch gestorben ist ( Eph 1,20 ), waren die Ungläubigen geistlich tot ( Eph 2,1-3 ). Während Christus leiblich auferweckt wurde ( Eph 1,20 ), sind die Ungläubigen lebendig gemacht und mit Christus geistlich auferweckt ( Eph 2,5-6 ). Christus ist in physischer Gestalt (in seinem auferweckten und erhöhten Leib, Eph 1,20 ) im Himmel eingesetzt; die Gläubigen sind mit ihm geistlich im Himmel eingesetzt ( Eph 2,6 ). Es ist die Kraft Gottes, die einen Ungläubigen lebendig machen, auferwecken und mit Christus erhöhen kann, dieselbe Kraft, die in der Gegenwart in den Gläubigen wirkt.



Eph 2,7


In der ewigen Zukunft wird Gott seiner ganzen Schöpfung den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade erzeigen ( endeixEtai , "zur Schau stellen, demonstrieren"; vgl. Röm 2,15;9,17.22; 2Kor 8,24; Tit 2,10;3,2 ). Sie wird an seinen Erlösten sichtbar werden. Der Apostel stellt den "Reichtum der Gnade" Gottes also in Zusammenhang mit der Erlösung der Gläubigen, denen durch die Gnade ihre Sünden vergeben wurden ( Eph 1,7 ). Diese Gnade kommt in seiner Güte gegen uns in Christus Jesus zum Ausdruck. Das bezieht sich auf die Rettung. Der Begriff "Güte", griechisch chrEstotEti , bedeutet eigentlich, was "angemessen oder geeignet" ist (vgl. Röm 2,4; 3,12 [Gutes]; Röm 11,22; 2Kor 6,6; Gal 5,22; Kol 3,2; Tit 3,4 ). Der angemessene Ausdruck der Liebe Gottes gegenüber denen, die geistlich tot sind, ist es, ihnen das Leben zu geben - darin liegt "der überschwengliche Reichtum seiner Gnade durch seine Güte".



Eph 2,8-9


Die folgenden Verse gehen nochmals auf "den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade" (V. 7 ) ein. Im Rückgriff auf den Einschub von Vers 5 - denn aus Gnade seid ihr selig geworden - wird zusätzlich deutlich, daß das Mittel zur Rettung der Glaube ist. Die Gnade ist also die Grundlage der Rettung, die allein auf dem Weg des Glaubens erworben wird (vgl. Röm 3,22.25; Gal 2,16; 1Pet 1,5 ). Der Glaube aber ist kein "Werk". Man kann sich die Rettung nicht durch Glauben "verdienen"; er ist vielmehr das Mittel, durch das der Mensch die Rettung, die Gott ihm schenkt, annimmt.

Paulus fährt fort: "Und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es." Über das Demonstrativpronomen "das" ( touto ) gab es heiße Debatten unter den Forschern. Manche Exegeten beziehen es zurück auf die "Gnade", andere auf den "Glauben". Keiner dieser Vorschläge ist jedoch letztlich überzeugend, denn touto ist Neutrum, während die Begriffe "Gnade" und "Glaube" im Griechischen beide Femininum sind. Außerdem scheint ein Rückbezug auf einen dieser beiden Begriffe redundant zu sein. Das Neutrum touto gehört daher wohl, wie in anderen Zusammenhängen auch, zu dem vorhergehenden Satz oder Satzteil. (In Eph 1,15 und Eph 3,1 bezieht sich touto ebenfalls auf den vorhergehenden Abschnitt.) Damit schließt es also an die Vorstellung der Rettung an ( Eph 2,4-8 a), deren Grundlage die Gnade und deren Mittel der Glaube ist. Diese Rettung kommt nicht von Menschen (wörtlich: ist "nicht aus euch"), sondern von Gott, denn sie ist "Gottes Gabe".

Vers 9 unterstreicht diesen Sachverhalt noch einmal, indem er zeigt, daß nicht die Werke das Mittel sind, da die Grundlage der Rettung ja die Gnade ist ( Röm 3,20.28; Röm 4,1-5; Röm 11,6; Gal 2,16; 2Tim 1,9; Tit 3,5 ). Da sich nun niemand durch eigene Kraft retten kann, kann sich auch niemand seiner Rettung rühmen (vgl. Röm 3,27; 1Kor 1,29 ), sondern allenfalls des Herrn ( 1Kor 1,31 ).



Eph 2,10


Beginnend mit dem erläuternden denn wird nun erklärt, warum die Rettung nicht von den Menschen oder durch ihre Werke kommen kann. Sie ist das Werk Gottes . Der griechische Begriff, der hier mit "Werk" wiedergegeben ist ( poiEma ; er steht sonst nur noch in Röm 1,20 ), bezeichnet ein Kunstwerk oder Meisterstück. Er unterscheidet sich von dem menschlichen Werk ( ergOn ) in Eph 2,9 . Die Gläubigen sind das Werk Gottes, weil sie in Christus Jesus (vgl. "in Christus Jesus" in V. 6-7 ) geschaffen sind (ein Werk, das nur Gott vollbringen kann). Ein solches Werk wird nicht durch gute Werke erlangt, es führt vielmehr zu guten Werken (vgl. Tit 2,14;3,8 ).

Das Relativpronomen "die" in dem Satz "die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen" bezieht sich zurück auf die "Werke" im vorhergehenden Satz. In diesen "zuvor bereiteten Werken" sollen wir also nicht "wirken", sondern "wandeln". Mit anderen Worten, Gott hat für die Gläubigen einen Weg der guten Werke vorbereitet, die er, wenn sie ihn im Glauben gehen, in ihnen und durch sie vollbringen will. Das bedeutet nicht, daß wir für Gott etwas tun müssen; es ist Gott, der in den und durch die Gläubigen ein Werk vollbringt (vgl. Phil 2,13 ). Auf diesen Weg der guten Werke geht Paulus in Eph 4-6 weiter ein.

In Eph 2,1-10 wird also bewiesen, daß Gott in seiner großen Gnade durch den Glauben die Rettung für die Menschen bereithält, obwohl sie geistlich tot sind und eigentlich nur seinen Zorn verdienen. Die Gläubigen sind das Werk Gottes, in dem und durch das er gute Werke vollbringt.



E. Das neue Leben der Gemeinde
( 2,11-22 )


Die einzelnen, die Gottes gnädige Rettung empfangen haben, werden nicht sich selbst überlassen, sondern mit anderen Gläubigen vereint. In 2,11-22 entwickelt Paulus die Vorstellung einer Einheit von geretteten Juden und Heiden in der Gemeinde, dem Leib Christi (vgl. Eph 1,22-23 ).



1. Die Einheit
( 2,1-13 )


a. Die Trennung in der Vergangenheit
( 2,11-12 )


Eph 2,11


Nachdem er seine Ausführungen über die Gläubigen als Werk Gottes abgeschlossen hat (V. 1-10 ), beginnt Paulus den folgenden Abschnitt mit der stärksten folgernden Partikel der griechischen Sprache ( dio , darum ), um den Ephesern ihren wenig beneidenswerten Zustand, als sie noch keine Beziehung zu Gott hatten, nochmals in aller Deutlichkeit vor Augen zu führen. Er fordert sie auf: Denkt daran, daß ihr von Geburt einst (vor der Bekehrung) Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind (von den Juden). Dieser physische Unterschied zwischen Juden und Heiden wirkte sich auf alle Lebensbereiche aus und richtete strenge soziale und religiöse Barrieren zwischen ihnen auf.



Eph 2,12


Daß den Heiden das äußerliche Zeichen der Beschneidung fehlte, bedeutete auch, daß sie fünf Privilegien nicht besaßen, die Gott dem Volk Israel verliehen hatte. Erstens waren sie ohne Christus , nicht nur im persönlichen Leben - das galt ja auch für viele Juden -, sondern weil ihre Völker keine Messiashoffnung besaßen.

Zweitens waren sie ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels . Sie gehörten nicht zum theokratischen Staat Israel (vgl. Röm 9,4 ). Die Verbform "ausgeschlossen", apEllotriOmenoi ("entfremdet"), steht nur noch zweimal im Neuen Testament ( Eph 4,18; Kol 1,21 ). Obwohl auch Heiden als Proselyten ins Judentum aufgenommen werden konnten, waren sie doch als Volk von den Verheißungen Gottes ausgeschlossen.

Drittens waren sie Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung (vgl. Eph 3,6 ), d. h. sie hatten keinen direkten Anteil an dem Bund, den Gott mit Israel geschlossen hatte, und besaßen daher nicht wie Israel die Hoffnung auf die zukünftige Herrlichkeit und den Segen. Zu den "Bundesschlüssen" Israels gehörten der abrahamitische Bund ( 1Mo 12,1-3; 15,18-21; 17,1-8 ), der palästinische ( 5Mo 28-30 ), der davidische ( 1Sam 7,16; Ps 89,2-5 ) und der Neue Bund ( Jer 31,31-34; Hes 36,24-30 ). Sie alle wiesen auf den Messias und den Segen, den er bringen sollte, voraus und sicherten Israel seine nationale Existenz, Land, einen König und geistliche Segnungen zu.

Viertens hatten die Heiden keine Hoffnung . Im Gegensatz zu Israel warteten sie weder auf einen persönlichen Messias-Erlöser noch auf das messianische Zeitalter.

Fünftens waren sie ohne Gott ( atheoi ; "außerhalb von Gott") in der Welt . Die Heiden waren in einer verzweifelten Situation. Sie hatten keinen Sinn, keine Hoffnung, kein Ziel und keine Leitung in ihrem Leben.



b. Die gegenwärtige Einheit
( 2,13 )


Eph 2,13


Die Wendung "jetzt aber in Christus Jesus" macht sowohl den zeitlichen Unterschied ("einst", V. 11 , im Gegensatz zu "jetzt") als auch den Unterschied im Stand ("ohne Christus", V. 12 , im Gegensatz zu "in Christus Jesus") deutlich. Die Heiden, die einst Ferne waren (vgl. V. 17 ) von Gott und den Juden ( V. 12 ), sind Nahe geworden durch das Blut Christi (vgl. Eph 1,7 ). Durch den Opfertod Christi sind sie Gott und den Juden nahegekommen. Die Sünde trennt die Menschen von Gott, und nur das Sühnewerk Christi kann diese Trennung aufheben.



2. Die Erklärung der Einheit
( 2,14 - 18 )


Im folgenden erläutert der Apostel, wie die zuvor beschworene ( V. 13 ) Einheit von Heiden und Juden aussieht. Zwei Dinge stehen dabei im Mittelpunkt: die Schaffung von Frieden zwischen heidnischen und jüdischen Gläubigen und der Friede zwischen Gott und den Menschen, die an ihn glauben.



a. Der Friede
( 2,14-16 )


Eph 2,14


Christus selbst ist der Friede zwischen Juden- und Heidenchristen, denn er hat aus beiden eins gemacht und den Zaun abgebrochen, der dazwischen war . Das Wort "Friede" kommt viermal in diesen drei Versen vor ( V. 14-15.17 [zweimal]). Der "Zaun", ein Wort, das nur dieses eine Mal im Neuen Testament gebraucht wird, wurde auf verschiedene Weise gedeutet. Manche Exegeten beziehen ihn auf die Mauer im Vorhof des Tempels in Jerusalem, die den Hof der Heiden vom Hof der Juden trennte. Das klingt jedoch nicht sehr plausibel, da Paulus hier nirgends vom Tempel in Jerusalem spricht und auch, weil diese Mauer noch stand, als er den Epheserbrief schrieb. Manche bringen ihn mit dem Vorhang vor dem Allerheiligsten in Verbindung. Doch dabei handelte es sich um einen Vorhang, nicht um einen Zaun. Wieder andere vertreten die These, daß damit der "Zaun" um das Gesetz gemeint sei, von dem manche Rabbiner sprachen, der jedoch eher als Schutz für das Gesetz gedacht war und nicht die feindselige Implikation hatte, die hier mitschwingt. Der griechische Text legt statt dessen die Annahme nahe, daß mit diesem trennenden Zaun keine konkrete Barriere gemeint ist, sondern der uralte Haß zwischen Juden und Heiden, der sie so lange Zeit getrennt hatte. Da Christus diesen Haß aufhob (vgl. V. 16 ), soll nun auch die Feindschaft zwischen Juden und Heiden ein Ende haben.



Eph 2,15-16


Als nächstes beschreibt Paulus, wie und warum dieser Haß aufhörte. Die Animosität zwischen gläubigen Juden und Heiden ist vorüber, weil Christus starb. Er hat das Gesetz im Leben der Gläubigen abgetan ( katargEsas ). Juden und Heiden waren Feinde, weil erstere versuchten, das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen aufrechtzuerhalten (vgl. Kol 2,14.21-23 ), wohingegen die Heiden sich keine Gedanken darüber machten. Dieser Unterschied wirkte wie eine Barriere zwischen ihnen. Doch jetzt ist das Gesetz aufgehoben ("Christus ist des GesetzesEnde"; Röm 10,4 ), und so ist auch die Feindschaft zwischen Juden und Heiden vorbei. Manche Übersetzungen erwecken den Eindruck, daß diese Feindschaft im Gesetz selbst bestand. Das ist jedoch falsch; das Gesetz war nur der Grund für die Feindschaft. Christus "zerstörte" diesen Zaun (die Feindschaft), indem er das Gesetz ablöste.

Das tat er aus zwei Gründen. Erstens: "Damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache." Das Wort "neu" ( kainon ) bezieht sich eher auf ein neues Wesen oder eine neue Eigenschaft als auf etwas zeitlich Neues ( neos ). Der "neue Mensch" ( Eph 2,15 ) oder die "neue Menschheit" wird auch der "eine Leib" ( V. 16 ), die Gemeinde, genannt. In der Gemeinde werden weder die Heiden zu Juden noch die Juden zu Heiden. Aus gläubigen Juden und gläubigen Heiden werden Christen, völlig neue Menschen.

Zweitens wollte Christus mit der Aufhebung der Feindschaft sowohl die gläubigen Juden als auch die Heiden in einem Leib (vgl. Eph 3,6 ) mit Gott versöhnen . Diese Versöhnung erreichte er durch das Kreuz , durch das er die Feindschaft zwischen Gott und den Menschen tötete . Durch seinen eigenen Tod tötete er die Feindschaft zwischen Juden und Heiden. In Eph 2,14 geht es um die Versöhnung zwischen Juden- und Heidenchristen, in Vers 16 um die Versöhnung zwischen Gott und den Menschen (vgl. auch Röm 5,10; 2Kor 5,18-20; Kol 1,20 ).



b. Ankündigung des Friedens
( 2,17-18 )


Eph 2,17-18


Christus ist nicht nur "unser Friede" ( V. 14 ), er verkündigte auch den Frieden . Damit ist sicherlich die Verkündigung des Friedens durch die Apostel, nicht durch Christus selbst, der nahezu ausschließlich vor Juden predigte ( Mt 10,5-6; 15,24-27 ), gemeint. Außerdem beruht der Friede, der verkündigt wurde, stärker auf dem Tod Christi als auf seinem Leben auf Erden. Er wird sowohl denen zuteil, die fern waren (vgl. Eph 2,13 ), d. h. den Heiden (die ohne Messiashoffnung waren und Israel und seinen Bundesschlüssen fern standen), als auch denen, die nahe waren , d. h. den Juden (die "den Bund der Verheißung" haben; V. 12 ).

Eine Folge dieser Botschaft des Friedens ist es, daß sowohl Juden- als auch Heidenchristen in einem Geist Zugang zum Vater haben (vgl. 1Kor 12,13 ). "Zugang" kann auch "Eintritt" heißen insofern, als Christus für die Gläubigen die Tür zum Vater ist . Es scheint jedoch plausibler, "Zugang" so zu verstehen, daß Christus den Gläubigen Zugang gibt. Der griechische Begriff prosagOgEn , "Annäherung", findet sich im Neuen Testament sonst nur noch in Rö 5,2 und Eph 3,12 . Wie so oft in diesem Brief geht es auch hier um das Wirken der Dreieinigkeit. Die Gläubigen haben Zugang zum Vater durch den Heiligen Geist aufgrund des Todes Christi am Kreuz.

In vierfacher Betonung macht Paulus in Eph 2,14-18 deutlich, daß die beiden (Juden und Heiden) nun eins sind: (1) "aus beiden" ( ta amphotera ) hat Christus eines gemacht (V. 14 ), (2) "aus den zweien" wurde ein neuer Mensch geschaffen ( V. 15 ), (3) in einem Leib sind "die beiden" ( tous amphoterous ) mit Gott versöhnt (V. 16 ), und (4) in einem Geist haben "alle beide" ( hoi amphoteroi ) Zugang zum Vater (V. 18 ). Es ist eine eindeutige Tatsache, daß an die Stelle der alten Feindschaft eine neue Einheit getreten ist.



3. Die Folgen der Einheit
( 2,19-22 )


Die Einheit zwischen Juden und Heiden ist nun definitiv ausgesprochen. Im folgenden beschäftigt sich der Apostel mit den Konsequenzen dieser Einheit.



a. Die Tatsache: eine neue Beziehung
( 2,19 )


Eph 2,19


So ( ara oun ) seid ihr , d. h. die Heiden, nun nicht mehr Gäste ( xenoi ;vgl. V. 12 ) und Fremdlinge . Von nun an sind die gläubigen Heiden Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen . Sie werden Teil der Gemeinschaft der Erlösten aller Zeiten, angefangen bei Adam. Das bedeutet jedoch nicht, daß die Gemeinde die Segnungen erbt, die ursprünglich Israel verheißen wurden. Eine solche Deutung ist aus drei Gründen nicht möglich: (1) Paulus befaßt sich in diesem Kontext mit dem "neuen Menschen" (V. 15 ), dem "einen Leib" (V. 16 ). Das heißt nicht, daß die Heiden in das Volk Israel aufgenommen werden, sondern daß gläubige Juden und gläubige Heiden gemeinsam eine neue "Menschheit" bilden. (2) Paulus sagt insbesondere, daß die Heiden "Mitbürger der Heiligen" und "Hausgenossen Gottes" werden, er benutzt nicht das Wort "Israel". Wenn er hätte sagen wollen, daß die Gemeinde "Israel" wird, hätte er, wie in Vers 11 , beide Gruppen genannt. (3) Paulus erklärt, daß diese neue Beziehung "auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, erbaut" ist (V. 20 ). Das aber geschah an Pfingsten, nicht schon im Alten Testament. Es stimmt zwar, daß die heidnischen Gläubigen zu den Erlösten aller Zeiten gehören werden (V. 19 ), doch ihre Aufnahme - zusammen mit den gläubigen Juden - in die "neue Menschheit" begann erst, als an Pfingsten die Kirche gegründet wurde.

 

b. Die Ursache: ein neues Gebäude
( 2,20-22 )


Paulus beschreibt die Gemeinde als großes Gebäude, als heiligen Tempel, in dem Gott wohnt. Das Bild von dem im Tempel wohnenden Gott stammt aus dem Alten Testament. Paulus schildert die Grundsteinlegung des Gebäudes (V. 20 ), seine Gestaltung (V. 21 ) und seine Funktion (V. 22 ).



Eph 2,20


Zunächst wendet er sich der Grundlegung des Gebäudes zu. Die Heidenchristen werden zu "Mitbürgern" (V. 19 ) in der neuen Hausgemeinschaft der Gemeinde, weil sie erbaut sind auf den Grund der Apostel und Propheten . Gemeint sind hier die Propheten des Neuen, nicht des Alten Testaments. Auch in Eph 3,5 und Eph 4,11 folgen auf die "Apostel" die "Propheten". Es waren Männer, die die neue Offenbarung des Geheimnisses der Gemeinde empfingen, ein Geheimnis, das in der Vergangenheit, d. h. in der Zeit des Alten Testaments, verborgen war ( Eph 3,5 ).

Mit dem "Grund" der "Apostel und Propheten" ist entweder gemeint, (a) daß sie den Grund für die Kirche legten, (b) daß das Fundament der Kirche von ihnen stammte, (c) daß sie selbst einen festen Grund besaßen oder - und das scheint am plausibelsten - (d) daß sie das Fundament waren . Man könnte also auch übersetzen: "Der Grund, der aus den Aposteln und den Propheten besteht." Das scheint auch angesichts von Eph 4,11 die beste Lösung, wenn man diesen Vers dahingehend versteht, daß die Apostel und Propheten begnadete Männer waren, die der Kirche als "Grundlage" gegeben wurden. Darüber hinaus paßt diese Deutung gut in den vorliegenden Kontext, der besagt, daß Jesus Christus der Eckstein , d. h. ein Teil des Fundaments der Gemeinde ist. Beim Hausbau in der Antike wurde "der Eckstein" ganz besonders sorgfältig eingesetzt. Er war wichtig, weil das ganze Gebäude auf ihn aufbaute. Der Grund der Gemeinde, d. h. die Apostel und Propheten, mußten also sorgfältig auf Christus abgestimmt werden. Alle anderen Gläubigen sind auf diesem Grund erbaut, so daß ihr Leben an Christus ausgerichtet ist.



Eph 2,21


Als nächstes wendet Paulus sich der Gestaltung des Hauses zu. In Christus ist der ganze Bau ineinandergefügt ( synarmologoumenE , der Begriff steht nur noch in Eph 4,16 ). Das Gemeindehaus ist also sorgfältig erbaut, seine Steine sind nicht wahllos aufeinandergetürmt. Und es wächst (Präsens) zu einem heiligen Tempel in dem Herrn . Das deutet darauf hin, daß die Kirche ein lebendiger, wachsender Organismus ist, in den ständig neue Gläubige aufgenommenwerden (vgl. Eph 4,15-16; 1Pet 2,5 ). In diesem "heiligen Tempel" sind sowohl Juden- als auch Heidenchristen "ineinandergefügt" (vgl. "ein neuer Mensch", Eph 2,15 ,und "ein Leib", Eph 2,16 ). Der Begriff für Tempel (naos) bezieht sich stets nur auf das Heiligtum, nicht auf den gesamten Tempelbezirk in Jerusalem mit seinen offenen Höfen ( hieron ).



Eph 2,22


Sodann kommt der Apostel auf die Funktion des Tempels zu sprechen. Gott nimmt einzelne Gläubige als Bausteine für diesen Tempel, die auf diese Weise miterbaut werden zu einer Wohnung Gottes im Geist . Im Alten Testament wohnte die Herrlichkeit Gottes im sichtbaren Tempel, dem Symbol der Gegenwart Gottes unter dem Volk. Nun wohnt Gott in seinem neuen Tempel, der nicht aus leblosem Material, sondern aus lebendigen Gläubigen erbaut ist. Der Heilige Geist hat in jedem einzelnen Gläubigen Wohnung genommen (vgl. Joh 14,17; Röm 5,5; Röm 8,9.11; 1Kor 2,12; Gal 3,2;4,6; 1Joh 3,24; Joh 4,13 ), der so zu einem "Tempel" wird ( 1Kor 6,19 ). Mit dem "Tempel" in Eph 2,21-22 ist jedoch das Innewohnen des Heiligen Geistes in der Gemeinschaft der Gläubigen gemeint (vgl. 1Kor 3,16; 2Kor 6,16 ) - der "Tempel", der aus allen jüdischen und heidnischen Gläubigen gemeinsam besteht.

Die Wendung "im Geist" lautet wörtlich "durch den Geist" (vgl. Eph 3,5 ).

In diesem Abschnitt hat Paulus seinen Lesern dargelegt, daß die Heiden einst außerhalb des Hauses Gottes standen, jetzt aber mit den Judenchristen zusammen eine "neue Menschheit" bilden. Diese neue Einheit verkörpert sinnbildlich einen Tempel, der auf den Aposteln und Propheten erbaut wurde, dessen Eckstein Christus ist und in dem Gott durch den Heiligen Geist Wohnung genommen hat.



F. Einschub: Die Ausbreitung des Geheimnisses
( 3,1-13 )


Paulus wollte seiner Beschwörung der Einheit von Juden- und Heidenchristen in der Gemeinde ( Eph 2,11-22 ) eigentlich ein Gebet für die Gläubigen folgen lassen. Doch mitten im Satz (am Ende von Eph 3,1 ) bricht er ab und kommt statt dessen auf das Geheimnis Christi zu sprechen. Er versucht, dieses Geheimnis und die Verantwortung, die er mit der Aufgabe seiner Verbreitung übernommen hat, zu erklären. In Vers 14 nimmt er dann das Gebet wieder auf.



1. Einführung
( 3,1 )


Eph 3,1


Das Wort "deshalb" (vgl. V. 14 ) verweist zurück auf Eph 2,11-22 ,auf das Thema der Einheit von Juden- und Heidenchristen, die sich auf einer neuen Ebene zusammengefunden haben. Darüber hinaus bezieht es sich auch auf den ganzen ersten Teil des Briefes, in dem Paulus von der Gnade Gottes gegenüber den Heiden sprach. Die Worte ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden erinnern an Paulus' Gefangenschaft in Rom, die ihm sein Eintreten für Christus (vgl. Eph 4,1; 2Tim 1,8; Phim1,1.9 ) und insbesondere sein Amt als Heidenapostel ( 2Tim 1,11-12 ) eingetragen hatte. Weil er das Amt, das ihm von Gott anvertraut war ( Eph 3,2 ), treu verwaltet und, wie Gott es wollte, die Heiden missioniert hatte, war er den heftigsten Verfolgungen von seiten der Juden ausgesetzt. Sie hatten schließlich zu dem Angriff auf ihn in Jerusalem und zu seinen Gerichtsverhandlungen in Cäsarea und Rom geführt.



2. Das Geheimnis
( 3,2-6 )


a. Die Verteilung der Gnade Gottes
( 3,2 )


Eph 3,2


In Vers 2 beginnt ein weiterer überlanger Satz, der erst in Vers 13 endet (einer der acht langen Sätze im Epheserbrief; vgl. den Kommentar zu Eph 1,3-14 ). Es handelt sich um einen Konditionalsatz. Paulus eröffnet ihn mit dem Amt , das die Gnade Gottes ihm für die Heiden gegeben hat (V. 2 ), und schließt mit der Bitte, daß die Tatsache, daß er in Rom gefangen ist, seine Leser nicht entmutigen möge (V. 13 ). Dazwischen, in Vers 3-12 , spricht er von den Einzelheiten seiner Botschaft und seines Amtes. Das "ja" in Vers 2 deutet an, daß die Epheser sicherlich von seiner Verantwortung, der er sich im folgenden im Detail zuwendet, gehört haben. Der Begriff "Amt" ( oikonomia , Ratschluß; vgl. V. 9 ) ist hier im Sinne von Verwalteramt gebraucht und bezieht sich auf ein anvertrautes Gut, das korrekt verwaltet werden muß (in 1Kor 9,17 und in Kol 1,25 ist oikonomia ebenfalls mit "Amt" wiedergegeben). Paulus war der Verwalter der ihm anvertrauten "Gnade Gottes" (vgl. Eph 3,7; darauf geht er in Vers 3-6 näher ein). Sie war ihm gegeben, damit er, der Heidenapostel ( Gal 2,7; Eph 3,8 ), sie unter den Heiden in Ephesus ( für euch ) verteile (V. 1 ).



b. Die Offenbarung des Geheimnisses
( 3,3-5 )


Eph 3,3


Auf das Geheimnis (eine bis dahin verborgene Wahrheit), das ihm kundgemacht wurde, kommt der Apostel erst in Vers 6 zurück. Dieses Geheimnis war Paulus durch Offenbarung enthüllt worden, von der er schon aufs kürzeste im selben Brief berichtet hatte ( Eph 2,11-22 ).


Eph 3,4


Beim Nachlesen des dort Gesagten werden die Christen in Ephesus seine Einsicht ( synesin ; vgl. Kol 1,9;2,2 ) in das Geheimnis Christi (vgl. Kol 1,27;2,2 ) erkennen . Die folgenden Verse ( Eph 3,5-6 ) gehen erneut auf dieses Thema ein. Seine "Einsicht" war nicht seine eigene Entdeckung; sie stammte von Gott.



Eph 3,5


Dann spricht Paulus von der Zeit, in der das Geheimnis enthüllt wird: Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist . Dieser Satz gab Anlaß zu zahlreichen Diskussionen unter den Exegeten. Das Problem liegt in dem Adverb "wie" ( hOs ). Manche verstehen es als Einschränkung; das würde bedeuten, daß das Geheimnis im Alten Testament teilweise, jetzt im Kirchenzeitalter aber ganz offenbart ist. Damit hätte Gott das Geheimnis in der Vergangenheit noch nicht so weit enthüllt, wie er es jetzt getan hat. Andere fassen es lediglich als beschreibend auf; das würde bedeuten, daß ein Geheimnis wie dieses nicht im Alten Testament, sondern erst jetzt, in der Zeit des Neuen Testaments bekannt wurde.

Fünf Gründe sprechen für die zweite These:

1) Das Wörtchen "wie" drückt zwar oft eine Einschränkung aus, doch es wird durchaus auch zur Beschreibung verwendet (z. B. sagte Petrus, daß die Jünger nicht betrunken gewesen seien, "wie" die Juden dachten; Apg 2,15 ).

2) Vom Kontext her ist ebenfalls der zweiten These der Vorzug zu geben, denn Paulus schreibt, daß das Geheimnis in der Vergangenheit verborgen war ( Eph 3,9 ).

3) In Kol 1,26 wird eindeutig ausgesagt, daß das Geheimnis "seit ewigen Zeiten" verborgen war, nun aber ( nun de ) den Heiligen offenbart ist.

4) Die Stellung des Adverbs der Zeit "jetzt" ( nun ) stimmt mit Kol 1,26 überein; beide Male wird der Gegensatz zwischen den Zeiten hervorgehoben. In der Vergangenheit war das Geheimnis nicht bekannt; doch jetzt ist es offenbart. Dafür spricht auch die Verwendung desselben Adverbs ( nun ) in Eph 3,10 : "Die mannigfaltige Weisheit Gottes" (die das Geheimnis ist) ist "jetzt" den "Mächten und Gewalten im Himmel kund" geworden. Wenn nicht einmal die Mächte und Gewalten im Alten Testament das Geheimnis kannten, wie sollen dann die Menschen dieser Zeit davon gewußt haben? Da auch "die Mächte und Gewalten im Himmel" erst durch die Gemeinde (die erst seit Pfingsten existiert) von dem Geheimnis erfuhren, hatten die Menschen des Alten Testaments ganz sicher noch nichts davon gehört.

5) Etwas "offenbaren" bedeutet, etwas "aufzudecken oder zu enthüllen", das zuvor vollkommen verborgen war. Die Annahme, daß das Geheimnis bereits im Alten Testament zum Teil bekannt war, wäre daher falsch. Die Vertreter der ersten These (das "wie" sei vergleichend gemeint) argumentieren, daß Textstellen wie z. B. Jes 2,1-4 und Jes 61,5-6 andeuten, daß den Heiden gemeinsam mit Israel der Segen Gottes zuteil wurde. In diesen Passagen ist jedoch vom Tausendjährigen Reich die Rede, nicht von der Vorstellung, daß Heiden und Juden gemeinsam einen Leib, die Gemeinde, bilden.

Dieses Geheimnis wurde erst durch den Geist offenbart (vgl. Eph 2,22 ), und die es empfingen, waren die heiligen Apostel und Propheten Gottes (vgl. Eph 2,20;4,11 ). Manche Exegeten vertreten auch die These, daß nur Paulus die Offenbarung erhielt, doch in Eph 3,5 steht ganz eindeutig, daß sie den Aposteln und Propheten gegeben wurde.



c. Der Inhalt des Geheimnisses
( 3,6 )


Eph 3,6


Hier definiert Paulus das Geheimnis. In drei zusammengesetzten Substantiven erklärt er, daß die Heidenchristen zusammen mit den Judenchristen (a) Miterben (vgl. Eph 2,19 ) des Reichtums Gottes sind ( Eph 1,3-14 ), daß sie (b) mit zu seinem Leib gehören (vgl. Eph 2,16; syssOma steht im Neuen Testament nur an dieser einen Stelle) und daß sie (c) Mitgenossen der Verheißung (der messianischen Verheißung; vgl. Eph 2,12; Gal 3,29 ) in Christus Jesus sind . (Zur Beziehung zwischen der Gemeinde und Israel vgl. den Kommentar zu Eph 2,19 und Eph 3,5 .)

Das Geheimnis ist also kein Rätsel, sondern eine Verheißung, die in der Vergangenheit verborgen war, nun aber aufgedeckt ist. Die Offenbarung geschah durch das Evangelium : gläubige Juden und Heiden bilden einen Leib. Nicht die Rettung der Heiden ist das Geheimnis - davon sprach bereits das Alte Testament -, sondern die Einheit von Juden- und Heidenchristen. Sie war sowohl für die Juden als auch für die Heiden eine revolutionierende Vorstellung.



3. Das Amt
( 3,7-12 )


Nachdem er das Geheimnis beschrieben hat (V. 2-6 ), wendet Paulus sich der ihm anvertrauten Aufgabe zu, es unter den Heiden bekannt zu machen.



a. Paulus' Stand unter den Aposteln
( 3,7-8 a)


Eph 3,7-8 a


Mit den Worten "dessen Diener ich geworden bin" beschreibt Paulus, daß er sein Amt, das Evangelium zu verkündigen, auf sich nahm (vgl. Kol 1,23 ). Der Begriff "Diener" ( diakonos ) hebt nicht auf den Gedanken der Unterwerfung ab (wie doulos , "Sklave"), sondern auf die Vorstellung des Dienens im Sinne von "verwalten" ( Joh 2,5.9 ). Dieser Dienst basiert auf der Gabe der Gnade Gottes (vgl. Eph 3,2 ), die Paulus nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist (vgl. Eph 1,19; Kol 1,29 ). Im griechischen Text wird klarer, daß der Apostel sein Amt "durch die Gabe der Gnade Gottes" erhalten hatte und daß er es "durch seine mächtige ( energeian ) Kraft" ( dynameOs ) fortführte. Die Ausübung dieser Gnade - durch die Kraft Gottes, nicht durch seine eigene - war Paulus aufgetragen, obgleich er sich selbst für den allergeringsten unter allen Heiligen (vgl. Eph 1,1.15 ) hielt. In dieser Äußerung zeigt sich die tiefe Demut des Apostels angesichts der unvergleichlichen Gnade Gottes.



b. Die Erfüllung des Amtes
( 3,8 b. 8-9 )


Eph 3,8-9 (Eph 3,8b-9)


Mit zwei Infinitiven beschreibt Paulus seine Aufgabe. Es ist seine Pflicht, den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi und für alle ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluß ausführt . Paulus predigte zwar Juden und Heiden (vgl. den Kommentar zu Apg 9,15 ), doch in erster Linie war er zum "Heidenapostel" bestimmt ( Röm 11,13; Gal 1,16;2,7-8 ).

Die Heiden können den Reichtum des Segens Christi erahnen (vgl. den "Reichtum seiner Gnade", Eph 1,7 und Eph 2,7 ,und den Reichtum "an Barmherzigkeit" in Eph 2,4 ), doch das ganze Ausmaß seines geistlichen Reichtums kann kein Mensch völlig erfassen ( anexichniaston , wörtlich "kann nicht anhand von Fußspuren zurückverfolgt werden"; das Wort steht nur noch in Röm 11,33 ). Paulus sollte jedem , nicht nur den Ephesern (vgl. Eph 3,2 ), das ihm anvertraute Gut des heiligen Geheimnisses Gottes (V. 3-4.6 ) enthüllen. Es war zunächst verborgen in Gott (vgl. V. 5 ), dem Schöpfer des Universums, doch es gehörte schon zu seinem ewigen Plan (vgl. Eph 1,4.11 ), bevor er alles geschaffen hat(te) .



c. Das Ziel des Amtes
( 3,10-12 )


Eph 3,10-12


Das Ziel ( hina ) von Paulus' Amt war es, daß kund werde die mannigfaltige Weisheit Gottes den Mächten und Gewalten im Himmel . Im klassischen Griechisch bezieht sich das Adjektiv "mannigfaltig" ( polypoikilos ) auf die Schönheit eines Stickmusters oder auf die Farbvielfalt von Blumen (vgl. poikilEs , "mancherlei Gnade", in 1Pet 4,10 ). Die "mannigfaltige Weisheit Gottes" spricht nicht von der Erlösung, sondern von der neuen Beziehung zwischen gläubigen Juden und Heiden in einem Leib. Das Medium zur Verbreitung dieser Weisheit ist die Gemeinde . Ihre Botschaft richtet sich an die "Mächte und Gewalten im Himmel" (vgl. Eph 1,3 ). Mit diesen "Mächten und Gewalten" sind, wie aus Eph 6,12 hervorgeht (vgl. Eph 1,21 ), sowohl gute als auch böse Engel gemeint. Der Anblick der Einheit von Juden- und Heidenchristen in dem einen Leib der Gemeinde zwingt sie dazu, die Weisheit Gottes anzuerkennen.

Dieses Geheimnis - daß Juden- und Heidenchristen eins sind ( Eph 3,6 ) - wurde den Aposteln und Propheten offenbart (V. 5 ) und von Paulus verbreitet (V. 7-9 ). Das Ziel dieser Einheit ist es, daß die Engelsmächte die vielfältige Weisheit Gottes erkennen. Das stimmt überein mit dem ewigen Vorsatz Gottes, den er ausgeführt hat in Christus Jesus, unserem Herrn (V. 11 ). Das bedeutet entweder, daß Gott seinen ewigen Plan nun ausführt oder daß er ihn vor 2000 Jahren in Christus vollendet hat. Die letztere Deutung ist vorzuziehen, weil (a) die Verbform "ausgeführt hat" im Griechischen Imperfekt, nicht Präsens oder Perfekt ist, und (b) die Einheit der Juden- und Heidenchristen in einem Leib tatsächlich durch den Tod Christi erreicht wurde.

Durch den Glauben an Christus haben die Christen das Recht, sich in aller Zuversicht an Gott zu wenden ( Freimut , parrEsian , wörtlich "Mut, Kühnheit"; vgl. Hebr 3,6;4,16;10,19.35 ) und sich ihm zu nähern ( Zugang , prosagOgEn ; vgl. Eph 2,18; Röm 5,2 ). Das gilt genauso heute, fast zwei Jahrtausende nachdem Gott in Christus seinen ewigen Heilsplan vollendet hat.



4. Die Bitte
( 3,13 )


Eph 3,13


Dieser Vers bildet den Schluß des Satzes, der in Vers 2 begann. Wenn die Epheser "das Amt der Gnade Gottes, das Paulus gegeben ist" (V. 2 ), wirklich verstünden, bräuchten sie nicht müde werden wegen der Bedrängnisse , die er für sie erlitt. Auch diese Bedrängnisse dienten zu ihrem Besten und sollten ihnen daher eine Ehre sein. Wenn Paulus den Heiden nicht die frohe Botschaft verkündigt hätte, hätten die Juden ihn nicht verfolgt und gefangengesetzt. Seine Predigt zog ihm zwar den Zorn der Juden zu, brachte aber den Heiden die Rettung. Viele Menschen wurden durch ihn Glieder der Gemeinde, des Leibes Christi, und kamen dadurch zu wirklicher Ehre.



G. Fürbitte um die Stärkung der Liebe in der Gemeinschaft
( 3,14-21 )


Paulus betet darum, daß die zuvor beschworene Einheit von Heiden- und Judenchristen in einer "neuen Menschheit" als Leib Christi ( Eph 2,15 ) auch hierauf Erden Realität werden möge. Er wünscht sich, daß seine Leser die Liebe Christi wirklich verstehen und an sich erfahren und sie auch untereinander üben.



1. Einleitung
( 3,14-15 )


Eph 3,14-15


Die Verse 14-19 bilden im Griechischen ebenfalls einen Satz (vgl. den Kommentar zu Eph 1,3-14 ). Das "deshalb" greift zurück auf Vers 1 , wo der Apostel bereits zum Gebet angesetzt hatte. Er hatte sich unterbrochen, um seinen Lesern nochmals das Geheimnis - den Leib Christi - und seinen Verkündigungsauftrag zu erläutern. Das Niederknien zum Gebet ist eine von mehreren Gebetshaltungen (stehen, knien, mit zum Boden gewandtem Gesicht daliegen), von denen wir aus der Schrift wissen. Paulus beugt seine Knie vor Gott, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden . Das bedeutet, daß alles Geschaffene, einschließlich der Engel und Menschen, eine Familie unter der Vaterschaft Gottes bildet. Das soll nicht heißen, daß Gott der leibliche "Vater" aller Dinge ist, sondern daß er gewissermaßen der Prototyp der Vaterschaft ist. Der Begriff "Vater" stammt von Gott, nicht von den Menschen. Gott war der erste Vater, der einzige, der selbst keinen Vater hat. So leitet also jede menschliche Familie ihren Namen von ihm ab, d. h. sie existiert als Familie mit einem Vater, weil er existiert. Zu diesem Vater betet Paulus.



2. Die Bitte (
3,16-19 )


Der folgende Satz beginnt zwar bereits in Vers 14 und endet mit Vers 19 , doch zu seiner Bitte kommt Paulus erst in Vers 16 . In diesem Gebet bittet er Gott nur um eines.



a. Die Bitte: gestärkt zu werden am inwendigen Menschen
( 3,16-17 a)


Eph 3,16-17 a


Zunächst bittet der Apostel, daß Gott seinen Lesern Kraft ( dynamis , "lebendige Kraft"; vgl. Eph 3,20 ) gebe nach ( kata ) dem Reichtum seiner Herrlichkeit (vgl. Eph 1,7.18;2,4.7;3,8 ), stark zu werden ( krataiOthEnai , "stark genug sein, Widerstand zu überwinden"; vgl. kratous in Eph 1,19 und kratei in Eph 6,10 ) durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, denn dann kann Christus durch den Glauben in den Herzen der Gläubigen wohne(n) ( katoikEsai ). "Wohnen" bezieht sich nicht auf den Einzug Christi in das Herz des Gläubigen im Augenblick der Rettung, sondern bezeichnet lediglich den Wunsch, daß Christus "in" ihm, d. h. im Zentrum des Lebens des Gläubigen, "zu Hause sein" möge. Christus soll zum beherrschenden Faktor seiner Einstellungen und seines Verhaltens werden.



b. Der Zweck der Bitte: Christi Liebe zu verstehen und mit der ganzen Gottesfülle erfüllt zu werden
( 3,17 b- 18.19 )


Eph 3,17-19 (Eph 3,17b-19)


Paulus wiederholt die Bitte, daß Christus im Mittelpunkt des Lebens der Gläubigen stehen möge. Er verwendet dabei eine Metapher aus der Biologie und eine aus der Architektur: "daß ... ihr in der Liebe eingewurzelt (wie eine Pflanze) und gegründet (wie ein Gebäude) seid." Die Partizipien "eingewurzelt und gegründet" stehen im Perfekt, bezeichnen also eine Handlung in der Vergangenheit, deren Wirkung noch andauert. Man könnte auch übersetzen: "eingewurzelt und gegründet worden". Paulus wünscht ihnen diese Festigkeit, damit sie mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe der Liebe Christi ist. Durch diese Größenangaben soll wohl weniger die Begreifbarkeit als vielmehr die Unermeßlichkeit des zu Verstehenden deutlich gemacht werden.

Interessanterweise spricht Paulus auch hier wieder - wie in Eph 1,13-14.17;2,18.22 und Eph 3,4-5- von der Trinität: vom Vater (V. 14 ), vom Geist (V. 16 ) und vom Sohn (V. 17 ).Die Epheser sollen am eigenen Leibe die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft (vgl. Phil 4,7 ). Je mehr ein Christ über Christus weiß, desto mehr erstaunt ihn die Liebe, die Christus ihm entgegengebracht hat.

Schließlich sollen sie erfüllt werden mit der ganzen Gottesfülle . Es wäre falsch, diese Formulierung so zu verstehen, als ob ein Christ in seinem Leben die ganze Fülle Gottes aufnehmen könnte. Die griechische Präposition eis bezeichnet vielmehr ein Ziel; besser wäre also die Übersetzung "nach dem Maß". Die Fülle des dreieinigen Gottes ist nur in Christus, und nur durch ihn wird ein Christ vollendet ( Kol 2,9-10 ). Obwohl dem Gläubigen diese Fülle in Christus bereits gehört, betet Paulus doch, daß jeder sie auch jetzt schon konkret in seinem Leben erfahren möge (vgl. Eph 4,13 ). Denn die Erfahrung der ethischen Vollkommenheit Gottes bewegt die Juden- und Heidenchristen dazu, einander zu lieben. Ihrem eigentlichen Stand nach sind sie bereits eins in Christus; daher sollen sie einander in dieser Einheit lieben.



3. Das Lob
( 3,20-21 )


Eph 3,20-21


Paulus schließt sein Gebet mit einer Doxologie. Er lobt Gott, der überschwenglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft ( dynamin ; vgl. V. 16 ; Eph 1,19 ), die in uns wirkt ( energoumenEn ; vgl. Eph 1,19 ). Kein Mensch und kein Engel (vgl. Eph 3,10 ) wäre jemals auf den Gedanken gekommen, daß Juden und Heiden in einem Leib zusammenleben könnten. Doch im Blick auf die Kraft der Liebe Gottes, die im Leben eines jeden Christen wirksam wird, ist Paulus zuversichtlich, daß dies gelingen wird, obwohl es nach menschlichem Ermessen unmöglich ist. Daher sagt er, daß Gott die Ehre in der Gemeinde , in der das Wunder der Liebe geschehen wird, und in Christus Jesus , der diese Einheit ermöglichte, gebührt.

Das Lob für dieses Werk sei von Ewigkeit zu Ewigkeit (vgl. Röm 11,36; 2Tim 4,18 ). In dieser Doxologie findet nicht nur das Gebet des Apostels einen angemessenen und eindrucksvollen Abschluß, sondern auch die ersten drei Kapitel seines Briefes an die Epheser.


II. Das Verhalten der Gemeinde
( Eph 4-6 )


Nach der Darlegung seiner Lehre in den ersten drei Kapiteln kommt Paulus in Kapitel4-6 noch auf einige Implikationen dieser Lehre für die Praxis zu sprechen. Im Mittelpunkt steht dabei das "Leben" ( peripateO ) der Gläubigen.



A. Die Einheit
( 4,1 - 16 )


Nach seiner Definition der Einheit zwischen Juden- und Heidenchristen und der Bitte, daß diese Einheit sich in der wechselseitigen Ausübung der Liebe Christi in der Gemeinde manifestieren möge, zeigt Paulus nun, wie die Christen diese Einheit in die Tat umsetzen sollen. Dabei kommen ihnen die begnadeten Menschen zu Hilfe, die Christus der Gemeinde zuführt, damit der Leib Christi in allen Bereichen wachse.



1. Die Grundlage der Einheit
( 4,1-6 )


a. Ermahnung zur Einheit
( 4,1-3 )


Eph 4,1


Paulus ermahnt seine Leser, ihrer Berufung würdig zu leben. Die Lutherübersetzung vermittelt an dieser Stelle den Eindruck, daß sie dies tun sollen, weil Paulus ein Gefangener in dem Herrn ist. Im griechischen Text ist das anders. Dort heißt es: "Daher (besser als "so" ) ermahne ich, der Gefangene des Herrn, euch (wie bereits in Eph 3,1 gesagt), eurer Berufung würdig zu leben." Paulus fordert die Epheser also auf, auf der Grundlage dessen, was er in Kapitel1-3 geschrieben hat, ein gottgefälliges Leben zu führen. Das "würdig" ( axiOs ) bedeutet "gleichgewichtig"; die Berufung und das Verhalten eines Gläubigen sollten sich also im Gleichgewicht befinden. "Die Berufung" bezieht sich nicht nur auf die Rettung der Gläubigen (vgl. Röm 1,5-6; 1Kor 1,9 ), sondern auch auf ihre Einheit in einem Leib. Das Verhalten eines Christen betrifft also sowohl sein persönliches Leben als auch seine Verantwortung gegenüber seinen Glaubensbrüdern.



Eph 4,2-3


Doch auch die innere Haltung der Gläubigen ist von Bedeutung. Paulus zählt drei Tugenden auf, die den Lebenswandel der Christen zieren sollten. Die erste ist die Demut. In der griechischen Kultur galt sie als Laster; nur Sklaven zeigten Demut. Paulus aber fordert, daß die Heiligen in aller Demut leben sollen. Demut ist das genaue Gegenteil von Stolz. Damit soll nicht der falschen Demut das Wort geredet werden; die Christen sollen lediglich erkennen, welche Stelle sie im Heilsplan Gottes einnehmen (vgl. Joh 3,30; Röm 12,3 ). Die Demut steht an erster Stelle, weil Paulus so sehr an der Einheit gelegen ist (Stolz führt zu Uneinigkeit, Demut zu Einigkeit) und weil er ein Gegengewicht zum früheren Stolz seiner Leser schaffen möchte. Sie soll ihnen den Gehorsam gegenüber Gott und die Abhängigkeit von ihm erleichtern. Das höchste Beispiel wahrer Demut war Christus ( Phil 2,6-8 ).

Zweitens soll ein Gläubiger sanftmütig bzw. "schwach" ( prautEtos ; vgl. das Adverb dazu in Gal 6,1; 2Tim 2,25 und das Substantiv in Gal 5,23; Kol 3,12; 1Pet 3,16 ) sein. Das ist das Gegenteil von Selbstbehauptung, Rücksichtslosigkeit und Härte. In dem Wort "Sanftmut" schwingt die Vorstellung von einer Selbstbeherrschung mit, die nichts mit Schwäche zu tun hat. Sie ist ein Mittelweg zwischen Überempfindlichkeit und Lethargie. Ein Christ, der unter der Führung Gottes steht, kann zu gegebener Zeit durchaus auch zornig werden. Mose z. B. galt als der demütigste aller Menschen ( 4Mo 12,3 ), doch als Israel sich gegen Gott versündigte, geriet er in Wut ( 2Mo 32 ). Christus war "sanftmütig und von Herzen demütig" ( Mt 11,29 ), doch als er sah, daß die Juden den Tempel zu einer Räuberhöhle gemacht hatten, wurde auch er zornig ( Mt 21,12-13 ).

Drittens sollen die Gläubigen sich in Geduld ( makrothymias ) fassen. Die Geduld gibt niemals auf, sie harrt auch in schweren Zeiten bis zum Ende aus ( Jak 5,10 ). Auch diese Tugend ist geprägt von Selbstbeherrschung, sie übt nicht übereilt Vergeltung für jedes ihr angetane Unrecht (vgl. Gal 5,22; Kol 1,11;3,12; 2Tim 4,2 ).

Eigenschaften wie Demut, Sanftmut und Geduld fördern die Einheit unter den Christen. Aber Paulus schildert auch, wie diese Tugenden im Verhalten des einzelnen wirksam werden sollen. Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht (im Griechischen ein Partizip: "tut alles, damit"), zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens . Die Christen sollen die Einigkeit nicht etwa herstellen, sondern nur den "neuen Menschen", den Gott schuf, bewahren ( Eph 2,15-16 ), und zwar durch "das Band des Friedens". Die Sorge für den Frieden soll sie dazu bewegen, einander in Liebe zu tolerieren, auch dann, wenn es Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gibt.



b. Die Elemente der Einheit
( 4,4 - 6 )


Eph 4,4


Es folgen völlig unverbunden die sieben Elemente der Einheit, die sich in den drei Personen der Trinität zentrieren. Sie bilden die Grundlage für den Geist der Einheit, der in dem Leib, den die Gläubigen bilden, herrschen soll. Ein Leib bezieht sich auf die universale Kirche, die Gemeinschaft der Gläubigen ( Eph 1,22-23;2,16;3,6 ). Der eine Geist ist der Heilige Geist, der in der Kirche wohnt ( Eph 2,22 ). Die Worte wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung weisen darauf hin, daß alle Gläubigen eine gemeinsame Hoffung in bezug auf ihre Zukunft mit Gott haben (vgl. 1Pet 1,3;3,15 ),eine Zuversicht, die begann, als sie zur Rettung "berufen" wurden ( Eph 1,4.18;2,7;4,1 ).



Eph 4,5


Ein Herr (vgl. Röm 10,12 ) bezieht sich auf Christus, das Haupt der Kirche ( Eph 1,22-23; Kol 1,18 ). Mit dem einen Glauben ist wahrscheinlich nicht der objektive Glaube, die Wahrheit, die die Christen glauben (wie in Apg 6,7; 1Tim 3,9; 4,1.6; Jud 1,3 ), gemeint, sondern der subjektive Glaube, den alle Christen in Christus, ihrem Herrn, haben (vgl. Kol 2,7 ). Eine Taufe bezieht sich entweder auf die Wassertaufe, das äußerliche Symbol der inneren Realität, oder auf die Identifikation der Gläubigen mit Christus und seinem Tod ( Röm 6,1-11; Gal 3,27 ). Die Geisttaufe ist sicherlich nicht gemeint, denn sie kommt in der Triade derjenigen Elemente vor, die zu Christus, der zweiten Person der dreieinigen Gottheit, gehören. Außerdem gibt es auch vom weiteren Kontext ( Eph 4,1-16 ) her keinerlei Hinweise in dieser Richtung. Wenn aber mit der "einen Taufe" tatsächlich die Wassertaufe gemeint ist, so steht dahinter der Gedanke, daß die Gläubigen in diesem Ritual ihre geistliche Einheit zum Ausdruck bringen.



Eph 4,6


Der Satz "ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen" bezieht sich auf Gott den Vater und seine Beziehung zu allen Gläubigen. Mit dem viermaligen "alle" sind nur alle Gläubigen, nicht etwa "die ganze Menschheit" gemeint, denn die genannten Eigenschaften treffen ganz sicher nicht auf alle Menschen zu. Gott ist vielmehr der Vater "all" derer, die glauben; sie sind seine Kinder ( Joh 1,12; Gal 3,26 ). Und er ist über ihnen "allen" als ihr Herrscher. Er lebt "durch" sie und manifestiert sich "in" ihnen.

Zu der Auflistung der sieben einigenden Elemente ( Eph 4,4-6 ), die Paulus hier vornimmt, ist zweierlei anzumerken. Erstens: Die Trinität ist der Integrationsfaktor dieser Liste. Der eine Leib der Gläubigen erhält sein Leben durch den einen Geist, daher haben alle Christen eine Hoffnung. Dieser Leib ist durch den Glaubensakt jedes einzelnen Gliedes und durch seine Identität mit Christus, die sich in der Taufe zeigt, in dem einen Herrn (Christus) vereinigt. Und ein Gott , der Vater, ist über allen, wirkt durch alle und wohnt in allen. Alle sieben Komponenten sind also in der Trinität vereinigt.

Zweitens: Interessant ist auch die Anordnung der drei Personen der Gottheit innerhalb der Aufzählung. Paulus beginnt mit dem Heiligen Geist, nicht mit dem Vater. Der Grund dafür liegt ganz einfach darin, daß er in den vorhergehenden Versen "die Einigkeit im Geist" (V. 3 ) und in Vers 7 - 13 die Gaben des Geistes erörtert. In 1Kor 12,4 - 6 wo ebenfalls die Gaben des Geistes besprochen werden, hält er dieselbe Reihenfolge ein.



2. Die Bewahrung der Einheit
( 4,7-16 )


Nachdem er sich mit der Grundlage der Einheit befaßt hat (V. 1-6 ), geht Paulus nun auf das Mittel ein, durch das sie bewahrt werden kann (vgl. V. 3 ): die verschiedenen Gnadengaben.



a. Die Verteilung der Gaben
( 4,7-11 )


Eph 4,7-8


In den Versen 1-6 sprach Paulus über die Einheit der Kirche, hier wendet er sich nun der Verschiedenheit innerhalb der Kirche zu (vgl. die Einheit in 1Kor 12,12-13 und die Verschiedenheit in 1Kor 12,4-11.14-20 ). Jeder Christ hat von Gott die Gnade nach dem Maß ( metron , vgl. Eph 4,13.16 ) der Gabe Christi erhalten. Jeder Gläubige soll mit der Hilfe Gottes eine ganz bestimmte Funktion im Leib Christi erfüllen, die der Gabe (geistlichen Fähigkeit) entspricht, die ihm verliehen wurde. Das bedeutet, daß es eine Vielzahl von Gaben gibt (vgl. V. 11 , Röm 12,4-6; 1Kor 12,4-6 ). Darüber hinaus wird in ihnen jedoch jedem dieselbe "Gnade" zuteil; die Gaben derLaien und die Gaben der Hauptamtlichen - um eine heute übliche Unterscheidung zu benutzen - sind also gleichwertig.

Eph 4,8 führt ein Zitat aus dem Alten Testament an, das bestätigt, daß Gott den Menschen Gaben schenkt. Die meisten Exegeten gehen davon aus, daß Paulus hier - mit fünf kleineren und zwei größeren Abweichungen - Ps 68,19 wiedergibt. Die beiden größeren Variationen betreffen den Wechsel von der zweiten in die dritte Person und den Wechsel vom Passiv zum Aktiv: Gott empfängt keine Gaben von den Menschen, er gibt sie ihnen. Plausibler ist es jedoch anzunehmen, daß Paulus hier nicht einen bestimmten Vers aus Ps 68 zitiert, sondern den Inhalt des ganzen Psalms, der viele ähnlich lautende Formulierungen wie Vers 19 enthält, in zusammengefaßter Form wiedergibt. Die Quintessenz des Psalms lautet, daß ein Sieger das Recht hat, denjenigen, die zu ihm gehören, etwas zu schenken. Christus, der sündige Menschen "gefangengenommen" hat, indem er sie erlöste, ist der Sieger und gibt sie der Gemeinde als Geschenk. Während Röm 12 und 1Kor 12 von den Gaben an die Gläubigen sprechen, spricht Eph 4,7-8 von begnadeten Gläubigen, die ihrerseits der Gemeinde gegeben werden (vgl. V. 11 ).



Eph 4,9-10


Die Verse 9-11 sind eine Art Kommentar zu zwei Verbformen in dem Zitat in Vers 8 : aufgefahren (V. 9-10 ) und "eingesetzt" (V. 11 ; V. 8 : "gegeben"). In den Versen 9-10 konzentriert Paulus sich zunächst auf die Wendung: Er ist aufgefahren . Die beiden Verse bilden sozusagen einen Einschub, denn in dem Abschnitt geht es eigentlich nach wie vor um die Gaben. Bevor Christus auffahren konnte, mußte er hinabsteigen. Was ist mit den Tiefen der Erde gemeint? Der Genitiv kann auf drei verschiedene Arten ausgelegt werden: (1) "In die Tiefen, d. h. auf die Erde" (Apposition). In diesem Fall ginge es um die Inkarnation Christi, sein "Herabsteigen" auf die Erde. (2) "In die Tiefen unter der Erde" (Umstandsbestimmung des Ortes). Das würde bedeuten, daß Christus in der Zeitspanne zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung in die Unterwelt hinabgestiegen ist. (3) "In die Tiefen, die zur Erde gehören" (Genitivus possessivus). Das bezöge sich auf Christi Tod und sein Begräbnis. Die dritte These fügt sich am besten in den vorliegenden Kontext, weil Christus in seinem Tod die Sünde besiegt und damit diejenigen erlöst hat, die der Gemeinde als "Gaben" gegeben werden.

Christi Auffahren über alle Himmel, damit er alles erfülle bezieht sich wahrscheinlich auf seine Königsherrschaft über die Welt, seinen neuen Stand, von dem aus er durch sein Werk am Kreuz die Gaben ganz nach seinem Gefallen verteilen kann. Das paßt zu Eph 1,23 ,wo davon die Rede ist, daß Christus der Gemeinde und dem Universum die ganze Fülle seines Segens mitteilt. Christus, der die Fülle der Gottheit verkörpert ( Kol 2,9 ), erfüllt das Universum und herrscht über es (vgl. Kol 1,18 ).



Eph 4,11


Dieser Vers ist ein Kommentar zum zweiten Teil des Zitats in Vers 8 , zu der Tatsache, daß Christus die Christen mit Gaben beschenkt. Die Gaben an die Gemeinde bestehen in den begnadeten Menschen, die Christus ihr zuführt. Das Subjekt "er" ist im Griechischen hervorgehoben, um deutlich zu machen, daß Christus selbst der Gemeinde diese Menschen gibt. Danach werden fünf begnadete Personengruppen im prädikativen Akkusativ aufgezählt, so daß Luther ganz richtig übersetzt hat einige als. Die beiden ersten, Apostel und Propheten , sind bereits in Eph 2,20 und Eph 3,5 als das Fundament der Gemeinde bezeichnet worden. Zu den Aposteln gehören außer den Zwölfen, die von Christus selbst zu Aposteln berufen und eingesetzt wurden ( Apg 1,21-22; dazu wäre auch Paulus zu zählen, denn auch er wurde von Christus persönlich berufen, 1Kor 15,8-9; Gal 1,1;2,6-9 ), auch andere, die ebenfalls als Apostel anerkannt waren, wie z. B. Jakobus ( 1Kor 15,7; Gal 1,19 ), Barnabas ( Apg 14,4.14; 1Kor 9,6 ), Andronikus und Junias ( Röm 16,7 ), möglicherweise auch Silvanus und Timotheus ( 1Thes 1,1;2,7 ) und Apollos ( 1Kor 4,6.9 ). Die letzteren besaßen zwar die Gabe des Apostolats, nicht aber das "Apostelamt" wie Paulus und die Zwölf. "Apostel" waren also all diejenigen, die die Botschaft des Evangeliums mit der Vollmacht Gottes verkündigten. Der Begriff bedeutet "bevollmächtigter Abgesandter".

Die Propheten des Neuen Testaments waren der Gemeinde gegeben, um sie zu erbauen, zu ermahnen und zu trösten ( 1Kor 14,3 ). Wahrscheinlich offenbarten sie der Gemeinde den Willen Gottes über die Dinge, die im biblischen Kanon nicht zur Sprache kamen. Da die Apostel und Propheten das Fundament der Kirche bildeten, gab es sie auch nur in der ersten Generation der Gläubigen.

Die Evangelisten waren diejenigen, die für die Ausbreitung des Evangeliums sorgten; sie entsprechen in ihrer Funktion den heutigen Missionaren. Die Hirten und Lehrer gehören zusammen, denn sie haben nur einen Artikel bei sich (das "die" steht nur vor "Hirten", nicht vor "Lehrer"), und die Konjunktion kai , die sie verbindet, unterscheidet sich von der Konjunktion de , durch die die anderen Personengruppen des Verses verbunden sind. Vielleicht ist das als ein Hinweis darauf zu sehen, daß es sich hier um zwei Gnadengaben handelt, deren Träger in bereits bestehenden Gemeinden tätig sind (im Gegensatz zum Dienst der von einem Ort zum andern ziehenden Apostel und Evangelisten). Wahrscheinlicher ist allerdings, daß es zwei Bezeichnungen für ein und dasselbe Amt sind, daß es sich bei den "Hirten und Lehrern" also um die Seelsorger der Gemeinde handelt, die die Gläubigen führen und ihnen Trost geben und sie gleichzeitig im Wort Gottes unterweisen (auch Bischöfe und Älteste können lehren; 1Tim 3,2; Tit 1,9 ).



b. Der Zweck der Gaben
( 4,12-16 )


Die Aufgabe dieser besonders begnadeten Gemeindeglieder (V. 7-11 ) ist es, andere Gläubige für den Dienst tüchtig zu machen, indem sie ihnen einen festen Hintergrund in der Lehre und in der Praxis vermitteln und sie so zu wechselseitiger Erbauung anleiten. Wie mehrere andere Passagen im Epheserbrief ( Eph 1,3-14.15-23;2,1-7;3,1-13.14-19;4,1-7;6,14-20 ) ist auch Eph 4,11-16 im Griechischen nur ein einziger langer Satz.



Eph 4,12


Die begnadeten Gemeindeglieder sollen die Heiligen zum Werk des Dienstes zurüsten (wörtlicher: "um die Heiligen im Werk des Dienstes, diakonias , zu vollenden oder auszustatten, katartismon "; vgl. das Verb karartizO in Mt 4,21 ,das das "Flicken" oder "Vorbereiten" der Fischnetze bezeichnet; vgl. auch "zurechtbringen" in 2Kor 13,11; "helft ... zurecht" in Gal 6,1 ). Sie sollen das Wort Gottes anderen verkündigen, so daß diese ihrerseits wiederum zum Dienst an anderen fähig sind (vgl. 2Tim 2,2 ). Das Ziel all dessen ist der Aufbau oder die Erbauung des Leibes Christi (vgl. Eph 4,16 ). An diesem Bild wird deutlich, daß alle Heiligen, nicht nur einige wenige Gemeindevorsteher, in das "Amt" berufen sind. Alle Heiligen haben die Gabe (V. 7 ), auf ihre Weise den anderen geistlich zu dienen.



Eph 4,13


Das soll geschehen, bis die ganze Gemeinde die drei Ziele, die hier jeweils mit der Präposition eis (in) eingeführt werden, erreicht hat ( hingelangt heißt im Griechischen katantEsOmen , ein Ausdruck, der im Neuen Testament für die Ankunft von Reisenden an ihrem Bestimmungsort benutzt wird): (a) "die Einheit des Glaubens " (vgl. Eph 4,5 ) und die volle Erkenntnis ( epignOseOs ; vgl. Eph 1,17 ) des Sohnes Gottes , (2) bis sie zum vollendeten Mann wird und (3) bis sie das volle Maß ( metron ; vgl. Eph 4,7.16 ) der Fülle Christi besitzt. Wenn jeder Gläubige sich gemäß der Gabe(n), die Christus ihm gegeben hat (V. 7 ), verhält, erfreut sich der Leib als ganzer der Einheit (vgl. V. 3-6 ), schreitet fort auf dem Weg der geistlichen Reife (vgl. V. 15 ) und wird der Fülle Christi immer ähnlicher (vgl. Eph 1,23;3,19 ).



Eph 4,14-16


Schließlich kommt Paulus zum endgültigen Ziel - oder vielleichtbesser Ergebnis ( hina ) - der Ausrüstung der Heiligen zum Dienst am Herrn und am Nächsten durch die Träger der Gnadengaben. Negativ formuliert sollen die Gläubigen sich danach nicht mehr wie unmündige Kinder verhalten, die leicht zu beeinflussen und zu verwirren sind, und sich nicht von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen (vgl. Lk 8,24; Jak 1,6 ) durch trügerisches Spiel (kybeia, wörtlich: "Würfelspiel") der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen ( panourgia ; vgl. auch Lk 20,23; 1Kor 3,19; 2Kor 4,2;11,3 ). Die falschen Lehrer verunsichern die Menschen in bezug auf die Wahrheit, um sie dazu zu bringen, an ihre Irrtümer zu glauben. Im Gegensatz dazu ( de , aber ) formuliert Paulus positiv, daß die Gläubigen durch die Wahrheit und Liebe (wörtlich: wahrhaftig sein in der Liebe) wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus . Christus ist also die Quelle des Wachstums der Gläubigen und gleichzeitig Ende und Ziel dieses Wachstums (vgl. V. 13 ). Vom Haupt (vgl. Eph 1,22;5,23; Kol 1,18 ) erhält der ganze Leib die Fähigkeit zu Wachstum und Tätigkeit ( Eph 4,16 ). Seine einzelnen Glieder werden sorgfältig zusammengefügt ( 2, 21 ), so daß ein Glied am andern hängt, ... wodurch jedes Glied das andere unterstützt (vgl. Kol 2,19 ) nach ( kata mit Akkusativ) dem Maß ( metrO , von metron ) seiner Kraft . So wächst der Leib Christi (vgl. Eph 4,15 ) und baut sich selbst (vgl. V. 12 ) auf in der Liebe . Die Wendung "in der Liebe" findet sich dreimal in diesem Abschnitt (V. 2.15-16 ); sie weist auf den Weg hin, auf dem die Einheit erreicht wird. Bezeichnenderweise taucht auch der Begriff "Maß" ( metron ) dreimal in diesem Zusammenhang auf (V. 7.13.16 ). Jeder Gläubige soll durch die Gnade Gottes im Leib Christi dienen nach dem Maß der Gabe, die Christus ihm gegeben hat (V. 7 ). Wenn das jeder tut, dann wächst die Kirche (V. 16 ) und wird schließlich immer stärker zum Ebenbild Christi (V. 13 ). Wenn man jedoch seine eigene Gabe oder die anderer unterdrückt, verkümmert das Wachstum.

Die Bewahrung der Einheit liegt in den Händen derjenigen, die Gott mit Gnadengaben ausgestattet hat (V. 7-16 ). Innerhalb dieser Einheit finden sich nichtsdestoweniger viele verschiedene Aufgaben. Paulus stellt das Wachstum des ganzen Leibes in den Mittelpunkt, nicht das einzelner Glieder.


B. Die Heiligung
( 4,17-32 )


Die Christen sollen in Heiligkeit und Einheit leben. Paulus zeigt zunächst an negativen Beispielen, wie das Leben der Gläubigen nicht aussehen darf. Dann zählt er die positiven Aspekte einer wahrhaft christlichen Lebensweise auf.



1. Der alte Mensch
( 4,17-19 )


a. Sein Wesen
( 4,17-18 )


Eph 4,17-18


Die Heidenchristen in Ephesus ( Eph 2,1-2.11-12 ) sollen nicht mehr leben ... wie die Heiden , das heißt, nicht so, wie sie einst gelebt hatten - in der Nichtigkeit ihres Sinnes . Das griechische Wort für "Nichtigkeit" ( mataiotEti ; vgl. Röm 1,21 ) erweckt die Vorstellung von Sinn- und Ziellosigkeit. (Dieses Substantiv findet sich außer an dieser Stelle nur noch in Röm 8,20 ,wo es sich auf die Schöpfung, und in 2Pet 2,18 ,wo es sich auf Worte bezieht; vgl. auch mataioO in Röm 1,21 : "sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken".) Die ungläubigen Heiden gebrauchen ihren Verstand nicht für das, wofür sie ihn erhalten haben: um die Offenbarung Gottes, die ihr Verhalten bestimmen soll, zu empfangen. Ihr Verstand ist verfinstert ( Röm 1,21; 2Kor 4,4 ); sie sind dem Leben, das aus Gott ist, (entfremdet) (vgl. Eph 2,12 ). Diese Entfremdung geht auf ihre Unwissenheit (vgl. 1Pet 1,14 ) und die Unwissenheit wiederum auf die Verstockung ihres Herzens zurück, auf ihre Unempfänglichkeit für Gott und seine Wege.



b. Sein Handeln
( Eph 4,19 )


Eph 4,19


In ihrer Abgestumpft(heit) haben sie sich der Ausschweifung (aselgeia; vgl. Mk 7,22; Röm 13,13; 2Kor 12,21; Gal 5,19; 1Pet 4,3; 2Pet 2,2.7.18; Jud 1,4 ) ergeben (vgl. Röm 1,24.26.28 ), einem Leben ohne alle persönlichen moralischen Maßstäbe oder sozialen Sanktionen. Der eigentliche Beweggrund, der hinter diesem Verhalten steht, ist der Wunsch, allerlei unreine Dinge zu treiben in Habgier , d. h., sich selbst auf Kosten anderer rücksichtslos zu bereichern. Paulus zeichnet hier ein schreckliches Bild des selbstsüchtigen und verkehrten Lebens der Sünder.

 

2. Der neue Mensch
( 4,20-32 )


a. Seine Stellung
( 4,20-24 )


Eph 4,20-24


Im Gegensatz (de) zum "alten Menschen" (V. 17-19 ) haben die Gläubigen Christus nicht so kennengelernt . Ihr Verstand ist nicht länger verfinstert, ihr Leben nicht mehr entfremdet von Gott, ihre Herzen sind nicht mehr verstockt und unrein. Sie haben von Christus gehört und sind in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist , denn er ist die Wahrheit ( Joh 14,6 ). Der Inhalt dieser Unterweisung war folgender: (1) Ein Gläubiger hat den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet, ab(ge)legt (vgl. Eph 4,17-19 ). Selbstsüchtige Begierden sind trügerisch; sie versprechen Freuden, die letztlich nicht erfüllt werden. (2) Er hat den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit (V. 24 ). Diese Wahrheit steht in schroffem Kontrast zu der Hinterlist, die ein Mensch, der im Leben nur seinen sündigen Begierden folgt, an den Tag legt (vgl. V. 14-15 ). Die Gläubigen aber sind erneuert in ihrem Geist und Sinn ; ihr Denken ist nicht mehr nichtig, ihr Verstand nicht mehr verfinstert und unwissend (V. 18-19 ). Paulus spricht hier keine Gebote aus; die Satzkonstruktion an dieser Stelle (und in der Parallelstelle in Kol 3,9-10 ) hat keinen imperativischen Charakter. Es handelt sich vielmehr um Tatsachen, die die Gläubigen erfahren haben, wie auch in Röm 6,2 - 10 und 2Kor 5,17 deutlich wird. Der Gläubige ist ein neuer Mensch in Christus und lebt daher nicht mehr, wie die Heiden leben.



b. Sein Verhalten
( 4,25-32 )


Jede der folgenden fünf Ermahnungen besteht aus drei Teilen: (1) einer negativ formulierten Aufforderung, (2) einer positiv formulierten Aufforderung und (3) der Begründung der positiven Aufforderung.



Eph 4,25


Die Gläubigen haben die Lüge abgelegt und sollen nun die Wahrheit reden (vgl. V. 15 ). Die "Wahrheit reden" bedeutet, sein Reden an der Realität zu orientieren. Dazu ermahnt Paulus seine Leser, weil sie untereinander Glieder des Leibes Christi, der Gemeinde, sind (vgl. V. 4.16 ).



Eph 4,26-27


Die Gläubigen dürfen der Sünde zwar manchmal mit Recht zürnen (vgl. Joh 2,13-16 ), doch sie dürfen selbst nicht sündigen . Um das zu vermeiden, ist es wichtig, allen Streit immer sogleich zu bereinigen, mit Paulus' Worten: Laßt die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen . Denn der Teufel liebt es, den gerechten Zorn eines Christen gegenüber der Sünde so anzustacheln, daß er selbst wiederum zur Sünde wird. Das geschieht dann, wenn die Sünde Herrschaft über den Gläubigen gewinnt statt umgekehrt.



Eph 4,28


Christen sollen nicht stehlen , sondern für das, was sie brauchen, arbeiten . Ein Dieb nimmt sich von anderen, was er benötigt, ein Gläubiger aber soll arbeiten und mit eigenen Händen das nötige Gut ( agathon ; vgl. V. 29 ) schaffen, damit er dem Bedürftigen abgeben kann . Das ist wahre christliche Nächstenliebe. Arbeit ist in mancherlei Hinsicht von Nutzen: wenn man arbeitet, hat man, was man braucht, tut etwas Sinnvolles (etwas, was einem selbst und anderen von Nutzen ist) und kann überdies andere materiell unterstützen.



Eph 4,29-30


Von einem Christen soll kein faules ( sapros , "verderbt") Geschwätz (vgl. Eph 5,4 ) zu hören sein, sondern er soll reden, was gut ( agathos ; vgl. Eph 4,28 ) ist und die Gemeinde erbaut, denn das bringt denen, die es hören, Segen (wörtlich: gibt ihnen "Gnade" oder Kraft). Ein Glaubender soll die Wahrheit sagen und nicht fluchen, und er soll bei allem, was er sagt, das Wohl der anderen im Auge haben. Neben dem Gewissen hilft ihm dabei auch der Heilige Geist . Die Tatsache, daß der Heilige Geist betrübt sein kann, ist ein Hinweis auf seine Persönlichkeit. Er versiegelt die Gläubigen bis zum Tag der Erlösung , an dem die Christen einen neuen Leib empfangen (vgl. Eph 1,14; Phil 3,20-21 ).



Eph 4,31-32


"Ablegen" müssen die Christen dagegen alle Bitterkeit und Grimm ( thymos , "Ausbrüche von Wut") und Zorn ( orgE , "dauernder Unmut") und Geschrei ( kraugE ) und Lästerung ( blasphEmia ) sowie alle Bosheit ( kakia ). Mehrere dieser Laster finden sich auch in Kol 3,8 .Ihnen folgen drei positive Gebote: (1) "Seid aber untereinander freundlich" ( chrEstoi , wörtlich: "so wie es die Not erfordert oder ihr angemessen ist"); (2) "seid herzlich" ( eusplanchnoi ; das Wort steht im Neuen Testament nur noch in 1Pet 3,8; vgl. splanchnoi , "Gefühle oder Zuneigung", in 2Kor 6,12; 7,15; Phil 1,8;2,1; Kol 3,12; Phim1,7.12.20; 1Joh 3,17 ); (3) "und vergebt einer dem andern" (wörtlich: "seid gnädig", charizomenoi , das Partizip des Verbs charizomai , "großzügig geben" oder "huldvoll geben"). Die Begründung all dieser positiven Gebote ist, daß auch Gott den Gläubigen in Christus freundlich ( Eph 2,7 ), herzlich ( Mk 1,41 ) und gnädig ( Röm 8,32 ) gegenübertritt.



C. Die Liebe
( 5,1-6 )


Zum dritten Mal im Rahmen seiner praktischen Anweisungen benutzt Paulus hier den Terminus "leben" (peripateo; vgl. Eph 4,1.17;5,2 ): Die Kinder Gottes sollen in Einheit, Heiligung und Liebe leben.



1. Positiv formuliert: die Liebe zum Nächsten
( 5,1-2 )


Eph 5,1-2


Jeder Christ soll dem Beispiel Gottes folgen, weil er ein Kind Gottes ist. Wie ein Kind seine Eltern nachahmt, so soll ein Gläubiger Gott nachahmen (vgl. Mt 5,48; Lk 6,36 ).

Das "und" sollte in diesem Zusammenhang besser mit "indem" wiedergegeben werden, um deutlich zu machen, daß es in Eph 5,2 darum geht, wie diese Nachahmung aussehen soll: der Christ wird Gott ähnlich, wenn er in der Liebe (lebt) . Das beste Beispiel für diese Liebe ist die Liebe Christi zu seinem Eigentum - er hat uns geliebt . Seine Liebe fand ihren höchsten Ausdruck in der Tatsache, daß er sein Leben für die opferte, die an ihn glauben. Er hat sich selbst für uns gegeben (vgl. V. 25 ; Joh 10,11.15.17-18; Gal 1,4; Hebr 9,14 ). Dieses Opfer war ein lieblicher Geruch für Gott (d. h., es wurde von ihm angenommen; vgl. 3Mo 1,17; 3Mo 3,16; Jes 53,10 ). (Die Vorstellung des wohlriechenden Opfers findet sich auch in 2Kor 2,15-16 und Phil 4,18 .) Die Christen können Gott nachahmen, indem sie andere lieben und, wenn es sein muß, ihr Leben für sie hingeben ( 1Joh 3,16 ).



2. Negativ formuliert: die Abkehr vom Bösen
( 5,3 - 6 )


a. Verantwortung: sich fernhalten von bösen Praktiken
( 5,3-4 )


Eph 5,3


Egoistische Verhaltensweisen und Reden (V. 3-4 ) sind genau das Gegenteil der selbstlosen Liebe, von der in Vers 1-2 die Rede ist. Da sie Ausdruck der Ichsucht und Rücksichtslosigkeit gegenüber andern sind, soll von ihnen im Leben eines Gläubigen nicht einmal die Rede sein. Unzucht ( porneia ), jede Art Unreinheit oder Habsucht gehören sich nicht für die Heiligen (wörtlich: "sollten nicht unter ihnen genannt werden"; zu Heiligen vgl. Eph 1,1.15 ).


Eph 5,4


Unschicklichkeit in der Rede - schandbare ( aischrotEs , "schamlose Rede und schamloses Verhalten") und närrische ( mOrologia ; wörtlich: "dumme Wörter") oder lose Reden ( eutrapelia , "vulgäre, frivole Witze") stehen denen, die Jesus nachfolgen, nicht an , da derartige Laster meist schädliche Auswirkungen haben (vgl. Eph 4,29 ), wohingegen die Danksagung ein Ausdruck der Wertschätzung der Mitmenschen und daher nützlich ist. Damit will Paulus nicht sagen, daß Humor eine Sünde ist, sondern nur, daß er unangebracht ist, wenn er andere zerstört oder verletzt.

r

b. Begründung: die Übeltäter gehören nicht zu den Erben
( 5,5-6 )


Eph 5,5-6


Paulus weist die Gläubigen warnend darauf hin, daß sie sich böser Taten (insbesondere Unmoral, Unreinheit und Habgier; vgl. V. 3 ) enthalten müssen, wenn sie in das Gottesreich eingehen wollen. Diejenigen, die kein Erbteil haben im Reich Christi und Gottes , sind nicht "reingewaschen", "geheiligt" und "gerecht gemacht", wie 1Kor 6,9-11 ganz deutlich macht. Ein Habsüchtiger ist insofern ein Götzendiener (vgl. Kol 3,5 ), als die Habgier die Menschen dazu bringt, materielle Dinge mehr zu lieben als Gott.

Die Christen sollen sich nicht der Täuschung hingeben, daß diese Warnungen nur leere Worte ( kenois , "inhaltsleer") sind, denn die Kinder des Ungehorsams , d. h. die Nichtwiedergeborenen (vgl. Eph 2,2 ), fallen unter den Zorn Gottes (vgl. Kol 3,6 ). Der Standpunkt Gottes der Sünde gegenüber muß ernstgenommen werden. Die Gläubigen sollen Nachahmer Gottes sein und keine Übeltäter.



D. Das Licht
( 5,7 - 14 )


Der Grund dafür, gerade an dieser Stelle (und nicht zwischen Vers 5 und 6 oder 7 und 8 ) eine Trennung vorzunehmen, ist die wiederaufnehmende Partikel oun , "darum" oder "so", die jeweils den Beginn eines neuen Abschnitts markiert: Eph 4,1.17;5,1.7.15 .

1. Keine Gemeinschaft mit Übeltätern
( 5,7 - 10 )


a. Gebot: macht keine gemeinsame Sache mit ihnen
( 5,7 )


Eph 5,7


Die Stellung der Christen als von Gott Geliebte (V. 1-2 ) ist unvereinbar damit, Mitgenossen derer zu werden, gegen die sich der Zorn Gottes richtet und die daher nicht "im Reich" (V. 5 ) sein werden.



b. Begründung: Die Christen sind verwandelt
( 5,8 a)


Eph 5,8 a


Die Gläubigen sollen sich nicht mit den Nichtwiedergeborenen zusammentun, weil ( gar , denn ) sie nicht mehr der Finsternis angehören, in der sie früher lebten (vgl. Eph 4,18; Joh 1,5; 3,19-20 ), sondern Licht in dem Herrn sind ( Mt 5,14-16; Joh 3,21; 8,12; Röm 13,12; 1Thes 5,4-5 ). Sie sind aus der Finsternis befreit worden ( Kol 1,13 ). Da sie jetzt "im Herrn" sind, der das Licht ist ( Joh 8,12 ), sind sie selbst Licht.



c. Gebot: Lebt als Kinder des Lichts
( 5,8 b- 10 )


Eph 5,8-10 (Eph 5,8b-10)


Das Verhalten der Heiligen soll ihrem neuen Stand entsprechen. Als Kinder des Lichts , deren wahres Wesen das geistliche Licht ist, sollen sie auch dementsprechend leben ( Röm 13,12 ). Der Einschub in Eph 5,9 macht deutlich, daß die Frucht des Lichts - lauter Güte und Gerechtigkeit (vgl. Phil 1,11 ) und Wahrheit - das Wesen Gottes im Leben des Gläubigen widerspiegelt. Die Sünder aber, die in der Finsternis leben, sind durch das Gegenteil dieser Frucht gekennzeichnet: durch Bosheit, Schlechtigkeit und Falschheit. In Vers 10 wird dann der Gedanke von Vers 8 b weiter ausgeführt: die Kinder des Lichts müssen prüfen ( dokimazontes , "auf die Probe stellen", "billigen", "entdecken"; vgl. Röm 12,2 ), was dem Herrn wohlgefällig ist (vgl. 2Kor 5,9; Kol 1,10 ).

 

2. Keine Berührung mit den Werken der Übeltäter
( 5,11 - 13 )


Die, die sich zu Christus bekennen, sollen im Licht leben und sich nicht den Ungläubigen anschließen (V. 7-10 ). Auch mit ihren Werken sollen sie nichts zu schaffen haben (V. 11-13 ).



a. Gebot: Lasst euch nicht in das Unrecht hineinziehen, sondern deckt es auf
( 5,11 )


Eph 5,11


Es ist den Christen nicht gestattet, "Mitgenossen" (symmetochoi , V. 7 ; vgl. metochoi in Hebr 1,9;3,1.14 : "teilhaben"; Hebr 6,4 : "Anteil bekommen haben") der Kinder des Ungehorsams zu sein. In einer weitergehenden Forderung wird nun auch von ihnen verlangt, keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis zu haben ( synkoinOneite ; vgl. den Gegensatz: "die Frucht des Lichts"; Eph 5,9 ). Sünden bringen keine "Frucht"; sie nützen weder einem selbst noch anderen.

Indem die Christen sich als "Kinder des Lichts" verhalten, sollen sie die "Werke der Finsternis" aufdecken. Damit sind hier die Werke anderer Gläubiger gemeint, die nicht im Licht wandeln. Denn die Werke der Ungläubigen kann nur Gott aufdecken und verurteilen ( 1Kor 5,12-13 ). Fehlverhalten unter Christen innerhalb der Gemeinde aufzudecken aber ist durchaus Sache der Gläubigen. Darin haben z. B. die Korinther versagt ( 1Kor 5 ).

 

b. Begründung: ihre Werke sind schändlich
( 5,12 )


Eph 5,12


Von den Dingen, die heimlich getan werden, auch nur zu reden, ist schon schändlich . Mit der Wendung "von ihnen" bezieht Paulus sich auf Gläubige, die "Werke der Finsternis" begehen.



c. Erklärung: Das Licht zeigt das wahre Wesen der Werke
( 5,13 )


Eph 5,13


Wenn das Licht die bösen Werke aufdeckt, werden sie offenbar , d. h. ihr wahres Wesen wird deutlich. Wenn ein Gläubiger sie dann als böse erkennt, reinigt er sich in der Erkenntnis, daß sie nicht nur für ihn selbst, sondern auch für seine Glaubensgenossen schädlich sind, von ihnen ( 1Joh 1,5-7 ).



3. Schlußfolgerung: die Erleuchtung der Christen
( 5,14 )


Eph 5,14


Die Einleitungsformel "darum heißt es" scheint darauf hinzudeuten, daß nun ein Zitat aus dem Alten Testament folgt. Das Folgende ist jedoch nur schwer als solches zu identifizieren, es sei denn, es wäre eine Kombination aus mehreren Textstellen (z. B. Jes 26,19; Jes 51,17; Jes 52,1; Jes 60,1 ). Möglicherweise handelt es sich aber auch um ein Zitat aus einem frühchristlichen Hymnus. Ein Gläubiger, der seine "Werke der Finsternis" zugegeben hat, soll aufwachen und von den Toten auferstehen, zu denen er als Übeltäter gehörte. Daß Christus ihn erleuchten wird , deutet darauf hin, daß er wieder Billigung finden, d. h. daß er wieder tun wird, was dem Herrn wohlgefällig ist ( Eph 5,10 ).



E. Die Weisheit
( 5,15-6,9 )


Zum fünften Mal verwendet Paulus hier das Wort "leben" ( peripateO ; vgl. Eph 4,1.17;5,2.8.15 ). Er fordert die Gläubigen auf, ein weises Leben zu führenund sich vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen.



1. Ermahnung
( 5,15 - 21 )


a. Richtiges Handeln: weise leben
( 5,15-16 )


Eph 5,15-16


"So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt." Bezieht sich das Adverb "sorgfältig" ( akribOs ) auf "sehen" oder auf "Leben führen"? Im letzteren Fall müßte die Übersetzung lauten: "Seht nun darauf, daß ihr euer Leben sorgfältig führt." Dieser Alternative ist der Vorzug zu geben, weil akribOs in den wichtigeren griechischen Handschriften näher bei dem Verb "Leben führen" steht und der Imperativ "seht" ( blepete ) im Neuen Testament an keiner Stelle durch ein Adverb modifiziert ist. Die Gläubigen sollen also "sorgfältig" leben, d. h. weise oder geschickt und dem Herrn wohlgefällig sein, indem sie die Zeit auskaufen (vgl. Kol 4,5 ). Weisheit ist ihnen umso nötiger, weil die Zeit böse ist . Viele Menschen leben in Sünde, und da die Zeit kurz ist, müssen die Christen sie nützen, um diesen anderen zu helfen, sich von der Finsternis zum Licht zu bekehren.



b. Der richtige Zustand: weise werden
( 5,17-21 )


Eph 5,17


Statt unverständig ( aphrones ) oder "unweise" ( asophoi , V. 15 ) zu sein, sollen die Christen verstehen ( syniete , "mit dem Verstand begreifen"), was der Wille des Herrn ist . Nur wer versteht, was Gott wohlgefällig ist (V. 1 ), kann den Willen Gottes in seinem Leben erfüllen.



Eph 5,18


Vom Allgemeinen zum Besonderen voranschreitend erklärt Paulus als nächstes, wie die Weisheit als intellektuelle und geistliche Fähigkeit sich im Verhalten eines Menschen niederschlägt. Vers 18 enthält dazu eine negativ und eine positiv formulierte Aufforderung. Die negative lautet: Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Verhalten folgt . Das Substantiv asOtia ist in anderen Bibelübersetzungen mit "zügellos" (ökumenische Einheitsübersetzung), "Ausschweifung" (Elberfelder Bibel) und "heilloses Wesen" (Zürcher) wiedergegeben. All diese Begriffe vermitteln die Vorstellung eines liederlichen und unzüchtigen Lebenswandels. Am besten scheint in diesem Kontext jedoch die relativ wörtliche Übersetzung der Lutherbibel, denn ein Betrunkener verhält sich nicht normal. Er hat sich nicht unter Kontrolle, sondern steht ganz unter dem Einfluß des Alkohols. Das positiv formulierte Gebot lautet: Sondern laßt euch vom Geist erfüllen . Auf diese Weise steht der Gläubige statt unter seiner eigenen unter der Kontrolle des Heiligen Geistes. Richtiger wäre es vielleicht zu sagen, daß der Heilige Geist das "Werkzeug" des Erfüllens (vgl. Gal 5,16 ) und Christus der Inhalt ist ( Kol 3,15 ).

Wenn der Gläubige sich dem Herrn und seiner Herrschaft ausgeliefert hat, zeigen sich an ihm immer mehr die Früchte des Geistes ( Gal 5,22-23 ). Die Einwohnung des Heiligen Geistes ( Joh 7,37-39; Joh 14,17; Röm 5,5; Röm 8,9; 1Kor 2,12;6,19-20; 1Joh 3,24;4,13 ), die Versiegelung ( 2Kor 1,22; Eph 1,13;4,30 ) und die Geisttaufe ( 1Kor 12,13; Gal 3,27 ) ereignen sich zum Zeitpunkt der Wiedergeburt und stehen außerhalb jeglichen menschlichen Befehls. Es ist den Christen allerdings geboten, sich immer wieder vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen. Jeder Christ besitzt den Geist ganz, hier geht es jedoch darum, daß auch der Geist umgekehrt den ganzen Menschen besitzen soll. Ein weiser Lebenswandel ist also eine Lebensführung, die sich der Herrschaft des Heiligen Geistes unterstellt.



Eph 5,19-21


Dann nennt Paulus vier Folgen der Einwohnung des Heiligen Geistes. Die erste betrifft die Kommunikation der Christen untereinander: die gegenseitige Ermunterung mit Psalmen ( psalmois , alttestamentliche Psalmen, die unter der Begleitung von Saiteninstrumenten wie z. B. Harfen gesungen wurden) und Lobgesängen , hymnois , christliche Loblieder) und geistlichen Liedern (eine allgemeine Bezeichnung für Lieder). Die zweite ist die Kommunikation mit dem Herrn durch Singen und Spielen ( psallontes , Singen unter Begleitung von Saiteninstrumenten) im Herzen . Die Kirchenmusik ist also ein Weg, wie die Gläubigen einander und dem Herrn dienen können. Die dritte Folge der Erfülltheit mit dem Heiligen Geist ist der fortwährende Dank an Gott, den Vater (vgl. Eph 1,2-3.17;3,14 ), für alles (vgl. Kol 3,17; 1Thes 5,18 ). Viertens schließlich sollen sich die vom Geist erfüllten Gläubigen einander unterordnen , d. h., sie sollen bereit sein, einander zu dienen und zu gehorchen, statt zu versuchen, Herrschaft über andere zu gewinnen und sich selbst zu erhöhen. Die Grundlage des Verhaltens der Christen untereinander aber ist die Furcht Christi . Auf sie geht Paulus im folgenden ein ( Eph 5,22-6,9 ).



2. Anwendung
( 5,22-6,9 )


Nachdem er die Gläubigen ermahnt hat, weise zu sein und sich der Kontrolle des Heiligen Geistes zu unterstellen, wendet Paulus dieses Gebot nun auf die sozialen Beziehungen der Christen an. Es ist nicht schwer, ein oder zwei Stunden in der Woche in der Kirche so zu tun, als führe man ein geisterfülltes Leben. Doch es erfordert die Hilfe des Heiligen Geistes, nicht nur an Sonntagen, sondern auch im Alltag, z. B. im Zusammenleben von Frau und Mann, Kindern und Eltern oder Sklaven und Herren Gottesfurcht zu üben. In jeder der hier genannten drei Sozialbeziehungen wird jeweils die erste Gruppe aufgefordert, sich der zweiten zu unterwerfen ( Eph 5,22;6,1.5 ). Die letztere soll dagegen ihre Unterordnung durch Fürsorge für die erstere beweisen. Beide aber sollen aus ihrem Zusammenleben einen Dienst für den Herrn machen.



a. Frauen und Männer
( 5,22-33 )


Eph 5,22-24


Die Frauen sollen sich ihren Männern unterordnen. (Das Verb "unterordnen" fehlt im Griechischen in Vers 22 , es ist aus Vers 21 übernommen.) Die Wendung "wie dem Herrn" bedeutet nicht, daß eine Frau sich ihrem Ehemann auf dieselbe Weise beugen soll wie dem Herrn, sondern daß ihre Unterordnung unter ihren Mann ihr Dienst ist, den sie dem Herrn darbringt (vgl. Kol 3,18 ). Der Grund für diese Unterordnung ist, daß der Mann das Haupt der Frau ist (vgl. 1Kor 11,3 ), wie Christus das Haupt der Gemeinde ist ( Eph 5,23; vgl. Eph 4,15; Kol 1,18 ). Wie Christus die Gemeinde als seinen Leib erlöst hat , so soll auch ein Mann seine Frau, die "ein Fleisch" mit ihm ist ( 1Mo 2,24 ), beschützen. Ebenso: Wie die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen . Es wäre töricht zu behaupten, die Gemeinde sei das Haupt Christi. Dennoch ist Unterordnung nicht gleichbedeutend mit Minderwertigkeit. Die Rolle der Frau fordert vielmehr von ihr, daß sie den Mann als Haupt der Familie akzeptiert und nicht versucht, seine Autorität für sich in Anspruch zu nehmen.



Eph 5,25


Von der Unterordnung einer Frau unter ihren Mann (V. 22-24 ) kommt Paulus auf die Liebe zu sprechen, die die Männer ihren Frauen erweisen sollen (V. 25-32 ). Die Männer werden aufgefordert: Liebt eure Frauen (vgl. V. 33 ), wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat . Das Wort "liebt" ( agapaO ) bedeutet, stets das Beste des anderen im Auge zu haben (vgl. Eph 2,4 ). Diese selbstlose Liebe zeigte sich am stärksten im Opfertod Christi, in dem er sich selbst für die Gemeinde dahingegeben hat (vgl. Eph 5,2; Joh 10,11.15.17-18; Gal 1,4; Hebr 9,14 ). Die Unterordnung der Frau gibt dem Mann nicht das Recht, über sie zu herrschen, wie ein Despot über Sklaven herrscht. Die Beziehung "Unterordnung-Liebe" soll ihren Ausdruck vielmehr in einer harmonischen, partnerschaftlichen ehelichen Beziehung finden.



Eph 5,26-27


Der Zweck des Opfertodes Christi war es, die Kirche zu heiligen ( hagiasE ; "als sein Eigentum für immerfür sich selbst abzusondern"; vgl. Hebr 2,11;10,10.14;13,12 ). Er tat das, indem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort . Diese Äußerung bezieht sich nicht auf die Wiedergeburt in der Taufe. Eine solche Annahme stünde in schroffem Kontrast zu der Lehre, die Paulus in diesem und in all seinen anderen neutestamentlichen Briefen vertritt, und widerspräche auch dem übrigen Neuen Testament. Bildlich wird die Wiedergeburt als Reinigung mit Wasser dargestellt (vgl. "das Bad der Wiedergeburt" in Tit 3,5 ). Das "Wort" ( rhEmati ) steht hier vielmehr für das "gepredigte Wort", das die Ungläubigen hören (vgl. rhEma in Eph 6,17; Röm 10,8.17; 1Pet 1,25 ). Der Tod Christi sollte letztlich dazu führen, daß die Gemeinde ... herrlich sei . Das Adjektiv "herrlich" ist hier nicht attributiv (nicht: "herrliche Gemeinde") gebraucht, sondern prädikativ, denn vor dem Substantiv "Gemeinde" steht der Artikel ("die Gemeinde herrlich darzustellen").

Dieses Ziel wird dann zunächst negativ ( und keinen Flecken oder Runzel - d. h. kein Zeichen der Sünde oder des geistlichen Verfalls - oder etwas dergleichen habe ) und dann positiv ( sondern die heilig und untadelig sei ) beschrieben. Die beiden letzten Adjektive ( hagia , "absondern", und amOmos , "untadelig wie ein fehlerloses Lamm") bezeichnen in Eph 1,4 auch den Zweck der Erwählung Gottes: daß Christus seine Gemeinde Gott in aller Vollkommenheit präsentieren kann (vgl. "heiligen" in Eph 5,26 und hagious und amOmous in Kol 1,22 ). Während sich bei den Menschen die Braut selbst auf ihren Ehemann vorbereitet, bereitet Christus seine Braut, die Gemeinde, für sich vor.



Eph 5,28-30


In Vers 28-32 versucht Paulus dann, seinen Lesern die Anwendung der Lehre aus Vers 25-27 klarzumachen. Wie die Kirche gewissermaßen aus Christus hervorgeht, so geht die Frau aus ihrem Mann hervor. Niemand aber haßt seinen eigenen Leib , sondern er sorgt für ihn und nährt ( ektrephei ; vgl. "erziehen" in Eph 6,4 ) und pflegt ( thalpei ; vgl. 1Thes 2,7 ) ihn. Wie Christus die Gemeinde, seinen Leib (dem alle Gläubigen angehören; vgl. Eph 4,25 ), liebt, so sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib ( Eph 5,28; vgl. V. 33 ). Wie die Männer für ihren Körper sorgen, auch wenn er unvollkommen ist, so sollen sie auch für ihre Frauen sorgen, auch wenn diese unvollkommen sind.

 

Eph 5,31-32


Vers 31 ist eine freie Wiedergabe von 1Mo 2,24 ,wo steht, daß das Band zwischen Mann und Frau stärker ist als das zwischen Eltern und Kindern. Die Größe des Geheimnisses besteht darin, daß die beiden ein Fleisch werden . Doch dann wendet Paulus sich wieder dem herrlichen Band zwischen Christus und der Gemeinde zu, das ein Bild für die Liebe zwischen Mann und Frau ist.



Eph 5,33


Der Apostel wiederholt noch einmal, welche Verantwortung Mann und Frau füreinander haben: der Mann muß seine Frau liebhabe(n) (vgl. V. 25 ), und die Frau muß den Mann ehren (vgl. V. 22 ).



b. Kinder und Eltern
( 6,1-4 )


Eph 6,1-3


Ein dem Geist unterstelltes Leben ( Eph 5,18 ) ist auch für eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern nötig. Die Wendung "in dem Herrn" bedeutet nicht, daß die Kinder nur dann gehorchen müssen, wenn die Eltern Christen sind. Wie aus Kol 3,20 ganz klar hervorgeht, ist der Gehorsam eines Kindes gegenüber seinen Eltern Gott wohlgefällig, weil ein solches Verhalten recht (dikaion ) ist, d. h., daß das Prinzip des kindlichen Gehorsams für die ganze menschliche Gesellschaft Gültigkeit hat. Zur Unterstützung dieser These ( Eph 6,2 a.3) zitiert Paulus das fünfte Gebot ( 2Mo 20,12; 5Mo 5,16 ). Nach den Worten des unmittelbar anschließenden Nebensatzes ist dies das erste Gebot, das eine Verheißung hat . In Wirklichkeit handelt es sich hier jedoch um das zweite Gebot, das eine Verheißung hat (vgl. 2Mo 20,6 ).

Manche Exegetensind der Ansicht, daß Paulus hier meinte, es sei das erste Gebot, das Kinder lernen müssen. Doch das ist unrichtig; auch Kinder müssen zuallererst das erste, nicht das fünfte der zehn Gebote lernen. Es ist also wahrscheinlicher, daß Paulus sagen wollte, daß dieses Gebot insofern das "erste" sei, als es sich bei ihm um ein "vorrangiges" Gebot handelt, d. h. daß es für Kinder von besonderer Bedeutung ist und als solches für die Kinder eine Verheißung hat. Die Verheißung für die Kinder, die ihren Eltern gehorsam sind, lautet, daß es ihnen wohl gehen werde und sie lange leben auf Erden . Darin steckt das allgemeine Prinzip, daß Gehorsam zu Selbstdisziplin führt, die wiederum Stabilität bewirkt und somit die Aussicht auf ein langes Leben schenkt. (Umgekehrt ist es unwahrscheinlich, daß ein undisziplinierter Mensch lange leben wird. Ein Israelit, der seinen Eltern ständig ungehorsam war, besaß also nicht das Privileg, sich eines langen, gesunden Lebens im Land Israel zu erfreuen. Ein Beispiel dafür waren Elis Söhne Hofni und Pinhas; 1Sam 4,11 .) Obwohl diese Verheißung Israel im Alten Testament gegeben worden war, hatte sie ihre Gültigkeit zur Zeit des Paulus ebensowenig verloren wie heute.



Eph 6,4


Die Väter werden angesprochen, weil sie als Familienoberhäupter die Verantwortung dafür tragen, daß ihre Kinder zu ordentlichen Menschen heranwachsen. Sie dürfen sie nicht durch unvernünftige Forderungen, kleinliche Vorschriften oder ungerechtfertigte Bevorzugung zum Zorn reizen ( parorgizete ; das Verb steht außer an dieser Stelle nur noch in Röm 10,19 und Kol 3,21 ), denn das würde ihre Söhne und Töchter entmutigen ( Kol 3,21 ). Statt dessen sollen sie sie in der Zucht (das Substantiv paideia , "Erziehung", schließt die Vorstellung von Leitung und Korrektur mit ein; vgl. "Erziehung in der Gerechtigkeit" in 2Tim 3,16 und "Züchtigung" in Hebr 12,8 ) und Ermahnung ( nouthesia ; vgl. 1Kor 10,11; Tit 3,10 ) des Herrn erziehen ( ektrephete , "für die körperlichen und geistlichen Bedürfnisse sorgen"; vgl. auch Eph 5,29 ). Kinder sollen ihren Eltern "in dem Herrn" gehorchen ( Eph 6,1 ), und Eltern sollen ihre Kinder "in dem Herrn" erziehen und unterweisen. Der Mittelpunkt des Verhältnisses zwischen Eltern und Kindern, das vom Lehren auf der einen und Lernen auf der anderen Seite geprägt ist, ist also Gott.

 

c. Sklaven und Herren
( 6,5-9 )


Danach wendet Paulus sich einer dritten Gruppe zu, die - im Gegensatz zu den beiden ersten, die fest in die Familie eingebunden sind (Männer und Frauen, Kinder und Eltern) - nicht zum engsten Familienkreis gehört. Zur Zeit des Paulus war die Sklaverei noch ein fester Bestandteil der Gesellschaft, und der Apostel versuchte offenbar auch nicht, sie abzuschaffen ( 1Kor 7,17-24 ). Anscheinend waren die Sklaven, an die er sich hier wendet, gläubig und das Eigentum gläubiger Herren.



Eph 6,5-8


Zunächst geht es ihm um die Verantwortung der Sklaven gegenüber ihren Herren . Sie sollen ihnen gehorchen (vgl. V. 1 ) mit Furcht (vgl. Eph 5,33 ), Zittern, in Einfalt des Herzens ( haplotEti , von haplous , "einfach, ohne Arglist"), als ob sie Christus selbst dienten ( als dem Herrn Christus ... als Knechte Christi, die den Willen Gottes tun von Herzen ... als dem Herrn ). Ihr Diensteifer soll beständig sein ( nicht mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen , sondern jederzeit), von innerer Motivation getragen ("in Einfalt eures Herzens"; Eph 6,5 ) und von Herzen kommen (V. 6 ; wörtlich: "von ganzer Seele"). Wenn sie ihre Arbeit mit gutem Willen ( met? eunoias ) tun, dann werden sie vom Herrn belohnt werden. Gott ist ein gerechter und unparteiischer Beurteiler ihrer Leistungen und ihrer Motivation (vgl. 1Pet 1,17 ).



Eph 6,9


Die Herren wiederum sollen ihren Sklaven gegenüber das gleiche tun, d. h. ihr Umgang mit ihren Sklaven soll dem Herrn wohlgefallen. Sie sollen ihnen nicht drohen , sondern sie gerechtbehandeln (vgl. Kol 4,1; Jak 5,4 ) in dem Bewußtsein, daß sie selbst Knechte eines Herrn sind, der ihnen ein Vorbild ist. Dieser Herr ist Gott, der Herr über irdische Herren und Sklaven; er richtet gerecht, und bei ihm gilt kein Ansehen der Person (vgl. Eph 6,8 ).

Nur ein vom Heiligen Geist erfüllter Mensch ( Eph 5,18 ) ist in der Lage, allen hier genannten Verpflichtungen ( Eph 5,15-6,9 ) nachzukommen. Im Mittelpunkt dieser Verse steht immer wieder die Selbstlosigkeit, die zu jener zwischenmenschlichen Harmonie führt, an der das Wirken des Geistes spürbar wird.



F. Der Kampf
( 6,10-20 )


Während jeder Abschnitt zwischen Eph 4,1 und Eph 6,9 mit dem Partizip oun ( Eph 4,1.17;5,1.7.15 ) und dem Verb "leben" ( peripateO , Eph 4,1.17;5,2.8.15 ) eingeführt wurde, beginnt dieser letzte Abschnitt mit "zuletzt" ( tou loipou , "der Rest"). Es geht darin um die Hilfe, die dem Gläubigen in seinem Kampf um Festigkeit gegenüber dem Bösen von Gott zuwächst.



1. Das Anlegen der Waffen
( 6,10-13 )


a. Die Forderung: Seid stark in dem Herrn
( 6,10 )


Eph 6,10


Paulus ermahnt die Gläubigen: Seid stark in dem Herrn und in der Macht ( kratei , "Kraft, die Widerstände überwindet"; vgl. die Wunder Christi) seiner Stärke ( ischyos ; vgl. "die Macht [ kratous ] seiner Stärke" in Eph 1,19 ). Die Gläubigen werden also nicht nur vom Herrn selbst (vgl. Phil 4,13 ), sondern auch durch verschiedene Hilfen, die er ihnen zur Verfügung stellt, gestärkt.



b. Der Weg: Zieht an die Waffenrüstung Gottes
( 6,11 a)


Eph 6,11 a


Die Form des griechischen Imperativs "zieht an" deutet darauf hin, daß die Christen selbst dafür Sorge tragen müssen, die Waffenrüstung ( panoplian ; vgl. auch V. 13 ; alle Rüstungen und Waffen zusammen werden als hapla bezeichnet; vgl. 2Kor 6,7 ) Gottes (nicht ihre eigene) anzuziehen. Zu der detaillierten Beschreibung dieser Waffen ( Eph 6,14-17 ) kam Paulus vielleicht, weil er an einen römischen Soldaten gefesselt war, während er auf seinen Prozeß wartete (vgl. Apg 28,16.20 ).



c. Die Begründung: Damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels
( 6,11 b. 12-13 )


Eph 6,11-12 (Eph 6,11b-12)


Die Christen sollen die Waffenrüstung Gottes anlegen, um gegen die listigen Anschläge ( methodeias , das Wort kommt überhaupt nur im Epheserbrief vor und steht außer an dieser Stelle noch in Eph 4,14 ) des Teufels bestehen zu können (vgl. Eph 4,27 ). Sie sollen den Satan nicht angreifen oder sonst gegen ihn vorgehen, sondern sich ihm nur entgegenstellen und das Territorium, das Christus und sein Leib, die Gemeinde, bereits erobert haben, verteidigen. Ohne die Waffen Gottes würden sie in diesem Kampf jedoch den "listigen Anschlägen", mit denen der Teufel bereits seit Jahrtausenden erfolgreich ist, erliegen.

Es handelt sich dabei nicht um einen Kampf mit Fleisch und Blut , sondern um einen geistlichen Kampf gegen eine böse geistliche Macht. Die verschiedenen Kräfte des satanischen Heeres lassen sich zwar nicht mit letzter Sicherheit zuordnen, doch die beiden ersten "Einheiten", die Mächtigen und Gewaltigen , wurden bereits in Eph 1,21 und Eph 3,10 erwähnt. Hier fügt Paulus noch die Herren der Welt (vgl. Eph 2,2;4,18;5,8 ) und die bösen Geister hinzu. Sie wirken unter dem Himmel (eine Wendung, die im Neuen Testament außer an dieser Stelle nur noch in Eph 1,3.20;2,6;3,10 und Eph 6,12 steht). Satan, der im Himmel wohnt ( Eph 2,2 ), bis er in der Zeit der Großen Trübsal hinausgeworfen werden wird ( Offb 12,9-10 ), versucht, den Gläubigen den Segen, den Gott ihnen gegeben hat ( Eph 1,3 ), zu rauben.



Eph 6,13


Nach Ansicht mancher Exegeten ist dieser Vers so zu interpretieren, daß ein Gläubiger, der alles überwunden hat, den Sieg über das Böse erringen kann. Es ist jedoch plausibler, davon auszugehen, daß es sich hier lediglich um eine Zusammenfassung des zuvor Gesagten handelt: Ein Christ, der die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat ( die Waffenrüstung Gottes ergriffen hat; vgl. V. 11 ), ist bereit und in der Lage, das Feld zu behalten . Diese Deutung paßt besser zum Kontext, weil Paulus gleich im nächsten Vers die Waffen für den Kampf genauer beschreibt, was unverständlich wäre, wenn er hier bereits vom Sieg spräche. Außerdem wäre es ein Widerspruch anzunehmen, daß Vers 13 sich auf den Sieg bezieht, während in Vers 11 und 14 lediglich von der Verteidigung der bisher gehaltenen Position die Rede ist. Zudem hat das Verb behalten ( antistEnai ) in Vers 13 die Bedeutung von "widerstehen oder entgegenstehen" (vgl. Jak 4,7; 1Pet 5,9 ).



2. Die geistliche Waffenrüstung
( 6,14-16 )


a. Der Auftrag: Steht fest
( 6,14 a)


Eph 6,14 a


Die Verse 14-20 bilden den achten langen Satz im Epheserbrief (vgl. Eph 1,3-14.15-23;2,1-7;3,1-13.14-19;4,1-7.11-16 ).

Der Imperativ "so steht nun fest" unterstreicht die Dringlichkeit der Aufforderung, die Paulus hier an seine Leser richtet. Wie dieser Aufforderung nachzukommen ist, ist im Griechischen durch vier Partizipformen ausgedrückt, die im Deutschen mit den drei Partizipien "umgürtet", "angetan", "gestiefelt" und mit dem Imperativ "ergreift" ( Eph 6,14-16 ) wiedergegeben sind.

 

b. Die Methode: Angetan
( 6,14 b. 15-16 )


Eph 6,14 b


Bevor ein römischer Soldat seine Waffen anlegte, legte er sich einen Gürtel um die Lenden , der seine Kleidung zusammenhielt und an dem die Waffen dann befestigt wurden. Der Gürtel der Wahrheit bezieht sich nicht auf den Inhalt des Evangeliums, sondern auf die subjektive Wahrhaftigkeit der Christen. Wie der "Waffengürtel" dem Soldaten Bewegungsfreiheit gibt, so ermöglicht die Wahrheit den Christen freien Umgang mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.


Eph 6,14 c


Der Panzer der Gerechtigkeit ist nicht mit der Rechtfertigung gleichzusetzen, die den Gläubigen bei der Bekehrung zugesprochen wird ( Röm 3,24; 4,5 ), sondern mit der heiligenden Gerechtigkeit Christi ( 1Kor 1,30 ), die der Christ in seinem Leben zu üben bemüht sein soll. Wie der "Panzer" eines Soldaten ihn vor den Angriffen seiner Feinde schützt, so bewahrt ein heiligendes, gerechtes Leben ( Röm 6,13; Röm 14,17 ) das Herz eines Christen vor den Angriffen des Teufels (vgl. Jes 59,17; Jak 4,7 ).



Eph 6,15


Dieser Vers handelt nicht von der Ausbreitung des Evangeliums, denn die Christen "behalten" in Vers 10-16 lediglich "das Feld", d. h., sie erobern kein neues Territorium. Hier geht es also um das sichere Gegründetsein eines Christen im Evangelium , das ihm Frieden gibt, so daß er sich in der Schlacht bewähren kann.



Eph 6,16


Der hölzerne Schild eines römischen Soldaten war etwa 75 cm breit und 1,20 m hoch. Er war mit Leinen und Leder bespannt, in dem sich selbst Feuerpfeile verfingen, und schützte so die anderen Waffen. Daher legt Paulus besonderen Wert auf diesen Teil der Rüstung ( vor allen Dingen aber ). "Des Glaubens" ist ein Genitivus materiae: der Schild besteht aus Glauben. Dahinter steht die Vorstellung, daß der entschlossene Glaube eines Christen an den Herrn alle feurigen Pfeile des Bösen , die auf ihn abgeschossen werden, auslöschen kann. (Vgl. "vor dem Bösen" bzw. "der Böse" [Satan], Joh 17,15 und 1Joh 5,18 .)

 

3. Die Vervollständigung der Rüstung
( Eph 6,17-20 )


a. Der Auftrag: Empfangt
( 6,17 )


Eph 6,17


Hier beginnt ein neuer Abschnitt. Das Verb "nehmt" ist im Griechischen wieder ein Imperativ, kein Partizip mehr. Er schließt an den ersten Imperativ "steht nun fest" in Vers 14 an. Der Helm und das Schwert sind die beiden letzten Ausrüstungsgegenstände, die der Christ ergreifen soll. Ein römischer Soldat legte den unbequemen Helm, unter dem er stark schwitzte, nur dann an, wenn er sich in unmittelbarer Gefahr befand. Das Tragen eines Helms, der die empfindliche Kopfpartie schützt, vermittelt ein besonderes Gefühl von Sicherheit, daher steht der Helm des Heils entweder für die gegenwärtige Sicherheit des Christen vor den Angriffen des Teufels oder für das künftige Heil, als "Helm der Hoffnung auf das Heil" ( 1Thes 5,8 ).

Zuallerletzt nahm ein römischer Soldat das Schwert in die Hand, seine einzige offensive Waffe. "Des Geistes" sagt etwas über die Herkunft des Schwert(es) aus - es handelt sich also offensichtlich um ein Schwert, das der Heilige Geist dem Gläubigen gibt. Dieses "Schwert des Geistes" wird weiter spezifiziert als das Wort Gottes . "Wort" ( rhEma ; vgl. Eph 5,26; Röm 10,8.17; 1Pet 1,25 ) wiederum bezieht sich auf das gepredigte Wort oder auf ein Wort Gottes, das der Heilige Geist in das Herz des Gläubigen legt. Die Christen brauchen dieses "Schwert", um den Angriffen des Feindes standzuhalten. Auch Christus setzte es dreimal ein, als er vom Teufel versucht wurde ( Mt 4,1-11 ).


b. Die Methode: Sorgt
( 6,18-20 )


Eph 6,18


Die Art und Weise, wie ein "Soldat des Glaubens" diese beiden letzten Waffen ergreifen kann, macht Paulus im Griechischen wieder in zwei Partizipien deutlich, die im Deutschen imperativisch wiedergegeben sind: "betet" und "wacht". Wenn der Feind angreift - und auch sonst ( allezeit ) -, sollen die Christen im Geist (d. h. in der Kraft des Geistes; vgl. Jud 1,20 ) beten. Die Formulierung "mit Bitten und Flehen" deutet auf die Inständigkeit ihres Gebetes hin. Wie zuverlässige Soldaten sollen sie mit aller Beharrlichkeit ( en pasE proskarterEsei ; das Substantiv steht nur an dieser Stelle im Neuen Testament) wachen, ohne müde zu werden, und für alle Heiligen beten, weil der Satan gegen Christus und seine ganze Gemeinde zu Felde zieht. Im Griechischen taucht das Wort "alle" viermal in diesem Vers auf, während es im Deutschen nur dreimal vorkommt, einmal eingefügt in das Wort "allezeit".



Eph 6,19-20


Doch Paulus fordert seine Leser nicht nur auf, für alle Heiligen zu beten, sondern auch ganz speziell für ihn, daß ihm das Wort gegeben werde, ... das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen . Das bezieht sich wahrscheinlich nicht auf das Bekenntnis oder die Predigt des Evangeliums Christi, sondern auf den Mut, den er brauchen würde (zweimal verwendet er das Wort freimütig ), wenn es zur Verhandlung vor dem Kaiser in Rom kommen sollte (falls die Juden ihn verklagen würden). Für die Römer waren die Christen nur eine jüdische Sekte unter vielen, für die Juden waren sie Häretiker. In dieser Verhandlung mußte Paulus also deutlich machen, daß die Christen weder das eine noch das andere sind, sondern eine neue Gruppe, die Gemeinde, der Leib Christi, bestehend aus ehemals jüdischen und ehemals heidnischen Gläubigen. Das erinnert an die lange Erörterung des Apostels über das "Geheimnis des Evangeliums" in Eph 2,11-3,11 ,als dessen Bote in Ketten sich Paulus bezeichnet (vgl. Apg 28,16.20; Eph 3,1;4,1; Phil 1,7.13-14.16; Kol 4,3.18; Phim1,1.9-10.13 ).



G. Schluß
( 6,21-24 )


1. Information
( 6,21-22 )


Eph 6,21-22


Tychikus war offenbar der Überbringer des Epheserbriefes. Paulus nennt ihn einen lieben Bruder und treuen Diener in dem Herrn . In Kol 4,7 gibt er ihm die gleichen Titel und fügt hinzu, daß er ein "Mitknecht in dem Herrn" ( syndoulos , "Mitsklave") sei. Tychikus wird außerdem noch in Apg 20,4; 2Tim 4,12 und Tit 3,12 erwähnt. Er sollte die Epheser unterrichten, wie es um Paulus steht und was er macht , um sie zu trösten (vgl. Eph 3,13 ).


2. Gruß
( 6,23 )


Eph 6,23


Von drei geistlichen Eigenschaften, von denen Paulus immer wieder spricht - Frieden, Liebe und Glaube -, ist auch in diesem Vers noch einmal die Rede. Die Wendung "Friede sei mit den Brüdern" findet sich nirgendwo sonst im Neuen Testament. Dieser Friede und auch die Liebe mit Glauben (vgl. Eph 1,15 ) haben ihren Ursprung in Gott. Paulus möchte, daß die Epheser auch die anderen Christen, ihre Glaubensbrüder, lieben (da sie alle Glieder des "einen Leibes" sind, Eph 4,25 ) und diese Liebe mit der Glaubensfestigkeit verbinden, für die sie bekannt sind. Die Formel "Gott der Vater und der Herr Jesus Christus" ähnelt den Formulierungen in Eph 1,2-3.17;5,20 .


3. Segen
( 6,24 )


Eph 6,24


Von der Gnade Gottes ist in der Einleitung des Briefes ( Eph 1,2 ) und an seinem Ende die Rede. Die Worte "in Unvergänglichkeit" heißen wörtlich "in Unverderbtheit, Unsterblichkeit" ( en aphtharsia ; vgl. Röm 2,7; 1Kor 15,42.50.53-54; 2Tim 1,10 ). Die Liebe der Christen zu ihrem Herrn Jesus Christus soll rein sein und nicht durch schäbige Motive oder sogar versteckte Untreue verfälscht werden. Leider verblaßte die leidenschaftliche Liebe zu Christus bei manchen Ephesern später ( Offb 2,4 ). Die eigentümliche Segensformel, mit der Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Ephesus schließt und die sich etwas von den Segensformeln am Ende seiner anderen Briefe unterscheidet (vgl. die Tabelle "Die abschließenden Segensworte des Apostels Paulus in seinen Briefen" bei Röm 16,17-20 ), wird also zweifellos der Situation in Ephesus in besonderem Maße gerecht.



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