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Offenbarung


OFFENBARUNG

Auslegung

Einer der wichtigsten aber anscheinend wenig beachteten Aspekte genauer Auslegung des Buches des Offenbarung und aller biblischen Prophetie überhaupt ist der Zeitfaktor.

 

 Wann wird sich eine Prophetie im Lauf der Geschichte erfüllen? Dafür gibt es - entsprechend unserer Zeitebenen - vier Möglichkeiten: gegenwärtig, vergangen, zukünftig und zeitunabhängig.

Der Präterist (vergangen) glaubt,

dass der größte Teil, wenn nicht alle Prophetie, bereits erfüllt ist. Er macht diesen Glauben üblicherweise an der zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. fest.

 

Der Historizist (gegenwärtig)

setzt vieles in der gegenwärtigen Heilszeit der Gemeinde mit der Trübsal gleich. Daher glaubt er, die Prophetie werde während des Gemeindezeitalters erfüllt.

 

Futuristen (zukünftig) glauben, dass praktisch alle prophetischen Ereignisse nicht im gegenwärtigen Gemeindezeitalter stattfinden, sondern sich in der künftigen Trübsalszeit ereignen, während des zweiten Kommens Christi oder im Tausendjährigen Reich.

 

Der Idealist (zeitunabhängig) glaubt, dass die Bibel den zeitlichen Ablauf der Dinge nicht mitteilt und dass wir daher die Abfolge der Ereignisse nicht im Voraus bestimmen können.

Deshalb meinen Idealisten, dass prophetische Bibeltexte in der Hauptsache wichtige Vorstellungen oder Wahrheiten Gottes lehren, die zeitunabhängig angewandt werden sollen.

 

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Auslegung

Präterismus

Ihren Beweggrund für eine nicht buchstäbliche Auslegung der Bibel schöpfen Präterismus, Historizismus und Idealismus aus dem antimillennialistischen Denken.

 

Eine präteristische Auslegung der Ölbergrede finden wir bei Autoren wie dem Kirchenvater Eusebius (263-339) in seiner Geschichte der Kirche und Die Prüfung des Evangeliums . Er wandte dieses Prinzip allerdings nicht auf das Buch der Offenbarung an.

 

 Die drei eingangs genannten Gruppierungen gehen davon aus, dass die Ölbergrede Jesu im Jahr 70 n. Chr. in Erfüllung gegangen ist. »Die erste systematische Darstellung des präteristischen Standpunktes finden wir im frühen 17. Jahrhundert bei dem Jesuit Alcazar.« Alcazars Schrift erschien erstmals 1614 und beeinflusste den Holländer Hugo Grotius, den ersten protestantischen Präteristen, der seine Ansichten 1644 veröffentlichte. In England wurde der Präterismus durch einen Kommentar von Henry Hammond im Jahr 1653 bekannt. Diese frühen Formen des Präterismus waren gemäßigt und gegenüber den heutigen Standards unentwickelt.

 

Sie sahen die Offenbarung als eine »Beschreibung des Sieges der frühen Kirche, erfüllt im Niedergang des jüdischen Volkes und im Untergang des heidnischen Roms. Folglich begrenzten diese Ausleger den Horizont dieser Ereignisse auf die ersten sechs Jahrhunderte unserer Zeit und machten Nero zum Antichristen.« Im Gegensatz dazu sehen die gegenwärtigen Formen des Präterismus die völlige Erfüllung des Buches der Offenbarung in der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr.

 

So schreibt der Präterist David Chilton: »Das Buch der Offenbarung befasst sich nicht mit dem zweiten Kommen Christi. Es befasst sich mit der Vernichtung Israels und mit dem Sieg Christi über seine Feinde bei der Errichtung des Tempels des Neuen Bundes.«

 

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Auslegung

Historizismus

Die präteristische und die historizistische Auslegung betonen die geschehene Erfüllung der Prophetie im gegenwärtigen Gemeindezeitalter. Beide werden manchmal miteinander verwechselt, aber Präteristen beschränken manchmal die historische Erfüllung der Prophetie auf das erste Jahrhundert, weil sie glauben, dass alle Voraussagen bereits eingetreten sind. Andererseits betrachten Historizisten üblicherweise die gesamte Kirchengeschichte als Erfüllung der Offenbarung bis hin zum noch zukünftigen zweiten Kommen Christi. Da sich so der größte Teil der Offenbarung bereits erfüllt hat, glaubt der Historizist, dass es nur noch wenige ausstehende Ereignisse gibt. Sie glauben auch, dass sich Prophetien in unseren Tagen erfüllen können, weil die Gemeinde nach ihrer Ansicht nun schon seit mehr als 1500 Jahren durch die Trübsal gehe.

Frühe Formen des Historizismus traten im vierten Jahrhundert auf; manche Ausleger begannen, zeitgenössische Ereignisse als Erfüllung biblischer Prophetie zu betrachten. Später förderte Joachim von Fiore (1135-1202) die Entwicklung des historizistischen Gedankens, indem er die Kirchengeschichte in drei Zeitalter einteilte: 1. Das Zeitalter des Alten Testamentes unter Mose und dem Gesetz war dabei das Zeitalter Gottes, des Vaters; 2. das neutestamentliche Zeitalter Christi und der Gnade des Paulus, das bis 1260 dauern sollte und 3. das Zeitalter des Heiligen Geistes (beginnend im Jahr 1260), als eine Zeit der Liebe, bis die ganze Welt für Christus gewonnen wäre.

Der Historizismus wurde weiter entwickelt, als Joachims Modell umgearbeitet und auf das Buches der Offenbarung angewandt wurde. Die Reformatoren fühlten sich besonders vom Historizismus angezogen, da sie lehrten, der Papst sei der Antichrist. Sie sahen sich selbst als den von Rom verfolgten frommen Überrest. Während der Reformation und im 19. Jahrhundert war der Historizismus so vorherrschend, dass man ihn allgemein als die protestantische Auslegung betrachtete.

Als der Historizismus im frühen 19. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Popularität erreicht hatte, begann sein Niedergang, von dem er sich nicht mehr erholte. Dieser Niedergang war die Folge einer Reihe von Faktoren. Nach 1800 Jahren der Kirchengeschichte erreichte die historizistische Erwartung des zweiten Kommens Christi euphorische Ausmaße. Der Amerikaner William Miller setzte das Datum der Rückkehr Christi auf der Grundlage historizistischer Prinzipien auf das Jahr 1843 fest und revidierte es später auf 1844. Diese Art der Datumsbestimmung trug dazu bei, das Vertrauen ins historizistische System zu zerstören. Ein weiterer Faktor hing mit dem vertretenen Standpunkt zusammen, dass die katholische Kirche aufgrund ihrer Abkehr vom wahren Glauben der Antichrist sei. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Protestantismus vom aufkommenden Liberalismus bedroht, den die Evangelikalen als die größere Gefahr betrachteten. Schließlich rief die Bevorzugung einer mehr buchstäblichen Auslegung der Prophetie eine Wiederbelebung des Futurismus hervor, die den evangelikalen Prämillennialisten sinnvoller erschien. Heute hat der Historizismus mit Ausnahme von Siebenten-Tags-Adventisten praktisch keine Befürworter.

 

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Auslegung

Futurismus

Die Erwartung der frühen Kirche kann als futuristisch bezeichnet werden, obwohl ihr Standpunkt nicht so konsequent entwickelt war wie der moderne Futurismus. Die frühe Kirche glaubte mit wenigen Ausnahmen, dass die Ereignisse der Trübsal, des Tausendjährigen Reiches und des zweiten Kommens Christi zukünftig seien. Als im dritten Jahrhundert antimillennialistische Sichtweisen aufkamen und die Christianisierung des Römischen Reiches durch Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert immer weiter fortschritt, wurde der Futurismus langsam abgelöst. An der Schwelle vom vierten zum fünften Jahrhundert trieb der Einfluss von Augustin und Hieronymus den Futurismus während des Mittelalters für tausend Jahre in den Untergrund. Trotzdem gab es hier und da immer Vertreter des Futurismus, die es ablehnten, sich der römischkatholischen Autorität zu unterwerfen. Außerdem gibt es zahlreiche Entdeckungen anonymer mittelalterlicher Apokalyptiken, die von Futurismus unterschiedlichen Grades gekennzeichnet sind.

Die Reformation brachte eine Rückkehr zum Studium der kirchengeschichtlichen Quellen.

In Nordeuropa gehörten dazu die frühen Kirchenväter. Das Studium der Prophetie aus futuristischer Sicht erfuhr eine Wiederbelebung - zuerst in der römischkatholischen Kirche, dann unter den Protestanten. Der Jesuit Francisco Ribera (1537-1591) vertrat um 1580 als einer der Ersten eine kaum entwickelte Form des Futurismus. Wegen der Vorherrschaft des Historizismus machte der Futurismus im Protestantismus praktisch kaum Fortschritte, bis in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Theologe der anglikanischen Kirche, S. R. Mainland, den Standpunkt aufgriff. In den späten 20ern gewann der Futurismus Anhänger und erblühte auf den Britischen Inseln, vielfach motiviert durch ein neues Interesse an Gottes Plan mit Israel.

 

Während dieser Zeit war John Nelson Darby der einflussreichste Vertreter dieser Richtung.

Durch ihn und weitere Brüder kam der Futurismus nach Amerika und verbreitete sich in evangelikalen und später in fundamentalistischen Kreisen. In den vergangenen 150 Jahren ist der Futurismus zum ersten Mal konsequent entwickelt worden.

Das hat zu einem Wandel in der Ausformung des modernen Dispensationalismus und zu einem besseren Verständnis der Lehre von der Entrückung der Gemeinde vor der Trübsal geführt.

 

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Auslegung

Idealismus

Der Idealismus ist der am wenigsten verbreitete der vier möglichen Standpunkte. Daher sind seine charakteristischen Merkmale schwerer zu klassifizieren. Sein Beginn liegt höchst wahrscheinlich im vierten und fünften Jahrhundert bei den Verfechtern eines nicht wörtlichen und nicht prämillennialistischen Verständnisses der Prophetie. Seitdem gab es bis in die Gegenwart hinein Ausleger, die sich nicht mit dem Ablauf der Ereignisse biblischer Prophetie befassten. Dabei handelte es sich jedoch stets um eine Minderheit. Eine lebhafte Auseinandersetzung fand nur zwischen den drei Standpunkten statt, die für die Erfüllung der biblischen Prophetie einen bestimmten Ablauf der Ereignisse voraussetzen.

 

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Auslegung

Plädoyer für den Futurismus

Futurismus ist der einzige Standpunkt, der konsequent auf eine wörtliche Bibelauslegung angewandt werden kann. Andere Standpunkte müssen Auslegungsprinzipien anwenden, die nicht allein aus der Bibel abgeleitet werden können.

Der Futurismus wird dadurch unterstützt, dass Gott einen Abriss der Geschichte Israels gab, noch bevor dieses Volk jemals einen Fuß in das Gelobte Land gesetzt hatte. In 5Mo 4,25-31 werden für Israel Schlüsselereignisse prophezeit:

 

1. Israel und seine Nachkommen sollte lange im Land bleiben;

2. das Volk sollte zu seinem Verderben handeln und in den Götzendienst abgleiten;

3. sie sollten aus dem Land hinweggenommen werden;

4. der Herr wollte sie unter die Völker zerstreuen;

5. in der Zerstreuung sollten sie dem Götzendienst verfallen;

6. trotzdem sollten sie in der Zerstreuung den Herrn, ihren Gott, suchen. Und sie sollten ihn finden, wenn sie ihn mit ganzem Herzen suchen;

7. in den so genannten letzten Tagen sollte es eine Zeit der Trübsal geben, in der sie zu dem Herrn umkehren würden. »Denn ein barmherziger Gott ist der HERR, dein Gott. Er wird dich nicht aufgeben und dich nicht vernichten und wird den Bund deiner Väter nicht vergessen, den er ihnen geschworen hat« ( 5Mo 4,31 ).

Ein ähnlicher, aber mehr ins Einzelne gehender Abriss der Geschichte Israels ist in 5Mo 28-32 enthalten. Israel wird Wiederherstellung aus der Zerstreuung verheißen ( 5Mo 30,3-5 ), Unglaube wird in Gehorsam verwandelt ( 5Mo 30,6 ) und der Herr wird Israels Feinde verfluchen ( 5Mo 30,7 ). Am Ende blüht Israel mehr als je zuvor ( 5Mo 30,8-9 ). Dieser Segen bezieht sich zweifellos auf das Tausendjährige Reich.

Diese prophetische Vorschau im fünften Buch Mose stützt den Futurismus, da nirgendwo die Rede von einem Wechsel des Volkes Gottes (von Israel zur Gemeinde) die Rede ist. Daher betrifft das ganze umrissene Programm nur das Volk Israel und nicht später auch die Gemeinde. Es ist klar: Das Volk, das einmal unter dem Fluch stand, ist das gleiche Volk, das später gesegnet wird. Da das nationale Israel niemals diese Segnungen erfahren hat, müssen sie zukünftig sein. Das bedeutet, dass Dutzende von Schriftstellen der alttestamentlichen Propheten hinsichtlich Israel noch erfüllt werden müssen. Röm 9-11 lehrt, dass Israel zwar wegen seines Ungehorsams (mit Ausnahme eines Überrestes) zeitweise beiseite gestellt ist, in der Zukunft jedoch seine Bestimmung erfüllen wird. So sagen Mt 24-25 und das Buch der Offenbarung bezüglich Israel eine ähnliche Geschichte voraus. Folglich ist auch das noch Zukunft, da es in Israel noch nie weit verbreiteten Glauben an den Herrn und darauf folgende Segnungen gegeben hat.

Der einzige Weg, die wörtliche Bedeutung des Textes der Heiligen Schrift zu umgehen, besteht in dem Versuch, mitten im Strom die Pferde zu wechseln. So handelt, wer lehrt, dass Israel zwar die Verfluchungen des Alten Testaments erleide, aber niemals die ihm ebenso klar prophezeiten Segnungen empfangen werde - statt seiner werde die Gemeinde die Segnungen erhalten. Dieser Standpunkt wird vom biblischen Text nicht unterstützt; ihm wird von der Bibel in Wirklichkeit sogar widersprochen. Es ist eine Sichtweise, die den Gedanken einführt, dass die Gemeinde Israel ersetzt hat. Wenn die Segnungen von Anfang an Israel verheißen wurden und sich nun für das Israel als Volk erfüllen, dann muss geschlossen werden, dass sich allen noch nicht erfüllten Prophetien in der Zukunft erfüllen werden. Da so große Teile der Bibel noch Zukunft sind, unterstützt das die futuristische Betrachtung der biblischen Prophetie.

Siehe auch: Offenbarung, Datierung .

Thomas D. Ice

Arnold G. Fruchtenbaum: Israelology: The Missing Link in Systematic Theology (Tustin, Calif.: Ariel Ministries Press, 1993); David Larsen: Jews, Gentiles, & the Church: A New Perspective of History and Prophecy (Grand Rapids: Discovery House, 1995); Charles C. Ryrie: Dispensationalis m, revidierte erweiterte Ausgabe (Chicago: Moody Press, 1995); Wilber B. Wallis: Refections on the History of Premillennial Thought in: Interpretation & History: Essays in Honour of Allan A. MacRa e, hrsg. von R. Laird Harris, Swee-Hwa Quick und J. Robert Vannoy (Singapur: Christian Life Publishers, 1986) S. 225-251.

 

OFFENBARUNG

Datierung

Die meisten geschichtlichen Quellen und viele heutige Ausleger datieren die Abfassung der Offenbarung in die letzten zehn Jahre des ersten Jahrhunderts, etwa um 95 n. Chr. Eine kleine Gruppe von Gelehrten im späten 20. Jahrhundert plädiert für ein früheres Datum unmittelbar vor oder nach dem Tod Neros in den späten Sechzigern des ersten Jahrhunderts. Zum größten Teil lehren die Vertreter dieser Gruppe einen so genannten Rekonstruktionismus. Sie gehen davon aus, dass das Christentum einmal die Fähigkeit haben wird, seinen positiven Einfluss auf diese Welt auszudehnen und sie am Ende zu kontrollieren. In diese optimistische Zukunftsschau passt natür lich nicht eine zukünftige Erfüllung der Prophezeiungen der Offenbarung. Deshalb verlegt man ihre Abfassungszeit in die 60er Jahre des ersten Jahrhunderts und erklärt die Ereignisse die Belagerung und Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. als ihre Erfüllung. Gleichzeitig wird darin die Erfüllung des verheißenen Kommens Christi gesehen ( Offb 1,7 ), ein so genanntes »Kommen in den Wolken«. Die meisten Rekonstruktionisten erwarten aber ein weiteres zukünftiges Kommen Christi.

Das einhellige Zeugnis der frühen Kirchenväter einschließlich Irenäus, Klemens von Alexandrien, Origenes, Victorinus, Eusebius und Hieronymus datiert die Offenbarung in den 90er Jahren während der Herrschaft des römischen Kaisers Domitian. Inhaltlich bestätigt das Buch diese Datierung.

1. Der Zustand der Gemeinden in Kleinasien, an die Johannes schreibt, unterscheidet sich deutlich von dem Zustand dieser Gemeinden in den 60er Jahren, wie er aus den Briefen des Paulus an die Epheser, Kolosser und an Timotheus hervorgeht. Geistlicher Verfall und lehrmäßiger Abfall waren weit größer geworden.

2. Es ist eine Tatsache, dass der Apostel Johannes, der Schreiber der Offenbarung, nicht vor den späten 60ern nach Kleinasien kam, um dort einen Dienst zu beginnen. Das zeigt, dass er nicht vor dem Jahr 70 n. Chr. an die dortigen Gemeinden geschrieben haben kann. Es war ihm kaum möglich, sich in Kleinasien anzusiedeln, Paulus als angesehenen Führer der Gemeinden in Kleinasien abzulösen und nach Patmos ins Exil zu gehen, ehe Nero im Jahr 68 n.Chr. starb. Dieses Datum geben Rekonstruktionisten gewöhnlich als das letztmögliche an, zu dem Johannes die Offenbarung geschrieben haben könnte.

3. Ein weiterer Grund, das Buch nicht in die 60er Jahre des ersten Jahrhunderts zu datieren, ist ein Erdbeben im Jahr 60 oder 61 n. Chr., das die Stadt Laodizea zerstörte - eine der sieben Städte, an die ein Sendschreiben adressiert war. Dieses Erdbeben hatte eine Langzeitwirkung auf die Stadt Laodizea, die bis zum Ende der Regierungszeit Neros und noch darüber hinaus wieder aufgebaut wurde. Offb 3,14-22 beschreibt eine Stadt, die wirtschaftlich blüht, und nicht eine, die um ihre Existenz kämpft. Die sinnvollste Datierung des Buches ist um 95 n. Chr., als die Verfolgung unter Kaiser Domitian Kleinasien erreichte und so die Notwendigkeit entstand, leidende Christen zu ermutigen. Um diesem Bedürfnis zu begegnen, beschäftigt sich das Buch bis in die Einzelheiten mit der Verheißung des zweiten Kommens Christi und mit den Ereignissen rund um dessen Ankunft.

Siehe auch: Offenbarung, Auslegung ; Rekonstruktionismus .

Renald L. Thomas

Donald Guthrie: New Testament Introduction (Downers Grove, Ill.: InterVarsity Press, 1990) S. 948-962; Renald L. Thomas: Revelation 1-7 (Chicago: Moody, 1995) S. 20-23; Renald L. Thomas: Theonomy and the Dating of Revelation in: The Master's Seminary Journal 5/2; 185-202 (Herbst 1994).

 

OFFENBARUNG

die 144000 Versiegelten

Die 144000 Versiegelten werden in der Offenbarung zweimal erwähnt, erstmals in dem eingeschobenen Abschnitt zwischen dem sechsten und dem siebenten Siegelgericht ( 7,4-8 ) und dann nochmals in dem Einschub zwischen den Posaunengerichten und den Zornschalengerichten ( 14,1-5 ).

Die Zahl 144000 ergibt sich, wenn man die jeweils 12000 versiegelten Knechte aus den zwölf Stämmen Israels zusammenrechnet, nämlich: Juda, Ruben, Gad, Asser, Naftali, Manasse, Simeon, Levi, Issaschar, Sebulon, Joseph und Benjamin ( 7,5-8 ). Der Name Joseph steht für den Stamm Ephraim, einen Sohn Josephs, der ein Bruder Manasses war. Der Stammesname Dan fehlt. Irenäus, ein Kirchenvater des zweiten Jahrhunderts, erwähnte eine Überlieferung, wonach der Antichrist aus dem Stamm Dan kommen würde (siehe 1Mo 49,16-18 ). Der Stamm Dan wird jedoch im Tausendjährigen Reich vertreten sein und ein Erbteil besitzen ( Hes 48,1.32 ). Aus irgendeinem unbekannten Grund wird Dan an diesem besonderen Gottesdienst während der Siebzigsten Woche Daniels nicht beteiligt sein ( Dan 9,24-27 ).

Die 144000 werden als Knechte Gottes bezeichnet ( 7,3 ). Welcher Art ihr Dienst ist, wird nicht angegeben. Gelegentlich wird vermutet, dass ihr Dienst darin bestehen wird, das Evangelium des Reiches auf Erden zu verkündigen - und zwar in den ersten dreieinhalb Jahren der siebenjährigen Zeit, die dem Kommen Jesu Christi auf die Erde vorausgeht ( Mt 24,14 ). Um ihren Dienst ausführen zu können, werden sie von heiligen Engeln zum Schutz vor Naturkatastrophen und satanischen Angriffen versiegelt. Wie das Siegel beschaffen ist, wird nicht erwähnt. Es könnte für das menschliche Auge entweder sichtbar oder unsichtbar sein ( Hes 9,4-11; Eph 4,30 ). Das Siegel auf ihren Stirnen kann man als Gegenstück zum Malzeichen des Antichristen sehen, das auf den Stirnen seiner Anhänger angebracht werden wird ( 13,16 ).

Die 144000 umfassen somit Juden als Volk im wörtlichen Sinne. Sie lassen die Gegenwart, die Errettung und den Dienst der Angehörigen des Volkes Israel am künftigen Tag des Herrn erkennen. So wie Jesus Christus im wörtlichen Sinne ein Jude aus dem Stamm Judas war ( 5,5 ), werden diese Knechte als Angehörige der jeweiligen Stämme tatsächlich Juden sein. Obwohl das heutige Israel kein System der Stammeseinteilung besitzt, wird ein solches System an jenem künftigen Tag vorhanden sein.

Später werden die 144000 mit Jesus Christus, dem Lamm, auf dem Berg Zion stehen ( 14,1 ).

Es wird darüber diskutiert, ob sich »Zion« auf die himmlische Stadt ( Hebr 12,22 ) oder auf das irdische Jerusalem bezieht ( 2Sam 5,6-9; Ps 2,6; 132,13-18 ). Wenn es bei »Zion« um die irdische Hauptstadt geht, dann hat Gott nach Aussage dieser Stelle die 144000 vor dem leiblichen Tod bewahrt. Sie werden bei Christus sein, wenn er nach den sieben Jahren der Trübsal als Wiederkommender in Jerusalem einzieht.

Wenn sich »Zion« auf die himmlische Stadt bezieht, dann lehrt diese Stelle, dass die 144000 abgeschieden sind, um bei Christus zu sein. Dabei ist ihr leiblicher Tod vielleicht auf das Wirken des Antichristen zurückzuführen. Da sie sich vor dem Thron Gottes, des Vaters, befinden ( 14,3 ), halten sie sich offenbar im Himmel auf. Die Versiegelten werden weiterhin als diejenigen beschrieben, die den Namen des Vaters an ihren Stirnen tragen ( 14,1 ). Außerdem singen sie ein Lied, das kein anderer Personenkreis singen kann ( 14,3 ).

Anschließend werden sie als jungfräulich und als diejenigen identifiziert, die Christus gehorsam nachfolgen. Sie sind Erlöste (womöglich die ersten Bekehrten der Großen Trübsal), unbefleckte Verkündiger und untadelig vor Gott (A.d.Ü.: Im so genannten Textus Receptus steht an dieser Stelle »untadelig vor Got t«, während in den meisten Bibelübersetzungen, die sich auf andere Handschriften stützen, »vor Got t« fehlt.).

Robert G. Gromacki

 

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die vierundzwanzig Ältesten

Die Ältesten sind eine herausragende Personengruppe, die zwölfmal in den Kapiteln 4-19 der Offenbarung erwähnt wird ( 4,4.10; 5,5.6.8.11.14; 7,11.13; 11,16; 14,3; 19,4 ).

 

Zuerst sehen wir sie auf Thronen rund um den Thron Gottes im Himmel. Sie preisen Gott für sein Schöpfungswerk und für seine Führung ( 4,10-11 ).

Sie preisen Jesus Christus für sein Erlösungswerk ( 5,8-12 ).

Sie preisen Gott für den Eingang der aus der Trübsal heraus erlösten Menschen in den Himmel ( 7,9-14 ).

Sie preisen Gott für sein souveränes Recht, die Gottlosen zu richten und sein Reich auf der Erde aufzubauen ( 11,15-19 ).

Und sie preisen Gott für die Vernichtung der gottlosen Babylon ( 19,4 ).

 

 Um die Identität dieser Personengruppe ist sich eine heftige Auseinandersetzung entstanden.

 

 Symbolisieren die Ältesten Engel oder Menschen?

 

Und wenn sie Menschen repräsentieren - symbolisieren sie Gläubige des Alten Testamentes, Gläubige des Neuen Testamentes oder beides?

 

Die biblische Beschreibung scheint auf Gläubige des gegenwärtigen Gemeindezeitalters hinzuweisen.

Sie befinden sich bereits vor der Eröffnung der Siegelgerichte ( Kap. 6 )

 im Himmel ( Kap. 4-5 )

und sitzen auf Thronen vor Gott ( 4,4 ).

 

 In der Gegenwart Gottes sitzen Engel niemals, aber Christus hat den Gläubigen des Gemeindezeitalters verheißen, dass sie mit ihm auf seinem Thron sitzen würden ( 3,21 ).

 

Gott hat alle Gläubigen in die Stellung versetzt, in Christus bereits jetzt in den himmlischen Örtern zusammen zu sitzen ( Eph 2,6 ).

Die Ältesten sind in weiße Gewänder gekleidet ( Offb 4,4 );

 

 den Gläubigen des Gemeindezeitalters ist solch reine Kleidung verheißen ( Offb 3,5.18; 19,7-8 ).

 

Die Ältesten tragen goldene Kronen auf ihren Häuptern ( 4,4 ).

 

Diese Kronen (stephanous) sind Kennzeichen des Sieges und großer Leistungen. Solche Kronen wurden den Gläubigen in den Gemeinden verheißen ( 2,10; 3,11 ).

 

 Auch in den apostolischen Briefen werden den Gläubigen Kronen für geistliche Vollendung verheißen ( 1Kor 9,25; 1Thes 2,19; 2Tim 4,8; Jak 1,12; 1Petr 5,4 ).

 

 Engel tragen keine Kronen,

 doch Gläubige können und werden es tun. Bemerkenswert ist das Zahlwort vierundzwanzig.

 

 König David teilte die levitische Priesterschaft in vierundzwanzig Ordnungen auf ( 1Chr 24 ).

Jede dieser Ordnungen repräsentierte den ganzen priesterlichen Stamm und das ganze Volk Israel, wenn sie vor Gott ihren Dienst ausübte.

So repräsentiert die Zahl eine größere, vollständige Gruppe. Sie bezieht sich nicht auf vierundzwanzig individuelle Personen.

 

Die Ältesten erkennen sich als Könige und Priester ( Offb 5,10 ).

 Die Gläubigen des Gemeindezeitalters sind ein königliches Priestertum ( 1Petr 2,9; Offb 1,6 ).

 Da Jesus Christus ein Priesterkönig nach der Ordnung Melchisedeks ist ( Hebr 5-7 ), sind auch die Gläubigen in Christus Priesterkönige.

Die Ältesten werden eindeutig von Engeln unterschieden ( Offb 5,11 ).

 

Der Begriff presbuteros (Ältester) wird an keiner Stelle der Bibel auf Engel angewandt, häufig aber auf die Leiter und Repräsentanten der Gemeinden ( Apg 20,17; 1Tim 3,1-7; Tit 1,5-9 ).

 

 Die überzeugendere Auslegung der vierundzwanzig Ältesten zeigt sie als Repräsentanten der Erlösten des gegenwärtigen Gemeindezeitalters.

Da sie im Himmel sind, bevor die Gerichte der Trübsal beginnen ( Offb 6-16 ), wurden sie in den Himmel entrückt, bevor die Trübsal begann.

Robert G. Gromacki

 

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Falscher Prophet

Der Falsche Prophet erscheint erstmals in Offb 13,11-17 und folgt der Beschreibung des Tieres in Offb 13,1-10 als »ein anderes Tier«. Vom ersten Tier wird gesagt, dass es aus dem Meer heraufsteigt, das zweite aber steigt direkt aus der Erde. Das Meer bezieht sich im Allgemeinen auf die Heidennationen (das Völkermeer) und weist hier darauf hin, dass das erste Tier aus den Nationen kommt. Aber das zweite Tier steigt aus der »Erde« und zeigt so nach Walvoord, »dass diese Person, die später ( Offb 19,20 ) der Falsche Prophet genannt wird, eher eine Kreatur der Erde als des Himmels ist.« Die Beschreibung der Person und ihres Wirkens in der Offenbarung enthält einige wichtige Aussagen, die wir näher untersuchen wollen.

1. Der Falsche Prophet hat zwei Hörner wie ein Lamm. Die meisten Gelehrten sind sich darin einig, dass dies eine gewisse religiöse Bedeutung hat und sich möglicherweise auf seinen Einfluss in religiösen Angelegenheiten bezieht, da er später als Prophet bezeichnet wird ( Offb 13,11 ; vgl. 19,20 ).

2. Es wird gesagt, dass er wie ein Drache spricht. Der Drache ist Satan; daher bezieht das Tier seine Macht von Satan ( Offb 13,11 ; vgl. 16,13; 20,2 ).

3. Er übt alle Macht aus, die das erste Tier ihm gab ( Offb 13,12 ).

4. Wir sehen, dass dieses Tier das erste Tier unterstützt. Es veranlasst die Menschen der Erde durch satanische Täuschung, das erste Tier, das geheilt wurde, anzubeten ( Offb 13,12 ; vgl. 13,3 ).

5. Der Falsche Prophet wird große Zeichen tun, um die Menschen zu täuschen und seinen Dienst zu bestätigen ( Offb 13,12-13 ).

6. Er wird die Menschen anweisen, dem Tier ein Bild zu machen, dem er Leben zu geben scheint. Sein vorrangiges Ziel ist, die Menschen dahin zu bringen, dem ersten Tier und seinem Bild Gefolgschaft zu leisten und es anzubeten ( Offb 13,14-15 ).

7. Er wird die Macht haben, das Weltwirtschaftssystem zu kontrollieren, indem er ein Zeichen an der rechten Hand oder an der Stirn jedes Menschen anbringt, das ihnen die einzige Möglichkeit gibt, zu kaufen oder zu verkaufen ( Offb 13,16-17 ).

8. Das Zeichen an Hand oder Stirn der Anbeter des Tieres wird entweder der Name des Tieres oder die Zahl seines Namens, 666, sein ( Offb 13,18 ). Walvoord stellt über die beiden Tiere, die uns in Offb 13 vorgestellt werden, Folgendes fest: »Das 13. Kapitel der Offenbarung ist eines der großen prophetischen Kapitel der Heiligen Schrift. Hier finden wir die einzige Darstellung, die uns bis in alle Einzelheiten die beiden Hauptpersonen der Bosheit vorstellt, die zusammen mit Satan am Ende des Zeitalters selbst eine unheilige Trinität bilden werden. Hier wird deutlich, dass das Oberhaupt des wiederbelebten Römischen Reiches schließlich Herrscher der ganzen Welt werden wird. Von Satan beherrscht, ist er sein Meisterstück, um an die Stelle Christi zu treten. Er wird von dem zweiten Tier gefördert und unterstützt, das der Falsche Prophet genannt wird.«

Die Bezeichnung Falscher Prophet wird im Buch der Offenbarung dreimal erwähnt ( 16,13-14; 19,20; 20,10 ). In Kapitel 16 beschreibt Johannes eine Vision des Drachen, des Tieres und des Falschen Propheten. Aus ihren Mündern kommen drei unreine Geister wie Frösche ( 16,13 ). Vers 14 macht deutlich, dass dies Geister oder Dämonen sind, die die Fähigkeit haben, Zeichen und Wunder zu vollbringen. Sie veranlassen die Könige der Erde, sich zum Krieg am großen Tag Gottes des Allmächtigen zu versammeln ( 16,14 ). Walvoord kommentiert: »Viele Ausleger stimmen darin überein, dass dies das Vorspiel für die große Schlacht ist, die im zweiten Kommen Christi ihren Höhepunkt finden wird. Manche sind jedoch hinsichtlich der Details verwirrt. Das griechische Wort polemos wird hier besser mit »Krieg« übersetzt als Komtrast zu »Kampf« oder »Schlacht«. Es geht hier eher um einen richtigen Krieg. Die Belege lassen den Schluss zu, dass es sich hier um den Höhepunkt einer Reihe von militärischen Ereignissen handelt, wie sie in Dan 11,40-45 beschrieben sind, wo der Hinweis auf die "Gerüchte aus dem Osten" ( Dan 11,44 ) diese Invasion im Blick haben könnte.«

Der nächste Abschnitt, in dem wir auf den Falschen Propheten treffen, ist Offb 19,20 . In den Versen 19,19-21 werden das Tier und die Armeen der Erde, die dazu verführt wurden, sich gegen Christus und seine Armee zu versammeln, vollkommen besiegt. Die Rückkehr Christi und sein Sieg über die Streitkräfte des Bösen in der Schlacht von Harmagedon wird das Tier und den Falschen Propheten ins Verderben führen. Das Tier ( Offb 13,1-10 ) und der Falsche Prophet ( 13,11-17 ), »der die Zeichen des Tieres vor ihm vollbrachte und damit jene verführte, die das Zeichen des Tieres angenommen und sein Bild angebetet hatten ... wurden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.« Walvoord stellt fest: »Der hier eingeführte Feuersee wird in Offb 20,15 erneut erwähnt. Beim Vergleich mit anderen Schriftstellen scheint es so, als seien das Tier und der Falsche Prophet die Ersten, die in den Feuersee geworfen werden. Die Unerlösten, die vor dieser Zeit sterben, kommen in den Hades, einen Ort der Qual, aber nicht in den Feuersee, der jenen vorbehalten ist, die am Ende verurteilt werden.«

Der Falsche Prophet wird nur noch einmal erwähnt, und hier nur im Hinblick auf den See von Feuer und Schwefel, in den er zusammen mit Satan und dem Tier hineingeworfen wird. Die ihnen auferlegte Strafe beinhaltet fortdauernde Qualen Tag und Nacht in alle Ewigkeit ( Offb 19,10 ).

Donald Perkins und Russell L. Penney

Donald Perkins: The False Prophet of the Book of Revelation (Lemon Grove, Calif.: According to Prophecy Ministries, 1996); J. Dwight Pentecost: Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993); John F. Wal voor d: The Revelation of Jesus Christ (Chicago: Moody Press, 1966).

 

OFFENBARUNG

fortschreitende

Wenn besondere Offenbarung Gottes Botschaft ist, wie wir sie in der Bibel lesen (Ryrie), dann ist fortschreitende Offenbarung die historische Entfaltung dieser Botschaft. Durch die Geschichte seines Volkes Israel wollte Gott sich und seinen Plan mit der Menschheit auf der Erde offenbaren.

Diese ursprünglichen Äußerungen Gottes sind wie ein Samenkorn - eine Saat, die wächst, blüht und reift und ihre grundlegende Gestalt nicht ändert. Die Botschaft entfaltet sich und offenbart Wahrheiten, die von Anfang an in ihr begriffen waren. So ist beispielsweise der Ursprung von Gottes Heilsplan, der Same der Frau, der Same Abrahams, der Same Davids in ihr enthalten. Die Person des Retters, die in der knappen Verheißung angekündigt wird, bekommt in der fortschreitender Offenbarung ein immer klareres Profil. Es hätte Noah oder Salomo sein können. In Wirklichkeit ist es Jesus, der Sohn Davids, der Sohn Abrahams, der Sohn Adams.

Es wurden vier verschiedene, aber miteinander verwandte Botschaften gegeben. Wenn sie vollständig entfaltet sind, werden sie Teile einer umfassenden Botschaft sein. Diese vier Botschaften beinhalten einerseits, dass Gott Sünde zulässt ( 1Mo 3,1-6 ) und andererseits drei Verheißungen, die Gottes Rettung aus der Sünde ankündigen: 1. Gottes gerechtes Gericht über die Sünde ( 1Mo 3,7-24 ), 2. Gottes gnädige Ankündigung der Erlösung vom Gericht für seine Auserwählten ( 1Mo 3,15 ) und 3. Gottes Segnungen für die Erlösten ( 1Mo 12, 1-3.7 ). Die umfassende Aussage der Botschaft ist, dass Gott sein Reich aufrichten wird, um über den Menschen, das Böse und die ganze Erde zu herrschen. Dies wird im Tausendjährigen Reich Gottes erfüllt werden.

Die allmähliche Entfaltung der Botschaft ist mit der Geschichte Israels verbunden. Diese zeigt sich vorwiegend an der Offenbarung des Gesetzes. Während die ursprüngliche Gesetzgebung sowohl umfassend als auch im Prinzip vollständig war, betrifft die sich entfaltende Offenbarung den historischen Umgang Israels damit. Diese Entwicklung spiegelt Israels wiederholtes sündiges Verhalten von Anfang an wider ( 2Mo 32-34 ). Die unausgesprochene, aber notwendige Folgerung aus diesen wiederholten Entgleisungen Israels ist das Versprechen, das Gott durch Israel zu erfüllen verheißen hat ( 1Mo 12,2 ). Gott musste sich selbst für und mit Israel hingeben - wie er es dann auch in Jesus, dem verheißenen Messias, getan hat. In Christus wurden die Forderungen des Gesetzes zufrieden gestellt und die Verheißung erfüllt. Bei dieser Erfüllung wurde Gottes Gericht über die menschliche Natur im Tod Christi vollbracht, so dass Gottes gerechte Herrschaft durch Christi Auferstehung und durch seine Herrschaft auf der Erde verwirklicht werden kann.

Die Eigenart der fortschreitenden Offenbarung berührt die Hermeneutik und die Vorstellung von der biblischen Theologie. Hermeneutisch ist die Beziehung zwischen den Aussagen der Botschaft im Alten und im Neuen Testament betroffen. Diese Beziehung könnte man mit einem Fundament vergleichen - auf der ursprünglichen Aussage bauen nachträgliche weitere Aussagen auf, bis das Gebäude fertig ist. In dieser Hinsicht ersetzen die Aussagen des Neuen Testaments über Christus und die Gemeinde nicht die Verheißungen, die Israel gegeben wurden. Vielmehr ist Christus selbst Israel, der Repräsentant, durch den Israel, die Nation, ihre Erfüllung finden wird, und er ist gleichzeitig der Heiland, in dem die Gemeinde gesegnet ist. Weder erweitern vereinzelte historische Aussagen die Grenzen der Verheißung, noch verändern, widerrufen oder bestreiten sie die Wahrheit der ursprünglichen umfassenden Aussagen. Vielmehr sind diese nachträglichen Feststellungen vollkommen mit den ursprünglichen des Alten Testaments vereinbar und in der fortschreitenden Offenbarung inbegriffen.

Im Hinblick auf die Vorstellung biblischer Theologie spiegelt fortschreitende Offenbarung sowohl die Einheit der Botschaft mit den Zielen Gottes als auch die Verschiedenartigkeit in der Entwicklungsgeschichte des Volkes Gottes wider. Auch eine biblische Theologie muss sowohl diese Einheit als auch diese Verschiedenartigkeit reflektieren. Eine Theologie, die sich an der Lehre von den Heilszeitaltern orientiert, sieht die Einheit aller Offenbarung in dem Ziel Gottes, durch das Aufrichten des Reiches seine Herrlichkeit zu zeigen. Darüber hinaus sieht sie die Verschiedenartigkeit der Verwaltung Gottes in (Verheißung - Gesetz - Evangelium - Reich) in der fortschreitenden Geschichte.

Elliott Johnson

A.J.McClain: The Greatness of the Kingdom (Winona Lake Ind.: BHM Books, 1974); Charles C. Ryrie: Dispensationalism (Chicago: Moody Press 1995).

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Das Buch der Offenbarung ist sehr wichtig, denn es wurde als letztes Buch der Bibel geschrieben und es enthält die abschließende Offenbarung über das zweite Kommen Christi. Die in der Offenbarung beschriebenen Ereignisse münden in den ewigen Zustand der vollkommenen Gemeinschaft mit Gott. Es gibt vier Angaben über den Autor der Offenbarung: 1. Sein Name war Johannes; 2. er war ein Jude aus Palästina; 3. er war auf der Insel Patmos; 4. er hatte große Autorität in den Gemeinden Kleinasiens. Diese vier Argumente sprechen dafür, dass Johannes, der geliebte Jünger Jesu, der Autor war.

Johannes verfasste die Offenbarung, während er sich auf der Insel Patmos im Exil befand. Sie wurde vermutlich in den Jahren 95-96 n. Chr. niedergeschrieben, als Johannes etwa 80 Jahre alt war. Er empfing die Offenbarung von Gott. Gott sandte seine Botschaft durch Jesus Christus, der sie Johannes wiederum durch einen Engel übermittelte. Die ersten Empfänger des Buches waren die sieben Gemeinden in Kleinasien, die in den Kapiteln 2-3 genannt werden. Eine sehr tief gehende Auseinandersetzung mit den Einführungskapiteln bieten die Bücher von Robert L. Thomas.

Das Buch verfolgt vielfältige Ziele. Es wurde geschrieben, um 1. den verherrlichten Christus zu offenbaren und zu zeigen, dass er der König der Könige und der Herr der Herren ist; um 2. die Gemeinden in Kleinasien zu korrigieren; um 3. Christen in der Verfolgung zu ermutigen; um 4. die Vollendung der alttestamentlichen Prophetie einschließlich Gottes Plan für das Volk Israel zu ziegen; um 5. das gerechte und souveräne Gericht Gottes über die Sünde zu zeigen und um 6. die Menschen zu warnen, damit sie von ihren bösen Taten umkehren und von ihrem Unglauben ablassen und so dem Gericht entgehen. Hier sehen wir Gott, wie er seine Gottheit und die Heiligen mit gleichem Eifer verteidigt, mit dem er eine von Satan beherrschte Welt richtet.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Die Entrückung im Buch der Offenbarung

Manche Ausleger sagen, die Offenbarung unterstütze die Entrückung der Gemeinde vor der Trübsal. Dafür zitieren sie folgende Argumente:

 

1. die Verheißung an die Gemeinde in Philadelphia, vor der Trübsal bewahrt zu werden, die der Gemeinde zu Philadelphia gegeben wurde ( Offb 3,10 );

2. Johannes geistige Versetzung in den Himmel als Andeutung der Entrückung ( Offb 4,1-2 );

3. die Anwesenheit der vierundzwanzig Ältesten im Himmel, die anzeigt, dass die Gemeinde während der Trübsal weggenommen ist ( Offb 4,4 ff);

4. das Fehlen jeglichen Hinweises auf die Gemeinde in Offb 4-18;

5 . das Hochzeitsmahl des Lammes beim zweiten Kommen Christi ( Offb 19,7-9 ) und

6. das Fehlen jeglicher Aussage über die Entrückung in den letzten Tagen der Trübsal.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Die Struktur der Offenbarung

Es gibt vier Grundprinzipien, die die Struktur der Offenbarung bestimmen und zeigen, dass diese Struktur sowohl chronologisch als auch inhaltlich aufeinander aufbauend ist. Die Apokalypse entwickelt sich gemäß einer prophetischen Zeittafel und einem konsequenten Ablauf der Ereignisse. So enthält sie eine exakte Begrifflichkeit und genaue Einzelheiten über die abschließenden Ereignisse einer Zeit, die »Große Trübsal« genannt wird.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Die Struktur der Offenbarung

Erstes Prinzip

Das erste Prinzip ist die Anerkennung, dass dieses Buch als Brief geschrieben ist. Die Offenbarung beginnt mit einer Einleitung ( 1,1-8 ) und endet mit einer Schlussrede ( 22,6-21 ). Das Buch enthält sieben Mahnrufe an sieben Gemeinden in Kleinasien. Wenn der Apokalypse auch andere übliche Briefelemente fehlen, sollte das niemanden davon abhalten, den brieflichen Aspekt der Struktur anzuerkennen.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Die Struktur der Offenbarung

Zweites Prinzip

Das zweite Prinzip finden wir in Offb 1,19 : »Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird!«

Die Offenbarung wird teilweise durch die drei Zeitabschnitte strukturiert, die in diesem Vers erwähnt werden: 1. was du gesehen hast; 2. was ist; 3. was nach diesem geschehen wird.

Diese Dreiteilung bestimmt nicht den Inhalt des Buches. Das ergibt sich schon aus dem unterschiedlichen Umfang der drei Abschnitte ( 1,1-20 ; 2,1-3,22 ; 4,1-22,5 ). »Was du gesehen hast«, wird im ersten Kapitel berichtet. Johannes beschreibt eingangs die Vision vom verherrlichten Jesus Christus, in der er beauftragt wurde, das komplette Buch der Offenbarung zu schreiben. Das zweite und dritte Kapitel enthalten, »was ist«. Das ergibt sich aus dem Befehl, den Johannes erhält: »Schreibe in ein Buch, was du siehst« ( 1,11 ). Das beweist die Existenz dieser Gemeinden zur Zeit, als Johannes auf Patmos war, und rechtfertigt die Gegenwartsform des »was ist«. Dieser Abschnitt schließt mit der Eröffnung des dritten Teils: »was nach diesem geschehen wird«. Offb 4-21 ist der dritte Abschnitt, wie Offb 4,1 zeigt: »Nach diesem sah ich: Und siehe, eine Tür, geöffnet im Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte wie die einer Posaune, die mit mir redete, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.« Mit dieser Dreiteilung hat Johannes dem Buch eine klare chronologische Aufteilung gegeben.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Die Struktur der Offenbarung

Drittes Prinzip

Das dritte Prinzip betrifft die Aufeinanderfolge der drei siebenfachen Gerichte (Siegel, Posaunen, Schalen) der Offenbarung. Die Struktur des Buches hängt zum Teil von dem Verständnis bestimmt, ob die drei siebenfachen Gerichte aufeinander folgen oder ob sie gleichzeitig geschehen. Betrachtet man sie als aufeinander folgend, dann versteht man die Siegel, Posaunen und Schalen als eine fortlaufende Kette von Gerichten, von denen jedes aus dem vorangegangenen hervorgeht. Betrachtet man sie als gleichzeitig ablaufend, dann versteht man sie als eine Zusammenfassung der drei Siebenheiten, in denen die Gerichte parallel zueinander verlaufen. Jede Zusammenfassung gibt dann einen Rückblick über vorangegangene Ereignisse und fügt neue Einzelheiten hinzu.

Der vorliegende Artikel plädiert für die aufeinander folgende Sichtweise der siebenfachen Gerichte, das heißt, die Posaunen folgen nacheinander den Siegeln und die Schalen folgen ebenso in der beschriebenen Reihenfolge den Posaunen. Diese Struktur verneint nicht, dass Johannes während der Schau dieser Gerichte Visionen hat, die andere künftige eschatologische Ereignisse ankündigen ( Offb 7,9-17; 14,8-13 ).

Es besteht eine enge Verbindung zwischen den drei Siebenheiten. Dies wird durch ihre ähnlichen Folgen und Muster der Verwüstung deutlich. Jede Gerichtsfolge ist intensiver und zerstörerischer als die vorangegangenen. Die zweite Posaune zerstört ein Drittel des Meeres, während die zweite Schale alles Meer in Blut verwandelt ( Offb 8,8-9; 16,3 ). Die dritte Posaune vergiftet ein Drittel der Flüsse und Quellen, während die dritte Schale alle Flüsse und Quellen in Blut verwandelt ( Offb 8, 10-11; 16,4-7 ). Die vierte Posaune schlägt ein Drittel von Sonne, Mond und Sternen, während durch die vierte Schale die Sonne an Kraft zunimmt und die Menschen der Erde versengt ( Offb 8,12-13; 16,8-9 ).

Obwohl viele Ähnlichkeiten zwischen den drei Siebenheiten bestehen, sind die Unterschiede doch gravierender. Die Siegelgerichte unterscheiden sich grundlegend von den Posaunen- und den Schalengerichten. Es gibt keine Parallelen zwischen den jeweils ersten, fünften und siebten Gerichten der jeweiligen Siebenheiten.

Der erste Eindruck beim Lesen des Buches legt nahe, dass die Siebenheiten als aufeinander folgend zu betrachten sind. Die griechischen Ausdrücke kai eidon (»Und er zeigte«, 22,1 ) und meta taya (»Nach diesem«, 20,3 ) zeigen eine Aufeinanderfolge der Visionen an - die jenseits der Wahrnehmung durch Johannes lag. Man muss zugeben, dass diese Ausdrücke eine chronologische Folge anzeigen, wie wir sie im Textzusammenhang erkennen können, in Offb 1,19; 9,12; 19,1; 20,3 (meta taya) ; 5,1-2.6.11; 6,1-2.5.12; 7,2; 8,2; 9,1; 15,1-2; 17,3.6; 19,11.17.19; 20,1.4.11-12; 22,1 (kai eidon) .

Den sieben Siegeln folgen die sieben Posaunen, denen die sieben Schalen folgen ( Offb 6,1-17; 8,1-9,21; 16,1-21 ). Die Schalen zeign ein Muster der Aufeinanderfolge durch ihre Benennung: »Sieben Engel, die sieben Plagen hatten, die letzten; denn in ihnen wurde der Grimm Gottes vollendet« ( Offb 15,1 ). Diese Art der Aufeinanderfolge zeigt sich in jeder Siebenheit. Auch die Ordnungszahlen verweisen auf eine Abfolge: deuteran (zweite), triten (dritte), tetarten (vierte), pempten (fünfte), ekten (sechste), ebtomen (siebte). Es gibt eine fortschreitende Entwicklung in jeder Siebenheit hin zu einem Höhepunkt. Ebenso ist eine Entwicklung in den Parallelen zwischen den drei »Wehe!« und der fünften, sechsten und siebten Posaune zu erkennen ( Offb 8,13; 9,12; 11,14 ).

Diese fortschreitende Art der Gerichte zeigt sich beim Brechen des siebten Siegels: »Und als es das siebente Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben« ( Offb 8,1-2 ). Die sieben Engel führen dann die sieben Posaunengerichte aus und verstärken so die Verwüstung der Erde ( Offb 8,7-9,21 ).

Die siebte Posaune ist verbunden mit den sieben Schalen. Johannes stellt fest: »In den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein« ( Offb 10,7 ). Der Autor betont am Beginn und am Ende der Schalengerichte, dass mit ihnen der Zorn Gottes vollendet wird ( Offb 15,1.8; 16,17 ). Die siebte Posaune ruft die Ausführung der sieben Schalen und die Vollendung des Zornes Gottes hervor.

An den 144.000 Versiegelten kann man beispielhaft sehen, wie ein Posaunengerichtes auf ein Siegelgericht folgt. 144.000 Menschen wurden nach dem sechsten Siegel und vor der Freisetzung der Plage der vier Engel an ihren Stirnen versiegelt ( Offb 7,1-8 ). Die fünfte Posaune bringt eine dämonische Plage über die Menschheit und quält »die Menschen, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben« ( Offb 9,4 ). Das sechste Siegel geht der dämonischen Plage der fünften Posaune voraus.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass folgende Punkte für die sukzessive Aufeinanderfolge der Gerichte sprechen: 1. der erste Eindruck beim Lesen des Textes; 2. der Abfolgecharakter in jeder Siebenheit; 3. die Verwendung von Ordnungszahlen; 4. der Aspekt der Aufeinanderfolge des einzelnen Teils jeder Siebenheit und 5. die sich aus dem Textzusammenhang ergebenden Anhaltspunkte.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Die Struktur der Offenbarung

Viertes Prinzip

Das vierte Prinzip zum Verständnis der Struktur der Offenbarung ist die Beziehung zwischen der siebzigsten Jahrwoche in Dan 9,27 und den eschatologischen Erörterungen in Mt 24 , Mk 13 , Lk 21 und Offb 4-19 . Thematische Parallelen zwischen den »Geburtswehen« in den Evangelien ( Mt 24,4-8; Mk 13,5-8 ; vgl. Lk 21,8-19 ) und den ersten sechs Siegeln der Apokalypse ( Offb 6, 1-11 ) zeigen eine bestimmte Wechselwirkung zwischen den Ereignissen, die dort beschrieben werden.

Eine Analyse der endzeitlichen Reden bei Lukas ( Lk 21,22-23; 23,28-31 ) legt nahe, das sechste Siegel in Offb 6 , das zum Gräuel der Verwüstung hinführt, als Mittelpunkt von Daniels siebzigster Woche zu setzen ( Dan 9,27 ).

Lukas streut in den Schlusskapiteln seines Evangeliums endzeitliche Aussagen ein ( Lk 17,20-37; 19,41-44; 21,5-38; 23,26-31 ). Die letzte Offenbarung eschatologischer Lehre ( Lk 23,26-31 ) geschieht vor dem Hintergrund der Kreuzigung Jesu Christi. Lukas stellt fest: »Es folgte ihm aber eine große Menge Volks und Frauen, die wehklagten und ihn bejammerten. Jesus wandte sich aber zu ihnen und sprach: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder! Denn siehe, Tage kommen, an denen man sagen wird: Glückselig die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gestillt haben« ( Lk 23,27-29 ).

Es scheint so, als bestehe das Glück jener Tage darin, in einer Zeit der Qualen nicht mit Schwangerschaft oder mit der Sorge um kleine Kinder belastet zu sein. Bei Matthäus, Markus und Lukas lesen wir die negative Formulierung dieser Aussage: »Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen« ( Mt 24,19; Mk 13,17; Lk 21,23 ).

Diese Mahnung geschieht im Hinblick auf die Verfolgung, die sich aus dem Gräuel der Verwüstung und der Zerstörung Jerusalems ergibt ( Mt 24,15-24; Mk 13, 14-23; Lk 21,20.24 ). Die Einwohner Jerusalems werden ermahnt, in die Berge von Judäa zu fliehen, um sich vor der drohenden Verfolgung zu schützen. Über schwangere Frauen und solche mit Säuglingen wird ein »Wehe!« ausgerufen, weil ihre Flucht durch ihre Verantwortung und ihre Besorgtheit um andere behindert wird. Gesegnet sind da Frauen, die diese Lasten nicht haben, denn sie können schneller und leichter fliehen.

Ein weiteres Ereignis in diesem Bericht beschreibt die Reaktion mancher Menschen auf die folgende Trübsal: »Dann [tót e] werden sie anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns« ( Lk 23,30 ). Tót e, das auch mit »zu dieser Zeit« übersetzt werden kann, verweist auf eine nahe Aufeinanderfolge dieser beiden Ereignisse. Menschen, die in die Berge fliehen, werden den Bergen und den Hügeln zurufen: »Verbergt uns!«

Ein Vergleich von Lk 23,30 mit dem sechsten Siegel in Offb 6,12-17 zeigt eine weitere Entsprechung. In Offb 6,15-17 heißt es: »Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Mächtigen und jeder Sklave und Freie verbargen sich in die Höhlen und in die Felsen der Berge; und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorns. Und wer vermag zu bestehen?«

Eine Einbindung dieser Angaben in die Texte der Synoptiker legt folgende prophetische Abfolge nahe: 1. der Gräuel der Verwüstung und die Zerstörung Jerusalems im Mittelpunkt der siebzigsten Jahrwoche Daniels ( Mt 24,15; Mk 13,14; Lk 21,20 ); 2. Menschen fliehen in die Berge ( Mt 24,16-18 ); Mk 13,15-16; Lk 21,21 ) und 3. Menschen rufen den Bergen und den Felsen zu, über sie zu fallen und sie vor dem Zorn Gottes und des Lammes zu verbergen ( Lk 23,30; Offb 6,15-17 ).

Eine mathematische Formel könnte helfen, diese Analogie zu verdeutlichen. Mathematiker lehren: Wenn A=B und B=C und C=D ist, dann ist auch A=D. Wenden wir diese Logik einmal auf unsere Texte an. Wenn der Zeitrahmen A (der Gräuel der Verwüstung im Mittelpunkt der siebzigsten Jahrwoche Daniels und die Trübsal der Synoptiker) gleich ist dem Zeitrahmen B (zu dieser Zeit fliehen die Menschen in die Berge, und Frauen werden vor den ihre Flucht behindernden Gefahren gewarnt), und wenn dieser Zeitrahmen B gleich ist dem Zeitrahmen C (die Menschen rufen den Bergen zu, über sie zu fallen) und dieser Zeitrahmen C gleich ist dem Zeitrahmen D (das sechste Siegel in der Offenbarung, wenn Gott und des Lamm den schrecklichen Tag ihres Zornes ausführen und die Menschen den Bergen zurufen, über sie zu fallen), dann ereignet sich A (der Gräuel der Verwüstung im Mittelpunkt der siebzigsten Jahrwoche Daniels) zur gleichen Zeit wie D (die Zeit des sechsten Siegels der Apokalypse). Textliche Entsprechungen, die die Entwicklung und den Zeitrahmen der siebzigsten Jahrwoche Daniels verdeutlichen, sind die folgenden:

1. der Gräuel der Verwüstung: Dan 9,27 = Mt 24,15-19; Mk 13,14-17 und Lk 21,20-21 ;

2. die Menschen fliehen vor der Verfolgung: Mt 24,15-19; Mk 13,14-17 und Lk 21,20-21 = Lk 23,29-31 ;

3. die Menschen rufen den Felsen zu, sie zu verbergen: Lk 23,29-31 = Offb 6,12-17 ;

4. folglich ist Dan 9,27 = Offb 6,12-17 . Wenn diese Gleichung richtig ist, dann haben wir eine Markierung erhalten. Sie kennzeichnet das sechste Siegel als Mittelpunkt von Daniels siebzigster Jahrwoche. Die ersten fünf Siegel ereignen sich aufeinander folgend parallel zu den »Geburtswehen«, wie sie in den Evangelien beschrieben werden. Daher ist anzunehmen, dass das sechste Siegel die siebzigste Jahrwoche in der Mitte teilt.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Struktureller Entwurf

Der folgende strukturelle Entwurf bietet eine anschauliche Sicht der Entwicklung der Apokalypse. Diese fortschreitende Enthüllung gleicht einer sich nach oben hin konisch zuspitzenden Wendeltreppe. Der Höhepunkt der Apokalypse ist die Ankunft des Sohnes des Menschen. Das Grundmotiv, das zu der Wiederkunft Christi hinführt, ist die zunehmende Verschärfung der siebenfachen Gerichte ( 4,1-19,21 ). Diese Siebenheiten entfalten sich jeweils eine aus der anderen bis hin zum Höhepunkt weltweiter Zerstörung. Dieser Fortgang wird immer wieder unterbrochen, um weitere Informationen in Form erzählender Vorausschau oder erzählender Zusammenfassung zu offenbaren. Durch erzählende Vorausschau erfahren wir über Ereignisse, die an späterer Stelle der Apokalypse ihren Platz haben. Erzählende Zusammenfassungen stellen apokalyptische Szenarien vor, die auf vergangene Ereignisse zurückblicken und den Leser auf Künftiges vorbereiten.

 

OFFENBARUNG

die Struktur

Der strukturelle Entwurf der Offenbarung

I. Vorrede: »was du gesehen hast«; 1,1-20

II. Briefe an die sieben Gemeinden: »was ist«; 2,1-3,22

III. Gottes Zorn/Große Trübsal: »was nach diesem geschehen muss«; 4,1-19,21

A. Einführung in die sieben Siegelgerichte; 4,1-5,14

1. Thron Gottes im Himmel; 4,1-11 Die erste Hälfte der Trübsal

2. Das Buch des Lammes; 5,1-14

B. Die sechs Siegelgerichte; 6,1-7,17

1. Erstes Siegel: weißes Pferd; 6,1-2

2. Zweites Siegel: rotes Pferd; 6,3-4

3. Drittes Siegel: schwarzes Pferd; 6,5-6

4. Viertes Siegel: fahles Pferd; 6,7-8

5. Fünftes Siegel: Märtyrer unter dem Alter; 6,9-11

6. Sechstes Siegel: Großer Tag des Zornes Gottes; 6,12-17 ; Mittelpunkt

7. Erzählende Vorschau: Die Erlösten Gottes; 7,1-17

a) Versiegelung der 144.000; 7,1-8

b) Märtyrer aus der Großen Trübsal; 7,9-17

C. Das siebte Siegel: sieben Posaunen; 8,1-18,24 Zweite Hälfte

1. Brechen des siebten Siegels: Einführung der sieben Posaunen; 8,1-6

2. Erste Posaune: ein Drittel der Erde vernichtet; 8,7

3. Zweite Posaune: ein Drittel des Meeres vernichtet; 8,8-9

4. Dritte Posaune: ein Drittel des Wassers vernichtet; 8,10-11

5. Vierte Posaune: ein Drittel des Himmels vernichtet; 8,12

6. Einführung der drei »Wehe!«; 8,13

7. Fünfte Posaune: erstes »Wehe!«, gequälte Menschen; 9,1-12

8. Sechste Posaune: zweites »Wehe!«, ein Drittel der Menschheit hinweggerafft; 9,13-11,14

a) Sechste Posaune: ein Drittel der Menschheit vernichtet; 9,13-21

b) Erzählende Vorschau: kleines Büchlein, Endgericht; 10,1-11

c) Erzählende Zusammenfassung: Verfolgung der Zeugen; 11,1-14

9. Siebte Posaune: sieben Schalen, drittes »Wehe!«; 11,15-18,24

a) Siebte Posaune: Ausrufung des Reiches Gottes; 11,15-19

b) Erzählende Zusammenfassung; 12,1-14,13

1. Frau und Knabe im Kampf mit Satan; 12,1-6

2. Krieg der Engel im Himmel; 12,7-12

3. Krieg auf der Erde; 12,13-17

4. Das Tier aus dem Meer; 13,1-10

5. Das Tier aus der Erde; 13,11-18

6. Erzählende Vorschau; 14,1-13

c) Einführung der sieben Schalen; 14,14-15,8

1. Der Sohn des Menschen mit einer Sichel; 14,14-16

2. Weinkelter des Zornes Gottes; 14,17-20

3. Sieben Engel mit sieben Plagen; 15,1

4. Anbetung Gottes und des Lammes; 15,2-4

5. Sieben Engel empfangen die Schalen; 15,5-8

d) Sieben Schalengerichte: Das Ende 16,1-18,24 Die Tage des Endes

1. Erste Schale: böse Geschwüre; 16,1-2

2. Zweite Schale: das Meer zerstört; 16,3

3. Dritte Schale: Flüsse zerstört; 16,4-7

4. Vierte Schale: versengende Hitze; 16,8-9

5. Fünfte Schale: Finsternis; 16,10-11

6. Sechste Schale: Kriegsvorbereitungen; 16,12-16

7. Siebte Schale: weltweite Zerstörung; 16,17-21

8. Erzählende Zusammenfassung; 17,1-18,24

a) Beschreibung und Vernichtung der Hure; 17,1-18

b) Verurteilung und Zerstörung Babylons; 18,1-24

D. Ankunft Jesu Christi; 19,1-21 Ende der Trübsal

1. Einführung und Lobpreis seiner Ankunft; 19,1-10

2. Ankunft Jesu Christi; 19,11-16

3. Gericht über das Tier, den Falschen Propheten und die Menschen; 19,17-21

IV. Tausendjähriges Reich: »was nach diesem geschehen muss«; 20,1-15

A. Satan im Abgrund gebunden; 20,1-3

B. Die Heiligen auferstanden; 20,4-6

C. Endgericht über Satan; 20,7-10

D. Endgericht über die Menschheit; 20,11-15

V. Das neue Jerusalem; 21,1-22,5

VI. Schlussrede; 22,6-21

Siehe auch: Offenbarung, Datierung ; Offenbarung, Auslegung .

John A. McLean

Gary Cohen: Understanding Revelation (Chicago: Moody Press, 1978); John A. McLean: The Structure of Revelation in: When the Trumpet Sounds (Eugene, Oreg.: Harvest House, 1995); Robert L.Thomas: Revelation 1-7 (Chicago: Moody, 1992).

 

OFFENBARUNG 11

die beiden Zeugen

Die beiden Zeugen in Offb 11 treten plötzlich auf. Außer der Tatsache, dass es sich um Propheten Gottes handelt, gibt es keine weiteren Informationen ( Offb 11,3-4.10 ). Godet schreibt, es handle sich dabei um »den verblüffendsten Teil des Buches«. Das ist eine Übertreibung, wenn man das Thema des Buches bedenkt. Auf jeden Fall aber führen die beiden Zeugen während der Trübsal einen wichtigen Auftrag Gottes aus.

 

OFFENBARUNG 11

die beiden Zeugen

Wer sind die beiden Zeugen?

Die Identifikation dieser beiden Zeugen wird unter den Bibelgelehrten viel diskutiert. Es gibt mindestens sieben grundlegend verschiedene Meinungen und zahlreiche Vorstellungen darüber, wer diese beiden sind. Im Folgenden geben wir eine kurze Untersuchung der bekanntesten Meinungen wieder.

1. Mose und Elia . Dies ist die bekannteste Sichtweise während des vergangenen Jahrhunderts. Für diesen Standpunkt sprechen folgende Argumente:

a) Mal 4,5-6 sagt anscheinend voraus, dass Elia vor dem Tag des Herrn wiederkommt, um Israel zu Gott zu bekehren und das Land zu verfluchen.

b) Die Art von Wundern, die die beiden Zeugen vollbringen, werden mit Begriffen beschrieben ( Offb 11,6 ), wie wir sie auch in den Berichten über Mose und Elia finden. Das wird besonders bei der Zurückhaltung des Regens und der Verwandlung von Wasser zu Blut deutlich.

c) Mose und Elia erschienen bei der Verklärung Jesu. Daher scheinen sie auf irgendeine Weise Gläubige darzustellen oder zu repräsentieren, die die Todeserfahrung gemacht haben beziehungsweise nicht gemacht haben.

d) Tenney verweist darauf, dass Elia nach dem Bericht in 2Kö 2,11 in den Himmel aufgenommen wurde. Auf eine Himmelfahrt Moses wird bei Origenes und Clemens von Alexandrien verwiesen.

e) Mose und Elia sahen sich im Alten Testament stets großem Widerstand gegenüber - Mose musste dem Pharao und den Kindern Israel gegenübertreten und Elia hatte Ahab, Isebel und die achthundert Propheten des Baal und der Aschera gegen sich.

f) Manche glauben, dass Mose und Elia die Befreiung aus geistlicher und leiblicher Knechtschaft darstellen. Das mache ihr Auftreten, während der Trübsal Jakobs verständlich.

2. Henoch und Elia . Die am zweithäufigsten verbreitete Sicht ist die, dass diese beiden entrückten Propheten des Alten Testaments die Propheten vor dem zweiten Kommen Christi auftreten werden. Für diesen Standpunkt sprechen folgende Argumente:

a) Da weder Elia noch Henoch gestorben sind, sondern in den Himmel versetzt wurden, haben sie möglicherweise noch einen künftigen Dienst zu verrichten, ehe sie durch den Antichristen den Tod erleiden.

b) Beide waren Gerichtspropheten. Sie scheinen in die gesamte Situation zu passen, der sich die beiden Zeugen in Offb 11 gegenübersehen.

c) Diese Sichtweise findet man im Evangelium des Nikodemus: »Ich bin Henoch, der Gott gefiel und zu ihm hin entrückt wurde. Und dies ist Elia der Tisbiter. Wir werden auch am Ende des Zeitalters lebendig sein, aber dann werden wir von Gott gesandt werden, um dem Antichristen zu widerstehen und von ihm ermordet zu werden. Und wir werden nach drei Tagen auferstehen und in die Wolken aufgenommen werden, um dort mit dem Herrn zusammenzutreffen.«

3. Die wahre Gemeinde . Vertreter einer Entrückung in der Mitte oder nach der Trübsal glauben, dass die beiden Zeugen ein Symbol oder ein Bild für die Gemeinde oder die Märtyrer der Trübsal sind. Sie begründen diesen Standpunkt mit den zwei Ölbäumen und den zwei Leuchtern in Offb 11,4 und in Sacharja 4,1-4 .

4. Das Alte und das Neue Testamen t. Die beiden Zeugen könnten Symbole für das Wirken des Wortes Gottes sein, für das Alte und Neue Testament.

5. Elia und Johannes den Täufe r. Wie Johannes der Täufer in seinem Dienst, der dem des Elia sehr ähnlich war, den Weg für die erste Ankunft Jesu Christi bereitete, könnten sie beide zusammen wieder auftreten, um gemeinsam den Weg für seine zweite Ankunft vorzubereiten.

6. Ein Bild für das Zeugnis gegen den Antichriste n. Bei diesem Standpunkt geht man davon aus, dass die beiden Zeugen ein Bild für das zeugnishafte Reden während der Trübsal in Jerusalem gegen den Antichristen sind.

7. Zwei Heilige aus der Trübsalszei t. Die beiden Zeugen, die in Offb 11 als Propheten gegen den Antichristen auftreten, sind zeitgenössische Personen, die vorher noch nicht gelebt haben. Dafür sprechen folgende Argumente:

a) Weil sie getötet und auferweckt werden, kann man sie kaum mit verherrlichten Propheten der Vergangenheit gleichsetzen.

b) Alle Argumente, die für Propheten der Vergangenheit sprechen, sind nur indirekt und wenig überzeugend.

c) Ihre Identität als wirkliche aktuelle Menschen und nicht bloß als Symbol ergibt sich aus dem normalen Lesen des Textes und aus dem Gebrauch des bestimmten griechischen Artikels für die Zeugen in Offb 11,3 sowie aus der Tatsache, dass ihr Handeln den Taten wirklicher Propheten entspricht.

d) Sie vollbringen Machttaten und Wunder, die denen von Mose und Elia vergleichbar sind.

Die Ansicht, es handle sich um zwei Heilige der Trübsal, scheint die passendste Antwort auf die Frage »Wer sind die beiden Zeugen?« zu sein. a) Henoch war ein Heide, und Offb 11 scheint einen Israeliten vorauszusetzen. b) In den Himmel entrückt zu werden, setzt nicht voraus, dass diese Person einen künftigen Dienst auf der Erde verrichten muss. c) Die Art ihres Dienstes und der von ihnen vollbrachten Wunder wird zwar in der Bibel mit dem Wirken von Mose und Elia gleichgesetzt, aber es ist eben nur ein Vergleich und keine Identifikation ( Mt 11,10-14 und Lk 1, 13-17 ). d) Ein zweites Kommen Moses wird in der Bibel nicht verheißen. Und die prophetische Aussage in Mal 4,5-6 , die eine Rückkehr Elias in der Zukunft anzuzeigen scheint, wurde durch Johannes den Täufer erfüllt ( Mt 11,10-14; 17,10-13; Lk 1,13-17 ). e) Der Dienst der beiden Zeugen wird eine stärkere Wirkung und größeren Einfluss auf die Welt haben als die Dienste von Mose und Elia im Alten Testament.

 

OFFENBARUNG 11

die beiden Zeugen

Wo werden die beiden Zeugen auftreten?

Das Zentrum ihres Dienstes wird Jerusalem sein. Der Apostel Johannes schreibt, dass sie dem Tier, das heißt dem Antichristen, 1260 Tage (also zweiundvierzig Monate oder dreieinhalb Jahre) lang entgegentreten ( Offb 11,2-3 ). Der Einfluss ihres Dienstes wird jedoch weltweit sein, da sie dem Antichristen von Angesicht zu Angesicht widerstehen ( Offb 11,9-10 ). Schließlich wird der Antichrist, nachdem sie vollbracht haben was Gott ihnen aufgetragen hat, Krieg mit ihren führen und sie in Jerusalem töten ( Offb 11,8 ).

 

OFFENBARUNG 11

die beiden Zeugen

Wann werden die beiden Zeugen auftreten?

Sie werden während der Trübsal ihren Dienst tun, und zwar während der letzten Hälfte der Trübsal, die auch die Große Trübsal genannt wird, wenn sich der Antichrist gegen Israel wendet. Ihre Verkündigung des göttlichen Gerichts und der Notwendigkeit des göttlichen Schutzes passt in die Zeit, auf die in Offb 11,1-2 und in Dan 9,27 hingewiesen wird, sowie auf die Zeit, die unmittelbar vor der siebten Posaune beginnt, in der die sieben Schalen des Gerichts ausgegossen werden ( Offb 11,15-16,1 ).

 

OFFENBARUNG 11

die beiden Zeugen

Wie werden die beiden Zeugen ihren Dienst versehen?

Das Besondere ihres Dienstes wird durch die Art ihrer Kleidung symbolisiert. Der Apostel Johannes beschreibt sie als in Sacktuch gekleidet ( Offb 11,3 ), ein Bild für eine Zeit großer Bedrückung, der Verderbnis und der Trauer, in der die Menschen den Herrn suchen ( Jon 3,6; Jes 37,1-5 ). Ihre mächtigen Wundertaten sind göttlich und denen von Mose und Elia vergleichbar. Sie unterscheiden sich jedoch darin von jenen, dass sie Widersacher mit Feuer töten können, das von ihrem Mund ausgeht! Ihr Hauptbestreben wird sein, als Zeugen dem Tier, dem Antichristen, zu widerstehen ( Offb 11,3-7; 13,1 ff). Anscheinend werden sie verkündigen, dass dieser beliebte Weltführer der in der Bibel vorausgesagte Antichrist ist. Während ihrer Wirkungszeit wird es eine furchtbare Dürre geben ( Offb 11,6 ) und verschiedene Plagen werden die Erde heimsuchen. Wenn sie getötet sind, werden der Antichrist und ihre Widersacher nicht erlauben, dass man ihre Leichname bestattet, sondern sie müssen in Jerusalem an der Stelle, an der sie ermordet wurden, auf der Straße liegen bleiben. Dreieinhalb Tage lang werden die Menschen auf der ganzen Welt ihre Leichname sehen, vermutlich im Fernsehen und in den Zeitungen. Die Führer der Welt werden sich aus Freude über ihren Sieg gegenseitig beschenken und Feste feiern. Allerdings werden sich zwei großartige Dinge am Ende dieser wenigen Tage ereignen: Gott erweckt die beiden Zeugen vor den Augen der Welt wieder zum Leben und sie werden ebenso vor aller Welt in den Himmel aufgenommen ( 11,11-12 ). Ein schreckliches Ereignis wird ihrer Himmelfahrt folgen, denn ein gewaltiges Erdbeben wird Jerusalem erschüttern und siebentausend Menschenleben fordern. Dieses Ereignis ruft eine zweifache Reaktion unter den Menschen hervor: in namenlosem Schrecken geben sie Gott die Ehre ( Offb 11,13 ).

Eugene Mayhew

A. C. Gaebelein: Revelation (New York: Publication Office Our Hope, 1915); Herman Hoyt: An Exposition of the Book of Revelation (Winona Lake, Ind.: Brethren Missionary Herald Co., 1966); Leon Morris: The Revelation of St. John (Grand Rapids: Eerdmans, 1969); J. Dwight Pentecost: Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993); Merrill C. Tenney: Interpreting Revelation (Grand Rapids: Eerdmans, 1957); John F. Walvoord: The Revelation of Jesus Christ (Chicago: Moody Press, 1966).