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Jerusalem in der biblischen Prophetie

 

JERUSALEM IN DER BIBLISCHEN PROPHETIE

Jerusalem ist die herausragende Stadt aller Städte - sowohl in prophetischer als auch in historischer Hinsicht. Obwohl sich das ernsthafte Studium größtenteils auf Jerusalem in seiner historischpolitischen Bedeutung konzentriert hat, ist die Stellung, welche die Stadt Jerusalem im prophetischen Schrifttum einnimmt, viel größer, als weithin angenommen wird. Allein unter dem Namen Jerusalem wird die Stadt im biblischen Bericht etwa 800-mal ausdrücklich erwähnt, wobei sie zusätzlich unter vielen anderen Namen darin vorkommt. Unter dem einen oder anderen Namen erscheint Jerusalem in etwa zwei Dritteln der alttestamentlichen und in fast der Hälfte der neutestamentlichen Bücher. Wissenschaftler haben 465 Verse im Alten und 24 im Neuen Testament herausgefunden, die von der Zukunft Jerusalems nach der Zeit sprechen, da sie niedergeschrieben wurden. Dazu kommen natürlich noch buchstäblich Tausende von Versen, die Ereignisse berichten, welche dort stattgefunden haben. Wenn man die prophetische Bedeutung der Stadt untersucht, entdeckt man keine zusammenhanglose Anhäufung von Ereignissen oder Anmerkungen, sondern vielmehr ein sich allmählich entfaltendes Thema - ein Thema, das mit Gottes Absichten für das Volk Israel untrennbar verbunden ist. Als solches liefert es viele Argumente für das an der Heilszeitenlehre orientierte System des Prämillenialismus im Sinne der Vorentrückung und bietet eine wunderbare Darlegung der wörtlichen Erfüllung von Prophetie bis in die kleinsten Einzelheiten hinein.

Die frühesten Erwähnungen und Prophetien im Blick auf Jerusalem finden wir in den Mosebüchern (Melchisedek und Salem, Abraham in Morija, die künftige Stätte des in 5Mo 12 geweissagten Heiligtums) und in Zusammenhang mit der Belagerung Sanheribs.

  Dabei zeigt sich, dass bestimmte prophetische Themen in Bezug auf Jerusalem vorgestellt werden, die später wieder auftauchen. Aus diesen Themen ragen jene heraus, welche das Verhältnis der Stadt zu Gott, ihre Beziehung zu Gerechtigkeit, Frieden, Anbetung, Opfer und Freude sowie ihre traurigen Erfahrungen mit militärischer Belagerung beschreiben. Seit ihrer ersten Erwähnung (Salem in 1Mo 14 ) wird deutlich, dass die Stadt eine eigene Beziehung zu Jahwe besitzt (dort in der Person Melchisedeks dargestellt). Die Stadt wird als Stadt der Gerechtigkeit, des Friedens und der Anbetung sowie als Sitz von Priesterkönigen beschrieben.

 

Diese charakteristischen Themen im Blick auf Jerusalem werden - mal weniger, mal mehr - für die gesamte Geschichte der Stadt bis in die Zukunft hinein behandelt.

Es ist bedeutsam, dass die Stadt erstmalig in Verbindung mit Abraham erwähnt wird, und zwar nicht ohne Grund: Mit ihm, dem Stammvater des Volkes Israel, schloss Gott einen Bund, wobei Jerusalem die ewige Hauptstadt der Israeliten werden sollte.

 Auch die zweite Erwähnung Jerusalems als »Morija« hatte mit Abraham zu tun ( 1Mo 22 ).

Mit diesem Ereignis wird hier ein anderes wichtiges Thema - bei der ersten Erwähnung nur angedeutet - deutlich vorgestellt: das Thema des Opfers. Dieses Thema, das für die ganze Existenz Jerusalems von zentraler Bedeutung ist, wird im dritten biblischen Hinweis auf die Stadt genauer ausgeführt, als es um das Gesetz im Blick auf das zentrale Heiligtum geht. 5Mo 12 erläutert näher, dass es eine Stätte geben werde, wo Opfer dargebracht werden sollten.

Sie werde jener Ort sein, den Jahwe erwählt hatte: Dort wollte er wohnen, dies sollte die Stätte seines Namens sein. Beim Wiederaufgreifen des zuvor schon erwähnten Themas der Anbetung wird hier der Aspekt der Freude hinzugefügt. Diese prophetische Linie findet bei der Fertigstellung des Tempels in Jerusalem ihre Erfüllung, als das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes auf den Tempel herabkam.

 

Jerusalem als Hauptstadt des Volkes wurde zur anerkannten Wohnstätte der Gegenwart Gottes - als der eine Ort, wo man Opfer darbringen sollte, der Mittelpunkt des Gottesdienstes und die Stadt der Gerechtigkeit, die wunderbaren Frieden und herrliche Freude erlebte. Als der prahlerische Sanherib später die Stadt belagerte ( 1Kö 18-19; 2Chr 32; Jes 36-37 ), wurde Jerusalem durch ein übernatürliches Eingreifen gerettet. Damit wurde die größere Rettung vor einem künftigen Verderber vorgeschattet, der dem heiligen Gott widerstehen und seine erwählte Stadt zerstören will.

Der Stadt wären weiterhin die Segnungen und der Schutz Jahwes sicher gewesen, wenn sie nicht durch Götzendienst Hurerei getrieben und an immer größeren Sünden festgehalten hätte. Weil sie Götzendienst und Gottlosigkeit liebte und trotz anhaltender sowie wiederholter Warnungen und Einladungen nicht umkehren wollte, blieb nichts anderes übrig, als Gericht über die Stadt hereinbrechen zu lassen, weshalb Gott die Babylonier (Chaldäer) als Feinde gegen Jerusalem einsetzte.

 Eine Vielzahl detaillierter Prophezeiungen ging genau zu dem Zeitpunkt in Erfüllung, als die Stadt zerstört und das Volk zum großen Teil deportiert wurde ( 2Kön 25 ). Dieses Ereignis kennzeichnete den Beginn eines ausgedehnten Zeitraums, der von Christus als die »Zeiten der Nationen« bezeichnet wurde ( Lk 21,24 ). Diese Periode hat jetzt weit über zweitausend Jahre gedauert und wird so lange weiterbestehen, bis Jerusalem unter der Herrschaft Jesu Christi stehen wird. Während an ihrem Beginn die Eroberung Jerusalems durch die erste große heidnische Weltmacht stand, wird ihr Ende von der Rettung der Stadt vor der letzten Weltmacht der Nationen gekennzeichnet sein, weil dann der zurückkehrende Christus bei seiner Wiederkunft als der Stärkere eingreift.

Mit der Rückführung Israels in das Land nach der babylonischen Gefangenschaft und noch stärker mit dem Wiederaufbau und der Wiederherstellung der Stadt wird der Beginn eines weiteren bedeutsamen prophetischen Zeitraums angezeigt.

 

 Er ist mit der Prophetie von den siebzig Wochen in Dan 9 verbunden, wo eine prophetische Chronologie der Geschichte Israels während der Zeiten der Nationen aufgezeigt wird. Die Tatsache, dass Jerusalems Geschichte in ihren verschiedenen Epochen dargestellt wird, ist nicht zu übersehen und als Wegweiser prophetischer Erfüllung wiederum von großer Bedeutung. In den ersten 69 Wochen finden die beiden Prophezeiungen von der Bewahrung Jerusalems während Alexanders des Großen Siegeszug ( Sach 9,1-8 ) und von der Notzeit Jerusalems unter Antiochus Epiphanes ( Dan 11,21-31 ) in allen Einzelheiten ihre Erfüllung. Diese Ereignisse liegen in der Zeit zwischen den Testamenten. Während der Zeit, in der unser Herr auf Erden lebte, gehen zwei weitere Prophezeiungen in Erfüllung.

 

 Die erste ( Sach 9,9 ), die gewöhnlich als »triumphaler Einzug« bezeichnet wird, kennzeichnet auf den Tag genau die Vollendung der ersten 69 Wochen. Die zweite Weissagung, die seinen Tod in Jerusalem betrifft, erfüllt sich im Grunde nach dem Ende der ersten 69 Wochen ( Dan 9,26 ).

Die Zwischenzeit zwischen der 69. und der 70. Woche ist nur von zwei Prophezeiungen im Blick auf Jerusalem gekennzeichnet. Die erste ( Dan 9,26 ) betrifft die Tötung des Messias, seine Kreuzigung. Dies war eine Tat vieler Angehöriger des Volkes, in der ihre Haltung - die Verwerfung des Messias - gipfelte. Als dies geschah, erfüllten sich auch die oft wiederholten Prophezeiungen von Jesus selbst.

 

Die zweite Weissagung ( Dan 9,26 ) - die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. - betrifft Gottes Handeln als Folge der Tatsache, dass das Volk den Messias weithin verworfen hatte. Auch dies geschah in Erfüllung der entsprechenden Ankündigungen Christi. Für die restliche Zeit dieser noch bestehenden Periode gibt es keine prophetischen Voraussagen, soweit sie spezielle Weissagungen im Blick auf Jerusalem betreffen. Die Tatsache, dass Jerusalem in diesem gegenwärtigen Zeitalter, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, erneut eine herausragende Rolle spielt, bereitet jedoch den Boden für die künftige Erfüllung von Prophezeiungen, die diese Stadt betreffen.

Wenn die Siebzigste Woche von Dan 9 beginnt, wird Jerusalem eine bedeutsame Rolle spielen. Weil Israel einen Vertrag mit dem Antichristen schließt, wird die Stadt nicht nur im Besitz der Juden sein, sondern auch eine Zeit des Friedens erleben, wobei der Tempel wiederaufgebaut und der Opfergottesdienst wiedereingeführt sein wird ( Dan 9,27; 12,11; Mt 24,15; Mk 13, 14; 2Thes 2,4; Offb 11,1-2 ).

 

Doch die Zeit des Friedens wird kurz sein, denn nach dreieinhalb Jahren wird der Antichrist den Vertrag brechen, gegen das Land ziehen, sich in den Tempel setzen und Jerusalem zur Hauptstadt der Welt machen. Der Märtyrertod der beiden Zeugen in Jerusalem kurz vor oder am Ende der Trübsal ( Offb 11,3-12 ) lässt eindeutig erkennen, dass die Stadt noch nicht den von Gott verheißenen künftigen Zustand erreicht hat. Statt die Stadt der Gerechtigkeit zu sein, wird sich die heilige Stadt nach wie vor als gottlos erweisen, indem sie weiterhin Gottes Boten verwirft, so wie sie es immer getan hat.

Der Abschluss der Siebzigsten Woche wird von Ereignissen in Jerusalem bestimmt, wenn die Armeen des Antichristen in Verbindung mit den Heeren des Ostens die Stadt belagern werden ( Sach 12; 14 ). Dann werden die Nationen gegen die Stadt versammelt werden mit dem Ziel, sie ein für allemal zu zerstören. Daraufhin wird der Messias wiederkommen, den gläubigen Überrest Israels erretten, den Feind vernichten und die gottlose Herrschaft über Jerusalem beenden. Die Zeiten der Nationen sowie die siebzig Wochen werden dann zum Abschluss gebracht sein.

Das irdische Jerusalem (im Unterschied zum himmlischen Neuen Jerusalem; Offb 21,9-22,7 ) wird im Tausendjährigen Reich weiterbestehen. Zu dieser Zeit werden dann die lange erwarteten Verheißungen in Verbindung mit dieser Stadt am umfassendsten verwirklicht werden (z.B. Jes 2,2-4; 60,1-20; 62,1-7; Mi 4,1-8; Sach 14,10 ).

Die Stadt wird heilig und eine Stadt der Gerechtigkeit sein. Sie wird die Stadt Jahwes sein, denn dort wird man erneut erleben können, wie seine Gegenwart sichtbar wird, wenn Christus regiert. Sie wird die Stadt der Anbetung sein - nicht nur für Israel, sondern auch für alle Nationen.

Politisch gesehen wird Jerusalem der Mittelpunkt der gesamten Erde sein, denn der messianische Priesterkönig wird von Jerusalem aus über alle Nationen herrschen. Weil es keinen Eindringling mehr fürchten muss, wird Jerusalem die Stadt bedingungslosen Friedens und großer Freude sein. Die herrliche Stadt wird die wichtigste und berühmteste der Welt sein.

Nur noch einmal wird es einen - letztlich vergeblichen - Versuch Satans geben, die von Gott erwählte und geliebte Stadt zu zerstören ( Offb 20,7-10 ). Ungeachtet dessen wird ein Neues Jerusalem in alle Ewigkeit weiterbestehen ( Offb 21; 22; 2Chr 33,4; Ps 48,9; Joe 4,20; Mi 4,7 ).

Siehe auch: Daniel, Eschatologie ; Micha, Eschatologie .

Harold D. Foos

Harold D. Foos, Jerusalem in Prophecy (Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades, Dallas Theological Seminary, 1965); Lewis Bayles Paton, Jerusalem in Bible Times (Chicago: The University of Chicago Press, 1908); J. Simons, Jerusalem in the Old Testament (Leiden: E. J. Brill, 1952); George Adam Smith, Jerusalem (London: Hodder and Stoughton,