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Offenbarung Kapitel 13
Walter ScottW.J. Ouweneel; W.D.B.L; Walvoord;
J. D. Pentecost; Der falsche Prophet von: Arnold Fruchtenbaum
Kp 13 Charles Andrew Coates  CAC

Das Tier aus dem Meer (13,1-10)
Das Tier aus der Erde (13,11-18)
Verse  ...und seine Zahl ist 666“   15-18  
WDBL Kapitel 13

Walter  Scott
Das erste Tier
Das Wiedererstehen des Römischen Reiches
Kapitel 12,18.
 - „Und ich stand auf dem Sand des Meeres."
 - Der Seher Johannes wurde jeweils an einen geeigneten Platz gestellt, von dem aus er die Dinge, die ihm gezeigt werden sollten, gut beobachten konnte. Solche Plätze waren der Himmel (Kap. 4,1), der Sand des Meeres (Kap. 12,18), die Wüste (Kap. 17,3) und der hohe Berg (Kap. 21,10); von diesen aus konnte er die ver schiedenen Gesichte, die vor seinen Augen vorüberzogen, unge stört betrachten. Der „Sand des Meeres", auf dem der Seher stand, versinn bildlicht die riesigen Mengen der Menschen (Kap. 20,8). Dieser symbolische Ausdruck ist allgemein üblich und wird häufig in der Literatur verwendet. Der Sand lenkt die Gedanken auf die zahl losen Mengen der Menschheit, und das unruhige Meer spricht symbolisch von den ungezügelten, aufrührerischen Kräften und Grundsätzen, die unter diesen wirksam sind. Die Massen der Menschen oder das „Völkermeer" werden also hier in einem Zu stand der Unruhe und der Umwälzungen gesehen. In dieser Um gebung stand der Seher und „sah aus dem Meer ein Tier auf steigen". Kapitel 13,1. - „Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufstei gen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung." - Ohne Zweifel stellt dieses Tier das alte Römische Reich dar, das erneut in Erscheinung treten wird. Es wird in ähnlicher Weise aufsteigen wie die alten Weltreiche: „Und vier große Tiere stiegen aus dem Meer herauf (Dan 7,3), auch sie erhoben sich aus dem ruhelosen Völkermeer. Die vier alten Welt reiche - das Babylonische, das Persische, das Griechische und das Römische Reich - werden sowohl durch Metalle (Dan 2) als auch durch Tiere (Dan 7) dargestellt, und sie werden auch in der Endzeit da sein,^ wenn der Herr kommt. Die ersten drei Mächte

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Der Seher spricht nicht von dem Zusammenbruch des Römischen Reiches und von der Tatsache, daß es seit vielen Jahrhunderten nicht mehr besteht. Er sah sein zukünftiges Wiedererstehen.
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werden, ihrer besonderen Kraft beraubt, in der Endzeit lediglich bestehen,[1] aber die vierte, das Römische Reich, wird wie in der Vergangenheit die beherrschende Macht auf der Erde sein. Rom entstand ursprünglich aus einem Zustand von Umwälzung, Chaos und Anarchie. Die Stadt wurde erbaut, kurz bevor die zehn Stäm me Israels in die assyrische Gefangenschaft weggeführt wurden. Die vielen Aussprüche und Sagen in Zusammenhang mit dem Entstehen Roms wiesen alle auf die zukünftige Größe und Be deutung dieser Stadt hin.
In Daniel 7,3.7 wird der Aufstieg des Römischen Weltreichs in der Vergangenheit angekündigt, und in Offenbarung 13,1 spricht der Seher von seinem noch zukünftigen Wiedererstehen. Seit mehr als 15 Jahrhunderten besteht das weströmische Reich nicht mehr, [2] aber sein Aufleben in der Zu kunft steht außer Frage, und dies wird hier in der Offenbarung gesehen. Wann das Römische Reich wieder in Erscheinung treten wird, können wir nicht genau feststellen. Es wäre möglich, daß das Tier nach dem allgemeinen Zusammenbruch aller Regie rungsgewalt unter dem sechsten Siegel-Gericht (Kap. 6,12-17) als beherrschende Macht in den Vordergrund tritt.
Die Märtyrer, von denen in Kapitel 6,9-11 gesprochen wird, werden getötet, bevor die Verfolgung durch das Tier einsetzt. Ihnen wird gesagt, daß sie warten sollen, bis auch ihre Brüder bei ihnen sind, die nach ihnen getötet werden. Daraus geht hervor, daß das Tier während der Zeit der Siegel-Gerichte noch nicht als Verfolger der Heiligen tätig sein wird. Das Aufsteigen des Tieres aus dem Meer und aus dem Abgrund Hier wird das Tier gesehen, wie es tatsächlich auf diesem Schau platz der Erde erscheinen wird, es wird aufsteigen „aus dem Meer". Aber von dem Tier wird auch gesagt, daß es „aus dem Abgrund" heraufsteigen wird (Kap. 11,7; 17,8). Das Römische Reic

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1 Das Land der Chaldäer gehört zum heutigen Irak. Die Charakterzüge des Babylonischen Reiches werden aber im wiedererstehenden Römischen Reich gesehen werden. Nach dem Urteil Gottes wird Babel nie wieder als weltliche Macht in Erscheinung treten (Jer 51,60-64).
2 Rom fiel im Jahr 476 n. Chr. Der letzte Träger der Kaiserkrone, ein junger und schwacher Herrscher, war Romulus Augustus. Der erste Name erinnerte an den Gründer des Reiches, der zweite an den ersten Kaiser.
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wird in der 70. und letzten Jahrwoche Daniels wieder erscheinen, und es wird sich zunächst aus einem politischen und gesellschaft lichen Chaos heraus erheben. In seinem späteren, endgültigen Zustand wird sein teuflischer Ursprung und Charakter offenbar werden. Das Aufsteigen aus dem Meer deutet sein zukünftiges Hervorkommen aus den ungeordneten Verhältnissen auf der Erde an, das Heraufsteigen aus dem Abgrund seinen Zustand unter der Macht und Führung Satans. Dieser letzte Zustand des Reiches wird sich nach dem Herabwerfen Satans auf die Erde zeigen, mit dem auch die große Drangsal beginnt. Während der letzten dreieinhalb Jahre seines Bestehens wird das Wesen und Handeln des Reiches seinen satanischen Charakter deutlich erkennen lassen.

Die Hörner und Köpfe des Tieres
 1. -"... welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe." - Hier werden die Hörner vor den Köpfen enwähnt.
 In Kapitel 12,3 und 17,3 ist die Reihenfolge umgekehrt. Der Grund, warum hier die zehn Hörner vor den Köpfen genannt werden, ist wahrscheinlich der, daß das Tier (das Römische Reich) bei seinem zukünftigen Erscheinen aus zehn Königreichen bestehen wird. Deshalb wird die Aufmerksamkeit auf dieses neue Merkmal des Reiches gelenkt, ein Merkmal, das es in der Vergangenheit nicht hatte. Sieben Diademe sah der Seher auf den Köpfen des Drachen (Kap. 12,3), hier sah er zehn Diademe auf den Hörnern des Tieres. Die zehn mit Diademen gekrönten Hörner sind zehn Könige (Kap. 17,12). Bald werden diese zehn Staaten in Westeuropa deutlich zu erkennen sein. Heute wären wir noch auf Vermutungen angewiesen, wenn wir sie aufzählen oder ihre Grenzen angeben sollten. Sie werden aber klar zu sehen sein, wenn Gott sie gemäß Seiner Vorsehung erscheinen läßt. In der Vergangenheit hat das Römische Reich nie diese Form gehabt. Als es zusammenbrach, entstanden zahlreiche Königreiche und kleinere Staaten aus dem einen riesigen Reich mit einem mächtigen Herrscher. Aber wenn es wiedererstehen wird, werden in seinen Grenzen zehn Staaten bestehen. Die zehn Könige oder Staatsoberhäupter werden dann vermutlich des ge genseitigen Neids und Streits müde sein; sie werden „einen Sinn

haben und ihre Macht und Gewalt dem Tier geben" (Kap. 17,13). Dann wird es nur noch einen maßgebenden Herrscher über dieses Reich geben, das „kleine Horn" aus Daniel 7. Dieser römische Fürst wird für eine Woche (sieben Jahre) einen Bund mit der abgefallenen Nation der Juden schließen (Dan 9,27), diesen aber „zur Hälfte (oder in der Mitte) der Woche" brechen. Beim Kommen des Herrn in Macht und Gericht wird er sein endgültiges Los im Feuersee finden (Offb 19,20).

Namen der Lästerung

1. - und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung." - Dies ist ein weiteres und noch schlimmeres Merkmal des Tieres. Einen oberflächlichen Betrachter mag das Reich mit seiner gewaltigen Macht und Größe stark beeindrucken, aber sein gotteslästerlicher Charakter, der „auf seinen Köpfen" (die das Tier in seinem Handeln leiten) offen zur Schau getragen wird, muß jeden nach denklichen Menschen erschrecken. Die sieben Köpfe des Tieres stellen nicht wie in Kapitel 17,10 aufeinanderfolgende Herrscher oder Regierungsformen dar, sondern die vollständige und fast unbegrenzte Regierungsgewalt, mit der das Tier in den Tagen der Endzeit ausgestattet sein wird; sie deuten die Fülle der mit K/ughe/f ausgeübten Regierungsmacht an (wie in Kap. 12,3).

Auf diesen Köpfen werden „Namen der Lästerung" stehen. Nach der Preisgabe des christlichen Bekenntnisses und dem Abfall von Gott (2. Thess 2,3) wird die öffentliche Lästerung Gottes das traurige Ergebnis sein. Das Tier wird Gott offen herausfordern und sich entschieden gegen alle stellen, die Ihm angehören (Kap. 13,6). Dies wird ein deutliches Kennzeichen des Römischen Reiches in seinem letzten Zustand sein. Nicht ohne verständ lichen Grund hätten wir die Namen der Lästerung eher auf den Köpfen des Drachen erwartet, aber sie wurden auf den Köpfen des Tieres gesehen. Dieses wird öffentlich auftreten mit seinem direkten und schamlosen Widerspruch gegen Gott und Seinen Gesalbten und gegen alle, die „ihre Hütte in dem Himmel haben". Die Mehrzahl „Namen der Lästerung" deutet an, daß dabei an jede Form und Art der Verunehrung Gottes in den Augen der Menschen zu denken ist.

Die Wesenszüge des Römischen Reiches

2. - „Und das Tier, das ich sah, war gieich einem Pardei, und seine Füße wie die eines Bären, und sein Maui wie eines Löwen Maui. Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewait."
- Das Tier, das Römische Reich, wird neben seinen eigenen, ganz besonderen Merkmaien auch die wesentlichen Merkmaie der drei früheren Weltreiche in sich vereinigen.^ in Daniel 7 sind alle vier Weitreiche symboiisch be schrieben. Dieses Kapitel im Buch Daniel enthält eine zusammen hängende Prophezeiung. Sie umfaßt die Zeit von der Eroberung Judas und Jerusalems bis zur allumfassenden und ewigen Herr schaft des Herrn, mit anderen Worten, von der Regierungszeit Nebukadnezars bis zur Herrschaft des Sohnes des Menschen. Die ersten drei Weitreiche werden nur kurz beschrieben, das der Chaidäer in Vers 4, das der Meder und Perser in Vers 5 und das der Griechen in Vers 6. Der Rest des Kapitels ab Vers 7 ist hauptsächlich der Betrachtung des vierten Tieres gewidmet, das nicht mit Namen genannt, aber in seinen Eigenarten beschrieben wird. Beim Vergleichen von Daniel 7 mit Offenbarung 13,2 fällt auf, daß die wilden Tiere in umgekehrter Reihenfolge enwähnt werden. In Daniel 7 erfordert es der geschichtliche Ablauf, daß der Löwe, das bevorzugte Symbol des berühmten Babylonischen Weitreiches, zuerst genannt wird, in Offenbarung 13,2 steht der Pardei oder das dritte Weitreich an erster Stelle. Für den Pardei (oder Leopard oder Panther) sind schnelle Bewegungen und plötzliche Sprünge typisch, Merkmale, die auch Alexander, den mächtigen Griechen, kennzeichneten. Eine drückende und aus zehrende Schreckensherrschaft, wie sie die Perser in den erober ten Provinzen (vielleicht mit Ausnahme von Judäa) ausübten, wird bildlich durch die Füße eines Bären dargestellt. Danach wird von dem Maul eines Löwen gesprochen, ein Hinweis auf sein Brüllen,

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„Alle die wilden und starken Tiere, die in Daniel 7 zur Darstellung der verschie denen Weltreiche nacheinander vorgestellt werden, sind hier gleichsam in einem Ungetüm vereinigt. Darin liegt ein tiefer Sinn. Das Römische Weltreich vereinigte in sich selbst alle die schrecklichen und tyrannischen Grundzüge der vorhergehenden großen Weltreiche. Deshalb ist das zusammengesetzte Symbol in diesem Vers sehr treffend, indem es die Symbole der anderen Reiche in dem Symbol Roms ver einigt und so die vielgestaltige Einheit Roms, seine Macht und Grausamkeit sowie die Ausdehnung seiner Herrschaft eindrücklich vor Augen stellt." - „The Apocalypse" von Stuart
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das Schrecken auslöst, und auf seine Grausamkeit, mit der er seine Beute in Stücke zerreißt. Diese Merkmale einer tierischen Natur sehen wir hier zusammengefaßt und verkörpert in dem Römischen Reich, das auch in dem vierten Tier in Daniel 7 zu sehen ist.

Der Drache und das Tier
 2. - „Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewait." - Das Tier, das in sich die verschiedenen Merkmale und Eigenschaften der früheren Weltreiche vereinigen und ihre Herrschaft übernehmen wird, wird das geeignete Werk zeug für den Drachen sein, durch das er wirken kann. Das Tier wird also nicht nur die Weltherrschaft erben, die einst dem Nebukadnezar übertragen wurde, sondern auch die Grausamkeit und brutale Gewalt des Drachen in der Welt ausüben, gewissermaßen als sein Vertreter. Die List und Verschlagenheit der Schlange wird sich in dem anderen, zweiten Tier zeigen (Offb 13,11). Die satanische Macht aus dem Abgrund, Satans eigener Thron in mitten einer gottfeindlichen Welt und eine große Gewalt auf der Erde fügen sich zu dem schrecklichen Bild zusammen, das hier gezeigt wird. Der Herr Jesus venA^eigerte die Annahme der Herrschaft über „alle Reiche des Erdkreises" aus der Hand Satans (Lk 4,5-8) - hier sehen wir einen, der sie annehmen wird. Der aus dem Himmel geworfene Drache wird seine Macht und seinen symbolischen Thron auf der Erde dem Tier geben, das sich dann mit den Wesenszügen zeigen wird, die seiner Herkunft, seinem Heraufsteigen „aus dem Abgrund" (Kap. 17,8), entsprechen.

Der satanische Charakter des Römischen Reiches und das durch diesen geprägte Handeln des Tieres werden sich in der be vorstehenden schweren Drangsalszeit, in den dreieinhalb Jahren, die der Ankunft des Herrn in Herrlichkeit vorausgehen, völlig offenbaren. Nach dieser Zeit, am Ende der 70. Woche Daniels, werden das Tier und sein Mittäter im Bösen, das zweite Tier oder der Antichrist, „ins Verderben gehen", in den Feuersee. Die zwei Tiere in diesem Kapitel werden am Ende als zwei vom Teufel inspirierte und geleitete Menschen gesehen. Diese Hauptper sonen im Abfall der letzten Tage werden lebendig ihrem ewigen Los übergeben werden (Kap. 19,20).

Der Tod und das Wiedererscheinen des Tieres

3. - „Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode ge schlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier." - Dieser Vers spricht von dem Tod und dem Wiederaufleben des Tieres, also von dem staatlichen Ende und dem Wiedererstehen des Römischen Reiches. Offensichtlich wird der geschlachtete Kopf mit dem Tier gleichgesetzt. Das Römische Reich wurde in seiner Form als Kaiserreich sozusagen „geschlachtet": es hörte im Jahr 476 n. Chr. auf zu bestehen. Von jener Zeit an bis heute liegt das einst weltbeherrschende Reich als Staat im Zustand des Todes. Aber Gott wird gemäß Seiner Vorsehung das Reich aus einem Umfeld revolutionärer Leidenschaften und Konflikte wieder erstehen lassen, „aus dem Meer" (V. 1): „Seine Todeswunde wurde geheilt." Der Seher sah dies als vollendete Tatsache, wie auch der Vers 1 zeigt. Aber nach seinem Aufsteigen aus dem Meer, seinem Erscheinen als Staat in der Welt, wird in der Mitte der 70. Jahrwoche sein „Heraufsteigen aus dem Abgrund" folgen, dieses Erscheinen in seinem satanischen Charakter. Als ein Staatsgebilde auf der Erde wird das Tier also schon vor der Mitte der Woche bestehen. Dies geht auch aus der Prophezeiung hervor, daß sein „Fürst" einen festen Bund mit den abgefallenen Juden schließen wird für eine (ganze) Woche von sieben Jahren (Dan 9,27). Sein satanischer Charakter (Kap. 13,2; 17,8) wird sich dann in der letzten Hälfte dieser prophetischen Woche deutlich erweisen.

3. - „Und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier." - Das Tier wird in einer bis dahin unbekannten Weise und Wesensart erscheinen, ohne Beispiel in der Geschichte der Menschheit. Diese menschliche Macht, die sich mit satanischer Energie offen gegen Gott stellt, ausgerüstet mit der Macht und weitreichenden Gewalt Satans, wird Aufsehen auf der ganzen Erde erregen. Die ganze Erde wird sich über diesen Anblick verwundern. Wir sehen keinen Grund, den Ausdruck „die ganze Erde" einzuschränken. Das Wiedererstehen des Römischen Reiches muß für alle, die in seinem Einflußbereich und auch außerhalb desselben leben, höchst bedeutungsvoll sein. Die Gewalt des Drachen und sein Einfluß werden über die Grenzen der zehn Königreiche weit hinausgehen. Das Tier, dem Satan seine Macht gibt, wird einen
beherrschenden Einfluß über die ganze Erde ausüben, selbst über die heidnischen Gebiete.

Die Anbetung des Drachen und des Tieres

 4. - „Und sie beteten den Drachen an, well er dem Tier die Gewalt gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich? Und wervermag mit ihm zu kämpfen?" - Aus diesem Vers ersehen wir, daß Gott dann beiseite gesetzt und der Drache an Seine Stelle getreten sein wird. Nicht der Schöpfer, sondern Satan wird allgemein angebetet werden. Ein bloßes Be kenntnis wird in jenen bösen Tagen wertlos sein. In einer Um gebung, die gänzlich dem Satan hingegeben ist, kann allein eine wirkliche und gekannte Beziehung zu Gott vor dem Abfallen be wahren. Nur die, deren Namen geschrieben sind in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes (V. 8), nur die Auserwählten können dem Satan in jener Zeit seines scheinbaren Triumphes widerstehen. In den Augen der Menschen wird der Drache das tun, was nach ihrer Meinung nur Gott tun kann, nämlich dem Tier die höchste Gewalt auf der Erde geben. Deshalb werden sie den Drachen anbeten und ihm göttliche Verehrung darbringen.

Aber auch das Tier wird angebetet werden. Der Verwunderung, die sein Wiedererscheinen und die darauf folgenden übernatürlichen Zeichen in der Welt auslösen werden, wird Anbetung folgen. Sowohl die Verwunderung als auch die Anbetung wird dann allgemein verbreitet sein, und diese Anbetung wird nach ihrer Art und Ausdehnung alles übertreffen, was jemals früher in Rom ausgeübt wurde. Der Spiritismus, der in der letzten Zeit gewaltige Fortschritte gemacht hat, arbeitet auf ein bestimmtes Ziel hin: die Anbetung des Teufels. In Europa und Amerika wird die Teufelsanbetung bereits vielfach ausgeübt. Aus 2. Thessalonicher 2,3-12 wissen wir, daß der Mensch der Sünde (der Antichrist oder das zweite Tier in Offenbarung 13) ebenfalls angebetet werden wird. Welch eine Herausforderung Gottes! Welch eine Verhöhnung und Entstellung des Christentums! Nicht der wahre Gott, der Vater und der Sohn, wird angebetet werden, sondern eine teuflische Dreieinigkeit, der Drache, das Tier und der Mensch der Sünde. Ist dies das Ziel, auf das unsere christlich genannten Länder zusteuern? Die Vertreter der „höheren Kritik"

tun unter dem Einfluß Satans alles mögliche, um die Christenheit dem Teufel zuzuführen, und sie machen in dieser Richtung schnelle Fortschritte.

4. - „Wer Ist dem Tier gleich? Und wer vermag mit Ihm zu kämpfen?" - Diese Worte zeigen, daß seine Macht und seine Kriegskunst die beeindruckenden Eigenschaften sind, die die Bewunderung der Welt hervorrufen werden und damit auch die Huldigung, die ihm nach den Gedanken der Menschen wegen seiner hohen Stellung gebührt. Wir glauben jedoch, daß noch mehr angestrebt wird und daß dem persönlichen Haupt des wiederhergestellten Weltreiches göttliche Ehren erwiesen werden sollen.

Dahin wird das Bestreben des zweiten Tieres gehen (Kap. 13,11-15). Lästerung, Gewalt und Verfolgung durch das Tier 5.-7. - „Und es wurde Ihm ein Mund gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde Ihm Gewalt gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken. Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen wider Gott, seinen Namen zu lästern und seine Hütte und die, welche Ihre Hütte In dem Himmel haben. Und es wurde Ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde Ihm Gewalt gegeben über jeden Stamm und Volk und Sprache und Nation." - Eingewebt in dieses dunkle Geflecht satanischer Bosheit und menschlicher Anmaßung ist ein Faden des Trostes für die geliebten Heiligen Gottes der jetzigen und zukünftigen Zeit; es ist die Häufigkeit der Worte „es wurde ihm gegeben". Auch hinter dem Tier steht die verborgene, aber allmächtige Kraft Gottes. Satan hat keine Macht, die ihm nicht gegeben ist. Alle Macht kommt letztlich von Gott. Eine andere Sache ist die Aus übung der verliehenen Macht durch den einzelnen, und dafür ist jeder verantwortlich, selbst der Teufel. Die Macht, die einst den See von Galiläa mit einem heftigen Sturm peitschte, um das Schiff zu versenken, das die kostbarste Fracht trug, die je in einem Schiff befördert wurde, den Herrn Jesus und Seine Jünger - diese Macht hatte ihren Ursprung in der göttlichen Person, die im hinteren Teil des Schiffes schlief. Für eine kurze Zeit wurde dem Satan Gewalt über die Elemente der Natur gegeben, um uns zu
zeigen, daß seine Macht sowie die Dauer ihrer Ausübung von Gott nach Seinem Willen und Wohlgefallen überwacht und gezügelt wird (Mk 4,35-41).

Im Stolz seines Herzens wird das Tier sich selbst rühmen und Gott lästern. Wer er ist und was er getan hat, das wird ohne Zweifel der Inhalt der „großen Dinge" sein, die er reden wird; aber die bedeutsamen Worte „und Lästerungen" sind noch hinzugefügt. Er wird Gott und alle die Seinigen auf der Erde und im Himmel öffentlich lästern und schmähen mit Worten, die nicht wieder gegeben sind, aber sicher bitter und böse genug sein werden als Äußerungen eines Herzens, das von Gott abgefallen ist und vom Teufel geleitet wird. Noch einmal ist dann die Dauer des Wirkens der in dem Tier verkörperten Macht Satans auf der Erde angegeben: „Und es wurde ihm Gewalt gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken." Wir müssen beachten, daß hier nicht die Dauer des Bestehens des Tieres oder Römischen Reiches genannt ist, sondern die Zeit seiner Wirksamkeit in der Macht Satans. Es sind die zweiund vierzig Monate oder dreieinhalb Jahre vor der endgültigen Ver nichtung des Reiches. In dieser Zeit wird das Tier unter der direk ten Leitung des Drachen seinen Weg der Gotteslästerung und Gewalttat gehen. Die gesamte Dauer des Reiches von seinem Aufsteigen aus dem Meer (V. 1) bis zu seiner Vernichtung durch den Herrn bei Seiner Ankunft in Herrlichkeit (Kap. 19,19-21) um faßt zumindest die ganze letzte Jahn/voche Daniels. Sein zweiund vierzig Monate andauerndes satanisches Wirken wird in der Mitte dieser 70. Woche mit seinem (symbolischen) Heraufsteigen aus dem Abgrund beginnen.

 In dieser Zeit werden Gott und Seine Hütte und die Bewohner des Himmels, die „ihre Hütte in dem Himmel haben", Gegenstände der satanischen Lästerungen aus dem Mund des Tieres sein. Freche und böse Worte werden hervorkommen. Was gesagt werden wird, wissen wir nicht; aber wir können sicher sein, daß das Schlimmste, was der tiefe, durch den Drachen eingeflößte Haß gegen Gott hervorbringen kann, offen und laut ausge sprochen werden wird. Außerdem wird die Lästerung wahrschein lich den Charakter der Verachtung und des Hohns in bildlichen Darstellungen göttlicher Dinge annehmen. - Dann werden auch die Heiligen auf der Erde, die für die Rechte Gottes eintreten und

sich gegen den Drachen und seine ausführenden Werkzeuge stel len werden, der Macht und Willkür des Tieres ausgesetzt sein. Die Heiligen jener Tage werden nicht von der Art der siebentausend stillen Zeugen, sondern von der Art Elias sein, kühn und kompro mißlos in ihrem Zeugnis. Und dem Tier wird es gestattet sein, die Heiligen zu verfolgen, Krieg mit ihnen zu führen und „sie zu über winden". In Kapitel 11,7.8 wird ein ähnliches Geschehen beschrie ben, das allerdings auf Jerusalem begrenzt ist. Die dem Tier gegebene „Gewalt" wird über die Grenzen des zukünftigen Welt reiches noch hinausgehen. Sie scheint in ihrer Reichweite unbe grenzt zu sein, weil sie sich über „jeden Stamm und Volk und Sprache und Nation" (diese vierfache Unterteilung der gesamten Menschheit) erstrecken wird. In Kapitel 11,9 sehen wir als Beispiel Menschen aus allen Teilen der Erde in Jerusalem versammelt, die sich eins mit dem Tier machen werden in der Ermordung und schmählichen Behandlung der jüdischen Heiligen. Auch außer halb des Römischen Reiches werden also Länder und Völker unter seinem mächtigen Einfluß und seiner Gewalt stehen. Zwi schen dem Tier und der Frau, der Hure (Babylon), wird eine sehr enge Verbindung bestehen (Kap. 17,3.7), aber es wird auch andere Nationen geben, die in einer äußerlichen Verbindung mit dem Tier stehen und über die es seine Gewalt ausüben wird.

Die Anbeter des Tieres
8. - „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, ein jeder, dessen Name nicht geschrieben ist in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an." - Mehrmals haben wir schon auf die besondere Be deutung des Ausdrucks „die auf der Erde wohnen" hingewiesen. Er bezeichnet die Menschen, die ganz bewußt die himmlische Berufung abgelehnt und damit praktisch das Christentum aufgegeben haben. Sie werden unterschieden von den „Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen" (Kap. 11,9.10), die im allgemeinen weniger mit der göttlichen Botschaft in Berührung gekommen sind. Alle, die dann auf der Erde^ wohnen, werden hier denen gegenübergestellt, deren Namen in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes stehen.
Nach diesem Schriftwort
[1] Hier ist an die symbolische Bedeutung des Wortes Erde zu denken.

werden alle - mit Ausnahme der Auserwählten - das Tier anbeten. Aber auf diese AusenA^ählten, die durch das Blut des geschlach teten Lammes erlöst sind, wird in jener Leidenszeit das mitfühlende Interesse des Herrn in besonderer Weise gerichtet sein. Das Buch des Lebens, in dem ihre Namen verzeichnet sind, gehört Ihm. Darin sind ihre Namen von Grundlegung der Welt an eingetragen. Des halb kann es kein Auslöschen aus diesem Buch geben, wogegen zweifellos mancher Name aus dem Buch oder Register des christ lichen Bekenntnisses ausgelöscht werden wird (Kap. 3,5). Namen von echten und unechten Bekennem werden in dem let^eren Buch gefunden werden, weil Gott von jedem christlichen Bekenner Kenntnis nimmt. Aber das Buch des Lebens des Lammes kann nur die Namen der Erlösten enthalten, weil diese von Grundlegung der Welt an, also vom Beginn der Zeit, eingetragen sind. In Kapitel 17,8 wird von demselben Buch und denselben Menschen gesprochen wie hier, obwohl dort das Lamm nicht enwähnt wird. Das Tier wird die Heiligen überwinden und töten, aber das unverlierbare Teil der Märtyrer ist das ewige Leben. Das Lamm hat sie durch Seinen Tod erlöst und dadurch den Grund gelegt für die stärkende und tröstliche Tatsache, die Er auch zur rechten Zeit offenbart hat - die Tatsache, daß ihre Namen in Sein Buch des Lebens einge schrieben worden sind. Die Kinder Gottes, die Erlösten der heute noch währenden christlichen Zeit, sind mit geistlichen Segnungen in Christo beschenkt, die einen noch früheren Ursprung haben als die Segnungen der Auserwählten hier und der Gesegneten in Matthäus 25,34. Wir sind zuvorerkannt, auserwählt und zuvorbe stimmt vor Grundlegung der Welt, also bevor es eine Zeit gab, in der Ewigkeit (Eph 1,4.5; Röm 8,29). Es sei noch bemerkt, daß es sich bei den Auserwählten in Matthäus 24,22 um gottesfürchtige Juden handelt, während es in unserem Vers und in Matthäus 25,34 Menschen aus der ganzen Welt sind.


Ein Aufruf und eine Warnung
 9.-10. - „Wenn jemand ein Ohr hat, so höre er! Wenn jemand in Gefangenschaft führt, so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwert töten wird, so muß er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glau be der Heiligen." - Die Aufforderung „Wenn jemand ein Ohr hat,

so höre er" hat unser Herr in seinem Dienst auf der Erde häufig ausgesprochen, wenn auch mit geringfügig anderem Wortlaut (Mt 11,15; 13,9.43; Lk 8,8 und weitere Stellen) Dieselbe Aufforderung mit dem Zusatz „was der Geist den Versammlungen sagt" ist auch in jedem der sieben Sendschreiben (Offb 2 und 3) enthalten. Dieser Zusatz wäre hier nicht passend, weil die Versammlungen in jener Zeit der Gerichte nicht mehr auf der Erde sein werden. Die Aufforderung zu hören richtet sich an das geistliche Verständ nis, das dadurch geübt wird, im Unterschied zu dem natürlichen Gehör, das jeder gesunde Mensch hat.

    Dann wird ein Grundsatz gezeigt, der sowohl für das Tier als auch für die Heiligen Gottes, für Freunde und Feinde und zu allen Zeiten Gültigkeit hat. Wie stark auch die Gnade und die Kraft des Heiligen Geistes in den Heiligen wirken und die Anwendung dieses Grundsatzes einschränken mag, er bleibt doch an sich bestehen. Was ist die besondere Wahrheit, die hier so ernstlich eingeschärft wird? Es ist die Gewißheit der vergeltenden Gerech tigkeit oder, um mit den Worten der Heiligen Schrift zu sprechen: „Mit welchem Maß ihr messet, wird euch gemessen werden" (Mt 7,2). Wenn jemand in Gefangenschaft führt, so geht er selbst in Gefangenschaft; wenn jemand tötet, so muß auch er getötet werden. Welch ein warnendes Wort und wie wichtig und passend für die Heiligen, die dann unter dem eisernen Zepter des Tieres schwer zu leiden haben! Sie dürfen keinen Widerstand leisten. Ihre Waffen sind nicht fleischlich, sondern geistlich. „Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen." Nur auf diese Weise können sie triumphieren. Sie werden moralische und geistliche Siege davontragen, nicht Siege durch äußere Kraft oder Gewalt. Äußerlich betrachtet, werden sie hilflos sein und ihre Lage hoffnungslos, aber in Gott selbst werden sie ihre Hilfsquellen finden. Sie werden das Tier nicht anbeten, aber sie dürfen auch nicht gewaltsam widerstehen, sonst würde Gefangenschaft und Tod ihr Los sein. Doch selbst wenn es dazu kommt - sie besitzen ein Leben, das auch die größte Macht des Feindes nicht antasten kann. Ihre Namen sind eingeschrieben im Buch des Lebens des Lammes, und keine Macht der Erde und der Hölle kann sie auslöschen oder ihnen ihr ewiges Teil rauben, das sich auf den Tod des Lammes Gottes gründet. Sowohl in Offenbarung 13 als auch in Daniel 7 ist das wiederher

gestellte Römische Reich der herausragende Gegenstand. In Offenbarung 13 ist jedoch der allgemeine Charakter dieses Reiches das Hauptthema, während in Daniel 7 besonders das persönliche Haupt des Reiches gesehen wird. Die Lästerungen und die Verfolgung durch das Tier (Offb 13,5-7) werden mit nahezu denselben Worten beschrieben wie die Sprache und das Handeln des „kleinen Horns" (Dan 7,8.20.21.25). Sowohl der Prophet Daniel als auch der Seher Johannes verbinden das Wesen des Reiches mit seinem persönlichen Haupt, dem letzten Herrscher. Der Charakter des Reiches wird gleichsam in der Person dieses großen Herrschers verkörpert sein. Weitere Merk male des Tieres und seine Verbindung mit der Hure finden wir in Kapitel 17 der Offenbarung. Sie sollen bei der Betrachtung dieses Kapitels behandelt werden. Die Bezeichnung „das Tier" wird in der Offenbarung für das Römische Reich, die große staatliche Macht der letzten Tage, venwendet.

Das zweite Tier
 (Verse 11-18)
Die beiden Tiere im Vergleich
Zwischen den beiden Tieren^ in diesem Kapitel gibt es eine Reihe deutlicher Unterschiede. Das erste steigt herauf aus einem ruhelosen Zustand, aus dem aufgewühlten Völkermeer; das zwei te erhebt sich aus einem verhältnismäßig ruhigen und geordneten Zustand mit einer gefestigten Regierung, aus der Erde. Das erste ist eine weltliche Macht, das zweite eine religiöse. Das erste Tier hat zehn Hörner, das zweite nur zwei. Mit seinem raffinierten, betrügerischen, die Seelen verderbenden Einfluß ist das zweite das weitaus gefährlichere dieser beiden ausführenden Werkzeuge Satans, aber das erste hat eine größere staatliche und militärische Macht. Das zweite Tier ist dem ersten deutlich untergeordnet und
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[1] Wir weisen nochmals darauf hin, daß die Bezeichnung Tier, die an sich für ein Reich oder politisches Machtgebilde benutzt wird, häufig auch für dessen Herrscher oder Oberhaupt verwendet wird.
Im Einzelfall muß es aus dem Zusammenhang entnommen werden, ob ein Reich (oder eine Macht) oder der persönliche Machthaber, also ein Mensch, gemeint ist.
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benutzt die militärischen und sonstigen Kräfte des Reiches, um sein Ziel zu erreichen: die Vergöttlichung des ersten Tieres. Das erste Tier kommt aus den Nationen, das zweite aus den Juden. Auch zeitlich erscheint das zweite Tier nach dem ersten. Über die Tätigkeitsbereiche dieser beiden Tiere besteht bei vielen eine beträchtliche Unsicherheit.

Das erste Tier wird ein gewaltiges politisches und militärisches System sein, das bei der Ankunft des Herrn unter Seinem Gericht zugrunde gehen wird. Obwohl dieses künftige Reich in seiner räumlichen Ausdehnung kleiner sein wird als das Römische Reich in der Vergangenheit, wird sich seine Gewalt und sein Einfluß über die ganzen zivilisierten und „christlich" gewordenen Teile der Erde und somit über zahlreiche Nationen erstrecken. Diesem Tier wird der Satan seinen Thron und seine Gewalt geben. Der Herr Jesus weigerte sich, diese Gewalt aus der Hand Satans zu empfangen (Lk 4,6.7), aber sie wird Ihm von Seinem Vater gege ben werden (Ps 2,8). Das Tier wird die vorherrschende Macht auf der Erde sein, der sich keine andere Macht widersetzen kann.

Der Herrschaftsbereich des zweiten Tieres wird Palästina sein. Seine politische Macht wird jedoch recht bald schwinden, weil sich das erste Tier in der Person seines Fürsten in die politischen und religiösen Angelegenheiten der Juden einmischen und damit für die letzte Zeit zum eigentlichen Herrscher Palästinas werden wird. Beim Beginn seiner Tätigkeit wird auch der Antichrist als ein Tier^ gesehen, aber er wird seine weltliche Herrschaft verlieren und am Ende als der falsche Prophet gerichtet werden. Die Herrscher macht auf der Erde wird in dem ersten Tier vereinigt sein, das bis zum Ende Herrscher bleiben und als solcher gerichtet werden wird. Das zweite Tier wird zum Diener und Helfer des ersten

[1] Der Herrscher des wiedererstehenden Römischen Reiches und auch der Antichrist werden, obwohl sie natürlich Menschen sind, in diesem Kapitel in treffender Weise als Tiere gesehen und bezeichnet. Das Tier hält in aller Regel seine Augen und Sinne nach unten, auf die Erde gerichtet. Der im Bild Gottes geschaffene Mensch ist durch seinen Körperbau und durch den aufrechten Gang befähigt, normalerweise nach oben zu blicken. In diesem natürlichen Unterschied liegt eine geistliche Belehrung. Das Sinnen und Trachten des Menschen ohne Gott ist nach unten, auf die Erde und das Irdische gerichtet; in diesen sittlichen Merkmalen gleicht er somit dem Tier. Der Mensch nach Gottes Gedanken richtet dagegen seine Augen und seinen Sinn nach oben, zum Himmel, zu Gott (2. Kor 3,18; Phil 3,14; Kol 3,1.2). Hiernach sind der politische und der religiöse Führer jener künftigen Zeit, was ihren sittlichen und geistlichen Zustand betrifft, tatsächlich Tiere.

werden. Aber dieses zweite Tier wird die Weit betrügen und ver führen. Es wird sein Bemühen darauf richten, die Juden und solche, die sich einmal Christen nannten, in die Arme Satans zu treiben. Ein schreckliches Kennzeichen jener Tage wird es sein, daß alle in die niedrigste Sklaverei unter das erste Tier gebracht werden. Dann wird es keinerlei Freiheit mehr geben. Aber beide Tiere werden zur gleichen Zeit in oder bei Jerusalem ergriffen werden, und sie werden dann, beim Kommen des Herrn in Macht, das gleiche Los im Feuersee empfangen (Kap. 19,20).


Eine schändliche Nachahmung Christi

11. - „Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen; und es hatte zwei Hörner gieich einem Lamm, und es redete wie ein Drache." - Wer ist dieses „andere Tier"? Seine Er scheinung „gleich einem Lamm" weist es sofort als den falschen Messias oder falschen Christus aus. Es hat zwei Hörner; das wahre Lamm wurde mit sieben Hörnern gesehen. Das Horn ist ein Symbol äußerlicher, sittlicher oder auch königlicher Macht. Wir denken, daß die zwei Hömer des Tieres eine entstellte Nach ahmung der sieben Hörner des Lammes (Kap. 5,6) sind. Das Lamm hat die vollkommene Macht (sieben Hömer), dieses Tier eine beschränkte Macht. Die zwei Hörner deuten auf eine zwei fache Stellung als König und Prophet hin, die sich der Antichrist anmaßen und die er vortäuschen wird. Er wird als König in Jerusalem regieren (Dan 11,36), aber dennoch seinem großen Oberhaupt, dem ersten Tier, untergeordnet sein. Als „der falsche Prophet" (so wird diese Person in Kap. 16,13; 19,20 und 20,10 bezeichnet) wird er unter den Juden und den christlich genannten Völkern allgemein eine große religiöse Macht ausüben.

11. - „Es redete wie ein Drache." - Trotz einer gewissen äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Lamm, und obwohl er sich eine amtliche Gewalt anmaßen wird, die ihm nicht zukommt, wird er sofort entlarvt, wenn er spricht. Die Stimme und die Sprache des Drachen verraten ihn und kennzeichnen ihn als Diener Satans. Er wird das Werkzeug sein, durch das der Satan wirkt, um die abge fallenen Juden und Christen in geistlicher und sittlicher Hinsicht zugrunde zu richten. Ebenso wird sein großer Partner, das erste Tier, der Diener Satans sein, der die politische Macht und Regie

rung ausübt. Das äußere und innere, sittliche Verderben der Men schen ist das große Ziel des Drachen, und um dieses zu errei chen, wird er bestmöglich von seinen zwei wichtigsten Vertretem, den Tieren in diesem Kapitel, unterstützt werden.

Rom und Jerusalem werden die beiden Zentralen sein, von denen aus Satan seinen Einfluß und seine Tätigkeit in Europa und Palästina und auf der ganzen Erde ausüben wird.


Das zweite Tier als Diener des ersten Tieres
 12.-15. - „Und die ganze Gewalt des ersten Tieres übt es vor Ihm aus, und es macht, daß die Erde, und die auf Ihr wohnen, das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde gehellt wurde. Und es tut große Zeichen, daß es selbst Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen läßt vor den Menschen; und es verführt, die auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, wel che vor dem Tier zu tun Ihm gegeben wurde. Indem es die, welche auf der Erde wohnen, auffordert, ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und lebte. Und es wurde Ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, auf daß das Bild des Tieres auch redete und bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten." - Das zweite Tier wird eine untergeordnete Macht sein, und ihr königliches Oberhaupt der aktive Diener des ersten Tieres. Auf den ersten Blick scheint aus diesen Versen hervorzugehen, daß das erste Tier ein ziemlich untätiges System ist und daß die Energie und Kraftentfaltung nur bei dem zweiten Tier gefunden werden, weil es „die ganze Gewalt des ersten Tieres vor ihm (also in seiner Gegenwart) ausübt". Aber das trifft nicht zu. Das erste Tier wird ein mächtiges Bündnis von zehn Königen sein, harmo nisch zusammengefügt zu einer gewaltigen Macht (Kap. 17,12.13) unter einem Herrscher, das sich aktiv und verwegen Gott entgegenstellt, lästert und verfolgt. Der Antichrist, das Oberhaupt des zweiten Tieres, wird außerhalb Palästinas keine Königsmacht haben. Deshalb wird er die Gewalt des ersten Tieres, dessen Macht und Ansehen zur Ausführung seiner wahrlich teuflischen Absicht benutzen. Diese zielt darauf, die abgefallene Christenheit dahin zu bringen, daß sie sich vor dem wiedererstandenen Römi schen Reich und dessen Herrscher in Anbetung niederbeugt. Das

zweite Tier wird selbst nicht über eine große militärische Macht verfügen; diese gibt der Drache dem ersten Tier. Aber das zweite Tier wird die Menschen in religiöser und geistlicher Hinsicht beein flussen und daher das schlimmere der beiden sein. Der Antichrist wird für sich selbst göttliche Verehrung beanspruchen und sich in den Tempel setzen, den die im Unglauben wiederhergestellte Nation der Juden dann wieder errichtet haben wird. Er wird sich selbst erhöhen über jede göttliche und menschliche Autorität und, soweit es ihm möglich ist, den Platz Gottes einnehmen.^ Dies wird in Palästina geschehen. Dort wird er regieren, nachdem er in Jerusalem seinen Thron aufgerichtet hat, und dort wird er auch den Tempel völlig in Besitz nehmen und sich selbst darstellen, daß er Gott sei. Dieses zweite Tier wird somit religiöse und welt liche Macht haben, aber die religiöse wird im Vordergrund stehen. Ganz anders als Christus, der im Namen Seines Vaters kam (Joh 5,43), wird diese schreckliche Person ihre eigenen Ansprüche als Messias Israels, aber auch als König und Prophet inmitten des Volkes durchsetzen, das dann im Unglauben im Land gesammelt sein wird. Die jüdische Nation (mit Ausnahme des gottesfürchtigen Überrests), richterlich mit Blindheit geschlagen, wird die An maßung und die Forderungen des Antichristen anerkennen, der Juden und Christen dann zum vollständigen Abfallen von dem wahren Gott führen wird (1. Joh 2,22). Innerhalb der Grenzen des Heiligen Landes wird er in abscheulicher Weise als Gott verehrt werden. Außerhalb der Grenzen Palästinas, in dem weiten Be reich der Christenheit, wird er den Nationen und Völkern die Anbetung des ersten Tieres aufzwingen, „dessen Todeswunde geheilt wurde".

13. - „Und es tut große Zeichen, daß es selbst Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen läßt vor den Menschen." -

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[1] Der Antichrist wird öffentlich angebetet werden, aber seltsamerweise wird er selbst einen Gott anbeten, den er sich erdacht hat, einen Gott, der bis dahin in der Geschichte Israels unbekannt ist. Diesen Götzen wird er mit Ehrungen überhäufen (Dan 11,38). „Der König", der unversehens in der Geschichte der Kriege zwischen den syrischen und ägyptischen Herrschern auftaucht (Dan 11) und der jüdischer Abstammung ist (Dan 11,37), ist zweifellos der falsche Messias. Er ist auch dersel be wie der Mensch der Sünde und der Gesetzlose (2. Thess 2,3.8), der Antichrist bei Johannes, der falsche Prophet in der Offenbarung und das andere, zweite Tier in Offenbarung 13. Er wird in Palästina die alleinige Anbetung für sich selbst fordem und in der übrigen Welt die Anbetung auf seinen großen Bundesgenossen, das erste Tier, und den Drachen lenken.
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Die großen Zeichen werden nicht alle einzeln aufgeführt, aber ein besonders herausragendes Zeichen wird ausdrücklich genannt; es läßt Feuer vom Himmel herabkommen, und das in aller Öffentlichkeit, „vor den Menschen". Es ist die Art der Zeichen und Wunder, durch die in den Tagen Elias die Ansprüche des wahren Gottes im Gegensatz zu denen des Baal bestätigt wurden (1. Kön 18,38.39). Auf dieselbe Weise wird also das zweite Tier den Anspruch des ersten Tieres auf die Anbetung aller unterstützen, und in ähnlicher Weise wird auch das zweite Tier selbst durch den Satan bestätigt werden (2. Thess 2,9). Dies wird dann geschehen, wenn Gott in vergeltendem Gericht die schuldige Christenheit dahingibt, die Ihn schon lange vorher aufgegeben hat; damit wird ihr Gericht beginnen. Gott sendet der abgefallenen Christenheit dann „eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß sie der Lüge glauben" (2. Thess 2,11). Die Folge davon wird sein, daß der Sa tan seinen Platz inmitten der bekennenden Christenheit einnimmt und Gott so vollständig beiseite setzt, daß die Anbetung des Teufels in seiner dreieinigen Darstellung als schreckliches Ergeb nis hervorkommt. Dies wird also das Ende unserer gerühmten Zivilisation und des materiellen und moralischen Fortschritts sein. Es gilt zu wählen zwischen Gott und dem biblischen Christentum auf der einen Seite und dem Teufel und der Christenheit auf der anderen. Lebendige Wirklichkeit ist nur mit dem ersten verbunden; ein bloßes christliches Bekenntnis, das keinen wahren und bleibenden Wert hat, führt in die zweite Verbindung.

Das Bild des Tieres
14. - indem es die, welche auf der Erde wohnen, auf fordert, ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und lebte."
- Die öffentliche Aufforderung, „ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und lebte", ist ein weiteres Fortschreiten im Bösen. Es ist bemerkens wert, daß zu Beginn der heidnischen Vorherrschaft die Menschen unter Todesdrohung gezwungen wurden, ein Bild anzubeten, das die Größe und Majestät des ersten Weltreiches darstellte (Dan 3). Kurz vor dem Ende der heidnischen Herrschaft wird sich dies wiederholen, wie wir hier sehen. Wie unverbesserlich ist doch die menschliche Natur! In der Schrift wird ein Unterschied gemacht

zwischen dem Gleichnis und dem Bild. Der Mensch hat aufgehört, in sittlicher Hinsicht dem Gleichnis Gottes zu entsprechen (1. Mo 1,26), aber auch von dem gefallenen Menschen wird gesagt, daß er im Bild Gottes gemacht ist und die Aufgabe hat, stellvertretend die Regierungsmacht Gottes auf der Erde auszuüben (1. Mo 9,6). Ein Bild stellt einen anderen dar, ist ihm aber nicht unbedingt gleich. Wir sind überzeugt, daß das Bild des Tieres ein wirkliches, gewaltiges Bild sein wird, das im Zentrum der Christenheit aufge richtet werden und zur Anbetung des Tieres dienen wird. Es war auch ein wirkliches, in der Ebene Dura aufgestelltes Bild, das der Anbetung Nebukadnezars und seines Reiches diente.

       Die Todeswunde des Tieres wird dreimal enwähnt (V. 3.12.14). Beim dritten Mal wird gesagt, daß die Wunde durch ein Schwert beigebracht wurde, was darauf hindeutet, daß das damalige Ende des Weltreiches nicht dem natürlichen Verfall zuzuschreiben war, sondern gewaltsam herbeigeführt wurde. Die Scharen der Germanen aus dem Norden bedrängten das schwach gewordene Reich und machten ihm ein Ende.

Die Anbetung des Bildes
15. - „Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, auf daß das Bild des Tieres auch redete und be wirkte, daß aiie getötet wurden, die das Biid des Tieres nicht anbeteten.
" - Der Antichrist wird in sich selbst keine Macht haben. Aus sich heraus kann er dem Bild weder Kraft noch eine wirkliche oder auch nur scheinbare Lebensfähigkeit geben, aber er wird in der Macht Satans handeln. Dieser ist es, der durch die beiden Tiere wirken wird. Dem Bild des Tieres wird Odem gegeben, nicht Leben, denn dieses gibt nur Gott. Das Bild wird dem Tier gemacht werden, es wird zu seiner Ehre und Ver herrlichung dienen. Es wird aber auch ein Bild des Tieres sein, ihn also darstellen, die Aufmerksamkeit der Welt auf ihn lenken und ständig den Gedanken an das Tier im Bewußtsein der Menschen wach halten, indem es vor ihren Augen steht. Hengstenberg hat hierzu bemerkt: „Es wird nicht von Bildern gesprochen, sondern von einem Bild, aber dem Sinn nach ist doch an eine Vielzahl von Bildern zu denken." - Ob dieses Bild vervielfältigt und über die ganze Ausdehnung des Gebiets der Christenheit verbreitet wer

den wird, können wir nicht mit Sicherheit sagen.^ Das Ziel ist jedoch, ob es sich nun um ein Bild oder viele Bilder handelt, die Welt dahin zu bringen, daß sie zu den Füßen des Tieres in An betung niederfällt. Dem Bild des Tieres wird auch Sprache gege ben werden. Den Wortlaut seiner Reden werden nur die erfahren, die sie hören werden. Aber der Tod wird das sichere Teil aller sein, die dem Tier oder seinem hervorragenden Haupt, dem „kommenden (römischen) Fürsten" (Dan 9,26), göttliche Ehren verweigern. So wird das zweite Tier durch übernatürliche Zeichen und Wunder die abgefallene und schuldige Masse der Christen heit in einer Weise verführen, daß nicht nur jede wahre Vorstel lung vom Christentum verloren geht, sondern auch ein Götzen dienst übelster Art offen und schamlos ausgeübt wird. Welch eine Zukunft steht den „christlichen Ländern" bevor!

Allgemeine Unterwerfung unter das Tier

16.-17. - „Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, daß sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn; und daß niemand kaufen oder ver kaufen kann, als nur der, welcher das Malzelchen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens."
- In jenen schrecklichen Tagen wird jedes persönliche Denken und Handeln unterdrückt werden. Vollständige, tiefste Untenwerfung unter die schändlichste Willkürherrschaft, die es je gab, wird verlangt werden - und niemand wird es wagen, sie zu verweigern. Die genannten unterschiedlichen Klassen der Menschen umfassen in ihrer Summe alle, die im Einflußbereich des Tieres leben. Nie mand, wie unbedeutend oder wie hoch seine Stellung auch sein mag, wird sich entziehen können. Weder Reiche noch Arme wer den sich eine Befreiung von der eisernen Herrschaft des Tieres erkaufen oder erflehen können. Die Freien und die Knechte wer den auf einer Ebene stehen in der absoluten Unterwerfung unter das Tier. Alle, vom Geringsten bis zum Größten, werden gleicher weise seine Sklaven sein. Wer seinem Willen widersteht, wird des Lebensrechts beraubt werden, denn das Tier wird jeglichen Han

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{1} Heute kann auch an eine Verbreitung des Bildes über die Nachrichten- und Da tennetze gedacht werden.
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del wirksam kontrollieren; ein solcher muß dem sicheren Tod entgegensehen. Ein bestimmtes, geheimnisvolles Zeichen wird an jedem Menschen angebracht werden, entweder an seiner rechten Hand oder an seiner Stlrn.^ Nur die Märtyrer werden das Zeichen nicht annehmen. Sie werden In Treue bereit sein, Ihr Leben In unnachgiebigem Widerstand gegen die satanische Anmaßung preiszugeben. Das Zeichen an der Hand wird den Menschen als einen aktiv tätigen Sklaven des Tieres kennzeichnen, während das Zeichen an der Stirn eine öffentliche Anerkennung der Skla verei zum Ausdruck bringen wird. In beiden Fällen muß aber die absolute Oberhohelt des Tieres anerkannt und Ihm Anbetung dar gebracht werden. Einst war es üblich, daß den Sklaven der Name oder ein besonderes Zeichen Ihres Eigentümers eingebrannt wur de. Die Verslegelten aus den 12 Stämmen Israels (Offb 7,3), die Bewahrten aus Juda (Offb 14,1) und die verherrlichten Heiligen (Offb 22,4) werden öffentlich, an Ihren Stirnen, von Gott als Sein Eigentum gekennzeichnet sein (siehe auch Hes 9,4). Paulus trug die Malzelchen des Herrn Jesus an seinem Leib (Gal 6,17).

  Es Ist sorgfältig zu beachten, daß Satan diesem gewaltigen staatlichen und gesellschaftlichen System, dem Tier, Einigkeit und Macht geben wird. Deshalb müssen alle Ihre Zugehörigkeit zu diesem System anerkennen, wenn sie nicht mit schonungsloser Ausstoßung gestraft werden wollen. Die Bedürfnisse des täglichen Lebens, die durch rechtmäßigen Handel zu erwerben sind, wer den denen nicht mehr zugänglich sein, die In Treue gegenüber Gott und Im Festhalten an der Wahrheit dem Tier und seinem mächtigen und llstig-schlauen Helfer und Diener, dem Anti christen, die Gefolgschaft verweigern. Gesellschaftliche Ächtung und der Tod werden unweigerlich das Teil aller sein, die In dieser schwersten Drangsal der menschlichen Geschichte dem wahren Gott treu bleiben. Vereinigung Ist schon jetzt an der Tages ordnung; religiöse Menschen fordern sie, die politische Welt fordert sie, Reichtum und Kapital fordern sie, die Arbeiterschaft, gelernte und ungelernte Arbeiter fordern sie. Alle streben dem einen großen Ziel zu: dem satanischen Zusammenschluß aller religiösen Partelen und Gruppen unter dem Antichristen und aller politischen und gesellschaftlichen Richtungen unter dem Tier. Aus den unruhigen Massen der Völker, aus den ungezügelten Kräften

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[1]  In Indien tragen die Brahmanen zur Ehre des „Gottes", den sie anbeten, ein Zeichen an ihrer Stirn, durch das sie leicht voneinander zu unterscheiden sind.

von Revolution und Anarchie, die Recht und Gesetz nicht kennen, aus den Streitigkeiten und Kämpfen zwischen Kapital und Arbei terschaft, aus dem Sturz von Thronen und Zusammenbruch von Staaten wird durch den direkten Einfluß Satans eine starke staatliche Macht hervorgehen. Sie wird alles überwältigen, was ihr im Weg steht oder ihr Fortschreiten aufhalten will. Und dieser Macht werden sich alle ohne Ausnahme unterwerfen müssen - oder die Strafe mit ihrem Leben bezahlen.

Das Malzeichen, der Name des Tieres und die Zahl seines Namens [1]
 sind nicht drei verschiedene Zeichen. Das Malzeichen ist der Sammelbegriff; es besteht entweder aus dem Namen des Tieres oder aus der Zahl seines Namens. Der Name oder die Zahl stellt also das Malzeichen dar.^ Der Name des Tieres wird uns im Wort Gottes nicht mitgeteilt, ebenso wie der Name des Herr schers, der in den letzten Tagen in Rußland regieren wird und dem es bestimmt ist, noch eine wichtige Rolle in Verbindung mit Israel zu spielen (Hes 38 und 39). Wir wollen nicht behaupten, daß es unmöglich ist, den Namen des Tieres zu kennen. Ohne Zweifel wird Gott den Heiligen, die dann auf der Erde sein werden, volles Licht und Verständnis darüber schenken, denn für sie wird diese Kenntnis von großer Wichtigkeit und sogar notwendig sein,

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[1] Ein Ausleger hat zu der Frage der Zahl des Tieres geschrieben:
„Die verschiedenen Versuche, dieses berühmte Rätsel zu lösen, scheinen zu beweisen, daß die Forscher noch immer weit von einer Übereinstimmung entfemt sind.
Weyland entdeckt die Zahl in dem Ausdruck Caesar der Römer, in hebräischen Buchstaben geschrieben;
Schmidt und Vischer finden sie in dem Namen Nero, so geschrieben,
Pfleiderer in dem Namen Nero Caesar und Voelter in Trajan Adrianus. Erbes, Spitta und Zahn, die wie Irenäus im Wortlaut der Schrift die Zahl 616 statt 666 lesen, identifizieren das Tier mit Caligula unter dem Namen Gaius Caesar, aber zu diesem Ergebnis kommen sie durch die Verwendung griechischer statt hebräischer Buchstaben. Nach mehr als achtzehn Jahrhunderten ist es noch immer sehr unge wiß, ob irgend jemand ein genügendes Verständnis hat, um die Zahl des Tieres zu berechnen."

[2] In der griechischen und hebräischen Sprache werden die Buchstaben auch als Zahlzeichen verwendet (wie bei den römischen Zahlen); jeder Buchstabe hat deshalb in diesen (und noch weiteren) Sprachen auch einen Zahlenwert. Den gesamten Zahlenwert eines Wortes oder Namens kann man eindeutig berechnen, indem man die Zahlenwerte der einzelnen Buchstaben zusammenrechnet. Die umgekehrte Zuordnung eines Wortes oder Namens zu einer gegebenen Zahl (die eine Summe darstellt) ist nicht eindeutig möglich, wenn man nicht weiß, aus wievielen und aus welchen Buchstaben die Zahl zusammengesetzt ist.

In griechischer oder hebräischer Schrift könnte der Name und die Zahl des Namens aus denselben Buchstaben bestehen und somit gleich aussehen.


um den wahren Charakter des Tieres zu erkennen. Deshalb las sen wir es so, wie Gott es läßt, bis Er es klar macht, was Er sicherlich tun wird; wenn nicht uns, dann wird Er doch denen Klarheit geben, die daraus wirklich Nutzen ziehen können. Das Teil derer, die das Malzelchen des Tieres annehmen, wird die ewige Verdammnis sein. Die Worte, mit denen Ihr furchtbares Schicksal beschrieben wird, sprechen von beispiellosem Schre cken. Wir kennen nichts Im Wort Gottes, das an feierlichem Ernst die Mittellungen über das gänzliche, unabänderliche und ewige Verderben der Anhänger des Tieres übertrifft. Gott allein konnte dies beschreiben, und Er hat es mit Worten getan, die unaus sprechliche Qualen ausdrücken (Kap. 14,9-11). Die Tür der Hoff nung wird für das Tier, für seinen Teilhaber und Helfer Im Bösen und für seine zahlreichen Anbeter geschlossen sein. Der Verwer fung Christi durch die Christenheit wird mit größter Sicherheit die Annahme des falschen Christus oder falschen Messlas folgen, und dieser krönende Akt der Torheit und Verschuldung des Men schen kann, wenn er vollendet Ist, nur zu einem Endziel führen - dem Feuersee.


Die Zahl des Tieres
18. - „Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig."
- Viele Aus leger haben Ihre Geschicklichkeit und Gelehrsamkeit aufgeboten und In einigen Fällen auch große Forschungen angestellt, um die Frage zu klären, was mit der Zahl 666 gemeint Ist. In dieser symbolischen Zahl liegt göttliche Weisheit verborgen, und ohne geistliches Verständnis Ist Ihr Geheimnis nicht zu ent hüllen. Ohne Zweifel wird Ihre vollständige und genaue Bedeutung den Welsen oder Gerechten In der nahe bevorstehenden Drang salszelt völlig klar sein. Dann wird die Macht des Tieres In Ver bindung mit der List Satans dazu führen, daß die höchste Stufe des Hochmuts und der Gottlosigkeit des Menschen erreicht wird und er sich In seiner Religion und Politik offen gegen Gott und Seinen Gesalbten stellt. Auf eine solche Offenbarung des Menschen weist, allgemein gesprochen, die geistliche Bedeutung der Zahl 666 hin. Diese Bedeutung wird dann den unmittelbar be

troffenen Heiligen ganz klar sein, und sie wird zur sofortigen Ablehnung des Tieres und seiner Ansprüche führen, das in jener Endzeit der durch Lästerungen und Widerstand gegen Gott ge kennzeichnete politische Diener Satans sein wird.

Die Zahl 666 ist „eines Menschen Zahl"; schon die einfache Zahl 6 steht mit dem Menschen bei seiner Erschaffung und auch in seiner Geschichte in Verbindung. Der Mensch wurde am sechsten Tag erschaffen. Sechs Tage der Arbeit und Mühe wurden ihm bestimmt.
Der hebräische Knecht sollte sechs Jahre dienen.
Sechs Jahre lang sollte das Land besät werden.
Beim Offnen des sechsten Siegels wird ein erschreckendes und umfassendes Gericht über die Menschen kommen.
Wie die Zahl sieben das kennzeichnet, was vollkommen oder vollständig ist, deutet die Zahl sechs, die an die Vollzahl nicht heranreicht, auf die mensch liche Unvollkommenheit und Mühe hin. Aber im Verlauf seiner Geschichte schreitet der Mensch fort vom Mangelhaften zum Schlimmeren, bis er sich in offener und direkter Feindschaft gegen Gott offenbart. Wenn deshalb die Zahl sechs doppelt oder mehrmals erscheint, dann bedeutet dies, daß die symbolische und moralische Bedeutung der einfachen 6 stärker betont wird. Der Riese Goliath und sein Bruder waren Männer von außerge wöhnlicher Kraft und Größe und offene Feinde Gottes und Israels. Bei beiden findet sich mehrfach die Zahl sechs (1. Sam 17,4-7; 2. Sam 21,20-22; 1. Chron 20,6). In der weiteren Entwicklung des Menschen erreicht sein Fortschreiten im Bösen den Höhepunkt in der Herrschaft des Tieres, worauf die unheilvolle Bedeutung der Zahl 666 - dreimal die Zahl 6 - hinweist. Offensichtlich besteht eine Verbindung zwischen der ersten und der letzten der großen Weltmächte. In ihrem Charakter sind sie gleichartig, aber das letzte Weltreich wird die schlimmste Entfaltung erreichen. Das Bild von Gold, das Nebukadnezar zu seiner eigenen Verherrlichung errichtete, war sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit (Dan 3,1). Ohne Zweifel hatte das Bild in der Ebene Dura den Zweck, die zahlreichen und verschiedenen Religionen innerhalb des mächtigen Babyloni schen Reiches zusammenzuführen und zu vereinheitlichen. Unter Androhung eines schrecklichen Todes mußten die Menschen das Bild von Gold anbeten. Sicher dürfen wir in Daniel 3 einen Hinweis auf das noch schlimmere und wahrlich satanische Böse in Offen

barung 13 sehen. Beide Schriftstellen zeigen uns ein trauriges Bild von Menschen, die sich über menschliches Recht und Gesetz gestellt haben und steilen in Stolz, Eigenwillen und hochmütiger Unabhängigkeit von Gott. Die dreifache 6, die Zahl 666, spricht von der vollständigen und höchsten Entfaltung des Menschen unter der direkten Leitung Satans, von der satanisch gelenkten Zusammenfassung der bürgerlichen, religiösen und staatlichen Macht. Gott, der höchste Herrscher, wird dann vollständig beiseite gesetzt sein (soweit dies dem Menschen möglich ist). Ein Mensch wird Seinen Platz einnehmen, und dies nicht in der Finsternis des Heidentums, sondern in Palästina und in dem weiteren Bereich der Christenheit! Über diese Entwicklungsstufe des Bösen kann der Mensch nicht hinausgehen. Damit wird der Höhepunkt mensch licher Torheit, menschlichen Stolzes, menschlicher Anmaßung und des ungezügelten menschlichen Willens erreicht. Dies ist nach unserem Verständnis die Bedeutung der Zahl 666.^ Sie enthält kein Rätsel, das von geistreichen Köpfen gelöst werden müßte, sondern eine Unterweisung, die der geistliche Mensch in den kommenden Tagen und schon jetzt verstehen soll zu seinem Nutzen.

Rückblick und prophetischer Überblick
 Im ersten Abschnitt des 11. Kapitels (bis Vers 13) stehen die Juden und Jerusalem im Vordergrund, aber sie sind den Nationen unterworfen. Der Rest des Kapitels zeigt, wie die Bewohner des

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[1] Die dreifache 6 führt auch zu folgenden Gedanken: Die Zahl 3 weist auf ein vollständiges Zeugnis hin; bei übereinstimmender Aussage von 3 Zeugen gilt ein Sachverhalt als zuverlässig festgestellt (1. Joh 5,7.8). Da 6 die Zahl der mensch lichen Unvollkommenheit ist, bedeutet die dreifache 6 (die Zahl 666, „eines Men schen Zahl") die vollständig und unwiderlegbar bezeugte Unvollkommenheit des Tieres. Trotz aller Anmaßung wird es gänzlich durch Unvollkommenheit gekenn zeichnet sein. In diesem Zusammenhang ist es sehr bemerkenswert, daß der Zahlenwert des in griechischer Sprache geschriebenen Namens Jesus 888 ist, also eine dreifache 8. Die Zahl 8 weist auf einen neuen Anfang hin. Der 8. Tag ist der 1. Tag einer neuen Woche und der „andere Tag nach dem Sabbat"; 8 ist auch die Zahl der neuen Schöpfung und der Ewigkeit. Die Zahl 888 bezeugt also, daß der Name des Herm Jesus - und damit Seine Person und Sein Werk - in Verbindung steht mit der neuen Schöpfung, die sich auf Ihn gründet (siehe 3. Mo 23,10.11.15.16; Joh 20; 2. Kor 5,16.17).

Himmels freudig dem Ende der Wege Gottes entgegensehen. Im 12. Kapitel sehen wir im Licht des Himmels die unsichtbaren Quellen von Gut und Böse, das männliche Kind und den Drachen, dann auch die Beziehungen Israels zu beiden, besonders während der letzten halben Jahrwoche, der kommenden großen Drangsal. Der mit seinen Engeln aus dem Himmel auf die Erde geworfene Satan wird versuchen, an den gottesfürchtigen Juden Rache zu nehmen. Er wird die Heiligen Gottes aus den Juden und Nationen verfolgen. Da er weiß, daß er nur wenig Zeit hat, wird er unaufhörlich und mit großer Wut und Energie sein Ziel verfolgen. Es ist erstaunlich, wie sich die Ereignisse in der kurzen Zeit von dreieinhalb Jahren zusammendrängen werden. Was unter nor malen Umständen und durch das Wirken der gewöhnlichen Ein flüsse auf den Menschen Hunderte von Jahren zur Entwicklung benötigen würde, wird dann unter der geschickten Führung Satans außerordentlich schnell gehen. Dabei ist natürlich auch zu bedenken, daß die vielen Hindernisse, die jetzt noch nach der Vorsehung Gottes - unter anderem durch die noch bestehenden obrigkeitlichen Gewalten - die letzte und volle Entfaltung des Bösen zurückhalten, dann beseitigt sein werden. Die Versamm lung wird in den Himmel aufgenommen sein, und auch der Heilige Geist wird die Erde verlassen haben. „Nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er (der Heilige Geist) aus dem Wege ist, und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden" (2. Thess 2,7.8). Jetzt bestehen noch die zwei wesentlichen Hindernisse, „was zurück hält" und „der, welcher zurückhält" - ein Gegenstand (die Ver sammlung) und eine Person (der Heilige Geist).

Dann sehen wir in Kapitel 13 die zwei Tiere, durch die Satan seine Ziele mit der Christenheit und dem verderbten Judentum verfolgen wird. Das erste Tier ist ohne Zweifel das Römische Reich, die große Weltmacht, der Satan seinen Thron und seine Gewalt geben wird. Das zweite Tier wird in Palästina mit fast unbegrenzter Macht auf religiösem Gebiet handeln, aber in dem weiten Bereich außerhalb des Heiligen Landes wird der Satan seine Dienste ebenfalls nutzen. Dort wird er jedoch in Unter ordnung unter die staatliche Macht handeln. Es genügt nicht, daß der Götzendienst der Juden am Ende alles übertreffen wird, was je in der Vergangenheit geschah (Mt 12,45), selbst das schreck liche Bild, das der Prophet der Wegführung so anschaulich gezeichnet hat (Hes 8) - auch die Christenheit muß zu einer

verderbten, widerlichen Masse von Götzendienern erniedrigt wer den. Dies wird das zweite Tier in der Gegenwart des ersten, an politischer Macht überlegenen Tieres erreichen.

Die äußeren Feinde Israels in jener Zeit werden in der Offen barung nicht erwähnt. Ihr Anführer wird der Assyrer oder König des Nordens sein, der politische Gegner der im Unglauben wiederhergestellten jüdischen Nation. Der König des Südens (Ägypten) wird ein Verbündeter des ersten Tieres sein, aber ein Gegner seines großen Nachbarn im Norden, des Assyrers. Dieser wird seinerseits ein erbitterter Feind sowohl des antichristlichen Königs im Land Israel (des zweiten Tieres in Kapitel 13) als auch des Königs des Südens sein. Palästina wird, weil es zwischen den beiden verfeindeten Mächten liegt, wie in der Vergangenheit zu ihrem Schlachtfeld werden. Die Vergangenheit (Dan 11,1-35) und die Zukunft (Dan 11,36-45) dieser beiden Mächte und ihre Be ziehungen zu den Juden sind ein sehr interessantes Studien gebiet. Im Buch Daniel ist das Kapitel 11 eine Erweiterung des Kapitels 8 mit ausführlicheren Einzelheiten. Um die großen äuße ren Feinde Israels in den letzten Tagen kennenzulernen, sollten die Propheten Jesaja, Micha und besonders Daniel gelesen werden. Gog, der Herrscher Rußlands, der über und hinter dem König des Nordens steht, wird mit allen seinen Heerscharen nach der Vernichtung des Assyrers durch den Herrn ebenfalls ruhmlos auf den Bergen Israels fallen (Hes 38 und 39). Dies wird noch nach der Ankunft des Herrn geschehen und Seine Gerichte zum Abschluß bringen, bevor Er dann Seine Herrschaft in ihrem salomonischen oder friedvollen Charakter antritt und die lange enfl/artete und heiß ersehnte tausendjährige Segenszeit auf der Erde beginnt. Gog wird der Führer der nordöstlichen Nationen und Völker in der Feindschaft gegen das Tier, die westliche Macht, sein. Außerdem wird Gog ein Feind der Juden sein, das Tier dagegen zunächst ein Freund der wiederhergestellten Nation. Die vor dem Erscheinen des Herrn in Macht in ihr Land zurück gekehrten Juden werden der Anlaß zu Streit und Feindschaft zwischen Gog und dem Tier sein. Die politischen Ziele dieser beiden werden verschieden sein, und deshalb werden sie in Widerstreit geraten. Die Ereignisse in Europa und Asien lassen erkennen, daß die Nationen schnell den abschließenden Ausein andersetzungen entgegengehen. Mögen unsere Seelen in Frie den bewahrt bleiben!
Walter Scott
W.J. Ouweneel

Das Tier aus dem Meer 13,1-10

(b) Das Tier aus dem Meer (13,1-10) Verse 1-4 Nun folgt eine Beschreibung der zwei Tiere, der menschlichen Werkzeuge, die von Satan in der Endzeit benutzt werden. Der Prophet sieht das erste dieser zwei Tiere aus dem Meer aufsteigen (Vers 1), ein Bild der unruhigen und aufständischen Völker (vgl. 17,15);  (272) d.h. es entsteht aus den chaotischen Zuständen, die nach der Entrückung der Gemeinde in Europa herrschen werden. Aus diesen Wirren wird der römische Diktator   (273) hervorgehen, vermutlich in der Zeit des sechsten

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272 Oder ist es gerade hier wahrscheinlicher, an ein Meer in wörtlichem Sinn zu denken? Das ist zweifellos das Mittelmeer, weil das sozusagen das Meer des Römischen Reiches ist. Auch in Dan 7,2 ist das „große Meer“ wie überall im AT das Mittelmeer. Der „Sand des Meeres“ (12,18) ist dann wörtlich der Strand. Bei einer symbolischen Auslegung (die besser zur Tatsache paßt, daß auch das Tier eine symbolische Figur ist) ist an eine gewaltige Menschenmenge zu denken (vgl. 20,8; 1Mo 22,17), von den wilden Mächten und Grundsätzen beherrscht, für die das Meer steht. Dieses Aufsteigen des Tieres aus dem Meer meint die historische Entwicklung des wiederhergestellten Römischen Reiches vor der letzten Jahrwoche. Wenn davon gesprochen wird, daß das Tier aus dem „Abgrund“ aufsteigt (11,7; 17,8) deutet das einen anderen, dämonischen Aspekt des Ganzen an (vgl. 9,1-11) und/oder weist auf die letzte, dämonische Phase desselben während der letzten halben Jahrwoche hin.

273 Bevor das Tier aus dem Meer erklärt wird, muß erst die Frage beantwortet werden, wer der Antichrist ist, da von dieser Figur in fast allen Auslegungen von Offb 13 die Rede ist (siehe auch Fußnote 186). Zur seiner Identität finden wir bei den Auslegern (a) Argumente für eine frühe Erfüllung (so sahen mache Kirchenväter die Weissagung über den Antichristen im Doketismus ihrer Zeit erfüllt) und für endzeitliche Erfüllungen und (b) Auslegungen, die im Antichristen ein System sehen (z.B. der erwähnte Doketismus oder das Papsttum oder die durchgehende Linie der Ketzerei in der Kirchengeschichte) oder eine Person. Unsere Auslegung geht von einer (a) endzeitlichen Erfüllung aus (siehe Teil A, Kapitel 3) (auch wenn es si

 cher viele Vorboten des Antichristen gegeben hat; vgl. 1Joh 2,18.22; 4,3; 2Joh 7) und (b) von einer Identifikation mit einer Person, auch aufgrund der klaren Aussagen in Joh 5,23 und 2Thes 2,3-8. Jeder Ausleger, der der Meinung zustimmt, daß der Antichrist eine Person ist, wird ihn entweder mit dem ersten oder mit dem zweiten Tier in Offb 13 identifizieren. Die meisten sehen in ihm das erste Tier, aber manche schon sehr früh das zweite Tier (Andreas von Cäsarea weit im 6. Jahrhundert darauf hin). Das hängt davon ab, ob man den Antichristen eher für einen politischen oder eher für einen religiösen (Welt-)Führer hält. Aufgrund der Johannesbriefe und 2Thes 2,3-8 bin ich für letzteres und sehe im zweiten Tier den Antichristen. Ich komme darauf bei Vers 11 zurück. Was das erste Tier angeht, ist natürlich die Parallele mit dem vierten Tier von Dan 7 deutlich, das auch zehn Hörner hat; zugleich weist das Tier Eigenschaften der ersten drei Tiere von Dan 7 auf. Da das erste Tier von Offb 13 offensichtlich sowohl das Römische Reich als auch dessen Oberhaupt darstellt, ist das Tier mit dem „kleinen Horn“ von Dan 7,8.24f. identisch, d.h. dem „kommenden Fürsten“ von Dan 9,26f.) Auch für die frühe Kirche war es klar, daß das Tier den Kaiser von Rom, bzw. das Römische Reich darstellt. Die Reformatoren sahen die Geschichte Roms in der Römischen Kirche fortgesetzt und identifizierten das erste Tier darum mit dem Papsttum, ein Gedanke, der noch bei vielen reformierten Auslegern vorkommt. Bei der Auslegung von Offb 17 werden wir jedoch Argumente dafür vorbringen, daß nicht das erste Tier, sondern die Hure das Papsttum darstellt. Das Tier ist ein politisches System, wie es das Römische Reich war. In unserer futuristischen Auslegung bedeutet eine Identifikation des Tieres mit dem Römischen Reich bzw. mit dessen Oberhaupt notwendigerweise auch die Vorstellung, daß das Römische Reich, nachdem es in der Geschichte untergegangen war, in der Endzeit wiederhergestellt werden wird. Dieser Gedanke wird unterstützt durch folgende Argumente (die nicht alle gleich stark sind, aber zusammen doch ein klares Bild liefern):

(a) Das vierte (= Römische) Reich von Dan 2 hat zwei Gestalten: sowohl die zwei Beine (das Römische Reich in seiner früheren Form mit zwei Teilen, das Weströmische- und das Oströmische Reich) als auch die zehn Zehen (das Römische Reich in seiner zukünftigen Form; vgl. die zehn Hörner in Offb 17,12f.);

(b) das Römische Reich wird in Dan 2 an den „Füßen“ getroffen und vernichtet und durch die Aufrichtung des Reiches des Messias, d.h. des Tausendjährigen Friedensreiches, abgelöst (vgl.Teil A, Kapitel 7);

(c) auch in Dan 7 wird das Römische Reich bei der Wiederkunft des Siegels von Offb 6,12-17 (274)
 Auf jeden Fall wissen wir, daß das Römische Reich zur Zeit der siebzigsten Jahrwoche Daniels (siehe 9,27) bestehen wird. Der Alleinherrscher dieses Reiches wird seine satanische Macht vor allem in der zweiten Hälfte dieser Jahrwoche ausüben.

     Aus dem, wie das Tier beschrieben wird, können wir eindeutig schließen, daß es hier um das wiederhergestellte Römische Reich geht. Es hat zehn Hörner und sieben Köpfe, denen wir wieder in Offb 17,3.7-12 begegnen. Wir werden noch ausführlich darauf zurückkommen, aber wir müssen hier schon einige Punkte anreißen. Die sieben Köpfe sind sieben Berge (17,9), nämlich die, auf denen Rom erbaut ist. Die zehn Hörner sind zehn Könige; das ist das Römische Reich in seiner letzten Form, die mit der Vereinigung der zehn Könige beginnt und darauf hinausläuft, daß sie alle ihre Macht in die Hände des Tieres legen (17,12f.).
Das Tier stellt also das Römische Reich selbst als sein letztes Haupt dar. „Und auf seinen Hörnern zehn Diademe“ - das Symbol der Königsherrschaft - „und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung“ (Vers 1);275 es handelt sich also um eine politische Macht, die sich gegen Gott erhebt und seine Herrlichkeit schmäht.


Messias und der Aufrichtung seines Reiches vernichtet, so daß es also kurz
vor der Wiederkunft bestehen muß;
(d)
nach Dan 9,26f. besteht das Römische Reich während der letzten halben
Jahrwoche, d.h. kurz vor der Wiederherstellung Israels und der Einführung des Reiches (Vers 24);

(e) das Tier ist zu Tode verwundet, aber bleibt am Leben (13,4.12.14; siehe
Auslegung);

(f) in Offb 17,12f. besteht das Römische Reich zuerst als ein Bund von
zehn Königen, die im Laufe der Zeit ihre Macht in die Hände des einen
 Führers legen; eine solche Form hatte das Römische Reich noch nie;

(g) in Offb 17,8 wird von dem Tier gesagt, daß es (eine Zeitlang) nicht ist und danach wieder aus dem Abgrund hervorkommt (siehe die Auslegung dazu);

(h) auch in Offb 17,14 und 19,11-21 kommt das Ende des Reiches erst
durch die Wiederkunft Christi und die Aufrichtung seines Reiches.
274 Siehe Fußnote 151


.„Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Pardel, und seine Füße
 wie die eines Bären, und sein Maul wie eines Löwen Maul“ (Vers 2).
Das bezieht sich zweifellos auf die Vision in Daniel 7. In diesem
prophetischen Buch finden wir zwei Beschreibungen der vier Weltreiche:
 In Dan 2 werden sie im Bild, das Nebukadnezar sah,
und in Dan 7 in Gestalt von vier großen Tieren dargestellt.

In Offb 13 finden wir nur ein Tier, aber das weist alle grausigen
Kennzeichen der drei Tiere auf, die dem voraufgingen.
Sie werden hier in umgekehrter Reihenfolge wie in Dan 7 genannt,
so wie der Apostel sie sieht, wenn er in die Vergangenheit zurückblickt.

In historischer Reihenfolge sind es:
Löwe (Babylonisches Reich),
Bär (Medisch-Persisches Reich),
Leopard [Pardel] (Griechisch-Mazedonisches Reich)
und schließlich ein Tier „schrecklich und furchtbar und sehr stark“ (Dan 7,7),

 das mit seinen zehn Hörnern keinem einzigen vorkommenden Tier gleicht.
Es ist das Römische Reich, das hier als ein Ungeheuer dargestellt wird,
das alle grausigen Kennzeichen auch der drei vorangehenden Reiche
- das alles verschlingende Maul des Löwen,
die alles zertretenden Tatzen des Bären
und die schreckenerregende Gestalt des Leoparden
- in sich vereint.
Wir können uns fragen, wie es möglich ist, daß das Römische Reich wiedererstehen wird, wo es doch der Vergangenheit angehört.
 Das (West)römische Reich ging in der Tat 476 n.Chr. unter,
 als Rom durch die germanischen Horden verwüstet wurde.

Der Heilige Geist läßt uns jedoch hier sehen, daß das Römische Reich verschwand,
um kurz vor der Wiederkunft Christi erneut auf der Weltbühne zu erscheinen.
Dann wird die Römische Obrigkeit nicht mehr „von Gott verordnet“ und „Gottes Dienerin“ (Röm 13,1-4) sein, sondern es heißt: „Der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt“ (Vers 2). Satan befindet sich hier hinter den Kulissen; er ist es, der dem Reich und seinem Führer Macht verleiht.
 Darum heißt es vom Tier nicht nur,

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 275 Die „Namen“ sind die Eigennamen des Tieres, aber diese sind gotteslästerlich,
wahrscheinlich weil es Namen sind, die Gott allein zustehen.
Auch die Kaiser des alten Römischen Reiches trugen solche Namen und
 beanspruchten göttliche Verehrung; so wurde Augustus nach seinem Tod
divus („der Göttliche“) genannt, Nero hieß Heiland der Welt und Domitian
wurde mit Dominus et Deus noster („unser Herr und Gott“) angeredet.
Siehe auch Dan 7,8.11.20.25 (vgl. Dan 11,36f., wo es nach manchen um
 das erste, m.E. nach um das zweite Tier geht).
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 daß es aus dem Meer, d.h. dem aufgewühlten Völkermeer aufsteigt,
sondern daß es nach Offb 17,8 aus dem Abgrund heraufsteigt (vgl. 9,1-11)
. Das weist auf den teuflischen Ursprung des Reiches hin, das seine
Befugnisse direkt vom Drachen herleitet.

 „Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet. Und
seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde  (276) verwunderte
 sich über das Tier“ (Vers 3). Die Köpfe sind nicht nur sieben Berge, sondern
in Offb 17,10 hören wir, daß sie auch sieben aufeinanderfolgende Könige darstellen. Viele nehmen an, daß es sich um sieben aufeinanderfolgende Regierungsformen des Römischen Reiches handelt. Ein Kopf wird hier „wie zum Tode geschlachtet“.277 Das Jahr 476 bedeutete



276 Wie wörtlich muß man „Erde“ verstehen? Scott (S. 274) sieht keinen Anlaß, die Reichweite des Ausdrucks einzuschränken, weil die Macht des Drachen und sein weitreichender Einfluß über die geographischen Grenzen der „zehn Könige“, ja „über jeden Stamm und Volk und Nation“ (Vers 7b; vgl. 11,9; 16,14; 17,15) hinausgehen. Die große Frage ist jedoch, ob das auch für den „König des Nordens“ gilt und die hinter ihm stehende enorme Macht im „äußersten“ Norden: das russische „Gog“ (Hes 38 und 39). Das ist nicht der Fall, wenn diese Mächte erst kurz vor, bzw. nach der Wiederkunft Christi geschlagen werden (siehe ausführlich Die Zukunft der Stadt des großen Königs). Walvoord (S. 200) meint jedoch, daß diese Mächte vielleicht zu Beginn der halben Jahrwoche vernichtet werden, so daß als Folge wirklich die ganze Welt im Einflußbereich des Tieres liegen wird. Der „Weltkrieg“, der kurz vor der Wiederkunft Christi ausbricht (16,12-16; siehe dort), ist dann nicht der Krieg zwischen dem Römischen Reich und den Mächten im Norden (wie in meiner Sicht), sondern ein massenhafter Aufstand gegen die Macht des Tieres.


277 Man beachte die Parallele zwischen dem zum Tode verwundeten und
 wieder aufgelebten Tier (siehe Verse 12c und 14c!) und dem geschlachteten
Lamm: Der Ausdruck „wie geschlachtet“ ist der gleiche wie in 5,6.
 Wegen dieser Übereinstimmung und wegen der Erwähnung eines
Schwertes in Vers 14 muß auch unser Vers auf einen gewaltsamen Tod
hinweisen.
Es gibt noch weitere Übereinstimmungen: Die beiden sind nicht nur
getötet und auferstanden, sondern beide führen ein Schwert (13,10; 19,15),
 beide haben Nachfolger, auf deren Stirnen ihre Namen geschrieben sind (13,16; 14,1),
 beide haben viele Hörner (13,10; 5,6), beide erhalten das Ende Roms als Kaiserreich.
 Darum werden wir annehmen können, daß dieser „Kopf“, der zu Tode verwundet war,
die kaiserliche Regierungsform darstellt. (278)
 
Niemand sollte erwarten, daß das Römische


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 Macht über jeden Stamm und Sprache und Volk und Nation (13,7; 17,12;
1,5; 7,9).
Wegen dieser Übereinstimmungen ist es verständlich, daß viele den
Antichristen (der in allem das Gegenteil von Christus ist) mit diesem ersten Tier identifiziert haben.

278 Zu diesem Vers gibt es unzählige Erklärungen. Viele sehen im zu Tode
verwundeten und wieder geheilten Kopf einen Hinweis auf eine tatsächliche,
 geschichtliche Person (auch aufgrund der in Fußnote (277) genannten
Parallele!), die gestorben ist und in der Endzeit wieder auferweckt werden
wird. Man denkt dann an einige römische Führer: vom ermordeten Julius
bis zu Kaiser Nero oder sogar an Judas Iskariot, aber auch an Diktatoren
des 20. Jahrhunderts wie Hitler, Mussolini oder Stalin.

Ein interessantes Beispiel ist die Auslegung von Smith (S. 194), der diese
 Reihenfolge der Ereignisse sieht:
(a) das geschichtliche Erstehen des Reiches und seines zukünftigen Herrschers (der siebte Kopf, d.h. der „andere“, der „noch nicht gekommen“ ist; 17,10) aus dem Meer, vor der letzten Jahrwoche,

(b) der gewaltsame Tod dieses Herrschers (während der ersten halben Jahrwoche?),

(c) dessen Auferweckung durch Satan (nachdem dieser aus dem Himmel
geworfen wurde) zu Beginn der letzten halben Jahrwoche. Diese Auferweckung
fällt zusammen mit dem in 11,7; 17,8 gezeichneten Aufsteigen des
Reiches aus dem „Abgrund“, d.h. nach Smith dem Aufenthaltsort der Toten
 (siehe die Ausführungen zu 9,2).

Das Tier „war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen“ (17,8),
 d.h. ein römischer Kaiser, der schon tot war, als Johannes die Offenbarung schrieb,
wird in der Endzeit aus der Welt der Geister heraufsteigen,
den heraufgekommenen Körper des getöteten Herrschers beseelen
und dann (als der „achte“; Offb 17,11) vom Drachen seine gewaltige Macht erhalten.
 Dieser Kaiser kann nach Smith kein anderer als Nero sein (siehe unten).

Walvoord (S. 199) wendet gegen eine solche Erklärung ein, daß nirgends gesagt wird,
daß das Tier wirklich gestorben ist, aber dies trifft nicht zu:
(a) „seine Todeswunde“ in Vers 3 heißt wörtlich: „die Wunde seines Todes“;
(b) Vers 14 sagt, daß das Tier „die Wunde des Schwertes hatte und [wieder]

lebte“; dieses „lebte“ impliziert, daß das Tier (nicht nur der Kopf!)
 also tot war (vgl. wieder die Parallele mit Christus in 1,18; 2,8!).
Stichhaltiger ist Walvoords Argument, daß es zweifelhaft ist, ob Satan die Macht hat,
jemanden aufzuerwecken.
 Damit hängt zusammen, daß Offb 13
und 17 keinen zwingenden Grund gibt, an Tod und Auferstehung einer
Person zu denken; wir denken eher an den Untergang des (West-Römischen Reiches
 im 5. Jahrhundert und an dessen Wiederaufstieg in der Endzeit. Mounce (S. 252)
nennt als mögliche geschichtliche Figur, an die hier gedacht sein kann,
Kaiser Caligula, der von einer schweren Krankheit genas und der versuchte,
sein Bild im Tempel aufzustellen (vgl. Vers 6), während im ganzen Reich viele Altäre für
ihn errichtet wurden (vgl. Vers 8). Er weist jedoch darauf hin, daß die meisten Autoren
hier an Nero denken:
 Nach Minear (S. 248f.) stimmen die heutigen Ausleger fast alle darin überein,
daß unser Vers im Zusammenhang steht mit dem Mythos von Neroredivivus
(vgl. Teil A, Kapitel 1.3). Im Jahr 68 n.Chr. mußte dieser Nero vor seinen aufständischen Untertanen flüchten und hieb sich mit seinem Schwert die Kehle durch.
Nach seinem Tod verbreitete sich das Gerücht, er sei nicht wirklich gestorben,
sondern werde mit einem großem Partherheer nach Rom zurückkehren.

Manche Betrüger im Osten namen sogar den Namen Nero an, um aus dem
Mythos Profit zu schlagen. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde der Glaube,
er lebe noch, ersetzt von der Erwartung, er werde mit Horden von Dämonen (vgl. 9,1-11!)
 als Vorzeichen der „letzten Tage“ wieder aus dem „Abgrund“ auferstehen.
Minear selbst und auch Mounce sind jedoch der Meinung,
daß dieser Mythos nicht wirklich mit Offb 13 und 17 harmoniert (S. 228-260; siehe auch Johnson, S. 522-527):

(a) Vers 3 ist Tötung, kein Selbstmord;
(b) der Selbstmord Neros stellte keine tödliche Verwundung des ganzen Reiches dar; der Text sagt nicht, daß der Kopf wiederhergestellt wurde, sondern das Tier;
(c) „Wunde“ meint hier eigentlich „Plage“, das bedeutet in der Offenbarung immer ein von Gott verhängtes Gericht;
(d) auch das „Schwert“ weist in der Offenbarung immer auf ein göttliches Gericht hin;
(e) Nero ist nicht wirklich auferstanden so wie hier das Tier; dann müßte man die spekulative Theorie von Smith annehmen, nach der Nero erst in der Endzeit auferstehen werde - und das aufgrund eines primitiven Volksglaubens, den Johannes hier übernommen hätte! Das alles beweist allerdings ebensowenig (wie Johnson und andere meinen), daß der tödliche Schwertschlag schon am Kreuz dem Tier beigebracht worden sei. In unserer Erklärung denken wir an den „Tod“ des Reiches im
5. Jahrhundert


.Reich jemals wieder als Kaiserreich erstehen wird. Manche haben mit
Gewalt versucht, das zu erreichen: Kaiser Karl der Große, Kaiser Karl V
., Kaiser Napoleon, sogar Hitler. Was mit Gewalt jedoch nie erreicht
wurde, wird demnächst glücken, indem das alte Römische Reich erst in
 Form eines Zehnstaatenbundes wieder aufersteht, der dann alle Macht
 in die Hände des Alleinherrschers legt, der vielleicht den alten Titel
„Kaiser“ annimmt. Diese wunderbare Belebung des alten Reiches wird
die Verwunderung der Erde hervorrufen. „Und sie beteten den Drachen an,
weil er dem Tiere die Gewalt gab“ (Vers 4). Die Menschen werden sehr wohl begreifen,
daß das
Tier seine Befugnisse nicht einfach von den zehn Königen erhalten hat, sondern
von Satan selbst. In einer Zeit, in der der Gedanke an Gott fast ganz verschwunden ist,
 werden sie das Tier anbeten und sagen:
 „Wer ist dem Tiere gleich? Und wer vermag mit ihm zu kämpfen?“
Das ist fast ein Glaubensbekenntnis über die „Allmacht“ des Tieres!
 Wir werden denn auch sehen, daß der Drache und die beiden Tiere Anbetung empfangen,
die allein Gott zusteht.

Verse 5-10

„Und es wurde ihm ein Mund  (279) gegeben, der große Dinge und Lästerungen
redete“ (Vers 5a). Es ist in Wirklichkeit Satan selbst, der hier
 auftritt, der sich ganz besonders gegen Gott erhebt und es wagt, lästernd
gegen Ihn zu reden. Wir sehen hier, daß das Tier heftig gegen alles
 angeht, was von Gott kommt. Satan ist ein unsichtbares Wesen und handelt nicht unmittelbar, sondern er ist der böse Geist, der sich hinter diesem Diktator verbirgt. Er wird die beiden Tiere manipulieren, um seine Ziele zu erreichen. „Und es wurde ihm Gewalt gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken“ (Vers 5b); das ist immer die Zeit der großen Drangsal (vgl. 11,12; 12,6.14). „Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen wider Gott, seinen Namen zu lästern und seine Hütte“ (Vers 6).

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279
D.h. von Satan „gegeben“; vgl. Verse 2 und 4. In den Versen 5 und 7
 finden wir viermal dieses Passiv. Es ist m.E. kaum richtig, daß Scott
 (S. 279) und Greijdanus (S. 204) hier an Gott als den Geber denken, obwohl
es sicher stimmt, das Gottes Macht auch über das „Geben“ des Satan
wacht.


Aus Offb 21,3 können wir vielleicht schließen, daß die Gemeinde
die Hütte Gottes ist; diese befindet sich im Himmel, wo Satan nichts
mehr gegen sie ausrichten kann. Das einzige, was er noch tun kann, ist gegen
 sie und gegen die „welche ihre Hütte in dem Himmel haben“ zu lästern,
d.h. die beim Kommen des Herrn für die Seinen in den Himmel
entrückt worden sind. Wenn wir das Wörtchen [und] weglassen,
 (wofür es gute Gründe gibt) wird es noch deutlicher, daß Gottes „Hütte“
hier die himmlischen Heiligen darstellt: „seine Hütte: [nämlich] die im Himmel zelten“.

       „Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und
sie zu überwinden; und es wurde ihm Gewalt gegeben über jeden
Stamm und Volk und Sprache und Nation“ (Vers 7). Gegen die
Heiligen, die sich im Himmel befinden, kann er nichts ausrichten,
 aber er geht heftig gegen die Heiligen an, die sich noch auf der Erde
befinden: die zu Israel gehören einerseits, dargestellt in der „Frau“, aber
andererseits auch gegen die, die zu allen Völkern gehören (.280)
Von diesen Gläubigen abgesehen werden alle, die auf der Erde wohnen, das Tier
anbeten (Vers 8). Wir sind schon mit dem Ausdruck „die auf der Erde wohnen“ vertraut:
 Das sind die Menschen, die sich hier zu Hause fühlen, deren Interesse sich nur auf die Erde richtet.
Es sind die, deren „Namen nicht geschrieben ist in dem Buche des Lebens (281) des
geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an“ (Vers 8).(282) Ich

280
 Wegen der Parallele zu 11,7 und Dan 7,21.25 wollen einige hier nur an
die Heiligen aus Israel denken. Abgesehen von dem in der Wüste versteckten
Überrest (12,6.14) werden alle übrigen treuen Juden, die in Jerusalem und die in aller Welt zerstreuten, den Verfolgungen des Tieres ausgesetzt sein.

281
 Zum Buch des Lebens siehe Fußnote 67.

282
Die Reihenfolge der Elb. Übers. folgt dem griech. Text wie auch die
niederl. Statenvertaling, in deren Anmerkung es heißt: „Obwohl Christus
 tatsächlich erst geschlachtet wurde, als Er für uns am Kreuz gelitten hat,
 waren dennoch dieser Tod und dieses Opfer von Anbeginn der Welt an
zur Erlösung seiner Gläubigen wirksam; und Er ist von Anfang an geschlachtet
in Gottes Ratschluß, in Gottes Verheißungen und im Glauben der Auserwählten ...“
Die andere Möglichkeit, die in den Anmerkungen nur kurzweise


nebenbei darauf hin, daß die Namen der Heiligen der jetzigen
Haushaltung auch in dem Buch verzeichnet sind, jedoch nicht von,
sondern vor Grundlegung der Welt an (Eph 1,4). Wenn von Israel
oder von den Völkern die Rede ist, geht es nie um das, was vor Grundlegung
der Welt ist. Das Reich Gottes und die Berufung und Bestimmung
 Israels sind mit der Erde und mit der Zeit verbunden; die Gemeinde dagegen
hat eine himmlische und ewige Berufung. In Mt 13,35 und 25,34,
wo es um (das Eingehen ins) Reich geht, wird der Ausdruck
„von Grundlegung der Welt an“ gebraucht, weil von Gläubigen auf der Erde die Rede ist,
 die nicht zur Gemeinde gehören.

   Für diese Gläubigen folgt eine wichtige Ermahnung: „Wenn jemand
 ein Ohr hat, so höre er!283 Wenn jemand in Gefangenschaft [führt], so geht er in Gefangenschaft“, usw. (Verse 9f.).284 Viele Heilige werden 

angesprochen wird, die aber aufgrund von 17,8 viel wahrscheinlicher ist,
 wäre, die Worte „von Grundlegung der Welt an“ mit dem Einschreiben
der Namen in das Buch des Lebens zu verbinden, was grammatisch
möglich und von der Lehre her weniger problematisch ist.

283
 In dieser Ermahnung richtet sich Johannes an seine Leser, wie es
Christus oft in den Evangelien tat. Hier wird nicht hinzugefügt „was der
Geist den Gemeinden sagt“, wie in Offb 2 und 3, weil diese Ermahnung
nicht an die Gemeinde gerichtet ist (die schon in den Himmel entrückt ist),
sondern an alle zurückgebliebenen Menschen auf der Erde, wachsam zu
sein im Hinblick auf die kommende Weltregierung und die kommende
Weltreligion. Über beide wird auch in unseren Tagen viel spekuliert, und im
Hinblick darauf ist dieses Wort auch heute für die Christen aktuell.

284
 Dieser Vers ist textkritisch einer der schwierigsten in der Offenbarung.
Im Nestle/Aland-Text steht in Vers 10a wörtlich:
 „Wenn jemand in Gefangenschaft [?], geht er in Gefangenschaft.“
Die beste Lösung ist anscheinend, zwischen den [] „führt“ zu lesen,
und in diesem Sinn ist der Text in der Tat in vielen Handschriften angeglichen.

 In Vers 10b liest Nestle/Aland: „Wenn jemand mit [dem] Schwert getötet werden wird,
wird er mit [dem] Schwert getötet werden.“
Will man Vers 10a damit in Übereinstimmung bringen,
kann man da „[geführt wird]“ lesen; der Vers, von dem man annimmt,
daß er auf Jer 15,2; 43,11 beruht (Charles I, S. 355), ist dann eine
Ermutigung zum Erdulden: „was sein muß, muß sein“, und



also zu Märtyrern werden; aber sie erhalten den Trost, daß diejenigen,
 die sie in Gefangenschaft führen, ihrerseits auch in Gefangenschaft
gehen werden. Bei seiner Wiederkunft wird der Sohn des Menschen
Gericht über die Verfolger der Heiligen ausüben; wenn jemand mit dem
Schwert töten wird (das bezieht sich auf die Verfolger), dann muß er selbst
mit dem Schwert getötet werden (19,21; vgl. Mt 26,52).

Inmitten all dieser Verfolgungen werden die Heiligen lernen müssen,
 durchzuhalten und ihre Glaubenszuversicht auf Gott und auf die schließliche
Befreiung zu richten.

Ihr Glaube läßt sie verstehen, daß für sie alles gut verlaufen wird und daß
ihre Verfolger einmal selbst verfolgt werden.
 „vergeltet nicht Böses mit Bösem“ (vgl. Mt 10,23; Lk 21,3; Phil 1,18).
Viele Handschriften lesen jedoch: „wenn jemand ... töten wird, wird
 (oder: muß) er ... getötet werden.“ In diesem Fall geht es hier um Vergeltung
(die sog. lex talionis): „Auge um Auge, Zahn um Zahn“
 (vgl. 1Mo 9,6; Mt 5,38; 26,52; Röm 12,9; Gal 6,7). Dann handelt es sich um eine
 Mahnung an die Heiligen, keine Gewalt anzuwenden
(denn das wir auf ihren eigenen Kopf zurückfallen) und/oder eine Verheißung an
die Heiligen, daß Gott sich ihretwegen an den Verfolgern rächen wird.
Welche der drei Erklärungen am besten in den Kontext paßt, ist schwer zu sagen.
Es ist sogar möglich, Vers 10a und 10b unterschiedlich zu lesen:

Vers 10a ist dann eine Ermutigung zum Erdulden und Vers 10b eine
Warnung vor der Anwendung von Gewalt.
Diese Erklärung paßt gut zum Schluß des Verses, der von dem
„Ausharren und dem Glauben(svertrauen) der Heiligen“ spricht.


(c) Das Tier aus der Erde (13,11-18)

Verse 11-14 Das zweite Tier kommt nicht aus dem Meer, sondern aus der Erde (Vers 11); es hat seinen Ursprung also nicht im aufgewühlten Meer, sondern in einer Welt von Ordnung und Stabilität.285 Wir werden auch sehen, daß es hier um den Herrscher Israels geht, während es beim ersten Tier um die heidnische (westliche) Völkerwelt ging. Dieses zweite Tier ist also ein Jude, während der Führer des Römischen Reiches ein Heide ist. Das Tier aus der Erde ist der falsche König Israels, der falsche Messias. Das erste Tier verfügt über mehr Macht und wird auch als „das“ Tier bezeichnet (Verse 14-18). Die politische Macht des zweiten Tieres ist nur begrenzt; es ist der Führer Palästinas. Aber auf religiösem Gebiet wird er der falsche Prophet genannt werden (16,13; 19,20; 20,10) und einen erheblichen Einfluß auf die ganze Erde haben. Er wird in direkter Verbindung mit dem ersten Tier stehen. Er ist der Antichrist, der als abtrünniger Jude den Messias leugnet, aber der auch das Fundament des Christentums leugnet, nämlich den Vater und den Sohn (1Joh 2,22; 4,3; 2Joh 7). Er wird zugleich geistlicher Führer des Judentums und der abtrünnigen Christenheit sein und einen neuen Gottesdienst bei ihnen einführen: die Vergöttlichung des ersten Tieres. Er wird sie dazu anhalten, dieses Tier anzubeten und der Anbetung Gottes ein Ende machen.
      Wie wissen wir so sicher, daß dieses Tier den Antichristen darstellt?286 In 1Joh 2,18-22 sehen wir, daß dieser ein religiöser Führer ist,


285
 Wenn wir in Vers 1 an ein „Meer“ im buchstäblichen Sinn denken müssen (siehe Fußnote 272) dann ist hier offensichtlich auch an eine wörtliche Bedeutung für das griech. ge zu denken. Das Wort bedeutet sowohl „Erde“ als auch „Land“. Wenn unsere Annahme stimmt, daß das zweite Tier der Antichrist ist, d.h. der falsche Messias (gesalbte König) Israels, dann kann das hier gemeinte „Land“ nur Palästina sein. Smith (S. 202) weist darauf hin, daß der Ausdruck „Mittelmeer“ bedeutet „Meer inmitten von Ländern (oder: der Erde; vgl. das engl. Mediterranean), daß auch Palästina, bzw. Jerusalem inmitten der Erde genannt wird (Jes 19,24; Hes 5,5), daß Rom etwa in der Mitte Italiens und Jerusalem in der Mitte Palästinas liegt. Durch diese zwei Tiere werden diese zwei Städte verbunden


dessen Name schon anzeigt, daß er der falsche Messias ist. In Joh 5,43 sagt der Herr: „Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmet mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.“ Vers 11 stellt uns das zweite Tier als einen Nachahmer des Messias dar; es hat nämlich „zwei Hörner gleich einem Lamme, und es redete wie ein Drache“. Wenn man es sieht, könnte man meinen, es sei das Lamm, aber seine Worte werden satanisch sein. Er wird sich als der wahre Messias ausgeben; aber in Wirklichkeit ist er der Antichrist, d.h. der falsche Messias. Durch die Schriften von Johannes wissen wir, daß er der religiöse Führer einer abtrünnigen jüdischen und christlichen Welt sein wird. Aus dem AT wissen wir, daß der abtrünnige jüdische Führer der Endzeit sich den Titel eines Königs von Israel zulegen wird, wie man das von einem Pseudomessias (Messias = gesalbter [König]) auch erwarten würde.

 286
Zur ausführlichen Darlegung der Identität dieses zweiten Tieres verweise ich auf Die Zukunft der Stadt des großen Königs. Es ist denkbar, daß der „Dialog“ zwischen der abgefallenen Christenheit und dem unbekehrten Teil des Judentums so weit fortgeschritten sein wird, daß der falsche jüdische Messias zugleich als religiöser Führer der Namenschristenheit akzeptiert werden wird. Das wird dann vor allem in der ersten Hälfte der Jahrwoche der Fall sein, denn in der zweiten Hälfte der Jahrwoche wird dem (Namens)christentum ein Ende gemacht werden (siehe zu Offb 17) und es wird nur noch Platz für die Weltreligion des Antichristen sein, der hier beschrieben wird. Auch zu diesem zweiten Tier gibt es unzählige Interpretationen, die natürlich sehr mit der Interpretation des ersten Tieres zusammenhängen. Viele sehen im ersten Tier den Antichristen und in dem zweiten Tier eine Art „Waffenträger“ oder ausführende Gewalt (letzteres ist m.E. richtig in dem Sinn, daß der Antichrist selbst der Befehlsempfänger des ersten Tieres ist). Andere sehen in diesem Tier das Papsttum oder sogar bestimmte Päpste (siehe jedoch da zu Offb 17). Manche sehen in dem Tier eine Macht, Klasse oder Bewegung, andere sehen in ihm eine Person (was m.E. besser paßt). Manche sehen in ihm eine Bewegung oder Person aus der Anfangszeit des Christentums oder eine zu allen Zeiten oder eine besondere in der Endzeit. In unserer futuristischen Auslegung kann das zweite Tier nur eine Person in der Endzeit sein, die eng mit dem Führer des wiederhergestellten Römischen Reiches verbunden ist.


Jes 30,33; 57,9 und Dan 11,36 geben ihm geheimnisvolle Titel: „der König“ (nicht zu verwechseln mit dem König des Nordens). Es handelt sich um den falschen und gottlosen König, der in den letzten Tagen über Israel regieren wird.

    Die äußerst wichtige Verbindung zwischen den Zitaten bei Johannes und denen aus dem AT finden wir in 2Thes 2,3-9, wo der Antichrist in Verbindung mit dem großen „Abfall“ (von allem wahren Gottesdienst) als der gesehen wird, der sich gegen Gott erhebt (vgl. die Formulierungen mit Dan 11,36!) und der sich in den Tempel Gottes in Jerusalem setzen wird, als sei er Gott selbst. Er wird sich durch die ungläubigen Juden verehren lassen und wird alle Nationen dazu verführen, auch das erste Tier und den Drachen anzubeten. Er wird bezeichnet als der „Mensch der Sünde“, der „Sohn des Verderbens“ und der „Gesetzlose“, aber 2Thes 2,8 sagt auch am Ende: Der Herr Jesus wird ihn bei seiner Wiederkunft verzehren.

        „Und die ganze Gewalt des ersten Tieres übt es vor ihm aus, und es macht, daß die Erde und die auf ihr wohnen das erste Tier anbeten“ (Vers 12). Politisch gesehen ist das zweite Tier dem ersten untergeordnet; es wirkt darauf hin, daß alle Erdbewohner das Tier anbeten, „dessen Todeswunde geheilt wurde“, d.h. den Führer des wiederhergestellten Römischen Reiches (vgl. Vers 3). „Und es tut große Zeichen“ (Vers 13a). Dieses Kennzeichen finden wir beim ersten Tier nicht; es handelt sich hier wirklich um einen „falschen Propheten“, der durch Wunderzeichen zu beweisen versucht, daß er ein echter Prophet ist und damit den Götzendienst von Vers 12 fördert (vgl. 5Mo 13,1f.). Dieses zweite Tier ahmt (auf okkulte Weise?) einen der größten Propheten des AT nach, und zwar Elia (1Kön 18,38; 2Kön 1,10.12), „daß es selbst Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen läßt vor den Menschen; und es verführt die auf der Erde wohnen wegen der Zeichen“ (Verse 13b und 14).287 Die immer wiederkehrende Formulierung „die auf der Erde


287
Das ist ein typisches Kennzeichen der falschen Christusse und der
falschen Propheten im allgemeinen in der Endzeit (Mt 24,24). Ihr Anführer
ist der Antichrist, „dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist in
aller Macht und Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der
 Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen“ (2Thes 2,9f.).
Nach den Sibyllinischen Orakeln (3,63-70) wird der Antichrist sogar Tote
 auferwecken und nach der Himmelfahrt Jesajas (4,10f.) wird der Antichrist
die Sonne nachts aufgehen, den Mond zur sechsten Stunde erscheinen und
sein Bild in jeder Stadt aufstellen lassen. Es gibt anscheinend eine Parallele
zwischen den zwei Zeugen in Offb 11 und den zwei Tieren.
Das eine Tier ist zu Tode verwundet und wieder auferstanden (vgl. 11,7.11)
und das andere Tier läßt Feuer kommen (vgl. 11,5).
Die zwei Zeugen stehen vor dem Herrn der Erde (11,4), die zwei Tiere handeln d
urch und für den Drachen. Gott und Satan haben ihre Werkzeuge auf der Erde; die Satans
scheinen zunächst zu gewinnen (11,7), aber Gott hat das letzte Wort.

288
Das Bilde mußte für das Tier gemacht werden, d.h. zu seiner Ehre, und
es ist auch ein Bild des Tieres (Vers 15), d.h. eine Abbildung.



wohnen“ meint die Menschen, die sich hier auf der Erde zu Hause fühlen
 und deshalb vom Himmel nichts wissen wollen.
        Das zweite Tier bringt sie dazu, „ein Bild dem Tiere  (288) zu machen,
das die Wunde des Schwertes hatte und lebte“ (Vers 14). Dieses Bild ist
 der Greuel des Verwüstung, von dem Dan 9,27; 12,11 spricht, und den
auch der Herr Jesus in Mt 24,15 erwähnt. Dieses Bild ist nicht unbedingt
ein Standbild dieses Diktators, sondern eher in irgendeiner Form ein sichtbarer
 Ausdruck der Macht des ersten Tieres. Dasselbe geschah zur Zeit des ersten
Weltreiches unter Nebukadnezar, der seinen Untertanen befahl,
vor dem Bild niederzufallen, das er errichtet hatte (Dan 3).
 Und so wird auch dieses Bild zukünftig eine Darstellung dieser bösen Macht
 im allgemeinen sein. Es ist anzunehmen, daß dieses Bild überall im Römischen Reich
verbreitet sein wird und die Menschen verpflichtet werden, sich vor dieser Macht zu beugen


Verse 15-18

Und es wurde ihm gegeben, dem Bilde des Tieres Odem zu geben“
 (Vers 15). Es ist hier nicht die Rede von Leben. Leben schenken liegt
 nicht in der Macht des Antichristen, sondern kommt nur Gott zu.
Der Atem ist sozusagen nur eine Nachahmung des Lebens, der jedoch in
der Lage ist, die Menschen zu verführen (vgl. dagegen Offb 11,11, wo
 es sich um Lebensatem handelt). Sie werden über die Macht dieses
Tieres verblüfft sein, das Bild zum Sprechen zu bringen (vielleicht ist
 hier an eine okkulte Erscheinung zu denken289) und zu bewirken „daß
alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten“. (290) Das
zweite Tier verfügt also außer über der politischen auch über eine absolute
Macht in religiösen Angelegenheiten.

          Auch die wirtschaftliche Macht wird es in die Hände bekommen,
 denn es wird hinzugefügt: „Und es bringt alle dahin, die Kleinen und
die Großen,291 und die Reichen und die Armen und die Freien und die
Knechte, daß sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder
an ihre Stirn; (292) und daß niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur 357

289
„Atem“ ist griech. pneuma, das auch „Geist“ bedeutet (so Luther,
Zürcher u.a.); hier vielleicht auch mit der Bedeutung „(Sitz von) innerem
Einvernehmen, Einsicht“ (vgl. Mk 2,8; Apg 19,21; 1Kor 2,11). Es ist darum
nicht ausgeschlossen, daß wir hier an einen Superroboter denken müssen,
 der mit Superintelligenz und zwingender Überzeugungskraft redet. Er wird
möglicherweise alles übersteigen, was die moderne Technologie schon auf
dem Gebiet der „künstlichen Intelligenz“ erreicht hat. Wenn wir tatsächlich
 an einen Superroboter denken, dann ist es gut möglich, daß dieser das
erste Tier wörtlich abbildet. Johannes hatte möglicherweise ein Beispiel seiner
Zeit vor Augen: Die Menschen mußten das Standbild des Kaisers anbeten,
wobei die kaiserlichen Priester die Menschen mit Zauberei und Bauchrednerei
verführten.

290
Das heißt nicht, daß das auch tatsächlich geschehen wird; es geht hier
um einen Befehl. Viele von denen, die sich weigern, das Bild und das Tier
anzubeten, werden in der Tat umgebracht werden und zu Beginn des
Tausendjährigen Reiches auferstehen (15,2; 20,4). Viele der Verweigerer
werden jedoch verschont bleiben, und zwar die 144 000 Israeliten und die
unzählbare Volksmenge von Offb 7.

der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder (293) die
Zahl seines Namens“ (Verse 16f.). Die neuesten Entwicklungen im
Bereich der elektronischen Datenverarbeitung (die äußerst verfeinerte
Chips-Technologie) geben uns in etwa eine Vorstellung der technologischen
Möglichkeiten, die das Tier haben wird, um die Völker, die ihm unterworfen sind,
z.B. durch Lasercodes auf der Hand oder der Stirn und durch eine ständige
 Datenbank zu kontrollieren und so eine absolute Macht über sie auszuüben.
 Wir können uns vorstellen, was es die Gläubigen in dieser Zeit kosten wird,
sich dem nicht zu unterwerfen. Es wird dann keine lauen Christen mehr geben,
sondern nur noch fest überzeugte Gläubige. Wer dem Herrn Jesus treu bleiben will,
läuft große Gefahr, mit seinem Leben dafür zu bezahlen.
Wenn die Tage nicht verkürzt würden, könnt

291
Nicht Kinder und Erwachsenen, sondern Kleine und Große im Status; vgl. 11,18; 19,5 (die kleinen und großen Gottesfürchtigen) und 19,18; 20,12 (die kleinen und großen Gottlosen).

292
 Die Stirn ist gut zu sehen; bei der östlichen Kleidung ist es der einzige Körperteil, der immer sichtbar ist. Was ein Mensch da trägt, zeigt in der Offb eine öffentliche Anerkennung des Herrn, zu dem man gehört. Die „Knechte Gottes“ tragen das Siegel Gottes an ihrer Stirn (7,3; 9,4), die Untertanen des Tieres haben das Malzeichen des Tieres an ihrer Stirn (13.16; 14,9; 20,4), die Gefährten des Lammes tragen dessen Namen und den Namen seines Vaters an ihrer Stirn (17,5) (das ist zweimal positiv und zweimal negativ) Das griech. Wort für Malzeichen (charagma) meint ein künstlerisches Bild (Apg 17,29) oder ein eingraviertes, eingeschnittenes, eingeätztes oder eingebranntes Zeichen. Das Wort wird z.B. für ein Brandmal für Pferde oder einen Stempel auf einem Dokument gebraucht. Ein Laserzeichen auf der Haut, von dem zur Zeit geredet wird, würde gut zu diesem Wort passen.

293
„Oder“ bedeutet hier „oder anders, bzw.“: Das Malzeichen ist eine Zahl,
die den Namen (das Wesen) des Tieres ausdrückt. Übrigens hatten
manche Abschreiber schon Schwierigkeiten mit diesem „oder“. Entweder
setzten sie ein weiteres „oder“ ein vor „den Namen des Tieres“ oder lasen:
„Malzeichen des Namens des Tieres“ oder „Malzeichen des Tieres oder seinen Namen“.

niemand überleben. Diese dreieinhalb Jahre werden durch absolute
Macht auf wirtschaftlichem, politischem und religiösem Gebiet gekennzeichnet
sein.
Das zweite Tier wird an sich nicht soviel Macht besitzen, aber diese Figur wird
der Ausführende der Macht seines großen Chefs sein. Er wird sozusagen
Minister für religiöse Angelegenheiten oder Propagandaminister des Führers
des Römischen Reiches sein. Es ist schwierig, uns das in Einzelheiten
vorzustellen; dennoch spricht die Schrift hier, was die großen Linien angeht, eine sehr deutliche Sprache.

      Zum Schluß:
„Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres,
denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666“ (Vers 18).
Wir wissen nicht, was diese Zahl bedeutet und wir brauchen es auch nicht zu wissen,
denn der Heilige Geist spricht hier zu denen, die in jener Zeit Weisheit
und Verständnis haben; auf ähnliche Art hat Er schon in den
Versen 9 und 10 die Gläubigen in jener Zeit angesprochen.
Der Apostel sagt, daß wer Verständnis hat, erkennen wird, was
das Bild und die Zahl des Tieres für ihn zu bedeuten haben.

Und doch wissen wir jetzt schon mit Sicherheit, daß diese Zahl,
die aus drei sechsen besteht, die „Zahl eines Menschen“ ist.
Der Mensch wird durch diese Zahl gekennzeichnet.
Er wurde am sechsten Tag geschaffen.
Das Bild Nebukadnezars (in seiner Macht und in seinem Größenwahn
der Mensch schlechthin)
war sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit
(das sind zwei Sechsen). Und diese Zahl von drei Mal sechs ist,
wie hinzugefügt wird, auch eines „Menschen Zahl“; nur wissen wir nicht,
was diese Zahl darstellt. Im Laufe der christlichen Geschichte hat es sehr
viele verschiedene Erklärungen dieser Zahl gegeben, aber die wahre Bedeutung wird man erst kennen, wenn das Tier erschienen ist.  (294)
 Für die Gläubigen jener

 294
Andererseits kann man auch nicht behaupten, daß Vers 18 sich nur an
die Gläubigen in der großen Drangsal richtet. Er richtet sich auch an uns
und sagt (soweit wir dafür „Verständnis“ haben) in befehlendem Ton:
 „Berechne die Zahl.“
Die Schwierigkeit liegt jedoch darin, daß unzählige „Verständige“ .... schon versucht haben,
diese Zahl zu berechnen ohne die geringste Übereinstimmung.

Irenäus nennt eine Anzahl Erklärungen, die zu seiner Zeit zirkulierten.
Trotzdem gibt es in der Offenbarung wenig Dinge, die so sehr die Phantasie
angesprochen haben wie diese Zahl 666.
Viele versuchten, das Rätsel anhand der sog. Gematria zu lösen
(obwohl es keinen Beweis dafür gibt, daß sie wirklich auf diese Weise gelöst werden  muß!);

d.h. im Hebräischen, Griechischen und Lateinischen haben die
Buchstaben seit jeher einen Zahlenwert.: a = 1, b = 2 usw.; das Wort
 „ab“ hat dann den Zahlenwert 1 + 2 = 3.
 Das Spiel mit Gematria war damals sehr bekannt; freigelegte Graffiti in Pompeji
weisen manchmal auf Personen hin, die auf geheimnisvolle Weise nur mit der
 Zahl ihres Namens benannt werden.

 Schreibt man nun z.B. Caesar Nero in Hebräisch, dann erhält man Qaisar Neron.

Auch Johannes hängt gerne das hebräischen Schluß-n hinter Namen
wie Abaddon, Apollyon, Armagedon.
Schreibt man das wie im Hebr. nur mit Konsonanten, erhält man:
QSR NRWN (das W steht für das O).
 QSR müßte eigentlich Qisr lauten, aber in einer aramäischen Rolle vom
Toten Meer steht auch diese kürzere Form NRWN QSR.

Der übereinstimmende Zahlenwert im hebr. Alphabet ist:
 100 + 60 + 200 + 50 + 200 + 6 + 50 = 666.
Diese Erklärung ist in gewisser Weise vorzuziehen, vor allem für die,
die der Nero-redivivus-Theorie zuneigen oder der Theorie,
daß das Tier in der Endzeit der auferweckte Nero sei (siehe Fußnote 278).
Läßt man wie im Lateinischen das hebr. Schluß-n weg,
dann wäre der Zahlenwert 616.

Merkwürdigerweise lesen manche Handschriften tatsächlich 616,
eine Zahl, die vor allem Irenäus vertritt.
Aus dieser Zahl leiten andere den Namen „Cäsar Gott“ oder „Gaius Cäsar“ ab
(d.h. Kaiser Caligula) (vgl. Metzger). Manche Handschriften
(einschließlich des Textus Receptus) lesen anstelle 666 drei Buchstaben,
deren Zahlenwert zusammen 666 ergibt, nämlich chx-s.
 Der erste und der dritte Buchstabe sind der Anfangs- und Endbuchstabe
von Christos; der mittlere Buchstabe hat im Griech. die Form einer Schlange
und kann ein Hinweis auf den Drachen sein.

Von außen sieht das Tier aus wie das Lamm (Christus),
 aber von innen ist es satanisch (Smith, S. 207).

Ein Jude würde dabei sofort daran erinnert, daß die hebr. Wörter für
Messias und Schlange denselben Zahlenwert 358 haben.
Zahllos sind die anderen Versuche, aus der Zahl 666 einen bestimmten Namen oder Beschreibung abzuleiten und damit die Identität des Tieres aufzuspüren.
Ich nenne eine kleine Blütenlese:
(a) „Cäsar der Römer“ (in hebr. Buchstaben);
(b) „Trajanus Adrianus“ (ein anderer röm. Kaiser);
(c) Hae Lateinae [Italae] Basileia oder kurz Lateinos (das röm. Reich);
(d) Teitan (= Titus); (e) die Summe der Initialen der röm. Kaiser von Julius Cäsar bis Vespasian ist 666; (f) eine griech. Abkürzung des lateinischen Titels von Kaiser Domitian :
Imperator Caesar Domitianus Augustus Germanicus;

(g) QSR RWM (Kaiser von Rom = 616 = oder QSR RWMIM (Kaiser der Römer = 666).
Schon die Sibyllinischen Orakel (1,324ff.) weisen darauf hin, daß der Zahlenwert
des Namens Jesus im Griech. 888 ist (IESOUS = 10 + 8 + 200 + 70 + 400 + 200)
- zweifellos ein auffälliger Kontrast!

Mit den Zahl 666 kann man endlos spielen.
 So ist 666 im Lateinischen DCLXVI (das sind genau die ersten sechs römischen Zahlen!),
das man  lesen kann als:
 Domitius Caesar Legatos Xti Violenter Interfecit („Kaiser Domitius [= Nero] ermordete
brutal den Gesandten Christi“).

Wenn man weiß, daß das Wort „Tier“ im negativen Sinn 36 mal in der Offenbarung vorkommt,
 ist es nett, daß die Summe aller Zahlen von 1 bis 36 (= 6x6!) genau 666 ist.
 Die Zahl 36 ist wieder die Summe der Zahlen 1 bis 8 (vgl. 17,11).
Vgl. auch die ungünstige Bedeutung einer Zeitdauer von 18 (= 6 + 6 + 6) Jahren
 in Ri 3,14; 10,8; Jer 32,1; 52,29; Lk 13,11.

Und so könnte man fortfahren.

Positiv an dieser Art Erklärungen ist, daß sie im Gegensatz zu den Gematria mehr auf der symbolischen Bedeutung der Zahl sechs beruht, wie ich im Text angemerkt habe
(siehe auch Johnson, S. 533-535). Das stimmt mit dem sonstigen Gebrauch
von symbolischen Zahlen bei Johannes überein, der eben nirgends Gematria gebraucht.

Eine solche Annäherung an die Zahl 666 wird unterstützt durch Offb 15,2,
wo die Überwinder über die Zahl des Namens des Tieres sind, d.h. über das,
was symbolisch mit dieser „Zahl eines Menschen“ ausgedrückt wird:
die falsche Größe des götzendienerischen, gotteslästerlichen Menschen in
seiner ganzen Einbildung (vgl. 13,5f.):

Vers 18 appelliert nicht an den gescheiten Menschen, der das Gematria-Spiel
gut beherrscht, sondern an geistliche Einsicht und Unterscheidungsvermögen,

genau wie in 17,9, wo wir dieselben Worte „Verstand“ und „Weisheit“ finden,
wenn es darum geht, die Identität des Tieres und der Hure zu erkennen.

Bezüglich der geistlichen Bedeutung der Zahl 666 - von vielen Auslegern vertreten
(Darby, Kelly, Grant, Scott; Gaebelein, Seiss, Walvoord, Morris, Johnson) -
können wir auf die Erklärung des Irenäus (Contra Haereses 5.29.30) zurückgreifen.
Dieser sah in der Zahl die Summe aller „abtrünnigen Macht“, eine Zusammenballung von sechstausend Jahren von Ungerechtigkeit, Bosheit, Verführung und falscher Prophetie.
Die sechs weist auf die Unvollkommenheit des Menschen hin,
 eine dämonische Parodie auf die
Vollkommenheit der sieben, die Verführung durch das FastVollkommene, es Gott gleich zu tun.

Die drei Sechsen von 666 bilden also sozusagen eine unheilige Dreieinheit des Bösen.
Zeit wird es die Bestätigung sein, daß ihr Verfolger tatsächlich der Führer des Römischen Reiches,
des „Tieres“ aus der göttlichen Prophetie ist.
Es gibt in der Schrift bestimmte Einzelheiten, die wir nicht erklären können und die vielleicht verborgen bleiben bis zu einem späteren Zeitpunkt,
wenn Gläubige diese Worte lesen werden und sie durch den Geist verstehen können.
Es wird eine schreckliche Zeit sein. Zum Glück dürfen wir wissen, daß die Gläubigen der gegenwärtigen Haushaltung in dem Augenblick die Gegenwart des Herrn in seiner Herrlichkeit genießen dürfen, bevor wir mit Ihm zurückkehren,
wenn Er sein Reich aufrichtet und seine Herrschaft ausübt


WDBL Kapitel 13

Offenbarung 12 – Satans Absicht enthüllt:
Offenbarung 13 – Die Marionetten Satans beschrieben:
Offenbarung 14 – die Macht Satans besiegt:


Die Kapiteleinteilung hat dazu geführt, dass man den engen Zusammenhang zwischen diesem und dem vorangegangenen Kapitel oft übersehen hat.

Das Bindewort »und« zeigt, dass die beiden eng zusammengehören.
Der Zusammenhang ist zudem durch ein Textproblem verdunkelt worden.
Sollte das Verb lauten estathên, ich stand, oder estathê, er stand?
Die Handschriften bieten beide Möglichkeiten. Einige Textkritiker stützen sich auf die Erklärung, die kürzere Lesart sei dadurch entstanden, dass beim Abschreiben ein Buchstabe übersehen wurde und bestätigen damit AV und Elberf »ich stand«.

JND ) (John Nelson Darby) gibt als variante Lesart auch »er stand« an, und die gewichtigeren textkritischen Argumente scheinen dafür zu sprechen.
»Er« müsste sich auf den Drachen beziehen, und das passt viel besser in den Zusammenhang. In seinem Hass auf Israel und in seiner Leidenschaft, die Übrigen ihres Samens zu vernichten,
 »stellte sich« (Aorist) der Drache hin, um aus dem Meer und aus der Erde gewissermaßen jene Werkzeuge an sich zu ziehen, die seinen Absichten zu dienen bereit sind. Zumindest zeigt sein Handeln, dass er das Entstehen der hier beschriebenen politischen Szene beobachtet oder überwacht. Vom beständigen und jahrhundertealten Hass des Drachen auf Israel (Kap. 12)
kommen wir in diesem Kapitel zu den menschlichen Werkzeugen seines Zornes.

Der Drache ist es, der die beiden Tiere, eines aus dem Meer, das andere aus der Erde, beherrscht und lenkt, und sie sollen während der zweiten Hälfte der
 Drangsalszeit als seine Werkzeuge den Ausrottungskrieg gegen den Samen des Weibes führen

b) Die Marionetten Satans (13,1-18)
1. Der falsche Fürst
1_Mit dem »Meer« ist zwar ziemlich sicher
das Mittelmeer gemeint, aber eine solche Identifikation ist nicht von Belang,
 es sei denn, man wolle damit angedeutet wissen, dass der Drache vom östlichen Mittelmeerrand her Richtung Westen schaut, um das Aufkommen des ersten Tieres zu überwachen, um dann Richtung Osten zu schauen, um das Aufkommen des zweiten Tieres »aus der Erde« zu überwachen.

Die meisten Ausleger der futuristischen Schule (siehe Einleitung) sehen in der Bildersprache einen Hinweis dafür, dass das erste Tier aus den europäischen Nationen aufkommt, die westlich von Israel liegen, während das zweite Tier aus Israel selbst aufsteigt.

 Das erste Tier wäre demnach heidnischer Herkunft, das zweite ein Jude. Diese Folgerungen sind logisch, aber sie müssen biblisch belegt werden. Andere Ausleger meinen, dass »das Meer« ein Hinweis auf die Unruhe unter den Nationen sei, während »die Erde« festgefügte menschliche Regierung bedeute. Das lässt sich eher anfechten, denn im Gegensatz zu Dan 7,2 wird hier nicht von einem Sturm gesprochen, der auf das Meer losbricht. Die Betonung liegt also auf der Tatsache, dass ein Tier aus den Nationen und das andere aus Israel aufsteigt. Johannes ist ein Augenzeuge des Dramas.

Die RV und die Rev Elberf stellen die Szene klarer dar als AV und Elberf, wenn sie den Kontrast hervorheben zwischen »er stand auf dem Sand des Meeres«, nämlich das Tier, und »ich sah«. Was Johannes sah, war ein schreckenerregendes Monster, »welches zehn Hörner und sieben Köpfe« hatte. Die Reihenfolge (Hörner, Köpfe, Rumpf, Füße) ist die natürliche Reihenfolge, in der Johannes das Tier aus dem Wasser auftauchen sah. Das Wort thêrion bezeichnet ein wildes und unbezähmbares Tier. Wenn es als Metapher für einen Menschen steht, drückt es nicht Dummheit, sondern Triebhaftigkeit aus. Das ist eine klare Umschreibung dessen, wie der Mensch wird, wenn er Gott und Seine Offenbarung verwirft.

Die korrekte Deutung dieses Tieres ist der Schlüssel zum Verständnis dieses Abschnittes des Buches. Man muss geduldig die Spannung aushalten, die zwischen verschiedenen Bibelstellen zu bestehen scheinen, bis man das ganze Bild erfasst hat. Es gilt zur Hauptsache folgende Punkte zu beachten:

1._Als Johannes sah, wie das Tier aus dem Meer aufstieg, muss sein erster Gedanke der gewesen sein, dass es dem Drachen, der auf dem Ufer stand, sehr ähnlich war. Das Tier und der Drache müssen offenkundig unterschieden werden, wiewohl beide Autorität (sieben Köpfe) und Macht (zehn Hörner) beanspruchen.

2._Das Tier hatte einen Rumpf wie ein Leopard, Füße wie ein Bär und einen Mund wie ein Löwe. Johannes waren diese drei Tiere aus der Vision Daniels bekannt (Dan 7,1-8). Daniel hatte gesehen, wie aus einem sturmgepeitschten Meer der Reihe nach ein Löwe, ein Bär und ein Leopard aufstiegen, auf die ein namenloses Monster mit zehn Hörnern folgte. Es besteht kein Zweifel, dass die zehn Hörner jenes vierten Tieres uns zeigen, dass es sich hier um das gleiche Monster handelt. Ein wichtigeres Erkennungszeichen, das die beiden als das gleiche Tier ausweist, ist der Mund: »ein Mund, der große Dinge redete« (Dan 7,8). Gleiches wird vom Tier hier gesagt: »Und es wurde ihm ein Mund gegeben, der große Dinge redete« (V. 5).
Es kann eindeutig gezeigt werden,
dass die vier Tiere von Dan 7 vier Reiche sind, welche die Herrschaft ausüben bis der Menschensohn kommt und das Reich empfängt (Dan 7,9-14). Daniel schreibt: »Ich schaute, bis das Tier getötet, und sein Leib zerstört und dem Brande des Feuers übergeben wurde« (Dan 7,11).

Das fünfte und letzte Reich in der Menschheitsgeschichte ist das Reich des Messias. Damit gibt uns die Vision Daniels die Möglichkeit, dieses hier zuerst genannte Tier, das aus dem Meer aufsteigt, als das letzte Weltreich zu identifizieren (es ist bei Daniel das vierte), das beim Kommen Christi die Macht haben wird. Dies ist das Reich, dass der Herr niederwerfen wird, wenn Er kommt, um Sein Reich aufzurichten.

3._Wenn wir dieses Kapitel und andere Abschnitte in der Bibel studieren, dann sehen wir, dass ein Reich oft in einer Einzelperson dargestellt wird (siehe Dan 2,38: »Du bist das Haupt von Gold«). So war es auch im Römischen Reich, wo man nicht immer zwischen dem Reich und dem Kaiser, der ihm vorstand, unterscheiden konnte. Der religiöse Kult, der beiden galt, hieß »Verehrung Roms und des Augustus«. Das Reich ist mit dem Haupt desselben so eng verknüpft, dass man jedes Mal den Zusammenhang beachten muss um zu wissen, ob jetzt das Reich oder der Herrscher gemeint sei. In V. 3 werden wir sehen, dass die Verwundung und Heilung eines der Köpfe sich auf einen Herrscher bezieht, der freilich in seiner Person das ganze Reich verkörpert. Dreimal kommt in diesem Buch ein Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern vor. Wir müssen konsequent auslegen und damit die Köpfe und die Hörner immer gleich deuten. Mithin:

1._»Und siehe, ein großer, feuerroter Drache, welcher sieben Köpfe und zehn Hörner hatte, und auf seinen Köpfen sieben Diademe« (Offb 12,3). Die sieben Köpfe sind, wie wir schon gesehen haben, historische (durch Könige repräsentierte) Reiche, welche als Werkzeuge Satans in erbitterter Feindschaft gegen Israel und das Volk Gottes Krieg geführt haben.

Es handelt sich um Ägypten, Assyrien, Babylon, MedoPersien, Griechenland und Rom.

Das siebte Reich muss erst noch kommen (17,10) und wird sich durch noch größeren satanischen Hass auszeichnen. (Man beachte, wie die Gemeindezeit ausgelassen ist). Wir haben ebenfalls schon gesehen, dass die zehn Hörner zehn gleichzeitig regierende Könige sind, welche aufkommen werden, um die satanische inspirierte Vernichtung Israels zu unterstützen.

2._»Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte« (Offb 13,1). Wie wir oben sahen, wird dieses Reich und dessen Haupt in der Drangsalszeit den gleichen Hass auf Israel richten, wie wir bereits beim Drachen sahen, diesmal allerdings in politisch erkennbarer Form. Es wird die Merkmale historischer Reiche besitzen und wird grausam und rücksichtslos sein, besonders deutlich wird das am Herrscher selbst hervortreten.

3._»Ich sah ein Weib auf einem scharlachroten Tiere sitzen, voll Namen der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte« (Offb 17,3).

Ein Weib, das als »Geheimnis, Babylon die große« bezeichnet wird, sitzt auf diesem gleichen Tier. Die Erkennungsmerkmale Satans sind noch da, aber die politische Macht des Drachen im letzten Weltreich trägt ein weltweites religiöses Systems, das seine Wurzeln im alten Babylon hat. Das Tier wird sowohl als Reich wie auch als Herrscher jenes religiöse System unterstützen.

   Wie im Kommentar zu 12,3 schon erörtert, wird die Bedeutung der sieben Köpfe in Kapitel 17 angegeben: »Sie sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt« (V. 9). Diese werden näher definiert durch die Angabe: »Fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist, der andere ist noch nicht gekommen« (V. 10). Die verschiedenen Interpretationen dazu werden zur Stelle diskutiert werden, aber die einfache Erklärung ist die, dass Johannes unter dem sechsten Kopf, dem durch den römischen Kaiser repräsentierten Reich lebte, dem sechsten in dieser Liste von Reichen, die das Volk Israel bekriegt haben. Welcher Kaiser es ist, ist nicht von Belang, da er lediglich der Repräsentant des Reiches ist. Johannes wird nicht die geringste Schwierigkeit gehabt haben, die Reihe dieser Reiche zu identifizieren als Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien und Griechenland. Diese fünf waren schon »gefallen«, aber das sechste, das Römische Weltreich, war noch, als Johannes lebte. Das kommende ist das siebte Weltreich, das aus der Sicht des Johannes noch zukünftig war, aber auch aus unserer Sicht, da die Gemeindezeit einen Einschub darstellt.

Johannes sieht hier wie das Tier aus dem Meer aufsteigt; der siebte Kopf ist angekommen und die volle Entfaltung satanischer Macht zeigt sich in der Person, die ihm als Haupt vorsteht, im Tier. Die »zehn Hörner« werden identifiziert als »zehn Könige, welche noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen eine Stunde mit dem Tiere« (Offb 17,12). Die sieben Köpfe sind ganz eindeutig sieben aufeinander folgende Reiche (oder Herrscher, welche diese repräsentieren), und die Hörner sind genau so eindeutig sieben Könige, die gleichzeitig mit dem Tier zur Herrschaft kommen. In der Vision vom Drachen (12,3) tragen die Köpfe Kronen, hier aber sind es die Hörner, die gekrönt sind.

Die Erklärung ist die, dass im historischen Gemälde von
Kap. 12 die Köpfe historische Reiche symbolisieren, während die Hörner prophetisch sind:
Die zehn Könige sind noch nicht auf der Weltbühne erschienen. In diesem Kapitel wird uns gezeigt, dass beim Aufkommen des letzten Weltreiches zehn Hörner mit ihm aufkommen werden, und dass sie Reiche besitzen werden, zeigt sich an den Kronen, die sie tragen. Das bedeutet, dass nicht allein zehn Könige regieren werden, wenn das Tier aufkommt, sondern auch, dass sie ihre Herrschaft dem Tier noch nicht gegeben haben. Das werden sie aber in der Mitte der letzten Jahrwoche tun (17,12-13).

     Wie bereits gesagt, bedeutet das Aufsteigen des Tieres aus dem Meer das historische Auftreten des Reiches samt dessen Fürsten auf der Weltbühne.
Es ist anzunehmen, dass beide so eng miteinander verwoben sind, dass die Geschichte des einen praktisch die Geschichte des anderen ist.

     Als Mensch wird das Tier Jahre vor diesem Geschehen geboren worden und es wird auf normalem politischem Weg in seinem eigenen Land zur Macht gelangt sein – wahrscheinlich in einem kometenhaften Aufstieg. In den Medien wird er als »der kommende Mann« gefeiert werden, bis er durch seine Fähigkeiten die Spitze der politischen Macht in seinem Land erreicht haben wird. Gleichzeitig werden die weltpolitischen Ereignisse ihm wahrscheinlich die zentrale Rolle zuspielen, und damit wird sein Land die politische Führungsrolle in der Welt bekommen.
Er ist »der kommende Fürst« (Dan 9,26) und wird deshalb mit Israel ein Schutzbündnis schließen, welches die bisher größte politische Errungenschaft seiner ganzen Laufbahn darstellen wird. Es ist gut möglich, dass die damit zusammenhängenden Geschehnisse hier symbolische dargestellt werden im Tier, das aus dem Meer aufsteigt. Ein Mann und sein Reich werden Weltrang bekommen haben.
Da sowohl »Köpfe« als auch »Namen der Lästerung« im Plural stehen, ist es schwer zu entscheiden, ob jeder Name zu einem besonderen Kopf gehört, oder ob jeder Kopf mehrere Namen hat. Die einfache Lektüre des Textes weckt eher den Eindruck von letzterem.

Bei den Namen der Lästerung denken wir an allen gotteslästerlichen Götzendienst, der in den entsprechenden Reichen getrieben worden ist und noch geschehen wird.

Die Skala reicht vom gotteslästerlichen Heidentum babylonischen Ursprungs
(Nimrod und Semiramis)
bis zur Vergottung der Cäsaren,
 mit der Johannes selbst in Berührung gekommen war.

Mit Kaiser Augustus (27 v.Chr. bis 14 n.Chr.) war der Kaiserkult zu jener offenen Gotteslästerung geworden, die vielleicht das Muster der großen Lästerung des Tieres darstellt. 2_Der Körper des Tieres erinnert Johannes an einen Leopard, ein schnelles und wendiges Tier; seine unverhältnismäßig großen Füße erinnern ihn an einen Bären, der seine Beute mit Zähigkeit festhält und nicht loslässt. Der Mund wie der eines Löwen zeugt von Gefräßigkeit.
Diese Merkmale sind den drei Tieren von Dan 7,1-6 entnommen, welche dem vierten Tier voraufgehen.
Mit anderen Worten: Diese drei Reiche sind unmittelbar vor dem Aufkommen des viertes Tieres, welches die verschiedenen Eigenschaften von allen Dreien in sich aufnimmt, auf der Erde.

Das legt mit einigem Nachdruck die Auffassung nahe, dass die vier Tiere von Dan 7 nicht mit den vier Metallen im Traumbild von Dan 2 identisch sind, also mit Babylon, Medo-Persien und Griechenland, die bereits Geschichte sind. Die drei Tiere verweisen also auf drei Reiche, die man auf der Erde wird unterscheiden können unmittelbar vor dem Aufkommen des vierten Reiches. Die Tatsache, dass sie in veränderter Form noch bestehen, nachdem der Menschensohn das Reich empfängt, bestätigt diese Deutung (Dan 7,12). Das Aufkommen dieses Tieres ist nicht einfach das Ergebnis politischer Umstände und menschlichen Könnens. Eine finstere Macht wirkt im Hintergrund mit.

Der Drache gibt dem Fürsten alles, was er braucht, um sein Reich zu errichten:
1._Seine Macht. Das hier verwendet Wort dynamis bezeichnet alles Vermögen, um Beschlüsse auszuführen: durch Polizei und Geheimpolizei gestützte militärische Schlagkraft. Die Geschichte kennt zahlreiche Parallelen wie die Gestapo des NS-Staates und der KGB des Sowjetimperiums. Der Drache wird dafür sorgen, dass dieser Herrscher über alles verfügt, was er braucht.
2._Sein Thron. Der Drache wird dafür sorgen, dass der Anspruch des Tieres auf Königtum oder Präsidentschaft legitimiert wird. Einfluss und Erfolg werden dazu führen, dass die Menschen ihn freudig annehmen. Die List des Drachen wird ihm für seine politischen und diplomatischen Manöver zur Verfügung stehen.
3._Große Gewalt. Damit könnte die politische Macht gemeint sein, die ihm in den Augen der Menschen absolute Immunität verschafft und den Eindruck vermittelt, sein Reich sei unerschütterlich.

Wie eng der Fürst und sein Reich miteinander verknüpft sind, zeigt sich in diesen Aussagen.

Das Problem, wie den Übersetzern bewusst ist, liegt in einer gewissen
Doppeldeutigkeit der Sprache.

Das Genitivpronomen autou kann männlich oder sächlich sein, weshalb man nicht weiß, ob man es auf das Reich oder auf den Herrscher beziehen soll, ob man »es« oder »er« sagen soll.


Es ist eine Sache der Auslegung, obdas Tier sich jeweils auf das Reich oder auf den Fürsten bezieht. Es ist gut möglich, dass der Heilige Geist diese Doppeldeutigkeit
 deshalb belassen hat, um zu zeigen, wie diese beiden Bedeutungen des Tieres untrennbar miteinander verbunden sind. Die Geschichte des Reiches ist auch die Geschichte seines Herrschers. 3_Das Tier dominiert als letztes Weltreich die ganze Erde.

Es ist klar, dass zu diesem Zeitpunkt der Drangsal der siebte Kopf, von dem es bezüglich der Zeit des Johannes heißt, er sei noch nicht gekommen (17,10 a), inzwischen gekommen ist.

Er wird »eine kleine Weile bleiben« (17,10). In diesem Augenblick geschieht etwas Dramatisches. Die Aufmerksamkeit des Johannes wie auf einen ganz bestimmen Kopf gelenkt. Auf welchen, das wird hier nicht gesagt, aber 17,10-11 macht es klar, dass es der siebte Kopf ist.

 Der Ausdruck »wie zum Tode geschlachtet« ist der genau gleiche wie der bezüglich des Lammes in 5,6 verwendete. Dort hatte Johannes ein Lamm »wie zum Tode geschlachtet« gesehen, und nun sieht er ein Tier »wie zum Tode geschlachtet«. Wenn der Ausdruck in 5,6 einen gewaltsamen Tod bezeichnet, dann ist das hier wahrscheinlich auch der Fall.
Es muss so etwas wie eine Art öffentliche Hinrichtung oder ein Attentat bedeuten. Man beachte, dass es nicht das Tier ist, das getötet wird, sondern einer seiner Köpfe, womit die Aufmerksamkeit vom Reich auf den Fürsten des Reiches gelenkt wird. Die »Todeswunde wurde geheilt«. So wird dieses dramatische Geschehen umschrieben, bei dem die Welt davon überzeugt worden ist, dass der Fürst tot war und wieder genas. thaumazô ist das Verb, das diese sprachlose Verwunderung ausdrückt.
Es kommt im NT 46 mal vor und bezeichnete jedes Mal die menschliche Reaktion auf etwas, das menschliche Erfahrung und menschliches Begreifen sprengt. Es ist sehr gut möglich, dass alle Welt dieses Geschehen via Fernsehen mitverfolgen wird. Die Ausdrucksweise macht es deutlich, dass hier nicht ein Reich, sondern eine Person stirbt und wieder aufersteht. Die Reaktion ist zuerst Verwunderung, dann Anbetung.
Dass es nicht eine echte Auferstehung ist, macht das einschränkende »wie« deutlich. Es war nur ein Wunde »wie« zum Tode, und daher war es auch nur scheinbar eine Auferstehung aus den Toten. Satan hat auf seine Weise verstanden, dieses Schaustück zu produzieren, um seinen Mann vor aller Welt groß zu machen. Dies geschieht in der Mitte der Jahrwoche, dann, wenn das Tier als dasjenige erkannt wird, »das aus dem Abgrund steigt« (11,7). Wie zur Stelle ausführlich erörtert werden wird, ist das Tier jetzt von Satan besessen; eine veränderte Persönlichkeit und entsprechende Taten zeigen, dass es nur noch ein Werkzeug in der Hand Satans ist, und keine mit eigenem Willen handelnde Person mehr. Mit diesem Geschehen wird der siebte Kopf auch zu einem achten (17,11).

Acht ist in der biblischen Zahlsymbolik ein Hinweis auf Auferstehung;
dieser Mann versucht durch satanische Macht, Christus nachzuäffen und gibt sich daher als ein aus dem Tod Auferstandener aus. Während eine bekennende Christenheit heute die Auferstehung Christi, eine der am besten belegten Tatsachen in der Geschichte, leugnet, wird alle Welt an diese satanische Pseudoauferstehung glauben.

Exkurs:
Die Auferstehung eines Mannes oder Reiches?
Einige der fähigsten und angesehensten Bibelausleger haben in diesem Geschehen nicht den Tod eines Mannes, sondern denUntergang und das Wiedererstehen des Römischen Reiches gesehen. W. Scott schreibt: »Hier geht es um den politischen Tod und das Auferstehen des Tieres. Der verwundete Kopf und das Tier sind hier offenkundig identisch. Das Tier wurde getroffen, als sein politisches Haupt getroffen wurde. Das Reich hörte im Jahre 476 n.Chr. auf zu existieren. Die Weltherrschaft der Cäsaren ist seit diesem Datum bis heute im ehernen Griff des Todes gewesen. Aber Gott wird in Seiner Vorsehung das Reich wieder ins Dasein rufen, und zwar aus einem revolutionären Tumult, wie auch das Reich des ersten Napoleon aus dem Meer der Revolution aufstieg. Seine Todeswunde ist geheilt worden.« Die Anzahl konservativer Bibellehrer von Rang und Namen, die diese Sicht vertreten, ist beeindruckend, und doch ergeben sich mit dieser Deutung einige schwerwiegende Probleme. Es handelt sich um die nachstehend genannten:

1._Es ist ein Kopf, der »wie zum Tode geschlachtet« ist, nicht das Tier. Der ganze Zusammenhang deutet an, dass es eine Person ist und nicht ein Reich. Das Fallen eines Reiches würde einen Krieg von größter Heftigkeit erfordern, was aber beim langsamen Hinsterben des Römischen Reiches nicht der Fall war.


Es ist auch schwierig, den Zeitpunkt des Untergangs des Römischen Reiches genau zu bestimmen, was die Frage weckt, was der Ausdruck dann eigentlich bedeuten soll. Bekam das Römische Reich seinen tödlichen Schlag, als es nach dem Tode Theodosius des Großen im Jahre 395 in Ostrom und Westrom aufgeteilt wurde? oder erst 476, als der Germanenfürst Odoaker Kaiser Romulus Augustus zum Abdanken zwang? Ostrom lebte als das Byzantinische Reich weiter,
 bis im Jahre 1453 die Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) von den Türken erobert wurde. Ausgehend von der Beobachtung, dass nicht das Tier, sondern ein Kopf geschlagen wird, haben einige Ausleger die Meinung geäußert, die Köpfe seien verschiedene Formen der Regierung, welche über das republikanische und kaiserlicher Rom geherrscht haben.

Das schwerstwiegende Problem dieser Erklärung ist die Tatsache, dass damit die biblische Erläuterung zur Bedeutung der Köpfe von 17,10 ignoriert wird. Welches diese verschiedenen Regierungsformen nun gewesen sein sollen, wird von jedem Ausleger anders gesehen, und es bedarf einer sehr eingehenden Untersuchung der ganzen Römischen Geschichte, um sie einzeln zuzuordnen.
Zudem muss man dann die Geschichte des republikanischen und des kaiserlichen Rom als eine einzige behandeln, was natürlich problematisch ist. Nach dieser Sicht wäre der geschlagene Kopf das kaiserliche Rom, das unter dem Tier wieder aufleben werde.
2._Es ist gezeigt worden, dass eine Kontinuität zwischen dem Römischen Reich und dem letzten Weltreich des Tieres bestehen muss. Wenn aber die prophetische Uhr mit der Kreuzigung des Herrn stehenblieb und erst mit dem Unterzeichnen des Vertrages zwischen dem Tier und dem falschen Propheten wieder zu laufen beginnt, dann taugt die dazwischenliegende Geschichte nicht zur Auslegung prophetischer Angaben.

Die Suche nach einem Geschehen, das der Todeswunde entspricht und die spätere Wiedererweckung des Römischen Reiches ist als Parallele zwischen dem Reich und dem Herrscher interessant, aber es ist für die Auslegung nicht von Belang.
3._Das hier beschriebene Drama setzt sowohl den Scheintod als auch die Pseudoauferstehung einer Person voraus. Wenn man die Wiedererstehung des Römischen Reiches als Erklärung akzeptiert, muss mandoch einsehen, dass nur diese etwas Dramatisches an sich hat, nicht aber dessen Tod, und damit wäre nur das halbe Bild erklärt. Ich behaupte, dass eine buchstäbliche Wiedererweckung Roms innerhalb seiner alten Grenzen und mit seinen alten Befugnissen zwar eine gewisse Aufregung in der Welt der Diplomatie und in der Medienwelt erzeugen würde, aber das dürfte kaum genügen, um die Menschen zur Anbetung zu bewegen.

Die Verträge von Rom (1956) wurden von vielen als die Wiederbelebung Roms angesehen. Untersucht man aber die Reaktionen der Presse damals, stellt man fest, dass man es weltweit zur Kenntnis nahm.

Sollte das Europaparlament über Nacht ein neues Römisches Reich ausrufen,
würde man weltweit nicht viel anders reagieren. Vor zehn Jahren wurde Deutschland wieder auferweckt, aber dass die ganze Welt sich deshalb »verwundert« hätte, kann man nicht sagen.

Hier geht es um ein ganz bestimmtes Ereignis, das alle Welt auf dem Bildschirm miterleben wird; es schwingt Übernatürliches mit, und es wird dadurch ein Mensch auf eine bisher unter den Menschen nicht dagewesene Höhe erhoben.
 4_Starr vor Bewunderung über ein solches übernatürliches Geschehen werden die Menschen sich »hinter dem Tier her« (Elberf Fußnote) verwundern und den Drachen anbeten. Die beiden Aoriste beziehen sich auf das gleiche Geschehen und sie sind zeitgleich. Indem die Menschen das Erste tun, werden sie auch das Zweite tun. Was zuvor nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde, ist nun publik. Die Macht des Okkulten, die Realität hinter der Astrologie und der Zauberei wird offen Satan zugeschrieben, und ihre Überlegenheit ist nun öffentlich bewiesen worden.
Ohne Scheu werden die Menschen den Drachen anbeten.

Die Maske ist gefallen, und die Macht Satans tritt offen gegen die Macht des auferstandenen Herrn auf. Das Bindewort »weil« zeigt, dass die Menschen wissen, dass der Drache der Urheber der Macht des Tieres ist. In allen Zeitaltern haben Könige und Herrscher Gott gelästert; nun aber kommt es zum absoluten und endgültigen Abfall: Satan selbst wird angebetet.

 Dass man im Tier den Abgesandten und sichtbaren Stellvertreter Satans sieht, zeigt sich an den herausfordernden Worten seiner Bewunderer:
1._Bezüglich seiner Person. »Wer ist dem Tiere gleich?« Das ist ein Echo der Worte, die Israel angesichts der vom Herrn bewiesenen Macht über die Götter und die Macht Ägypten gesungen hatte: »Wer ist dir gleich unter den Göttern, Jahwe! Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit,
furchtbar an Ruhm, Wunder tuend!« (2Mo 15,11). Die Worte der Anbeter des Tieres sind Herausforderung, Drohung und Zeugnis zugleich. Alle Welt soll es hören. Das »Wunder« hat es bewiesen: Niemand kann es mit dem Tier aufnehmen

2._Bezüglich seiner Macht. »Wer vermag mit ihm zu kämpfen?« In den Augen der Menschen besitzt das Tier übernatürliche Macht; es gibt keine militärische, politische, religiöse oder wirtschaftliche Macht, die seine totale Herrschaft in Frage stellen könnte. Die Geschehnisse zur Hälfte der siebzigsten Jahrwoche zeigen wie groß die Macht des Tieres ist und wie vernünftig diese Bekenntnisse und Drohungen daher in den Augen seiner Bewunderer sind. Die Macht des Tieres zeigt sich an folgenden von ihm errungenen Siegen:
1._Es hat die beiden Zeugen ermordet (11,13-13). Was andere nicht vermochten, hat das Tier zustande gebracht.

2._Die Hure Babylon, das große System abgefallener Religion (17,1-18), ist von ihm völlig zerstört worden. Sogar bloß formale Zugehörigkeit zu einer Religion ist inzwischen verboten worden. Das Niederbrennen aller Kirchen (17,16) und die Konfiszierung allen dazugehörigen Besitzes hat die Anbetung des Tieres zur einzigen Religion gemacht.
3._»Der Gräuel der Verwüstung« ist im Tempel in Jerusalem aufgestellt worden (V. 15), die jüdische Religion existiert auch nicht mehr. Die Israeliten, die sich dem Tier nicht gebeugt haben, sind geflohen (12,14).
4._Die Invasion aus dem Norden von Hesekiel 38; 39 hat stattgefunden und jene mächtige Armee ist zerstört worden. Das daraus resultierende Machtvakuum ist vom Tier ausgefüllt worden, so dass es nunmehr die ganze Erde militärisch beherrscht. Diese Zusammenfassung der Zustände in der Mitte der letzten Jahrwoche zeigen, wie groß die Macht der Finsternis ist, während die Ereignisse nun auf die letzte Konfrontation zwischen Christus und Satan zusteuern.

Der Drache ist persönlich auf der Erde (12,7-9); das Tier hat den Höhepunkt seiner Macht erlangt.

Die einzigen Regungen der Unzufriedenheit finden sich an den Rändern des Reiches des Tieres und haben noch nicht gefährliche Dimensionen angenommen. Daher fühlt das Tier sich stark genug, zu jenem äußersten Akt der Herausforderung des Himmels zu schreiten und sich selbst im Tempel von Jerusalem anbeten zu lassen:
»Der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei« (2Thes 2,3.4).

Das ist die Endgültige Verwerfung von allem, das Gott über sich selbst offenbart hat. Die Menschen werden wählen müssen, ob sie durch das Tier den Satan oder durch das Lamm Gott anbeten wollen.
5_Es heißt vom Tier, dass ihm jetzt, da es den Höhepunkt seiner Macht erreicht hat, vier Dinge gegeben werden. Der Geber wird nicht genannt; und obwohl in den Versen 2.4 steht, dass es der Drache ist, der dem Tier seinen Thron gibt, und er auch hier der Gebende ist, so ist es doch Gott, der es gemäß Seinen Ratschlüssen zulässt, dass er seiner Marionette alles in die Hand geben darf. Die vier Gaben sind die folgenden:
1._»Und es wurde ihm ein Mund gegeben«. Diese Aussage über den Mund bildet ein wichtiges Bindeglied zum kleinen Horn von Dan 7,8, wo es heißt: »Während ich auf die Hörner achtgab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horne waren Augen wie Menschenaugen, und ein Mund, der große Dinge redete« (Dan 7,8).

Diese Beschreibung wird in Dan 7,19-25 wiederholt. Wenn hier »große Dinge« und »Lästerung« miteinander verknüpft sind, dann geht es um mehr als bloße Rhetorik und Propaganda. Die ex Cathedra-Aussprüche dieses Mannes werden die grässlichsten Gotteslästerungen sein. Darin ist das Tier ein Sprachrohr Satans.
 2._»Es wurde ihm Gewalt gegeben, zu wirken 42 Monate.« Dieser Angabe können wir entnehmen, dass Gott ihn unter normalen Umständen auf der Stelle gerichtet hätte. Während dieser Mann denkt, er könne tun, was er wolle oder er führe nur den Willen Satans aus, ahnt er nicht, dass es Gott ist, der ihn während der genau festgelegten Dauer gewähren lässt. Wie in10,2 beziehen sich diese 42 Monate auf die zweite Hälfte der Drangsalszeit. In Daniel kommt diese Zeitangabe auch vor: »Eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit« (7,25). Sie wird beendet durch das Kommen des Herrn vom Himmel (19,20).
3._»Es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen«. Die beiden Aoriste, poiêsai polemon und nikêsai weist auf einen totalen Krieg gegen »die Heiligen« hin. Das ist eine direkte Bezugnahme auf das vorangegangene Kapitel, wo wir lasen, dass der Drache seinen Zorn gegen »die übrigen ihres Samens« richtete (12,17). Das Tier ist lediglich das Werkzeug des Zornes des Drachen.

Die erste Aussage überrascht uns nicht mehr; denn sie wurde schon bei seinem Angriff gegen die beiden Zeugen (11,17) und gegen die übrigen des Samens des Weibes (12,17) verwendet. Hier geht der Ausdruck weiter als bisher und umfasst alle, die an das gepredigte Evangelium glauben und Treue zu Christus bezeugen.

Das zweite Verb ist eine Überraschung. »überwinden«, nikaô, kann im vorliegenden Zusammenhang nur »töten« bedeuten. Dass Gott schweigt und es zulässt, dass dieser Gotteslästerer sie töten darf, stellt den Glauben hart auf die Probe. Verglichen mit dieser Verfolgung sind alle Unterdrückungen Hitlers und Stalins geradezu harmlos gewesen. Vom kleinen Horn heißt es, es werde »die Heiligen der höchsten Örter vernichten« (Dan 7,25).

 4._»Und es wurde ihm Gewalt gegeben über jeden Stamm und Volk und Sprache und Nation«. Christus konnte sagen: »Mir ist alle Gewalt (exousia) gegeben im Himmel und auf der Erde« (Mt 28,18). Für eine begrenzte Zeit lässt Gott es zu, dass dieser Usurpator Gewalt, exousia, hat über alle Stämme und Völker, Sprachen und Nationen. Anders als AV und Luther 12 haben auf Grund der besseren Handschriften die neueren Übersetzungen (Elberf, Rev Elberf, Zürcher etc.) auch »Volk«, und damit stimmt diese vierfältige Umschreibung der Erdenbewohner mit den anderen Stellen im Buch überein (5,9; 7,9; 10,11; 13,7; 14,6; 17,15).

Hier steht jeder dieser Ausdrücke in der Einzahl, aber das ändert nichts an der Bedeutung dieser Aussage: Der Einfluss des Tieres reicht bis in den letzten Winkel der Erde. Es wäre zwar zu viel gesagt, dass das Tier die Herrschaft über die ganze Welt ausüben werde, und doch besagt der Ausdruck in Übereinstimmung mit anderweitigem biblischem Sprachgebrauch, dass sein Einfluss und seine Macht in der ganzen Welt gespürt werden.
Er ist ein Weltherrscher, wenn auch nicht der Weltherrscher. Was die Mächtigen im Lauf der Menschheitsgeschichte vergeblich angestrebt haben, hat dieser Mann erreicht – für kurze Zeit. Der Satan hat seine eigene Version der Herrschaft eines Menschen verwirklicht.
6_Zwischen den beiden Gaben von V. 5 und den beiden Gaben von V. 7 ist dieser Vers eingeschoben, um zu zeigen mit welcher Nachsicht Gott diesen Gotteslästerer eine Zeit lang gewähren lässt. Die Lästerungen richten sich zuallererst und zur Hauptsache gegen Gott. Das griechische Wort »Lästerung« und »lästern« bedeutet eigentlich »abschätzig, herabsetzend, schlecht reden«. Bengel sagt, dass man lästert, wenn man eines der folgenden drei Dinge tut:
1._Wenn man Gott etwas zuschreibt, das Seiner Heiligkeit widerspricht.
2._Wenn man Gott etwas abspricht, das Ihm von Rechts wegen zusteht.
3._Wenn man einem Geschöpf etwas zuschreibt, das Gott allein zusteht. Das sind genau die Dinge, die das Tier tun wird. Die Wendung »und es öffnete seinen Mund« bezieht sich wahrscheinlich auf offizielle Verlautbarungen. Das Tier lästert, wenn es herabsetzend redet von:
1._»seinem Namen«. In der Lehre des Neuen Testaments ist der Name mit der Offenbarung Gottes in Christus verbunden. Christus sagte zu Seinem Vater im Gebet: »Ich habe deinen Namen offenbart den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast.
Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt« (Joh 17,6). Alles, was von Christus offenbart worden ist, wird vom Tier verhöhnt und lächerlich gemacht.
2._»seiner Hütte«.
 Der ganze Gedanke, dass Gott unter den Menschen wohnen sollte, sei es in Christus (Joh 1,14), sei es mit Seinen Heiligen jetzt im Himmel, sei es an einem zukünftigen Tag unter den Menschen (21,3), wird vom Tier genüsslich zerpflückt. Ein solcher Gedanke wird von ihm als etwas ganz infantiles hingestellt, wo doch dieser Mensch selbst Gott ist. Das Tier wird sagen, der Himmel sei hier und jetzt, wo Menschen sich seiner Regierung fügen.
3._»die ihre Hütte im Himmel haben«. Über die Idee, dass Gott solche haben sollte, die ihre Hütte im Himmel haben, macht sich dieser satanische Usurpator lustig. In seinen Verlautbarungen wird das Tier argumentieren, solche Gedanken habe man in vergangenen Zeitaltern der Gutgläubigkeit noch ernst nehmen können. Aber einen solchen Ort und solche Leute gebe es natürlich nicht. Es könne für die Menschen nur einen Himmel geben: eine von ihm regierte Erde.


8_Anbetung, die Gott allein zusteht, wird nun diesem Menschen dargebracht. Die Anbetenden werden »die auf der Erde wohnen« genannt. Das ist der siebte von zwölf Belegen in diesem Buch. Wie in 2,10 schon gezeigt wurde, ist das ein Ausdruck, der die sittliche und geistliche Disposition der Betreffenden kennzeichnet: Sie haben die Erde zu ihrer einzigen Heimat erklärt und sind ganz zufrieden unter der Herrschaft des Tieres. Zwar ist seine Macht weltweit anerkannt, aber es wird eine fanatisch ergebene Klasse von Menschen geben, die diesen Menschen buchstäblich anbeten werden. Damit bilden sie eine besondere Gruppe innerhalb all derer, deren »Namen nicht geschrieben sind im Buche des Lebens des geschlachteten Lammes«. Die ganze Weltbevölkerung ist durch das Buch des Lebens des Lammes klar geschieden in jene, deren Namen darin geschrieben sind, und jene, die darin nicht eingeschrieben sind, d. h. Gläubige und Ungläubige.
Die Frontlinie in diesem Krieg verläuft zwischen Sündern und Heiligen, zwischen dem Drachen und dem Lamm.

Siebenmal wird in diesem Buch das Buch des Lebens
 erwähnt (3,5; 13,8; 20,12.15; 21,27; 22,19). (In 22,19 steht in vielen MSS »der Baum des Lebens«).
Das gleiche Buch wird in Phil 4,3 erwähnt,
und der Herr spricht in Lk 10,20 von ihm; das Buch des Lebens des Lammes wird nur zweimal erwähnt, hier und in 21,27.
Einige Ausleger sehen im Buch des Lebens das Verzeichnis aller Menschen,
 die auf Erden leben.
Ihr Name werde bei der Geburt eingetragen, wobei die Namen derer, die nicht an Christus glauben, wieder ausgelöscht werden, wenn sie sterben. Man beruft sich zur Stützung dieser Theorie auf 3,5 (siehe dort). Damit verblieben nur die Namen der Erretteten, womit das Buch des Lebens des Lammes, das vor dem großen weißen Thron geöffnet wird, das endgültige Verzeichnis der Erretteten wäre. Einige dieser Gedanken sind zwar recht attraktiv, aber es wird dabei unterschlagen, dass schon während dieses Lebens unterschieden wird zwischen denen, die im Buch stehen,
und denen, die nicht darin stehen. Es wird auch nicht genügend Gewicht gegeben:

    1._dem Wert des Wortes »geschrieben«, das offenkundig ein spezifisches Eingeschriebenwerden bezeichnet (es kommt dreimal vor);

    2._der Bedeutung der Aussage des Herrn gegenüber den Seinigen (Lk 10,20), welche diese von allen unterscheidet, deren Namen nicht eingeschrieben sind;

   3._der freudigen Zuversicht des Apostels in seinem Brief an die Philipper (4,3).

 Die einfachere Erklärung, die alle biblischen Aussagen berücksichtigt, ist die, dass das Buch des Lebens das Verzeichnis ist, in das die Namen der Erlösten eingetragen werden, wenn sie sich zu Christus bekehren. Dies ist immer die klare Trennungslinie gewesen, welche seit jeher durch alle Erdenbewohner hindurch läuft, und diese wird während der Drangsalszeit um so klarer zu Tage treten, wenn das Tier die Menschen zu nötigen sucht, sich mit ihm zu identifizieren und sein Zeichen anzunehmen, während die Heiligen in den Tod gejagt werden.

Die beiden Stellen, wo das Buch »das Buch des Lebens des Lammes« heißt (hier und in 21,27)
hebt hervor, dass alles, was im Verlauf der Menschheitsgeschichte für die Heiligen schon immer gegolten hat, in der Drangsal zum besonderen Erkennungsmerkmal der Seelen wird, die zwischen dem Tier und dem Lamm zu wählen haben. Wie die beiden um die gleichen Seelen ringen werden, zeigt sich am medialen Perfektpartizip »geschlachtet«, das sowohl vom Lamm als auch vom Tier gesagt wird (5,6; 13,3). Die Ansprüche Christi beruhen auf Seinem Tod und Seiner Auferstehung, und alle, die sich bei Ihm bergen, werden ihre Sicherheit darin finden, dass ihr Name dort oben eingetragen wird. Das Lamm hat ein Verzeichnis Seiner Heiligen, das heißt derer, die sich von der Hysterie der Anbetung des Tieres nicht mitreißen lassen. Der Ausdruck »von Grundlegung der Welt an« hat zu vielen Diskussionen Anlass gegeben.

Innerhalb des Satzes steht der Ausdruck so, dass es nicht ganz sicher ist, worauf er zu beziehen ist. Gehört er zu »geschrieben«, so dass wir mit JND zu lesen haben: »geschrieben von Grundlegung der Welt an in das Buch des Lebens des Lammes«? Es könnte auch das Partizip »geschlachtet« näher kennzeichnen, so wie es RV und Luther auffasst: »das Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist von Grundlegung der Welt an«.

Alford stützt aufgrund grammatikalischer Erwägungen diese Sicht und nennt sie »vollkommen natürlich. Und hätte man sich nicht an der scheinbaren Schwierigkeit des so präsentierten Sinnes gestoßen, wäre es niemandem eingefallen, so weit zurückzugreifen und den Ausdruck auf gegraptai (geschrieben) zu beziehen.« Mit der »scheinbaren Schwierigkeit« meint er das Problem, wie denn das Lamm »von«, apo, Grundlegung der Welt an hätte geschlachtet werden können. Das Problem löst sich sehr einfach, wenn man apo als »seit« auffasst (siehe A Grammar of the Greek New Testament, A.T. Robertson, S. 575).
Wenn der Ausgangspunkt »die Grundlegung der Welt« ist, dann wurde Christus »seit« jenem Geschehen geschlachtet. Das passt vollkommen zu dem, was Petrus sagt. Christus wurde als »Lamm ... zuvor erkannt vor Grundlegung der Welt« (1Petr 1,19-20). Er wurde vor Grundlegung der Welt zuvor erkannt und nach Grundlegung der Welt geschlachtet. Mit der Erschaffung der Welt, wie sie in 1Mo 1 und 2 beschrieben wird, begann die Zeit. Das Wort »Welt«, kosmos, steht hier für das All, also für Raum, Zeit, Materie und Energie

9_Die Macht und der Einfluss des Tieres erstreckt sich inzwischen über die ganze Erde. Nicht nur politisch und militärisch, sondern auch wirtschaftlich und religiös ist seine Herrschaft absolut. Die einzigen Dissidenten sind die Heiligen, deren Namen im Buch des Lebens des Lammes sind. Die Anhänger des Tieres werden erkennbar sein am Malzeichen des Tieres an Hand oder Stirn (V. 16), aber der Himmel lässt jetzt einen Appell an alle Bewohner der Erde ergehen. Alle, die Ohren haben, sollen auf die Botschaft der 144 000 Versiegelten (14,6) hören. Unter allen verwirrenden Stimmen auf der Welt soll man auf diese eine Stimme hören und darauf antworten. Wie in den Evangelien, wo diese Wendung oft vorkommt (Mt 11,15; 13,9.43; Mk 4,9.23; 7,16; Lk 8,8; 14,35), steht der Appell am Ende wichtiger Offenbarungen, die man ernst nehmen muss. Auch am Ende eines jeden Sendschreibens findet sich diese Aufforderung: »Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.« Dass hier die Versammlungen nicht mehr erwähnt werden, ist eine beiläufige Bestätigung dafür, dass die Gemeinde inzwischen nicht mehr auf der Erde ist.

10_Geringfügige textliche Veränderungen haben zu vielen Diskussionen über diesen Vers geführt, aber eigentlich liegt kein wirkliches Problem vor. Die RV drückt es vielleicht am klarsten aus: »Wenn jemand für Gefangenschaft ist, dann geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwert töten wird, muss er mit dem Schwert getötet werden.« Das ist eine Wiederholung des Gesetzes von Saat und Ernte, das in der ganzen Bibel klar gelehrt wird, beispielsweise in Jer 15,2; 43,11; Sach 11,9. Nicht allein das AT, sondern auch das NT lehrt, dass es der sittlichen Regierung der Welt innewohnt, wie wir anhand von 1Mo 9,6; Mt 26,52 und Gal 6,7 deutlich erkennen.

Das Tier wird in seinem unerbittlichen Hass auf Israel und auf die Heiligen Menschen in Gefangenschaft führen und töten lassen (das Schwert), wobei deren einziges Verbrechen die Verweigerung der Anbetung des Staates und damit des Tieres ist. Die ausdrückliche Erwähnung dieses Gesetzes an dieser Stelle wird den Glauben der Heiligen stärken. Sie werden wissen, dass das Schwert, das sich jetzt gegen sie wendet, am Ende ihre Verfolger vernichten wird, wenn Christus kommt (19,21).

In der Gewissheit, dass Gott seine Absichten erfüllt und dass ihre Verfolger der gerechten Vergeltung Gottes zustreben, können die Heiligen in übernatürlich gekräftigter Weise »ausharren« und »glauben«, wie es die Heiligen in allen Zeitaltern getan haben.
Das Ausharren und der Glaube, also mit Artikel, zeigen, dass es sich um etwas handelt, das immer charakteristisch gewesen ist für die Heiligen, auch wenn es in der Drangsalszeit besondere Bedeutung haben wird. Es ist der Glaube an das Kommen Christi, das den Glaubenden im Angesicht des Todes diese Festigkeit gibt.
Die V. 9-10 sind ein von Gott gegebener Einschub wie auch die V. 12-13 im nächsten Kapitel. Hier werden die Heiligen durch die Erinnerung an göttliche Vergeltung, dort durch die Verheißung göttlicher Belohnung gestärkt.

Anmerkungen 1-8_Es besteht kein Zweifel, dass zwischen den zehn Hörnern und den zehn Zehen im Standbild Nebukadnezars (Dan 2,31-45) ein Zusammenhang bestehen muss. Im Standbild werden in den Metallen die Weltreiche, welche während der Zeit der Nationen über Israel Gewalt haben werden,

dargestellt. Vom Standpunkt Daniels aus würden nur vier Weltreiche bis zum Kommen des Messianischen Reiches bestehen. Die ersten drei werden identifiziert: Babylon im Abschnitt selbst (Dan 2,36), und Medo-Persien und Griechenland in 8,20.21.
Das vierte Reich wird nicht identifiziert oder namentlich genannt. Gott hat das so gewollt; denn dass das vierte Reich Rom ist, ist offenkundig, aber es muss eine Ursache geben, warum das nicht gesagt wird. Es können nicht mehr als vier Reiche innerhalb dieses Zeitabschnittes sein, denn das fünfte Reich ist das Reich des Menschensohnes. So sehen wir auch in der Weissagung der 70 Wochen (Dan 9,24-27), wie die prophetische Uhr mit der Kreuzigung des Herrn zum Stillstand kam, während Rom die Weltmacht war.

Die Zeit der Gemeinde von Pfingsten bis zur Entrückung ist nicht Gegenstand der Prophetie. Nach der Entrückung wird die prophetische Uhr wieder zu laufen beginnen, und hier betritt das letzte Weltreich die Weltbühne. Das Römische Reich ist längst von der Bühne der Weltgeschichte abgetreten und für immer versunken und ist trotz zahlreichen Versuchen nie wieder errichtet worden. Ein Reich mit den gleichen Eigenschaften und sehr wahrscheinlich mit dem gleichen Kernland auf dem europäischen Festland wird nach der Entrückung wieder entstehen. Es wird eine Fortsetzung Roms sein und wird dessen Geschichte zum Abschluss bringen. Die Bibel sagt nirgends, dass es innerhalb der Grenzen des alten Rom liegen müsse, sondern vielmehr sagt sie, dass die Grenzen viel weiter gezogen sein werden. Es wird mächtiger und größer sein als das alte Rom, wie uns Dan 7,7 und Offb 13 zu verstehen gibt.
Und wie das alte Rom wird es Israel dominieren. Man verwendet oft den Ausdruck »das wieder erstandene Römische Reich«, aber das kann zu falschen Vorstellungen führen, und da die Bibel ihn nicht benutzt, ist es besser, ihn zu vermeiden. Die Bibel unterstützt nicht die Erwartung, das römische Reich werde in der altbekannten Pracht wieder erstehen und die Stadt am Tiber müsse erneut seine Hauptstadt sein. Das Reich des Tieres ist vielmehr die Erfüllung oder der Abschluss eines Reiches, das seine Wurzeln in Rom hat. 2_Ein Beispiel für die Identifizierung des Reiches mit seinem Haupt ist Adolf Hitler, der von 1933 bis 1945 Führer Deutschlands war und damit Deutschland verkörperte.

3_Politische Attentate sind im Lauf der Geschichte immer wieder geschehen. In neuerer Zeit geschah der Anschlag auf den Präsidenten der USA, J.F. Kennedy, in Dallas im November 1963, auf Präsident Sadat in Ägypten im Jahre 1981 und auf den Premierminister Israels, Jitzchak Rabin,
im November 1995. Die mit ihnen zusammenhängenden Ereignisse wurden alle durch das Fernsehen in alle Welt ausgestrahlt. Man stelle sich vor, in einem dieser Fälle wäre inmitten der Trauerfeierlichkeiten der Tote zum Leben zurückgekehrt. Innerhalb weniger Augenblicke hätte es die ganze Welt gewusst und wäre sprachlos gewesen vor Verwunderung.
Wir können uns gut vorstellen, wie die Welt einen solchen Auferstandenen bewundert und bald sogar angebetet hätte. Einige Ausleger haben im geschlagenen und geheilten Haupt eine historische Figur gesehen,
 z. B. Judas Iskariot. Charleston Steen verweist in seinem Buch God’s Prophetic Programs auf den Umstand, dass der Ausdruck »Sohn des Verderbens« nur für Judas und für das Tier verwendet wird (Joh 17,12; 2Thes 2,3).
Viele der frühen Ausleger glaubten, Nero (erregierte von 54 bis 68 n.Chr.) werde wieder auferstehen. Die Vermutungen sind so zahlreich, dass man sagen muss, dass sie sich damit selbst widerlegen. Die Bibel verlangt keine solchen Identifizierungen; zudem ist es gar nicht denkbar, dass Er, der die Schlüssel des Todes und des Hades hat (Offb 1,18) es zulassen würde, dass ein Toter auf die Erde zurückkehrt. 10_Im Licht der abschließenden Aussage dieses Verses – »hier ist der Glaube und das Ausharren der Heiligen« –, sollten wir die verschiedenen Textvarianten seiner ersten Hälfte beachten: »Wenn jemand in Gefangenschaft gehen soll, muss er in Gefangenschaft gehen; wenn jemand mit dem Schwert getötet werden soll, muss er mit dem Schwert getötet werden.« Diese Formulierung beruht auf der Grundlage des Textes von B. Metzger. Wenn die Heiligen sich dem von Gott Verfügten beugen, beweisen sie Glauben und Ausharren.

2. Der falsche Prophet
 Johannes sieht ein zweites Tier, das aus der Erde aufsteigt. Wir haben gesehen, wie das erste Tier aus dem Meer unter der Aufsicht des dabeistehenden Drachen aufstieg. Es scheint, dass der Drache sich nun Richtung Osten gewandt hat und über das Land Israel schaut. Johannes muss gebannt zugeschaut haben, wie nun plötzlich aus der Erde ein zweites Tier aufsteigt. Das Wort thêrion wird verwendet, um zu zeigen, dass das zweite Tier das gleiche Wesen hat wie das erste. Sie sind gleicher Art und haben die gleiche wilde Natur, aber sie sind in jeder anderen Hinsicht verschieden. Mit dem Aufkommen dieses Tieres ist nun die Triade des Bösen vollständig. Satan hat alle Seine Kräfte mobilisiert für die letzten dreieinhalb Jahre der Drangsalszeit.

11_Der Gegensatz zwischen dem Meer (V. 1), aus dem das erste Tier aufsteigt, und der Erde ist natürlich beabsichtigt.

Wenn das Meer die Nationen symbolisiert, dann steht die Erde für Israel.
Das zeigt, dass das erste Tier heidnischer, das zweite aber jüdischer Herkunft ist. Aus dem Meer stieg zuerst ein Reich und dann die Person, die dieses Reich repräsentiert. Aus der festgefügten Regierung Israels steigt hingegen ein Individuum auf, das auf dem normalen politischen Weg zu seiner Stellung gelangt. Wie wir beim ersten Tier sahen, werfen andere Bibelstellen Licht über die Herkunft dieser beiden Tiere sowie über die Mittel, durch die sie ihre Machtpositionen erlangen.

Es könnte kaum ein krasserer Gegensatz gedacht werden als zwischen einem Monster und einem Lamm.

Das Wort »Tier« ist eine Warnung, sich nicht vom Äußeren täuschen zu lassen; denn es sieht aus wie ein Lamm und hat sogar nur zwei normale Hörner. Unschuld, Arglosigkeit und Harmlosigkeit sind die Eigenschaften, an die wir bei einem Lamm denken, und zweifellos wird dieses Lamm versuchen, den Menschen Eigenschaften zu präsentieren, die an das von der Bibel angekündigte Lamm Gottes denken lassen. Es ist schon gezeigt worden, dass ein Horn auf Macht hinweist. Christus ist das Lamm mit den sieben Hörnern, denn ihm ist alle Macht gegeben (5,6). Wenn die zehn Hörner des ersten Tieres ein Hinweis auf territoriale Macht sind, dann müssen diese beiden Hörner ein Hinweis sein auf hinlänglich bezeugte Vollmacht.

Das Tier beansprucht für sich alle Macht, die auf göttlicher Bezeugung beruht. Dem Tier wird durch die Zeichen, die es tut (V. 1.3.9, dieses Zeugnis ausgestellt.
      Das zweite Merkmal des Lammes bildet den denkbar stärksten Kontrast: Das Tier,
das aussieht wie ein Lamm, redet wie ein Drache. »Der Drache« hat im Lauf der Geschichte immer wieder seine Werkzeuge gehabt (Kap. 12), er hat das Aufkommen der beiden Tiere beaufsichtigt, und nun hört man ihn sogar reden. Dieses Lamm »redet wie ein Drache«, das heißt, dass er Dinge sagt, die dem Charakter des Drachen entsprechen.
Man kann sich kaum einen stärkeren Gegensatz denken zwischen dem, was man sieht und hört. Niemand würde ein Lamm scheuen, aber plötzlich redet dieses Lamm wie der »Lügner« und »Menschenmörder« (Joh 8,44) und Verführer (Offb 12,9; 19,20; 20,3). Sanftmut eines Lammes ist hier gepaart mit der Bosheit des Drachen.

Die Symbole sprechen von einem Mann, der in Israel politische Macht erlangen wird, wahrscheinlich durch normales demokratisches Verfahren.

   Sein argloses und freundliches Gebaren wird ihm das Vertrauen der Menschen aus allen Gesellschaftsschichten einbringen. Seine Herkunft wird wohlbekannt und nichts Geheimnisvolles wird an ihm sein, und das wird seinen Aufstieg zu Einfluss und Macht in Israel nur fördern. Die ganz verschiedenartigen Schichten einer aus allen Weltgegenden gesammelten Nation als Premier oder Präsident hinter sich zu vereinen, zeugt von allergrößtem politischem Geschick. Erst wenn er an der Macht ist, wird seine verführerische Stimme die Botschaft des Drachen vermitteln.

Was sein offizieller Titel auch sein mag, so wird er die Macht eines Königs in Israel haben. Seine Verlautbarungen werden auch zeigen, dass er nicht allein das Sprachrohr des Drachen, sondern auch der Verbündete des ersten Tieres ist. Als öffentlicher Redner und großer Wunderwirker (V. 13) wird er in diesem Buch »der falsche Prophet« genannt (16,13; 19,20; 20,10).

12-14_In der Schilderung des Tieres wird die Auswirkung seiner Macht besonders hervorgehoben. Man beachte, wie ein bestimmtes Verb in diesen Versen immer wieder vorkommt:

   V._12: »die ganze Gewalt des ersten Tieres übt (poieô) es vor ihm aus«; »es macht (poieó), dass die Erde und die auf ihr wohnen...«

    V._13: »es tut (poieô) große Zeichen...«

    In der Übersetzung kommen für das griechische poieô entsprechend deutschem Sprachgebrauch jeweils verschiedene Verben vor. Die Gegenwart ist die Zeitform wiederholten Handelns; das Tier tut diese Dinge immer wieder, sobald sich Gelegenheit bietet und wenn immer es nötig ist. Diese Dinge charakterisieren das zweite Tier.

   In V. 2 wird gezeigt, dass der Drache die Quelle der Macht des ersten Tieres ist. Dieses zweite Tier bezieht seine Gewalt aus der gleichen Quelle. Es ist nicht so, dass das zweite Tier seine Gewalt vom ersten Tier bezieht, sondern das zweite Tier hat die gleiche Gewalt wie das erste und aus der gleichen Quelle. Dass ihre Gewalt vergleichbar ist, zeigt sich am Ausdruck »die ganze Gewalt des ersten Tieres«; es wird diese Gewalt nur in verschiedenen Bereichen ausgeübt. Der Ausdruck »vor ihm« ist örtlich zu verstehen und könnte auch »in seiner Gegenwart« (1Kor 1,29) oder »vor seinen Augen« übersetzt werden. Der Ausdruck könnte sich auf eine weltweit ausgestrahlte Fernsehübertragung beziehen.

  Die Menschen werden bezüglich der Gewalt der beiden mächtigen Männer nicht verunsichert werden, denn die beiden stehen nicht in Konkurrenz zu einander, sondern arbeiten vollkommen zusammen. Sie haben die gleiche satanische Machtquelle hinter sich.

Die Demonstration von Wunderkräften hat nur ein Ziel:

 Die ganze »Erde« und alle, »die auf ihr wohnen«, sollen das »erste Tier« anbeten. »Erde« bedeutet ganz einfach alle Menschen, die auf ihr leben, während der zweite Ausdruck jene besondere Gruppe von Menschen bezeichnet, die wir in V. 8 schon gesehen hatten.
Die Aufgabe des zweiten Tieres besteht darin, mit seinem »Evangelium« so viele Menschen wie möglich Satan in die Arme zu treiben und gleichzeitig den Glauben der Anhänger des Tieres zu stärken.
Die Person, die Anbetung bekommen und deren Sache vorangetrieben werden soll, ist das Tier »dessen Todeswunde geheilt« worden war. Es gibt nur einen auf der Erde lebenden Menschen, der an seinem Leib die Wundmale einer tödlichen Verletzung vorweisen kann, und für diesen fordert das zweite Tier die Anbetung aller. Die Beglaubigung der Ansprüche dieses Mannes sind äußerst überzeugend und sprechen die jüdische Nation in besonderer Weise an. »Große Zeichen«, sêmeion, bedeutet, dass diese Wunder eine direkte religiöse Botschaft an die israelische Nation darstellen.

Dieser Mann wird das tun, was der Herr verweigerte, als die religiösen Führer von ihm »ein Zeichen« forderten (Mt 12,38). Die Juden fordern noch immer Zeichen (1Kor 1,22), und dieser Mann wird sie liefern. Das »und«, kai, nach »große Zeichen« wird von Luther mit »auch« übersetzt; es kann aber auch »selbst, sogar« bedeuten (Elberf, Rev Elberf).

So weit geht sein Macht der Verführung: Als endgültige Beglaubigung seiner Sendung lässt er Feuer vom Himmel fallen. Das war das Zeichen, mit dem der Himmel Elia als wahren Propheten bestätigte (1Kö 18,36- 38; 2Kö 1,9-12). Das Wort »vor«, enôpion, könnte hier auch mit »im Angesicht von« übersetzt werden. Es findet sich kein Hinweis, dass diese Zeichen und Wunder irgendwie bloß vorgetäuscht wären. Diese sind echt genug, aber die Absicht der Zeichen ist, etwas Falsches einzuführen, also zu verführen. Das Tier »verführt (planaô) die auf der Erde wohnen«. Das Verb planaó beschreibt die charakteristische Aktivität Satans und seiner Werkzeuge. Das Wort kommt neunmal vor in diesem Buch (2,20; 12,9; 13,14; 18,23; 19,20; 20,3.8.10).

Das Hauptwort »Verführung«, planê, findet sich in 2Thes 2,11, wo von der großen Lüge gesprochen wird, welche in der letzten Zeit die Menschheit umfangen wird: »Gott sendet ihnen eine wirksame Kraft des Irrtums (planê)«. Selbstverschuldet verschließt sich der Mensch der Wahrheit (d. h. Christus), und damit öffnet er sich der satanischen Lüge und wird gerichtlich verblendet.

Dieses zweite Tier ist mit seinem besonderen religiösen Amt das satanische Werkzeug der Verführung, und seine Wunder sind das Mittel, um das jüdische Volk von seiner göttlichen Sendung zu überzeugen. Mit seinen Beweismitteln liefert er nichts anderes als die zuverlässigen Kennzeichen des falschen Propheten gemäß 5Mo 13,1-6. Stünde das Volk in der rechten Beziehung zu Gott, würde es den falschen Propheten gemäß göttlicher Weisung mit dem Tod bestrafen: »Und jener Prophet oder jener, der die Träume hat, soll getötet werden; denn er hat Abfall geredet wider den HERRN, euren Gott.« Stattdessen lässt die Nation sich verführen.
     Der Höhepunkt der Schauwunder ist damit erreicht, dass das Tier Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt, und damit ist es als Prophet beglaubigt. Nun kann es eine unglaubliche Forderung an das Volk stellen. Die bloße Beiläufigkeit der Sprache ist erschütternd. Das Tier »sagt« einfach, was zu tun sei. Das einfache Verb legó lässt sonst nicht an offizielle Verlautbarungen denken. Hier unterstreicht es die absolute Macht des Tieres über die Menschen; sie lesen ihm jeden Wunsch von den Lippen ab.
    Der Herr hatte vor vielen falschen Propheten gewarnt (Mt 24,11); dieser hier verdient es, als der falsche Prophet (16,13; 19,20; 20,10) bezeichnet zu werden. Die auf der Erde wohnen machen auf sein Geheiß »ein Bild dem Tiere«. Das Wort »Bild«, eikôn, enthält zwei Gedanken; zunächst geht es um Gleichheit oder Repräsentation: das Bild repräsentiert eine Person. Der wichtigere Gedanke aber ist die Manifestation: das Bild offenbart eine Person. Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15), welches nicht allein Gottes Gleichheit darstellt, sondern auch Gott selbst manifestiert, da Er Selbst Gott ist. Das Bild sollte nicht allein ein Gleichnis des Tieres sein, sondern den manifestieren, den man anbetete. Das Bild trägt die Züge des Tieres, aber es ist gleichzeitig eine sichtbare und greifbare Manifestation dieser mächtigen Persönlichkeit.

     Vom Standbild des Nebukadnezar (Dan 3) wird nirgends gesagt, es stelle den König dar, aber es war das Bild des Menschen und es manifestierte die Macht seines Reiches. Die Ursache, warum die Menschen das Tier anbeten sollten, wird wiederum genannt. Es ist nicht sein ökonomisches Geschick, seine politische Klugheit oder seine militärische Macht, sondern es ist die Tatsache, dass es »die Wunde des Schwertes hat und lebte«. Wenn man das auf das wieder erstandene römische Reich bezieht, das im 5. Jahrhundert durch die Ostgoten tödlich verwundet wurde, wird man der Dramatik der Sprache nicht gerecht.
   Es wurde oben schon gesagt, dass der in V. 3 verwendet Ausdruck »geschlachtet« der gleiche ist, der in 5,6 vom Lamm verwendet wird. Man beachte ferner, dass der Ausdruck »lebte«, ezêsen, genau identisch ist mit dem Ausdruck, den der Herr von sich selbst verwendet in 2,8. Christus starb und er lebte wieder. Das erste Tier wird als ein falscher Gott für sich das Gleiche beanspruchen.

Die Tatsache, dass hier die Gegenwart »hat«, echei, (AV und Luther 12 haben entgegen TR »hatte«) verwendet wird, zeigt, dass der Mann noch immer die Narbe vom Attentat trägt. Das erinnert an den verdorrten Arm und das erloschene Auge des »nichtigen Hirten« von Sach 11,17.

     Das Bild des Tieres spielt eine Schlüsselrolle in den letzten dreieinhalb Jahren der Drangsalszeit, was daran erkenntlich ist, dass es in diesem Kapitel viermal und bis zum Ende des Buches noch siebenmal erwähnt wird (14,9.11; 15,2; 16,2; 19,20; 20,4). Es ist der Inbegriff götzendienerischer Verehrung und damit eines Lasters, das im Menschenherzen wohnt (Röm 1,22-23). Dieses benutzt Satan, um in einer ökumenischen Religion Menschen an sich zu binden. Das zweite Tier ist der offizielle Sprecher sowohl des Tieres als auch des Drachen.
    J. Phillips umschreibt die Rolle dieser Persönlichkeit sehr treffend: »Die Aufgabe des falschen Propheten besteht darin, die neue Religion für die Menschen annehmbar und anziehend zu machen. In ihr werden sich zweifelsohne Bestandteile aller menschlichen Religionssysteme befinden, sie wird die ganze Person des Menschen ansprechen und sie wird seine fleischlichen Bedürfnissen geschickt ausnützen.
    Der Prophet wird deshalb so unwiderstehlich sein, weil er politische Notwendigkeit und Nützlichkeit verquicken wird mit religiöser Leidenschaft, Eigennutz mit Humanität, erhabene Gefühle mit hanebüchener Sophisterei, moralischen Anspruch mit hemmungsloser Selbstsucht. Seine Argumente werden fein gesponnen, überzeugend und ansprechend und seine Rhetorik wird hypnotisch sein.

Er wird die Menschenmassen nach Belieben zu Tränen oder zu Begeisterungsstürmen bewegen können. Er wird alle Mittel der Kommunikation in seiner Hand haben und diese werden nur noch seinen Zwecken dienen. Er wird alle Kniffe der Werbetechnik und Massenbeeinflussung beherrschen. Er wird die Wahrheit in einer unbeschreibbaren Weise umbiegen und für sich zurechtlegen können. Die öffentliche Meinung wird ihm auf den Wink folgen.
Die öffentliche Meinung wird unter seiner Hand formbar sein wie ein Wachskügelchen. Was er sagt, wird so richtig, so vernünftig, so zwingend erscheinen, indem es genau das trifft, was der natürliche Menschen hören will.«
   Einige Ausleger, die die religiöse Aufgabe des zweiten Tieres ganz richtig gesehen haben, haben sich unter Einfluss der historischen Auslegung Alfords Deutung der beiden Tiere angeschlossen:

   1._das erste Tier steht für die weltliche Macht des heidnischen Römischen Reiches, das im letzten Weltreich wiederkehrt;

   2._das zweite Tier entspricht der Papstkirche Roms, die nach dem ersten Tier aufkommt und ihm untertan ist. Damit wäre das zweite Tier das Haupt der abgefallenen Christenheit, also der Papst.

    J.F. Walvoord schreibt: »Es scheint zunächst einiges dafür zu sprechen, dass das zweite Tier das Haupt der abgefallenen Christenheit während der ersten Hälfte der 70. Woche Daniels ist. Aber damit, dass das erste Tier zur Weltherrschaft aufsteigt, vernichtet es die abgefallene Kirche gemäß Offb 17,16, und damit betet alle Welt nur noch das Tier aus dem Meer an. Das zweite Tier überlebt aber die Vernichtung der Kirche, und es unterstützt das Tier bei diesem Übergang, indem es alle Menschen dazu bringt, das erste Tier anzubeten.«

        Anders als Alford und jene Ausleger, die in diesen Tieren Repräsentanten abstrakter Mächte sehen, sollten wir in ihnen wirkliche Personen erkennen, welche in der Politik der Endzeit die entscheidenden Rollen spielen. Es findet sich in der Bibel kein Hinweis, dass das zweite Tier irgendwie etwas mit der abgefallenen Christenheit zu tun hätte, der wir in der Hure von Kap. 17 begegnen. Wenn Daniel sagt, dass das zweite Tier »auf den Gott seiner Väter« nicht achtet (11,36-39), dann ist jeder Zweifel ausgeschlossen: Es handelt sich um einen Juden. Er erfüllt jüdische Erwartungen, und er tut genau die Sorte von Zeichen, welche ihn in den Augen der Juden als echten Propheten ausweisen. Er sieht aus »wie ein Lamm«, und das deckt sich mit den jüdischen Vorstellungen von ihrem Messias.
     Er nimmt dabei den Platz ein, den das Volk Christus nicht geben wollte. Der Herr hat das mit folgenden Worten angekündigt: »Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmet mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen« (Joh 5,43). Der Höhepunkt dieser ganzen Szene ist, dass dieser Betrüger, der in seinem eigenen Auftrag und Namen kommt, die Anbetung eines anderen verlangt. Die sichtbare Repräsentation dieses anderen ist das Bild, das er jetzt einführt. Das erste Tier spricht »Lästerungen wider Gott« (V. 6), und es beansprucht Göttlichkeit (2Thes 2,3-4) und deshalb die Verehrung der Menschen. Das zweite Tier in Jerusalem beansprucht:

1._Macht als »der König«, der »nach Gutdünken« handeln wird (Dan 11,36-39).

2._den Platz des von Mose in 5Mo 18,15 angekündigten Propheten: »Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird Jahwe, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören.« Diese beiden Dingen zeigen, dass er »der Antichrist« ist (1Jo 2,18), wobei wir der Präposition anti ihre eigentliche Bedeutung zuschreiben müssen: Sie bedeutet »an Stelle von«. Das Volk Israel hat den wahren Messias verworfen und wird den annehmen, der an Seiner Stelle kommen wird. Der Ausdruck »Antichrist« kommt im NT viermal vor (1Jo 2,18.22; 4,3; 2Jo 1,7). Es ist heftig darüber diskutiert worden, ob diese Bezeichnung für das erste oder für das zweite Tier gilt. Es gibt zwar gute Argumente für beide Seiten, aber der nationale Hintergrund des zweiten Tieres und seine religiöse Autorität über Israel machen ihn zu einem regelrechten Antichristen. Die Dreiheit des Bösen, jenes Lieblingskind von so vielen Auslegern, wird dadurch nicht angetastet. Wenn das erste Tier der Anti-Gott ist (siehe V. 6) und das zweite Tier der Anti-Christus ist, dann ist die unsichtbare und doch alles Böse durchdringende Macht Satans der Gegenpol zur Kraft des Heiligen Geistes.

   15_Hier ist Elberf genauer als AV (»he had power to give life«): »Und es wurde ihm gegeben, dem Bilde des Tieres Odem zu geben«. Das gleiche Verb wird für die Ausrüstung des ersten Tieres in den Versen 3-5 verwendet, womit gezeigt wird, dass dieses zweite Tier ebenfalls vom Satan als seinem Meister diese übernatürliche Kraft bekommt. Wiewohl das erste Tier seine Macht von Satan bekommt, lesen wir nicht, dass es irgend welche Zeichen wirkt. Sein diabolischer Herr ist klug genug zu erkennen, dass zwei Wundertäter die Menschen nur verwirren würden. Dass es dem Bild des Tieres »Odem« geben kann, ist der absolute Höhepunkt der Verführung des Antichristen.

JND und RV übersetzen das griechische pneuma an dieser Stelle mit »Atem«, AV mit »Leben«, Elberf und Rev Elberf mit »Odem«. Von den 385 Belegen des Wortes pneuma im NT ist dies die einzige Stelle, wo es mit »Leben« oder »Odem« übersetzt wird. Es ist besser, es mit »Geist« zu übersetzen (freilich nicht wie Luther 12 mit dem Artikel: »den Geist«) und es so zu verstehen, dass dem Bild ein böser Geist gegeben wird (denn niemand kann wirklich Leben geben außer Gott allein). Dieses Wunder übertrifft alles, was Menschen zu tun vermögen, dass alle Welt hierin die Krone der übernatürlichen Machttaten des falschen Propheten erkennen muss. Die beiden mit »und« verbundenen Sätze zeigen, dass das Bild des Tieres zwei Dinge tut
 . Erstens »redete« es, und zweitens »bewirkte« es, »dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten«. Die Zeitform der beiden Verben »redete« und »bewirkte« zeigt, dass es gleichzeitige Handlungen des Bildes sind.

 Das Bild wird wie ein Orakel sprechen und damit alles, was der falsche Prophet behauptet, in klarer Sprache unterstützen und damit die Mordabsichten Satans enthüllen. Die Menschen müssen entweder das Tier anbeten oder sterben. Das »alle« zeigt, dass das Tier den Krieg, den es gegen die Heiligen schon führt (V. 7), auf alle Menschen in der ganzen Welt ausweiten wird, die sich weigern sollten, ihn anzubeten. Der Kaiserkult zur Zeit des Johannes umfasste die ganze Oikoumenê (die bewohnte Erde) und sollte der Kitt sein, der all die verschiedenen Völker an einander band. Nebukadnezar hatte das gleiche angestrebt, als er im sechsten Jahrhundert vor Christus sein goldenes Standbild zur Anbetung aufstellte (Dan 3). Königliche Ordnungskräfte sollten dafür sorgen, dass jeder, der sich nicht fügte, in den brennenden Ofen geworfen wurde. Ähnlich wie im alten Babylon wird das Tier verfahren.
Das sind jene furchtbaren Tage, von denen der Herr sagte: »Wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden« (Mt 24,22).

Das Verb »verkürzt« bedeutet nicht, dass die Tage kürzer als gewöhnliche 24-StundenTage werden, noch auch, dass die Anzahl der zuvor verordneten Tage vermindert wird, sondern dass sie auf 1260 Tage beschränkt werden. Das tägliche Morden wird so durch den Herrn beendet, wenn Er in Herrlichkeit erscheint. Welche Erleichterung für diese arme Erde!

   16_Wer das »es« ist, ist nicht eindeutig festzustellen, weshalb nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es das Bild ist, welches die Menschen »dahin bringt«, oder ob es das zweite Tier ist.

 Das Genus des Verbs (aktiv) lässt vermuten, dass es eher das zweite Tier ist, das diese Handlungen bewirkt. Was die Handlungen selbst betrifft, bestehen keine Unklarheiten. JND übersetzt »dass man ihnen ein Mahlzeichen gebe« (siehe auch Fußnote Elberf), was ein Hinweis sein könnte, dass die Anbetenden selbst wünschen, dass man sie durch dieses Zeichen der Loyalität auszeichne. Sie wollen öffentlich mit ihrem Gott identifiziert sein,
 ähnlich wie die 144 000 von Gott »an ihren Stirnen« gekennzeichnet sind (14,1).

Dieses Malzeichen, charagma, hat seine Herkunft in einer alten Sitte, auf die Jesaja hinweist:
»Dieser wird sagen: Ich bin Jahwes; und der wird den Namen Jakobs ausrufen; und jener wird mit seiner Hand schreiben: Ich bin Jahwes, und wird den Namen Israels ehrend nennen« (Jes 44,5), oder in der Praxis des Brandmarkens von Sklaven oder Tieren aus neutestamentlicher Zeit (Gal 6,17 im übertragenen Sinn). Damit wird Besitztum markiert.
 Ein Mahlzeichen an der rechten Hand wäre leicht zugänglich, aber es könnte durch Amputation auch entfernt werden.
  An der Stirn könnte es hingegen bis zum Tod nicht entfernt werden.
Es kann sein, dass es zur Natur des Sache gehört, dass es sichtbar sein muss; allerdings kann man heute schon mit Laser Malzeichen anbringen, die nur unter UV-Strahlung sichtbar werden.
 Zu sagen, das Malzeichen an der Hand sei ein Hinweis auf die Arbeiter der Hand, während das Malzeichen an der Stirn die Intelligenz bezeichne, ist zu viel in den Text hineingelegt. Zudem werden die verschiedenen Klassen in den hier genannten sechs Gesellschaftsschichten vollumfänglich erfasst:

»Die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte«, alle werden sich von der Massenhysterie mitreißen lassen und das Malzeichen annehmen. Das Malzeichen Kains kennzeichnet den Samen der Schlange (1Mo 4,1-15; 1Jo 3,12). Wie wichtig dieses Malzeichen ist, wird an der wiederholten Erwähnung in den nachfolgenden Kapiteln deutlich (14,9.11; 15,2; 16,2; 19,20; 20,4). Die auf der Erde wohnen, sind aus eigenem Entschluss Anbeter des Tieres geworden, und sie sind stolz darauf. Es findet sich kein Hinweis, dass man das Malzeichen wieder loswerden könne, so dass wir annehmen müssen, dass jeder, der aufgrund mündiger Entscheidung das Malzeichen angenommen hat, fortan untrennbar mit dem Schicksal des Tieres verbunden ist. Das Gericht des Tieres wird auch sein Gericht sein.

   17_Wenn dieses Zeichen einmal angenommen worden ist, wird es einfach sein, Gesetze zu erlassen, welche alles Kaufen und Verkaufen ohne dieses Zeichen verunmöglichen. Damit wird wahrscheinlich bis zum alltäglichsten Einkauf für den Haushalt alles erfasst werden. Damit ist jeder, der sich dem Tier nicht ergibt, wirtschaftlich boykottiert. Das, was als eine politisches Stellungnahme angefangen hatte und dann mit einer religiösen Zugehörigkeit verknüpft worden war, ist jetzt in eine dritte Phase getreten, die der totalen wirtschaftlichen Überwachung und Steuerung. Im ausgehenden 20. Jahrhundert hat Plastikgeld seinen unaufhaltsamen Siegeszug begonnen. Bargeld wird als lästig empfunden, Gehälter werden via Computer auf Konten überwiesen; Kreditkarten werden den Bargeldverkehr bald ganz verdrängt haben. Alle Geldüberweisungen erfordern eine persönliche Nummer, die individuell und nicht übertragbar ist. Wie man diese Nummer mit der betreffenden Person unverlierbar und unveräußerbar verknüpfen kann, gehört zu den dringlichen Erfordernissen der Zeit. Verschiedene technische Möglichkeiten mit implantierten Computerchips werden schon diskutiert und erprobt. Das ist die heutige Situation, und wenn das Tier auf der Höhe seiner Macht stehen wird zur Hälfte der 70. Jahrwoche, dann wird die Technik ihre vollkommene Lösung gefunden haben. Was mit dem Malzeichen des Tieres gemeint ist, hängt sowohl mit Fragen der Textkritik als auch der Auslegung zusammen. Man kann diesen Vers auf drei Arten verstehen:

    1._Die AV übersetzt: »er, der das Zeichen hatte oder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens«, womit angedeutet wird, dass es sich um drei Möglichkeiten handelt, so dass einer entweder das Zeichen hatte oder aber den Namen oder sonst die Zahl.
     2._JND und Elberf lassen auf Grund guter Textzeugen das erste »oder« aus und übersetzen entsprechend: »als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens«. Das bedeutet, dass das Malzeichen entweder im Namen oder in der Zahl des Namens besteht. Es könnte sein, dass die Bürger zweiter Klasse lediglich den Namen haben werden, während die Bürger erster Klasse die Zahl des Namens und damit einen besonderen Status im Reich und dazu gehörige besondere Vorrechte besitzen.
    3._Einige Ausleger sind auf Grund grammatikalischer Beobachtungen der Ansicht, das Malzeichen sei der Name des Tieres, der entsprechend dem jeweiligen Buchstabenwert in Zahlen eingeschrieben wird (R. L. Mounce). Diese einfache Erklärung ist vielleicht vorzuziehen, allerdings mit der Präzisierung, die der nächste Vers nahelegt: Zur Zahl gehört auch eine persönliche Identifizierungsnummer.
   Man kann sich leicht ausmalen, wie vollständig die Ausgrenzung und wie groß damit die Schwierigkeiten sein werden für alle, die das Zeichen des Tieres nicht annehmen. Mitfühlende Herzen, die den sich verweigernden Heiligen mit Essen, Trinken, Kleidung und Obdach helfen, werden damit wahren Glauben unter Beweis stellen; denn mit diesem Glauben bringen sie sich selbst in Lebensgefahr, da sie die Macht des Tieres unterlaufen (Mt 25,34- 36). Damit werden sie sich als würdige Bürger des Reiches Gottes erweisen und werden daher in das Tausendjährige Reich des Herrn eingehen.

   18_Das Wort »Weisheit«, das hier in ähnlichem Zusammenhang verwendet wird wie in 17,9, besagt, dass es hier mehr braucht als menschliche Intelligenz, um das Rätsel zu lösen. Das Wort »Verständnis« spricht daher an dieser Stelle vom Verstand, der durch Gott erleuchtet worden ist. In Dan 12,10 steht etwas ganz Ähnliches:
  »Die Verständigen aber werden es verstehen.« Der Heilige Geist wird den Heiligen das Verständnis geben, wer mit dem hier gegebenen Kryptogramm gemeint ist, so dass sie keineswegs an dessen offenkundiger Bedeutung zweifeln werden, während die Anbeter des Tieres keinen Gedanken daran verlieren werden. Der Schlüssel wird eine Zahl sein, und es ist »die Zahl des Tieres«, und diese Zahl ist »eines Menschen Zahl«. Das ist übrigens ein beiläufiges Indiz dafür, dass das Tier nicht ein Reich, sondern ein Mensch sein wird.

      Dass die Zahl 666 ist, wird von allen zuverlässigen Texten bezeugt. Ausgehend von der Tatsache, dass die Zahl sechs gewöhnlich mit dem Menschen verknüpft wird, wie der Mensch ja auch am sechsten Tag erschaffen wurde, hat man in der dreifach wiederholten sechs den Menschen auf der Höhe seiner menschlichen Entfaltung und Macht gesehen, wobei er die göttliche Vollkommenheit, die in der dreifachen Sieben erscheint, doch nie erreichen kann. Die Aufforderung »berechne« hat Anlass gegeben zu endlosen Rechenübungen, mit denen man das Rätsel zu enträtseln gesucht hat. Das hier verwendete Verb kommt nur noch einmal vor im NT, nämlich in Lk 14,28, wo es um die Berechnung von Baukosten geht. Die Kunst, welche die jüdischen Rabbiner Gematria nennen, wurde in nie endenden Variationen auf das Alte Testament angewandt, indem man Buchstaben und Zahlen verknüpfte und addierte, um so verborgene Botschaften zu entdecken. Es stimmt, dass man im Hebräischen und im Griechischen Zahlen durch Buchstaben darstellt, aber daraus haben viele die fragwürdige Legitimation herausgelesen, aus der Gematria einen regelrechten Sport zu machen (siehe Anmerkungen). Ein typisches Beispiel für diese Art Spielerei ist die Rechnung, nach der die sechs römischen Zahlen I, V, X, L, C. D summiert eben 666 geben, weshalb das Tier ein Römer sein müsse. Es ist viel besser die Identifizierung den Heiligen der Drangsalszeit zu überlassen, die hinter der blendenden Fassade des genialen Politikers und Staatsmannes den von Satan inspirierten Feind Gottes und Seines Christus erkennen werden. Diese Bibelstelle wird jedem Zweifel ein Ende machen, und sie werden wissen, dass sie sich um jeden Preis gegen ihn zu stellen haben.

      3. Zusammenfassung des zweiten Tieres
Dieses Kapitel hat uns unter dem Symbol des Tieres zwei große böse Gestalten vorgestellt, welche die sieben letzten Jahre der Menschheitsgeschichte dominieren werden, bevor der Herr kommt und Sein Reich aufrichtet. Ein mächtiger Führer mit dynamischem Charakter und von genialem Können steigt zur Macht auf und führt das vierte Reich der Danielschen Vision (Dan 7) zu seinem Ende. Es wird viele Merkmale des alten Römischen Reiches haben, es aber in jeder Beziehung überflügeln und zu einem Reich von solcher Macht werden, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Es wird seine Mitte in Europa haben, aber gleichzeitig die Welt in einer solchen Weise dominieren, wie es kein Reich zuvor je getan hat. Das erste Tier beherrscht die Erde nicht allein politisch, sondern auch religiös und wirtschaftlich. Diese Persönlichkeit ist »das kleine Horn« (Dan 7,8), der kommende Fürst (Dan 9,26) und »der Mensch der Sünde« (2Thes 2,3). Diese von Satan gegängelte Marionette wird an der Spitze der Auflehnung gegen Gott stehen. Sein Tun wird in V. 6 umfassend gekennzeichnet mit dem Ausdruck »gegen Gott«.

Das zweite Tier, das aus der Erde aufsteigt, wird ein Jude sein. Er ist von Daniel angekündigt worden

1._Der König frechen Angesichts
 von Dan 8,23-26, von dem das in Dan 8,9 erwähnte »kleine Horn«, der historische Antiochos IV., genannt Epiphanes, nur ein Vorläufer war.

2._Der König, der nach seinem Gutdünken handeln wird (Dan 11,36-45). Einige haben zu zeigen versucht, der Ausdruck »der Gott seiner Väter« müsse nicht zwingend auf einen Juden hinweisen (siehe Walvoord), aber die Argumente sind nicht überzeugend. Er ist jener, der in seinem eigenen Namen kommt und von den Juden Unterwerfung fordert. Er führt sie in einen trügerischen Bund mit dem ersten Tier, erwirkt so einen falschen Frieden und erweist sich damit als der falsche Prophet. Keiner, der nicht ein Jude ist, könnte dieses Volk zur Annahme eines falschen Messias bringen, der sich als den wahren und lange erwarteten Messias ausgibt.

Johannes hat in 1Jo 2,18 vom »Antichrist« gesprochen, aber er sagt hier nicht ausdrücklich, wer von diesen beiden endzeitlichen Gestalten nun jener Antichrist sei.
Vielleicht sollte gerade dieses Tatsache uns zur Vorsicht gemahnen. Es ist jedoch genügend deutlich geworden, dass dieses zweite Tier »der Antichrist« sein muss, wenigstens was Israel angeht. Die Präposition anti bedeutet »an Stelle von«.
Als Israel Christus verwarf, ließen sie einen Platz unbesetzt, den der Satan zu seinem Nutzen besetzen wird. Der falsche Prophet lenkt alle Anbetung auf einen Menschen, der die Stelle Gottes einnimmt, und er handelt in dessen Auftrag. Hinter beiden steht als unsichtbare Macht der Dritte dieser unheiligen Dreiheit, der die ganze Erde seiner Herrschaft unterwerfen will.

Das Pseudo-Lamm agiert als Priester, indem es zur Anbetung eines anderen anstiftet (V. 15), und er ist der Tempelwächter des falschen Gottes (2Thes 2,3-4). Als politischer Führer in Israel macht ihn sein religiöses Wirken gleichzeitig zum »falschen Propheten« (16,13; 19,20; 20,10).
In seiner diktatorischen Herrschaft über das Land wird er als »der König frehen Angesichts« (Dan 8,23) und als der nach Gutdünken handelnde König (Dan 11,36-45) offenbar.

Er nimmt damit die Stelle Christi als Priester, Prophet und König ein.
Viele Ausleger haben argumentiert, das erste Tier müsse der Antichrist sein. Sie deuten allerdings die Präposition anti als »gegen«.
Eine solche Opposition wird in Ps 2,2 angekündigt:
   »Es treten auf die Könige der Erde, und die Fürsten ratschlagen miteinander wider Jahwe und wider seinen Gesalbten.« Und diese wird in der Tat durch das erste Tier angeführt, und in dem Sinn könnte man es als den Antichrist bezeichnen.

Anmerkungen

 12-14
_Man sollte beachten, wie die dienende Rolle des zweiten Tieres die vorher gegebene Deutung in verschiedener Hinsicht unterstützt:

   1._Obwohl ein mächtiges Reich mit ihm verknüpft ist (das vierte Reich von Daniel 7), hat dieses eine eindeutig identifizierbare Person an der Spitze, welche »das Tier aus dem Meer« ist, das die Anbetung der Menschheit fordert. Reiche als solche werden nicht angebetet, sondern nur insofern als sie in einem Individuum repräsentiert werden.
     Das war beim Römischen Reich der Fall.

   2._Die Sequenz Tod-Auferstehung ist nicht die Erfahrung eines Reiches, sondern eines Individuums in satanischer Parodie des Todes und der Auferstehung Christi; das ist die Grundlage, auf der er universale Verehrung einfordert. 3._Diese beiden Tiere werden den Hö hepunkt ihrer Macht in der Mitte der Drangsalszeit erreichen. 15_Hier wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, dass das Bild im Tempel aufgestellt werden wird, aber die Bibel macht es klar, dass es in der Mitte der Jahrwoche im wieder aufgebauten Tempel in Jerusalem aufgestellt werden muss. Die Beweise dafür sind schlüssig:
     a)_Der Ort. Es ist in diesem Tempel, wo das erste Tier als der Mensch der Sünde seinen Platz einnimmt als der, »welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei« (2Thes 2,4). Da dieser Gotteslästerer nicht immer dort sein kann, wird der falsche Prophet logischerweise sein Bild dort aufstellen, das den Abwesenden vertritt. Es geschieht nach dem Muster von Antiochus Epiphanes (175-164 v.Chr.), der ein Bild des Zeus Olympios in Jerusalem ins Heiligtum stellte. Damit war dieser Seleukidenkönig die historische Erfüllung der Weissagung vom »Verachteten« von Dan 11,21, der auf seinem zweiten Feldzug gegen Israel die Weissagung Daniels erfüllte: »Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und sie werden das Heiligtum, die Feste, entweihen, und werden das beständige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen« (Dan 11,31).

     b)_Die Person. Der Frevel des Antiochus war nur eine historische Vorschattung der Aktivitäten des falschen Propheten, die darin gipfelt, dass »der verwüstende Gräuel« (Dan 9,27; 11,31; 12,11) im Heiligtum steht. Der Herr sagte ausdrücklich in Mt 24,15.16: »Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen sehet an heiligem Orte (wer es liest, der beachte es), dass alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen.« In der Auslegung zu 12,6.14 ist gezeigt worden, dass dies das Signal sein wird für die Flucht des Volkes Israel. Dieser Gräuel der Verwüstung ist das Bild des Tieres, das in den Tempel in Jerusalem gestellt wird.

Die sieben Jahre Drangsal hatten damit begonnen, dass das erste Tier und der Führer der jüdischen Nation einen Friedensvertrag schlossen – oder mit der Mehrheit der Nation, »mit den vielen«, wie Dan 9,27 sagt. Das ist der Vertrag, den Jesaja bereits im Jahre 725 v.Chr. verurteilte: »Darum höret das Wort Jahwes, ihr Spötter, Beherrscher dieses Volkes, das in Jerusalem ist! Denn ihr sprechet: Wir haben einen Bund mit dem Tode geschlossen und einen Vertrag mit dem Scheol gemacht: Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, wird sie an uns nicht kommen; denn wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und in der Falschheit uns geborgen« (Jes 28,14-15). Wenn zur Hälfte der Woche dieses Bild in den Tempel eingeführt wird, werden alle Opferhandlungen sofort aufhören. In den Augen der Nation wird das der erwähnte Vertragsbruch sein, oder auch, wie schon erwähnt, die Implementierung von geheimen Zusatzabkommen zwischen dem Tier und dem falschen Propheten. Die Bibel beschreibt uns die Personen und die Kräfte, die wirksam sind, um in der Nation Israels diesen Höhepunkt des Götzendienstes und des Abfalls einzuführen, die zu einem weltweiten Götzendienst führen wird.

     c)_Die Zeit. Die Worte Christi von Mt 24,15-18 platzieren die Aufrichtung des »Gräuels des Verwüstung« in die Mitte der 70. Jahrwoche, nachdem »der Anfang der Wehen« (Mt 24,8) bereits verstrichen ist und »die große Drangsal« eben anfängt, wobei wir bereits feststellen konnten, dass
»der Anfang der Wehen« die erste Hälfte, »die große Drangsal« die zweite Hälfte der letzten sieben Jahre darstellt. 18_Ein anschauliches Beispiel für die zweifelhaften Kunst der Gematria wird von J. B. Smith geboten. Er erklärt: »Der Zahlenwert wurde wie folgt den Buchstaben zugeordnet: Die neun ersten Buchstaben des Alphabets folgten der Zahlenreihe von 1 bis 9, so dass a = 1, b = 2 usw. galt; vom zehnten bis zum neunzehnten Buchstaben folgten die Zehner, so dass j = 10, k = 20 usw. galt. Vom zwanzigsten Buchstaben an folgten die Hunderter, so dass s = 100, t = 200, galt, usw.« Smith folgt nun diesen Zuordnungen und kann zu seiner Befriedigung den Römischen Kaiser Nero mit dem Tier gleichsetzten, wenn er für den Namen hebräische Buchstaben verwendet: »Der Name Kaiser Nero kommt im Buch der Offenbarung nicht vor, auch im übrigen Neuen Testament nicht, außer in einem Postscriptum zum 2. Timotheusbrief, wo es in der hebräischen Form Kaisar Neron vorkommt. Hätte Johannes den Namen geschrieben, dann hätte er ohne Zweifel Nero mit der hebräischen Endung geschrieben, wie das bei den Namen Abaddon, Apollyon, Harmagedon der Fall ist, wo das o in der Endsilbe immer lang ist. Wir verwenden nur die Konsonanten, wie es das Hebräische tut: K = 100; S = 60; R = 200, N = 50; R = 200; O = 6; N = 50. Nur mit dem Namen Nero kommt man auf die Summe 666; daher muss er gemeint sein.« Dieser Art Spekulation ist nicht beweisbar und sie führt zu keinen Ergebnissen. Entgegen Smiths Behauptung sind verschiedene andere Namen mit der geforderten Zahl in Einklang gebracht worden. Nero kommt aus biblischen Erwägungen überhaupt nicht in Frage, da es biblisch unhaltbar wäre, die Rückkehr eines lange verstorbenen Kaisers auf die Erde zu erwarten. Zudem war Nero während seines Lebens nicht einmal für den Teufel eine Zierde. Das Tier wird eine Persönlichkeit sein, die unendlich größer sein wird als Nero, und wenn er auftritt, werden die durch Gottes Geist gelehrten Heiligen ihn an seiner Zahl erkennen, und dazu werden sie keine Rechenkünstler brauchen.

Walvoord Die sechste Gestalt: Das Tier aus dem Meer

( 13,1 - 10 )

 

a. Das Tier aus dem Meer

( 13,1-2 )

 

Offb 13,1-2

 

Kapitel 13 stellt eine der wichtigsten endzeitlichen Gestalten vor: ein Tier aus dem Meer. Seine zehn Hörner und sieben Häupter und die zehn Kronen (auf seinen Hörnern) versinnbildlichen das wiedererstarkte Römische Reich, das schon bei Daniel - in dem vierten Tier, das ebenfalls zehn Hörner hatte - dargestellt war ( Dan 7,7-8; vgl. Offb 13,3;17,3.7 ). In Offb 13 und Offb 17 ist dieses Tier der Herrscher der Welt, während in Dan 7 das kleine Horn auf dem Tier den Weltherrscher symbolisiert.

Die Tatsache, daß das Tier aus dem Meer kommt, zeigt, daß es sich um einen Heiden handelt, dessen Ursprungsort das Meer der Menschheit ist (vgl. Offb 17,15 ).

Viele Ausleger haben dieses Tier mit einer Gestalt der Geschichte in Verbindung zu bringen gesucht, doch der Text bezieht sich eindeutig auf die letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi. In der Zeit der Großen Trübsal werden zehn Völker im Nahen Osten unter der Oberherrschaft dieses Diktators stehen (vgl. Dan 7,24 ,"Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige"). (Eine Auseinandersetzung mit weiteren Deutungsansätzen zu dieser Stelle findet sich in Walvoord, Revelation , S. 198 - 199.)

In Offb 13,2 vereinigt das Tier die Symbolgestalten der drei vorangegangenen Großmächte dieser Region in sich - Griechenland ( Panther ; vgl. Dan 7,6 ), Medien und Persien ( Bär ; vgl. Dan 7,5 ) und Babylon (Löwe ; vgl. Dan 7,4 ). Die Macht des Tieres stammte von Satan selbst: Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. Das stimmt mit einer Äußerung des Apostels Paulus überein ( 2Thes 2,9 ), der von "dem Bösen" (d. i. der Antichrist, das erste Tier in Offb 13 ) sagte, er werde "in der Macht des Satans ... mit großer Kraft ( dynamei ) und lügenhaften Zeichen ( sEmeiois ) und Wundern ( terasin )" auftreten.

 

 

b. Die tödliche Wunde des Tieres

( Offb 13,3 )

 

Offb 13,3

 

Die sieben Häupter des Tieres scheinen für bedeutende Herrscher zu stehen. Eines von ihnen, wahrscheinlich das siebte, erlitt durch einen Schwerthieb eine tödliche Wunde (V. 14 ), die jedoch zum Erstaunen der ganzen Welt wieder heil (wurde) .

Viele Forscher haben versucht, dieses Tier als eine historische Figur aus der Vergangenheit oder der Gegenwart zu identifizieren, die der letzte Weltherrscher sein wird. Vorgeschlagen wurden unter anderen Nero, Judas Iskariot, Mussolini, Hitler, Stalin, Kissinger, doch sie alle erfüllen die Anforderungen, die an diesen zukünftigen Herrscher gestellt werden, nicht.

Was bedeutet die tödliche Wunde, die wieder heilt? Es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen. Alford z. B. sieht darin die Ablösung des "heidnischen römischen Reiches" durch das "christliche römische Reich" und faßt den Sachverhalt damit in historische und nicht in prophetische Termini ( The Greek Testament , 4,675). In diesem Fall wäre das Wiedererstarken des Römischen Reiches mit der wunderbaren Heilung der Wunde gleichzusetzen. Eine andere plausible Deutung ist, daß der letzte Weltherrscher eine Verletzung empfängt, die normalerweise tödlich wäre, jedoch vom Satan geheilt wird. Die Auferweckung eines Gestorbenen scheint außerhalb des satanischen Machtbereiches zu liegen, nicht jedoch die Heilung einer Wunde. Entscheidend ist in jedem Fall, daß der letzte Weltherrscher offensichtlich durch die übernatürliche Einwirkung Satans selbst an die Macht gelangt.

 

 

c. Die Anbetung Satans und des Tieres

( Offb 13,4-6 )

 

Offb 13,4-6

 

Die übernatürlichen Kräfte des Tieres machten es neben Satan, dem Ursprung seiner Macht, zum Gegenstand der Anbetung der Menschen. Es war schon immer das Ziel Satans gewesen, in den Genuß religiöser Verehrung zu kommen, die Gott allein zusteht. So finden sich schon bei Jesaja die Worte: "Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten" ( Offb 14,14 ). Das ist der Höhepunkt der satanischen Nachäffung der Religion, auf dem Satan sich selbst auf den Platz Gottes des Vaters setzt und das Tier oder der Weltherrscher die Rolle des Königs der Könige spielt und damit an die Stelle Christi tritt. Diese Situation wird wahrscheinlich zu Beginn der letzten dreieinhalb Jahre, d. h. zu Beginn der Großen Trübsal, eintreten.

Angesichts der übernatürlichen Kräfte Satans und des Herrschers erhebt sich die Frage: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen ( Offb 13,4 )? Aus dieser Frage wird auch deutlich, wie das Tier ohne Kampf zum Beherrscher der Welt werden konnte. Zweiundvierzig Monate lang maßte es sich die Rolle Gottes an und lästerte in dieser Zeit Gott, den Himmel und die im Himmel wohnen .

 

 

d. Die weltumspannende Macht des Tieres

( Offb 13,7-8 )

 

Offb 13,7-8

 

Das Tier wird zum Herrscher der ganzen Welt, denn seine Macht erstreckt sich über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen . Wie in Dan 7,23 vorausgesagt wurde, wird es "alle Länder fressen, zertreten und zermalmen".

Zusätzlich zu seiner politischen Oberherrschaft über die Welt schafft es auch alle Religionen ab und läßt sich selbst von den Menschen als Gott verehren (vgl. 2Thes 2,4 ). Alle, die auf Erden wohnen, beten es an , bis auf die, deren Namen in dem Lebensbuch verzeichnet sind. Nach den Worten des Apostels Paulus sind diese Menschen bereits vom Anfang der Welt an , d. h. schon vor der Schöpfung ("ehe der Welt Grund gelegt war"; Eph 1,4 ), "erwählt".

Manche Exegeten vertreten die Auffassung, daß das Buch des Lebens ursprünglich die Namen aller Menschen, die auf die Welt kommen sollten, enthielt und daß die Namen der Unerlösten daraus gelöscht werden, wenn sie sterben. Diese Deutung knüpft an Offb 3,5 , wo Christus den Gläubigen in Sardes verheißt, daß ihre Namen nicht aus dem Buch des Lebens getilgt werden, sowie an Offb 22,19 an, wo jeder, der die Botschaft des Buches der Offenbarung ablehnt, davor gewarnt wird, daß "Gott ihm seinen Anteil ... am Baum des Lebens" wegnehmen wird (vgl. den "Baum des Lebens" in Offb 2,7 und Offb 22,2.14 ,und das "Buch des Lebens" in Offb 3,5;17,8;20,12.15;21,27 ). In Offb 13,8 geht es jedoch wahrscheinlich nur um die Tatsache, daß die Namen derjenigen, die erlöst sind, schon von Ewigkeit her in Vorwegnahme des Kreuzestodes Christi für ihre Sünden im Buch des Lebens eingeschrieben sind und auch niemals daraus getilgt werden.

Wenn man Vers 7.8 zusammennimmt, wird das weltumspannende Ausmaß der politischen Herrschaft des Tieres wie auch die endgültige Form, die die satanische Religion in der Zeit der Großen Trübsal annimmt, deutlich. Nur diejenigen, die zu Christus kommen, werden von der Verdammung, die dann erfolgt, freigesprochen.

 

e. Die Aufforderung zu hören

( Offb 13,9-10 )

 

Offb 13,9-10

 

In ähnlicher Form wie wir sie schon aus den Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Kleinasien kennen ( Offb 2-3 ), werden die Leser des Buches der Offenbarung an dieser Stelle aufgefordert, auf die Botschaft zu hören, die es verkündet. Der Traum vieler moderner Menschen von einer universalen Kirche und einer universalen Religion wird in der Endzeit Wirklichkeit werden, doch es wird eine teuflische und gotteslästerliche Religion sein, die nichts mit der Anbetung des wahren Gottes zu tun hat. In einer solchen Lage kann nur noch an den einzelnen appelliert werden, sich von der allgemeinen Irrlehre ab- und Gott zuzuwenden. Gott spricht zu allen Zeiten zu denen, die bereit sind, auf sein Wort zu hören - ein Gedanke, der in den Evangelien immer wieder auftaucht ( Mt 11,15; Mt 13,9.43; Mk 4,9.23; Lk 8,8;14,35 ).

Im Gegensatz zu der Mahnung an die sieben Gemeinden, die jeweils konkret an einen bestimmten Adressatenkreis gerichtet war ("der Gemeinde in"), fehlt an dieser Stelle jeder Hinweis auf irgendwelche Gemeinden. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, daß die Kirche schon vor dem Eintreten dieser Ereignisse entrückt wird. Man sollte die Offenbarung nicht als ein Buch verstehen, das lediglich an die Christen der ersten Generation, die sich Verfolgungen ausgesetzt sahen, gerichtet ist, sondern als eine Mahnung an die Gläubigen aller Zeiten, besonders aber an diejenigen, die in der Endzeit leben werden. Wer bereit ist zu hören, wird zugleich daran erinnert, daß sein Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes ihn ins Gefängnis bringen oder gar seinen Märtyrertod zur Folge haben kann ( Offb 13,10 ). Daher schließt die Ermahnung mit den Worten: Hier ist Geduld ( hypomonE , "Standhaftigkeit"; vgl. Offb 14,12 ) und Glaube der Heiligen .

 

 

7. Die siebte Gestalt: Das Tier aus der Erde

( 13,11 - 18 )

 

a. Die Gestalt des Tieres aus der Erde

( 13,11 - 12 )

 

Offb 13,11-12

 

Im Gegensatz zu dem ersten Tier, das "aus dem Meer" (V. 1 ) kam, kam das zweite Tier aus der Erde . Äußerlich glich es dem ersten (beide werden als thErion , "Tier", bezeichnet). Doch während das erste Tier ein Heide war, weil es aus der ganzen Menschheit, symbolisiert durch das "Meer", stammte (V. 1 ), war das zweite ein Geschöpf der Erde. Das wurde manchmal als ein Hinweis auf das verheißene Land gedeutet, weshalb manche Exegeten hinter dem Tier einen Juden vermuteten. Diese These läßt sich jedoch aus dem Kontext nicht belegen, denn das hier für "Erde" gebrauchte Wort wird allgemein für die ganze "Welt" ( gE ) benutzt. Die nationale und geographische Herkunft dieser Gestalt wird also nicht näher angegeben, sie ist jedoch offensichtlich mit jener Person gleichzusetzen, die in Offb 19,20 und Offb 20,10 als "der falsche Prophet" bezeichnet wird. (Zu einer umfassenden Erörterung der beiden Tiere vgl. Alford, The Greek New Testament , 4,678 - 679.)

Das zweite Tier hatte zwei Hörner wie ein Lamm, doch es redete wie ein Drache , d. h. wie Satan. Daraus läßt sich schließen, daß es sich um eine religiöse Gestalt handelte, der die Aufgabe zufiel, den politischen Herrscher, die Macht des ersten Tieres , zu stützen. Es besaß große Macht, die offensichtlich ebenfalls von Satan, aber auch von dem ersten Tier stammte, und es macht, daß die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war .

Das falsche religiöse System, das hier unterstützt wurde, äffte also die göttliche Dreieinigkeit nach. Satan versuchte, sich an die Stelle Gott Vaters zu setzen, das erste Tier maßte sich den Rang Jesu Christi an, des Sohnes und Königs der Könige, und das zweite Tier, der falsche Prophet, fungierte in ähnlicher Weise wie der Heilige Geist, der die Christen dazu bringt, Gott anzubeten. Dies ist Satans letzter Versuch, eine falsche Religion anstelle des wahren Glaubens an Christus zu etablieren.

 

 

b. Die Wunder des Tieres

( Offb 13,13-15 )

 

Offb 13,13-15

 

Um die Menschen dazu zu bringen, das erste Tier anzubeten, vollbrachte das zweite Tier große Zeichen ( sEmeia megala ; vgl. "ein großes Zeichen" in Offb 12,1 ), bei denen unter anderem Feuer vom Himmel regnete. Die Menschen übersehen manchmal die Tatsache, daß auch Satan innerhalb gewisser Grenzen Wunder tun kann. Diese Macht nützte er hier bis zum letzten aus, um die Menschheit dazu zu bewegen, seinen Stellvertreter für Christus religiös zu verehren. Das zweite Tier verführt also die auf Erden wohnen durch seine Wundertaten.

Es ließ nicht nur Feuer vom Himmel regnen, sondern richtete auch ein Bild des ersten Tieres auf. Wahrscheinlich wurde dieses Bild im Tempel in Jerusalem aufgestellt, der den Juden genommen worden war. Nach den Worten des Apostels Paulus ( 2Thes 2,4 ) saß das erste Tier selbst zeitweise in Gottes Tempel und wurde verehrt, wie es eigentlich nur Gott zukommt. Vielleicht wurde zusätzlich ein Abbild des Tieres in den Tempel gebracht, damit es auch dann angebetet werden konnte, wenn es sich nicht im Tempel aufhielt.

Dieses Abbild wird in der Offenbarung immer wieder erwähnt ( Offb 13,14-15;14,9.11;15,2;16,2;19,20;20,4 ). Ob es dem Herrscher der Welt, dem ersten Tier, nachgebildet war oder ob es sich dabei einfach um einen als heilig ausgegebenen Gegenstand handelte, ist nicht klar, doch auf jeden Fall verkörperte es die Macht des ersten Tieres.

Die Tatsache, daß dem zweiten Tier Macht gegeben war, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres , so daß es sogar reden konnte, hat die Exegeten vor Probleme gestellt, denn es läßt sich nirgendwo aus der Bibel ableiten, daß Satan Leben spenden oder einem Gegenstand Leben einhauchen kann. Gott allein ist der Schöpfer allen Lebens. Es ist daher anzunehmen, daß das Bild des Tieres nur den Eindruck erweckte, daß es atme, und lediglich auf mechanische Weise sprach, wie es sprechende Roboter von heute tun. Es handelt sich dabei vielleicht um eine Kombination von natürlichen und übernatürlichen Kräften, die das Tier aus der Erde zu dieser Darbietung befähigt. Offensichtlich überzeugte die Erscheinung die Menschen und veranlaßte sie, das Bild anzubeten.

Der Befehl, das Bild und das erste Tier anzubeten, wurde noch durch die Androhung der Todesstrafe für alle, die sich weigerten, ihn zu befolgen, verschärft. Das bedeutete jedoch nicht, daß dieses Gesetz ab sofort überall auf der Welt zur Anwendung kam. Es dauerte auf jeden Fall eine gewisse Zeit, alle Menschen auf der ganzen Welt aufzuspüren, die dem Tier nicht huldigten. Auch Hitler brauchte viele Monate für seinen Versuch, die Juden auszurotten, und erreichte auch dann sein vorgesetztes Ziel nicht ganz. Immerhin ist in Kapitel 7,9 - 17 von einer großen Schar von Märtyrern die Rede.

 

 

c. Das Zeichen des Tieres

( Offb 13,16-18 )

 

Offb 13,16-18

 

Um seine Kontrolle über die Menschen zu verstärken und die Religion des Tieres aus dem Meer durchzusetzen, forderte das zweite Tier, daß sie allesamt ... ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn . Ohne diesen Beweis, daß der Betreffende zu den Anhängern des Tieres gehörte, konnte niemand kaufen oder verkaufen . Die Notwendigkeit, Dinge wie Nahrung und Kleidung zu kaufen, würde alle Leute auf der Welt dazu zwingen, sich zu entscheiden, ob sie das Tier anbeten oder die Strafe auf sich nehmen wollten. Offensichtlich entschloß sich die Mehrheit zur Anbetung des Tieres.

Es ist viel darüber spekuliert worden, was man sich unter den Insignien oder dem "Zeichen" des Tieres vorzustellen hat, doch es kann sich dabei um ganz verschiedene Formen der Identifizierung handeln. Die Zahl sechshundertsechsundsechzig wurde auf verschiedenste Weise gedeutet. Die meisten Ausleger versuchten, sie als eine Art Zahlencode des hebräischen, griechischen oder eines anderen Alphabets zu lesen. Angesichts der unübersehbaren Vielzahl von Erklärungen, die bis auf den heutigen Tag vorgelegt wurden, liegt jedoch der Schluß nahe, daß sich die Zahl, falls sie sich tatsächlich auf eine bestimmte Person beziehen sollte, nicht eindeutig zuordnen läßt.

Die beste Deutung ist wahrscheinlich, daß die Zahl sechs um eines weniger ist als die vollkommene Zahl sieben. Die dreifache Wiederholung der sechs wäre damit ein Zeichen dafür, daß Satan und die beiden Tiere, trotzdem sie sich den Status der Gottheit anmaßten, lediglich Geschöpfe und nicht der Schöpfer selbst sind. Daß sechs die Zahl eines Menschen ist, wird an vielen Stellen in der Bibel anschaulich, unter anderem an der Tatsache, daß der Mensch sechs Tage arbeiten und am siebten ruhen soll. (Zu einer weiteren Erörterung der vielen verschiedenen Deutungen vgl. Mounce, The Book of Revelation , S. 263 - 265; Smith, A Revelation of Jesus Christ , S. 206 - 207; und Walvoord, Revelation , S. 209 - 212.)

Der Versuch, in den Zahlen der Heiligen Schrift verborgene Deutungen aufzuspüren, war vor allem in der Antike sehr beliebt. Mag sein, daß Johannes hier an eine bestimmte Person dachte, die seine engsten Mitarbeiter identifizieren konnten. Doch schon in der Literatur der frühen Kirchenväter findet sich dieselbe Verwirrung und Vielfalt von Deutungen, die auch heute herrscht. Daher ist es wohl am besten, dieses Rätsel ungelöst zu lassen. Die am besten begründete Schlußfolgerung formuliert wahrscheinlich Thomas F. Torrance: "Diese böse Dreizahl, die 666, versucht, die Heilige Trinität, die in der Zahl 777 steckt, nachzuahmen, was ihr jedoch nie gelingt" ( The Apocalypse Today , S.86).

Kapitel 13 ist so wichtig, weil darin zwei der Hauptgestalten der Offenbarung eingeführt werden: Das Tier aus dem Meer, der Herrscher der Welt und das Tier aus der Erde, der falsche Prophet, das Werkzeug des politischen Herrschers. Es gibt keinerlei Hinweis, daß eines der beiden Wesen Jude ist, wenngleich die Forschung - aufgrund der Wendung "die Götter seiner Väter wird er nicht achten" ( Dan 11,37 ) - das eine oder andere manchmal mit einem vom jüdischen Glauben abgefallenen Israeliten in Verbindung gebracht hat. Das hebräische Wort ?MlOhIm ist jedoch der allgemeine Begriff für Gott, im Gegensatz zu Jahwe , und wir haben keinen Beleg dafür, daß in Dan 11,37 von dem Gott Israels die Rede ist. Daher steht auch in den neueren Übersetzungen der Plural, "Götter". Der erste oder auch der zweite Herrscher aus Offb 13 wird also zwar oft als abtrünniger Jude gesehen, doch fehlt für eine solche Deutung jeder Beweis. Beide Tiere können durchaus auch Heiden sein, um so mehr, als es in dieser Schrift um die letzten Tage der Heiden geht, die die Stadt Jerusalem zertreten werden ( Lk 21,24 ). Beide werden nicht nur die Juden, sondern auch die gläubigen Heiden verfolgen.

Davon abgesehen gewährt uns das dreizehnte Kapitel des Buches der Offenbarung jedoch tiefe Einblicke in die Zeit der Großen Trübsal. In dieser Zeit wird es einen einzigen Herrscher über die ganze Welt und eine Weltreligion sowie ein auf der ganzen Welt herrschendes einheitliches ökonomisches System geben. Diejenigen, die sich diesem Herrscher widersetzen und sich weigern, ihm göttliche Ehren zuzuerkennen, werden verfolgt werden und die Zahl derer, die den Märtyrertod sterben, wird die der überlebenden Gläubigen bei weitem übertreffen. Satan wird ein letztes Mal versuchen, die Welt dazu zu bringen, ihn anzubeten und zum Abfall vom wahren Gott und dem Retter Jesus Christus zu verführen.

Das vorliegende Kapitel macht darüber hinaus deutlich, daß der postmilleniaristische Traum von einer Welt, die durch die christliche Mission besser und besser wird, in der Bibel keinerlei Anhaltspunkt hat. Die letzte Religion, der die Menschen anhängen werden, wird vielmehr eine teuflische und gotteslästerliche Irrlehre sein. Wir finden heute viele Hinweise darauf, daß die Menschheit sich genau in diese Richtung fortbewegt, und dürfen daraus den Schluß ziehen, daß der Tag des Herrn



b. Die tödliche Wunde des Tieres
(
 Offb 13,3 )


Offb 13,3


Die sieben Häupter des Tieres scheinen für bedeutende Herrscher zu stehen. Eines von ihnen, wahrscheinlich das siebte, erlitt durch einen Schwerthieb eine tödliche Wunde (V. 14 ), die jedoch zum Erstaunen der ganzen Welt wieder heil (wurde) .

Viele Forscher haben versucht, dieses Tier als eine historische Figur aus der Vergangenheit oder der Gegenwart zu identifizieren, die der letzte Weltherrscher sein wird. Vorgeschlagen wurden unter anderen Nero, Judas Iskariot, Mussolini, Hitler, Stalin, Kissinger, doch sie alle erfüllen die Anforderungen, die an diesen zukünftigen Herrscher gestellt werden, nicht.

Was bedeutet die tödliche Wunde, die wieder heilt? Es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen. Alford z. B. sieht darin die Ablösung des "heidnischen römischen Reiches" durch das "christliche römische Reich" und faßt den Sachverhalt damit in historische und nicht in prophetische Termini ( The Greek Testament , 4,675). In diesem Fall wäre das Wiedererstarken des Römischen Reiches mit der wunderbaren Heilung der Wunde gleichzusetzen. Eine andere plausible Deutung ist, daß der letzte Weltherrscher eine Verletzung empfängt, die normalerweise tödlich wäre, jedoch vom Satan geheilt wird. Die Auferweckung eines Gestorbenen scheint außerhalb des satanischen Machtbereiches zu liegen, nicht jedoch die Heilung einer Wunde. Entscheidend ist in jedem Fall, daß der letzte Weltherrscher offensichtlich durch die übernatürliche Einwirkung Satans selbst an die Macht gelangt.



c. Die Anbetung Satans und des Tieres
(
 Offb 13,4-6 )


Offb 13,4-6


Die übernatürlichen Kräfte des Tieres machten es neben Satan, dem Ursprung seiner Macht, zum Gegenstand der Anbetung der Menschen. Es war schon immer das Ziel Satans gewesen, in den Genuß religiöser Verehrung zu kommen, die Gott allein zusteht. So finden sich schon bei Jesaja die Worte: "Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten" ( Offb 14,14 ). Das ist der Höhepunkt der satanischen Nachäffung der Religion, auf dem Satan sich selbst auf den Platz Gottes des Vaters setzt und das Tier oder der Weltherrscher die Rolle des Königs der Könige spielt und damit an die Stelle Christi tritt. Diese Situation wird wahrscheinlich zu Beginn der letzten dreieinhalb Jahre, d. h. zu Beginn der Großen Trübsal, eintreten.

Angesichts der übernatürlichen Kräfte Satans und des Herrschers erhebt sich die Frage: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen ( Offb 13,4 )? Aus dieser Frage wird auch deutlich, wie das Tier ohne Kampf zum Beherrscher der Welt werden konnte. Zweiundvierzig Monate lang maßte es sich die Rolle Gottes an und lästerte in dieser Zeit Gott, den Himmel und die im Himmel wohnen .



d. Die weltumspannende Macht des Tieres
(
 Offb 13,7-8 )


Offb 13,7-8


Das Tier wird zum Herrscher der ganzen Welt, denn seine Macht erstreckt sich über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen . Wie in Dan 7,23 vorausgesagt wurde, wird es "alle Länder fressen, zertreten und zermalmen".

Zusätzlich zu seiner politischen Oberherrschaft über die Welt schafft es auch alle Religionen ab und läßt sich selbst von den Menschen als Gott verehren (vgl. 2Thes 2,4 ). Alle, die auf Erden wohnen, beten es an , bis auf die, deren Namen in dem Lebensbuch verzeichnet sind. Nach den Worten des Apostels Paulus sind diese Menschen bereits vom Anfang der Welt an , d. h. schon vor der Schöpfung ("ehe der Welt Grund gelegt war"; Eph 1,4 ), "erwählt".

Manche Exegeten vertreten die Auffassung, daß das Buch des Lebens ursprünglich die Namen aller Menschen, die auf die Welt kommen sollten, enthielt und daß die Namen der Unerlösten daraus gelöscht werden, wenn sie sterben. Diese Deutung knüpft an Offb 3,5 , wo Christus den Gläubigen in Sardes verheißt, daß ihre Namen nicht aus dem Buch des Lebens getilgt werden, sowie an Offb 22,19 an, wo jeder, der die Botschaft des Buches der Offenbarung ablehnt, davor gewarnt wird, daß "Gott ihm seinen Anteil ... am Baum des Lebens" wegnehmen wird (vgl. den "Baum des Lebens" in Offb 2,7 und Offb 22,2.14 ,und das "Buch des Lebens" in Offb 3,5;17,8;20,12.15;21,27 ). In Offb 13,8 geht es jedoch wahrscheinlich nur um die Tatsache, daß die Namen derjenigen, die erlöst sind, schon von Ewigkeit her in Vorwegnahme des Kreuzestodes Christi für ihre Sünden im Buch des Lebens eingeschrieben sind und auch niemals daraus getilgt werden.

Wenn man Vers 7.8 zusammennimmt, wird das weltumspannende Ausmaß der politischen Herrschaft des Tieres wie auch die endgültige Form, die die satanische Religion in der Zeit der Großen Trübsal annimmt, deutlich. Nur diejenigen, die zu Christus kommen, werden von der Verdammung, die dann erfolgt, freigesprochen.


e. Die Aufforderung zu hören
(
 Offb 13,9-10 )


Offb 13,9-10


In ähnlicher Form wie wir sie schon aus den Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Kleinasien kennen ( Offb 2-3 ), werden die Leser des Buches der Offenbarung an dieser Stelle aufgefordert, auf die Botschaft zu hören, die es verkündet. Der Traum vieler moderner Menschen von einer universalen Kirche und einer universalen Religion wird in der Endzeit Wirklichkeit werden, doch es wird eine teuflische und gotteslästerliche Religion sein, die nichts mit der Anbetung des wahren Gottes zu tun hat. In einer solchen Lage kann nur noch an den einzelnen appelliert werden, sich von der allgemeinen Irrlehre ab- und Gott zuzuwenden. Gott spricht zu allen Zeiten zu denen, die bereit sind, auf sein Wort zu hören - ein Gedanke, der in den Evangelien immer wieder auftaucht ( Mt 11,15; Mt 13,9.43; Mk 4,9.23; Lk 8,8;14,35 ).

Im Gegensatz zu der Mahnung an die sieben Gemeinden, die jeweils konkret an einen bestimmten Adressatenkreis gerichtet war ("der Gemeinde in"), fehlt an dieser Stelle jeder Hinweis auf irgendwelche Gemeinden. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, daß die Kirche schon vor dem Eintreten dieser Ereignisse entrückt wird. Man sollte die Offenbarung nicht als ein Buch verstehen, das lediglich an die Christen der ersten Generation, die sich Verfolgungen ausgesetzt sahen, gerichtet ist, sondern als eine Mahnung an die Gläubigen aller Zeiten, besonders aber an diejenigen, die in der Endzeit leben werden. Wer bereit ist zu hören, wird zugleich daran erinnert, daß sein Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes ihn ins Gefängnis bringen oder gar seinen Märtyrertod zur Folge haben kann ( Offb 13,10 ). Daher schließt die Ermahnung mit den Worten: Hier ist Geduld ( hypomonE , "Standhaftigkeit"; vgl. Offb 14,12 ) und Glaube der Heiligen .

 

7. Die siebte Gestalt: Das Tier aus der Erde
(
 13,11 - 18 )


a. Die Gestalt des Tieres aus der Erde
(
 13,11 - 12 )


Offb 13,11-12


Im Gegensatz zu dem ersten Tier, das "aus dem Meer" (V. 1 ) kam, kam das zweite Tier aus der Erde . Äußerlich glich es dem ersten (beide werden als thErion , "Tier", bezeichnet). Doch während das erste Tier ein Heide war, weil es aus der ganzen Menschheit, symbolisiert durch das "Meer", stammte (V. 1 ), war das zweite ein Geschöpf der Erde. Das wurde manchmal als ein Hinweis auf das verheißene Land gedeutet, weshalb manche Exegeten hinter dem Tier einen Juden vermuteten. Diese These läßt sich jedoch aus dem Kontext nicht belegen, denn das hier für "Erde" gebrauchte Wort wird allgemein für die ganze "Welt" ( gE ) benutzt. Die nationale und geographische Herkunft dieser Gestalt wird also nicht näher angegeben, sie ist jedoch offensichtlich mit jener Person gleichzusetzen, die in Offb 19,20 und Offb 20,10 als "der falsche Prophet" bezeichnet wird. (Zu einer umfassenden Erörterung der beiden Tiere vgl. Alford, The Greek New Testament , 4,678 - 679.)

Das zweite Tier hatte zwei Hörner wie ein Lamm, doch es redete wie ein Drache , d. h. wie Satan. Daraus läßt sich schließen, daß es sich um eine religiöse Gestalt handelte, der die Aufgabe zufiel, den politischen Herrscher, die Macht des ersten Tieres , zu stützen. Es besaß große Macht, die offensichtlich ebenfalls von Satan, aber auch von dem ersten Tier stammte, und es macht, daß die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war .

Das falsche religiöse System, das hier unterstützt wurde, äffte also die göttliche Dreieinigkeit nach. Satan versuchte, sich an die Stelle Gott Vaters zu setzen, das erste Tier maßte sich den Rang Jesu Christi an, des Sohnes und Königs der Könige, und das zweite Tier, der falsche Prophet, fungierte in ähnlicher Weise wie der Heilige Geist, der die Christen dazu bringt, Gott anzubeten. Dies ist Satans letzter Versuch, eine falsche Religion anstelle des wahren Glaubens an Christus zu etablieren.



b. Die Wunder des Tieres
(
 Offb 13,13-15 )


Offb 13,13-15


Um die Menschen dazu zu bringen, das erste Tier anzubeten, vollbrachte das zweite Tier große Zeichen ( sEmeia megala ; vgl. "ein großes Zeichen" in Offb 12,1 ), bei denen unter anderem Feuer vom Himmel regnete. Die Menschen übersehen manchmal die Tatsache, daß auch Satan innerhalb gewisser Grenzen Wunder tun kann. Diese Macht nützte er hier bis zum letzten aus, um die Menschheit dazu zu bewegen, seinen Stellvertreter für Christus religiös zu verehren. Das zweite Tier verführt also die auf Erden wohnen durch seine Wundertaten.

Es ließ nicht nur Feuer vom Himmel regnen, sondern richtete auch ein Bild des ersten Tieres auf. Wahrscheinlich wurde dieses Bild im Tempel in Jerusalem aufgestellt, der den Juden genommen worden war. Nach den Worten des Apostels Paulus ( 2Thes 2,4 ) saß das erste Tier selbst zeitweise in Gottes Tempel und wurde verehrt, wie es eigentlich nur Gott zukommt. Vielleicht wurde zusätzlich ein Abbild des Tieres in den Tempel gebracht, damit es auch dann angebetet werden konnte, wenn es sich nicht im Tempel aufhielt.

Dieses Abbild wird in der Offenbarung immer wieder erwähnt ( Offb 13,14-15;14,9.11;15,2;16,2;19,20;20,4 ). Ob es dem Herrscher der Welt, dem ersten Tier, nachgebildet war oder ob es sich dabei einfach um einen als heilig ausgegebenen Gegenstand handelte, ist nicht klar, doch auf jeden Fall verkörperte es die Macht des ersten Tieres.

Die Tatsache, daß dem zweiten Tier Macht gegeben war, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres , so daß es sogar reden konnte, hat die Exegeten vor Probleme gestellt, denn es läßt sich nirgendwo aus der Bibel ableiten, daß Satan Leben spenden oder einem Gegenstand Leben einhauchen kann. Gott allein ist der Schöpfer allen Lebens. Es ist daher anzunehmen, daß das Bild des Tieres nur den Eindruck erweckte, daß es atme, und lediglich auf mechanische Weise sprach, wie es sprechende Roboter von heute tun. Es handelt sich dabei vielleicht um eine Kombination von natürlichen und übernatürlichen Kräften, die das Tier aus der Erde zu dieser Darbietung befähigt. Offensichtlich überzeugte die Erscheinung die Menschen und veranlaßte sie, das Bild anzubeten.

Der Befehl, das Bild und das erste Tier anzubeten, wurde noch durch die Androhung der Todesstrafe für alle, die sich weigerten, ihn zu befolgen, verschärft. Das bedeutete jedoch nicht, daß dieses Gesetz ab sofort überall auf der Welt zur Anwendung kam. Es dauerte auf jeden Fall eine gewisse Zeit, alle Menschen auf der ganzen Welt aufzuspüren, die dem Tier nicht huldigten. Auch Hitler brauchte viele Monate für seinen Versuch, die Juden auszurotten, und erreichte auch dann sein vorgesetztes Ziel nicht ganz. Immerhin ist in Kapitel 7,9 - 17 von einer großen Schar von Märtyrern die Rede.



c. Das Zeichen des Tieres
(
 Offb 13,16-18 )


Offb 13,16-18


Um seine Kontrolle über die Menschen zu verstärken und die Religion des Tieres aus dem Meer durchzusetzen, forderte das zweite Tier, daß sie allesamt ... ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn . Ohne diesen Beweis, daß der Betreffende zu den Anhängern des Tieres gehörte, konnte niemand kaufen oder verkaufen . Die Notwendigkeit, Dinge wie Nahrung und Kleidung zu kaufen, würde alle Leute auf der Welt dazu zwingen, sich zu entscheiden, ob sie das Tier anbeten oder die Strafe auf sich nehmen wollten. Offensichtlich entschloß sich die Mehrheit zur Anbetung des Tieres.

Es ist viel darüber spekuliert worden, was man sich unter den Insignien oder dem "Zeichen" des Tieres vorzustellen hat, doch es kann sich dabei um ganz verschiedene Formen der Identifizierung handeln. Die Zahl sechshundertsechsundsechzig wurde auf verschiedenste Weise gedeutet. Die meisten Ausleger versuchten, sie als eine Art Zahlencode des hebräischen, griechischen oder eines anderen Alphabets zu lesen. Angesichts der unübersehbaren Vielzahl von Erklärungen, die bis auf den heutigen Tag vorgelegt wurden, liegt jedoch der Schluß nahe, daß sich die Zahl, falls sie sich tatsächlich auf eine bestimmte Person beziehen sollte, nicht eindeutig zuordnen läßt.

Die beste Deutung ist wahrscheinlich, daß die Zahl sechs um eines weniger ist als die vollkommene Zahl sieben. Die dreifache Wiederholung der sechs wäre damit ein Zeichen dafür, daß Satan und die beiden Tiere, trotzdem sie sich den Status der Gottheit anmaßten, lediglich Geschöpfe und nicht der Schöpfer selbst sind. Daß sechs die Zahl eines Menschen ist, wird an vielen Stellen in der Bibel anschaulich, unter anderem an der Tatsache, daß der Mensch sechs Tage arbeiten und am siebten ruhen soll. (Zu einer weiteren Erörterung der vielen verschiedenen Deutungen vgl. Mounce, The Book of Revelation , S. 263 - 265; Smith, A Revelation of Jesus Christ , S. 206 - 207; und Walvoord, Revelation , S. 209 - 212.)

Der Versuch, in den Zahlen der Heiligen Schrift verborgene Deutungen aufzuspüren, war vor allem in der Antike sehr beliebt. Mag sein, daß Johannes hier an eine bestimmte Person dachte, die seine engsten Mitarbeiter identifizieren konnten. Doch schon in der Literatur der frühen Kirchenväter findet sich dieselbe Verwirrung und Vielfalt von Deutungen, die auch heute herrscht. Daher ist es wohl am besten, dieses Rätsel ungelöst zu lassen. Die am besten begründete Schlußfolgerung formuliert wahrscheinlich Thomas F. Torrance: "Diese böse Dreizahl, die 666, versucht, die Heilige Trinität, die in der Zahl 777 steckt, nachzuahmen, was ihr jedoch nie gelingt" ( The Apocalypse Today , S.86).

Kapitel 13 ist so wichtig, weil darin zwei der Hauptgestalten der Offenbarung eingeführt werden: Das Tier aus dem Meer, der Herrscher der Welt und das Tier aus der Erde, der falsche Prophet, das Werkzeug des politischen Herrschers. Es gibt keinerlei Hinweis, daß eines der beiden Wesen Jude ist, wenngleich die Forschung - aufgrund der Wendung "die Götter seiner Väter wird er nicht achten" ( Dan 11,37 ) - das eine oder andere manchmal mit einem vom jüdischen Glauben abgefallenen Israeliten in Verbindung gebracht hat. Das hebräische Wort ?MlOhIm ist jedoch der allgemeine Begriff für Gott, im Gegensatz zu Jahwe , und wir haben keinen Beleg dafür, daß in Dan 11,37 von dem Gott Israels die Rede ist. Daher steht auch in den neueren Übersetzungen der Plural, "Götter". Der erste oder auch der zweite Herrscher aus Offb 13 wird also zwar oft als abtrünniger Jude gesehen, doch fehlt für eine solche Deutung jeder Beweis. Beide Tiere können durchaus auch Heiden sein, um so mehr, als es in dieser Schrift um die letzten Tage der Heiden geht, die die Stadt Jerusalem zertreten werden ( Lk 21,24 ). Beide werden nicht nur die Juden, sondern auch die gläubigen Heiden verfolgen.

Davon abgesehen gewährt uns das dreizehnte Kapitel des Buches der Offenbarung jedoch tiefe Einblicke in die Zeit der Großen Trübsal. In dieser Zeit wird es einen einzigen Herrscher über die ganze Welt und eine Weltreligion sowie ein auf der ganzen Welt herrschendes einheitliches ökonomisches System geben. Diejenigen, die sich diesem Herrscher widersetzen und sich weigern, ihm göttliche Ehren zuzuerkennen, werden verfolgt werden und die Zahl derer, die den Märtyrertod sterben, wird die der überlebenden Gläubigen bei weitem übertreffen. Satan wird ein letztes Mal versuchen, die Welt dazu zu bringen, ihn anzubeten und zum Abfall vom wahren Gott und dem Retter Jesus Christus zu verführen.

Das vorliegende Kapitel macht darüber hinaus deutlich, daß der postmilleniaristische Traum von einer Welt, die durch die christliche Mission besser und besser wird, in der Bibel keinerlei Anhaltspunkt hat. Die letzte Religion, der die Menschen anhängen werden, wird vielmehr eine teuflische und gotteslästerliche Irrlehre sein. Wir finden heute viele Hinweise darauf, daß die Menschheit sich genau in diese Richtung fortbewegt, und dürfen daraus den Schluß ziehen, daß der Tag des Herrn

Der falsche Prophet.
Verfasser:
 Arnold Fruchtenbaum

Wir haben im vorigen Abschnitt von dem falschen Vater und dem falschen Sohn gesprochen.
Um diese nachgeahmte Dreieinigkeit zu vervollständigen,

bringt Offenbarung 13,11-15 eine Beschreibung des falschen Propheten, der sich als der falsche heilige Geist erhebt:

„Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, und es hatte zwei Off. 13,11-15

Hörner gleich einem Lamm und redete wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten

Tieres vor seinen Augen aus und macht, daß die Erde und deren Bewohner das erste Tier

anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. Und es tut große Zeichen, so daß es sogar

Feuer vom Himmel auf die Erde herabfallen läßt vor den Menschen. Und es verführt die

Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor dem Tiere zu tun ihm gegeben sind, und es

sagt den Bewohnern der Erde, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, welches die

Wunde vom Schwert hat und am Leben geblieben ist. Und es wurde ihm verliehen, dem

Bilde des Tieres einen Geist zu geben, so daß das Bild des Tieres auch redete und

bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten."

Nach dem Aufstieg des ersten Tieres, des Antichristen, sieht Johannes ein zweites Tier aus der Erde

kommen (statt vom Himmel). Es erscheint wie ein Lamm und stellt ein frommes Aussehen zur Schau, mit

dem es viele täuschen wird. Aber es redet wie ein Drache und offenbart damit seine wahre Natur; es ist ein

Agent Satans, der überall in der Bibel als der Drache beschrieben wird. Dieses zweite Tier wird an anderer

Stelle auch als der falsche Prophet bezeichnet (16,13; 19,20; 20,10).

In Vers 12-15 werden die Aktivitäten dieses falschen „heiligen Geistes" beschrieben. Da der Heilige Geist

dieselbe Vollmacht wie der Sohn besitzt, bekommt der falsche Prophet auch dieselbe Macht wie der

Antichrist (Vers 12a). So, wie der Heilige Geist die Menschen zur Anbetung des auferstandenen

Gottessohnes bewegt, bringt sie der falsche Prophet zur Anbetung des wiedererstandenen Antichristen,

„dessen Todeswunde geheilt wurde" (Vers 12b). Um den Betrug vollkommen zu machen, besitzt der

falsche Prophet „Geistesgaben" und vollführt Zeichen und Wunder, die die Menschen täuschen (Vers 13-

14a). Nachdem er die Welt von der Größe und Macht des Antichristen überzeugt hat, befiehlt er den

Menschen, dem Tier ein Bild zu machen; danach wird dem Bild durch den falschen Propheten Leben

verliehen. Auch um dieses Wunders willen beten die Menschen den Antichristen und sein Bild an; dieje[1]nigen, die sich weigern, werden getötet (Vers 14b-15).

Auf diese Weise wird die unheilige Dreieinigkeit vervollständigt. 218

6 6 6 – Das Zeichen des Tieres

Um das Siegel Gottes auf den Stirnen der Heiligen – das Siegel des Heiligen Geistes – nachzuäffen,

führt der falsche Prophet auch ein eigenes Siegel oder Zeichen ein, wie Offenbarung 13,16-18 bezeugt:

„ Und es bewirkt, daß allen, den Kleinen und den Großen, den Reichen und den Armen,

den Freien und den Knechten, ein Malzeichen gegeben wird auf ihre rechte Hand oder auf

ihre Stirn, und daß niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das

Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Weisheit!

Wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl, und

seine Zahl ist 666."

Das falsche Siegel ist das vieldiskutierte Zeichen des Tieres. Das Zeichen wird an der Stirn oder

der rechten Hand angebracht (Vers 16). Alle diejenigen erhalten es, die sich der Herrschaft des

Antichristen unterwerfen und ihn als Gott anbeten. Es dient auch als Ausweis im täglichen

Geschäftsleben (Vers 17a). Ohne dieses Zeichen kann niemand kaufen oder verkaufen. Wir

sollten wohl beachten, daß es nichts mit Kredit zu tun hat, wie viele heute lehren. Bei einem

109Kreditsystem muß jeder eine andere Nummer besitzen. Hier aber hat jeder dieselbe Nummer. Die

Markierung dient als äußere Kennzeichnung derer, die dem Antichristen als ihrem Gott gehören. Nur

diejenigen, die diese Zahl haben, können arbeiten, kaufen, verkaufen, also ihren Lebensunterhalt

verdienen. Der Vers spricht nicht von Kreditkarten, Computern oder dergleichen. Die Deutung des

Zeichens läßt sich anhand von fünf Hinweisen geben (Vers 17b-18):

Der Name des Tieres

Die Zahl seines Namens

Die Zahl des Tieres

Die Zahl eines Menschen

Die Zahl ist 666

Folgen wir diesen Angaben in ihrer logischen Reihenfolge, so ist die Zahl des Tieres auch die Zahl

eines Menschen, weil der Antichrist ein Mensch sein wird, nämlich der letzte Herrscher des

letzten Stadiums des vierten Heidenreiches. Außerdem ist die Zahl auch die seines eigenen

Namens, dessen Zahlenwert 666 beträgt. Das besagt folgendes: wie der Name des Antichristen in

Hebräisch auch lauten Zahlenwerte mag, so wird sein Zahlenwert 666 betragen. Jeder

Buchstabe des hebräischen Alphabets hat einen zahlenmäßigen Wert. Das hebräische

Alphabet hat 22 Buchstaben, die nacheinander folgende Zahlenwerte darstellen: 1, 2, 3, 4,

5, 6, 7, 8, 9, 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100, 200, 300 und 400. Daher hat auch jeder

Name im Hebräischen einen Zahlenwert. Der Name des Autors ergibt 966, der Name Jesus

Christus 749. Wie auch immer der Name des Antichristen lauten wird, der zahlenmäßige

Wert wird 666 betragen, wenn man den Namen auf Hebräisch buchstabiert. Diese Zahl wird

den Verehrern des Antichristen aufgedrückt. Da ein Name aus sehr verschiedenen

Buchstaben zusammengesetzt sein kann, gibt es unendlich viele

Kombinationsmöglichkeiten. Deswegen ist es unmöglich, den Namen des zukünftigen

Antichristen im voraus herauszufinden oder auszurechnen. Wenn er auftritt, wird die

Zahl seines Namens jedenfalls 666 sein. Diejenigen, die zu jener Zeit weise sind (Vers

18), werden dann ermitteln können, wer es ist.

Kp 13 nach CAC


Seite 179

Offenbarung, Kapitel 13

 dieses Kapitel zeigt uns die beiden hervorragenden Formen, die die Macht des Bösen während der letzten halben Woche der 70 Wochen Daniels annimmt.
 doch diese beiden Tiere werden die auf der Erde wohnenden betrogen und die Heiligen verfolgt und geschlachtet werden.

Es wird dann eine grosse politische Macht geben, die von einer religiösen Macht gefördert und unterstützt wird.

Das Tier vom Vers 1 ist das römische Reich oder dessen Haupt und das Tier von Vers 11 der Antichrist.
  
    Das erste Tier steigt aus dem Meer auf, d.h., aus einem unruhigen, und ungeordneten Zustand; es wird ein derartiger sein, dass sich die Gelegenheit zur Wiederherstellung des römischen Reiches doch satanisch Macht bietet.

Die gegenwärtigen obrigkeitlichen Gewalten sind von Gott verordnet. (Römer 13.1)
Nachdem Israel gefehlt hatte, ordnete Gott an, dass die Herrschaft auf Erden nacheinander in vier heidnischen Reichen ausgeübt werden sollte, nämlich durch das das
Babylonische,
Medo- Persisch
Griechische und das
Römische Reich;
Er hatte das prophetisch in Nebukadnezars Traum über das grosse Bild kundgetan.
(Daniel Kapitel 2)
Die Einheit des römischen Reiches ist längst in Stücke gegangen und der Mensch mag bezweifeln, dass er sie wieder in Dasein trete; doch es wird aus dem Abgrunde herauf steigen Kapitel
13,7
17.8
 und seine Macht von den Drachen empfangen Vers 4,  so dass, wenn es erscheint, die heiligen ihm nicht Untertan sein noch im Ehre erweisen können.

Es hat "sieben Köpfe"  --  eine schreckliche Art der Vollkommenheit denn es hat auf  seinen Köpfen Namen der Lästerung

 Seine Vollkommenheit der geistigen Fähigkeit, mit der es  seine Pläne ausführt wir durch Lästerung gekennzeichnet; seine ausführende Macht stellen die zehn Hörner dar.
Es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der vorher gehenden Reichen vergleiche  Daniel 7;
ich glaube es wird all die bösen Züge derselben einnehmen und in sich vereini

Seite 181

gen.
Es erscheint als ein solches, dessen Todeswunde geheilt worden ist.
Das römische Reich hat eine Todeswunde gehabt, so dass kaum daran zu denken war, dass seine kaiserliche Oberhoheit je wieder hergestellt werden könnte.
Die Ausbreitungen demokratischer Grundsätze scheint eine Neubelebung des Kaisertums auszuschliessen; doch ich glaube, dass die Mächte, die auf dem Sturz jeder Herrschaft hin wirken der Rückkehr zur uneingeschränkten Weltherrschaft den Weg bahnen.

Wenn alles erschüttert und in Verwirrung ist, so wird die ganze Erde das Aufkommen einer Macht willkommen heissen, die stark genug erscheint,
den Wirrwarr in Ordnungen und eine erfolgversprechende Einheit zustande zu bringen.

Aber noch unendlich trauriger ist der Gedanke, dass eine von Gott abgefallene Welt bereit ist, einer Macht Ehre zu erweisen die Gott lästert und Seine Heiligen verfolgt.



Die außergewöhnliche Art, auf die das Römische Reich wieder zustande kommt setzt die ganze Erde in Erstaunen.
Sie werden es anbeten und der Drache gibt ihm seine Gewalt.
 Die einzigen, die diese gotteslästerliche selbstherrliche kaiserliche Macht nicht anbeten werden, sind Gottes Auserwählte, die, deren Namen von Grundlegung der Welt an ......
 in dem Buch hat es geschlachteten Lammes geschrieben sind.

     Das erste Tier von Offenbarung 13 ist das kleine Horn von Daniel 7, dort werden die Einzelheiten seines Aufkommens erwähnt, nämlich drei Könige werden gedemütigt;
 doch in diesem Kapitel steht dem Tier die ganze Macht der zehn Hörner zur Verfügung, wir sehen es hier in der vollen Machtentfaltung

Seite182

und grossen Gewalt, die der Drache ihm verleiht. Vers 2


   Das Tier «öffnete" seinen Mund zu Lästerungen wider Gott, seinen Namen zu lästern und seine Hütte".
Sogar daraus können wir auf etwas Gesegnetes schließen, denn es beweist, dass über Gottes Namen ein Zeugnis abgelegt wird, und dass seine Güte seine Heiligen schützend überschattet.

Wenn sein Name und seine Hütte von der Erde verschwunden wären, so wäre es sinnlos, Sie zu lästern.
Weiter lästert das Tier "die, welche ihre Hütte in dem Himmel haben".
Ich denke, das deutet darauf hin, dass es an jenem Tage solche geben wird, die das alte Bekenntnis des Glaubens, Fremdlinge und ohne Bürgschaft auf der Erde" zu sein Hebräer 11 V 13, festhalten, und die bereit sind, ihr Leben zu verlieren im Blick auf eine Wohnung im Himmel.

Ein Platz im Reich auf Erden wird das Teil derer sein, die durch die Drangsal unter dem Schutze der Hütte Gottes hindurchgeführt werden.
Doch die Heiligen, wieder die das Tier Krieg führt und sie überwindet, werden ein besseres, das ist himmlisches, teilhaben.

 Hebräer 11 Vers 16
Das Tier mag sie insofern überwinden, als es im Stande ist, sie zu töten, aber in sittlicher Hinsicht haben sie den Sieg über es errungen. Kapitel 15 Vers 2 und Kapitel 20 Vers 4.


  . Demnach werden einige Heilige [durch die Drangsalszeit] hindurchgeführt, um so ein Zeugnis vom Schutze der Hütte Gottes zu sein; andere aber werden keine Befreiung erlangen, sondern das Bewusstsein haben, dass ihre Hütte in den Himmeln ist.

Satan steht den Gedanken des Menschen, dass

Seite 183

 ja er gegenwärtig eine Wohnung in den Himmeln habe, immer in erbitterter Feindschaft gegenüber; dagegen widersetzt er sich den Gedanken, dass die Menschen meinen, beim Tode in den Himmel zu gehen, nicht so sehr, weil sie das nicht zu Fremdlingen und solchen macht, die ohne Bürgerschafft auf der Erde sind.


Gegenwärtige jedoch lästert er die, die ihre Hütte in den Himmeln haben, und die sich dessen bewusst sind, dass der Himmel nach Gottes Vorsatz und Berufung ihre gegenwärtige Wohnung ist, weil Christus dort ist.

Vers 9 und 10 warnen die Heiligen jener Tage vor Anwendung menschlicher und fleischlich Gewalt zu ihrer Verteidigung;
sie waren berufen, wie das geschlachtete Lamm geduldig zu leiden.
Hierin ist das Ausharren und der Glauben der Heiligen.
Diese Warnung gilt auch uns.


Dann steigt "ein anderes Tier" aus der Erde auf.
Augenscheinlich geht es aus ruhigen und geordneten Verhältnissen hervor, es hat eine Ähnlichkeit mit Christoph:
es hatte zwei Hörner gleich einem Lamme und es tut grosse Zeichen, anscheinend hinreichende Beweise seiner Vollmacht und es setzt seinen ganzen Einfluss ein, dass die Menschen das Tier und dessen Bild anbieten und zum Zeichen ihrer Untertänigkeit dem Tiere gegenüber ein Malzeichen annehmen.
Dieses Tier ist ein religiöses Haupt, dass sich seinen Einfluss durch Zeichen sichert und viele werden so Anbeter des ersten Tieres und tragen sein sittliches Gepräge.

Es lässt vor den Menschen Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen, fordert sie auf, den Tiere ein Bild zu machen, gibt ihm oder man stellt es zur Anbetung auf und bewirkt, dass alle

Seite 184

getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeten.


Das entspricht in gewissen gerade den Bildern, das Nebukadnezar machen liess Daniel Kp 3 das Bild unseres Kapitels jedoch begleiten übernatürliche Zeichen, um die zu betrügen die auf der Erde wohnen.
Nichts könnte in der Tat ernst zu sein als zu sehen, dass dieselben Worte, die in Apostelgeschichte zwei 22 von dem Zeugnis gebraucht werden, dass Gott dem Herrn Jesus gab, in zwote Thessalonich ja zwei Vers neun von den Antichristen gebraucht werden, nämlich: Macht und Zeichen und Wunder.


     Ich zweifle nicht, dass dieses zweite Tier der König von
Jesaja 30 Vers 33
Jesaja 57 Vers 9
Daniel 11 Vers 36 ist, einer, der in seinem eigenen Namen kommt:

→   Johannes 5 Vers 43, und ihn Jerusalem seinen Wohnsitz hat; es ist der Antichrist, der sowohl den Vater und den Sohn leugnet
1. Johannes 2.  22 und der Widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heisst oder ein Gegenstand der Verehrung ist,
 so dass er sich selbst in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei.
2. Thessalonicher 2 Vers 4.

Wir sehen also in diesem Kapitel eine grosse politische Macht satanischen Ursprungs und Wesens, und sondern eine grosse religiöse Macht, die jene politische Macht unterstützt und wie ein Drache redet.
 Obschon sie vorgibt Christo gleich zu sein, so sind doch ihre Ausführungen teuflische Art. Das sind die beiden Mächte, die bald auf dem Schauplatz der Weltgeschichte erscheinen.
Es ist nicht unmöglich, dass das Tier und der Antichrist heute schon auf Erden leben,
aber sie werden erst nach der Entrückung von der Heiligen geoffenbart werden.

Alles das hat auch uns etwas zu sagen, weil die

Seite 185


Grundsätze, die in diesen beiden Tieren völlig zur Entfaltung kommen, heute schon in der Welt wirksam sind.

Paulus sagt uns:
"Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam;
und Johannes;
 wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.

2. Thessalonicher 2.7; 
1. Johannes 2. 18.


Die in dem ersten Tier verkörperten Grundsätze herrschen in der politischen Welt,
und der Geist des Antichristen herrscht in der religiösen Welt.
Lasst uns darauf achten, dass wir nicht doch dieser heimtückischen Einflüsse des Bösen beschmutzt werden.
Man kann nicht achtlos daran vorübergehen, dass die Zustände in der Industrie sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch auf dem Arbeitnehmer, zur Bildung und Anerkennung von Verunreinigungen führen, die es denen die ihnen fern bleiben wollen, immer schwerer macht.
Noch ist Gott sei Dank, das Malzeichen des Tieres nicht da, aber die Menschen werden schon den Grundsätzen aufgeben sich sein Reich aufbaut vertraut gemacht.

Wenn diese Grundsätze völlig durchgeführt sind,
 jetzt niemand mehr kaufen oder verkaufen können als nur der, welcher das Malzeichen hat,
den Namen des Tieres und die Zahl seines Namens.
 Dann gibt es wieder eine staatsbürgerliche, noch eine religiöse Freiheit und auch keine solchen des Gewissens;
 jeder muss auf seiner rechten Hand oder auf seiner Stirn das Malzeichen des Tieres tragen;

Jeder muss seine Tätigkeit in seinem Wesen nach sich offenkundig mit dem Tiere eins erklären. Der Zweck, den der Drache mit dieser Massnahme verfolgt, die

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seinen beiden Vertretern soweit als möglich durchführen, ist, auf Erden jede Spur des Zeugnisses für Gott und seinem Christus aus zu tilgen.

Er wird sein Ziel nicht erreichen, er wird nur "eine kurze Zeit haben".
Kapitel 12 Vers 12


"Die auf der Erde wohnen"  Vers 12 und Vers 14 sind solche,  die in sittlicher Hinsicht hierdurch gekennzeichnet werden;

Paulus sagt von Ihnen, dass sie auf das Irdische sinnen, weil sie die Feinde des Kreuzes Christie sind"
 Philipper  Brief Kapitel 3 Vers 19 beziehungsweise Vers 18 und erstellt und im Gegensatz dazu die vor Augen, deren "Lebensbeziehungen" "in den Himmeln sind" Philipper 3 Vers 20.

"Die auf der Erde wohnen" sind damit zufrieden dort ihr Teil ohne Gott und ohne Christen zu haben, und die so Gesinnten sind bereit, das erste Tier anzubeten, vom zweiten betrogen zu werden und sogar den
Drachen anzubeten.

Wenn es Gott gefällt, uns noch hier zu lassen, so werden zwar die Schwierigkeiten zu nehmen, aber wir werden auch seine Hilfsquellen besser kennen lernen und die Art, wie er uns entschädigt.

Wer mit Gott wandelt, wird erfahren, was ER seinem geprüften und leidenden Volke sein kann.
Ein bewusstes Band mit Christoph im Himmel wird unseren Geist von all den bösen Grundsätzen, die hienieden wirksam sind, getrennt halten.

Gott kann Umstände zulassen, die uns den Wert der Psalmen lehren, so dass wir angesichts grosser irdischer Schwierigkeiten in Gott unsere Zuflucht finden, dabei aber in Herz und Sinn  den Geist der gegenwärtigen Zeit der Gnade erfahren, und den Geist der Sohnschaft in Beziehung zu Gott.

Die Psalmen werden den Glauben an

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einem Tage ein Trost und ein Halt sein,  wo ein Druck bis zum Äussersten über das Volk Gottes kommt.

 Insoweit nun die Heiligen den Druck hienieden empfinden, werden sie auch imstande sein, mit dem Leiden des Überrestes Mitgefühl zu haben.
Die Ältesten werden den bedrückten Heiligen auf Erden priesterliche Teilnahme erzeigen und mit ihnen fühlen,
da sie selbst durch Leiden gegangen sind.

      Weiter steht zu erwarten, dass, wenn der äussere Druck zunimmt, die Heiligen auch in gegenseitiger Liebe und Fürsorge zueinander hingezogen werden; so dass wenn einige des Lebensunterhalts beraubt sind, sie bereit sind für solche zu sorgen.

 Liebe der Kinder Gottes untereinander ist Gottes Malzeichen.

 Das Malzeichen des Tieres wir bald die Weltkennzeichen
aber das Malzeichen Gottes ---
 die göttliche Natur in ihrer Tätigkeit ---
sollte die Heiligen Kennzeichen.
Möchten wir immer mehr geübt werden, dieses Malzeichen zu tragen.

Die Zahl des Namens des Tieres wird von den Verständigen,
wenn es erscheint, verstanden werden;
aber bis dahin haben Mutmassungen wenig Wert.

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