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Die vier Evangelien

DIE VIER EVANGELIEN

 DIE VIER EVANGELIEN berichten das ewige Sein, die menschlichen Vorfahren, die Geburt, das Leben und den Dienst, den Tod, die Auferstehung und die Himmelfahrt von Jesus Christus, dem Sohn Gottes und dem Sohn des Menschen. Zusammengefaßt geben sie nicht eine Lebensbeschreibung, sondern sie offenbaren eine Person.

  Die Tatsache, daß die vier Evangelien mehr eine Person darstellen, als daß sie eine vollständige Lebens beschreibung geben, zeigt uns, in welchem Geist wir uns ihnen nahen müssen. Das Wichtigste ist, daß wir durch die Berichte hindurch die Person sehen, die sie offenbaren. Es ist weniger wichtig, aus diesen inspirierten Berichten stückweise einen vollständigen Bericht Seines Lebens zusammenstellen zu wollen (Joh. 21, 25). Aus einem gewissen Grund geßel es Gott nicht, zuzulassen, daß ein vollständiger Lebens bericht über Seinen Sohn geschrieben wurde. Die Jahre bis zu dem Beginn Seines Dienstes werden mit Stillschweigen übergangen, das nur einmal unterbrochen wird, und zwar nur in wenigen Versen in dem Evangelium des Lukas (Lk. 2, 40-52). Es ist weise, diese göttliche Zurückhaltung zu achten. 

   Aber die vier Evangelien sind, obwohl absichtlich unvollständig als Bericht, durchaus vollständig als Offenbarung. Wir können nicht alles wissen, was Jesus tat, aber wir können Ihn erkennen. In vier großen Erzählungen, von denen jede in mancher Hinsicht die andern drei ergänzt, haben wir Jesus Christus selbst vor uns. 

    Das ist der wesentliche Punkt, der diese Berichte von einer Biographie oder einer Porträtzeichnung unterscheidet. «Die Worte, die ich zu euch rede, die sind Geist und die sind Leben» (Joh. 6, 63). Der gläubige Bibelleser findet hier den lebendigen Christus.
  Der besondere Anteil, den jeder Evangelist an der Darstellung des lebendigen Christus hat, ist kurz in den besonderen Einleitungen zu den Evangelien angegeben, aber es scheint doch nützlich zu sein, einige allgemeine Ratschläge für das Studium und die Auslegung zu geben.

   I. Das A.T. ist die inspirierte Einleitung zu dem N.T., und wer zu dem Studium der vier Evangelien mit einem Geist kommt, der erfüllt ist von der Vorausschau des Christus im A.T.
— Seine Person, Sein Werk und Sein Königreich
— wird eine große Hilfe zum Verständnis der Evangelien erfahren. In die Evangelien sind Zitate, Hinweise und Typen aus dem A.T. eingewoben. Der allererste Vers des N.T. führt den Leser zurück in das A.T.: und der auferstandene Christus führte Seine Jünger zurück zu den hebräischen Schriften, um Seine Leiden und Seine Herrlichkeit zu erklären (Lk. 24, 27. 44). Eine Seiner letzten Taten war es, daß Er ihr Verständnis öffnete, damit sie das A.T. in der Beziehung zu Ihm erfassen könnten (Lk. 24, 45). 

  Darum sollten wir, wenn wir zu dem Studium der Evangelien schreiten, unsern Geist möglichst frei machen von solchen Vorurteilen, als ob die Gemeinde gleichgesetzt werden könnte mit dem wahren Israel, oder als ob die Verheißungen des A.T., die Israel gegeben wurden und die eine Vorausschau des Königreiches enthalten, sich nur auf die Gemeinde beziehen. Beachten wir, daß Auslegungen nicht aus dem Grunde wahr sind, weil sie uns vertraut sind. Es sollte darum nicht behauptet werden, daß «der Thron Davids» (Lk. 1, 32) gleichbedeutend sei mit dem Thron des Vaters (Offb. 3, 21), oder daß «das Haus Jakobs» (Lk. 1, 33) die Gemeinde aus Juden und Heiden sei.

    II. Die Sendung Jesu galt anfänglich den Juden (Mt. 10, 5-6: 15, 23-25: Joh. 1, 11). Er wurde «unter das Gesetz getan» (Gal. 4, 4), und war «ein Diener der Beschneidung um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißungen den Vätern geschehen» (Röm. 15, 8), und um das Gesetz zu erfüllen, damit die Gnade mächtig werden möge. Darum ist eine starke gesetzmäßige und jüdische Färbung Seines Lebens bis hin zum Kreuz zu erwarten (Mt. 5, 17-19: vgl. Mt. 10,5-6:15,22-28: 23,2; Mk. 1.44 usw.). Die Bergpredigt ist eng mit dem Gesetz in dem höchsten geistlichen Sinn verbunden, denn es wird als Vorbedingung des Segens (Mt. 5, 3-9) jener vollkommene Charakter verlangt, den nur die Gnade durch göttliche Kraft schaffen kann (Gal. 5, 22-23).

    III. Die Lehren der Gnade werden in den Briefen entwickelt, nicht in den Evangelien: aber sie sind in den Evangelien enthalten, denn sie beruhen auf dem Tod und der Auferstehung Christi und auf den großen keimartigen Wahrheiten, die Er lehrte, und die nun in den Briefen entfaltet werden. Der Christus der Evangelien ist die vollkommene Offenbarung der Gnade.

  IV. Die Evangelien entwickelten nicht die Lehre der Gemeinde. Das Wort «Gemeinde» kommt nur in Matthäus vor. Unser Herr verkündigte nach Seiner Verwerfung als König und Heiland durch die Juden ein Geheimnis, das bis zu dem Augenblick «verborgen in Gott» war (Eph. 3, 3-10), als Er sagte: «Ich will meine Gemeinde bauen» (Mt. 16, 18). Das war also noch zukünftig: aber durch Seinen persön lichen Dienst hatte Er Gläubige herausgesammelt, die am Tage von Pfingsten durch die Taufe mit dem Heiligen Geist die ersten Glieder wurden «der Gemeinde, die da ist sein Leib» (Eph. 1, 23: vgl. 1. Kor. 12, 12-13).

  Die Evangelien zeigen uns eine Schar von jüdischen Jüngern, die auf Erden mit einem Messias in der Erniedrigung verbunden waren. Die Briefe zeigen uns eine Gemeinde, die der Leib des Christus ist, und der aus den Wiedergeborenen besteht, die mit Ihm «in dem Himmlischen» vereinigt sind, die Miterben des Vaters mit Ihm sind, Mitregenten mit Ihm in dem kommenden Königreich: und auf Erden, obwohl
 Fremdlinge und Pilgrime. doch Seine Zeugen und Werkzeuge zur Auswirkung Seines Willens unter den Menschen (Ap. 1.8: 1. Kor. 12. 12-13:2. Kor. 5. 14-21 :Eph. 1,3-14. 20-23:2.4-6: 1. Petr. 2. 11).


   V. Die Evangelien zeigen Christus in Seinen drei Ämtern als Prophet. Priester und König. Als Prophet ähnelt Sein Amt dem der Propheten des A.T. Aber die Natur und Würde Seiner Persönlichkeit macht Ihn zu dem einzigartigen Propheten. Gott hat vorzeiten durch die Propheten gesprochen: jetzt redet Er in dem Sohn (Hebr. 1. 1-2). Der Prophet des A.T. war eine Stimme von Gott: der Sohn ist Gott selbst (vgl. S. Mose 18, 18-19). 

  Der Prophet ist in jeder Heilszeit Gottes Bote an Sein Volk, zuerst, um die Wahrheit festzustellen: und zweitens um Sein Volk zur Wahrheit zurückzurufen, wenn es sich in Niedergang und Abfall befindet. Die Botschaft des Propheten ist darum im allgemeinen Zurechtweisung und Aufforderung. Manchmal jedoch, wenn seine Botschaft des Tadels und des Aufrufs nicht beachtet wird, so wird er zu dem Ver kündiger von zukünftigen Dingen. Auch darin ist Christus den andern Propheten gleich. Sein Dienst der Prophetie tritt nach Seiner Verwerfung als König besonders hervor.

  Das Wirkungsfeld und der Charakter des königlichen Amtes Christi wird in dem Bund mit David be schrieben (2. Sam. 7,16. . von den Propheten ausgelegt und durch das N.T. bestätigt. Wenn auch das N.T. den Bund mit David oder seine Auslegung in keiner Weise aufhebt oder ändert, so fügt es doch Einzelheiten hinzu, die nicht in dem ursprünglichen Bund lagen. Die Bergpredigt ist eine Entfaltung des Begriffs der Gerechtigkeit, die für das Königreich besonders charakteristisch ist (Jes. 11. 2-S: Jer. 23. 5-6: 33. 14-16). Der Prophet des A.T. sah am Horizont gleichsam wie vereinigt die Leiden und die Herrlichkeit des Messias (1. Petr. 1, 10-11). Das N.T. zeigt, daß Sein Leiden und Seine Herrlichkeit durch das gegenwärtige Zeitalter der Gemeinde getrennt sind und weist vorwärts auf das Wiederkom men des Herrn und auf die Zeit, wenn der Bund des Segens mit David durch Gottes Macht erfüllt werden wird (Lk. 1. 30-33: Ap. 2. 29-36: 15, 14-17). genau so wie der Bund des Segens mit Abraham durch Seine Leiden bei Seinem ersten Kommen erfüllt wurde (Ap. 3. 24-25: Gal. 3. 6-14).

  Christus wird nie König der Gemeinde genannt. «Der König» ist tatsächlich einer Seiner göttlichen Titel, und die Gemeinde verbindet sich mit Israel, um zu preisen «den König, der ewig, unsterblich, un sichtbar» ist (Ps. 10, 16: 1. Tim. 1. 17). Die Gemeinde wird unter Ihm regieren. Der Heilige Geist ruft heute nicht die Untertanen, sondern die Miterben und Mitregenten des Königreiches heraus (Röm. 8. 15-18: 1. Kor. 6. 2-3: 2. Tim. 2. 11-12: Offb. 1, 6: 3. 21: 5. 10). 

  Das priesterliche Amt Christi ist die Ergänzung Seines prophetischen Amtes. Der Prophet vertritt Gott vor dem Volk: der Priester vertritt das Volk vor Gott. Weil das Volk sündig ist. muß der Priester ein Opfer bringen: weil es elend ist, muß er ein barmherziger Fürsprecher sein (Hebr. 5, 1-2: 8.1-3). So hat Christus am Kreuz Sein hohepriesterliches Werk getan, als Er sich selbst ohne Fehl Gott opferte (Hebr. 9.14), ebenso wie Er heute eine immerwährende Fürbitte für Sein Volk einlegt (Hebr. 7,25). Das Modell dieser Fürbitte ist Joh. 17.

  VI. In den Evangelien muß die ursprüngliche Auslegung und die moralische Anwendung unterschieden werden. Vieles in den Evangelien, das bei genauer Auslegung den Juden gehört, oder das Königreich angeht, ist doch eine so klare Offenbarung des Wesens Gottes und ist so fest auf ewige Grundsätze ge gründet. daß es eine moralische Anwendung auf das Volk Gottes in jeder heilsgeschichtlichen Stellung hat. Es ist immer wahr, daß derjenige, «der reines Herzens ist», glückselig ist. weil er «Gott schaut», und daß ein «Wehe» über dem religiösen Formalisten steht, ob er unter dem Gesetz oder unter der Gnade lebt.

  VII. Eine besondere Betonung liegt auf allem, was alle vier Evangelien gemeinsam bezeugen.

1. In allen Evangelien wird in gleicher Weise die eine, einzigartige Persönlichkeit offenbart. Die Feder ist eine andere, die Begebenheiten, in denen Er gesehen wird, sind oft verschieden, aber Er ist immer der selbe Christus.
2. Alle Evangelisten berichten von dem Dienst Johannes des Täufers.
3. Alle berichten die Speisung der Fünftausend.
4. Alle berichten das Angebot Christi, der sich selbst als König anbietet nach Sach. 9. 9.
5. Alle berichten den Verrat des Judas: und die Verleumdung des Petrus.
6. Alle berichten das Verhör und die Kreuzigung Christi.
7. Alle berichten die leibliche Auferstehung Christi.
8. Alle berichten Ereignisse, die während der vierzig Tage des Dienstes Christi nach der Auferstehung stattfanden, und alle betonen, daß dieser Dienst eine neue Prägung der Weltweite und der Kraft hatte.
9. Alle weisen vorwärts auf Sein zweites Kommen. Der Bericht über Ihn wird so gegeben, daß als höchste Absicht Seines Kommens in die Welt Sein Tod und Seine Auferstehung bezeugt wird: daß alles, was vor diesen beiden Ereignissen liegt. Vorbereitung war. und daß dann von diesen Ereignissen aus alle Segnungen strömen, die Gott jemals gegeben hat, und die Er jemals dem Menschen geben wird.

VIII. Da die ersten drei Evangelien soviel Material gemeinsam haben, daß sie als eine Synopse (Zu sammenschau) dargestellt werden können, nennt man sie die synoptischen Evangelien. Sorgfältige Leser des N.T. werden die Ähnlichkeiten beobachten und auch die Unterschiede, die diesen Evangelien eigen sind. Daß sie Unterschiede enthalten, ist nicht verwunderlich im Hinblick auf die Tatsache, daß jedes dieser drei Evangelien zu einem bestimmten Zweck geschrieben wurde — Matthäus schreibt, um Jesus als König darzustellen. Markus, um Ihn als Knecht zu zeigen, und Lukas, um Ihn als Sohn des Menschen zu schildern.   Vielleicht war Matthäus das Evangelium, das zuerst geschrieben wurde. Man nimmt an, daß der Bericht des Markus in seiner Darstellung die Schau des Petrus von unserm Herrn wiedergibt. Daß es viele frühe Berichte über das Leben und das Werk Christi gab, wird klar durch das Vorwort, das Lukas seinem Evangelium gibt (Lk. 1, 1-4).

   Was Johannes anbetrifft, so ist sein Evangelium besonders zu nehmen. Vielleicht ist es später geschrie ben worden als die Synoptiker. Sein Evangelium gibt keinen Bericht über das Leben unseres Herrn, sondern es will, im Einklang mit dem ausgesprochenen Ziel des Schreibers. Jesus als den Sohn Gottes darstellen (Joh. 20. 30-31). darum wählt Johannes das Material aus und schließt vieles ein. was in den ersten drei Evangelien nicht enthalten ist.

   Manche Gelehrte haben versucht festzustellen, in welcher Form oder nach welchem Modell die frühesten Überlieferungen über Christus gegeben wurden, die dann mündlich wiederholt wurden. Diese Berichte sollen dann das Material für die Evangelien geliefert haben und sollen für die Bedürfnisse der ersten Gemeinde so zugeschnitten gewesen sein, daß sie unmöglich eine feste historische Grundlage für die Ereignisse abgeben können, die in den Evangelien berichtet werden. In dem Bestreben, die Unter schiede in den Evangelien zu erklären, stellt diese kritische Ansicht die historische Genauigkeit des ganzen Berichtes in Frage. Aber diese Ansicht versäumt, die Beweise zu erkennen, die die historische Zuverlässigkeit der Evangelien stützen. Es muß auch beachtet werden, daß eine Auswahl von Material nicht notwendig bedeutet, daß die Tatsache entstellt wird, auch ist der Gebrauch einer zuverlässigen Tradition nicht unvereinbar mit der Inspiration der Berichterstattung in den Evangelien.

  Das Wichtigste, das wir stets vor Augen haben müssen, ist die Tatsache, daß diese Evangelien inspi rierte. historische Dokumente sind von echter Glaubwürdigkeit und völliger Unantastbarkeit. Dazu kommt, daß der Gläubige in Christus in seinem eigenen Leben die Wirklichkeit des lebendigen Herrn erfahren hat. der so wahrheitsgetreu und doch von so verschiedenen Gesichtspunkten aus in den Synop tikern und in dem Johannesevangelium dargestellt wird.