Während ich darüber nachdachte, wie Ihr,
meine lieben jüdischen Brüder, Pessach feiern werdet, erinnerte ich mich an
ein bestimmtes Ereignis an einem Frühlingsabend in San Francisco. In einer
Versammlung jüdischer Menschen sagte ein älterer Mann:
«Ihr werdet nun alles, was Sauerteig
enthält, aus Euren Häusern entfernen. Ihr werdet Matzen essen und Euch
gebratenes Lamm zubereiten. Ihr werdet in die Synagoge gehen und werdet, den
Anordnungen des Talmud entsprechend, das Fest feiern. Aber, meine lieben
Brüder, Ihr vergesst, dass Ihr alles habt ausser dem, was der HERR von Euch
fordert. Gott sagte nicht: ‹Wenn ich sehe, dass Ihr Matzen esst oder
gebratenes Lamm oder in die Synagoge geht ...› Sein Wort sagt:
‹Wenn ich das Blut sehe, dann
werde ich an euch vorübergehen›
2. Mose 12,13
Brüder, Ihr könnt das Blut nicht durch
etwas anderes ersetzen! Ihr braucht Blut, Blut, Blut!» Die Augen des alten
Mannes strahlten und seine jüdischen Brüder waren sehr berührt. Nach einer
Weile fuhr er fort: «Vor etwa 70 Jahren wurde ich in Palästina geboren. Als
Kind wurde ich unterwiesen, das Gesetz zu lesen und auch die Psalmen und die
Propheten. Ich besuchte die Synagoge und lernte von den Rabbinern Hebräisch.
Ich glaubte, was die Rabbiner uns lehrten, dass unsere Religion die einzig
wahre Religion sei. Als ich aber älter wurde und das Gesetz aufmerksam
studierte, war ich erstaunt darüber, welche Bedeutung das Blut in all den
dort beschriebenen Zeremonien einnahm – und ebenso erstaunt war ich über
seine Abwesenheit in unserer gegenwärtigen Form der Religion.
Ich las 2. Mose 12 und 3. Mose 16 und 17
immer wieder. Besonders das letzte Kapitel beunruhigte mich sehr, wenn ich
an den grossen Tag der Versöhnung und die Bedeutung des Blutes dachte. Tag
und Nacht hörte ich diese Worte:
‹Es ist das Blut, das Sühnung
erwirkt für die Seele›
3. Mose 17,11
Ich wusste, dass ich das Gesetz
gebrochen und Sühnung nötig hatte. Jahr für Jahr an diesem Tag schlug ich an
meine Brust und bekannte, dass ich Sühnung brauchte. Aber sie musste durch
Blut geschehen – und da war kein Blut!
In meiner Not wandte ich mich
schliesslich an einen alten Rabbiner und schüttete mein Herz vor ihm aus. Er
sagte mir, dass Gott sehr zornig auf Sein Volk sei. Der Tempel war zerstört
und an seiner Stelle eine Moschee erbaut worden. Der einzige Ort, an dem wir
gemäss 5. Mose 12 und 3. Mose 17 das Blut opfern konnten, war entweiht und
das jüdische Volk vertrieben worden. Darum gibt es kein Blut mehr. Dem Rabbi
zufolge hatte Gott das Privileg von uns genommen, Ihm das heilige Opfer am
Tag der Versöhnung zu bringen. Nun müssten wir den Talmud studieren, seinen
Anweisungen gehorchen und der Gnade Gottes sowie den Verdiensten der Väter
vertrauen. Ich versuchte damit zufrieden zu sein, aber ich konnte es nicht.
Etwas in mir sagte, dass das Gesetz sich nicht geändert habe. Auch wenn der
Tempel zerstört worden war, konnte nichts anderes als Blut Sühnung für die
Seele erwirken. Es war und ist uns nicht erlaubt, das Blut an einem anderen
Ort zu opfern als an dem, den Gott Selbst erwählte. So sind wir also allein
gelassen worden, ohne irgendeine Sühnung, ohne Versöhnung – eine Tatsache,
die mich mit Entsetzen erfüllte. In meiner Not suchte ich viele Rabbiner auf
und stellte ihnen die eine grosse Frage:
‹Wo kann ich das Blut der Sühnung
finden?›
Ich war über 30 Jahre alt, als ich
Palästina verliess und nach Konstantinopel ging, dem heutigen Istanbul.
Meine noch immer unbeantwortete Frage war ständig in meinen Gedanken und
meine Seele war wegen meiner Sünden sehr beunruhigt. Eines späten Abends,
als ich durch eine enge Gasse dieser Stadt ging, sah ich eine Anzeige, die
zu einem Treffen jüdischer Menschen einlud. Aus Neugierde ging ich in das
Gebäude. Gerade als ich mich gesetzt hatte, hörte ich einen Mann sagen: ‹Das
Blut des Messias Jesus, des Sohnes Gottes, reinigt uns von aller Sünde.› Das
führte zu meinem ersten Schritt hin zu dem wahren Glauben. Mit angehaltenem
Atem hörte ich zu, als der Sprecher Gottes Wort zitierte und sagte: ‹Ohne
Blutvergiessen gibt es keine Sündenvergebung. Aber Gott hat Seinen
eingeborenen Sohn gegeben; der als Lamm Gottes starb, damit alle, die Seinem
Blut vertrauen, Vergebung der Sünden erlangen.› Ich verstand, dass dies der
Messias aus Jesaja 53 war, und erkannte in Ihm den Mann der Schmerzen aus
Psalm 22.
Meine Brüder, endlich hatte ich das Blut
gefunden! Ich vertraue Ihm. Nun lese ich mit Freuden das Neue Testament und
sehe, dass alle Schatten des Gesetzes in Jesus erfüllt sind. Sein Blut ist
für Sünder vergossen worden! Es ist völlig ausreichend und das einzige
Mittel zur Errettung, sowohl für Juden als auch für Heiden!»
‹und ohne Blutvergießen geschieht
keine Vergebung›
Hebräerbrief 9,22
‹denn alle haben gesündigt und
verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten,[8] so
daß sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade[9] aufgrund
der Erlösung[10],
die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer[11] bestimmt,
das wirksam wird durch den Glauben an sein Blut,[12] um
seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die
zuvor geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um seine
Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit er selbst gerecht
sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist.›
Römerbrief 3,23-26
‹Als aber der Christus[6] kam
als ein Hoherpriester der zukünftigen [Heils-]Güter, ist er durch das
größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt
nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit dem Blut von Böcken und
Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das
Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung[7] erlangt.
Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Besprengung mit der
Asche der jungen Kuh die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des
Fleisches, wieviel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst
durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat,
euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott
dienen könnt.
Darum ist er auch der Mittler eines
neuen Bundes[8],
damit – da sein Tod geschehen ist zur Erlösung von den unter dem ersten
Bund begangenen Übertretungen – die Berufenen das verheißene ewige Erbe
empfangen. Denn wo ein Testament ist, da muß notwendig der Tod dessen
eintreten, der das Testament gemacht hat; denn ein Testament tritt auf
den Todesfall hin in Kraft, da es keine Gültigkeit hat, solange
derjenige lebt, der das Testament gemacht hat. Daher wurde auch der
erste [Bund] nicht ohne Blut eingeweiht. Denn nachdem jedes einzelne
Gebot nach dem Gesetz von Mose dem ganzen Volk verkündet worden war,
nahm er das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und Purpurwolle und
Ysop[9] und
besprengte sowohl das Buch selbst als auch das ganze Volk, wobei er
sprach: »Dies ist das Blut des Bundes, den Gott mit euch geschlossen
hat!«[10] Auch
das Zelt und alle Geräte des Gottesdienstes besprengte er in gleicher
Weise mit Blut; und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt,
und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.
So ist es also notwendig, daß die
Abbilder der im Himmel befindlichen Dinge hierdurch gereinigt werden,
die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Opfer als diese.
Denn nicht in ein mit Händen
gemachtes Heiligtum, in eine Nachbildung[11] des
wahrhaftigen, ist der Christus eingegangen, sondern in den Himmel
selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen; auch
nicht, um sich selbst oftmals als Opfer darzubringen, so wie der
Hohepriester jedes Jahr ins Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut, denn
sonst hätte er ja oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Nun
aber ist er einmal offenbar geworden in
der Vollendung der Weltzeiten zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer
seiner selbst. Und so gewiß es den Menschen bestimmt ist, einmal zu
sterben, danach aber das Gericht, so wird der Christus, nachdem er sich einmal zum
Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum
zweitenmal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde,
sondern zum Heil.›
Hebräerbrief 9,12-28
‹Am folgenden Tag sieht Johannes
Jesus[13]
auf sich zukommen und spricht:
SIEHE, DAS LAMM GOTTES, DAS DIE
SÜNDE DER WELT HINWEGNIMMT![14]