Q = Liebe Geschwister
wie sieht ihr das mit diesem Vers:
[MARKUS‬ *4:11-12‬]

A =
Mk 4,10: Und als er allein war, fragten ihn, die um ihn waren mit den Zwölfen um die Gleichnisse.
Mk 4,11: Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes [zu wissen]; jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen,
Mk 4,12: "auf daß sie sehend sehen und nicht wahrnehmen, und hörend hören und nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde".

In Vers 10 wunder sich die Jünger, was die Gleichnisse bedeuten. Als Antwort auf ihre Frage folgt im vertrauten Kreis als Er mit ihnen allein war die Erklärung der Funktion und Bedeutung der Gleichnisrede. Im vertrauten Kreis der Jünger erklärt und vertieft Jesus ausgiebig (vgl. Mk 7,17 Und als er von dem Volk ins Haus ging, fragten ihn seine Jünger nach diesem Gleichnis; Mk 10,10 Und im Haus fragten ihn die Jünger abermals danach.)

In Vers 11 wird deutlich, dass ein Hauptthema der Gleichnisse die Herrschaft Gottes betrifft: euch ist das Geheimnis des Königreiches Gottes gegeben. Das Kommen des Gottesreiches ist nicht, wie erwartet, ein politisch-soziales Phänomen, sondern die Herrschaft Gottes setzt an der Wurzel allen Übels an, nämlich an dem Innersten des Menschen in seiner Beziehung zu Gott. Das war zwar Geheimnis, wird aber nun durch Jesus offenbar. Wer bei Jesus ist, ist „drinnen“, also in der Nähe Gottes; wer Jesus aus der Distanz hört, ist draußen. Wer noch draußen ist, also noch in Gottesferne lebt, vernimmt Jesu Handeln und Reden nur als letztendlich unverständliches Geheimnis.

In Vers 12 wird durch das Jesajazitat (Jes 6,9–10) bekräftigt, dass Jesu Gleichnisse bei Hartherzigkeit als prophetische Gerichtsrede zu verstehen sind, damit sie angestrengt sehen und nicht erkennen, und angestrengt hören und nicht verstehen, dass sie nicht etwa umkehrten und ihnen vergeben werde. Jesaja spricht von einem Endzustand der Hartherzigkeit, der bereits zum Gericht führt. Umkehr ist in Jes 6,9–10 ausgeschlossen. Allerdings geht aus Jes 6,11–13 hervor, dass das Gericht zeitlich begrenzt ist und dass ein heiliger Rest bleibt (6,13). Deutlich ist, dass Jesaja die harte Aussage auf Israel bezieht, während sich die harte Aussage in Mk 4,12 auf alle Menschen (Juden und Heiden) bezieht, die nicht glaubend auf Jesu Sendung, Botschaft und Werk eingehen.

Jes 6,9 Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hören, ja, hören sollt ihr und nicht verstehen! Sehen, ja, sehen sollt ihr und nicht erkennen!
Jes 6,10 Mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwerhörig und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und sein Herz nicht einsichtig wird und es nicht umkehrt und Heilung für sich findet!
Jes 6,11 Da sagte ich: Wie lange, Herr? Und er sprach: Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen und das Land zur Öde verwüstet ist.
Jes 6,12 Der Herr wird die Menschen weit fortschicken, und die Verlassenheit mitten im Land wird groß sein.
Jes 6,13 Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wieder dem Niederbrennen verfallen wie die Terebinthe und wie die Eiche, an denen beim Fällen ein Stumpf bleibt – ein heiliger Same ist sein Stumpf.