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2. Samuel Walvoord

2.Samuel (Eugene H. Merrill)


EINLEITUNG


Vgl. die Einleitung zu 1.Samuel .


GLIEDERUNG


I. David in Hebron ( Kap.1-4 )

     A. Klage um Saul und Jonatan ( Kap.1 )
     B. Der Kampf zwischen David und Abner ( Kap.2 )
     C. Streit zwischen Joab und Abner ( Kap.3 )
     D. Der Tod Isch-Boschets ( Kap.4 )

II. Davids Erfolge ( Kap.5-10 )

     A. Jerusalem wird Hauptstadt ( Kap.5 )
     B. Die Rückkehr der Bundeslade ( Kap.6 )
     C. Die Davidsverheißung ( Kap.7 )
     D. Die Feldzüge Davids ( Kap.8 )
     E. Davids Freundlichkeit gegenüber Sauls Familie ( Kap.9 )
     F. Davids Boten an Ammon werden geschändet ( Kap.10 )

III. Davids Sünde und seine familiären Probleme ( Kap.11-21 )

     A. Davids Ehebruch ( Kap.11 )
     B. Nathans Zurechtweisung und Davids Bestrafung ( Kap.12 )
     C. Sünde und Ermordung Ammons ( Kap.13 )
     D. Absaloms Entfremdung von David ( Kap.14 )
     E. Absaloms Aufruhr ( Kap.15-18 )
          1. Absalom erobert das Königreich ( Kap.15 )
          2. Absalom festigt seine Macht ( Kap.16 )
          3. Absalom verfolgt David ( Kap.17 )
          4. Absalom Niederlage und Tod ( 18,1-19,1 )

     F. Davids Rückkehr zur Macht ( 19,2-20,26 )
          1. Vorbereitung der Rückkehr ( 19,2-44 )
          2. Wiederherstellung der Autorität ( Kap.20 )

     G. Das Blutbad unter Sauls Söhnen und deren Bestattung ( Kap.21 )

IV. Davids letzte Jahre ( Kap.22-24 )

     A. Das Lied Davids ( Kap.22 )
          1. Lobpreis des Herrn ( 22,1-4 )
          2. Die Taten des Herrn ( 22,5-20 )
          3. Die Gerechtigkeit des Herrn ( 22,21-30 )
          4. Die Herrlichkeit des Herrn ( 22,31-51 )

     B. Davids Helden ( Kap.23 )
     C. Davids Sünde wegen der Volkszählung ( Kap.24 )



AUSLEGUNG


I. David in Hebron
( 2Sam 1-4 )


A. Klage um Saul und Jonatan
( 2Sam 1 )


2Sam 1,1-10


Kurz nachdem David von seinem erfolgreichen Strafzug gegen die Amalekiter ( 2Sam 1,1 ) nach Ziklag (vgl. 1Sam 27,6 ) zurückgekehrt war, traf er auf einen Läufer, der mit der Nachricht vom Tode Sauls und seiner Söhne von Gilboa zurückkehrte (V. 2 - 4 ). Als der Bote gedrängt wurde, Einzelheiten zu berichten, behauptete er, daß er zu dem verwundeten Saul gekommen sei (V. 5 - 6 ) und daß er den König, nachdem er sich selbst als Amalekiter ausgegeben hatte (V. 7 - 8 ), auf dessen Wunsch hin gnädig getötet habe (V. 9 - 10 ). Der Bericht dieses Mannes, der von dem in 1Sam 31,3-6 abweicht, war erlogen. Vielleicht nannte er sich selbst einen Amalekiter, um Saul vor dem Auftrag zu bewahren, einen israelitischen Gefolgsmann zu bitten, das Undenkbare zu tun - den eigenen König zu töten, den Gesalbten des Herrn (vgl. 2Sam 1,14.16 ).



2Sam 1,11-16


David war, nachdem seine Trauer gegen Abend etwas abgeklungen war (V. 11 - 12 ), so wütend, daß er befahl, den Amalekiter hinzurichten (V. 13 - 15 ). Sein falsches Zeugnis, mit dem er sich bei David alles andere als beliebt gemacht hatte, besiegelte sein Schicksal. Es hat einen ironischen Zug, daß Saul sein Königreich verliert, weil er die Amalekiter nicht vernichtet hatte, und nun einer, der sagt, er sei ein Amalekiter, stirbt, weil er behauptet, Saul getötet zu haben.



2Sam 1,17-27


Davids öffentliche Darstellung seiner Trauer um den Tod von Saul und Jonatan ist in Form eines Liedes, dem "Bogenlied" (V. 19 - 27 ), überliefert worden. Dies seinerseits ist Teil einer verlorengegangenen Komposition, die nach dem Geschichtsschreiber zum Buch des Redlichen gehörte (vgl. Jos 10,13 ). Dasselbe Werk enthält das kurze Lied, das Josua anläßlich des Sieges über das Amoriterbündnis singt ( Jos 10,12-13 ).

In seinem Lied, das mit dem Kehrvers: Wie sind die Helden gefallen! beginnt und endet ( 2Sam 1,19.27; vgl. 2Sam 1,25 ), warnt David davor, die Tragödie im Philisterland kundzutun, damit die Jungfrauen der Philister nicht frohlocken (V. 20 ), wie die israelitischen Jungfrauen die Triumphe Sauls und Davids Jahre zuvor besungen hatten ( 1Sam 18,7 ). Dann verflucht David die Berge Gilboas dafür, daß sie der Schauplatz für Sauls und Jonatans heroischen, aber fruchtlosen Kampf gegen die Feinde waren ( 2Sam 1,21-22 ). Die unsterbliche Treue Jonatans preist David ganz besonders, weil er Vater und Sohn im Leben ... und im Tod miteinander verbunden sieht (V. 23 ). Auch wenn Saul das Volk zum Teil bedrückt hat, so hat er ihm doch, so sagt David, Wohlstand und Reichtum gegeben (V. 24 ). Aber es ist Jonatan, den David mit besonderer Hingabe verehrt. All die Jahre ihrer ungebrochenen Freundschaft werden in dem ergreifenden Bekenntnis: Deine Liebe zu mir war wunderbar, wunderbarer als die einer Frau zusammengefaßt.



B. Der Kampf zwischen David und Abner
( 2Sam 2 )


2Sam 2,1-4 a


David hatte zurückgeschaut und die Vergangenheit beklagt, aber mit dem Tod Sauls begann auch die Zukunft, auf die er seit der Salbung durch Samuel, mehr als 15 Jahre zuvor, gewartet hatte ( 1Sam 16,13 ). Es war vor allem in Juda ein Machtvakuum entstanden, nachdem Saul und drei seiner Söhne von seiner Frau Ahinoam nicht mehr lebten. (Saul hatte zwei weitere Söhne von seiner Konkubine Rizpa, 2Sam 21,8.11 .) David suchte darum den Willen Gottes, und es wurde ihm gesagt, daß er nach Hebron gehen solle. Schließlich wurde er durch die Salbung mit Öl förmlich als König über ... Juda eingesetzt. (Später wurde er noch ein drittes Mal gesalbt, zum König über die gesamte Nation; 2Sam 5,3 .) Dies war ein entscheidender und wichtiger Schritt, der ihn sogleich mit den Philistern auseinanderbrachte, bei denen er Zuflucht gesucht und mit denen er einen Bund geschlossen hatte. Außerdem bewies es die quasi-Unabhängigkeit Judas von Israel; ein Umstand, der bei der Teilung des Königreiches nach Salomos Tod zur vollen Auswirkung kam ( 1Kö 12,16 ). Er dokumentierte Davids Herrschaft in Rivalität zu der von Sauls Sohn Isch-Boschet, der seinem Vater im Norden auf den Thron gefolgt war.



2Sam 2,4-11 (2Sam 2,4b-11)


David begann sogleich, sein diplomatisches Geschick unter Beweis zu stellen. Als erstes gewann er die Freundschaft der Leute von Jabesch in Gilead , indem er sie für die Behandlung der Gebeine Sauls lobte (vgl. 1Sam 31,11-13 ). David erinnerte sie, daß jetzt, nach Sauls Tod, er ihr Herrscher war.

Als nächstes befaßte er sich mit dem Problem der Nachfolge Sauls. Abner, der Hauptmann der Streitmacht Israels , wurde nun die tatsächliche Macht hinter dem Thron. Er sorgte für die Autorität Isch-Boschets (an anderen Stellen und sicher ursprünglicher als Eschbaal bekannt, 1Chr 8,33; 9,39 ), den offensichtlich jüngsten und am wenigsten fähigen Sohn Sauls. Der Name Eschbaal bedeutet "Feuer Baals", und so änderte man wohl, um Anklänge an das Heidentum zu vermeiden, den Namen in Isch-Boschet ("Mann der Schande"). Sein Alter von 40 Jahren ist eine wichtige chronologische Information. Weil er nicht als einer der Söhne Sauls zu Beginn von dessen Herrschaft aufgezählt wird ( 1Sam 14,49 ), aber in der Gesamtliste der Söhne Sauls ( 1Chr 8,33 ) auftaucht, muß er geboren worden sein, nachdem Saul König geworden war. Dies beweist eine mindestens 40jährige Regierungszeit Sauls (vgl. Apg 13,21; vgl. auch den Kommentar zu 1Sam 13,1 ). Isch-Boschet regierte nur die kurze Zeit von zwei Jahren in Mahanajim , im Osten des Inneren von Transjordanien. Die Tatsache, daß David siebeneinhalb Jahre in Hebron regierte , bevor er Jerusalem zu seiner Hauptstadt machte ( 2Sam 5,5 ), bedeutet nicht zugleich, daß auch Isch-Boschet siebeneinhalb Jahre in Mahanajim regierte. Dies würde 2Sam 2,10 widersprechen. Es könnte gut eine Zeit zwischen der Herrschaft Sauls und der Isch-Boschets gelegen haben, und sicherlich regierte David auch nach Isch-Boschets Tod noch eine Zeitlang von Hebron aus über Juda.



2Sam 2,12-32


Seit dem Beginn von Davids Herrschaft war sein tatsächlicher Kontrahent im Norden nicht Isch-Boschet, sondern Abner. Um die Sache zu bereinigen und die Frage der Königsnachfolge zu klären, stellten Abner und Joab, der Heerführer Davids, Elitetrupps auf, 12 Männer auf jeder Seite, um sie bei Gibeon in einen Manngegen-Mann-Kampf zu führen. Die Gewinner durften das Problem entscheiden. Das Wesen dieses Wettkampfes ist unklar. Vielleicht hatte er die Form eines Ringkampfes, der schließlich in einer Messerstecherei endete. Der regelwidrige Gebrauch von Dolchen kann jedenfalls angenommen werden, weil der Ort des Wettkampfes Helkat-Hazzurim ("Feld der Dolche") genannt wurde.

Das Resultat war ein Sieg für die Männer Davids, aber sie waren mit diesem Ende des Streits nicht zufrieden. Statt dessen veranstalteten sie eine heiße Jagd auf Abner und seine Freunde; eine Verfolgung, die damit endete, daß der erfahrene Krieger Abner AsaÙl , den jüngeren Bruder von Davids Heerführer Joab, tötete (V. 23 ). Joab und Abischai , ein überlebender Bruder, schworen, Rache zu nehmen (V. 24 ), aber als sie mit ziemlich ungünstigen Umständen konfrontiert wurden, gaben sie die Verfolgung auf (V. 25 - 28 ). Daraufhin machte sich Abner auf den Weg zurück nach Mahanajim (durch die Araba [Jordantal] und durchs ganze Bitron , eine tiefe Schlucht, die nach Mahanajim führt; V. 29 ), während Joab in der Nacht nach Hebron zurückkehrte (V. 32 ). David verlor 20 Soldaten, Abner jedoch 360 (V. 30 - 31 ). Die Schlacht war zu Ende, aber nicht der Krieg.

l

C. Streit zwischen Joab und Abner
( 2Sam 3 )


2Sam 3,1-11


Die Auseinandersetzung war nicht auf Einzelpersonen beschränkt, sondern erstreckte sich auf ganze Dynastien. Dies wird schon in Vers 1 deutlich: Der Krieg zwischen dem Haus Saul und dem Haus David erstreckte sich über eine lange Zeit (vgl. V. 6 ). Die Anhänger von Sauls Familie waren entschlossen, Davids Plänen zu widerstehen und seinen Einfluß auf Juda zu begrenzen. Aber die, die zu der Dynastie Davids gehörten, waren davon überzeugt, daß es für "den Mann nach Gottes eigenem Herzen" Zeit wurde, Herrscher der ganzen Nation zu werden. Der Geschichtsschreiber beschreibt dieses Machtspiel, indem er Davids Hochzeiten mit sechs Frauen erzählt (V. 2 - 5 ; vgl. die Übersicht "Davids Familie"), besonders die mit Maacha , der Tochter Talmais, des Königs von Geschur, dem Staat nördlich des Sees Kinneret (vgl. 2Sam 15,8 ). Abner nahm Rizpa , eine Konkubine Sauls, als seine eigene; eine übliche Praxis im Alten Orient, wenn jemand anzuzeigen wünschte, daß er der Nachfolger des Königs war. Isch-Boschet verstand die Bedeutung dieser Tat und tadelte Abner ( 2Sam 3,7 ). Voll Zorn erwiderte dieser, daß er sich nun daranmachen werde, das Königreich Sauls David zuzuführen (V. 9 - 10 ). Abner wollte nun helfen, Davids Herrschaft über Israel und Juda von Dan bis Beerscheba aufzurichten . Dies zerstörte das Verhältnis zwischen ihm und Isch-Boschet (V. 11 ).



2Sam 3,12-21


Abner schlug David darauf vor, ein Abkommen (einen Bund) zu treffen und ihm zu helfen, Israel zu sichern. David forderte, daß Abner ihm als ein Zeichen des guten Willens seine lang entbehrte Frau Michal zurückgab (V. 13 - 14 ; vgl. 1Sam 18,20-27; 25,44 ). Nachdem dies ausgeführt worden war ( 2Sam 3,15-16 ), traf sich Abner mit den Ältesten Israels, besonders mit denen von Benjamin, dem Stamm Sauls, und überzeugte sie davon, daß Davids Herrschaft über sie in ihrem Interesse sei. Dies hob Abner natürlich beträchtlich in Davids Wertschätzung, was wiederum die Getreuen Davids ziemlich verärgerte.



2Sam 3,22-39


Besonders aufgebracht war Joab . Als er herausfand, daß David Abner zu einem Festmahl eingeladen (V. 20 ) und ihm die Freundschaft angeboten hatte (V. 22 ), tadelte er den König, indem er sagte, Abners Absicht sei es, David auszuspionieren (V. 24 - 25 ). Dann traf Joab Maßnahmen, um Abner von Bor-Sira (die Lage ist unbekannt) nach Hebron zurückzuholen. Unter dem Vorwand, Abner etwas Wichtiges zuflüstern zu wollen, nahm Joab ihn beiseite und ermordete ihn auf bösartige Weise ( stach ihm in den Leib , V. 27 ; vgl. 2Sam 4,5-7 ). Er tat dies aus Rache für Abners Mord an Joabs Bruder Asael ( 2Sam 3,27.30; 2,23 ). Als David entdeckte, was geschehen war, war er alles andere als erfreut, sondern sprach einen Fluch über Joab und seine Nachkommenschaft aus ( 2Sam 3,29 ). Joabs Mord an Abner fand in Hebron, einer Freistadt ( Jos 21,13 ), statt, wo solch eine Rache nicht erlaubt war ( 4Mo 35,22-25 ). Dann rief David eine öffentliche Trauer aus ( 2Sam 3,31 ), beerdigte Abner ehrenvoll in Hebron (V. 32 ) und verfaßte ein Klagelied (V. 33 - 34 ), in dem er über die schändliche Weise sprach, auf die Abner gestorben war. Davids Mitleid und Vergebungsbereitschaft waren herausragend; Eigenschaften, die ihn von gewöhnlichen Männern unterschieden.

Als ein Zeichen der Aufrichtigkeit tat David ein Gelübde, daß er fasten werde. Außerdem sagte er, daß er, verglichen mit Abner, schwach sei. Obwohl er wußte, daß die Söhne der Zeruja (Joab und seine Brüder) bestraft werden mußten, wußte er nicht, wie er dies anstellen sollte (V. 35 - 39 ). Zeruja war Davids Halbschwester ( 1Chr 2,16; vgl. 2Sam 2,18 und die Übersicht "Davids Familie").



D. Der Tod Isch-Boschets
( 2Sam 4 )


2Sam 4,1-8


Die Nachricht über Abners Tod ermunterte Isch-Boschet nicht, seine eigene Herrschaft über Israel zu festigen; im Gegenteil, sie vergrößerte nur noch seine Instabilität und brachte das Volk in Verwirrung (V. 1 ). Weil sie merkten, daß Isch-Boschet machtlos war, verschafften sich zwei benjaminitische Mörder, Baana und Rechab (V. 2 - 3 ), über Mittag Zugang zu seinem Haus in Mahanajim und ermordeten ihn in seinem Bett ( stachen ihm in den Leib , V. 7 ; vgl. dieselbe Art der Ermordung Abners durch Joab, 3, Mefi-Boschet (an anderer Stelle und ursprünglich Merib-Baal, 1Chr 8,34 ). Die Namensänderung ist mit der von Esch-Baal zu Isch-Boschet vergleichbar. Hier lag ein Wechsel von "Baal kämpft" zu "vom Mund der Schamhaftigkeit". Seine Lahmheit entstand, weil ihn seine Amme, als sie den fünf Jahre alten Knaben nach dem Tod Jonatans außer Gefahr bringen wollte, fallen ließ und verletzte. Mefi-Boschet tritt später wieder als jemand, der des besonderen Schutzes bedarf, in Erscheinung ( 2Sam 9 ). An dieser Stelle bereitet diese eingeschobene Notiz den Leser auf das vor, was folgt.

 



2Sam 4,9-12


Davids Antwort auf diesen Mord, der offensichtlich begangen wurde, um seine Gunst zu erwerben, entsprach seiner Reaktion, als er von Sauls Tod erfuhr (V. 9 - 11 ; vgl. 2Sam 1,11-16 ). Er ordnete an, die zwei Mörder hinzurichten, ihnen die Hände und Füße abzuschlagen und ihre Leiber öffentlich am Teich bei Hebron aufzuhängen ( 2Sam 4,12 ). David betrachtete ihr Tun als eine unrechtmäßige Schandtat an einem wehrlosen Mann (V. 11 ). Sein strenges Strafmaß spiegelt zweifellos auch seine ursprüngliche Liebe für Saul und seine Familie wider, obwohl sie seine Gegner waren.



II. Davids Erfolge
( 2Sam 5-10 )


A. Jerusalem wird Hauptstadt
( 2Sam 5 )


2Sam 5,1-3


Nachdem Isch-Boschet, Sauls Sohn, nun tot war, war der Weg für David frei, seine Vormachtstellung über die nördlichen Stämme Israels ebenso wie über Juda zu behaupten. Im Norden erkannte man allgemein, daß dies geschehen sollte, und so ging eine Abordnung aller Stämme nach Hebron, um Davids Herrschaft über sich herbeizuführen. Sie wiesen darauf hin, daß sie Verwandte seien, sein eigen Fleisch und Blut, das heißt, daß sie Nachkommen Jakobs waren. Sie stellten fest, daß er sich selbst als ein Held Israels ausgezeichnet hatte. Aber darüber hinaus waren sie sich der Berufung und der Salbung durch den Herrn bewußt, die David die Macht gab, sie zu weiden.

Ohne jedes weitere Zögern setzten sie ihn als König über die gesamte Nation ein. David erwiderte dies, indem er einen Vertrag mit ihnen schloß. Samuels frühere Salbung Davids mit Öl ( 1Sam 16,13 ) demonstrierte, daß Gott David erwählt hatte. Diese dritte Salbung mit Öl war ebenso wie seine zweite Salbung in Hebron über das Haus Juda ( 2Sam 2,4 ) die Zustimmung des Volkes zu dieser Wahl und eine öffentliche Einsetzung. Davids Vertrag umfaßte wahrscheinlich auch einen Eid, in dem er versprach, den mosaischen Anordnungen für das Königtum zu folgen ( 5Mo 17,14-20 ).



2Sam 5,4-5


David begann seine Herrschaft im Alter von 30 Jahren, dem Alter, in dem Priester ihren Dienst begannen ( 4Mo 4,3; 1Chr 23,3 ). Nach siebeneinhalb Jahren in Hebron entschloß sich David, die Hauptstadt zu verlegen. Die Gründe waren sicher zum größten Teil politisch, denn David entschied sich für Jerusalem , eine Stadt an der Grenze zwischen Juda und den nördlichen Stämmen. Die Unterscheidung zwischen Israel und Juda ( 2Sam 11,11; 12,8; 19,42-43; 24,1.9 ) weist darauf hin, daß 2Sam nach der Teilung der Nation in ein nördliches und ein südliches Königreich im Jahre 931 v. Chr. geschrieben wurde.



2Sam 5,6-9


Da Jerusalem seit den Tagen Josuas ( Jos 15,63 ) unter der Kontrolle der Jebusiter geblieben war, galt es als neutral, so daß Davids Wohnort dort die Unabhängigkeit von den Stämmen demonstrierte. Die Tatsache, daß Jerusalem jebusitisch geblieben war, beweist seine Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit. Dies ist deutlich an der spöttischen Antwort der Bewohner zu erkennen, als David die Stadt belagerte. Sogar Blinde und Lahme können dich abwehren , sagten sie.

Während sie auf dem Zion, der Stadt Davids , Stellung bezogen, der gerade südlich der Jebusiterstadt liegt (Berg Ofel; vgl. die Karte "Jerusalem zur Zeit der Könige" zu 1Kö 9,15 ), versprach David seinen Männern, daß, wer immer eine Möglichkeit des Zugangs zur Stadt finden würde, zum Hauptmann ernannt würde ( 1Chr 11,6 ). Die Erzählung in 1Chr berichtet, daß Joab dazu in der Lage war, indem er durch den Wassertunnel stieg, der Jerusalems Wasserversorgung mit den inneren Reservoirs verband ( 2Sam 5,8 ). Das hebr. Wort für Wasserschacht ( QinnNr ) kann andererseits eine Art eisernen Haken meinen. Wie dem auch sei, die Stadt wurde erobert und zur Hauptstadt ernannt.

Der Spott der Jebusiter über "die Blinden und Lahmen" ärgerte David so sehr, daß es sprichwörtlich wurde, von seinen Feinden generell als den Lahmen und Blinden zu sprechen. Nachdem die Stadt erobert war, wurden der Berg Zion und der Berg Ofel zu einer Einheit zusammengefaßt, die hier und auch anderswo Stadt Davids genannt wurde ( 2Sam 5,7.9; 6,12; 1Kö 2,10 ). Die umliegenden Terrassen ( 2Sam 5,9 ) heißen wörtlich "der Millo". Dieses hebr. Wort bedeutet "füllen"; so mag dies das Gebiet zwischen den Hügeln gewesen sein, das auf das Niveau der gesamten Stadt aufgefüllt worden war. Es könnte sich aber auch auf die Wälle beziehen, die aufgeschüttet worden waren, um die Stadt von Norden her zu schützen ( 1Kö 9,15.24 ).



2Sam 5,10-12


Davids Einnahme, Ausbau und Besetzung Jerusalems verdeutlichten Israel genauso wie den umliegenden Völkern, daß Gott ... mit ihm und daß er kein unwichtiger Stammesführer war, sondern eine politische Kraft, mit der sie rechnen mußten. Dies ist an der Aufmerksamkeit zu ersehen, die er von Hiram , dem König des phönizischen Stadtstaates Tyrus , empfing, der Material und Menschen beschaffte, um David einen Palast zu bauen (vgl. 1Kö 5,15-25 ). Die Aufmerksamkeit durch eine Person von solcher Stellung überzeugte David davon, daß Gott ihn in der Tat eingesetzt hatte und sein Königreich stützte.



2Sam 5,13-16


Ein Zeichen für eine solche Erhabenheit in der altorientalischen Welt war der Erwerb eines großen Harems. Obgleich Davids Verhalten in dieser Sache nicht verteidigt werden kann und es ihm schließlich unsäglichen Kummer bereitete, folgte er trotzdem den vorherrschenden Gepflogenheiten.



2Sam 5,17-25


Die Philister schenkten Davids Aufstieg besondere Aufmerksamkeit. Vielleicht betrachteten sie ihn in all den Jahren in Hebron noch als einen treuen Vasallen ( 1Sam 27,5-7; 29,3.6-9 ). Jetzt jedoch wußten sie ohne Zweifel, daß er als Sauls Nachfolger ihr unerbittlicher Feind war. Nachdem er sich der Zusage des Segens Gottes sicher sein konnte ( 2Sam 5,19 ), marschierte David gegen die Philister, die sich im Tal Refa´m nur fünf bis sechs Kilometer südwestlich von Jerusalem zum Kampf aufgestellt hatten, und bereitete ihnen dort eine gewaltige Niederlage. Das führte dazu, daß der Ort unter dem Namen Baal-Perazim , "der Herr [hier der Gott Israels], der durchbricht", bekannt wurde. Interessanterweise gaben die Philister ihre Götzen den Israeliten preis , so wie Israel in den frühen Tagen Samuels die Bundeslade, das Zeichen der Gegenwart Gottes, an die Philister verloren hatte ( 1Sam 4,11 ).

Aber die Philister zogen erneut nach Refam ( 2Sam 5,22 ). Diesmal war die göttliche Strategie anders. Israel umging die Philister, so daß es hinter ihnen lag, und als sie in den Bakabäumen ein Rauschen wie vom Marschieren hörten, griffen sie an und jagten die Philister von Gibeon (vgl. 1Chr 14,16 ) bis nach Geser , eine Strecke von 24 km. So konnten Freund wie Feind die Zeichen von Gottes Schutz und die Kraft Davids und seines Königreiches erkennen.



B. Die Rückkehr der Bundeslade
( 2Sam 6 )


2Sam 6,1-5


Für hundert lange Jahre war die Bundeslade von der Stiftshütte und anderen Orten des Gottesdienstes getrennt. Nachdem sie von den Philistern bei Afek erobert worden war ( 1Sam 4,11 ), blieb sie für sieben Monate im Philisterland, dann für eine kurze Zeit in Bet-Schemesch und den Rest der Zeit in Kirjat-Jearim. Nun hatte David Jerusalem, einen neutralen Ort, eingenommen und zur Hauptstadt des Königreiches gemacht. Was noch zu tun war, war die Bundeslade wiederzuerlangen, sie in der Stiftshütte, die er auf dem Berg Zion aufschlagen würde, aufzustellen und Jerusalem zum religiösen Zentrum der gesamten Nation zu erklären.

So ging David zuerst mit 30 000 Männern nach Baala in Juda (Kirjat-Jearim; Jos 15,9 ), um die Bundeslade vom Haus des Abinadab , des Verwalters, zu holen. Die Bundeslade repräsentierte die Gegenwart Gottes, der in besonderer Weise unter seinem Volk wohnte (vgl. 2Mo 25,22 ). Als solche hatte sie mit Ehrerbietung behandelt zu werden, auch beim Transport von einem Ort zum anderen. Das Gesetz führte näher aus, daß sie von Leviten transportiert werden sollte, die sie mittels Stangen, die durch goldene Ringe an der Bundeslade gesteckt wurden, auf ihren Schultern tragen mußten ( 2Mo 25,14; vgl. 4Mo 4,15.20 ). Sogar die Leviten durften die Bundeslade wegen ihrer Heiligkeit nicht berühren oder gar in sie hineinschauen.

 

Warum David diese Anweisungen übersah, kann man nicht wissen, aber er, Usa und Achjo , zwei Söhne Abinadabs, setzten die Bundeslade auf einen Karren und zogen unter großer musikalischer Begleitung in Richtung Jerusalem. Der Gebrauch von Musikinstrumenten ( 2Sam 6,5 ) war im israelitischen Gottesdienst üblich, wie man zum Beispiel in Ps 150 sehen kann, wo die meisten dieser Instrumente auch aufgelistet sind.


2Sam 6,6-11


Unterwegs kamen sie an eine Stelle, an der grobe Steine aus dem Weg hervortraten, nämlich am Dreschplatz des Nachon (oder Kidon; 1Chr 13,9 ). Die Ochsen stolperten und drohten die Bundeslade vom Karren zu werfen. Ganz automatisch legte Usa, einer der Diener, Hand an die Bundeslade , um sie vor dem Fallen zu bewahren, ein Akt der Ehrfurchtslosigkeit, der ihn das Leben kostete. Die Härte, mit der der Herr bestrafte, muß im Lichte seiner Heiligkeit gesehen werden, die verlangt, daß heilige Dinge auf eine heilige Art und Weise zu geschehen haben (vgl. den Kommentar zu 1Sam 6,19- 1Sam 7,2 ). Da Gott über Usa im Zorn hervorgebrochen war ( pAraQ ), nannte David den Ort Perez ("bricht erneut hervor") -Usa . David hatte seine Lektion gelernt. Er würde die Bundeslade nicht noch einmal bewegen, ohne daß der Herr ihm Anweisungen gegeben hatte. Darum blieb sie für drei Monate im Hause Obed-Edoms, dem Gatiter (ein Nachkomme Gats).


2Sam 6,12-15


Schließlich begann die Prozession erneut, diesmal entsprechend den göttlichen Geboten. Während die Bundeslade weitergetragen wurde, opferte David, bekleidet mit einem Priestergewand ( ein leinener Schurz ), und tanzte und jauchzte vor Freude mit den Israeliten. Es wurden Posaunen gespielt (vgl. andere Instrumente in V. 5 ). David war kein Nachkomme Aarons und konnte so nicht im üblichen Sinne Priester sein. Er war aber der Gesalbte des Herrn, der Begründer der messianischen Linie, die in dem König erfüllt werden würde, der ebenfalls das Amt des Priesters und Propheten in sich vereinen würde ( 2Sam 7,12-16; 1Sam 2,35; 5Mo 18,15-19 ). Einige andere davidische Könige waren auch religiös tätig, aber nicht immer rechtmäßig ( 1Kö 3,4; 8,62-63; 2Chr 26,16-19 ).



2Sam 6,16-23


Endlich gelangte die Prozession nach Jerusalem. Michal , Davids erste Frau und Sauls Tochter, sah den König ... aufgeregt vor dem HERRN tanzen und tadelte ihn, verärgert und verlegen durch sein Verhalten, später dafür (V. 20 ). David verteidigte sein Tun, indem er feststellte, daß er nichts Falsches getan hatte (V. 21 - 22 ). David hielt sich offensichtlich von ihr fern, und sie bekam nie Kinder. Michal meinte, daß sein heiliger Eifer nichts als Exhibitionismus gewesen sei, eine Beschuldigung, die ihn tief traf (vgl. den Kommentar zu 2Sam 21,8 ). Die Bundeslade wurde in ein Zelt gestellt, das David dafür vorbereitet hatte ( 2Sam 6,17 ). Dort fuhr der König fort, dem Herrn Brandopfer und Dankopfer zu bringen und brachte die Festlichkeiten mit Speisegeschenken zum Höhepunkt, einen Laib Brot, einen Dattel- und einen Rosinenkuchen für jede Person in der versammelten Menge .



C. Die Davidsverheißung
( 2Sam 7 )


2Sam 7,1-2


Nachdem sich David in Jerusalem ruhig niedergelassen hatte und sich einer Zeit des Friedens erfreuen konnte, kam ihm die Idee in den Sinn, ein festes Gebäude zu bauen, in dem der Herr unter seinem Volk wohnen konnte. Das Zelt, so meinte er, sei nicht mehr angemessen, vor allem im Vergleich zu seinem eigenen vollendeten Palast aus Zedern (vgl. 2Sam 5,11 )



2Sam 7,3-17


Nachdem er mit dem Propheten Nathan gesprochen hatte, dessen erste Reaktion positiv war, erfuhr David bald, daß seine Absichten verfrüht waren. Seit dem Auszug aus Ägypten wohnte der Herr in einer nicht befestigten Wohnung unter seinem Volk. Zu etwas anderem bestand jetzt noch keine Notwendigkeit. Tatsächlich war es nicht Gottes Wille, daß David ihm in Haus baute ; statt dessen wollte Gott David ein Haus bauen (V. 11 )! Gott hatte ihn von ungünstigen Anfängen zum Hirten des Gottesvolkes berufen (V. 8 ). Ebenso hatte Gott Israel um sich selbst gesammelt und wollte es sicher in seinem eigenen Land anpflanzen. Das Haus, das David gebaut werden sollte, sollte ein Königshaus sein, eine Dynastie von Königen. Es sollte mit ihm beginnen und niemals enden (V. 16 ). Das Königtum und sein Thron sollten für immer währen, ein Reich, über das der Sohn Davids ewig herrschen sollte (vgl. 2Sam 23,5 ).

Die Verheißung, daß David und seine Nachkommen Könige sein sollten, erfüllte die viel ältere Segensverheißung an Abraham, daß die Patriarchen die Väter von Königen sein sollten ( 1Mo 17,6.16; 35,11 ). Juda, dem Urgroßenkel Abrahams, war ausdrücklich das Versprechen gegeben worden, daß ein verheißener Führer von ihm kommen würde ( 1Mo 49,10 ). Samuel salbte diesen Führer aus Juda, David selbst, von dem der Herr gesagt hatte: "Auf, salbe ihn, denn er ist's" ( 1Sam 16,12 ). David war sich seiner Erwählung durch Gott und der theologischen Bedeutung dieser Erwählung als Teil einer messianischen Linie, die in einem göttlichen Nachkommen und König enden würde, bewußt ( Ps 2,6-7; Ps 110; vgl. Etans Worte in Ps 89,4-5 ). Auch die Propheten zeugten von dem davidischen Messias, dem Einen, der über alle und für immer auf seinem Thron herrschen sollte ( Jes 8,23-9,6; 11,1-5; Jer 30,4-11; Hes 34,23-24; 37,24-25; Am 9,11 - 15 ).

Das Versprechen, daß das Volk des Herrn, Davids Königreich Israel, auf Dauer ein eigenes Land haben sollte, basierte auch auf einer früheren Verpflichtung des Herrn. Den Nachkommen Abrahams, sagte Gott, sollte Kanaan für immer als Heimat gegeben werden ( 1Mo 13,15; 15,18; 17,8; 5Mo 34,4 )

Was den Tempel betraf, wurde David nicht gestattet, ihn zu bauen, aber sein Sohn würde nach ihm die Ehre haben, dies zu tun ( 2Sam 7,12-13 ). Daß sich dies auf ein wirkliches Haus und nicht auf eine Dynastie bezog, wird aus dem Kontext deutlich, der von den Folgen spricht, die eintreten würden, falls der Sohn dem Herrn ungehorsam sein würde (V. 14 - 15 ). Dies würde nicht von einem König gesagt werden, von dem als von dem Höhepunkt der davidischen Dynastie gesprochen wird. So sind diese Verse ein gutes Beispiel für einen alttestamentlichen Abschnitt, in dem zum einen Teile enthalten sind, die sich in unmittelbarer Zukunft erfüllen (Salomo und andere direkte leibliche Nachkommen Davids), während sich andere Teile erst in einer ferneren Zukunft erfüllen (Jesus Christus, der Sohn Davids; vgl. Lk 1,31-33 ).



2Sam 7,18-29


Davids Antwort auf diese großartige Offenbarung bezüglich des Wesens seines Königtums war, die Güte des Herrn anzuerkennen, durch die er es empfangen hatte, und seine unvergleichliche Macht zu preisen ( Wie groß bist du ...! Keiner ist wie du , V. 22 ). Dies, so sagte David, sei besonders in der Erwählung Israels durch Gott zu sehen und an seiner erlösenden Gnade ihnen gegenüber (V. 23 - 24 ). Schließlich betete er, daß das Versprechen, das Gott gegeben hatte, zur Verherrlichung seines eigenen heiligen Namens tatsächlich Erfüllung finden möge - so daß sein Name für immer groß sein solle (V. 25 - 29 ). Interessanterweise rief David Gott sechsmal als "HERR HERR" (V. 18 - 20.22.28 - 29 ) an, Worte, die das hebr. ?XdOnAy (wörtl. "Herr") Yahweh übersetzen. David drückte seine Demut vor Gott aus, indem er sich zehnmal selbst als dein Knecht bezeichnete (V. 19 - 21.25 - 29 ).



D. Die Feldzüge Davids
( 2Sam 8 )


2Sam 8,1-2


Gott hatte als Teil seines Bundes mit David versprochen, daß er Israel Ruhe vor seinen Feinden geben würde ( 2Sam 7,11 ). Er begann nun damit, dies zu verwirklichen. Als erstes wurden die Philister, Israels Dauerfeinde über mehr als 125 Jahre, angegriffen und bei Metheg Amma , einer Stadt, die sonst unbekannt ist, geschlagen. Als nächstes griff David die Moabiter an und tötete zwei von drei Gefangenen. Die Überlebenden führte er in die Knechtschaft unter Israel, was bedeutete, daß Moab ein Vasallenstaat Davids, des großen Königs, wurde. Der Grund für diese harte Behandlung ist verwirrend, da David über Rut Vorfahren in Moab hatte und Beziehungen aufrechterhielt, die freundschaftlich schienen ( 1Sam 22,3-4 ).



2Sam 8,3-8


Dann wurden die Aramäer Davids Angriffsziel. Bestehend aus einem losen Zusammenschluß von Städten, gelangten die Aramäer zu derselben Zeit zu Ansehen wie auch die Monarchie Israels unter Saul und David. Als erstes führte David einen Sturmangriff gegen Hadad-Eser, König von Zoba , einem Gebiet unmittelbar nördlich von Damaskus. Hadad-Eser war in einem Feldzug an den Euphrat gezogen, um einige Gebiete zurückzugewinnen; während seiner Abwesenheit schlug David zu. Sein Sieg über die Aramäer erbrachte ihm Gefangene (7 000 Streitwagenlenker und 20 000 Fußsoldaten), 1 000 Streitwagen und 100 Streitwagenpferde. Letztere wurden benutzt, um zum ersten Mal in Israel eine Streitwagenarmee ins Feld zu schicken. (Obwohl der hebr. Text in V. 4 "1 700 Streitwagenlenker" liest, liest 1Chr 18,4 ,sicher ein besser erhaltener Text, "1 000 seiner Streitwagen [und] 7 000 Streitwagenlenker.") Bevor David zurückkehren konnte, wurden er und seine Männer von den aramäischen Truppen von Damaskus angegriffen. Erneut gewann David die Oberhand und errichtete, nachdem er 22 000 Feinde erschlagen hatte, in Damaskus eine Besatzungsregierung. Auf diese Weise wurde Damaskus zu einem weiteren Vasallenstaat, der genötigt war, Tribut zu bezahlen. Zuletzt kehrte er im Triumph nach Jerusalem zurück und brachte dabei Goldschilder und eine Menge Bronze als Siegesbeute mit.



2Sam 8,9-12


Als er Davids beachtlichen militärischen Erfolg bemerkte, entschloß sich To¯, der König des aramäischen Stadtstaates Hamat , ohne Kampf zu kapitulieren und ein Vasall Israels zu werden. Als ein Zeichen dieser Absicht sandte er seinen Sohn Joram (oder Hadoram, 1Chr 18,10 ) mit wunderbaren Stücken aus Silber, Gold und Bronze zu David. Diese tat David zu all den anderen Schätzen, die er in den früheren Schlachten gewonnen hatte ( 2Sam 8,11-12 ): Edom (vgl. V. 14 ); Moab (vgl. V. 2 ); Ammon (vgl. 2Sam 10 ); Philisterland (vgl. 2Sam 8,1 ) und Amalek (Davids Sieg über die Amalekiter wird im AT nicht geschildert). All diese Schätze weihte er zum Dienst für den HERRN (vgl. 1Kö 7,51 ).



2Sam 8,13-14


Zuletzt erwarb sich David großen Ruhm, indem er ein Aramäerheer von 18 000 Mann Stärke im Salztal , einer sumpfigen Ebene südlich des Toten Meeres, schlug. Obschon die meisten hebr. Handschriften "Aram" (d. h. "Aramäer") lesen, haben die Septuaginta und andere Übersetzungen "Edom", eine Lesart, die von einigen hebr. Handschriften und von 1Chr 18,12 unterstützt wird. Der Unterschied ist in der Ursprache nur ein Buchstabe, der leicht zu verwechseln ist: d (wie in Edom) und r (wie in Aram). Falls "Aramäer" richtig ist, könnte es sein, daß die Edomiter aramäische Hilfe gegen Israel erbeten hatten. Wie dem auch sei, David siegte und brachte Edom unter seine Herrschaft. Der Herr gab David Sieg, wohin auch immer er ging.



2Sam 8,15-18


Der Aufbau eines Imperiums, auch wenn es im Vergleich zu heutigen Großmächten noch klein war, bedurfte der Einrichtung einer Bürokratie, um seine Angelegenheiten zu verwalten. Die leitenden Beamten waren Joab als Heerführer; Joschafat als Archivverwalter; Zadok und Ahimelech als Hohepriester; Seraja als Schreiber; Benaja (vgl. 2Sam 23,2-23 ) als Führer der Elitetruppen der Kreter und Pleter (sie werden auch in 1Sam 30,14; 2Sam 15,18; 20,7.23; 1Kö 1,38.44; 1Chr 18,17; Hes 25,16; Zeph 2,5 erwähnt und stehen möglicherweise in irgendeiner Weise zu den Philistern in Beziehung) und Davids eigene Söhne als königliche Berater ( kOhXnIm ). Dieses hebr. Wort, das gewöhnlich mit "Priester" wiedergegeben wird, wird in 1Chr 18,17 als "die Ersten" übersetzt (vgl. 2Sam 20,26 ). Dies ist ohne Zweifel die bessere Bedeutung, da Davids Söhne als Judäer nicht geeignet bzw. berechtigt waren, als Priester zu dienen. Die gemeinsame Erwähnung von Zadok und Ahimelech ( 2Sam 8,17 ) deutet auf den Übergang hin, der im Dienst der Priester stattfand. Ahimelech, der Sohn Abjatars, war ein Nachkomme Elis (vgl. die Übersicht "Die Vorfahren Zadoks und Abjatars"), dessen priesterliche Linie nach den Worten Samuels zu Ende gehen würde ( 1Sam 3,10-14 ). Zadok war ein Nachfahre Aarons durch Eleasar ( 1Chr 5,27-30 ). Über Zadok ist wohl die Linie der Priester durch den Rest der alttestamentlichen Zeit hindurch fortgeführt worden.

 

 

E. Davids Freundlichkeit gegenüber Sauls Familie
( 2Sam 9 )


Dieses Kapitel leitet einen Teil ein, der manchmal "Thronfolge-Geschichten" genannt wird, ein literarisches Stück, das die Kapitel 9 - 20 umfaßt. Sein Zweck ist es, die Schritte zu zeigen, die David unternahm, um Saul abzulösen und die Beständigkeit seiner eigenen Dynastie zu festigen. Davids erster Schritt war es, die Unterstützung der nördlichen Stämme zu erwerben, indem er den überlebenden Gliedern der Sippe Sauls Gunst erwies.

2Sam 9,1-8


David hatte Jonatan versprochen, daß er niemals den Bund der Freundschaft vergessen würde, der sie miteinander verband ( 1Sam 20,14-17 ). Darum rief er Ziba , einen Diener Sauls, und fragte ihn, ob irgendein Mitglied der Familie Sauls besondere Not leide ( 2Sam 9,2-3; vgl. 1Sam 20,42 ). Ziba antwortete, daß Mefi-Boschet , der lahme Sohn Jonatans ( 2Sam 4,4 ), noch am Leben sei und in Lo-Dabar (direkt östlich des Jordans, 8 km südlich des Wadi Yarmuk; vgl. 2Sam 17,27 ) wohne. Sogleich sandte David nach ihm, übertrug ihm den Grundbesitz Sauls und zahlte ihm ein königliches Ruhegehalt ( 2Sam 9,7 ). In Demut bezeichnete sich Mefi-Boschet selbst als Davids Knecht (V. 6 ) und als einen toten Hund (V. 8 ), das heißt als wertlos (vgl. 2Sam 16,9 ).



2Sam 9,9-13


David ordnete an, daß Ziba und seine 15 Söhne und 20 Knechte das Land Mefi-Boschets bebauen sollten und daß er wie sein eigener Sohn behandelt werden sollte ( 2Sam 9,9-11 ). Davids Fürsorge für Mefi-Boschet und die Tatsache, daß er ihn an der königlichen Tafel essen ließ (V. 7.10 - 11.13 ), zeigen erneut Davids großmütiges Herz. In all dem bewies David Freundlichkeit ( HeseD , "treue Liebe") um Jonatans willen (V. 1 ; vgl. V. 7 ).



F. Davids Boten an Ammon werden geschändet
( 2Sam 10 )


2Sam 10,1-5


Ein anderer Aspekt in der Nachfolge Davids waren seine internationalen Beziehungen. David hatte eine Reihe der umliegenden Staaten tributpflichtig gegenüber Israel gemacht ( 2Sam 8,12 ). Zu diesen Nationen gehörte auch Ammon, ein Königreich unmittelbar östlich des Jordans. Schon seit den frühen Jahren Sauls wurde Ammon von Nahasch regiert. Sicher war er es, der Jabesch in Gilead zu Beginn von Sauls Amtszeit angegriffen hatte und von Saul geschlagen worden war ( 1Sam 11,1-11 ).

Dann starb Nahasch, und sein Sohn Hanun wurde sein Nachfolger. Weil Nahasch David einige nicht näher benannte Freundlichkeiten erwiesen hatte, sandte David eine Gesandtschaft nach Ammon, um Hanun sein Mitgefühl bezüglich seines Vaters auszudrücken. Dies, so hoffte David ohne Zweifel, würde ihm einen freundlichen Verbündeten an seiner Ostseite bescheren. Aber Hanuns Berater rieten Hanun, vielleicht in Erinnerung an Sauls Sieg über Ammon 50 Jahre zuvor, Davids Freundschaftsangebot nicht zu akzeptieren, sondern vielmehr die Israeliten als spionierende Agenten zu betrachten. Davids Gesandte wurden nicht nur zurückgeschickt, sondern ihre Bärte halb abrasiert und ihre Gewänder auf eine unanständige Länge abgeschnitten , was für diese empfindlichen Semiten eine unerträgliche Schande war (vgl. Jes 15,2;20,4 ).

l

2Sam 10,6-14


Als er sich bewußt wurde, daß seine Beleidigung gegen David in Wahrheit eine Kriegserklärung war, stellte Hanun eine 33 000 Söldner starke Truppe aus den drei aramäischen Königtümern Bet-Rehob (im nördlichen Galiläa), Zoba (vgl. den Kommentar zu 2Sam 8,3 ), Maacha (oberes östliches Galiläa) und Tob, einem kleinen Königtum am Westrand der syro-arabischen Wüste, auf. David sandte seine Streitmacht, geführt von Joab und Abischai, damit sie bei Medeba ( 1Chr 19,7 ), 19 km östlich des nördlichen Endes des Toten Meeres, auf Hanuns eigenes Heer und seine Söldner träfe. Joab richtete seine Aufmerksamkeit auf die aramäischen Divisionen, Abischais Truppen auf die Ammoniter, mit der Absprache, daß einer dem anderen helfen würde, wenn die Umstände dies erfordern würden. Das Ergebnis war ein überlegener Sieg Israels.



2Sam 10,15-19


Obwohl die Ammoniter offensichtlich ihre Lektion gelernt hatten, beschlossen die Aramäer , die Niederlage von Medeba zu rächen, riefen ihre Besatzungstruppen von jenseits des Euphrat zurück und stellten sie gegen Israel auf. Unter dem Kommando von Schobach , dem General der Armee Hadad-Esers von Zoba, zogen sie sich bei Helam , einer Wüstengegend 64 km östlich des Sees Kinneret, zusammen. Dort traf David auf sie, und erneut gab der Herr Israel den Sieg. Davids Männer töteten 700 ... Streitwagenlenker und 40 000 ... Fußsoldaten und streckten Schobach nieder. (Obwohl die hebr. Bibel 700 Streitwagenlenker angibt, zeigt die Parallele in 1Chr 19,18 ,daß 7 000 Streitwagenlenker erschlagen wurden. Die höhere Zahl ist vorzuziehen, da die Zählungen der Chronikbücher im ganzen vollständiger und umfassender zu sein scheinen.) Dies brach dem aramäischen Widerstand den Rücken und brachte die aramäischen Verbündeten unter Israels Herrschaft. Nie wieder stellten sie sich an der Seite von Ammon gegen das Volk Israel.

Dies ist die zweite Erzählung von einer Unterjochung Hadad-Esers durch David (vgl. 2Sam 8,3-8 ). Offensichtlich erzählt Kapitel 8 eine beginnende Vasallenschaft der Aramäer von Zoba unter Israel, während Kapitel 10 eine Rebellion gegen Davids Lehnsherrschaft berichtet, eine Rebellion, die zum Schweigen gebracht worden war und die in einer ständigen aramäischen Unterwerfung endete.



III. Davids Sünde und seine familiären Probleme
( 2Sam 11-21 )


A. Davids Ehebruch
( 2Sam 11 )


2Sam 11,1


Obwohl die Aramäer ihnen nicht länger zu Hilfe kommen würden, hielten die Ammoniter hartnäckig ihre feindselige Haltung gegen Israel aufrecht. Im Kontext mit Davids fortwährenden Problemen mit diesen eingefleischten Feinden ereignete sich der Wendepunkt in seiner Herrschaft.

Im Frühjahr , nachdem der Spätregen zu Ende und es üblich war, militärische Aktionen wieder zu beginnen, befahl David Joab, einen Feldzug gegen Rabba , der Hauptstadt von Ammon, in Angriff zu nehmen. Obwohl Könige normalerweise ihre Armeen persönlich führten, blieb David aus unbekannten Gründen in Jerusalem zurück.



2Sam 11,2-3


Eines Abends lag David ruhelos auf seinem Bett und stand auf, um auf eine Dachterrasse des Palastes zu gehen. Dort geschah es, daß er Batseba, die Frau seines Nachbarn Uria , beobachtete. Sie badete draußen unter freiem Himmel. Man kann David nicht beschuldigen, der vielleicht die kühle Brise des späten Nachmittags gesucht hatte, aber Batseba, die um die Nähe ihres Innenhofes zum Palast wußte, hegte wahrscheinlich geheime Absichten bezüglich des Königs. Doch daß David ihren Reizen erlag, ist nicht zu entschuldigen, denn die wohlüberlegten Schritte, die er folgen ließ, um sie zum Palast bringen zu lassen, gaben ihm mehr als genug Zeit, um der anfänglichen, impulsiven Versuchung zu widerstehen (vgl. Jak 1,14-15 ).



2Sam 11,4-5


Nachdem er ihren Namen erkundet hatte, sandte er sogleich nach ihr und hatte, nachdem er sich ihrer rituellen Reinheit versichert hatte (vgl. 3Mo 12,2-5; 15,19-28 ), Verkehr mit ihr. Das Bad selbst mag in der Absicht der rituellen Reinigung geschehen sein und sollte von daher nicht nur Batsebas Reize zeigen, sondern dem König auch als Hinweis dienen, daß sie für ihn verfügbar war. Nach einiger Zeit stellte sie fest, daß sie vom König schwanger war und informierte ihn, ohne Zweifel in großem Kummer, von ihrem Zustand.



2Sam 11,6-13


Das Problem, das durch die Schwangerschaft entstanden war, erforderte irgendeine geeignete Maßnahme, und so entschloß sich David, die bevorstehende Geburt zu "legitimieren", indem er Uria von der Ammoniterschlacht zurückholte, um es ihm auf diese Weise möglich zu machen, die Intimitäten der Ehe zu genießen. Aber der Trick funktionierte nicht. Obwohl David zwei Ränke schmiedete (V. 8.13 ), um Uria zu veranlassen, nach Hause zu gehen und bei seiner Frau zu sein, lehnte der großmütige Hetiter ab. (Obwohl das Hetiter-Reich um 1200 v. Chr. geendet hatte, lebte ein kleiner Teil vom Volk der Hetiter weiterhin in Syrien und sogar in Israel. Uria war einer von diesen.) Warum sollte ihm, so argumentierte er, der Komfort des Zuhauses und einer ehelichen Zusammenkunft erlaubt sein, während seinen Freunden im Krieg dies genommen sei? Sogar als David ihn mit Wein betrunken machte, stand das Gefühl der Loyalität zu seinen Kameraden über seinem Wunsch nach seiner Frau.



2Sam 11,14-21


In äußerster Frustration schrieb David eine Nachricht an Joab mit dem Auftrag, Uria, wenn er an die Front zurückkehrte, bei einem unerwarteten israelitischen Rückzug dem Feind preiszugeben. Ironischerweise war Uria der Träger seiner eigenen Schicksalsbesiegelung. Dieser Plan gelang; Uria wurde umzingelt und getötet. Normalerweise wäre David über die Nachricht dieses Verlustes entsetzt gewesen. Er hätte sich über Israels Unvorsichtigkeit, unterhalb der Mauer von Rabba zu kämpfen, gewundert, ein Schnitzer, der Abimelech , dem Sohn Gideons, vor langer Zeit das Leben gekostet hatte ( Ri 9,50-54 ). So instruierte Joab den Kurier, der die Nachricht brachte, dem König vor allem mitzuteilen, daß auch Uria getötet worden war. Dies, so wußte er, würde Davids Ärger besänftigen.



2Sam 11,22-27


Davids Reaktion auf diese Nachricht war vorherzusehen. Er trug dem Boten auf, Joab zu sagen, daß unter Kriegsverhältnissen Leben und Tod Folgen des blinden Schicksals seien. Seine Nachricht an Joab war lediglich, daß die Belagerung von Rabba noch aggressiver werden solle. Batseba erfuhr sogleich von dem tragischen Tod ihres Ehemannes. Nach der üblichen Zeit der Trauer begab sie sich in den Palast des Königs, um ihren Sohn zu gebären. Der Herr war jedenfalls verärgert und leitete Ereignisse ein, die David bis zu seinem Tod Kummer bereiten sollten.

 

B. Nathans Zurechtweisung und Davids Bestrafung
( 2Sam 12 )


2Sam 12,1-6


Eine Zeit nach der Geburt von Batsebas Sohn erzählte der Prophet Nathan David eine Geschichte von einem reichen Mann, der, obwohl er alles hatte, einem armen Nachbarn sein einziges weibliches Lamm stahl, um damit für einen Gast ein Fest vorzubereiten.

Aufgebracht erklärte David, daß der Mann, der eine so verächtliche Sache tun würde, eigentlich sterben sollte. Obwohl das Gesetz eine solche Strafe für Diebstahl von Eigentum nicht enthält, war doch Entführung ein Kapitalverbrechen, und es kann sein, daß David das Entwenden eines zahmen Lammes in diesem Licht sah ( 2Mo 21,16 ). Hinzufügend sagte er dann noch, daß der reiche Mann vier Lämmer für das eine gestohlene ersetzen sollte, weil sogar der Tod des reichen Mannes den Eigentumsverlust des armen Mannes nicht ausgleichen konnte ( 2Mo 22,1 ).


2Sam 12,7-14


Nathans Antwort auf all dies war eine Bombe: Du bist der Mann! Der Herr, sagte er, hatte David alles gegeben, aber er hatte sozusagen das zahme Lamm eines armen Nachbarn genommen (V. 9 ). David würde nun unter dem Schwert leiden, so wie er es mit Uria getan hatte, und Davids Frauen würden von ihm genommen, so wie Batseba dem Hetiter gestohlen worden war. Dies wurde durch Absalom (Davids eigenen Sohn!) erfüllt, als er sich zu den Konkubinen Davids legte ( 2Sam 16,22 ). Aber Davids Schande würde sogar noch größer sein, denn im Gegensatz zu Davids Sünde im geheimen, würden all diese Dinge im hellen Schein der Öffentlichkeit geschehen, im vollen Tageslicht.

Eines mag vielleicht verwundern: Warum wurde David nicht mit dem Tod bestraft, wie er selbst so streng über den schuldigen Mann geurteilt hatte? Ehebruch und Mord waren beides ausreichende Gründe für eine Hinrichtung, sogar bei einem König ( 2Mo 21,12; 3Mo 20,10 ). Die Antwort liegt sicherlich in der einmaligen und zerknirschenden Reue, die David zum Ausdruck brachte, nicht nur in der Gegenwart von Nathan, sondern noch mehr in Ps 51 .Davids Sünde war abscheulich, aber die Gnade Gottes, ihm zu vergeben und ihn wiederherzustellen, wie Nathan bezeugen konnte, war mehr als überschwenglich. Und doch, obwohl Davids Beziehung zu seinem Gott wiederhergestellt werden konnte, blieb die gewaltige Wirkung seiner Sünde und würde fortfahren, für Leid in der Nation ebenso wie im Leben des Königs zu sorgen.



2Sam 12,15-23


Kurz nach dem Gespräch mit Nathan wurde das Kind todkrank. Trotz Davids intensivem Fasten und Beten starb das Baby innerhalb einer Woche. Gerade dann beendete David seine Trauer, wusch sich, betete an und aß, ganz anders als es sonst üblich war und sehr zur Verwunderung seiner Diener. Davids Antwort ist klassisch: Als das Kind noch lebte, da fastete und weinte ich ... Aber jetzt wo es ist tot, warum sollte ich fasten? Kann ich es denn zurückbringen? David bezeugte so die Unwiederruflichkeit des Todes - seine Endgültigkeit machte weiteres Bitten unsinnig. Ich werde zu ihm gehen , sagte David, aber es wird nicht zu mir zurückkehren . Dies zeigt seine Überzeugung, daß in der Tat der Tod nicht zum Leben zurückkommen kann.



2Sam 12,24-25


Schließlich wurde David und Batseba ein anderer Sohn geboren, der einen doppelten Namen trug. Von ihnen Salomo ("Friede") genannt, nannte der HERR ... ihn durch Nathan Jedidja ("Geliebter des Herrn").



2Sam 12,26-31


In der Zwischenzeit war Joab im Krieg gegen die Ammoniter sehr erfolgreich. Er hatte die Hauptstadt der Ammoniter, Rabba, so gut wie eingenommen, indem er die königliche Zitadelle und die Wasserversorgung der Stadt erobert hatte. Damit nun David den Ruhm für ihren Fall haben würde, drängte Joab den König, den letzten Sturmangriff selbst zu leiten. Dies tat David. Er plünderte die Stadt mit ihren Reichtümern, einschließlich der 34 kg ( ein Talent ) schweren goldenen Krone des ammonitischen Königs ( malkAm , was auch "Molech", die ammonitische Gottheit, bedeuten kann). Die Überlebenden verurteilte David zur Zwangsarbeit (sie benutzten Sägen ... Eisenhacken und Äxte und stellten Ziegelsteine her) und kehrte im Triumph nach Jerusalem zurück.



C. Sünde und Ermordung Amnons
( 2Sam 13 )


Wegen seiner Affäre mit Batseba wurde David durch Nathan, den Propheten, gesagt, daß das Schwert seinem Haus niemals fern sein werde ( 2Sam 12,10 ). Dies war kurz bevor er das Leid von Vergewaltigung und Mord innerhalb der eigenen Familie zu erfahren begann.

2Sam 13,1-6


Absalom, ein Sohn Davids von seiner Frau Maacha ( 2Sam 3,3 ), hatte eine schöne Schwester namens Tamar. Amnon , Davids Erstgeborener von Ahinoam ( 2Sam 3,2 ), verliebte sich in diese. Frustriert durch seine Versuche, ihre Gunst zu gewinnen, suchte Amnon den Ratschlag seines erfahrenen Vetters Jonadab. Jonadab riet Amnon, sich krank zu stellen und dann seinen Vater zu bitten, daß Tamar für ihn eine Speise bereiten und sie ihm bringen solle.



2Sam 13,7-14


Nachdem sie die Speise für ihn zubereitet hatte, sagte Amnon, sie solle alle Diener wegschicken. Dann, indem er ihr dringliches Bitten mißachtete, packte und vergewaltigte er sie. Ein solcher Verlust der mädchenhaften Jungfräulichkeit war ein unerträgliches Übel in Israel ( 5Mo 22,13-21 ). Überdies waren solche Verbindungen zwischen Halbbrüdern und Schwestern nach dem Gesetz streng verboten. Solche, die auf diese Weise schuldig geworden waren, waren aus der Bundesgemeinschaft ausgeschlossen ( 3Mo 20,17 ). In diesem Fall war Tamar natürlich unschuldig, da sie vergewaltigt wurde ( 5Mo 22,25-29 ).



2Sam 13,15-19


Angewidert durch das, was er getan hatte, haßte Amnon Tamar jetzt mehr als er sie zuvor geliebt hatte . Dies zeigt natürlich, daß seine ursprünglichen Gefühle nicht Liebe waren, sondern Lust. Dem Unrecht noch Beleidigung hinzufügend und als weitere Übertretung des Gesetzes, schickte Amnon Tamar weg. Dies meint wohl nicht nur seinen Wunsch, sie aus seiner unmittelbaren Gegenwart zu entfernen, sondern auch seine Weigerung, sie zur Frau zu nehmen. Er hatte eine Jungfrau entwürdigt, und das Gesetz schrieb vor, sie zu heiraten ( 5Mo 22,29 ). Tamars Reaktion auf all dies - sich Asche auf das Haupt schütten, die königlichen Gewänder zerreißen (vgl. 2Sam 13,31; Hi 2,12 ) - zeigt die Größe ihres Kummers wegen des Verlustes ihrer Reinheit und vielleicht jeder weiteren Möglichkeit einer Heirat.



2Sam 13,20-22


Als Tamar in das Haus ihres Bruders Absalom kam, vermutete dieser gleich, was geschehen war. Ohne Zweifel wußte er wohl von den Neigungen Amnons. Während schon Pläne zur Rache in seinem Geist entstanden, riet er seiner Schwester, über das Geschehene zu schweigen und in seinem Haus zu bleiben. Irgendwie hörte David, was passiert war, doch obwohl er wütend war, sprach er nicht die vom Gesetz vorgeschriebene Strafe aus, vielleicht weil Amnon sein ältester Sohn war. Aber Absalom ... haßte Amnon .



2Sam 13,23-29


Zwei lange Jahre verstrichen, bevor Absalom seinen Vergeltungsplan ausführte. Er gab ein Fest, um die Zeit der Schafschur zu feiern, eine Sitte, die schon aus den frühesten Tagen Israels stammte ( 1Mo 38,12-13; 1Sam 25,2.8 ). Er lud seinen Vater David ein und bat ihn, ihn bei Baal-Hazor (ca. 10 km südlich von Schilo), dem Ort der Festlichkeiten, zu treffen, aber David lehnte ab. Absalom fragte daraufhin, ob Amnon ihn an Davids Stelle besuchen würde, eine Bitte, die der König widerstrebend gewährte. Inmitten der Fröhlichkeit griffen die Diener Absaloms auf ein vorher verabredetes Zeichen hin an und ermordeten den arglosen Amnon. Auf diese Weise rächte ein Mord eine Vergewaltigung.



2Sam 13,30-39


Nachdem er gehört hatte, daß Absalom alle seine anderen Söhne erschlagen hatte, fiel David in untröstliche Trauer. Sogar als er später wußte, daß die Nachricht unbegründet und nur Amnon tot war, konnte er nicht getröstet werden (V. 36 ). In der Zwischenzeit floh Absalom von Baal-Hazor und suchte und fand Zuflucht bei Talmai , seinem Großvater mütterlicherseits, in Geschur , östlich vom See Kinneret. Dort blieb Absalom für drei Jahre, obwohl sein Vater, schließlich getröstet, sich danach sehnte, ihn wieder zurückzuhaben.



D. Absaloms Entfremdung von David
( 2Sam 14 )


2Sam 14,1-3


Es war allen klar, daß David seinen im Exil lebenden Sohn sehr vermißte, aber keiner wußte, wie man Absaloms Rückkehr und eine Aussöhnung erreichen konnte. Schließlich überredete oder beauftragte Joab, der schon immer ein Taktiker war, eine kluge Frau aus Tekoa (später die Heimat von Amos [ Am 1,1 ]; 11 km südlich von Betlehem), sich als eine Trauernde zu verkleiden und mit einer Geschichte zum König zu gehen, die er selbst erfand und in ihren Mund legte.



2Sam 14,4-7


Nachdem sie Zugang zum König erlangt hatte, erzählte die Frau ihm, daß sie zwei Söhne gehabt hätte, von denen einer den anderen umgebracht habe. Dies bedeutete, daß der noch lebende Sohn der Blutrache der Verwandten ausgeliefert war. Da sie eine Witwe sei, würde dies die Zerstörung ihrer eigenen Unterhaltsquelle bedeuten (ausgedrückt durch die Redewendung: sie wollen den Funken auslöschen, der mir noch übriggeblieben ist ). Vielleicht war es noch wichtiger, daß sie keinen Erben mehr haben würde, der den Namen und das Gedenken ihres toten Ehemannes trüge.



2Sam 14,8-11


Offensichtlich von ihrer Geschichte berührt, sagte David der Frau, sie solle in Frieden nach Hause zurückgehen. Er wolle eine Anweisung erlassen, die die Angelegenheit behebe. Sie war allerdings nicht überzeugt, daß sie ihr Ziel völlig erreicht hatte und brachte ihre Sache weiter mit Nachdruck vor. Im Falle eines Fehlurteils, sagte sie, würden sie und ihre Familie die Verantwortung tragen. Das heißt, sie wollte, falls die Umstände wirklich Rache verlangten ( 4Mo 35,9-21 ), daß der König wußte, daß er gesetzlich und moralisch nicht schuldig sei, wenn er ihre Ausführung nicht verhinderte. Geduldig hörte David sie zu Ende an und versicherte ihr dann erneut, daß, wenn irgend jemand versuchen sollte, die Sache weiter zu verfolgen, er dem König Antwort schuldig sei. Gnadenlos fuhr sie allerdings fort, bis sie von David ein formales Wort hatte, daß ihrem angeklagten Sohn auch nicht das geringste Leid widerfahren werde: So wahr der HERR lebt (vgl. den Kommentar zu 1Kö 1,29 ), nicht ein Haar von deines Sohnes Haupt wird zur Erde fallen.



2Sam 14,12-14


Endlich zufrieden konfrontierte die Frau den König direkt mit der Bedeutung der Parabel. Wenn er einem unbekannten Mörder Amnestie gewährte, dann war es jetzt seine Pflicht, das gleiche für seinen eigenen Sohn Absalom zu tun. Es gibt Umstände, sagte sie, unter denen die Todesstrafe nicht angewendet werden brauche, besonders wenn es sich nicht um Vorsätzlichkeit handle ( 4Mo 35,15 ). Obwohl das in diesem Fall nicht zutraf, weil Absalom Amnons Tod lange im voraus geplant hatte, galt dennoch das Prinzip der Gnade: Gott nimmt das Leben nicht weg; statt dessen erdenkt er Wege, damit eine verbannte Person nicht von ihm getrennt bleiben muß.



2Sam 14,15-20


Mit der Absicht, daß David denken sollte, daß ihre Bemerkungen über Absalom nicht zu ihrem eigentlichen Plan gehörten und zufällig waren, erinnerte die Frau den König an die Angst, die sie veranlaßt hatte, ihr erstes Anliegen vorzutragen. Sie verband diese Erinnerung mit einer überschwenglichen Schmeichelei der Weisheit des Königs ( Mein Herr, der König, ist wie ein Engel Gottes, daß er Gut und Böse unterscheiden kann , V. 17 ; vgl. V. 20 ). Aber David bemerkte, daß die Frau "zu dick auftrug", und fragte, ob Joab etwas mit all dem zu tun habe. Ihres Betruges überführt, mußte sie zugeben, daß dies wahr sei. Daß David Joab als den Anstifter erkannte, lag ohne Zweifel nicht nur an den Fähigkeiten des Generals, sondern an der Tatsache, daß David sich sicher über Joabs Interesse an Absaloms Rückkehr im klaren war.



2Sam 14,21-24


David hatte keine Alternative, als gemäß seiner Ansicht zu handeln, die er der Frau gegenüber in bezug auf die Vergebung geäußert hatte. Er sandte Joab, um seinen Sohn aus der Fremde zurückzuholen. Aber als Absalom zurückgekehrt war, weigerte sich David, ihn persönlich zu empfangen oder ihm zu erlauben, den Palast zu betreten. Vielleicht spürte David, daß eine zu bereitwillige Versöhnung das Volk dazu bringen könnte zu meinen, daß er Absaloms Verbrechen nicht mit der ausreichenden Ernsthaftigkeit betrachtete.



2Sam 14,25-27


Um Absaloms Eigenschaften herauszustellen, Besonderheiten, die ihn für David angenehm machen sollten und die später für das Volk eine unwiderstehliche Prüfung waren, beschreibt der Geschichtsschreiber Absalom in jeder Weise als edel. Die Erwähnung seines langen Haares (es wog 200 Lot, das sind ungefähr 2,3 kg, wenn er es ab und zu abschnitt ) wird besonders erwähnt, um Absaloms eigenartiges Ende vorzubereiten - später verfing er sich mit seinem Kopf (vielleicht mit seinen Haaren) in den Zweigen einer Eiche ( 2Sam 18,9 ). Seine tiefe Liebe zu seiner vergewaltigten Schwester Tamar bezeugt ebenfalls seine Attraktivität; er benannte seine eigene Tochter nach ihr.



2Sam 14,28-33


Nach weiteren zwei Jahren der Trennung von seinem Vater suchte Absalom ein zweites Mal die Hilfe Joabs, um eine endgültige Beilegung ihrer Differenzen herbeizuführen. Nachdem er jedesmal zurückgewiesen worden war, griff Absalom zu einem dramatischen Mittel - er setzte Joabs Gerstenfeld in Brand, was allgemeine Aufmerksamkeit erregte. Daraufhin verhandelte Joab mit dem König und machte es zuletzt für Absalom möglich, wieder mit seinem Vater vereint zu sein. Das Treffen war zwar oberflächlich freundlich, aber wie die folgenden Ereignisse zeigen, kam Davids lang verweigerte Annahme seines Sohnes zu spät. Absalom war verbittert, und er entschloß sich, zu tun, was immer möglich sei, um David für seine Unnachgiebigkeit bezahlen zu lassen.



E. Absaloms Aufruhr
( 2Sam 15-18 )


1. Absalom erobert das Königreich
( 2Sam 15 )


2Sam 15,1-6


Absaloms erste Unternehmung, um seine Racheabsicht zu vollbringen, war, sich entsprechend in die Lage zu versetzen ( am Rand des Weges, der zum Stadttor führte, mit seinem Streitwagen und 50 Männern ), die Klagen der Bürger zu hören. Sehr klug deutete er an, daß der König zu beschäftigt sei, sie zu hören und daß David noch nicht einmal für Unterrichter gesorgt habe, um ihre Rechtssachen zu verhandeln. Wenn er jedoch oberster Richter wäre, sagte Absalom, so würde er diesen und jenen hören und jeden Fall unparteiisch verhandeln. Absalom zeigte große Zuneigung zum Volk, indem er sie küßte, wenn sie kamen, um sich vor ihm niederzuwerfen . So erlangte er allmählich die Unterstützung der Massen.



2Sam 15,7-12


Eines Tages, als er spürte, daß die öffentliche Unterstützung überwältigend war, erbat und erhielt Absalom vom König die Erlaubnis, nach Hebron zu gehen, angeblich um dem HERRN ein Gelübde einzulösen, das er während seines Exils in Geschur gemacht hatte (vgl. 2Sam 13,38 ). Über 4 Jahre hinweg hatte Absalom das Volk von David abgebracht. (Die "4 Jahre" werden in der Lucianischen Überarbeitung der LXX und in der syrischen Version (Peschitta) genannt, während die hebr. Bibel "40 Jahre" hat, eine Zahl, die auf ein Ereignis früh im Leben Davids Bezug nehmen könnte, vielleicht auf seine eigene Salbung in Betlehem, 1Sam 16,13 .) Nun war die Zeit zur Revolution reif. Als Absalom Hebron, das eigentliche Zentrum der davidischen Dynastie, wo David seine Herrschaft begonnen hatte ( 2Sam 3,2-3 ), erreichte, verkündigte er seine Machtübernahme. Die 200 Männer, die ihn aus Jerusalem begleitet hatten, wußten nichts von seinen Plänen. Offensichtlich wurden sie gewonnen, wie auch Ahitofel, Davids persönlicher Ratgeber .



2Sam 15,13-23


Die Nachricht, daß Absalom einen Staatsstreich verübt hatte und daß alles verloren war, erreichte die Hauptstadt schnell. David, überzeugt von der Hoffnungslosigkeit seiner Lage und darauf bedacht, die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren, machte seine Pläne, um zu fliehen und östlich des Jordans zu gehen. Er ließ 10 Konkubinen zurück, die das Haus versorgen sollten. Das Volk, inklusive der 600 Gatiter (treue Männer, die ihm von Gat im Philisterland gefolgt waren, als er von Saul verfolgt wurde, 1Sam 23,13; 27,2; 30,9 ), floh mit David. Er versuchte, seinen Söldneroffizier aus dem Philisterland, Ittai, den Gatiter, zu überreden zurückzubleiben, da er von Absalom nichts zu befürchten habe. Aber zu seinem Ruhm lehnte Ittai ab und zog es vor, sein Loyalitätsversprechen einzulösen, indem er dem König in die Verbannung folgte.



2Sam 15,24-29


Zadok und Abjatar , die beiden Hohenpriester, wurden von David nach Jerusalem zurückgeschickt. Er wußte, wenn es Gottes Wille war, daß er als König zurückkehrte, dann würde dies auch so geschehen. Darum bestand keine Notwendigkeit, die Bundeslade von der heiligen Stätte wegzunehmen. Denn schließlich war es David und nicht der Herr, der ins Exil ging. Außerdem konnten die Söhne der beiden Priester ( Ahimaaz , Zadoks Sohn , und Jonatan , Abjatars Sohn ; vgl. die Übersicht "Die Vorfahren Zadoks und Abjatars" zu 2Sam 8,15-18 ) jede Offenbarung, die Gott ihren Vätern geben würde, zu David bringen.



2Sam 15,30-37


David und seine treuen Begleiter machten sich inzwischen auf den Weg nach Osten durch das Tal Kidron hindurch, den Ölberg hinauf. Sein bedecktes Haupt und seine unbeschuhten Füße waren ein Zeichen für die Tiefe seiner Verzweiflung. Um die Sache noch schlimmer zu machen, erfuhr David, daß sein vertrauter Ratgeber Ahitofel sich für die Sache Absaloms entschieden hatte. Um Ahitofels Stärke entgegenzuwirken, beauftragte David Huschai , einen Freund, der dem König seine Begleitung angetragen hatte, und überredete ihn, nach Jerusalem zurückzukehren und sich Absaloms Hof als Ratgeber anzubieten. Sein Auftrag sollte sein, den Ratschlägen Ahitofels zu widersprechen und Absaloms Pläne Zadok und Abjatar mitzuteilen, deren Söhne (vgl. V. 27 ) ihrerseits sie zu David weitertragen sollten (vgl. 2Sam 17,21; 2Sam 18,19 ). Dann setzte David seine Flucht fort, während Absalom Jerusalem unter seine Kontrolle brachte.



2. Absalom festigt seine Macht
( 2Sam 16 )


Davids gewaltsame Flucht aus Jerusalem brachte nicht nur seine eigene Königsherrschaft in Gefahr, sondern öffnete darüber hinaus die Tür zu weiteren Thronstreitigkeiten zwischen den Dynastien von Saul und David. Absalom befand sich offensichtlich in einem Prozeß wachsender Macht in Jerusalem, aber das bedeutete auf keinen Fall, daß er auch die Kontrolle über die nördlichen Stämme haben würde. Tatsächlich ließ die Erschütterung in Davids eigener Familie die Hoffnung in der Sippe Sauls wieder wachsen, daß sie die Königsherrschaft wieder für sich selbst erlangen könnte.

2Sam 16,1-4


Dies wird als erstes an der Reaktion von Sauls Enkel Mefi-Boschet auf Davids Rückzug sichtbar. Während der König sich über die judäischen Hügel Richtung Osten bewegte, traf er auf Mefi-Boschets Diener Ziba , der aus Dankbarkeit für Davids frühere Freundlichkeit ihm gegenüber ( 2Sam 9 ) nun die Esel des flüchtigen Königs versorgte und sich um Lebensmittel für die Reise kümmerte. Aber Ziba brachte David auch die schlechte Nachricht, daß Mefi-Boschet sich gegen den König gewandt hatte, weil er hoffte, inmitten der durch die Revolution entstandenen Tumulte, Sauls alten Thron wiedererlangen zu können ( 2Sam 16,3; aber vgl. 2Sam 19,24-30 ). Daraufhin entzog David Mefi-Boschet die großzügige Pension, die er ihm früher einmal gewährt hatte, und vermachte alles Ziba (vgl. 2Sam 9,7.13 ).



2Sam 16,5-14


Als nächstes begegnete David Schimi , einem anderen Verwandten Sauls, der den fliehenden König und seinen Hofstaat bei Bahurim (östlich des Ölberges) mit Flüchen und handgreiflichen Beschimpfungen begrüßte, indem er sie mit Steinen bewarf . Er verspottete David mit der Bemerkung, daß, da er ein Mann des Blutes war, Gott nun den Tod Sauls und seiner Familie rächte, indem er David die Macht nahm. Dies war natürlich nicht wahr, da David seine Hand gegen Saul nicht erhoben hatte, den er als den Gesalbten des Herrn betrachtet hatte, und da er alle Maßnahmen getroffen hatte, die Überlebenden aus Sauls Familie gut zu behandeln. Schimis eigentliches Leid war, wie aus seinem eigenen Eingeständnis deutlich wird, daß David auf dem Thron Sauls saß ( Saul, an dessen Stelle du regiert hast ).

Abischai , Davids Leibwächter und Neffe, bat den König, Schimi (den Abischai einen toten Hund nannte, d. h. wertlos und verächtlich; vgl. 2Sam 9,8 ) enthaupten zu dürfen. Aber David verbot ihm, solches zu tun, weil er bemerkte, daß es gut sein konnte, daß Schimi als ein Instrument Gottes fluchte. Wenn Absalom, Davids eigener Sohn, versuchte, ihn zu töten, wie sollte da das Fluchen Schimis von Bedeutung sein? Gott würde eines Tages Recht schaffen, aber jetzt bedurfte es keiner Vergeltung für Schimis böses Verhalten. Schimi fuhr fort mit Fluchen und Steine- und Dreckwerfen, während David den Weg zu seinem Fluchtziel fortsetzte.



2Sam 16,15-23


In der Zwischenzeit traf Absalom in Jerusalem ein und wurde sofort von Huschai, einem Freund Davids, aufgesucht, der vortäuschte, loyal gegenüber Absalom zu sein. Sein Auftrag als Gegenspieler Ahitofels, des Hauptberaters Absaloms, würde später erfüllt werden. Als Absalom Ahitofel fragte, was er tun solle, riet ihm sein Berater, sich zu den Konkubinen seines Vaters zu legen, was ein sichtbares Zeichen seiner Machtübernahme sein würde. Dies war ein Rat, den Absalom sofort befolgte. Den Worten des Rates, den Ahitofel sprach, wurde Glauben geschenkt, als ob sie direkt von Gott kämen, so hoch angesehen war seine Weisheit. Huschais Auftrag würde in der Tat schwer sein.



3. Absalom verfolgt David
( 2Sam 17 )


2Sam 17,1-14


Der zweite Ratschlag, den Ahitofel Absalom gab, war, daß er, Ahitofel, beauftragt werden sollte, David zu verfolgen, um ihn zu töten und alle anderen zurückzubringen. Wenn ihr König tot wäre, würden seine Begleiter sicher aufgeben und friedlich nach Jerusalem zurückkehren.

Begierig auf eine zweite Meinung, rief Absalom Huschai und fragte ihn, ob Ahitofels Rat weise sei. Huschai erklärte Absalom, daß David und seine Männer alles andere als erschöpft sein würden und mutiger und furchtloser als je sein dürften. Wie ein wilder Bär, dessen Junge gestohlen worden seien, sagte Huschai, so sei der König über den Verlust des Königtums zornig. Es wäre dumm, jetzt gegen ihn vorzugehen. Allzu frühe Verluste, die sicher vorkommen würden, seien geeignet, Absaloms Männer am Sieg zweifeln zu lassen, und so könnten seine Pläne zerstört werden. Es sei viel besser für Absalom, fuhr Huschai fort, zu warten, bis er eine große Armee aufstellen könne, und dann anzugreifen. David und seine Begleiter könnten dann vernichtet werden, selbst wenn das bedeuten sollte, ihren Zufluchtsort ins Tal schleifen zu müssen. Absalom war sogleich von Huschais Scharfsinn beeindruckt und entschied sich, seinem Rat zu folgen und den Ahitofels zu verwerfen. Offensichtlich war dies eine Tat des Herrn, den Rat Ahitofels zu vereiteln und Unglück über Absalom zu bringen .



2Sam 17,15-23


Huschai teilte Ahitofels Rat und seinen eigenen sofort Zadok und Abjatar mit, die daraufhin ihre Söhne Jonatan und Ahimaaz von der Quelle Rogel (südlich von Jerusalem, vgl. die Karte "Jerusalem zur Zeit der Könige" zu 1Kö 9,15 ) mit der Botschaft, die Flucht zu beschleunigen, zu David sandten. Aber die jungen Männer wurden beobachtet und ihr Botengang Absalom gemeldet. Dank der Kühnheit und Freundlichkeit einer Frau in der Ortschaft Bahurim, östlich des Ölbergs (vgl. 2Sam 16,5 ), konnten sie einer Entdeckung entgehen, indem sie sich in einem trockenen Brunnen versteckten. Dann setzten sie ihren Weg zu David fort, der bis dahin an den Jordan gelangt war. Unverzüglich überquerten nun David und seine Begleiter den Fluß und suchten Unterschlupf in Mahanajim. Nachdem er nach Jerusalem zurückgekehrt war, beging Ahitofel, gebrochen, weil sein Ratschlag von Absalom verworfen worden war, in seinem Heimatort Selbstmord, indem er sich selbst erhängte.



2Sam 17,24-29


Wahrscheinlich entschied sich David, nach Mahanajim zu gehen, weil es befestigt war und zum anderen auch unter Isch-Boschet als Hauptstadt von Israel gedient hatte ( 2Sam 2,8 ). Es konnte sehr gut sein, daß es dort noch einen Rest von Wohlwollen David gegenüber gegeben hatte, und zwar aufgrund von Davids früheren Wohltaten an Sauls Familie, besonders an Mefi-Boschet ( 2Sam 9,10-13 ). Während er dort war, wurden seine spärlichen Lebensmittelvorräte und seine schlechte Versorgung von Schobi, dem Sohn Nahaschs (und Bruder des Hanun, 2Sam 10,1 ), Machir aus Lo-Dabar (vgl. den Kommentar zu 2Sam 9,4 ) und Barsillai aus Roglim , 40 km nördlich von Mahanajim, aufgefüllt. Sie brachten solche nötigen Dinge wie Betten, Becken, Töpfe und ausreichend Lebensmittel wie Weizen und Gerste, Mehl und geröstete Körner, Bohnen und Linsen, Honig, Butter und Schafund Kuhkäse. Diese drei Männer waren David gegenüber tributpflichtige Häuptlinge, die mit ihm durch Treue und Loyalität verbunden waren. (Barsillai war alt und wohlhabend, 2Sam 19,33 .) Außerdem mag es sein, daß sie es vorzogen, ihr Los mit David, einer bekannten Größe, zu teilen, anstatt mit Absalom, einer unbekannten.

 

4. Absaloms Niederlage und Tod
( 18,1 - 19,1 )


2Sam 18,1-5


David lebte nun in Sicherheit und mit aufgefüllten Vorräten und ergriff alsbald Maßnahmen, seine Truppen zu reorganisieren und sie für die unvermeidbare Auseinandersetzung mit Absalom vorzubereiten. Ein Drittel seiner Truppen wies er Joab zu, ein Drittel Abischai, Joabs Bruder, und ein Drittel Ittai. David entschied, daß er die Schlacht selbst leiten wolle, aber seine Gefährten rieten ihm ab. Er sei so viel wert wie 10 000 von ihnen, sagten sie. Wenn die Hälfte von ihnen sterben würde, würde alles weitergehen. Wenn er aber sterben würde, wäre die ganze Sache verloren. Widerstrebend stimmte David zu, zurückzubleiben, wies aber seine Offiziere an, Absalom im Kampf zu verschonen.



2Sam 18,6-18


Der Kampf erfolgte schon bald im Wald von Ephraim , einer einsamen Gegend in der Nähe von Mahanajim (vgl. 2Sam 17,24.27 ), die ansonsten unbekannt ist. So schrecklich auch Absaloms Verluste durch die Schwerter von Davids Helden waren ( 2Sam 18,7 ), waren doch die Verluste aufgrund des unwirtlichen Geländes noch größer (V. 8 ). Absalom selbst ritt in dem rasenden Versuch, auf seinem Maultier zu entfliehen, nahe an einer großen Eiche vorbei und verfing sich dabei in ihren Zweigen. Er war mitten in der Luft aufgehängt. Ein Soldat Davids fand ihn in dieser mißlichen Lage, aber weil David seinen Männern befohlen hatte, Absalom nicht zu erschlagen, verzichtete er darauf, ihm irgend etwas anzutun. Blutdurstig wie immer, war Joab jedoch nicht so zurückhaltend und stieß Absalom drei Speere ins Herz . Sogleich stießen zehn aus seinem Gefolge auf ihn ein, um sicherzustellen, daß er tot sei. Schon zu Lebzeiten hatte Absalom seinem eigenen Namen im Königstal (traditionell das Kidrontal, unmittelbar östlich von Jerusalem) ein Denkmal errichtet ( eine Säule mit dem Namen Absaloms Monument ), weil er keinen Sohn hatte, der seinen Namen weitertrug. Joab begrub ihn in einer Grube im Wald und häufte zur Erinnerung einen Steinhaufen darüber auf.



2Sam 18,19-23


Als Ahimaaz , Davids Kurier (vgl. 2Sam 15,36; 2Sam 17,17 ), ankündigte, daß er losgehen wolle, um die Kunde vom Sieg des Heeres zu David zu tragen, verbot Joab ihm, dies zu tun, angeblich, um den König vor einer unnötig frühen Trauer über den Tod seines Sohnes zu bewahren. Joab mag ebenso auf das Wohlergehen des jungen Botens bedacht gewesen sein, da es sein konnte, daß der Überbringer einer so schlechten Nachricht nicht freundlich empfangen würde. Statt dessen entsandte Joab einen unbekannten Kuschiter (ein Äthiopier), der David offensichtlich bekannt war. Er wurde entweder als einer angesehen, der über das Bescheid wußte, was mit Absalom geschehen war (vgl. 2Sam 18,29 ), oder er war besser geeignet. Ahimaaz ließ sich jedoch nicht abwimmeln, bis er schließlich doch die Erlaubnis erhielt zu gehen. Indem er eine Abkürzung nahm, überholte er den Kuschiter.



2Sam 18,24-19,1


Beide Läufer wurden schon von weitem gesehen, und als David hörte, daß der nähere Ahimaaz war, nahm er an, daß die Botschaft, die er übermitteln würde, gut sei, weil Ahimaaz selbst auch gut war. Aber diese Annahme war falsch, denn als Ahimaaz schließlich in der Lage war, seine Botschaft auszurichten, konnte er nur in allgemeinen Formulierungen vom Sieg über Absalom sprechen. Die Details blieben dem Kuschiter übrig, der bald ankam und dem König die schreckliche Nachricht mitteilte, daß Absalom und seine Verbündeten tot seien. Erschüttert zog sich der König in ein oberes Zimmer zurück, wo er in nicht nachlassender Trauer sein Herz vor Gott ausschüttete. Die Tiefe seiner Liebe zu seinem rebellierenden Sohn wurde in seiner Klage zum Ausdruck gebracht: Wenn doch ich anstatt seiner gestorben wäre . Zwei von Davids Söhnen, Amnon ( 2Sam 13,28-29 ) und Absalom ( 2Sam 18,5 ), starben eines gewaltsamen Todes als Folge von Davids Sünde ( 2Sam 12,10 ).



F. Davids Rückkehr zur Macht
( 19,2 - 20,26 )


1. Vorbereitung der Rückkehr
( 19,2 - 44 )


2Sam 19,2-4


Was für David eigentlich eine triumphale Freude werden sollte, wurde ein Tag unendlichen Kummers. Seine gute Stimmung nach der Rückeroberung seines Königreichs wurde durch seine Verzweiflung über den Verlust seines Sohnes jäh unterbrochen. Die Soldaten Davids waren so verdrossen, daß sie aus Mahanajim auszogen, als ob sie nicht die Gewinner, sondern die Verlierer wären.



2Sam 19,5-9 a


Joab, der schon vor der Frustration über das, was er als richtig zu tun empfunden hatte, gewußt hatte, daß sich der König nun gegen ihn wenden würde (vgl. 2Sam 3,27-39; 14,28-33 ), begegnete David und rügte ihn für seine Unsensibilität gegenüber seinen Beamten und seinem Volk. Es scheine, wie Joab sagte, daß David zufriedener sein würde, wenn Absalom lebte und alle anderen tot wären . Um den letzten Rest Moral zu retten, drängte Joab David dazu, vor den Truppen zu erscheinen und ihnen zu versichern, daß er ihren selbstlosen Dienst für ihn zu würdigen wisse.


2Sam 19,9-14 (2Sam 19,9b-14)


Die Überreste der Armee Absaloms, die sich in einer gewissen Verlegenheit befanden, hatten sich zusammen mit dem Rest Israels auf den Heimweg gemacht. Sie hatten sich hinter Absalom gesammelt, aber jetzt war er tot. Überdies hatte David in der Vergangenheit für eine wirkliche Führung gesorgt. Warum also brachten die Ältesten nicht den König zurück? David spürte die Unentschlossenheit der örtlichen Beamten und sandte daher die Priester Zadok und Abjatar zu ihnen, um zu fragen, warum sie so zögerten, David wieder einzusetzen, wenn es doch klar sei, daß das Volk es so wolle und dazu bereit sei. Zweifellos, um sich besonders seiner Unterstützung durch Juda abzusichern, beauftragte David die Priester, Amasa, seinem Neffen (vgl. 2Sam 17,25; 1Chr 2,17 ), zu versprechen, daß er Joab als Befehlshaber über die Armee ablösen würde ( 2Sam 19,14 ). Joab war auch Davids Neffe, allerdings durch eine andere Halbschwester ( 1Chr 2,16 ), und war in Davids Augen nun wegen seiner offenen Meinungsverschiedenheiten über die politischen Vorstellungen Davids vollkommen unmöglich geworden.



2Sam 19,15-24


Die Sendung Zadoks und Abjatars war erfolgreich. Einstimmig ( als ob sie ein Mann wären ) lud das Volk Judas David nicht nur zur Rückkehr ein, um über sie zu herrschen, sondern sie schickten auch eine Delegation zum Jordan, um ihn zu treffen und ihm bei der Überquerung des Flusses zu helfen. Zu dieser Delegation gehörte Schimi (V. 17 ), der David auf seinem Weg ins Exil verflucht hatte, und Ziba ( 2Sam 19,18 ), Mefi-Boschets Diener, der David unterwegs erfrischt hatte ( 2Sam 16,1-4 ). Schimi war sich darüber im klaren, in welcher Gefahr er sich jetzt durch die Wiedereinsetzung Davids befand, und warf sich vor dem König nieder und suchte seine Vergebung, eine Gnade, die David trotz der Einwände Abischais gewährte ( 2Sam 19,22-24; vgl. aber Davids letzte Anweisung an Salomo, 1Kö 2,8-9 ). Die große Zahl an Benjaminitern , die Schimi begleiteten ( 2Sam 19,18 ) und die von ihm (V. 21 ) als Teile des ganzen Hauses Josef (Israel) identifiziert wurden, zeigt die ersten Schritte, die vom Stamm Benjamin unternommen wurden, um sich mit Juda zu verbinden.



2Sam 19,25-31


Als nächster kam Mefi-Boschet , der gegenüber David einwandte, Ziba habe über sein Motiv, in Jerusalem zu bleiben, als der König gezwungen wurde, es zu verlassen, gelogen. Sauls Enkel sagte, er habe nicht versucht, die Situation als Gelegenheit zu nutzen, um die Dynastie seines Großvaters wieder an die Macht zu bringen, wie es Ziba berichtet hatte (vgl. 2Sam 16,3 ). Ob das wahr war oder nicht, ist letztlich nicht zu klären, aber David wurde schließlich von Mefi-Boschet doch überzeugt und stimmte zu, wenigstens die Hälfte des Landbesitzes, den er ihm fortzunehmen gedroht hatte, zurückzugeben ( 2Sam 19,30; vgl. 16, 4).

 

2Sam 19,32-39


Dann zeigte sich der Gileaditer Barsillai dem König, der David mit Vorräten versorgt hatte, als er in das Transjordanland gezogen war ( 2Sam 17,27-29 ). David war dem 80 jährigen für all seine Güte sehr dankbar und drängte ihn, nach Jerusalem zu kommen und seine Tage unter der Versorgung durch die Regierung zu Ende zu bringen. Barsillai protestierte, daß er für eine solche Reise zu alt sei, und zog es vor, in seinem eigenen Land zu sterben. Er bat allerdings darum, daß Kimham , wahrscheinlich sein Sohn, an seiner Stelle gehen dürfe und auch ebenso behandelt werden würde. David war mehr als froh darüber, dies tun zu können.



2Sam 19,40-44


Endlich machten sich David und seine Gefolgschaft auf, um den Jordan zu überqueren. Sie erreichten Gilgal , wo sie von einer Menge von Bürgern aus Juda und Israel begrüßt wurden. Die letzteren ärgerten sich darüber, daß die Judäer David als einen der ihrigen unter Ausschluß anderer Stämme bejubelten (V. 42 ). Als die Judäer antworteten, daß David Teil ihres eigenen Fleisches sei (V. 43 ), war die israelitische Gegenantwort, daß es 10 Stämme von ihnen gebe und daß daher ihr Anteil viel gewichtiger sei. Außerdem, sagten sie, seien sie die ersten gewesen, die auf Davids Rückkehr, um über das Volk zu herrschen, beharrt hatten (V. 44 ), ein Anspruch, für den es nebenbei gesagt offensichtlich eine Grundlage in dieser Erzählung gibt (V. 9 - 10 ). Das Argument offenbart die Unbeständigkeit der Leute, die zuerst der Rebellion Absaloms zugestimmt, sie unter Umständen sogar noch aktiv unterstützt hatten, und jetzt laut behaupteten, die ersten bei der Begrüßung Davids gewesen zu sein. Aber es zeigt auch die Tiefe der Trennung, die sich zwischen Israel und Juda entwickelt hatte, eine Kluft, die schließlich zwei verschiedene Königreiche hervorbringen sollte.



2. Wiederherstellung der Autorität
( 2Sam 20 )


2Sam 20,1-3


Die Meinungsverschiedenheit zwischen der israelitischen und der judäischen Delegation wurde in Gilgal so heiß, daß ein Benjaminiter mit dem Namen Scheba eine revolutionäre Bewegung gegen David ausrief und die Israeliten dazu veranlaßte, den König zu verlassen. David und die Judäer setzten daraufhin ihre Heimreise nach Jerusalem allein fort. Dort angekommen, brachte David seine königlichen Ansprüche wieder zur Geltung, indem er unter anderem seinen Harem wieder sammelte (vgl. 2Sam 15,16 ). Er sorgte für sie , hielt sich aber sexuell von ihnen fern, weil sie von seinem Sohn Absalom übernommen worden waren ( 2Sam 16,21-22 ).



2Sam 20,4-10


Die erste Angelegenheit war dringend. Es war David klar, daß er die von Scheba in Gilgal initiierte Gegenregierung überwinden mußte. Daher beauftragte er Amasa, seinen neuen Befehlshaber ( 2Sam 19,14 ), die Armee Judas innerhalb von drei Tagen wieder zu organisieren, so daß Scheba zur Besinnung gebracht werden könnte. Als Amasa dazu in der angegebenen Zeit nicht fähig war, nahm Abisai auf Davids Befehl dessen eigene, persönliche Elitetruppen (vgl. 2Sam 18,2 ) und brach nach Norden auf ( 2Sam 20,7 ). Unterwegs trafen sie bei Gibeon , ungefähr 8 km nördlich von Jerusalem, Amasa. Joab war anwesend, obwohl er degradiert und durch Amasa ersetzt worden war. Amasa eine warme Begrüßung vorspielend, tötete Joab ihn mit seinem Dolch. So übte er für den Verlust seiner Position Rache. Wirklich abscheulich an der Sache ist, daß Joab und Amasa Vettern waren, Söhne zweier Halbschwestern Davids ( 1Chr 2,16-17 ). Hier wurde wieder die Prophetie Nathans wahr: "... so soll von deinem Haus das Schwert nimmermehr lassen" ( 2Sam 12,10 ).

 

2Sam 20,11-22


Joab übernahm sofort das Kommando, als sei nichts geschehen. Die Truppen hielten auf der Straße an, um den Leichnam Amasas zu betrachten. Daher schleppte Joab Amasas Körper herzlos zu einem Feld und legte ein Kleidungsstück über ihn, ohne sich damit zu befassen, ihn zu beerdigen. Joab sammelte die Verstärkung zusammen und marschierte durch das Gebiet der Bichniter (eine unbekannte Gegend) weiter nach Norden bis Abel-Bet-Maacha ( 2Sam 6,5 km westlich von Dan und nördlich des Sees Kinneret). Dort fand er Scheba, der sich sicher hinter der Stadtmauer niedergelassen hatte und offensichtlich gut auf eine lange Belagerung vorbereitet war. Während er versuchte, die Mauern niederzureißen, traf Joab auf eine weise Frau aus der Stadt , die ihm über die Mauer hinweg mitteilte, daß sie ihn zu sprechen wünsche. Sie erzählte Joab von ihrem eigenen Ruf als Weisheitslieferantin (V. 18 ) und fragte dann, warum er ihre Stadt zerstöre, die Israel gegenüber immer loyal gewesen war. Die Stadt war als eine Mutter in Israel bekannt.

Darauf antwortete Joab, daß er nicht die Stadt an sich angreife, sondern nur Scheba, den Rebellen, wolle, der sich erdreistet hatte, Israel von seinem König wegzuziehen. Wenn sie dabei helfen würde, Scheba an ihn auszuliefern, würde er diese Belagerung beenden. Bald darauf wurde der Kopf Schebas über die Mauer zu Joab hinausgeworfen. In seiner Aufgabe erfolgreich, beendete Joab die Belagerung und kehrte nach Jerusalem zurück.



2Sam 20,23-26


Offensichtlich tolerierte David Joabs Meuchelmord an Amasa, weil dieser in der Liste der königlichen Beauftragten Davids erscheint. Joab war über die ganze Armee Israels gesetzt. Benaja, der Sohn Jojadas, war der Führer der Spezialtruppen Davids, der Kreter und Pleter (vgl. den Kommentar zu 2Sam 8,15-18 ). Benaja ersetzte Joab wahrscheinlich zu Beginn der Regierung Salomos ( 1Kö 2,35; 4,4 ). Hadoram war für einberufene Arbeitstruppen verantwortlich, eine Stellung, die er unter der Regierung Salomos behielt. (In 1Kö 4,6 und 1Kö 5,14 steht im Hebr. " Hadoniram ", eine längere Form für diesen Namen). Joschafat war der Berichterstatter (oder Chronist bzw. Kanzler). Schewa war offizieller Schreiber und offensichtlich Nachfolger für Seraja ( 2Sam 8,17 ). Zadok und Abjatar blieben Hohepriester. Schließlich war Ira, der Jariter, Davids spezieller Minister, der in dieser Eigenschaft die eigenen Söhne des Königs ersetzte (vgl. zu der Bedeutung von KOhEn in 2Sam 20,26 ,das üblicherweise mit "Priester" wiedergegeben wird, den Kommentar zu 2Sam 8,18 ).



G. Das Blutbad unter Sauls Söhnen und deren Bestattung
( 2Sam 21 )


2Sam 21,1-8


Zu irgendeinem Zeitpunkt der Regierung Davids, wahrscheinlich gegen Ende, wurde Israel von einer dreijährigen Dürre heimgesucht. Als David sich beim Herrn nach dem Grund dafür erkundigte, offenbarte ihm dieser, daß die Dürre als Bestrafung für Sauls Verletzung des Bundes mit den Gibeonitern , der damals in den Tagen Josuas geschlossen worden war ( Jos 9,15-21 ), gekommen sei. Zu der Zeit hatte Israel unter Josuas Führung gerade Jericho und Ai vernichtet und war dabei, das Bündnis der Amoriter im kanaanäischen Bergland anzugreifen. Die Menschen von Gibeon, die in der direkten Marschroute der Eroberung Josuas lagen, taten so, als seien sie entfernte Fremde und entgingen so der Vernichtung. Überdies brachten sie Josua dazu, einen Bund mit ihnen zu schließen, wodurch sie für immer Israel in niedrigen Aufgaben dienen würden, aber niemals verletzt werden durften. Obwohl dieser Bund durch Betrug erreicht worden war, wurde seine bindende Natur sowohl von den Israeliten als auch von den Gibeonitern anerkannt.

Saul hatte bei einer Tat, die im biblischen Bericht nicht verzeichnet ist, einige Gibeoniter während seiner Amtszeit erschlagen ( 2Sam 21,1 ). Als David erfuhr, daß die Hungersnot über Israel als eine Bestrafung für diese Bundesverletzung gekommen war, fragte er die gibeonitischen Führer, was er für sie tun solle. Sie antworteten, indem sie jedes Interesse an Silber oder Gold verneinten. Sie könnten auch nicht, sagten sie, als Israels Vasallen die Rache in die eigene Hand nehmen. Trotzdem baten sie darum, daß ihnen sieben ... männliche Nachkommen Sauls übergeben werden sollten , so daß sie die uralte Praxis des lex talionis - Auge für Auge, Zahn für Zahn und Leben für Leben ( 2Mo 21,23-25 ) - ausüben konnten.

David erkannte die Angemessenheit ihrer Bitte an, aber er mußte dies auch mit dem Schwur, den er Jonatan gegeben hatte, daß er nämlich seinen Samen für immer schützen würde ( 1Sam 20,15-16 ), in Einklang bringen. So verschonte David Mefi-Boschet , Jonatans Sohn, sonderte aber andere Nachkommen Sauls für die Hinrichtung aus. Darin eingeschlossen waren Armoni und ein anderer Mefi-Boschet , Söhne von Sauls Konkubine Rizpa (vgl. 2Sam 3,7 ). Die anderen fünf waren alle Söhne von Merab , Sauls Tochter, von ihrem Ehemann AdriÙl (vgl. 1Sam 18,19 ). (Viele hebräische Handschriften haben "Michal"; diese Lesart setzt allerdings 2Sam 21,8 in Gegensatz zu der Feststellung in 2Sam 6,23 ,daß Michal kinderlos starb. Wahrscheinlich ist es daher korrekt, den beiden hebräischen Handschriften und einigen anderen Handschriften zu folgen, die "Merab" haben.)


2Sam 21,9-10


Diese sieben Söhne und Enkel Sauls wurden öffentlich von den Gibeonitern zu Beginn der Gerstenernte, gleich im Frühling, hingerichtet (vgl. die Darstellung "Der Kalender in Israel" zu 2Mo 12,2 ). Als ihre Körper am Ort ihrer Bloßstellung aufgehängt wurden, weigerte sich Rizpa , die Mutter der beiden ersteren (V. 8 ), sie herabzunehmen und zu begraben. Sie trauerte um sie in großem Schmerz auf einem Felsen, bis der die Trockenheit beendende Regen kam. Der Grund für ihr Verhalten ist nicht ganz klar, es sei denn, daß sie die Rache der Gibeoniter zur gleichen Zeit für die Rache Gottes an dem Land um Sauls willen hielt. Die Tatsache, daß die Körper blieben, wo sie waren, bis es regnete, läßt darauf schließen, daß Gottes Fluch auf dem Land gelegen hatte und nun auf den hingerichteten Söhnen Sauls blieb, denn: "... ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott" ( 5Mo 21,23 ). Das Kommen des Regens bedeutete, daß der Fluch zu Ende war und daß die Leichen abgenommen und beerdigt werden konnten. Obwohl im Gesetz steht, daß ein Körper, der am Baum gehangen hat, bei Sonnenuntergang entfernt werden muß, dürfte sich das auf eine Bestrafung eines einzelnen für sein persönliches Verbrechen beziehen. Dieser Fall hatte nichts mit irgendeinem anderen persönlichen Mord zu tun, sondern vielmehr mit der Verletzung eines Bundes, weswegen schließlich über das ganze Volk Gottes Mißfallen hereinbrach, was öffentliche und ausgedehnte Rache nach sich zog.



2Sam 21,11-14


Als David die Hingabe Rizpas sah, mit der sie die Körper ihrer Söhne vor den aasfressenden Vögeln und wilden Tieren schützte, fühlte er sich an die peinliche Zurschaustellung der Körper Sauls und seines Sohnes Jonatans an den Mauern von Bet-Schean erinnert, an welche die Philister sie nach der Schlacht von Gilboa gehängt hatten ( 1Sam 31,11-13 ). Obwohl das Volk von Jabesch in Gilead die Körper zur Beerdigung weggebracht hatte, wurden die sterblichen Überreste weit entfernt von Gibea, der Heimat der Familie Sauls, begraben. David beschloß, ihre Knochen aus Jabesch in Gilead zurückbringen zu lassen und sie im Grab von Sauls Vater Kisch bei Zela in Benjamin zu begraben. Nachdem dies geschehen war, antwortete Gott wieder auf Gebete für das Volk.



2Sam 21,15-22


Das Kapitel schließt mit einem letzten Wort über Davids Feindschaft gegenüber den Philistern. David war nicht mehr der robuste, junge Krieger vergangener Tage, sondern alt und schwach geworden. Ein philistischer Riese, Ischbi-Benob , bedrohte David mit einem Speer (mit einer Angriffsspitze, die 300 Lot oder ungefähr 2Sam 3,5 kg wog) und mit einer neuen Rüstung (im Hebr. heißt es in V. 16 wörtlich: "mit einem neuen Ding bewaffnet", ohne speziell die Waffenart zu nennen) und versuchte, ihn zu töten. Gerade in diesem Moment kam Abischai David zu Hilfe und tötete den Riesen. Davids Krieger rieten ihm, sich niemals wieder auf das Schlachtfeld zu begeben. Sein Tod würde das Ende seiner Herrschaft bedeuten, eine Tragödie, die mit dem Verlöschen der Erleuchtung Israels ( der Lampe Israels ) gleichbedeutend wäre, weil in und durch David Gottes Bundessegnungen vollendet werden sollten ( 1Kö 11,36; 15,4; 2Kö 8,19 ).

Andere Begegnungen mit den Philistern bei Gob und Gat folgten der einen, von der eben berichtet wurde. Bei Gob (in 1Chr 20,4 Geser) erschlug Sibbechai , ein heroischer Israelit, Saf , einen anderen philistischen Riesen ( Rafa [Luther: Riesen] kommt von "Refaïm", einem Stamm von Riesen; vgl. 2Sam 21,16 ).

Wiederum in Gob fällte Elhanan den Riesen Goliat . Weil Elhanan aus Bethlehem stammte, glauben einige Ausleger, daß es David war, der hier mit einem anderen Namen genannt wird, und daß dieser Abschnitt Davids vorangegangene kühne Tat rekapituliert. Es fehlt jedoch an Beweisen, daß Elhanan mit David identisch ist. Tatsache ist, daß die beiden Berichte in Vers 18 - 22 und in 1Chr 20,4-8 der Niederlage Goliats durch David nach vielen Jahren folgen. Der Chronist stellt tatsächlich fest, daß der Riese, der von Elhanan getötet worden war, Goliats Bruder Lachmi ( 1Chr 20,5 ) war. Die Lösung des Problems könnte auch sein, daß zwei Philister Goliat hießen, von denen einer von David und der andere von Elhanan getötet wurde. Vielleicht ist die Version des Chronisten ein Versuch, die Verwirrung, die durch zwei Riesen mit dem gleichen Namen entstanden war, zu lösen.

Ein Riese ( ein Nachkomme von Rafa ; vgl. 2Sam 21,16.18 ), der sechs Finger an jeder Hand und sechs Zehen an jedem Fuß hatte, wurde in einen Konflikt in Gat verwickelt. Die genetischen Anlagen, die Riesen hervorbringen, müssen auch die Ursache dieser Anomalien gewesen sein. Er wurde von Davids Neffen Jonatan, der natürlich nach Davids totem Freund benannt worden war, erschlagen. Mit dem Tod dieses Riesen kam der Schrecken, den die philistischen Riesen verbreitet hatten, zum Ende.



IV. Davids letzte Jahre
( 2Sam 22-24 )


A. Das Lied Davids
( 2Sam 22 )


1. Lobpreis des Herrn
( 22,1 - 4 )


2Sam 22,1


Diese Komposition, die zwischen den Bericht über Davids Philisterkriege ( 2Sam 21,15-22 ) und seine Heldenliste ( 2Sam 23,8-39 ) gesetzt ist, ist ein Gedicht, das die Fürsorge Gottes in der Rettung von allen Feinden Davids feiert (vgl. V. 4 ). Mit fast identischen Worten findet es sich in Ps 18 wieder, einem Stück, das vom literarischen Standpunkt aus allgemein als eine königliche Dankeshymne eingestuft wird.


2Sam 22,2-4


In einer Art, die für diese literarische Form charakteristisch ist, erkennt der Psalmist David zuerst die Größe und den Ruhm des Herrn in einer Reihe von Bezeichnungen an - Fels ... Festung ... Befreier ... Schild ... Berg ... Heil (vgl. den Kommentar zu 1Sam 2,1 ), Burg ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10 ), Zuflucht und Retter . Alle kühnen Taten Gottes in der Vergangenheit und die Verheißungen für die Zukunft sind in dem begründet, wer er ist. Diese Beschreibungen des Herrn sind besonders passend im Licht des Rahmens dieses Liedes mit Flucht, Konflikt und Sieg.



2. Die Taten des Herrn
( 22,5-20 )


2Sam 22,5-20


David war für die Geschichte und für Gottes vorausschauende Anordnung ihrer Einzelheiten ziemlich aufgeschlossen. Er sah dies unter Berücksichtigung seiner eigenen seltsamen Umstände (V. 5-7 ), die er hyperbolisch mit "ein dem Tod verwandtes Sein" beschreibt. Die Gefahr war so zum Verzweifeln gewesen, daß der Tod drohte. Es war nur die Gnade Gottes in Antwort auf sein Gebet, die David vom Himmel ( seinem Tempel ) die Rettung brachte.

Gottes rettende Absichten konzentrierten sich auf ihn, und von ihm aus reichten die Taten des Herrn beinah konzentrisch bis auf die ganze Erde (V. 8 - 9 ). David zeigte wahrscheinlich im Hinblick auf die sich ausbreitenden heidnischen Schöpfungsmythen, daß es der Herr ist, der die Welt beherrscht. In seinem Ärger erschütterte er den ganzen Kosmos als einen Ausdruck seiner Sorge um David.

Aber die Souveränität Gottes geht noch weiter. Er ist auch der Herr der Himmel (V. 10 - 16 ). Obwohl Baal, der kanaanitische Gott, von seinen Anbetern als "der Wolkenreiter" bekannt war, ist es Jahwe, der in den Himmeln thront und der die ganze Schöpfung in seinen Dienst zwingt. Mit Blitz und einer Stimme wie Donner schrie er gegen seine (und Davids) Feinde und jagte ihnen Entsetzen ein. Der Gott der Schöpfung ordnet die Schöpfung sozusagen um Davids willen neu.

Daß David sich auf Gottes mächtige Taten nicht als einen Ausdruck seiner Rolle als Schöpfer schlechthin, sondern als des Einen, der mächtig ist zu retten, bezieht (V. 8-16 ), wird aus dem Schluß dieses Abschnittes deutlich (V. 17-20 ): Weil er das Objekt der Barmherzigkeit und Gnade Gottes war, hatte Gott ihn aus der Hand seiner Feinde befreit. Gottes Befreiung wird mit verschiedenen Verben ausgedrückt: (a) er erreichte mich , (b) nahm mich , (c) zog mich heraus , (d) errettete mich und (e) führte mich heraus (V. 17-20 ).

 

 



3. Die Gerechtigkeit des Herrn
( 22,21 - 30 )


2Sam 22,21-30


Davids Befreiung durch Gott war von seinen Segnungen gefolgt; göttlichen Belohnungen, die Davids eigener Gerechtigkeit angemessen waren. David ging nicht davon aus, daß Taten für das Heil notwendig sind, was hier auch gar nicht das Problem ist. Er sagte allerdings, daß die Wohltaten Gottes in diesem Leben oftmals durch vertrauenvolles Beharren in der Gottesfurcht erlangt werden. Er hielt Gottes Wege (V. 22 ), Gesetz (V. 23 ) und Gebote (V. 23 ) und enthielt sich der Ungerechtigkeit (V. 24 ; vgl. V. 21.25 ). Deswegen erhörte ihn Gott (V. 25 ) und erwies ihm Barmherzigkeit, wie er es bei allen Menschen macht, die aufrichtig sind ( vertrauensvoll ... untadelig ... rein ... demütig ; V. 26 - 28 ). Die schlechten Menschen können auf der anderen Seite wegen ihres Stolzes nicht mit seiner Gnade rechnen (V. 28 b). Mit Gott, der wie eine Lampe Licht gibt (V. 29 ), ist ein gerechter Mensch unbesiegbar. Er kann Barrikaden durchbrechen (und Kriegsvolk) oder die höchsten Mauern überspringen (V. 30 ).



4. Die Herrlichkeit des Herrn
( 22,31 - 51 )


2Sam 22,31-51


Im letzten Teil des Psalms wandte sich David noch einmal den Eigenschaften des Herrn zu, aber er faßte sie jetzt zu speziellen Wegen zusammen, auf denen Gott um seinetwillen gehandelt hatte und handeln würde. Zuerst wird Gott als ein Starker (V. 31 - 35 ), als einer, der ein Schild, ein Fels, eine Stärke ist (wörtl.: "starke Zuflucht" oder "Festung") und als einer, der seinen Dienern Schnelligkeit und Kraft gibt, beschrieben. Er ist auch ein Schild (V. 36 ) und schützt vor dem Ausrutschen und Fallen (V. 26 - 37 ). Außerdem ist er einer, der Feinde unterwirft (V. 38 - 41 ). Durch den Herrn war David in der Lage, seine Feinde zu verfolgen und zu vernichten, so daß sie sich nicht wieder erheben konnten.

Der Herr ist auch eine Stütze (V. 42 - 46 ). Davids Feinde schrien nach Gott, aber er würde ihnen nicht antworten (V. 42 ). Statt dessen ließ er es zu, daß David sie zerschmetterte (V. 43 ) und ebenso über sie herrschte wie über sein eigenes Volk (V. 44 - 46 ).

Schließlich sagte David, daß der Herr sein Retter sei (V. 47 - 51 ). Obwohl seine Feinde ihn umzingelt hatten und dabei waren, ihn zu vernichten, führte der Herr ihn im Triumph heraus. Das führte dazu, daß David ihn pries (V. 50 ) und anerkannte, daß alle Wohltaten Gottes aus der Vergangenheit Zeichen für die David und seinen Nachkommen versprochenen Segnungen waren; Segnungen, die ewig fortdauern würden.



B. Davids Helden
( 2Sam 23 )


2Sam 23,1-7


Die Liste der mächtigen Männer Davids wird von einem kurzen Gedicht eingeleitet (V. 1 b - 2-7 ), das den Titel: Die letzten Worte Davids hat. In der ersten Strophe (V. 1 ) identifiziert er sich selbst mit Isais Sohn ... der Mann, der vom Höchsten erhöht worden ist, der Mann, der vom Gott Jakobs gesalbt worden ist, und der Liedsänger Israels . Es findet sich hier ein bemerkenswerter Fortschritt vom demütigen Sohn eines betlehemitischen Bürgers bis zum poetisch begabten König Israels, eine Entwicklung, die David seiner Erwählung und Salbung durch den Herrn zuschreibt.

Sein Bewußtsein, Gottes Instrument zu sein, geht klar aus der zweiten Strophe hervor (V. 2 - 4 ), in der er anerkennt, daß Gott zu ihm (V. 3 ) und durch ihn zum Volk gesprochen hat (V. 2 ), während er ihn in die Lage versetzte, gerecht in ehrerbietiger Gottesfurcht zu regieren. Er sagte, daß ein König, der als Diener Gottes regiert, wie der Glanz der Sonne an einem wolkenlosen Morgen und wie ein klarer Tag nach Regen ist.

In der dritten Strophe (V. 5 - 7 ) konzentriert sich David ganz auf den davidischen Bund, durch den ihn Gott erwählt und gesegnet hatte. Gott hatte mit ihm und seiner Dynastie ( mein Haus ) eine immerwährende Vereinbarung getroffen, einen Bund, der sein letztliches Wohlergehen (vgl. 2Sam 7,8-16 ) garantierte. Im Gegensatz dazu würden böse Menschen, wie Dornen, ausgesondert, um dann vom Gericht Gottes vernichtet zu werden (vgl. Mt 13,30.41 ).

2Sam 23,8-39


Davids Heldengalerie bestand aus 37 Männern (V. 39 ), die sich durch mächtige Taten im Dienst für Gott und Israel ausgezeichnet hatten und die wahrscheinlich seine Elitetruppen repräsentierten. Diese Liste besteht aus drei Hauptmännern (V. 8 - 17 ), zwei anderen im zweiten Rang (V. 18 - 23 ) und 32 Männern in der längsten Liste (V. 24 - 39 ; die Darstellung "Davids Helden"). Bezeichnenderweise ist die Erwähnung Joabs unterblieben. Zwei seiner Brüder - Abischai und AsaÙl - sind verzeichnet worden (V. 18.24 ). Aber weder der Autor von Samuel noch der der Chronikbücher haben es für notwendig befunden, Joab in die Liste aufzunehmen, vielleicht deswegen, weil er ja während des größten Teils der Regierungszeit Davids Befehlshaber über die gesamte Armee war ( 2Sam 20,23 ).

Obwohl sich die Schreibweise einiger Namen von der entsprechenden Liste in 1Chr 11,11-47 unterscheidet, können die Namen doch als identisch betrachtet werden. 1Chr fügt allerdings nach den 37 Namen, die sich auch in 2Sam befinden, noch einige weitere hinzu. Vielleicht waren dies Männer aus niedrigeren Positionen als diejenigen, die in Samuel verzeichnet sind; vielleicht ersetzten sie aber auch andere (bereits aufgeführte), die im Krieg gefallen waren.

Die ersten drei waren (a) Jischbaal, ein Hachmoniter , der 800 Männer ... in einer Schlacht erschlagen hatte ( 2Sam 23,8; zu den "300" in 1Chr 11,11 vgl. den Kommentar dort); (b) Eleasar, der Sohn des Ahoachiters Dodos , der die Philister ( 2Sam 23,9-10 ) bei PasDammim ( 1Chr 11,13; vgl. Efes-Dammim in 1Sam 17,1 ) schlug; und (c) Schamma, der Sohn Ages aus Harar , der einen großen Sieg über die Philister errang ( 2Sam 23,11-12 ).

Diese drei stellten ihren Mut ebenfalls unter Beweis, als sie für David Wasser aus Bethlehem holten , während er im Sommer ( Erntezeit ) von den Philistern bei Adullam belagert wurde (V. 13 - 15 ; vgl. 1Sam 22,1 ). David war von ihrer besonderen Tapferkeit so angerührt, daß er sich weigerte, das Wasser zu trinken und es statt dessen als Opfer für den HERRN ausgoß ( 2Sam 23,16-17 ). Die meisten Ausleger bestreiten, daß es sich bei diesen dreien um die handelt, deren Namen eben genannt worden sind, weil das Wort "drei" im hebräischen Text in Vers 13 keinen direkten Artikel hat. Auf der anderen Seite läßt Vers 17 darauf schließen, daß alles Vorangegangene von diesen dreien getan worden ist, und dieses Mal wird der Artikel gebraucht.

Zur zweiten Reihe gehörten Abischai ... der Sohn Zerujas (und Neffe Davids, 1Chr 2,15-16 ), der der Chef der zweiten Drei war, die nicht so hochgeschätzt wie die ersten drei vorher genannten waren ( 2Sam 23,18-19; vgl. 1Sam 26,6-11; 2Sam 10,14; 21,16-17 ), und Benaja , der beachtliche Siege über Menschen und einen Löwen errungen hatte ( 2Sam 23,20-23; vgl. 2Sam 8,18; 1Kö 1,32.36.38; 2,35; 4,4 ).

Die längste Liste umfaßt 32 Männer. Eine solche Gruppe besteht normalerweise aus 30 Männern, kann aber auch ein paar mehr oder weniger haben und immer noch als "die 30", ein Ausdruck für eine kleine militärische Einheit, die im Hebräischen als haSS+loSIm ("die 30") bezeichnet wird, bekannt sein. Vielleicht waren auch zwei in der Schlacht gestorben (einschließlich des Hetiters Uria , 2Sam 11,14-17 ) und daher ersetzt worden.



C. Davids Sünde wegen der Volkszählung
( 2Sam 24 )


2Sam 24,1-3


Es ist unmöglich, die Zeit dieser Begebenheit allein aus 2Sam zu bestimmen, aber die parallele Stelle in 1Chr 21 setzt diese Begebenheit gerade vor die Anweisungen Davids an Salomo über den Bau des Tempels ( 1Chr 21,28-22,19 ). Die Volkszählung muß in der späten Regierungszeit Davids stattgefunden haben und ist vielleicht Teil des Plans der dynastischen Nachfolge in der Erwartung der Machtübernahme durch Salomo gewesen.

Aus nicht erwähnten Gründen war der HERR über Israel ärgerlich (das wieder von 2Sam 24,1 bezieht sich vielleicht auf 2Sam 21,1 ). Er brachte David dazu, die Durchführung einer Volkszählung anzuordnen. In 1Chr 21,1 wurde dies (wörtl.) einem "Satan" (oder Gegner) zugeschrieben. Dies ist kein Gegensatz, weil der Herr einfach dem Satan erlaubt hatte, David zu einer falschen Handlungsweise anzuregen, damit Israel bestraft und David etwas lernen würde. Dies ähnelt der Erlaubnis des Herrn Satan gegenüber, Hiob Kummer zu bereiten ( Hi 1,12; 2,6 ) und seiner Erlaubnis gegenüber einem bösen Geist, Saul zu quälen ( 1Sam 16,14; vgl. den Kommentar dort). Auf jeden Fall veranlaßte nicht der Herr selbst David dazu, Böses zu tun. "Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand" ( Jak 1,13 ).

Die Gründe für Davids Wunsch nach einer Volkszählung sind unklar, obwohl die Tatsache, daß er nur für den Militärdienst geeignete Männer zählen ließ ( 2Sam 24,2.9 ), darauf schließen läßt, daß er daran interessiert war, seine militärische Stärke zu bestimmen. Hierin liegt auch die Sünde - er tat dies wahrscheinlich, um mit seiner menschlichen Macht prahlen zu können. Dies läßt sich vielleicht auch aus der unangenehmen Frage Joabs schließen, warum die Volkszählung eigentlich durchgeführt werden sollte. Gott sei doch in der Lage, so sagte Joab, ihre Truppen in dem Maße zu vermehren, wie es notwendig sei, warum also fühlte David die Notwendigkeit, seine Stärke einzuschätzen?

 

2Sam 24,4-9


David setzte sich allerdings durch und schickte Volkszähler durch das ganze Reich. Sie begannen im Transjordanland, marschierten dann gegen den Uhrzeigersinn nördlich nach Dan Jaan (eine Variation zu Dan), dann westlich und südwestlich von Sidon und Tyrus durch die Ebenen und das Gebirge der kanaanitischen und hivitischen (horitischen) Bevölkerung und südlich nach Beerscheba . Schließlich erstatteten sie nach neun Monaten und 20 Tagen Bericht; es gab 800 000 kampffähige Männer in Israel und 500 000 in Juda (V. 9 ). Die Zahlen in 1Chr betragen 1 100 000 Männer in Israel und 470 000 in Juda, aber der Chronist schreibt, daß die Leviten und Benjaminiter dabei nicht mitgezählt wurden ( 1Chr 21,5-6 ). Der Ausgleich zwischen diesen Angaben liegt vielleicht in der Möglichkeit, daß 1 100 000 die gesamte Summe für Israel einschließlich des stehenden Heeres nennt, das aus 12 Einheiten mit je 24 000 Männern (288 000 in 1Chr 27,1-15 ) mit zusätzlich 12 000 speziell für Jerusalem abgestellten Männern und den Streitwagenstädten ( 2Chr 1,14 ) bestand. Zieht man diese 300 000 von den 1 100 000 ab, so erhält man die Anzahl von 800 000 aus 2Sam 24,9 .Der Chronist hat vielleicht auch das 30 000 Mann starke stehende Heer in Juda nicht mitberechnet ( 2Sam 6,1 ), wogegen diese Männer in Kapitel 24 eingeschlossen sind. Dies würde die Summe von 470 000 des Chronikbuches auf die 500 000 aus Samuel erhöhen. Dies ist nur eine mögliche Lösung des Problems, aber mit so wenigen Informationen über die Entstehung dieser Summen läßt sich nichts weiteres mit Sicherheit sagen.



2Sam 24,10-25


Nachdem David den Bericht erhalten hatte, bemerkte er seine Sünde des Stolzes und der Selbstzufriedenheit und bekannte diese Sünde (die er sehr töricht nannte) dem Herrn ( 1Chr 21,7 stellt besonders heraus, daß der Herr Israel bestraft hat, und weist so auf das Böse der Volkszählung hin). Dann schickte der Herr Gad, einen Propheten , mit einer Liste von drei Katastrophen zu David, aus denen er wählen konnte und mit denen der Herr sein Mißfallen und die Reinigung vom Bösen zeigen würde. Die Wahlmöglichkeiten waren drei Jahre der Hungersnot, drei Monate der Verfolgung durch Feinde oder drei Tage Pest ( 2Sam 24,13 ). (Obwohl im Hebr. von "sieben" Jahren der Hungersnot die Rede ist, dürfte 1Chr 21,12 den Text wahrscheinlich besser überliefert haben, das hier "drei" liest, wie es auch in den meisten Bibelübersetzungen steht.) David wählte die dritte Möglichkeit und stellte sich selbst der Barmherzigkeit Gottes anheim ( 2Sam 24,14 ).

Das Ergebnis war eine Plage, die 70 000 Menschen das Leben kostete. Als selbst Jerusalem angegriffen wurde, griff der HERR ein und befahl seinem zerstörenden Engel, davon abzulassen . Dann bekannte David seine eigene persönliche Sünde und drängte den Herrn, das unschuldige Volk zu verschonen. Um eine richtige Erneuerung und Sühne zu vollziehen, ordnete David den Bau eines Altars für den HERRN an . Gad sagte ihm, daß der Altar auf der Tenne Araunas , eines Jerusalemer Bürgers, gebaut werden müsse, weil es ja dort gewesen sei, wo dem Engel befohlen worden war, von der Zerstörung der Stadt abzulassen (V. 16 ).

In Übereinstimmung mit der gut begründeten Tradition lag diese Tenne , eine weite, ebene, einem Sims ähnliche Oberfläche, auf dem Berg Morija gerade außerhalb der nördlichen Mauer von Davids Jerusalem. Aber David hatte kein Recht darauf, weil die Tenne einem Bürger gehörte. Als allerdings Arauna von Davids Wunsch erfuhr (V. 21 ), wollte er nicht nur die Tenne für den König geben, sondern auch für das Holz und die benötigten Opfer sorgen (V. 22 ). Auf dieses großzügige Angebot konnte David nur eine negative Antwort geben. Wie konnte er dem HERRN etwas opfern, was ihn nichts kostete ? Das würde eine Ablehnung der eigentlichen Bedeutung des Opfers sein. Daher verkaufte Arauna ihm die Tenne und Ochsen für 50 Lot Silber (die 600 Lot Gold in 1Chr 21,25 ,"der Platz", schließen allerdings mehr als nur die Tenne ein). 50 Lot waren ungefähr 570 Gramm Silber. Das Silber, das David bezahlte, war nur für die Ochsen und die Tenne, die 600 Lot (6,8 kg Gold) waren dagegen für die Parzelle Land um die Tenne herum.

Als er nun den Ort erhalten hatte, baute David einen Altar , brachte Opfer dar und verwandte sich für sein Volk. Gott hörte und antwortete, und das Land wurde von der Plage geheilt. Dies war die Stelle, an der Abraham Isaak opfern sollte ( 1Mo 22,2 ). An derselben Stelle baute Salomo später seinen großartigen Tempel ( 1Chr 22,1; 2Chr 3,1 ).



BIBLIOGRAPHIE


Vgl. die 14 Titel zu 1.Samuel und daneben:

Ackroyd P R (1977) The Second Book of Samuel . Cambridge

Kirkpatrick A F (1886) The Second Book of Samuel . Cambridge

Moriarty F (1971) The Second Book of Samuel . New York


Nachwort


über die darbystische Lehre vom Dispensationalismus


Fundament des Dispensationalismus ist die Lehre von den verschiedenen dispensations (engl.; zu deutsch etwa "Führung/Lenkung [der Welt]"), von verschiedenen Stufen der Heilsgeschichte, wie sie vor allem der Engländer John Nelson Darby (1800-1882) entwickelt hat. Darby war auf die Frage der endzeitlichenHoffnung der Kirche geswtoßen und wollte insbesondere die Lehre eines zu erwartenden Tausendjährigen Reiches aufgrund der Heiligen Schriftneu erarbeiten, weil er mit dem, was er dazu in der theologischen Literatur seiner Zeit vorfand, nicht zufrieden war. Er erkannte im Alten und Neuen TEstament eine Anzahl von Heilsordnungen, für die allesamt auf der Seite der Menschen der Abfall von Gott, auf der Seite Gottes Langmut und Geduld kennzeichnend sind. Mit jeder Heilsordnuhg des Alten Testaments apopeliert Gott an die Verantwortung des Menschen, indem er Bedingungen schafft, die der Mensch zu erfüllen hat, um den ursprünglichen Zustand einer solchen Ordnung zu erhalte. Und doch wird jede Heilskomödie vom Menschen aufgrund seines Versagens schuldhaft zerstört. Dasselbe vollzieht sich in der Kirche des Neuen Testaments (der sog. "[christlichen] Versammlung"), die an Pfingsten ihren Beginn hat und mit der eine neue dispensation beginnt: die Heilsordnung des Geistes bzw. der Kirche. Auch hier versagt der Mensch gegenüber seiner ihm von Gott übertragenen Verantwortung, und es beginnt bereits vor dem Tod des Paulus der Abfall innerhalb der Kirche auszubreiten. Das Böse gewinnt in der Kirche Raum, und dies bewirkt, daß die verweltlichte Kirche dem göttlichen Gericht anheimfällt. Zu dieser Kirche - dem sog. "großen Haus" (nach 2Tim 2,20 ) -, die als corpus permixtum (vermischter Leib) existiert, gehören neben den Unheiligen auch die Heiligen, die wahren Christen, die die eigentliche wahre Gemeinde (den "Leib Christi") darstellen.

Daß das Gericht Gottes an der Kirche des Abfalls noch nicht aktuell vollzogen wird, erklärt Darby mit endzeitlichen Aussagen der Bibel. Zum rechten Verstehen der diesbezüglichen biblischen Texte muß zwischen Altem und Neuem Bund, Gesetz- und Gnadenbund, Israel und Gemeinde ("Versammlung") unterschieden werden. Die Christen aus Juden und Heiden haben (heilsgeschichtlich betrachtet) verschiedenartige Bestimmungen: "Das Wesentliche, worauf es ankommt, ist ein klares Verständniss des Unterschiedes zwischen der Kirche, die für die "himmlischen Örter" berufen ist, und der Herschaft der Welt, für die die Juden den Mittelpunkt der Wege Gottes bilden." Die "Zeit der Gemeinde" ist also eine eingaschobene Zwischenzeit, nach der Israel wieder, anstelle der Gemeinde, eingesetzt wird in seine Aufgabe als Gottes Volk. Im Gegensatz zum klassischen Dispensationalismus wird dann nach der Lehre Darbys nur Israel im 1000jährigen Friedensreich herrschen. Die Gemeinde hat dann keine Funktion mehr. Israel hat also eine Hoffnung, die sich irdisch erfüllen wird, während das Hoffnungsziel der "Versammlung" himmlisch ist. Unter dieser Voraussetzung eines zweigleisigen endzeitlichen Weges und Zieles für Israel und die Gemeinde ist Darbys Aufriß des Ablaufs endzeitlicher Ereignisse zu verstehen, den er anhand biblischer Aussagen entwirft. Ein besonderes Kennzeichen dieses heilsgeschichtlichen Planes ist es, daß die Entrückung der Wahren Gemeinde vor der "großen Trübsal" - inderFachsprache mit dem Begriff "Prätibulationalismus" (von lat. tribulatio - "Dransal, Anfechtung") ausgedrückt - und die Wiederkunft Jesu vor dem Beginn eines 1000jährigen Friedensreiches auf Erden - sog. "Prämilleniarismus" (von lat. milleni - "tausend") - stattfinden. Ist die wahre Gemeinde entrückt, so kommt es während der siebejährigen "großen Trübsal" auf der Erde durch Satan und den Antichrist zu einem Abfall der "Welt-Kirche", die einer antichristlichen, staatlich-kirchlichen Regierung angehört. Danach kommen Christus und die (entrückte) Gemeinde auf die Erde - zum Gericht über die abgefallene Kirche und zur Errichtung des 1000jährigen Reiches. Dann ist auch Israel an seinem heilsgeschichtlichen Ziel angelangt, denn nunmehr sind die alttestamentlichen Verheißungen für die Juden erfüllt. Nach einem letzten Kampf zwischen Satan und Christussiegt Christus; Satan wird vernichtet, und ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen.

Thomas Schirrmacher, Dr. theol.
Hans-Gerg Wünch, Drs. theol.
Stephan Zehnle, Theologe