Bibelkreis.ch Forum Andachtsb. CO2 Aufbereitet Aus demTenach   C.A. Coates Abriss Berean Call
5 P. Calvinism Charsim. Bibelstunde C.H. M. Conscise Bibel Companion Dispensation Dreieinheit Div. Verfasser
Evangelium Errettung   Gedanken Handr. Hebräerbrief   Halleluja Exklusive Jahresbibellese
Bibeln Für Suchende:   Bibellese  Lehre YT Mal.  3.16   Priester Frauen Okkultismus
Protesant. Richten RKK Römer ef. Segnungen Skript R.L. Synopsis Interlinear
Stiftshütte   STEM Matthäus Sicherheit Unterscheid. Verfasser Div. Vorbest. In meinem Wort Y.T.HPW


1. Koenige Walvoord





1.Könige (Thomas L. Constable)


Abkürzungen


akt. Aktiv, aktive Form
Apok. Apokryphen
Aram. Aramäisch
AT Altes Testament
Bd. Band
ca. circa
ebd. ebenda
fem. Femininum, weibliche Form
Griech. Griechisch
Hebr. Hebräisch
Hrsg. herausgegeben, Herausgeber
Impera. Imperativ, Befehlsform
Imperf. Imperfekt, Vergangenheit
Kap. Kapitel
Lat. Lateinisch, Latein
LXX Septuaginta(griech. Übers. des AT)
mask. Maskulinum männliche Form
Ms, Mss Manuskript(e)
MT Masoretischer Text (überlieferte Texte des hebr. AT)
neutr. Neutrum, sächliche Form
Nr. Nummer
NT Neues Testament
o.J. ohne Jahr, kein Erscheinungsjahr
o.O. ohne Ort, kein Erscheinungsort
Part. Partizip
Pass. Passiv, passive Form
Perf. Perfekt, vollendete Vergangenheit
Pl. Plural, Mehrzahl
Präs. Präsenz, Gegenwart
S. Seite
s. siehe
Sem. Semitisch
Sing. Singular, Einzahl
s.o. siehe oben (im Text)
s.u. siehe unten (im Text)
s.v. sub verbo, siehe unter dem Stichwort
u.a. und andere
Übers. Übersetzung, Übersetzer, übersetzt
V. Vers
vgl. vergleiche
Vul. Vulgata (lat. Übers. der Bibel)
wörtl. wörtlich
z.B. zum Beispiel




Biblische Einheit   Heutige Entsprechung
Gewicht    
Talent 60 Pfund 34 kg
Pfund/Mine 50 Lot 0,6 kg
Lot/Schekel 2 Bekas 11,6 g
Pim 2/3 Lot 7,6 g
Beka 10 Gramm 6 g
Gramm/Gera   0,6 g

Länge

Rute 6 Ellen 2 m
Elle 2 Spannen 0,5 m
Spanne 3 Handbreiten 23 cm
Handbreite 4 Fingerbreiten 7 cm
Fingerbreite   2 cm

Hohlmaße für trockene Dinge

Sack/Homer 10 Scheffel 220 l
Letech 5 Scheffel 110 l
Scheffel/Efa 3 Maß/10 Gomer 22 l
Maß 1/3 Scheffel 7,3 l
Krug 1/10 Scheffel 2,2 l
Handvoll 1/18 Scheffel 0,3 l

Hohlmaße für Flüssigkeiten

Faß wie Sack 220 l
Eimer 1 Schefel 22 l
Kanne 1/6 Eimer 4 l
Becher 1/72 Eimer 0,3 l

Die Angaben sind Annäherungswerte. Grundlage der Umrechnung ist die Festsetzung 1 Lot = 11,5 g; 1 Elle = 0,5 m; 1 Scheffel = 22 l (andere Berechnungen:1 Scheffel = 39 l).

EINLEITUNG


Die Bücher 1. und 2.Könige wurden so benannt, weil sie die Regierungen aller Könige Israels und Judas mit Ausnahme von Saul verzeichnen und interpretieren. (Davids letzte Tage werden erwähnt [ 1Kö 1,1-2,12 ], aber die meisten Ereignisse seiner Regierungszeit sind in 2Sam 2-24 und 1Chr 11-29 verzeichnet.) Im hebräischen Alten Testament waren 1. und 2.Könige ein einziges Buch und wurden als Fortsetzung der historischen Erzählung betrachtet, die mit 1. und 2.Samuel begonnen hatte. Die Septuaginta, die griechische Übersetzung des AT, unterteilte die Königsbücher in zwei Teile, die dann in den Bibeln 1. und 2.Könige bilden, obwohl die Septuaginta diese beiden Bücher "3. und 4. Königreiche" nennt (1. und 2.Sam "1. und 2.Königreiche"). Der Titel "Könige" kommt aus der lateinischen Übersetzung von Hieronymus (der Vulgata), die ungefähr sechs Jahrhunderte nach der Septuaginta geschaffen wurde; Hieronymus nannte die beiden Bücher "Das Buch von den Königen".



Inhalt


1. und Könige bieten eine Niederschrift der Geschichte Israels vom Beginn des Unternehmens, Salomo auf Davids Thron zu setzten, bis zum Ende der Herrschaft Zedekias, Judas letztem König. Zedekia herrschte, bis das übriggebliebene südliche Königreich gefangengenommen und babylonische Gouverneure eingesetzt wurden, die für die Angelegenheiten in Palästina zuständig waren.

Die drei großen Perioden der Geschichte Israels können in den Königsbüchern klar erkannt werden: (a) das vereinigte Königreich (während dessen Israel und Juda unter Salomo vereint blieben, wie sie es unter Saul und David gewesen waren); (b) das geteilte Königreich (von der Rebellion Israels gegen die Herrschaft judäischer Könige bis zur Verschleppung Israels in die Gefangenschaft durch die Assyrer); und (c) das überlebende Königreich (die Berichte über die Angelegenheiten Judas von der Deportation Israels bis zu Judas eigener Niederlage und zum Exil durch die Babylonier).

1. und 2. Könige sind nicht geteilt worden, weil ein natürlicher Bruch in der Erzählung vorkommt, sondern weil die lange Schriftrolle von 1. und 2.Könige in zwei kleinere, leichter zu handhabende Einheiten geteilt werden mußte. Das Ergebnis waren zwei Bücher, die etwa gleich lang sind.



Datierung


Die Freilassung Jojachins aus dem Gefängnis ist das letzte in 2.Könige aufgezeichnete Ereignis. Dies fand im 37. Jahr seiner Inhaftierung statt (560 v. Chr.). Daher können 1. und 2.Könige nicht vor diesem Ereignis geschrieben worden sein. Es scheint unwahrscheinlich, daß sich die Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft 538 v. Chr. ereignete, bevor 1. und 2.Könige geschrieben wurden; wäre es bereits geschehen, hätte es der Autor wahrscheinlich erwähnt. Wahrscheinlich wurden 1. und 2.Könige in ihrer endgültigen Form zwischen 560 und 538 v. Chr. vollendet.



Autor


Obwohl es offensichtlich ist, daß der Autor beim Verfassen von 1. und 2.Könige verschiedene Materialquellen benutzt hat, trägt das Buch eher die Zeichen eines einzelnen Autors als die mehrerer Autoren. Einige dieser Anzeichen sind folgende: die Wahl des aufgezeichneten Materials (z. B. das Verzeichnis der Taten und Bewertungen der Könige und die Dienste verschiedener Propheten); die Schwerpunkte, die in den Büchern zu bemerken sind (z. B. die Dienste der Propheten und die Bewertung der Könige in Beziehung zum mosaischen Gesetz und die Vorherrschaft der Dynastie Davids); die Ausdrucksweise für die Anfänge und Enden der Herrschaft der Könige (z. B. 1Kö 14,31;15,1-3.23-26 ), und Sprachwendungen und Ausdrücke, die von Anfang bis Ende vorkommen (z. B. "alles, was er getan hat ... das steht geschrieben in ..."; "tat, was dem Herrn mißfiel"; "und regierte ... Jahre ... seine Mutter hieß ..."; "So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt").

Die Identität des Autors ist unbekannt, aber er dürfte wohl ein Exilant gewesen sein, der in Babylonien wohnte. Einige Kommentatoren haben zur Unterstützung dieser Vermutung auf die Erwähnung der Freilassung Jojachins aus der Gefangenschaft hingewiesen, da dieses Ereignis ja ihrer Ansicht nach anscheinend besondere Bedeutung für die Juden in der Gefangenschaft gehabt hätte. Diese Begründung hat Erforscher von 1. und 2.Könige dazu geführt, solche bedeutenden exilischen Autoren wie Esra und Hesekiel als Autoren zu vermuten. Auch Jeremia ist vorgeschlagen worden. Er war natürlich nicht im babylonischen Exil; er starb in Ägypten. Die alte Schule und die Tradition favorisiert einen dieser drei Männer vor anderen, die vorgeschlagen worden sind.



Absicht


Die Bücher 1. und 2.Könige wurden geschrieben, um die Geschichte aufzuzeichnen und, was weit wichtiger ist, um die Lehren der Geschichte zu vermitteln.

Das historische Hauptanliegen des Autors war es, ein Verzeichnis der Könige Judas und Israels zu erstellen. Der Schwerpunkt liegt in diesem Verzeichnis auf den königlichen Taten und ebenso auf den Taten ausgewählter Propheten, die für die Zeit, in der sie dienten, Bedeutung hatten.

Wichtiger ist, daß der Autor die Monarchie am Maßstab des mosaischen Gesetzes zu messen suchte. Er verfolgte die Trennung zwischen nördlichem und südlichem Königreich zurück und stellte die Gründe für ihre Trennung im allgemeinen und das Geschick jedes Königs im besonderen heraus. Vielleicht lag es in seiner Absicht, die Exilanten in Babylonien über die Gründe ihrer mißlichen Lage zu belehren, so daß sie aus ihrer Vergangenheit lernen konnten. Im einzelnen werden Gottes Treue zu seinem Bundesversprechen (den Gerechten zu segnen und den Ungehorsamen zu bestrafen) und die Übel des Götzendienstes besonders betont. 2Chr. behandelt natürlich die Geschichte derselben Zeit wie 1. und 2.Könige (1Chr. enthält die Genealogien bis zu David [ Kap. 1-9 ], Sauls Tod [ Kap. 10 ] und Davids Regierungszeit und Tod [ Kap. 11-22 ]). Die Absichten und Schwerpunkte dieser beiden Geschichtswerke unterscheiden sich deutlich. Die Könige von Juda waren für den Autor des Chronikbuches von größerer Bedeutung, während sowohl die judäischen als auch die israelitischen Könige den Autor der Königsbücher interessierten. 1. und 2.Chr. betonen besonders die priesterlichen Elemente in der Geschichte des Volkes, wie zum Beispiel den Tempel und die Anbetung, während 1. und 2.Könige mit besonderer Aufmerksamkeit die königlichen und prophetischen Elemente verfolgen. In 2.Chr. werden die Könige von Juda nach David im Verhältnis zu David und der Anbetung Jahwes beurteilt; in 1. und 2.Könige werden die Regenten der beiden Königreiche anhand des mosaischen Gesetzes beurteilt. (Weiteres über Absicht und Schwerpunkte von 1. und 2.Chronik findet sich in der Einleitung zu 1.Chr. )



Historischer Hintergrund


Als Salomo 971 v. Chr auf den Thron kam, hatte Israel mit seinen Nachbarn keinen festen militärischen Vertrag; Ägypten und Assyrien waren beide schwach. Assyrien wurde allerdings stärker und griff 722 v. Chr. Samaria, die Hauptstadt des nördlichen Königreiches Israel, an und nahm es ein. Einige Zeit später griff Assyrien auch Juda an, und obwohl es in der Lage war, verschiedene südliche Städte einzunehmen, fiel Jerusalem, die Hauptstadt des südlichen Königreiches Juda, nicht. Assyrien strebte auch die Kontrolle über Ägypten an. 609 v. Chr. führte Pharao Necho seine Armee nach Haran, nördlich von Israel in Aram, um Assyrien bei seiner Bedrohung durch das neu-babylonische Reich zu helfen. 605 v. Chr. schlug Babylonien unter Nebukadnezar Ägypten bei Karkemisch, bewegte sich südlich nach Juda und vernichtete nach drei Angriffen (605, 597 und 586 v. Chr.) Jerusalem vollständig, wobei er 586 v. Chr. alle außer den ärmsten Juden in die Gefangenschaft führte.



Chronologie


Das Hauptproblem, das sich für Erforscher von 1. und 2.Könige stellt, ist die Chronologie der Könige, besonders der von Juda. In manchen Fällen kann die Antwort in einer Doppelherrschaft oder Koregentschaft gefunden werden, also in Zeiten, in denen zwei Könige regierten. In anderen Fällen kann das Problem gelöst werden, wenn man einwandfrei festgestellt hat, wann ein König damit begann, seine Regierungsjahre zu zählen. Juda und Israel benutzten zwei verschiedene Methoden, um zu bestimmen, wann die Herrschaft eines Königs begann, und jedes Volk wechselte mindestens einmal die Methoden während der Geschichtsperiode, über die in 1. und 2.Könige berichtet wird.

Ein dritter Faktor kompliziert die chronologischen Probleme noch einmal. Juda und Israel begannen ihr Kalenderjahr zu verschiedenen Zeiten. Es ist hier kein Platz für weitere Erklärungen der chronologischen Probleme in 1. und 2.Könige. (Manche der in der Bibliographie angegebenen Bücher geben dazu mehr Informationen.) Obwohl exakte Daten ein Problem sind, gibt es verschiedene Chronologien von konservativen Wissenschaftlern, die die Berichte harmonisieren. In den meisten Fällen unterscheiden sich diese Systeme untereinander nur um ein oder zwei Jahre.

Die Hauptdaten für diese Epoche sind die folgenden: 931 v. Chr. - Teilung des Königreichs; 722 v. Chr. - Niedergang Israels; 586 v. Chr. - Niedergang Judas. (Vgl. die Übersicht "Die alttestamentliche Geschichte im Überblick" zu Beginn dieses Kommentares; vgl. auch die Übersicht "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25 .)



Theologie


Die Bücher 1. und 2.Könige sind, wie die anderen historischen Bücher im Alten Testament, nicht einfach geschrieben, um Fakten von historischer Bedeutung festzuhalten, sondern um geistliche Lektionen zu offenbaren und zu bewahren, die zeitlosen Wert besitzen. Das wird zum Beispiel in 1. und 2.Könige am Interesse des Autors für die Propheten ebenso wie für die Könige deutlich. Gott offenbarte sich und seine Botschaft, indem er zu und durch seinen Diener, den Propheten, redete. Er offenbarte sich auch durch geschichtliche Ereignisse. Menschliche Entscheidungen, in Glauben und Gehorsam oder in Unglauben und Ungehorsam getroffen, haben unvermeidbare Konsequenzen.

Gott beabsichtigte, daß das Volk Israel vor allen Völkern zeigen sollte, wie herrlich es sein kann, unter der Herrschaft Gottes zu leben ( 2Mo 19,4-6 ). Gott erwählte Abraham zum Vater einer Familie, die ein Volk und ein Segen für die ganze Welt werden würde ( 1Mo 12,1-3 ). Dieser Segen würde in dem Maße zu jedermann kommen, wie Israel der Gegenwart Gottes erlauben würde, in ihm zu wohnen, es umzugestalten und als ein Licht für alle Völker aus ihm zu leuchten ( Jes 42,6 ).

Der Bund Gottes mit Abraham ( 1Mo 15,12-21 ) versprach ihm ein Land, Nachkommen und Segen. Die Versprechungen dieses Bundes wurden seinen Nachkommen zu verschiedenen Zeiten erfüllt, aber zu bestimmten, besonderen Gelegenheiten erweiterte und vollendete Gott eine dieser Verheißungen. Als Israel sich vorbereitete, das verheißene Land zu betreten, erweiterte Gott sein Versprechen, daß die Israeliten eine ständige Leihgabe des Landes von Gott besitzen würden, nämlich daß sie dieses Gebiet in dem Ausmaß besetzen würden, in dem sie Gott, dem Besitzer, vertrauten ( 5Mo 28-30 ). Zu Davids Zeit versprach Gott, daß Abrahams Samen, aus dem David hervorgegangen war, in besonderer Weise gesegnet werden würde ( 2Sam 7,11-16 ). Im einzelnen würde der König der Israeliten immer einer der Nachfahren Davids sein ( 2Sam 7,16 ). Später versprach Gott Jeremia, daß er Israel durch den neuen Bund in besonderer Weise segnen würde ( Jer 31,31-34 ).

Die Bücher 1. und 2.Könige zeigen, daß Gott treu zu seinem verheißenen Wort bezüglich Israels steht. Mit dieser großen Absicht zeigt der Autor, wie sicher menschliche Aktivitäten Gottes Handlungsweisen gegenüber seinem Volk bedingen, und ebenso, wie Gott seine Absichten trotz der Opposition seiner Feinde und den Fehlern seines Volkes vollendet.

Während Israel in 1. und 2.Könige als Monarchie in Erscheinung trat, war es doch eher eine Theokratie. Die Könige Israels waren Vize-Regenten unter Jahwe, Israels wahrem Herrscher. Das Volk gedieh in dem Maße nach Gottes Wohlgefallen, wie Israels frühe Könige das Volk treu unter den Bestimmungen ihres himmlischen Königs führten, wie sie von Gott durch das mosaische Gesetz und die Propheten offenbart worden waren. Aber wenn sich die frühen Könige als untreu erwiesen, mangelte es Israel unweigerlich an der Erfahrung der wunderbaren Fürsorge Gottes für sein Volk.

So offenbaren 1. und 2.Könige Gottes Treue zu seinem Wort, seine Oberherrschaft über sein eigenes und alle anderen Völker und seine Geduld. Diese Bücher bezeugen ebenso den Unglauben und den Ungehorsam aller Menschen, sogar der Empfänger der Erwählung und des Segens Gottes. Diese Bücher zeigen, daß Gott sein ungehorsames Volk Israel nicht verworfen hat; das Volk, das er erwählt hat, damit es eine bevorzugte Stellung zu ihm haben sollte.

 

GLIEDERUNG


I. Die Regierung Salomos ( Kap. 1-11 )

     A. Die Vorbereitungen für einen neuen König ( 1,1-2,12 )
          1. Davids Alter ( 1,1-4 )
          2.Adonijas Verschwörung ( 1,5-53 )
          3.David Beauftragt Salomo ( 2,1-9 )
          4.Davids Tod ( 2,10-12 )

     B. Die frühen Jahre der Regierung Salomons ( 2,13-5,14 )
          1.Salomons Säuberungen ( 2,13-46 )
          2.Salomos persönliche Weisheit ( Kap.3 )
          3.Salomos politische Verwaltung ( 4,1-5,14 )

     C. Salomos Tempel und Palast ( 5,15-8,66 )
          1.Bauvorbereitungen ( 5,15-32 )
          2.Die Konstruktion des Tempels ( Kap.6 )
          3.Salomos Palast ( 7,1-12 )
          4.Die Tempeleinrichtung ( 7,13-51 )
          5.Die Tempeleinweihung ( Kap.8 )

     D. Die späteren Jahre der Regierung Salomos ( Kap.9-11 )
          1.Gottes Bund mit Salomo ( 9,1-9 )
          2.Salomos Leistungen ( 9,10-28 )
          3.Salomos Ruhm( Kap.10 )
          4.Salomos Abtrünnigkeit ( Kap.11 )

II. Die frühe Geschichte des geteilten Königreiches ( Kap.12-22 )

     A. Die Teilung des Königreiches ( 12,1-24 )
          1.Rehabeams Dilemma ( 12,1-5 )
          2.Rehabeams Ratgeber ( 12,6-11 )
          3.Rehabeams Entscheidung ( 12,12-15 )
          4.Israels Rebellion ( 12,16-20 )
          5.Rehabeams Vergeltung ( 12,21-24 )

     B. Jerobeams schlechte Regierungs in Israel ( 12,25-14,20 )
          1.Jerobeams Götzendienst ( 12,25-33 )
          2.Der Mann Gottes aus Juda ( 13,1-32 )
          3.Jerobeams fortgesetzte Abtrünnigkeit ( 13,33-34 )
          4.Ahijas Prophetie gegen Jerobeam ( 14,1-18 )
          5.Jerobeams Tod ( 14,19-20 )

     C. Rehabeams schlechte Regierung in Juda ( 14,21-31 )
          1.Rehabeams Sünde ( 14,21-24 )
          2.Schischaks Invasion ( 14,25-28 )
          3.Rehabeams Tod ( 14,29-31 )

     D. Abijas Schlechte Regierung in Juda ( 15,1-8 )
          1.Abijas Sünde ( 15,1-6 )
          2.Abijas Tod ( 15,7-8 )

     E. Asas gute Regierung in Juda ( 15,9-24 )
          1.Asas Güte ( 15,9-15 )
          2.Asas Sieg über Bascha ( 15,16-22 )
          3.Asas Tod ( 15,23-24 )

     F. Nadabs Schlechte Regierung in Israel ( 15,25-32 )
          1.Nadabs Leistungen ( 15,25-28 )
          2.Das Ende Der ersten Dynastie in Israel ( 15,29-32 )

     G. Baschas schlechte Regierung in Israel ( 15,33-16,7 )
          1.Baschas Beurteilung ( 15,33-34 )
          2.Jehus Prophetie ( 16,1-4 )
          3.Baschas Tod ( 16,5-7 )

     H. Elas schlechte Regierung in Israel ( 16,8-14 )

     I. Simris schlechte Regierung in Israel ( 16,15-20 )
     J. Omris schlechte Regierung in Israel ( 16,21-28 )
     K. Ahabs Schlechte Regierung in Israel ( 16,29-22,40 )
          1.Ahabs Sünde ( 16,29-34 )
          2.Ahabs Strafe ( Kap.17-18 )
          3.Ahabs sündige Frau ( Kap.19 )
          4.Ahabs aramäischer Gegner ( Kap.20 )
          5.Ahabs Verbrechen gegen Nabot ( Kap.21 )
          6.Ahabs Tod ( 22,1-40 )

     L. Joschafats gute Regierung in Juda ( 22,41-51 )
     M. Der Beginn der schlechten Regierung Ahasja in Israel ( 22,52-54

AUSLEGUNG


I. Die Regierung Salomos
( 1Kö 1-11 )


Das Buch 1.Könige setzt die Geschichte der Monarchie Israels dort fort, wo 2.Samuel endet.



A. Die Vorbereitungen für einen neuen König
( 1,1-2,12 )


Dieser Abschnitt berichtet von den letzten Ereignissen der Herrschaft Davids, die dazu führten, daß Salomo der nächste König wurde.



1. Davids Alter
( 1,1-4 )


1Kö 1,1-2


König David starb mit ungefähr 70 Jahren ( 2Sam 5,4 ). Aus dem, was in 1Kö 1,1-4 über ihn gesagt wird, geht klar hervor, daß er kurz vor seinem Tod bei schlechter Gesundheit und ziemlich schwach war. Seine Unfähigkeit, körperliche Wärme zu behalten, veranlaßte seine Diener dazu, einen Weg zu suchen, um David warm zu halten. Ihre Entscheidung, eine junge Frau zu beschaffen, die ihn warm halten sollte, indem sie nahe bei ihm im Bett lag, und ihm auch als seine Krankenschwester zu dienen hatte, war in Übereinstimmung mit den damals üblichen medizinischen Behandlungsmethoden. Josephus (37 - ca. 100 n. Chr.), ein jüdischer Historiker, und Galen (130 - 200 n. Chr.), ein griechischer Arzt, beziehen sich auf diese therapeutische Praxis, die sich bis ins Mittelalter fortsetzte.

Die Kleider, die Davids Diener über ihn legten, um ihn warm zu halten, waren wie Bettücher und Wolldecken und nicht wie Kleidungsstücke. Daß eine Jungfrau gesucht werden sollte, war verständlich, da ja eine unverheiratete junge Frau wahrscheinlich von kräftiger Gesundheit und in der Lage wäre, für David zu sorgen, wie es seine Bedürfnisse erforderten.



1Kö 1,3


Da David König war, wurde eine Frau gesucht, die Schönheit und andere Qualitäten, die eine Krankenschwester benötigt, in sich vereinte. In der Stadt Schunem, 11 km nordwestlich von Nazaret, nahe am Fuß des Berges Tabor, im Stammesgebiet Issachar, wurde eine attraktive junge Frau gefunden. Abischags Schönheit wurde ihr von Davids Sohn Adonija bescheinigt ( 1Kö 2,17 ). Wenn Abischag die Sulamitherin gewesen ist (eine andere Aussprache für Schunammiterin), die Salomos Herz gefangen nahm ( Hl 7,1 ), dann faszinierte ihre Schönheit offensichtlich viele Männer. Allerdings gibt es keinen direkten Hinweis darauf, daß Abischag mit der Sulamitherin aus dem Hohelied Salomos identisch ist.



1Kö 1,4


Die Tatsache, daß David keine intimen (also sexuellen) Beziehungen zu seiner Krankenschwester Abischag unterhielt, zeigt, daß dies nicht ihre Aufgabe und David sehr schwach war. Des Königs Unfähigkeit, in gutem Gesundheitszustand sexuellen Versuchungen zu widerstehen, geht aus dem vollzogenen Ehebruch mit Batseba hervor. Er hatte auch einen Harem. Jetzt aber, niedergeworfen von der schwachen Gesundheit und dem fortgeschrittenen Alter, hatte ihn seine Energie verlassen.

Ein weiterer Grund, weshalb Abischag namentlich in dem Bericht erwähnt wird (V. 3 ), ist, daß sie beim Versuch Adonijas, den Thron zu erobern, eine bedeutende Rolle spielte.



2. Adonijas Verschwörung
( 1,5-53 )


Davids Familienproblem folgte ihm bis ans Todesbett. In der Stunde seiner Schwäche erhob sich ein weiterer seiner Söhne (Absalom; vgl. 2Sam 15 ), um das Königreich unter seine Kontrolle zu bringen.



a. Adonijas Vorbereitungen
( 1,5-10 )


1Kö 1,5-6


Adonija war der vierte Sohn Davids ( 2Sam 3,2-5 ) und wahrscheinlich der älteste seiner zu der Zeit noch lebenden Brüder (vgl. die Übersicht "Davids Familie" zu 2Sam 3,2-5 ). Die Beschreibung der Entscheidung Adonijas, den Thron zu erstreben, legt ein selbstsüchtiges Motiv sehr nahe: Er drängte sich vor und sagte mit Bestimmtheit: Ich will König werden.

Adonijas Vorbereitungen von Streitwagen, Pferden und 50 Männern, die ihm vorangingen, sollte ihm wahrscheinlich in den Augen des Volkes zu besonderem Ansehen verhelfen. Es half auch dabei, die Verschwörung gegen seinen Vater durchzuziehen.

Der Autor wirft mit der Feststellung, daß Adonija ein verzogener, undisziplinierter junger Mann war, der offensichtlich für sein gutes Aussehen (er war sehr ansehnlich) mehr Bewunderung erhalten hatte als für die Qualität seines Charakters, mehr Licht auf die Person Adonijas. Offenbar erwartete Adonija, daß seine Verschwörung eher, weil er eine populäre Gestalt war, als deswegen, weil er als fähige Person besondere Wertschätzung verdient hätte, erfolgreich sein würde.

 

1Kö 1,7


Unter Davids Gefolge ließen Joab und Abjatar den König im Stich und schlossen sich Adonija an. Joab war Davids Neffe, ein Sohn seiner Halbschwester Zeruja ( 1Chr 2,16; vgl. die Graphik "Davids Familie" bei 2Sam 3,2-5 ). Er hatte dem König viele Jahre treu gedient - seitdem David von Saul verfolgt worden war. David machte Joab zum Oberbefehlshaber seiner Armee, eine Position, in der Joab sich klar als ein tapferer Soldat und intelligenter Stratege herausstellte. Joab war allerdings brutal und benutzte seine Position, um schließlich zwei bedeutende Männer zu ermorden: Abner ( 2Sam 3,22-30 ), der Joabs Bruder im Kampf auf faire Weise getötet hatte, und Amasa ( 2Sam 20,8-10 ), Sauls Oberbefehlshaber. Joab hatte David gegenüber keine vollständige Loyalität bewahrt. Als Absalom einen Aufstand gegen David versuchte, richtete Joab ihn gegen den Befehl des Königs hin ( 2Sam 18,5-15 ).

Der Priester Abjatar hatte sich David angeschlossen, nachdem Saul alle anderen Priester in Nob von Doeg hatte töten lassen ( 1Sam 22,18-20 ). Abjatar wurde wegen seiner Verpflichtung David gegenüber ein Ratgeber und Freund des Königs. Dieser Vorfall mit Adonija war das erste Beispiel für Abjatars Treulosigkeit, von dem berichtet wird.



1Kö 1,8


Der Priester Zadok hatte sich David angeschlossen, nachdem Saul im Kampf getötet worden war ( 1Chr 12,29 ). Er hatte David versorgt und während der Rebellion Absaloms als dessen Spion gedient. Benaja (vgl. 1Kö 1,10 ) war einer der mächtigsten Krieger und Befehlshaber Davids ( 2Sam 8,18;20,23; 23,20-23 ). Der Prophet Nathan (vgl. 1Kö 1,10 ) brachte dem König bei insgesamt zwei Gelegenheiten das Wort des Herrn ( 2Sam 7,4-17; 2Sam 12,1-14 ). Wenn Schimi derselbe Mann ist, der David verfluchte ( 2Sam 16,5-13 ) und dem später von David vergeben wurde ( 2Sam 19,16-24 ), dann ist seine jetzige Loyalität dem König gegenüber verständlich. Er könnte allerdings seine eigene böse Verschwörung im Sinn gehabt haben (vgl. den Kommentar zu 1Kö 2,36-38 ). Dies könnte aber auch ein anderer Schimi gewesen sein.



1Kö 1,9-10


Adonija veranstaltete für seine Unterstützer ein Fest und versuchte, andere dazu zu bewegen, sich seinem Plan anzuschließen. Sein Opferfest war offenbar eher ein Fest als ein religiöses Opfer. Der Stein Sohelet wurde als die steile, felsige Ecke identifiziert, von der aus man die Ebene übersehen kann, wo das Hinnom- und das Kidrontal auf den südlichen Zion stoßen, auf dem die Stadt Davids gebaut worden war. En Rogel (Quelle Rogel) war eine der beiden Hauptquellen im Kidrontal, die Jerusalem mit Wasser versorgten (vgl. die Karte "Jerusalem zur Zeit der Könige" zu 1Kö 9,15 ).

Adonija lud zu seinem Fest alle bedeutenden Leute der Regierung ein, die nicht mit seinem Vater oder mit seinem Bruder Salomo , Davids und Gottes auserwähltem Prinzen, fest verbunden waren. Adonijas Taten sind von aufstrebenden Politikern noch Jahrhunderte später nachgeahmt worden. Wenn in dieser Kultur Nathan und Davids andere Gefolgsleute mit eingeladen gewesen wären und mit Adonija gegessen hätten, wäre er verpflichtet gewesen, sie zu schützen, weil er ihnen mit einem solchen Mahl die Gastfreundschaft angeboten hätte.



b. Nathans Plan
( 1,11-14 )


1Kö 1,11-12


Die Tatsache, daß Nathan die Initiative ergriff, gegen Adonijas Rebellion vorzugehen, läßt darauf schließen, daß Gott vielleicht seinen Propheten zu dieser Tat bewegt hatte, wie er es auch schon früher getan hatte ( 2Sam 12,1 ). Batseba erfreute sich der Gunst Davids vom ersten Moment, als er sie gesehen hatte, bis zum Ende seines Lebens. Adonija war in dem Sinn König geworden, daß er in bezug auf alle praktischen Dinge der öffentlichen Wahlmeinung entsprach, obwohl er nicht berufen oder gekrönt worden war. Nathans Wortwahl scheint dazu bestimmt gewesen zu sein, Batseba so zu schockieren, daß sie die Gefährlichkeit der Situation richtig einschätzen konnte. Offensichtlich bemerkte David bis dahin noch nichts von der Verschwörung (vgl. 1Kö 1,18 ). Wahrscheinlich übertrieb Nathan die Gefahr Batseba und Salomo gegenüber nicht, als er ihr sagte, daß sie etwas unternehmen müsse, um ihr eigenes und Salomos Leben zu retten. Adonija lud sie nicht ein, mit ihm das Festessen zu teilen, und war so von der Pflicht eines orientalischen Gastgebers befreit, ihr Leben zu schützen.



1Kö 1,13-14


Davids Versprechen an Batseba, daß er Salomo zum nachfolgenden König machen würde, auf das Nathan anspielt, wird in der Schrift nicht festgehalten. Aber in Anbetracht dessen, was Nathan Batseba hier zu sagen beauftragte, scheint ihr David wirklich ein solches Versprechen gegeben zu haben (vgl. 1Chr 22,8-10 ).

Nathan sorgte dafür, daß Davids Versprechen von zwei Zeugen, Batseba und ihm selbst, gehört wurde. Nach dem mosaischen Gesetz waren mindestens zwei Zeugen notwendig, um eine Anklage festzumachen. Wenn David in seinem hohen Alter vergeßlich wurde, würde ein zweiter Zeuge (in diesem Fall Nathan) ebenso bestätigen, daß der König tatsächlich ein solches Versprechen gemacht hatte.

 

c. Batsebas Bericht
( 1,15-21 )


1Kö 1,15-16


Offenbar war David bettlägerig geworden (V. 15.17 ). Batseba behandelte David als den König, der er war, indem sie sich vor ihm verbeugte und niederkniete. Sie versuchte ihn dazu zu bewegen, so zu handeln, wie er es im Hinblick auf die Situation tun mußte. David lud sie ein, ihm zu erklären, was sie wünschte.



1Kö 1,17-21


Batseba stellte die Tatsachen über Adonijas Aufstand ohne Übertreibung oder Beschönigung dar. Indem sie an sein Pflichtgefühl appellierte, rief sie David dazu auf, öffentlich zu verkünden, wer sein Nachfolger sein würde (V. 20 ), und von seiner Liebe zu ihr und Salomo zu sprechen. Sie wies darauf hin, daß sie und Salomo von Adonija als politische Verbrecher behandelt werden würden (V. 21 ). Im Alten Orient rottete ein neuer Monarch üblicherweise seine politischen Feinde aus, wenn er an die Macht kam, wie es Salomo später auch tat ( 1Kö 2,13-46 ).



d. Nathans Bericht
( 1,22-27 )


1Kö 1,22-26


Nathan ersuchte eine Audienz beim König, während Batseba mit David sprach. Er wurde vorgelassen und berichtete dieselben Tatsachen, die Batseba vorgetragen hatte, mit ein paar mehr Einzelheiten, wie es für einen Mann in seiner Position angemessen war. Seine Feststellung, daß Adonijas Fest genau in diesem Moment stattfand, veranlaßte David, sofort zu handeln. Nathan wußte, daß David Batseba versprochen hatte, Salomo zu seinem Nachfolger zu machen (V. 13 ), aber offensichtlich hatte der Prophet dies von anderen erfahren, nicht von ihm.

 

1Kö 1,27


Statt David an sein Versprechen bezüglich Salomo zu erinnern, was den König, der wohl nicht wollte, daß viele Leute von seiner Wahl wußten, vielleicht geärgert hätte, fragte Nathan David lieber diplomatisch, ob er die gegenwärtigen Umstände geplant habe. Der Prophet überließ lieber David die Initiative, anstatt ihn in die Verteidigung zu drängen.

 

e. Davids Versprechen
( 1,28-31 )


1Kö 1,28


Batseba hatte offenbar den Raum verlassen, als Nathan hereinkam, wie es in dieser Kultur üblich war. David forderte sie auf, nun zurückzukommen, was sie auch tat.

 

1Kö 1,29-30


Der König rief den heiligen Namen Jahwes an, des lebendigen Gottes, der ihn aus allen Gefahren befreit hatte. So wahr der HERR lebt bedeutet, daß Davids geplantes Eingreifen so sicher stattfinden würde wie Gottes Existenz. Diese Worte kommen neben 14 Belegen in 1. und 2.Könige ( 1Kö 1,29; 2,24; 17,1.12; 18,10.15; 22,14; 2Kö 2,2.4.6;3,14;4,30;5,16.20 ) auch sonst sehr oft im AT vor. David hätte nicht eindrucksvoller garantieren können, daß er tatsächlich tun würde, was er gesagt hatte, daß er tun werde. Der Gott, der David befreit hatte, würde jetzt durch David Batseba und ihren Sohn "befreien". David wiederholte sein Versprechen, daß Salomo , Batsebas Sohn, ihm als König nachfolgen und auf dem Thron sitzen sollte, den Gott zu segnen versprochen hatte.

 

1Kö 1,31


In Dankbarkeit dafür, daß er ihre Bitte gewährt hatte, verbeugte sich Batseba vor ihrem König. Der Ausdruck: Möge mein Herr, der König, für immer leben (vgl. V. 34 ) ist ein üblicher Ausdruck, der in der Schrift oft vorkommt und den Wunsch bezeichnet, daß Gott den König mit der Gewährung eines langen Lebens segnen möge. Es ist ein schmeichelhafter Wunsch; Gott hatte versprochen, den Gerechten mit einem langen Leben zu segnen. Diese Worte ließen daher darauf schließen, daß der König gerecht gehandelt hatte und des Segens Gottes wert war.



f. Davids Anweisungen
( 1,32-37 )


1Kö 1,32


Davids Plan brachte die Rebellion geschickt durcheinander, die sich gerade südlich Jerusalems an der Quelle Rogel formierte (vgl. V. 9 ). Zadok, Nathan und Benaja waren jeweils der ranghöchste Priester, Prophet und Soldat (vgl. V. 8 ), die sich nicht mit Adonija verbündet hatten. Ihre Führung in den folgenden Ereignissen würde der breiten Bevölkerung demonstrieren, daß sie als Repräsentanten des Königs handelten.



1Kö 1,33


Die Diener deines Herrn waren die Kreter und die Pleter (V. 38 ; vgl. 2Sam 8,18 ), Davids besondere militärische Wachen unter Benaja ( 2Sam 23,22-23 ). Sie waren dafür verantwortlich, den König, seine Familie und seine Stadt zu schützen. David trug ihnen auf, Salomo auf ein Maultier zu setzen und ihn durch Jerusalem zum Ort der Salbung zu führen. Könige ritten im Alten Orient auf Maultieren, was ihre Rolle als Diener des Volkes symbolisierte. Das Volk würde verstehen, daß Salomos Ritt auf einem Maultier auf seine Königsherrschaft schließen ließe. Das von David ausgewählte Maultier sollte sein eigenes, persönliches Tier sein. Vielleicht würde das Volk das Maultier an seinem Trappeln erkennen und darauf schließen, daß David Salomo die Erlaubnis gegeben hatte, es als der von ihm ernannte Nachfolger zu reiten.

Die Beamten sollten Salomo zur Quelle Gihon hinabführen. Zwei Quellen versorgten Jerusalem hauptsächlich mit Wasser: die Quelle Rogel , südöstlich von Jerusalem, nicht weit von der Stadtmauer, wo Adonija mit seinen Gästen feierte (vgl. V. 9 ), und die Quelle Gihon , ungefähr 0,8 Kilometer nördlich davon und direkt im Osten Jerusalems, die ebenso außerhalb der Stadtmauer lag. An diesem Tag marschierten zwei Züge, einer von den Rebellen und der andere von den Männern des Königs, zu den benachbarten Quellen.



1Kö 1,34-35


An der Gihon-Quelle sollten sowohl der Priester Zadok als auch der Prophet Nathan Salomo salben. In Adonijas Lager gab es keinen Propheten. Nathans Anwesenheit symbolisierte die göttliche Wahl Salomos zum König in einer Weise, wie es Zadoks Anwesenheit alleine nicht vermochte. Die Trompete zu blasen symbolisierte den offiziellen Charakter der Salbung. In Israel wurde jeder König gesalbt. Die Zeremonie symbolisierte das Kommen des Geistes Gottes auf seinen erwählten Führer durch das Ausgießen von Öl auf seinen Kopf.

Der Ruf: Lang lebe König Salomo! drückte den Wunsch und das Gebet des Volkes aus, daß die Herrschaft des neuen Königs lang und erfolgreich sein möge. Die Führer waren angewiesen worden, vom Zion zur Stadt Davids zurückzukehren und Salomo auf Davids Thron zu setzen. Dies würde der letzte Beweis seiner Erwählung sein. Salomo sollte seine Herrschaft in diesem Moment beginnen; das offizielle Sitzen auf dem Thron wurde nicht nur einfach als symbolischer Akt angesehen. David erklärte eindeutig, daß er selbst in der Autorität seines königlichen Amtes Salomo tatsächlich zum Herrscher über Israel und Juda gesalbt hatte, wobei die Herrschaft sofortige Gültigkeit hatte. Israel und Juda wurden klar unterschieden (vgl. 1Kö 4,20;5,5 ), weil 1.Könige niedergeschrieben wurde, nachdem das Königreich 931 v. Chr. geteilt worden war und/oder weil bereits damals unleugbar eine Differenz zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Königreiches vorhanden war (vgl. 2Sam 19,41- 2Sam 20,2 ).



1Kö 1,36-37


Als militärischer Befehlshaber und Verantwortlicher, diese Befehle auszuführen, antwortete Benaja seinem Oberbefehlshaber. Seine Antwort: Amen! Möge der HERR es so entscheiden bedeutet: "Möge das, was der König gesagt hat, das sein, was Jahwe entschieden hat". Dann bat Benaja darum, daß Gott mit Salomo sein möge und seine Regierung noch mehr segnen möge, als er Davids Regierung gesegnet hatte.



g. Salomos Salbung
( 1,38-40 )


1Kö 1,38-40


Die Kreter und Pleter waren unter Benajas persönlichem, erfahrenem Kommando die königlichen Leibwächter (vgl. "die Großen eures Herrn [Davids]", V. 33 ; 2Sam 8,18 ). Gihon , östlich der Stadt Davids im Tal Kidron, direkt vor der Stadtmauer gelegen, war für Jerusalem zu dieser Zeit die Hauptwasserquelle (vgl. den Kommentar zu "Gihon", 1Kö 1,33 ). Zadok nahm das Horn (vielleicht ein tierisches Horn, das als Gefäß benutzt wurde) mit Öl, das zur Salbung von Königen und Priestern benutzt wurde, vom heiligen Zelt in Jerusalem und brachte es nach Gihon . Vielleicht war dieses Zelt, das David aufgestellt hatte ( 1Chr 15,1 ), ähnlich wie das mosaische Bundeszelt. Das Olivenöl symbolisierte die Gegenwart und die Kraft Gottes. Eine große Menschenmenge folgte dem Zug und wurde Zeuge der Salbung. Dies war ein glanzvoller Tag in der Geschichte Israels, und das Volk feierte begeistert; so sehr, daß der Boden bebte.



h. Der Bericht von der Salbung Salomos
( 1,41-48 )


1Kö 1,41-48


Adonijas Fest fand nur 0,8 km südlich von Gihon statt. Sie hörten die Feier ohne Probleme. Aber es war das Blasen der Trompete, das Zeichen dafür, daß eine offizielle Angelegenheit stattfand, das Joab aufschreckte, sich nach all dem Lärm in der Stadt zu erkundigen.

Abjatars Sohn Jonatan war in der Stadt gewesen, und als er bei dem Fest ankam, berichtete er, was sich an der Gihon-Quelle tat. Adonijas Optimismus und völlige Ignoranz der Verschwörung, die seine Rebellion untergraben sollte, wird in seinem Gruß an Jonatan sichtbar (V. 42 ). Zu dem Bericht über die Ereignisse, die bereits genannt worden sind (V. 43-46 ), fügte Jonatan hinzu, daß die königlichen Offiziere fortgegangen waren, um David zu gratulieren und Salomo Gottes Segen zu wünschen (V. 47 ). Offenbar war David bettlägerig und nicht persönlicher Zeuge der Salbung Salomos.

Jonatan war offensichtlich weit in den Palast vorgedrungen oder hatte wenigstens Informationen von dort erhalten, weil er Adonija mitteilte, was David in seinem Schlafzimmer gesagt hatte (V. 48 ). Charakteristischerweise pries David Gott für einen weiteren Segen, nämlich ihm erlaubt zu haben, lange genug zu leben, um seinen Nachfolger auf seinem Thron zu sehen.



i. Adonijas Angst
( 1,49-53 )


1Kö 1,49-51


Adonijas Gäste zerstreuten sich so weit und so schnell wie möglich vom Verräter, damit sie nicht mit ihm in Zusammenhang gebracht und so behandelt wurden, wie man ihrem Empfinden nach bald mit ihm umgehen würde. Im Alten Orient konnten Verräter nur erwarten, vom neuen König hingerichtet zu werden. Diese schreckliche Aussicht trieb Adonija zur Stiftshütte, wo er Zuflucht suchte, indem er die Hörner an dem Messingaltar im Vorhof der Stiftshütte ergriff. Eine solche Praxis war in Israel und in den benachbarten Ländern üblich (vgl. z. B. 2Mo 21,13-14 ). Der Symbolgehalt des Festhaltens der Altarhörner scheint gewesen zu sein, daß, so wie Gott dem Menschen gnädig war, wie aus der Annahme der Opfer der Menschen zur Buße für die Sünden zu ersehen war, so auch ein Mensch dem anderen gegenüber, der ihn verletzt hatte, gnädig sein sollte.

 

1Kö 1,52-53


Salomo hätte Adonija von der Stiftshütte entfernen und hinrichten lassen können, aber er zeigte dennoch Gnade. Er blieb diesem gnädigen Verhalten während seiner Regierungszeit treu. Der neue König bat seinen Halbbruder einfach um ein Versprechen, daß er nicht wieder gegen ihn rebellieren, sondern sich selbst als würdiger , loyaler Mensch erweisen würde. Adonija versprach es, und Salomo schickte ihn nach Hause. Aber bald konspirierte jener wieder gegen ihn und verlor als Ergebnis davon sein Leben ( 1Kö 2,13-25 ).



3. David beauftragt Salomo
( 2,1-9 )


Die Zeit, die zwischen den Ereignissen von Kap. 1; 2 liegt, wird nicht angegeben, aber angesichts der schwachen Gesundheit Davids und seines hohen Alters ( 1Kö 1,1-4.15.48 ) gab er Salomo seinen Auftrag wahrscheinlich schon kurz nach dessen Salbung.



a. Salomos Beziehung zu Gott
( 2,1-4 )


1Kö 2,1-4


Der erste Teil des Auftrags Davids an seinen Sohn betraf etwas, das von größter Wichtigkeit war.

Den Weg der ganzen Welt gehen ist ein bildhafter Ausdruck für den Tod. David war ein Realist; er wußte, daß er bald sterben würde, und so machte er Pläne, die auch Ratschläge an seinen Nachfolger beinhalteten. Sein Auftrag erinnert an Moses Auftrag für Josua ( 5Mo 31,23 ).

Salomo wurde ermutigt, das Wort des Herrn gut zu bewahren. Er sollte sich selbst als ein Mann erweisen, indem er mutig für das Recht und gegen das Falsche einstand. Er sollte aus Gehorsam gegen Jahwe beachten, was der HERR anordnete. Was der Herr anordnet, ist, in seinen Wegen zu wandeln , namentlich seine Gebote (Anordnungen), Befehle ... Gesetze und Forderungen (Zeugnisse) zu halten. Diese vier Worte (Gebote, Befehle, Gesetze, Anordnungen) beziehen sich auf verschiedene Vorschriften im mosaischen Gesetz. Gehorsam gegenüber der feststehenden Offenbarung Gottes würde Erfolg garantieren, sagte David. Gottes Segen hängt vom Gehorsam seines Volkes gegenüber dem mosaischen Gesetz ab. Salomos persönlicher Gehorsam würde bewirken, daß Gott sein Versprechen, daß Davids Nachkommen für immer auf dem Thron Israels sitzen würden ( 2Sam 7,12-16 ), erfüllen würde.



b. Salomos Beziehungen zu Menschen
( 2,5-9 )


1Kö 2,5-6


Davids Anweisung, Joab zu töten, entsprang nicht einem rachsüchtigen Geist oder der feigen Weigerung, seinen Befehlshaber selbst zu töten. Joab hatte zwei Befehlshaber ... Abner und Amasa ermordet (vgl. den Kommentar zu 1Kö 1,7 ). David beschrieb das Blut dieser beiden unschuldigen Opfer, wie es unablässig Joabs Gürtel und Sandalen befleckte; das Blut klebte an ihm, um seine Schuld zu zeigen. Aus Gnade hatte David die Bestrafung, die Joabs Taten verdienten, nicht ausgeführt, wahrscheinlich weil Joab David viel Loyalität gezeigt und ihm gut gedient hatte. Aber Gerechtigkeit mußte sein, und so mußte Salomo sie ausführen. Joab hatte auf geliehene Zeit gelebt; bald würde er für seine Verbrechen büßen müssen.



1Kö 2,7


Barsillai von Gilead (östlich des Jordans) hatte David und seine Männer versorgt, als sie vor Absalom flohen ( 2Sam 19,32-40 ). David beauftragte Salomo, Barsillais Söhne an seinem Tisch zu versorgen, wie Barsillai und seine Söhne für Davids Ernährung in der Wüste gesorgt hatten. David wollte, daß Barsillais Söhne ernteten, was ihr Vater gesät hatte.

 

1Kö 2,8-9


Schimi, ein Benjaminiter, hatte nicht nur David verflucht, sondern, was noch wichtiger war, Davids Leben bedroht ( 2Sam 16,11 ). Offensichtlich hatte David Grund zu glauben, daß Schimi sein Leben wieder bedrohen würde. Salomo erwies Schimi Gnade, aber später bewies der Benjaminiter seine Treulosigkeit und besiegelte damit wie Adonija sein eigenes Gericht ( 1Kö 2,36-46 ).



4. Davids Tod
( 2,10-12 )


1Kö 2,10


Der bildhafte Ausdruck: er legte sich zu seinen Vätern beschreibt auf eine schöne Weise Davids Tod und läßt darauf schließen, daß sein Handeln nicht für immer aufhörte. Tatsächlich "liegen" (ruhen) die Körper aller Gläubigen, die sterben, bis sie auferstehen, um mit Gott zu leben und ihm ewig zu dienen. Die Stadt Davids (vgl. 1Kö 3,1;8,1;9,24;11,27;15,8.24;22,51 ) ist Jerusalem, das David von den Jebusitern eroberte und zu seiner Hauptstadt machte. In dieser Zeit war Jerusalem recht klein und besetzte eine hochgelegene Halbinsel, die im Osten, Süden und Westen an Täler grenzte. Salomo vergrößerte später die Stadt im Norden, und andere Könige weiteten sie noch mehr aus.



1Kö 2,11-12


David regierte 40 Jahre lang über Israel (1011 - 971 v. Chr.). Sieben Jahre lang war Hebron seine Hauptstadt, bis er nach Jerusalem zog, wo er 33 Jahre lang regierte . Er war ungefähr 70 Jahre alt, als er starb ( 2Sam 5,4 ). David ist in mancherlei Hinsicht bemerkenswert: Er war Soldat, Poet, Musiker, militärisches Genie, Verwalter und Mann Gottes. Er erlebte herausragenden Erfolg und vernichtendes Versagen. Er weitete die Grenzen und den Einfluß seines Volkes enorm aus.

Er wurde während seines Lebens heiß geliebt und glühend gehaßt. Aber vielleicht ist sein wichtigstes Charakteristikum sein Herz für Gott. Sein Sohn Salomo folgte ihm und erfreute sich einer Friedensherrschaft.



B. Die frühen Jahre der Regierung Salomos
( 2,13-5,14 )


Die Weisheit, für die Salomo berühmt wurde, kann man klar in diesem Teil der Schrift erkennen. Salomos weise Entscheidungen am Beginn seiner Regierung führten zu 40 Jahren (971 - 931 v. Chr.) Frieden und Wohlstand für Israel.



1. Salomos Säuberungen
( 2,13-46 )


Um für seine Regierung ein sicheres Fundament zu legen, mußte Salomo mit seinen und den Feinden seines Vaters fertig werden.



a. Adonijas Hinrichtung
( 2,13-25 )


1Kö 2,13-14


Adonija hatte seine Hoffnung nicht aufgegeben, König zu werden (vgl. 1Kö 1,5 ). Aber um den Thron einzunehmen, würde er Salomo beseitigen müssen. Die Verschwörung, die er plante, war schlau. Er begann sein Manöver, indem er bei Batseba, der Königmutter, erschien (aber nicht bei seiner eigenen, Haggit; vgl. 2Sam 3,4 ), durch die er von Salomo eine vorteilhafte Entscheidung zu erhalten hoffte. Angesichts Adonijas vorausgegangener Verschwörung blieb Batseba anfänglich vorsichtig. Aber er überzeugte sie, daß seine Absichten friedlich waren; oberflächlich gesehen waren sie es auch, aber letztlich waren sie es eben nicht. Er überredete Batseba, zuzuhören, was er zu sagen hatte.



1Kö 2,15-16


Adonija hatte vielleicht ehrlich geglaubt, daß ganz Israel ihn als seinen König betrachtete , aber dies scheint kaum der Fall gewesen zu sein; seine Wunschträume hatten ihm das eingeredet. Der Thron war nie sein gewesen. Sein Reden, daß der gegenwärtige Stand der Ereignisse vom HERRN gekommen sei , scheint ein frommer Trick gewesen zu sein, der Batseba überzeugen sollte, daß er Salomos Salbung als den Willen Gottes anerkannt und sich diesem unterworfen hatte. Es gibt keinen Beweis, daß Adonija immer nur daran interessiert war, was der Herr wollte. Aber es gibt viele Beweise, daß er daran interessiert war, was Adonija wollte! Sein frommes Bekenntnis zusammen mit seiner offensichtlichen Einwilligung in die Salbung Salomos überzeugten Batseba davon, daß er keine weiteren Gelüste hatte, König zu werden. So gab sie ihm die Erlaubnis, seinen Antrag weiter auszuführen.

 

1Kö 2,17-18


Batseba interpretierte Adonijas Bitte um Abischag (vgl. 1Kö 1,3-4 ) offensichtlich als den einfachen Wunsch eines netten jungen Mannes nach der Hand einer schönen jungen Frau. Batsebas Erregung über diese anscheinend unschuldige Liebesaffäre veranlaßte sie zu der Zustimmung, die Bitte dem König vorzutragen. Wahrscheinlich fand sie den Gedanken, hier die Rolle der Ehevermittlerin zu spielen, sehr angenehm.



1Kö 2,19-21


Salomo grüßte seine Mutter respektvoll, indem er aufstand, um sie zu empfangen und sich vor ihr zu verbeugen, als sie den Thronsaal betrat. Er gab ihr den Ehrenplatz zu seiner Rechten, so daß sie bequem mit ihm reden konnte. Sie hatte nur eine kleine Bitte; jedenfalls hielt sie sie für klein. Salomo hielt es denn auch für eine kleine Bitte und stimmte ihrer Gewährung zu.



1Kö 2,22-25


Er wußte allerdings sofort, daß ihr Vorschlag weitreichende Konsequenzen hatte, die seinen Thron bedrohen würden. So weigerte er sich, die Bitte zu erfüllen. Abischag war ein Mitglied von Davids Harem geworden. Auch wenn David niemals sexuelle Beziehungen zu ihr hatte, berechtigte Abischag ihre Anwesenheit im Harem dazu, an Davids Eigentum Anteil zu haben. In den Augen des Volkes war sie Davids Konkubine gewesen. "Unter den Israeliten ebenso wie bei den alten Persern (Herod.iii.68) war die Besitzübernahme des Harems eines verstorbenen Königs gleichbedeutend mit der Erhebung eines Anspruchs auf den Thron" (C.F. Keil, "The Books of the Kings", in Commentary on the Old Testament in Ten Volumes ; 3,32).

Batseba hatte vielleicht gedacht, daß dies kein Problem sein würde, weil Abischag nicht wirklich die Konkubine Davids gewesen war. Aber Salomo war sich in seiner Weisheit darüber klar, daß das Volk Abischag als Konkubine betrachtete und daher Adonijas Heirat mit ihr als Anspruch auf den Thron ansehen würde. Außerdem, da Adonija älter (V. 22 ) als Salomo war (vgl. 2Sam 3,4 mit 2Sam 5,13-14 ), würde das Volk davon ausgehen, daß er mehr Anrecht darauf hatte, König zu sein, als Salomo. Das gewöhnliche Volk bedachte nicht, daß Gottes Ansprüche bei der Erwählung manchmal das natürliche Gesetz der Erstgeburt verletzten. (Gott wählte zum Beispiel jeweils den jüngeren Bruder bei der Erwählung von Abraham, Isaak, Jakob, Josef und vielen anderen.) Salomos Wahrnehmung der bösen Absicht Adonijas veranlaßte ihn, seiner Mutter mit großer Empörung zu antworten. Er hatte seinen Bruder wegen seines geplanten Putsches vor Davids Tod nicht hingerichtet, sondern ihm Gnade erwiesen ( 1Kö 1,52-53 ). Aber Adonija schmiedete weiterhin aufrührerische Pläne gegen den Herrn und seinen Gesalbten. Salomo war nicht nur im Recht, als er Adonija tötete, sondern er handelte auch als ein guter Verwalter des Königreiches, das ihm von Gott übertragen worden war (wie Er versprochen hatte). (Zu den Worten so wahr der HERR lebt vgl. den Kommentar zu 1Kö 1,29 ). Benaja , der Chef der Leibwache, führte den königlichen Befehl unmittelbar darauf aus.

 

b. Abjatars Entlassung
( 2,26-27 )


1Kö 2,26-27


Der Priester Abjatar , der sich mit Adonija verbündet hatte, hätte ebenfalls von Salomo wegen Verschwörung hingerichtet werden können. Aber weil Abjatar ein Priester Jahwes war, der zur Zeit Davids die Lade getragen hatte (als Hohepriester gedient hatte), und weil er treu alle Nöte Davids geteilt hatte, entfernte Salomo ihn gnädig aus seinem Amt und verbannte ihn in seine Heimatstadt Anatot , 1Kö 4,8 km nordöstlich von Jerusalem. (Jahrhunderte später wurde Jeremia in Anatot geboren, Jer 1,1 .)

Der Autor von 1. und 2.Könige vermerkt, daß diese Tat Salomos Gottes Prophetie erfüllte, daß die Priesterlinie Elis, deren Mitglied Abjatar war (vgl. die Übersicht "Die Vorfahren Zadoks und Abjatars" zu 2Sam 8,15-18 ), enden würde ( 1Sam 2,30-35 ). In dieser kurzen Feststellung kann eine der Absichten des Autors von 1. und 2.Könige klar gesehen werden, nämlich die Treue Gottes zu seinem Wort zu beweisen.



c. Joabs Hinrichtung
( 2,28-35 )


1Kö 2,28-30


Die Neuigkeit, die Joab erreichte, betraf offensichtlich das, was mit Adonija und Abjatar, den befreundeten Verschwörern, geschehen war (V. 23-27 ). Joab war unter David der Befehlshaber der Armee gewesen ( 2Sam 8,16 ). Jetzt suchte Joab wie Adonija den Schutz der Hörner des Bronzealtars im Vorhof des Zeltes (der Stiftshütte) in Jerusalem (vgl. 1Kö 1,50 ). Dies war ein Zufluchtsort für solche, deren Leben in Gefahr war. Das mosaische Gesetz gewährt dort Schutz für alle mit Ausnahme von Mördern ( 2Mo 21,13-14 ).

Warum suchte Joab dort Zuflucht, wo er doch ein Mörder war? Vielleicht dachte er, daß Salomo nur wegen seiner Teilnahme am geplanten Putsch Adonijas hinter ihm her sei, und daß der König nichts oder nichts Sicheres über den Mord an Abner und Amasa wußte. Aber Salomo suchte Joab wegen all dieser Sünden. Wahrscheinlich wollte Salomo die Stiftshütte nicht beflecken, indem er dort menschliches Blut vergoß. Daher beauftragte er Benaja, Joab den Befehl zu erteilen, herauszukommen. Aber der Befehlshaber weigerte sich. Joab würde die Altarhörner nicht loslassen. Da befahl Salomo, daß er als der Mörder, der er war, behandelt und niedergeschlagen werden sollte.



1Kö 2,31-33


Joab wurde wegen seiner Morde ohne Gnade hingerichtet. Solange Joab am Leben blieb, würde Davids Haus (Dynastie) die Verantwortung für Joabs Tun tragen müssen, da er ja Abner und Amasa in Verbindung mit seinen offiziellen Pflichten ermordet hatte (vgl. 2Sam 3,22-30; 2Sam 20,8-10 ). Salomo wollte (wie David vor ihm, 1Kö 2,5-6 ) jedes Hindernis für den Segen Gottes über seiner Regierung entfernen und dafür sorgen, daß Joabs Schuld allein mit seinem eigenen Haus identifiziert wurde.

 

1Kö 2,34-35


Benaja , der Befehlshaber der königlichen Leibwache, kehrte zur Stiftshütte zurück und führte den Befehl des Königs aus. Joab starb allerdings nicht in völliger Ungnade, weil er in seinem eigenen Land in der Wüste begraben wurde . Das war möglicherweise die Wüste Judas östlich von Bethlehem. In seinem eigenen Land beerdigt zu werden, war eine Ehre, die Joab wegen seines langen Dienstes für David erwiesen wurde.

Salomo ersetzte Joab durch Benaja , indem er ihn zum Befehlshaber der Armee ernannte. Der Priester Zadok füllte den Platz, den Abjatar leer zurückgelassen hatte (vgl. V. 27 ).


d. Schimis Hinrichtung
( 2,36-46 )


1Kö 2,36-38


Schimi muß ein gefährlicher Mann gewesen sein. Er wurde als solcher von David und von Salomo behandelt, obwohl das, was von ihm niedergeschrieben worden ist, auf den ersten Blick eher von geringerer Bedeutung zu sein scheint. Als David von Absalom verfolgt aus Jerusalem floh, griff Schimi David und seine Mitstreiter verbal und körperlich an. Davids Männer erkannten die Gefahr, die Schimi für den König darstellte, und baten David um Erlaubnis, ihn hier und jetzt töten zu dürfen ( 2Sam 16,5-13 ).

Aber David erlaubte es nicht. Er verzieh Schimis verräterische Taten nicht, aber er verschob dessen Hinrichtung, wahrscheinlich wegen all der Dinge, gegen die er angesichts der Rebellion Absaloms in diesem Moment kämpfte. Schimi war aus demselben Stamm wie die Familie Sauls ( 2Sam 16,5 ).

Salomo ließ Schimi holen und sprach das Urteil über ihn: Er wurde dazu verpflichtet, in Jerusalem zu leben; die Stadt würde sein Gefängnis sein. Im einzelnen durfte Schimi nicht das Kidrontal östlich von Jerusalem überqueren. Wenn er den Kidron überquerte, würde er wahrscheinlich nach Hause gehen, um dort unter den Benjaminitern einen Aufstand zu entfesseln. Salomo sagte Schimi, daß er hingerichtet werden würde, wenn er seinen Befehlen nicht gehorchte. Schimi verstand seine Strafe, stimmte ihrer Einhaltung zu und befolgte dies eine ganze Zeit lang (drei Jahre, 1Kö 2,39 ).

 

1Kö 2,39-40


Nach drei Jahren entliefen zwei Sklaven Schimis nach Gat in Philistäa, ungefähr 50 km südwestlich von Jerusalem. Schimis Entscheidung, Jerusalem zu verlassen, um seine Sklaven zu verfolgen, zeigt seine lockere Sicht der Autorität Salomos.

 

1Kö 2,41-46


Daran erkannte Salomo, daß sich Schimis Einstellung nicht geändert hatte. Salomo hatte jedes Recht, die Strafe, die er gnädig zurückgestellt hatte, auszuführen, weil Schimi die Strafbedingungen verletzt hatte. Dieser hatte sich wie Adonija nicht verändert. Salomo vergegenwärtigte sich Schimis Strafbedingungen, um seine Tat zu rechtfertigen (V. 42-43 ). Sein Hauptanliegen war die Sicherheit des Thrones Davids (V. 45 ); dies war im Hinblick auf Schimi auch Davids Anliegen gewesen.

Salomo tötete Schimi, wie David es angeordnet hatte (V. 8-9 ). Seine frühere Gnade im Umgang mit Schimi (V. 36-37 ) enthoben den König jeder Anklage, daß er rachsüchtig oder unfair gewesen sei.

In allen Beziehungen zu seinen politischen Feinden - Männer, die sich während der Regierung Davids gegen den Willen Gottes verschworen hatten - ragten die Gnade und Weisheit des jungen Königs heraus. Wegen seines weisen Handelns in diesen Gefährdungen des Thrones war das Königreich schließlich fest in den Händen Salomos.

 

2. Salomos persönliche Weisheit
( 1Kö 3 )


Die Weisheit Salomos, die bereits im Bericht über seine Beziehungen zu seinen politischen Feinden deutlich wurde, wird in Kapitel 3 noch einmal betont.



a. Salomos Eigenschaften
( 3,1-3 )


Hier wird der Standpunkt des Königs bezüglich seines Dienstes und seines Gottes dargestellt und als Ursache für den Segen Gottes gehalten.

1Kö 3,1


Diese Bemerkung des Autors liegt wohl außerhalb der chronologischen Reihenfolge der anderen Ereignisse des Lebens Salomos. Sie wird hier als wichtige historische Tatsache und als ein Vorzeichen für kommende Dinge eingefügt. Salomo schloß mit dem Pharao von Ägypten einen Friedensvertrag (wahrscheinlich Pharao Siamon aus der 21. Dynastie) und besiegelte ihn durch die Eheschließung mit dessen Tochter. Die Motivation für diese Hochzeit war offensichtlich politisch. Salomo war bezüglich der Heirat mit Nichtisraeliten nicht so genau, wie er es hätte sein sollen. Aber diese Verbindung führte zum Frieden mit Israels Nachbarn im Südwesten, der während der Regierung Salomos schwach war. Salomo holte seine Braut nach Jerusalem. Nachdem er verschiedene Bauprojekte einschließlich seines Palastes und des Tempels sowie anderer Gebäude vollendet hatte (vgl. 1Kö 7,2-7 ), baute er für sie ein eigenes Haus (einen Palast) (vgl. 1Kö 7,8 ).

 

1Kö 3,2-3


Während der Richterzeit übernahmen die Israeliten die kanaanäische Sitte, an hochgelegenen Orten ("Höhen") zu opfern. Diese Anbetungsstätten befanden sich auf Hügelspitzen und anderen Erhebungen. Die heidnischen Kanaanäer meinten, daß, je näher sie dem Himmel wären, desto größer die Wahrscheinlichkeit sei, daß ihre Gebete und Opfer ihre Götter erreichten. Es war im Gesetz verboten ( 3Mo 17,3-4 ), an anderen Orten als bei der Stiftshütte Opfer darzubringen. Trotzdem war diese Praxis in Israel zu dieser Zeit üblich, auch bei Salomo. Der Tempel bezieht sich auf Salomos Tempel, nicht auf die Stiftshütte. Im allgemeinen war Salomo sorgsam darauf bedacht, in Davids göttlichen Fußstapfen zu wandeln, um so seine Liebe zu Jahwe zu zeigen.

 

b. Salomos Gebet um Weisheit
( 3,4-15 )


1Kö 3,4-5


Der wichtigste (beliebte oder größte) hochgelegene Ort ("Höhe") lag in Gibeon , ungefähr 8 km nördlich von Jerusalem im Gebiet Benjamins. Dort brachte Salomo dem Herrn ein großes Opfer. Offensichtlich offenbarte sich der Herr gerade in dieser Nacht dem König in einem Traum. Solche Offenbarungen waren im alten Israel nicht unüblich (vgl. 1Mo 28,10-15; 1Mo 37,5-7; usw.). Gott lud Salomo dazu ein, zu bitten, was auch immer er wollte. Es scheint zwischen Salomos liebevoller Großzügigkeit, die er zeigte, als er dem Herrn opferte, und Gottes liebevoller Großzügigkeit, die er ihm mit diesem Angebot bewies, ein gewisser Kausalzusammenhang zu bestehen.



1Kö 3,6-9


Salomo erinnerte sich daran, daß Gottes Freundlichkeit gegenüber David der Treue seines Vaters gegenüber Gott, die sich in gerechtem Handeln und aufrechten Herzenseigenschaften erwies, angemessen war. Der König erkannte auch seine eigene Unreife und sein Bedürfnis für Gottes Weisheit an. Salomo war bei seiner Thronbesteigung ungefähr 20 Jahre alt.

Er nannte sich selbst ein Kind und gab damit seine Unerfahrenheit zu (vgl. 1Chr 22,5;29,1 ). Salomo war davon überzeugt, daß er fähig sein würde, wirklich als der Stellvertreter Jahwes zu regieren. Seine Verantwortung als Führer und Richter des Volkes Gottes lasteten schwer auf ihm. Daher bat er um ein erkennendes Herz (wörtl.: "ein hörendes Herz"), das auf die Stimme Gottes eingestellt war, so daß er Israel führen konnte, wie Gott wollte, daß das Volk geleitet würde. Er erkannte seine Abhängigkeit von Gott an, indem er sich selbst als Gottes Knecht bezeichnete ( 1Kö 3,7-8 ).

 

1Kö 3,10-14


Salomo stellte das Wohl des Volkes Gottes seinem persönlichen Frieden oder Wohlstand und jedem Wunsch, ein mächtiger und beliebter König zu werden, voran. Aus göttlicher Perspektive hatte er die richtigen Prioritäten. Daher versprach Gott, ihm das zu geben, worum er gebeten hatte. Er würde ein weises Herz besitzen (V. 12 ) und fähig sein, gerechte Gerichtsentscheidungen zu erkennen und zu treffen (V. 11 ). Da Salomo ja suchte, was am wichtigsten war, versprach Gott, ihm außerdem das zu geben, was von geringerer Bedeutung war, nämlich Reichtümer und Ehre , um ihn weiterhin zu befähigen, Gottes Volk wirksam zu leiten. Salomo sollte der reichste und geehrteste König dieser Zeit sein. Wenn Salomo treu darin blieb, den Willen Gottes zu befolgen, versprach Gott, würde er auch ein langes Leben haben.

 

1Kö 3,15


Wie es so oft der Fall ist, führte ein Segen Gottes die gesegnete Person in eine engere Beziehung zu ihm. Durch diese Offenbarung inspiriert, verließ Salomo die Höhe und ging zu dem göttlich erwählten Ort der Anbetung, der Stiftshütte. Er betrat nicht das Allerheiligste; nur der Hohepriester durfte dort einmal im Jahr eintreten ( 3Mo 16 ). Aber der König stand vor der Bundeslade des HERRN, außerhalb der Stiftshütte mit Blick auf die Lade. Brandopfer drückten die vollständige Weihe eines Menschen an Gott aus; Dankopfer symbolisierten, daß die Opfernden sich aus Gottes Gnade heraus an Gott und den Mitmenschen erfreuen können. Salomos Fest drückte seine Freude und seine Dankbarkeit gegenüber den Mitgliedern seines Hofes aus.

 

c. Salomo zeigt seine Weisheit
( 3,16-28 )


Dieser Vorfall ist zweifellos an dieser Stelle eingeschoben worden, um zu zeigen, daß Gott Salomo tatsächlich die Weisheit gab, die er versprochen hatte, (vgl. V. 12 ). In besonderer Weise wird der Kern der Weisheit in Salomos Handeln in diesem schwierigen Fall offenbart. Der König hatte Einsicht in den Grund der menschlichen Natur (in diesem Fall: mütterlicher Instinkt), die ihn befähigte, zu verstehen, warum sich Menschen so benehmen, wie sie es tun, und wie sie in verschiedenen Situationen reagieren. Das Gegenteil dieser Fähigkeit zeigt sich in der einfachen Beurteilung einer Situation aufgrund der oberflächlichen Worte und Taten der Menschen.

1Kö 3,16-23


Zwei Prostituierte , die im selben Haus lebten, hatten beide drei Tage zuvor ein Baby bekommen. Einer der beiden kleinen Jungen starb während der Nacht, und seine Mutter vertauschte das tote Kind mit dem lebenden. Am Morgen, als die andere Mutter entdeckte, daß der tote Sohn gar nicht ihr eigener war, weigerte sich die schuldige Mutter, ihr falsches Tun einzugestehen. Unfähig, ihren Streit zu schlichten, erschienen sie vor dem König, wobei jede von ihnen darauf beharrte, daß das lebende Kind das ihre sei.

 

1Kö 3,24-27


Salomo befahl, daß das Baby in zwei Teile geschnitten werden sollte. Wie er erwartet hatte, bot die Mutter des Kindes, weil sie nicht wollte, daß das Kind getötet würde, freiwillig an, es lieber der anderen Frau zu überlassen, als es zu töten. Als die andere Mutter sagte, daß das Kind in zwei Teile geschnitten werden sollte, war es offensichtlich, daß sie, weil sie mit dem Kind kein Mitleid hatte, nicht die Mutter des lebenden Sohnes sein konnte.



1Kö 3,28


Salomos Weisheit in diesem Fall wurde im ganzen Königreich bekannt, so daß er als weiser Verwalter der Gerechtigkeit verehrt wurde.



3. Salomos politische Verwaltung
( 4,1-5,14 )


Dieses Kapitel berichtet über die von Gott gegebene Weisheit Salomos (vgl. 1Kö 3,12 ) bezüglich den Verwaltungsaufgaben der Führung Israels.



a. Salomos oberste Beamte
( 4,1-6 )


1Kö 4,1-3


Das Delegieren von Autorität ist der Kern der Weisheit. Salomo ernannte in seiner Regierung 11 oberste Beamte. Drei Männer werden Priester genannt: Asarja (V. 2 ), Zadok und Abjatar (V. 4 ). Asarja, ein Sohn Zadoks , war Zadoks Enkel (vgl. 1Chr 5,34-35 ). "Sohn" bedeutet oft Nachkomme. Elihoref und Ahia waren Sekretäre oder Schreiber. Dies war ein wichtiges Amt. Die Schreiber bereiteten königliche Erlasse bei Verträgen, Handel und militärischen Bündnissen vor und bewahrten offizielle Berichte auf. Joschafat war der Berichterstatter, der die Berichte von allen wichtigen täglichen Dingen im Königreich sammelte und ordnete. Er hatte in dieser Aufgabe auch unter David gedient ( 2Sam 8,16; 20,24 ).

 



1Kö 4,4


Benaja war der Oberbefehlshaber der ganzen Armee. Zadok und Abjatar hatten unter David als stellvertretende Hohepriester gedient ( 2Sam 15,35 ). Aber Abjatar hatte sich bei dem geplanten Putsch mit Adonija zusammengetan, so daß der Priester von Sa lomo weggeschickt worden war ( 1Kö 2,20-27 ). Zadok blieb Hohepriester ( 1Kö 2,35 ). Abjatar ist hier als einer der Beamten Salomos verzeichnet, weil er, obwohl er aus dem Amt des Hohepriesters entlassen worden war, den Titel und die Ehre nach seiner Absetzung behielt. Vielleicht dienten jetzt Asarja ( 1Kö 4,2 ) und Zadok (V. 4 ) gemeinsam, wie es zuvor Abjatar und Zadok getan hatten.



1Kö 4,5-6


Diese Männer werden als Söhne Nathans bezeichnet. Sie können die Söhne eines Mannes oder die Söhne von verschiedenen Männern mit Namen Nathan gewesen sein. Asarja (nicht der Asarja von V. 2 ) war für die 12 Gebietsbeamten, die in den Versen 8-19 genannt werden, verantwortlich. Sabud stammte aus der Priesterlinie und diente dem König als persönlicher Ratgeber. Ahischar war für den Palast verantwortlich, wahrscheinlich als Aufseher über die Diener und die anderen dortigen Arbeiter; Hadoniram (vgl. 1Kö 5,28 ) kontrollierte die Arbeitskräfte, d. h. Nichtisraeliten, die in Israel lebten und verpflichtet waren, für den König zu arbeiten (vgl. 1Kö 5,27-28;9,15.21; 2Chr 2,1;8,8 ).



b. Salomos Bezirksverwalter
( 4,7-19 )


1Kö 4,7-19


Salomo machte jeden seiner 12 Bezirksverwalter dafür verantwortlich, Vorräte für den königlichen Haushalt (und für seine Tausende von Pferden; 1Kö 5,8 ) zu besorgen, einen Verwalter für jeden Monat. Diese Vorräte waren gewaltig (vgl. 1Kö 5,2-8 ). Mit dieser Arbeit waren die Männer zweifellos stark beschäftigt. Interessanterweise waren zwei dieser Verwalter Schwiegersöhne Salomos (V. 11.15 ). Alle 12 werden nur an dieser Stelle der Bibel erwähnt, mit Ausnahme von Ahimaaz, der wahrscheinlich ein Sohn des Priesters Zadok war (vgl. 2Sam 15,27 ). Zu den Gebietsgrenzen vgl. die Karte "Salomos 12 Provinzen und Nachbarstaaten". Juda, das darin nicht eingeschlossen ist, war von Salomo wahrscheinlich von der Steuereintreibung ausgenommen worden.



c. Salomos Wohlstand
( 4,20-5,8 )


1Kö 4,20


Salomos Königreich war vereinigt, sicher, stark und wohlhabend und bestand aus einer großen Bevölkerung. (Zu Juda und Israel vgl. den Kommentar zu 1Kö 1,35 .) Das Volk wurde so zahlreich wie der Sand an der Meeresküste.

Die Israeliten hatten genug zu essen und zu trinken, und sie waren glücklich und freuten sich an dem guten Lebensstandard (vgl. 1Kö 5,5 ).



1Kö 5,1


Salomos Gebiet erstreckte sich vom Euphrat (vgl. V. 4 ) im Osten und Norden bis zum Land der Philister im Westen und Ägypten im Südwesten. Das bedeutet nicht, daß der Abrahamsbund zur Zeit Salomos bereits erfüllt war ( 1Mo 15,18-20 ), denn nicht das ganze Gebiet war in die geographischen Grenzen Israels eingegliedert; viele der unterworfenen Königreiche behielten ihre Identität und ihr Land, bezahlten aber an Salomo Steuern ( Tribute ). Israels eigene geographischen Grenzen erstreckten sich "von Dan bis Beerscheba" ( 1Kö 5,5 ).

e

1Kö 5,2-5


Die Fähigkeit des Volkes, für Salomos tägliche Versorgung zu sorgen (vgl. 1Kö 4,7 ), beweist seinen Wohlstand (V. 5,2-3 ). Diese Versorgung bestand aus 30 Säcken (ca. 6 520 Liter) feinstem Mehl, 60 Säcken (ca. 13 215 Liter) anderem Mehl, 30 Stück Vieh, 100 Schafen und Ziegen und Wildfleisch (Hirsch, Gazelle, Rehböcke) und Geflügel. Diese Lebensmittelversorgung wurde durch die große Ausdehnung des Königreichs möglich - von der Stadt Tipsa im Norden (am Ufer des Euphrat) bis nach Gaza im Süden (vgl. V. 1 ). Jeder lebte unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum (V. 5 ) ist ein bildlicher Ausdruck für Frieden und Wohlstand (vgl. Mi 4,4; Sach 3,10 ). Weinstock und Feigenbaum waren Symbole für das Volk Israel und spiegelten die landwirtschaftliche Unabhängigkeit im verheißenen Land wider.



1Kö 5,6-8


Salomos zahlreiche Pferde (12 000; vgl. 2Chr 1,14 ) und seine vielen Streitwagen (1 400 werden in 2Chr 1,14 genannt) wurden an verschiedenen Orten aufbewahrt (genannt die "Wagenstädte" in 2Chr 9,25; vgl. 1Kö 9,19 ). Obwohl im Hebräischen hier 40 000 Ställe steht, war dies wahrscheinlich ein Fehler des Abschreibers des Textes, der 4 000 gelesen hatte, die Zahl, die in 2Chr 9,25 genannt wird. Die Pferde und Streitwagen, die zur nationalen Verteidigung gebraucht wurden, dienten als starke Abschreckung gegen mögliche fremde Angreifer. Für alle Pferde Salomos wurde täglich von den Gebietsverwaltern Gerste und Stroh herbeigeschafft.



d. Salomos Geschicklichkeit
( 5,9-14 )


1Kö 5,9


Diese hinzugefügte Information über Salomos Weisheit zeigt Gottes Treue, mit der er den König segnete, wie er es versprochen hatte (vgl. 1Kö 3,12;5,26 ). Weisheit ist die Fähigkeit, das Leben erfolgreich zu meistern . Während Salomo diese Fähigkeit besaß, wandte er sie nicht immer in seinem eigenen Leben an. Daher lebte der weiseste Mann, den es je gab (das heißt: der Mann mit der größten Weisheit), nicht weiser als viele andere, die ihm vorausgegangen waren oder folgten. Einblick in die Vorgänge des Lebens zu haben garantiert nicht, daß man immer das Richtige zu tun wählt. Salomos großartiger Einblick war seine Fähigkeit, den Kern der Probleme zu sehen (z. B. 1Kö 3,16-27 ). Sein Verständnis war enorm; heute würde er als ein Mann mit enzyklopädischem Wissen beschrieben werden.



1Kö 5,10-11


Seine Weisheit übertraf die aller Männer des Ostens (vgl. Hi 1,3 ) und die ganze Weisheit der Menschen in Ägypten , beides Gebiete, die für ihre Weisheit bekannt sind. Er war also Menschen, die für ihre Weisheit berühmt waren, überlegen, einschließlich des Esrachiters Etan (dessen Name im Titel des 89. Psalms vorkommt, was darauf schließen läßt, daß er ihn geschrieben hat), Hemams (sowohl Etan als auch Hemam waren Musiker; vgl. 1Chr 15,19 ), Kalkols und Dardas. Die letzten drei dieser vier Weisen waren die Söhne Mahols , aber in 1Chr 2,6 werden sie gemeinsam mit Etan und Simri als "Söhne [Nachkommen] Serachs" bezeichnet. Offensichtlich war Mahol der Vater der vier (Etan, Hemam, Kalkol und Darda), und Simri (dessen Vater Serach war) war ein Vorfahr einige Generationen zurück (vgl. den Kommentar zu 1Chr 2,6 ).



1Kö 5,12-14


Einige hundert von Salomos 3 000 Sprüchen sind im Buch der Sprüche ebenso wie ein paar im Predigerbuch niedergeschrieben worden. Eines seiner 1 005 Lieder ist das Hohelied. Salomos literarisches Werk war besonders fruchtbar. Er wurde zu einer Autorität in Botanik und auch in Zoologie. Die Feststellung in Vers 14 ist eine Hyperbel (eine Übertreibung, um etwas zu betonen); offenbar schickte nicht jede Nation dieser Erde einen Vertreter, um Salomo zu besuchen. Entscheidend ist, daß viele wichtige Besucher von weit her kamen, um Salomo zu besuchen, der sie aufgeschlossen an seinem Hof empfing. Er war als der weiseste Mann jener Zeit bekannt, wie Gott es ihm versprochen hatte.


C. Salomos Tempel und Palast
( 5,15-8,66 )


Der Autor von 1. und 2.Könige war an Salomos Tempel ebenso interessiert wie an Salomo selbst. Die Vorsorge, die der König für die geistliche Stärke seines Volkes traf, war sein herausragender Beitrag für Israel.



1. Bauvorbereitungen
( 5,15-32 )


a. Salomos Bitte an Hiram
( 5,15-20 )


1Kö 5,15


Tyrus war eine bedeutende Hafenstadt am Mittelmeer nördlich von Israel. Sie war eine der Hauptstädte Phöniziens, eines der Israel freundlich gesonnenen benachbarten Königreiche. Hiram, König von Tyrus , war ein Verbündeter und Freund König Davids gewesen und hatte Material und Arbeiter für den Bau von Davids Palast bereitgestellt ( 2Sam 5,11 ). Hiram schickte Salomo seine Boten, um seine Achtung vor dem neuen König, dem Sohn seines Freundes, auszudrücken.



1Kö 5,16-19


David hatte seinem Freund Hiram seine Wünsche, einen Tempel zu bauen, mitgeteilt. Aber der Kriege wegen hatte David kämpfen müssen und konnte den Tempel nicht errichten. Jetzt war Friede eingekehrt (vgl. 1Kö 5,4-5 ), und der Bau konnte beginnen. Salomos Friedensvertrag wird wohl Hiram dazu ermutigt haben, sich an den Plänen zu beteiligen. Sein Ziel war es, den Tempel zu bauen , den Gott selbst genehmigt hatte.



1Kö 5,20


Salomo bat Hiram darum, seinen Leuten den Befehl zu geben, Material und Handwerker für das Projekt zu besorgen. Möglicherweise geschah dies mit der Autorität des Überlegenen, aber wahrscheinlicher ist, daß die Worte Salomos eine Bitte an einen Freund darstellten. Zedern aus dem Libanon wuchsen vornehmlich an den westlichen Hängen der libanesischen Berge östlich von Tyrus, obwohl heutzutage nur noch wenige übriggeblieben sind. Es gab sehr alte Bäume mit hartem, schönen Holz, das hervorragend für den Bau geeignet war, da es für Fäulnis und Insektenbefall nicht anfällig war. Salomo bot an, Arbeiter zu schicken, um Hirams Männer beim Fällen der Bäume zu unterstützen, und den sidonesischen Arbeitern zu bezahlen, was immer Hiram für angemessen hielte. Die Sidoniter waren tatsächlich hoch begabt im Bäumefällen; zweifellos war Salomos Erinnerung an diese Fähigkeit vorteilhaft. Sidon, eine andere phönizische Stadt, lag nördlich von Tyrus. Offensichtlich holte Hiram sich von dort Arbeiter.



b. Hirams Vertrag mit Salomo
( 5,21-26 )


1Kö 5,21-23


Salomos Vorschlag folgte eine begeisterte Antwort. Hiram hatte Achtung vor Jahwe, vielleicht als Ergebnis seiner Beziehung zu David. Er erkannte Salomos Weisheit sofort. Offensichtlich wurde Salomos Botschaft an ihn (V. 17-20 ) nicht vollständig vom Autor der beiden Königsbücher festgehalten, da Hiram zustimmte, für Zedern- und Zypressenholz zu sorgen. Er schlug vor, daß die Holzklötze auf Flößen zu Salomo transportiert werden sollten und bot an, daß er dafür die Verantwortung übernehmen würde. Allerdings wollte Hiram auch eine Gegenleistung: Nahrung für seine königliche Hausgemeinschaft.



1Kö 5,24-26


Salomo stimmte dieser Vereinbarung zu und gab ihm jedes Jahr 20 000 Sack Weizen (ca. 4,4 Millionen Liter) und 20 000 Eimer (ca. 440 000 Liter) Olivenöl . Gerste und Wein gehörten ebenfalls noch dazu ( 2Chr 2,9 ). Offenbar hatte Hiram ein großes Gefolge, das zweifellos ebenso seine Höflinge wie seine Familienmitglieder einschloß. Weizen und Öl gab es dabei anscheinend nicht in ausreichendem Maß in oder um Tyrus. Dank Salomos weiser Initiative ( der HERR gab Salomo Weisheit ; vgl. 1Kö 3,12.28;5,9 ) hielt diese vertragliche Vereinbarung für viele Jahre und sorgte für friedliche Beziehungen zwischen den beiden Königen.



c. Salomos Einberufung der Arbeiter
( 5,27-32 )


1Kö 5,27-32


Salomos Einberufung berührte das Leben vieler männlicher Nichtisraeliten (vgl. 2Chr 8,7-8 ) in Israel (insgesamt werden 183 300 genannt). Der König zog sie für einen zeitlich beschränkten Arbeitsdienst ein, den sie planmäßig zusammen mit ihren privaten Aufgaben ableisteten. Diese Methode der Einberufung von Zwangsarbeitern führte die Israeliten schließlich in größte Schwierigkeiten, vielleicht wegen der Art und Weise, wie sie geregelt wurde (vgl. 1Kö 12,18 ). Die 3 300 Vorarbeiter ergeben zusammen mit der Verstärkung von 550 weiteren ( 1Kö 9,23 ) die Gesamtzahl von 3 850 (vgl. die 3 600 Vorarbeiter in 2Chr 2,17 und die 250 in 2Chr 8,10 ).

Es wurde unter der Leitung von Hadoniram (vgl. 1Kö 4,6 ) gearbeitet. Die Träger transportierten Material von einem Ort zum anderen, die Steinhauer brachen massive Steinklötze aus dem Steinbruch in den Bergen nördlich von Jerusalem. Die Männer von Gebal (heute Byblos, 21 km nördlich von Beirut, 96 km nördlich von Tyrus) leisteten einen bedeutenden Beitrag, indem sie zusammen mit Salomos und Hirams Handwerkern Holz und Steine bearbeiteten.



2. Die Konstruktion des Tempels
( 1Kö 6 )


a. Die Ausmasse des Baus
( 6,1-10 )


1Kö 6,1


Dieser Vers ist einer der bedeutendsten in der alttestamentlichen Chronologie, weil er uns dazu verhilft, verschiedene Daten in der Geschichte Israels zu fixieren. Die Daten der Regierungszeit Salomos sind durch Hinweise in alten Schriften ziemlich genau festgestellt worden. Er regierte 971 - 931 v. Chr. In Übereinstimmung mit diesem Vers begann Salomo im vierten Jahr seiner Herrschaft, den Tempel zu bauen . Das war 966 v. Chr. Der Exodus fand 480 Jahre früher statt (1446 v. Chr.). Der Monat Siw entspricht April/Mai (vgl. die Übersicht "Der Kalender in Israel" zu 2Mo 12,2 ). Interessanterweise begann der Wiederaufbau des Tempels 430 Jahre später unter Serubabel (536 v. Chr.) ebenfalls im zweiten Monat ( Esr 3,8 ).



1Kö 6,2-3


Eine Elle war ungefähr 50 cm lang. So war der Tempel 27 m lang, 9 m breit und 14 m hoch. Er war nicht groß, hatte nur 2 511 qm Innenraum. Aber er hatte wegen seiner weißen Kalksteine, der Zedern und des goldenen Äußeren ein auffallend schönes Aussehen. Er hatte eine große, offene Vorhalle (Säulenhalle), die den Tempel noch 4,5 m verlängerte.


1Kö 6,4-6


Die schmalen, vergitterten Fenster lagen offensichtlich hoch über den Mauern der dreistöckigen Nebenräume, die den Tempel an zwei oder drei Seiten umrahmten. Die Haupthalle und das innere Heiligtum des Tempels waren der heilige Ort beziehungsweise der allerheiligste Ort. Der Bau um das Gebäude herum wurde gegen die äußeren Seiten und vielleicht hinter dem Tempel gebaut. Dieser Bau war an der Innenseite möglicherweise ungefähr 7,5 - 9 m hoch und in drei Stockwerke unterteilt, wovon jedes an der Innenseite 2,3 m hoch war. Diese Räume wurden von den Priestern als Lagerräume und für den Dienst benutzt. Die Räume im ersten Stock waren am kleinsten (2,4 m breit), da dieser auch noch Dielen und Treppen enthielt (vgl. V. 8 ); im zweiten Stock, wo nur etwas Raum für Dielen und Treppen gebraucht wurde, waren sie schon größer (2,7 m breit); doch am größten waren die Räume im dritten Stock (3,2 m breit). Die Absätze waren offensichtlich die Stützen für den oberen Stock, der in die Mauern dieses umrahmenden Baus gebaut worden war. Die Abmessungen sind wahrscheinlich die inneren Maße.



1Kö 6,7


Offensichtlich fühlte Salomo, daß der Baulärm für diesen Tempel im Hinblick auf seinen Zweck nicht angemessen war. Daher hatte er alle Bausteine beim Steinbruch heraushauen und bearbeiten lassen, so daß sie leise an diesem Ort eingefügt werden konnten.



1Kö 6,8-10


Der Tempel war nach Osten ausgerichtet, aber der Eingang zum Rahmenbau (V. 5 ) lag Richtung Süden. Die Nebenräume auf allen Stockwerken waren durch innere Treppenhäuser und Korridore verbunden. Obwohl "die Balken nicht in die Wände des Hauses eingriffen" (V. 6 ), waren die inneren Wände dieser Nebenräume mit dem Tempel durch Balken aus Zedernholz verbunden (V. 10 ).



b. Die Verheissung des Herrn, Salomos Gehorsam zu segnen
( 6,11-13 )


1Kö 6,11-13


Während des Tempelbaus bestätigte Gott Salomo die Verheißung, die er vorher David gegeben hatte. Die Verheißung an David, auf die Gott sich hier bezieht (V. 12 ), war, daß er dessen Thron ewig bestehen lassen würde ( 2Sam 7,13 ). Gott würde dies durch Salomo tun, wenn dieser ihm gehorchen würde ( 1Kö 6,12 ). Später führte Salomos Ungehorsam dazu, daß Gott das Volk aus den Händen seines Sohnes Rehabeam befreite. Gott versprach auch, daß sein Volk sich, wenn Salomo dem Herrn gehorchte, der Freundschaft und des Schutzes Gottes erfreuen könnte. Israel erfuhr dies wegen Salomos späterem Abfall nur teilweise.

 



c. Die Vollendung des Baus
( 6,14-36 )


1Kö 6,14-18


Das ganze Innere des Tempels war mit Zedernbrettern (an den Wänden) und mit Kiefernbrettern (auf dem Boden) verkleidet, die alle mit Gold überzogen waren (V. 22.30 ). Die Haupthalle (vgl. V. 5 ) vor dem inneren Heiligtum (dem Allerheiligsten) war das Heilige. Die Haupthalle war 18 m lang, also doppelt so lang wie das Allerheiligste (vgl. die Skizze "Grundriß des salomonischen Tempels".) Das Innere war mit geschnitzten Knoten und Blumen geschmückt.



1Kö 6,19-22


Innerhalb des heiligsten Ortes (ein Würfel mit 9 m Kantenlänge, ganz mit Gold überzogen) stand die Bundeslade. Der Altar aus Zedernholz war der Räucheraltar im Heiligtum. Salomos Räucheraltar war aus Zedernholz gemacht und mit Gold überzogen; er wurde auch "der goldene Altar" genannt ( 1Kö 7,48 ). Goldketten hingen in dem heiligen Ort über den Türen, die zum allerheiligsten Ort führten. 1Kö 6,22 faßt noch einmal Teile dessen zusammen, was in Vers 14-21 festgehalten wurde. Der Altar (V. 22 ) ist der Räucheraltar, der im heiligen Ort aufgestellt war.



1Kö 6,23-28


Die Cherubim waren aus Olivenholz geschnitzte Engelskulpturen. Ihre Flügel waren ausgebreitet, so daß sie von einer Seite bis zur anderen 9 m maßen (von den nördlichen bis zu den südlichen Mauern des Allerheiligsten; vgl. 2Chr 3,13 ). Auch die Cherubim waren mit Gold überzogen.



1Kö 6,29-35


Die Wände der inneren und äußeren Räume beziehungsweise des allerheiligsten und heiligen Ortes waren mit geschnitzten Cherubim, Palmzweigen und Blumen geschmückt. Die Türen aus Olivenholz, die von den heiligen Räumen wegführten, waren mit fünfseitigen Pfosten (Rahmen) umrahmt. Manche Kommentatoren glauben, daß es Schiebetüren waren. Die Türen, die von der Vorhalle in die Haupthalle (dem heiligen Ort) führten, waren aus Zypressenholz gemacht (V. 34 ). Sie hingen an vierseitigen Pfosten. Jede hatte zwei Flügel und war so befestigt, daß sie sich drehte und auf Gelenken oder Angeln bewegte. Alle diese Türen waren wie die Wände geschmückt (V. 32.35 ; vgl. V. 29 ).

 

1Kö 6,36


Der innere Hof war ein offener Platz, der den Tempel umrahmte. Es gab auch einen äußeren Hof, der aber hier nicht erwähnt wird (vgl. 2Chr 4,9 ), und der in der Höhe etwas geringer als der innere Hof war (vgl. der "obere Vorhof" in Jer 36,10 ). Dieser innere Hof (auch der "Vorhof für die Priester" genannt; 2Chr 4,9 ) war von dem äußeren (großen) Hof durch die hier beschriebene Mauer getrennt. Diese Mauer bestand aus drei Bahnen (Reihen) von bearbeitetem (behauenem) Stein (Kalkstein) und aus einer Bahn (Reihe) Zedernbalken. (Der äußere Hofbereich war auch von einer Mauer umgeben.) Die Größe des inneren Hofes wird nicht angegeben, aber wenn die Ausmaße der Tempelhöfe proportional zu denen des Hofes der Stiftshütte waren, wie es die Maße des Tempels und der Stiftshütte auch waren, so war der innere Hofbereich ungefähr 45 m breit und 122 m lang.



d. Die Dauer des Baus
( 6,37-38 )


1Kö 6,37-38


Für den Bau des Tempels wurden sieben Jahre benötigt, vom vierten Jahr der Herrschaft Salomos (966 v. Chr.; vgl. den Kommentar zu 1Kö 6,1 ) bis zum elften Jahr (959 v. Chr.). Genau genommen waren das 712 Jahre. Siw entspricht April/Mai und Bul , der achte Monat, Oktober/November.



3. Salomos Palast
( 7,1-12 )


1Kö 7,1-6


Die Beschreibung von Salomos Palast in Vers 1-12 läßt die Frage aufkommen, ob ein Gebäude oder mehrere gebaut worden waren. Wahrscheinlich wurde ein Palastkomplex gebaut, der verschiedene eigenständige, aber zusammengehörige Gebäude umfaßte. Diese Anordnung entspricht dem Stil anderer großer orientalischer Wohnhäuser und Paläste.

Der Palast beanspruchte für seinen Bau mehr Zeit als der Tempel (13 Jahre im Vergleich zu 712; vgl. 1Kö 6,37-38 ), weil er größer war. Das Libanon-Waldhaus (vgl. 1Kö 10,17.21; Jes 22,8 ) erhielt seinen Namen wahrscheinlich wegen seines durchgängigen Gebrauchs von libanesischen Zedern (vgl. 1Kö 7,2-3 ). Es befand sich aber nicht im Libanon, sondern in Jerusalem. Er maß 45 m mal 22 m und war 14 m hoch. Die Bodenfläche betrug 104 512 qm, mehr als vier mal die 25 083 qm der Tempelfläche (vgl. 1Kö 6,2 ).

Der Palast diente offensichtlich auch als Waffenarsenal ( 1Kö 10,17; vgl. Jes 22,8 ). In unmittelbarer Nähe befand sich anscheinend eine mit Balken versehene Kollonade (ein geschmückter Weg, der einen Innenhof umrundet) mit einem Dach und unterstützenden Balken.



1Kö 7,7-11


Salomos Thronhalle, die Gerichtshalle, war mit dem Libanon-Waldhaus verbunden, genauso wie seine eigene Residenz (V. 8 a) und eine separate Residenz (Palast) für die Tochter des Pharaos, die er geheiratet hatte (V. 8 b), alle von vollkommen harmonischem Design. Ein großer Hof (V. 9 ) vereinte all diese Gebäude im Palastkomplex. Die Gebäude waren alle aus Stein erbaut (ausgenommen die Dächer) und standen auf steinernen Fundamenten. Jeder Stein war mit einer Säge auf die richtige Größe gebracht worden. Palästinensischer Kalkstein kann mit einer Säge geschnitten werden, wenn er frisch gebrochen worden ist, aber er erhärtet sich, wenn er den Elementen ausgesetzt wird.



1Kö 7,12


Der große Palasthof wurde von einer Mauer geschützt, die dem Design nach der Mauer um den inneren Hof des Tempels ähnlich war (vgl. 1Kö 6,36 ). Der Palast war wahrscheinlich nahe an den Tempel gebaut worden (vielleicht südlich davon), obwohl von seinen Überresten von den Archäologen nichts gefunden wurde.



4. Die Tempeleinrichtung
( 7,13-51 )


a. Die Arbeit Hirams
( 7,13-47 )


1Kö 7,13-14


Hiram sollte nicht mit Hiram, dem König von Tyrus, verwechselt werden ( 1Kö 5,15 ). Hiram war ein geschickter Handwerker, der ebenfalls aus Tyrus stammte und dessen Mutter eine israelitische Witwe aus Naftali und dessen Vater ein Phönizier aus Tyrus war. In Übereinstimmung mit 2Chr 2,13 stammte Hirams Mutter aus Dan. Vielleicht war Dan der Stamm, in dem sie geboren worden war und Naftali ihr Wohnort oder Zweitwohnsitz. Hirams besonderes Talent lag in der Arbeit mit Bronze (einer Kupferlegierung).



1Kö 7,15-22


Hiram goß zwei gewaltige Bronzestatuen, jede 8 m hoch und mit einem Umfang von 5,5 m. Mit ihren Kapitellen waren sie über 10 m hoch. (Zu der angeblichen Diskrepanz zwischen V. 15 und 2Chr 3,15 vgl. den Kommentar dort.) In 1Kö 7,17-20.22 werden viele Details angegeben (vgl. den Kommentar zu 2Chr 3,16 ), um die Schönheit und Kompliziertheit dieser freistehenden Monumente zu zeigen.

Die Pfeiler waren auf jeder Seite der Tempelsäulenhalle (die dachlose Vorhalle) errichtet. Jachin, der Name der südlichen Säule, bedeutet "Er [Jahwe] erbaut"; Boas, der Name der nördlichen Säule, "in ihm [Jahwe] ist Stärke". Diese Säulen standen als ein Zeugnis für die Sicherheit und Stärke Gottes, die dem Volk zugute kam, wenn es ihm gehorchte.



1Kö 7,23-26


Das Meer entsprach dem Waschbecken der Stiftshütte. Es war ebenfalls von gigantischer Größe: 4,5 m Umfang und 2,3 m Höhe. Zum Unterschied zwischen dem Verhältnis 3:1 des Umfangs (14 m) zum Durchmesser (4,7 m) im Vergleich zum geometrischen p ( pi ) vgl. den Kommentar zu 2Chr 4,2 .Das "Meer" sah wie ein gigantisches Becken aus, das auf den Rücken von 12 Bullenskulpturen ruhte, die es stützten, und konnte 2 000 Eimer (ca. 43 700 Liter) Wasser fassen. Es diente als ein Reservoir für den Tempelhof. 2Chr 4,5 schließt noch die Feststellung ein, daß das Becken "3 000 Eimer enthielt" (ca. 66 500 Liter). Vielleicht war dies seine gesamte theoretische Kapazität, während tatsächlich 2 000 Eimer eingefüllt wurden.



1Kö 7,27-40 a


Die 10 beweglichen Ständer wurden offenbar für das Schlachten von Opfertieren benutzt. Jeder hatte eine Fläche von 5,5 qm und war an seiner höchsten Stelle 1,6 m hoch. An der Vorderseite jedes Gestells war ein Bassin (V. 38 ), das ungefähr 875 Liter (40 Eimer) Wasser faßte. Anscheinend floß ein weiteres Bassin (V. 30 ) in ein rundes Gerät (vielleicht ein Tank) unterhalb einer Öffnung. Jeder Ständer hatte schmückende Tafeln auf jeder Seite und vier bronzene Räder. Diese 10 identischen Arbeitstische konnten bei Bedarf rund um den inneren Hof gefahren werden (allerdings unter Schwierigkeiten). Fünf standen an der südlichen Seite des Tempels und fünf an der nördlichen.

 

1Kö 7,40-47 (1Kö 7,40b-47)


In dieser Zusammenstellung der Arbeit Hirams ist der bronzene Altar nicht erwähnt, den er ebenfalls gestaltete ( 2Chr 4,1 ). Die Erstellung der Einrichtungsgegenstände wird in sehr vielen Details berichtet. Das betont die überwältigende Schönheit, Symmetrie und den Glanz des Tempels. Die bronzenen Gegenstände waren in Tonformen im Jordantal zwischen Sukkot und Zaretan, ungefähr 56 km nördlich des Toten Meeres und östlich des Jordans, gegossen worden. Bronze gab es so im Überfluß, daß sie nicht einmal gewogen wurde.



b. Die Einrichtung und zusätzliche Gegenstände
( 7,48-50 )


1Kö 7,48-50


Für die Einrichtungsgegenstände außerhalb des Tempels wurde Bronze verwendet (V. 40-45 ), aber die Einrichtung im Innenraum wurde aus Gold hergestellt. Der goldene Altar war der Räucheraltar. Der Tisch für das Brot der Gegenwart ("Schaubrottisch") war wahrscheinlich ein größerer Tisch mit neun weiteren Tischen, der, obwohl hier nicht erwähnt, in 2Chr 4,19 beschrieben wird ("Tische"). Während die Stiftshütte einen Lampenständer hatte, hatte der Tempel im Heiligen (der Haupthalle) 10 Lampenständer. Alle anderen Gegenstände waren ebenfalls aus Gold, einschließlich der Türfassungen.



c. Die von David geweihten Einrichtungsgegenstände
( 7,51 )


1Kö 7,51


Zu all diesen Gegenständen kamen noch die Einrichtungsgegenstände hinzu, die König David hergestellt und für den Tempeldienst geweiht hatte ( 2Sam 8,11; 1Chr 22,14;29,1-9 ). Die Schatzkammern des Tempels des Herrn waren wahrscheinlich die Räume des Tempels, die sich in dem umrundenden "Bau" befanden ( 1Kö 6,5-6 ).



5. Die Tempeleinweihung
( 1Kö 8 )


a. Der Standort der Bundeslade
( 8,1-11 )


1Kö 8,1-2


Nachdem alle neuen Einrichtungsgegenstände, Utensilien und das Zubehör hergestellt und an ihren Standort gebracht worden waren ( 1Kö 6;7,13-51 ), ließ Salomo das Volk für die Aufstellung der Lade und die Einweihung des Tempels zusammenrufen. Alle Häupter der Stämme und Familien in Israel erhielten gesonderte Einladungen. Die Zeremonie wurde für das Fest im Monat Etanim festgesetzt (das Laubhüttenfest im September-Oktober [ 3Mo 23,33-36 ]; vgl. die Darstellung "Der Kalender in Israel" zu 2Mo 12,1 ). Vorher hatte die Lade in einem Zelt gestanden, das David auf dem Berg Zion ( 2Sam 6,17 ), dem südöstlichen Teil Jerusalems, der die Stadt Davids genannt wurde (vgl. 2Sam 5,7 ), aufgestellt hatte (vgl. die Karte "Jerusalem zur Zeit der Könige" zu 1Kö 9,15 ).



1Kö 8,3-5


Wie Gott es vorgeschrieben hatte, wurde die Lade von den Priestern mit Hilfe von Stangen getragen, die durch Ringe an ihren Seiten gesteckt worden waren. Es muß ein großer Tag gewesen sein, als die Lade und die anderen Einrichtungsgegenstände aus Davids Zelt durch die mit Menschen gefüllten Straßen Jerusalems in ihr neues Zuhause getragen wurden. Anscheinend wurden die Stiftshütte und ihre Geräte ausrangiert. Der einzige Gegenstand daraus, der im Tempel aufgestellt wurde und nicht neu war, war die Lade. Der Hof des Tempels bebte vor geschäftigen Priestern, die mehr Tiere opferten, als gezählt werden konnten, als das Volk voller Freude den Herrn anbetete.



1Kö 8,6-9


Die Priester stellten die Lade an ihren Ort unter die ausgebreiteten Flügel der goldenen Cherubim im Allerheiligsten. Wie Gott es befohlen hatte, so ließen sie die Tragestangen in den Ringen ( 2Mo 25,15 ). Wenn die Türen zum Allerheiligsten offen waren, konnte man die Stangen vom Heiligen sehen, jedoch nicht von außen. Die Feststellung, daß die Stangen bis heute dort sind, läßt darauf schließen, daß dieser Teil von 1.Könige geschrieben worden ist, bevor der Tempel 586 v. Chr. zerstört wurde. Die zwei Steintafeln des Gesetzes, die von Mose in die Lade gelegt worden waren, befanden sich noch immer dort. Sie dienten dazu, Israel daran zu erinnern, daß es noch immer unter dem Segen und der Verantwortung des mosaischen Bundes stand. Der Topf mit Manna und Aarons Stab, der Knospen bekommen hatte, waren aber nicht mehr da, obwohl sie in der Lade viele Jahre lang ( Hebr 9,4 ) aufbewahrt worden waren. Vielleicht sind sie von den Philistern oder von irgendwelchen anderen Feinden entfernt worden. Oder die Gegenstände, die vorne in der Stiftshütte und nicht in der Lade lagen (vgl. 2Mo 16,33-34; 4Mo 17,25 ), sind erst einige Zeit nach Salomo in die Lade gelegt worden und dann vielleicht später verlorengegangen.



1Kö 8,10-11


Die Wolke , die den Tempel füllte, war eine sichtbare Repräsentation der Herrlichkeit des Herrn. Eine ähnliche Manifestation fand statt, als die Stiftshütte eingeweiht wurde ( 2Mo 40,34-35 ).



b. Salomos Rede an das Volk
( 8,12-21 )


1Kö 8,12-14


Salomo erklärte dem Volk, daß Gott gesagt hatte, er würde in der Wolke über dem Tempel wohnen. Eine Wolke symbolisierte oftmals die Anwesenheit des Herrn (vgl. 2Mo 19,9; 34,5; 3Mo 16,2; 5Mo 4,11; 31,15 ). Es war Salomos Absicht, daß Gott in dem Tempel, den er gebaut hatte, wohnen sollte, wie Gott auch in der Stiftshütte gewohnt hatte. Salomo hatte versucht, die Herrlichkeit Jahwes im Tempel widerzuspiegeln. Für immer sollte in der Bedeutung von "so lange wie möglich" verstanden werden. Salomo wandte sich vom Herrn ab und sprach zum Volk, das ehrfürchtig vor ihm stand.



1Kö 8,15-21


Mit seiner eigenen Hand bedeutet "er selbst" (vgl. V. 24 ). Das Versprechen, auf das sich Salomo bezog, war, daß Gott seinen Namen in Jerusalem wohnen lassen wollte (vgl. den Kommentar zu 2Chr 6,6 ). "Name" kommt in Salomos Gebet 15 Mal vor ( 1Kö 8,16-20.29.33.35.41-44.48 [zweimal in V. 16 und 43 ]). Der Tempel sollte kein "Behälter" für Gott sein (V. 27 ), sondern ein Ort, wo sein Name wohnen konnte (V. 16-17.19-20 ), das bedeutet, ein Ort, an dem seine Gegenwart und sein Charakter offenbar sein würden.

Salomo erwies David für seine Absicht, den Tempel zu bauen, die ihm gebührende Anerkennung (V. 17-18 ). Er erklärte, daß Gott David versprochen hatte, daß sein Sohn den Tempel bauen würde (vgl. 2Sam 7,12-13 ). Gott war treu gewesen, und Salomo ehrte ihn dafür. Der Tempel war in erster Linie ein Ort für die Lade, den Thron Gottes auf Erden und ein Aufbewahrungsort für die Bundesverheißungen Gottes für sein auserwähltes Volk. In seiner Rede bewies Salomo Demut und Dankbarkeit.



c. Salomos Einweihungsgebet
( 8,22-53 )


1Kö 8,22-24


Salomo stand und kniete dann (V. 54 ) auf einer besonderen Bronzeplattform, die im Tempelhof für den Einweihungsgottesdienst gebaut worden war ( 2Chr 6,13 ). Er begann sein Gebet mit Anbetung und Lobpreis Gottes für seine Einzigartigkeit und Treue in der Erfüllung seiner Verheißungen. Liebe ist die Übersetzung von HeseD , was die treue Liebe bedeutet (vgl. 1Kö 10,9 ).

Dann fuhr der König damit fort, vor Gott bittend für sein Volk einzutreten. Neun Bitten können in diesem Gebet festgestellt werden:



1Kö 8,25-30


(1) Gottes Anwesenheit und Schutz

Salomo rief Gott dazu auf, weiterhin so treu zu seinen Verheißungen an David zu stehen (V. 25-26 ; vgl. 1Kö 2,4 ) und weiterhin die Gebete seines Volkes zu hören ( 1Kö 8,28-30; hören kommt viermal in diesen drei Versen vor). Natürlich konnte kein Tempel und auch kein Himmel die Allgegenwart Gottes fassen (V. 27 ). Der Himmel selbst ist sein Wohnort (vgl. V. 39.49 ; Ps 11,4; Hab 2,20 ). Gerade aus seiner Majestät heraus war er an den Gebeten seines Volkes interessiert.



1Kö 8,31-32


(2) Vergebung von Übertretungen

Salomo bat Gott darum, in zwischenmenschlichen Streitigkeiten unter den Israeliten gerecht zu richten.



1Kö 8,33-34


(3) Vergebung der Sünden, die zur Niederlage in der Schlacht geführt hatten

Der König bat den Herrn darum, seinem Volk zu vergeben, wenn es seine Sünden bekannte, die zur Niederlage im Kampf geführt hatten.



1Kö 8,35-36


(4) Vergebung der Sünden, die Dürre hervorgerufen hatten

Hier bat Salomo Gott darum, seinem Volk zu vergeben, wenn es seine Sünden bekannte, die zum Ausbleiben von Regen geführt hatten (vgl. 3Mo 26,18-20; 5Mo 11,16-17; 5Mo 28,23-24 ).


1Kö 8,37-40


(5) Vergebung der Sünden, die zu anderen Katastrophen geführt hatten

Hunger, Plagen, Fäule, Mehltau, Heuschrecken und Grashüpfer, Feinde, Unglück und Krankheit waren alles Instrumente, die Gott dazu benutzte, sein sündiges Volk zu züchtigen. (Vgl. die Übersicht "Die Bundesstrafen" zu Am 4,6 .) Wiederum bat der König Gott, denen zu vergeben, die ihre Sünde, die eben zu diesen Katastrophen geführt hatten, bereuten. Er bejahte Gottes Wissen um die Regungen (Herzen) des Volkes.



1Kö 8,41-43


(6) Gnade für gottesfürchtige Fremde

Salomo verwandte sich auch für die Nichtisraeliten, die Jahwe vertrauten und ihn anbeteten. Wenn Gott sie anhörte, würde sich sein Ruhm über die ganze Welt erstrecken.



1Kö 8,44-45


(7) Sieg im Kampf

Salomo bat Gott darum, sein Volk zu ermutigen, wenn sie zu ihm in Zeiten der körperlichen Not in der Schlacht beteten.

 

1Kö 8,46-51


(8) Aufhebung der Gefangenschaft

Der König schien prophetische Einsicht in das Geschick des Volkes Gottes zu haben. Sie gerieten tatsächlich wegen ihrer Sünden gegenüber Gott in Gefangenschaft; als sie ihn um Vergebung anriefen, erwarteten sie die Rückkehr in ihr Land. Ein paar Jahrhunderte später bat Daniel für sein Land, als er in Babylon war ( Dan 6,11 ).

 

1Kö 8,52-53


(9) Aufmerksamkeit auf jedes Gebet

Salomo faßte seine Bitten zusammen, indem er Gott anrief, sein Volk zu hören, wann immer es ihn im Gebet anrufen würde. Diese genannten Katastrophen werden alle in 5.Mose als Flüche über Israel für das Brechen des Bundes aufgezählt ( 5Mo 28,22.25.38.42.59; 5Mo 31,17.29; 5Mo 32,24 ).

In diesem gesamten Gebet ( 1Kö 8,23-53 ) rief Salomo zu Gott, der seinen Verheißungen in der Vergangenheit treu gewesen war, damit er weiterhin treu sein und seinem Volk (seinem auserwählten Besitz, V. 36.51.53 ) in der Zukunft Gnade erweisen möge. Bekenntnis und Aufgabe der Sünden würde Gottes Hören auf die Gebete seines Volkes ("hören" kommt 13 Mal in diesem Gebet vor, auch in den ersten acht der neun Bitten) und seine Vergebung ("vergeben" kommt dreimal vor) zur Folge haben.



d. Salomos Segen über das Volk
( 8,54-61 )


1Kö 8,54-55


Salomo hatte zum Gebet gekniet und die Hände in einer Haltung der Unterwerfung zum Himmel hin ausgestreckt. Nun erhob er sich, um einen Segen über das Volk auszusprechen.



1Kö 8,56-61


Gott hatte seinem Volk Ruhe (Frieden) gegeben und alle guten Versprechen, die er durch Mose gegeben hatte, gehalten. Daran erinnerte Salomo das Volk. Dann drückte er seinen Wunsch nach drei Dingen aus: Daß der Herr mit Salomos Generation sein möge, wie er mit seinen Vorfahren gewesen war; daß Gott seinem Volk den Willen, in all seinen Wegen zu wandeln , geben möge und daß die Bitten, die er in seinem Gebet ausgesprochen hatte, Tag für Tag nahe beim Herzen Gottes bleiben würden. Schließlich wünschte Salomo, daß alle Menschen auf der Erde (vgl. V. 43 ) wissen mögen, daß Jahwe der einzige, wahre Gott ist (vgl. 1Kö 18,39 ). Damit all dies geschehe, erinnerte Salomo das Volk daran, daß sie dem HERRN vollständig vertrauen und seinem Wort gehorchen sollten. Salomo selbst hat es allerdings nicht geschafft, dies zu tun.

Als der König aufhörte zu sprechen, "fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus" ( 2Chr 7,1 ), wie sie früher die Stiftshütte erfüllt hatte ( 2Mo 40,34-35; 3Mo 9,23-24 ).

 

e. Salomos Opfer
( 8,62-66 )


1Kö 8,62-63


Die Zahl der geopferten Tiere (22 000 Stück Vieh und 120 000 Schafe und Ziegen) scheint unglaublich hoch zu sein. Aber es gibt auch Berichte über andere Opferungen von Tausenden von Tieren. Man muß dabei bedenken, daß Tausende Priester auf vielen verschiedenen Altären opferten und daß dieses Fest zwei Wochen dauerte.


1Kö 8,64-66


Am gleichen Tag, an dem Salomo den Tempel einweihte, weihte er mit seinen Opfern auch den Hof vor dem Tempel ein. Diese Einweihung fand zu Beginn des Laubhüttenfestes statt, das normalerweise eine Woche dauerte, bei dieser besonderen Gelegenheit aber auf zwei Wochen ausgedehnt wurde. Das Laubhüttenfest erinnerte an Israels Wanderjahre in der Wüste ( 3Mo 23,34.41-43 ). Es war bestimmt worden, den Tempel bei diesem Fest einzuweihen, weil das ständige Heiligtum jetzt das Ende der Wanderungen Israels symbolisierte. Menschen aus so weit entfernt liegenden Orten wie Hamat im Norden Israels zum Euphrat hin und Wadi in Ägypten (heute Wadi el-Arish) im Süden wohnten den Festlichkeiten bei, denn ganz Israel nahm daran teil. Die Menschen kehrten am Ende des Festes fröhlich und dankbar gegen Gott wegen seiner Güte ihnen gegenüber nach Hause zurück.


D. Die späteren Jahre der Regierung Salomos
( 1Kö 9-11 )


1. Gottes Bund mit Salomo
( 9,1-9 )


1Kö 9,1-3


So wie Gott sich Salomo bei Gibeon offenbart hatte ( 1Kö 3,4-5 ), tat er es jetzt wieder, wahrscheinlich in Jerusalem.

 

Zuerst versicherte der Herr Salomo, daß er sein Einweihungsgebet gehört hätte und daß er in einem besonderen Sinn immer im Tempel wohnen würde. Sein Volk könnte immer darauf zählen, daß seine Augen auf ihm ruhen und sein Herz mitfühlend auf seine Bedürfnisse antworten würde, wie Salomo es erbeten hatte.



1Kö 9,4-9


Aber der Herr warnte den König auch. Wenn er vor Gott so wandeln würde, daß Verhaltensweise und Taten Gehorsam gegenüber Gottes Wort ausdrückten, würde Gott für eine ewige Nachkommenschaft Salomos sorgen, die immer über Israel regieren sollten. Wenn aber Salomo oder irgendeiner seiner Nachkommen dem Herrn nicht treu folgen, sondern stattdessen sich zur Anbetung und zum Dienst anderer Götter abwenden würden, würde der Herr zwei Dinge tun: Israel aus seinem Land entfernen und den Tempel verlassen. Die davidische Dynastie, die zwar jahrhundertelang, beginnend mit der babylonischen Gefangenschaft, unterbrochen wurde, wird durch den Messias wiederhergestellt werden, wenn er im Tausendjährigen Reich auf Davids Thron sitzen wird ( Ps 89,30-37 ). Dieses Gericht würde andere Völker dazu bringen, sich über Israel zu wundern und es auszulachen. Spott ( 1Kö 9,7 ) meint wörtlich "vor Erstaunen pfeifen". Die Völker würden wissen, daß Israel wegen seines Götzendienstes gefallen war. Nicht nur spätere Könige führten Israel von Jahwe weg zu falschen Göttern, sondern auch schon Salomo selbst tat es ( 1Kö 11,4-8 ), und das Volk war auf dem Weg ins Exil ( 2Kö 25,1-21 ).



2. Salomos Leistungen
( 9,10-28 )


a. Seine Geschenke an Hiram
( 9,10-14 )


1Kö 9,10-14


Ungefähr in der Mitte der Amtszeit Salomos (nach 20 seiner 40 Jahre), nachdem er den Bau des Tempels (7 Jahre; 1Kö 6,38 ) und seines Palastkomplexes beendet hatte (13 Jahre; 1Kö 7,1 ), schenkte Salomo seinem alten Freund König Hiram von Tyrus 20 Städte in Galiläa. Hiram hatte Salomo zuvor Zedern und Zypressen (vgl. 1Kö 5,24 ) und auch viel Gold gesandt. Das Gold betrug 120 Zentner ( 1Kö 9,14; ca. 4080 kg). Als aber Hiram die 20 Städte besuchte, war er enttäuscht; sie lagen offensichtlich in einem unfruchtbaren Gebiet. Daher nannte er sie das Land Kabul ("Kabul" klingt wie das hebräische Wort für "für nichts gut bzw. zu gebrauchen").

 

b. Seine öffentlichen Bauten
( 9,15-19 )


1Kö 9,15


Zusätzlich zu dem Tempel ( 1Kö 6 ) und seinem Palast ( 1Kö 7,1-12 ) baute Salomo unterstützende Terassen (wahrscheinlich sehr große Ebenen zwischen Hügeln, die gewonnen wurden, indem man Erde hineinfüllte), und die Mauer um Jerusalem, die er weiter nach Norden ausdehnte, mehr als doppelt so weit wie die Größe der Stadt. Seine Mauer umrundete den Tempel und wahrscheinlich den Palast, die im Norden der alten Stadt Davids gebaut worden waren (vgl. die Karte "Jerusalem zur Zeit der Könige"). Hazor, Megiddo und Geser waren Festungsstädte. Hazor im Norden des Sees Kinneret schützte den nördlichen Teil des Königreiches; Megiddo das Tal Jesreel, das sich vom Westen bis zum Osten im mittleren Teil Israels erstreckte. Geser diente im westlichen Juda als Schutzwall, wo es mögliche Angreifer aus dem Süden und dem Westen von einem Angriff auf Israel abschrecken sollte. Israel war unter Salomo stärker und robuster als unter irgendeinem der anderen Könige.



1Kö 9,16-19


Geser war früher von einem ägyptischen König eingenommen, verbrannt und seine Bewohner hingerichtet worden. Dann war die Stadt vom Pharao als Teil der Mitgift an seine Tochter, die Salomo heiratete, verschenkt worden. Später baute Salomo Geser wieder auf und befestigte es. Das untere Bet-Horon (ebenso wie das obere Bet-Horon) und Geser waren wichtige Verteidigungsstädte für den Schutz vor Angriffen in Israels Südwesten. Baalat lag neben Geser. Tamar (später Palmyra genannt) lag an einer Karawanenstraße zwischen Damaskus und dem Euphrat in Israels Nordosten.

Salomos über ganz Israel verstreute Vorratsstädte waren Festungsstädte, in denen überschüssige Nahrungsmittel aufbewahrt wurden. Die Städte, in denen er seine Streitwagen und Pferde aufbewahrte, waren ebenso dazu geeignet, Israel gegen jeden Eindringling zu verteidigen. Salomo baute auch andere Städte in seinem Königreich für verschiedene andere Zwecke auf und aus.

 

c. Seine Arbeitskräfte
( 9,20-23 )


1Kö 9,20-23


Salomo benutzte Arbeitssklaven für seine Bauvorhaben. Die Nachkommen der unterworfenen einheimischen Stämme taten die härteste Handarbeit. (Zu den verschiedenen Bevölkerungen, die bei der Einnahme des Landes nicht unterworfen worden waren, vgl. den Kommentar zu 2Chr 8,7 .) Die Israeliten dienten als Soldaten und Aufseher. Die Zahl der Arbeiter war offensichtlich sehr groß. (Zu den 550 Aufsehern kommen noch die 3 300 Vorarbeiter, die in 1Kö 5,30 erwähnt werden, vgl. den Kommentar dort.)


d. Sein Haus für die Tochter des Pharaos
( 9,24 )


1Kö 9,24


Salomo baute auch Terassen, indem er neben der Residenz, die er für die Tochter des Pharaos in seinem Palastkomplex erbaut hatte (vgl. 1Kö 7,8 ), Erde auffüllte. Sie zog von ihrer anderen Residenz in der Stadt Davids dorthin, als der Palast fertiggestellt worden war.



e. Seine jährlichen Opfer
( 9,25 )


1Kö 9,25


Alle hier erwähnten Opfer gehörten zum Gottesdienst (zu den Brandopfern vgl. 3Mo 1 ,zu den Dankopfern 3Mo 3 ). Die drei jährlichen Gelegenheiten waren vielleicht das Fest der ungesäuerten Brote, das Erntefest (auch Wochenfest oder Pfingsten genannt) und das Laubhüttenfest, da dies ja die Hauptfeste in Israel waren (vgl. 2Mo 23,14-16 ).



f. Seine Marine
( 9,26-28 )


1Kö 9,26-28


Archäologen haben die Reste von Ezjon-Geber an der nördlichen Spitze des Golfes von Akaba entdeckt. Dieser Ort an der östlichen Seite des Roten Meeres eröffnete Israel über das Wasser den Zugang nach Osten und Süden. Hirams phönizische Seeleute, die sich mit Salomo verbanden, waren einige der geschicktesten ihrer Tage. Ofir lag vermutlich im südwestlichen Arabien (vgl. 1Kö 10,11; Hi 22,24;28,16 ). Die ungeheuren Massen an Gold, die durch Expeditionen in diese Länder herbeigeschafft wurden, halfen, Salomos ungeheure Bauprojekte zu finanzieren und zu verzieren. Während 1Kö 9,28 420 Zentner nennt (ca. 14 512 kg), spricht 2Chr 8,18 von 450 Zentnern (vgl. den Kommentar zu diesem Vers).

 

3. Salomos Ruhm
( 1Kö 10 )


a. Der Besuch der Königin von Saba
( 10,1-13 )


Dieser Vorfall scheint hier eingefügt worden zu sein, um die vorher gemachten Feststellungen, daß Salomos Regierung so ruhmreich war, daß die Regierenden aus aller Welt kamen, um sein Königreich zu sehen und seine Weisheit zu betrachten ( 1Kö 5,14 ), zu unterstützen. Seine Funktion ist der Geschichte der beiden Prostituierten ähnlich ( 1Kö 3,16-28 ), die ebenso Salomos Weisheit illustrierte. Interessanterweise beziehen sich beide Geschichten auf Frauen, wenngleich auch aus unterschiedlichen sozialen Schichten.

1Kö 10,1-5


Saba ist das heutige Jemen (nicht Äthiopien) in Arabien, ungefähr 1920 km von Jerusalem entfernt. Saba ist vielleicht das Land der Sabäer (vgl. Hi 1,15; Hes 23,42; Joe 4,8 ). Salomos Expeditionen über das Meer in den Osten (vgl. 1Kö 9,26-28 ) dürften ihm wohl Nachrichten aus diesem blühenden und bedeutenden arabischen Königreich gebracht haben. Die wichtigste Absicht der Königin beim Besuch bei Salomo scheint es gewesen zu sein, zu sehen, ob er wirklich so weise und wohlhabend sei, wie sie gehört hatte (sie kam, um ihn zu prüfen). Eine solche Prüfung war im Alten Orient ein Sport unter den Königen. Wahrscheinlich war die Königin daran interessiert, einen Vertrag und ebenso vielleicht auch ein Verteidigungsbündnis auszuhandeln. Ihre überaus große Karawane zeigte ihr eigenes Ansehen und beförderte auch ihr Geld und ihre teuren Geschenke für Salomo. Staatsoberhäupter bringen ihren Gastgebern normalerweise wertvolle Geschenke mit. Die Königin war von Salomos Weisheit, Palast, Essen, Beamten, Dienern und den Brandopfern für Jahwe ausgesprochen beeindruckt.



1Kö 10,6-9


Obwohl sie ursprünglich skeptisch war, erkannte die Königin an, daß Salomos Weisheit und Wohlstand so groß waren, wie man ihr gesagt hatte. Obwohl sie wahrscheinlich eine Heidin war, wollte sie dem Herrn Glauben schenken, daß er Israel einen weisen König gegeben hatte, an dem er seine Freude hatte.



1Kö 10,10


Die Königin selbst war auch ziemlich wohlhabend. Sie gab Salomo 120 Zentner Gold (ca. 4 080 kg), große Mengen an Gewürzen und wertvollen Steinen (vgl. V. 2 ).



1Kö 10,11-12


Diese Verse, die hier vielleicht etwas fehl am Platz erscheinen, geben vielleicht eine vertragliche Vereinbarung wieder, die aus dem Besuch der Königin entsprang. Ofir lag vielleicht in unmittelbarer Nähe des Königreiches der Königin von Saba oder war sogar ein Teil davon (vgl. 1Kö 9,28 ). Sandelholz ist belastbar, schön (schwarze Außenseite, rubinrote Innenseite) und langlebig. Salomo benutzte es für die Tempelstufen (vgl. 2Chr 9,11 ) und auch für die anderen hier erwähnten Zwecke.



1Kö 10,13


Salomo gab der Königin alles an Geschenken, was sie wünschte und worum sie ihn bat. Dann trat sie die lange Reise zurück zu ihrem Volk an.



b. Salomos Reichtum
( 10,14-29 )


Dieser Abschnitt berichtet zusammenfassend von Salomos Wohlstand.

1Kö 10,14-15


In die Staatseinnahmen an Gold, die jährlich eingezogen wurden (ungefähr 22 675 kg), waren die ungeheuren Mengen an Gold, die aus Verträgen mit allen arabischen Königen und aus Steuern, die durch die Verwalter Israels eingebracht wurden, stammten, nicht eingeschlossen. Gott hatte seinen Königen befohlen, ihr Gold nicht zu vermehren ( 5Mo 17,17 ), doch Salomo war ungehorsam.



1Kö 10,16-17


Das Libanon-Waldhaus (vgl. 1Kö 7,2-5;10,21 ) wird neben anderen Aufgaben auch als Waffenfabrik gedient haben. Jedes große Schild wurde aus 600 Lot (3,4 kg) Gold und jedes kleine Schild aus drei Pfund (1,7 kg) Gold hergestellt. (In 2Chr 9,16 heißt es, daß die kleinen Schilde aus 300 Lot Gold gemacht wurden. Das ist die gleiche Menge in einer anderen Maßeinheit.) Offenbar wurden diese 500 Schilde eher zum Gebrauch auf dem Exerzierplatz als in der Schlacht hergestellt, da Gold ja ein weiches Metall ist.



1Kö 10,18-22


Salomos Thron, der mit Gold überzogen war, spiegelte den Ruhm des Königs wieder. Die 12 Löwen, einer auf jeder Seite der sechs Stufen zum Thron, sollten vielleicht die 12 Stämme Israels repräsentieren. Den Wohlstand des Königreiches Salomos konnte man an dem Überfluß an Gold erkennen, der Silber, obwohl es auch ein schönes Metall ist, vergleichsweise weniger wertvoll machte. Salomos Handelsflotte brachte Reichtümer aus entfernten Ländern. Affen und Pfauen sind vielleicht zu der Zeit besonders beliebte Haustiere gewesen.



1Kö 10,23-25


Gottes Versprechen, Salomo zum reichsten und weisesten König seiner Zeit zu machen, war erfüllt. Sein Wohlstand nahm weiterhin zu, weil das Volk (die ganze Welt ist eine Hyperbel), das kam, um seine Weisheit zu hören, ihm goldene und silberne Geräte, Gewürze und Tiere brachte.


1Kö 10,26-29


Streitwagen waren die wirkungsvollsten und am meisten benötigten militärischen Maschinen jener Zeit. Ihre Beweglichkeit und Vielseitigkeit verschaffte Israel einen großen militärischen Vorteil und entmutigte Feinde, das wohlhabende Volk anzugreifen. Salomos Wagenstädte, so haben manche vermutet, waren Geser, Hazor und Megiddo. Er kaufte Pferde aus Ägypten (oder vielleicht aus Musri in Kleinasien) und aus Koe (vielleicht Silizien in der heutigen Türkei). Er kaufte Streitwagen für 600 Silberschekel (ca. 6,8 kg) pro Stück und Pferde für 150 Silberschekel (ca. 1,7 kg) pro Tier. Einige von ihnen exportierte er wiederum zu den Hetitern und den Aramäern und machte damit wahrscheinlich einen guten Gewinn.

Obwohl Salomo durch seinen Wohlstand in der Lage war, große Mengen an Pferden und Streitwagen zu erwerben, war diese Praxis im mosaischen Gesetz ausdrücklich verboten ( 5Mo 17,16 ). Der Grund für dieses Verbot war der Wille des Herrn, daß sein Volk von seinem Schutz abhängig sein sollte. Die Gegenwart starker materieller Verteidigungsmittel in Israel wandte die Herzen Salomos und der Menschen mit einem trügerischen Gefühl von Sicherheit weg vom Herrn. Wie es so oft der Fall ist, führt ein Überfluß an materiellen Gütern ein Volk dahin, zu denken, daß sie keine Bedürfnisse haben, während in Wirklichkeit ihr Bedürfnis nach Gott niemals abnimmt.



4. Salomos Abtrünnigkeit
( 1Kö 11 )


Die innere Schwäche der Herrschaft Salomos, die bis jetzt nur angedeutet wurde, kommt in diesem Kapitel voll ins Blickfeld.



a. Seine fremden Frauen
( 11,1-8 )


1Kö 11,1-8


Außer der Tatsache, daß es einem König von Gott verboten war, die Zahl seiner Pferde zu vermehren ( 5Mo 17,16; vgl. den Kommentar zu 1Kö 10,26-29 ), war es ihm auch verboten, viele Frauen zu heiraten "daß sein Herz nicht abgewandt werde" ( 5Mo 17,17 ). Dies ist es genau, was mit Salomo geschah. Sein Palast schloß offensichtlich einen Harem ein. Er hatte 700 Frauen und 300 Konkubinen. Salomos heidnische Frauen führten ihn genau so, wie es Gott in seiner Warnung beschrieben hatte, in den Götzendienst ( 2Mo 23,31-33; 2Mo 34,15-16; 5Mo 7,1-4 ). Salomo fiel nicht vollständig von Jahwe ab, aber er betete ebenso andere Götter an. Sein Herz war dem Herrn nicht vollkommen ergeben; seine Hingabe war geteilt. Offensichtlich war er der Ansicht, daß er, da er ja ein großer König war, wie die anderen großen Könige der Welt leben sollte, ungeachtet der Tatsache, daß das Ungehorsam gegenüber Gottes Wort bedeutete.

 

Als Salomo älter wurde, wandte er sich immer mehr von Gott ab (vgl. 1Kö 11,33 ). Astarte war eine Fruchtbarkeitsgöttin, deren Anbetung ausschweifende Geschlechtsriten und die Anbetung der Sterne einschloß. Sie war eine üble Gottheit (vgl. 2Kö 23,13 ). Die Anbetung Molochs schloß Menschenopfer, besonders Kinderopfer, ein, was vom Gesetz streng verboten war ( 3Mo 18,21; 20,1-5 ). Kemosch anzubeten war ebenso grausam und übel. Der Hügel östlich von Jerusalem, auf dem Salomo Höhen errichtete, ist vielleicht der Ölberg gewesen (vgl. 2Kö 23,13 ).

 

b. Gottes Urteil über ihn
( 11,9-13 )


1Kö 11,9-13


Der Grund für Gottes Gericht über Salomo ist klar: sein Herz hatte sich vom HERRN abgewandt (vgl. V. 4 ). Salomos große Sünde war die Veränderung in seinem Verhältnis zu Gott (V. 11 ). Dies geschah, obwohl sich Gott Salomo zweimal persönlich offenbart hatte, als er ihm Verheißungen schenkte ( 1Kö 3,5;9,2 ). Seine Entscheidung, anderen Göttern zu folgen, führte zu seinem Ungehorsam ( 11,10 ) gegen Gottes speziellem Verbot des Götzendienstes ( 1Kö 9,6-7 ).

Einer der Untergebenen Salomos ( 1Kö 11,11 ), der das Königreich von Salomos Sohn an sich riß, war Jerobeam. Der eine Stamm (V. 13 ), den Gott in Rehabeams Hand ließ, war Juda. Eigentlich blieben zwei Stämme übrig (Juda und Benjamin), aber Benjamin war klein, und beide wurden zusammen als das Südreich Juda bekannt. Dem Stamm Simeon wurde südlich von Juda Land gegeben, aber später zog zumindest ein Teil Simeons nach Norden (vgl. den Kommentar zu Jos 19,1-9 ). Um Davids willen mäßigte Gott gnädig sein Gericht und erlaubte die Spaltung des Reiches nicht zu Salomos Zeit. Während David unabsichtlich gegen Gott gesündigt hatte, blieb sein Herz dem Herrn ergeben. Daher war seine Sünde nicht so schwerwiegend wie die Sünde Salomos. Das größte Gebot besteht darin, Gott mit dem ganzen Herzen zu lieben ( 5Mo 6,5 ).



c. Seine äusseren Gegner
( 11,14-25 )


1Kö 11,14-22


Hadad war ein Prinz aus Edom , Israels altem Feind im Südosten. Als David mit Edom im Krieg war, floh Hadad, damals noch ein Knabe, nach Ägypten. Auf dem Weg marschierte er von Midian, einem Königreich südlich von Edom und östlich des heutigen Golf von Aqaba, nach Paran, einem Gebiet auf der Sinaihalbinsel zwischen Midian und Ägypten. Der Pharao nahm ihn auf und gab ihm seine Schwägerin zur Frau.

Die alte Feindschaft zwischen den Edomitern und den Israeliten muß sich in der Erinnerung Hadads an Davids Gemetzel unter den Edomitern noch verschlimmert haben. Hadad lebte für den Tag, an dem er Rache nehmen konnte. Als er hörte, daß David (971 v. Chr.), und Joab ebenfalls, tot sei, bat Hadad den Pharao um Erlaubnis, zurück nach Edom zu gehen. Anscheinend war er die Ursache für die militärischen Probleme Salomos (vgl. V. 25 ).



1Kö 11,23-25


Ein weiterer Feind Salomos war der Rebell Reson (vgl. die Darstellung "Aramäische Könige in 1. und 2.Kön"). Er kam aus Zoba , einem Königreich genau südlich von Damaskus (vgl. 2Sam 8,3-6 ). Reson ging mit einigen anderen Rebellen nach Damaskus, der Hauptstadt Arams, und übernahm dort die Kontrolle.

d. Sein innerer Gegner
( 11,26-40 )


1Kö 11,26-28


Jerobeam stammte aus Ephraim, dem führenden Stamm des israelitischen Nordreiches. Offensichtlich hatte er für Salomo gearbeitet, als der König die unterstützenden Terassen gebaut und die Lücke in der Mauer um die Stadt Davids geschlossen hatte. Als Ergebnis dieser guten Arbeit setzte Salomo ihn über alle zur Arbeit gezwungenen Kräfte der Stämme Ephraim und Manasse (das Haus Josef) ein.



1Kö 11,29-33


Der Prophet Ahija (der später von Jerobeam gesucht wurde; 1Kö 14,1-18 ) verdeutlichte Jerobeam anschaulich die Teilung des Königreiches, indem er seinen eigenen neuen Mantel in 12 Stücke teilte und 10 davon Jerobeam gab. Dies muß Jerobeam sehr beeindruckt haben. Der eine Stamm ( 1Kö 11,32 ), der bei Salomo bleiben sollte, war Juda (vgl. den Kommentar zu V. 13 ). Eigentlich blieben zwei - Juda und Benjamin - die oftmals als ein Stamm betrachtet und als Juda bezeichnet werden. Diese Gleichnishandlung von Ahija zeigte, was Gott früher schon zu Salomo gesagt hatte (V. 11-13 ). Nicht nur Salomo allein, sondern auch das Volk Israel (V. 33 ) hatte Jahwe im Stich gelassen, indem es Götzen anbetete (vgl. den Kommentar zu Astarte, Kemosch und Moloch in V. 5-7 ).



1Kö 11,34-39


Salomos Sohn (V. 35 ) war Rehabeam, dem ein Stamm gegeben wurde (vgl. V. 13.32 ). Wie eine Lampe dauerhaft in einem Zelt oder einem Haus brennt, so würde Juda ein dauerhaftes Zeugnis für die Erwählung Davids durch Gott sein, da David ja aus dem Stamm Juda war (vgl. 1Kö 15,4; 2Sam 21,17; 2Kö 8,19 ).

Jerobeam wurde gesagt, daß er über alles, was sein Herz begehrte, in Israel herrschen würde, das heißt, er würde frei sein, über alles zu regieren, was ihm passend erschiene. Es ist bemerkenswert, daß Gottes bedingungstellende Verheißung, Jerobeams Geschlecht einzusetzen (V. 38 ), seiner bedingungslosen Verheißung, Davids Geschlecht einzusetzen (V. 38 ), ähnlich war. Unglückseligerweise maß Jerobeam dieser Verheißung nicht den richtigen Wert bei, sondern verwirkte sie. Gott prophezeite, daß er Davids Nachkommen erniedrigen würde, aber nicht für immer . Das Ende dieser Erniedrigung war mit der Geburt von Jesus Christus, Davids größtem Sohn (d. h. Nachkomme), gekommen. Alles, was Ahija prophezeite, geschah auch.



1Kö 11,40


Der Grund, warum Salomo Jerobeam zu töten versuchte, wird nicht erwähnt. Vielleicht versuchte Jerobeam, die Sache in seine Hand zu nehmen und das Königtum an sich zu reißen. Oder er tat etwas anderes, das ihn nötigte, zu Schischak, dem König (Pharao) von Ägypten (vgl. Hadads Flucht nach Ägypten, V. 14-22 ), zu fliehen. Schischak (945 - 924), auch bekannt als Scheschonk I., überfiel später Juda ( 2Chr 12,2-4 ) und Jerusalem ( 1Kö 14,25-26 ) unter der Regierung Rehabeams.



e. Sein Tod
( 11,41-43 )


1Kö 11,41-43


Der Autor von 1. und 2.Könige wurde vom heiligen Geist geführt, keine weiteren Ereignisse aus der Regierungszeit Salomos wiederzugeben, obwohl im Buch der Annalen Salomos , das heute nicht mehr erhalten ist (vgl. den Kommentar zu 1Kö 14,19 ), noch andere festgehalten wurden. Dies ist die erste von mehreren solcher Quellen, die in 1.Könige (vgl. 1Kö 14,19.29 ) und 2.Chronik (vgl. 2Chr 9,29;12,15;26,22;32,32 ) erwähnt werden. Salomo regierte 40 Jahre (971 - 931 v. Chr.). Nachdem er gestorben war, wurde ihm ein ehrenvolles Begräbnis in der Stadt Davids gegeben (vgl. den Kommentar zu 1Kö 2,10 ).

Salomos Leben endete in einer Tragödie. Er war von Gott reich gesegnet worden, aber er gestattete den Gaben Gottes, dominierend über seine Zuneigung zu Gott zu sein. Die Schuld lag nicht bei Gott, der Salomo so viel gegeben hatte, sondern bei Salomo, der, obwohl er die Weisheit hatte, mit solchen Versuchungen umzugehen, es vorzog, seine Zuneigung den Gaben zu schenken statt dem Geber. Der Mann, der am meisten in der Lage war, ein erfolgreiches Leben zu leben, verpaßte die Chance. Erfolg im Leben kommt in den Augen Gottes nicht automatisch durch den Besitz der Weisheit, sondern mit der Anwendung dieser Weisheit im Leben. Geistlicher Erfolg hängt nicht nur von der Lebensweisheit ab, sondern auch von bestimmten Entscheidungen.

 

II. Die frühe Geschichte des geteilten Königreichs
( 1Kö 12-22 )


Die fatale Teilung des Königreichs Israel in zwei Nationen resultierte aus einer dummen Entscheidung von Salomos Sohn Rehabeam. Allerdings hatten die Stämme, die sich abspalteten, eine lange Vorgeschichte der Opposition, die schon seit vielen Jahren Israel zu spalten drohte. Juda, der bevölkerungsmäßig größte Stamm, erfreute sich der wichtigen Aufgabe, der Führer der anderen Stämme auf dem Marsch durch die Wüste zu sein. Juda erhielt wegen seiner großen Bevölkerungszahl auch das größte Gebiet im verheißenen Land. Aber Ephraim war der bevorzugte Sohn Josefs, und obwohl dieser Stamm nicht groß war, demonstrierte er bei jeder Gelegenheit das Gefühl der Überlegenheit (vgl. Ri 9,1-3 [Sichem lag in Ephraim]; 1Kö 12,1-6 ). Die nördlichen Stämme, die von Ephraim geführt wurden, wurden von ihren Brüdern im Süden kurzerhand während der Regierung Davids getrennt ( 2Sam 19,41-20,11 ). So hatte sich eine fortwährende Mißstimmung zwischen diesen beiden Stammesgruppen entwickelt, die die Monarchie in dieser anstrengenden Zeit seiner Geschichte auseinanderbrechen ließ und teilte.

A. Die Teilung des Königreichs
( 12,1-24 )


Das genaue Datum, an dem aus der vereinten Monarchie Israel eine geteilte Nation wurde, ist das Jahr 931 v. Chr.

1. Rehabeams Dilemma
( 12,1-5 )


1Kö 12,1


Sichem war ein angemessener Ort für die Krönung eines Königs von Israel. Bei Sichem erschien Jahwe das erste Mal Abraham im Land und versprach, ihm ganz Kanaan zu geben ( 1Mo 12,6-7 ). Später wohnte dort Jakob ( 1Mo 33,18-20 ), und Josef wurde hier begraben ( Jos 24,32 ). Nachdem die Israeliten das verheißene Land betreten hatten, bei Sichem im Tal zwischen dem Berg Ebal und dem Garizim, entschlossen sie sich selbst, das mosaische Gesetz zu bewahren ( Jos 24,1-27 ). Dieser heilige Ort erinnerte die Israeliten jetzt an ihr göttlich offenbartes Schicksal als eine Nation und an Gottes Treue.



1Kö 12,2-5


Offenbar schickten die Häupter der nördlichen Stämme unter der Führung der Ephraimiter nach Jerobeam, der anscheinend gerade nach Salomos Tod aus dem Exil in Ägypten zurückgekehrt war (vgl. 1Kö 11,40 ). Sie wollten, daß er ihre dringende Bitte um geringere Steuern vor Rehabeam vertrat. Sie taten das irgendwann während der Krönungsfeierlichkeiten. Vielleicht diente Jerobeam als ihr Sprecher. Jerobeam war natürlich vom Propheten Ahija gesagt worden, daß das Königreich geteilt werden und daß er über 10 Stämme regieren würde ( 1Kö 11,31-39 ). Aber er scheint sich entschieden zu haben, daß die Ereignisse lieber ihren Lauf nehmen sollten, anstatt eine unprovozierte Revolution anzuzetteln. Wenn er die Steuern gesenkt und die Forderungen nach Arbeitsdienst erleichtert hätte, hätte König Rehabeam die Unterstützung seiner Bittsteller gewinnen können. Er sagte aber, daß er drei Tage lang über ihren Antrag nachdenken wolle.



2. Rehabeams Ratgeber
( 12,6-11 )


1Kö 12,6-7


Der König fragte zwei Gruppen von Ratgebern um ihren Rat. Die Älteren waren wahrscheinlich ungefähr in demselben Alter wie sein Vater Salomo und hatten als die offiziellen Ratgeber des letzten Königs gedient; sie waren Älteste an Jahren und an Dienstzeit in der Verwaltung. Ihr Ratschlag war weise, nämlich die Steuern und Arbeitsbelastungen zu erleichtern, wie die Menschen gebeten hatten. In der Praxis würde dieser Vorschlag zu Frieden geführt haben, zumindest für eine gewisse Zeit.



1Kö 12,8-11


Vielleicht um als letzte Entscheidungsgewalt zu erscheinen, lehnte Rehabeam diesen guten Ratschlag ab und wandte sich seinen Zeitgenossen und ihren Ansichten zu. Der Rat der jüngeren Männer war das genaue Gegenteil dessen, was die Älteren vorgeschlagen hatten, aber gerade das, was Rehabeam hören wollte. Der König war zu dieser Zeit kein Kind mehr; er war 41 Jahre alt ( 1Kö 14,21 ). Diese Entscheidung wurde auch nicht aus dem Augenblick heraus getroffen; er hatte drei Tage Zeit, darüber nachzudenken ( 1Kö 12,5 ). Es war eine freie Enscheidung, die wahrscheinlich auf seinem Glauben beruhte, zu wissen, was das Volk zu diesem Zeitpunkt am nötigsten habe.

Der Wortlaut von Rehabeams Antwort an seine Bittsteller, wie er von seinen jüngeren Ratgebern vorgeschlagen worden war, scheint beinah dazu bestimmt gewesen zu sein, Feindschaft zu stiften: Er würde noch weit strenger als sein Vater sein, weil sein kleiner Finger dicker als seines Vaters Taille sei (eine übliche Übertreibung, die seine größere Macht ausdrücken sollte), und er würde mit Skorpionen geißeln, nicht mit seines Vaters Peitschen. Vielleicht dachten der König und seine Ratgeber, daß durch die Einschüchterung die möglichen Rebellen hastig Schutz suchen und irgendwelche Pläne für einen Aufstand schnell aus ihren Köpfen verbannen würden. "Skorpione" bezieht sich auf eine besonders grausame Art von Peitschen mit scharfen Metallstücken, die in dieser Zeit benutzt wurden.



3. Rehabeams Entscheidung
( 12,12-15 )


1Kö 12,12-15


Der König blieb bei seiner Entscheidung und gab die beleidigende Drohung seinen Bittstellern (V. 13-14 ; vgl. V. 10-11 ). Statt die Menschen anzuhören, setzte Rehabeam seine Interessen an die erste Stelle. Dieser Wandel der Ereignisse kam, wie der Schreiber feststellt, als Erfüllung der Ankündigung durch Ahija ( 1Kö 11,31-39 ) vom Herrn (V. 15 ). Gottes Gericht wegen des Abfalls Salomos vollzog sich ( 1Kö 11,11-13 ).



4. Israels Rebellion
( 12,16-20 )


1Kö 12,16-17


Rehabeams fehlende Sensibilität für die Nöte der Israeliten vernichtete jede Hoffnung auf wirtschaftliche Gesundung, die sie vielleicht gehabt hatten.

Seine diktatorische Drohung entfremdete seine leidenden Untertanen.

 

Hier und jetzt zogen sie aus und brachen die Einheit der 12 Stämme.

Nur Rehabeams nächste Mitbürger aus Juda fielen nicht von ihm ab.

Die Antwort der Israeliten (V. 16 ) war offenbar zu einem Schlachtruf geworden;

er war Jahre früher von Scheba benutzt worden, der gegen David rebellierte ( 2Sam 20,1 ).



1Kö 12,18-19


Was könnte Rehabeam dazu bewegt haben, Adoram (eine andere Form des hebr. Hadoniram), die Personifizierung der Unterdrückung, (den Vorarbeiter des Frondienstes), loszuschicken, um sich in diesem entscheidenden Moment mit den Rebellen zu treffen?

Vielleicht war Adoram der qualifizierteste Botschafter.

Was auch immer der Grund gewesen sein mag, Rehabeams "Weisheit" erwies sich wieder einmal als töricht. Adoram starb durch den Zorn der Rebellen.

Rehabeam selbst rettete nur knapp sein Leben.

Was ein ruhmreiches nationales Fest hatte sein sollen (V. 1 ), wurde zu einem entwürdigenden Weg für Judas neuen König, der von seiner eigenen Krönung entfloh, um dem Meuchelmord durch seine erbosten Untertanen zu entkommen.

Der Schreiber stellte fest, daß die Israeliten wirklich gegen das Haus David, Gottes auserwählte Dynastie, rebellierten, was sie bis zu diesem Tag taten (das heißt: bis zu der Zeit, als dieser Teil des Buches geschrieben wurde).



1Kö 12,20


Rehabeams Krönung wurde zur Krönung Jerobeams. Die Menschen brachten Jerobeam nach vorn und machten ihn hier und jetzt zum König.

Diese Tat läßt darauf schließen, daß der Aufruhr sich zu einer Revolution ausgeweitet hatte. Nur Juda (und Benjamin, V. 21 ) blieb gegenüber dem Regenten aus Davids Haus (Dynastie) loyal.



5. Rehabeams Vergeltung
( 12,21-24 )


1Kö 12,21


Nachdem Rehabeam bei dem Versuch, durch Diplomatie die Einheit zu retten, versagt hatte, versuchte er, sie durch Gewalt wiederherzustellen. Der Stamm Benjamin war Judas unmittelbarer Nachbar im Norden. Die Hauptstadt Jerusalem lag fast auf der Grenze zwischen Juda und Benjamin. Wahrscheinlich um ihrer engen Nachbarschaft und der Hauptstadt willen verbündeten sich die Benjaminiter mit Juda. Gemeinsam riefen diese Stämme 180 000 Soldaten zusammen, um gegen ihre Brüder der 10 Stämme des Nordens zu kämpfen.



1Kö 12,22-24


Rehabeams Vorbereitungen für die Schlacht wurden durch einen Propheten Jahwes, Schemaja , unterbrochen. Der Mann Gottes machte eine öffentliche Ankündigung, daß der Bürgerkrieg mit Sicherheit nicht Gottes Wille sei, und er überredete Rehabeam und das Volk, nach Hause zu gehen. Erfreulicherweise gehorchte Rehabeam dem Wort des Herrn und marschierte nicht in den Krieg. Wiederum stellte der Schreiber die über alles regierende Hand Gottes in diesen Vorgängen heraus ( wie der HERR es angeordnet hatte, V. 24 ; vgl. V. 15 ).



B. Jerobeams schlechte Regierung in Israel
( 12,25-14,20 )


Jerobeam hätte ein Instrument des Segens für Israel sein können. Er war von Gott erwählt und hatte das Versprechen erhalten, daß sich seine Dynastie fortsetzen und gedeihen würde, wenn er dem Herrn gehorchte ( 1Kö 11,38-39 ). Aber Jerobeam vertraute und gehorchte dem Herrn nicht; er beging viele schwerwiegende Sünden, die dazu führten, daß sich die Israeliten mehr von Gott ab - als sich ihm zu wandten. Er pflanzte Gewächse, die für Israel so lange, wie sie eine Nation waren, bittere Früchte brachten. Zwanzig Könige regierten im Nordreich, und nicht einer von ihnen wandte das Volk wieder zurück zum Herrn. Statt einer stabilen Dynastie erlebte Israel verschiedene Dynastien (vgl. die Darstellung "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten").

1. Jerobeams Götzendienst
( 12,25-33 )


1Kö 12,25


Jerobeam wählte Sichem (wo Rehabeam gekrönt worden war, V. 1 ) zu seiner Hauptstadt und begann sofort damit, es als seine Festung auszubauen. Während seiner Geschichte hatte das Nordreich drei Hauptstädte: Sichem, Tirza ( 1Kö 14,17;15,33 ) und Samaria ( 1Kö 16,23-24 ) (vgl. die Karte "Salomos 12 Provinzen und die Nachbarstaaten" zu 1Kö 4,17-19 ). Jerobeam baute auch Pniël (vgl. die Karte) östlich des Jordans zu einer Festung aus, wahrscheinlich, um Israel vor der Invasion der Gileaditer aus dem Osten zu schützen, die David gegenüber konsequent treu gewesen waren.



1Kö 12,26-27


Jerobeams Vermutungen offenbaren ein böses Herz des Unglaubens. Statt Gottes Verheißungen, daß er seine Dynastie erhalten werde, zu glauben (vgl. 1Kö 11,31.37-38 ), suchte der König Sicherheit, indem er das Volk von Gott abwandte. Seine Angst, daß das Volk vielleicht zum Haus Davids (Dynastie) zurückkehren könnte, das heißt zu Rehabeam, war verständlich, aber Gott hatte ihm zugesagt, daß er Israel für das Haus Jerobeams bewahren wolle. Als er aufhörte, Gott zu vertrauen, schlich sich die Sorge um seine persönliche Sicherheit ein.



1Kö 12,28


Alle "Reformen" des Königs brachten religiöse Abtrünnigkeit mit sich. Aus diesem Grund hatte er einen so schlechten Einfluß auf Israel. Seine Änderungen trafen das Herz der Stärke Israels, ihre Beziehung zu Gott. Sie verunreinigten Israel Generationen lang. Jerobeam erforschte seine Ideen; er versuchte, einen Rat zu geben, wie der Abfall wirksam bewältigt werden könnte.

Die erste Änderung brachte neue religiöse Symbole mit sich. Um die Israeliten von der Rückkehr zu ihrem großartigen Tempel und der Bundeslade in Jerusalem abzuhalten (vgl. V. 27 ), bot Jerobeam Ersatzobjekte an: zwei goldene Kälber oder Stiere. Vielleicht bezweckte er damit eigentlich, das Volk von der Verehrung Jahwes abzubringen und zur Anbetung seiner goldenen Götzen zu führen. Seine Worte " siehe, da ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat ", lassen dies vermuten.

Es ist allerdings auch möglich, daß der König diese beiden Kälber als Hilfe für die Anbetung Jahwes aufstellen ließ (W.F. Albright, From the Stone Age of Christianity . Überarb. Aufl. Baltimore: John Hopkins University Press, 1957, S. 299). Diese Hypothese hat die Unterstützung der Praxis des Alten Orientes, ein Bild zur Unterstützung oder als Grundlage für den Gottesdienst zu verwenden. Jerobeams Entscheidung mag vielleicht von dem beeinflußt worden sein, was er in Ägypten gesehen hatte, wo ein Stier üblicherweise zur Repräsentation oder als Stütze eines Gottes gebraucht wurde. Mit größerer Wahrscheinlichkeit war jedoch sein Handeln von den ähnlichen Praktiken der Kanaaniter, sich Baal dar- oder vorzustellen, geprägt. Er scheint allerdings über die Geschichte Israels wenig informiert gewesen zu sein, da ja ein früheres goldenes Kalb in der Wüste Gottes Zorn über die Israeliten gebracht hatte ( 2Mo 32 ). Was auch immer der ursprüngliche Zweck dieser Kälber gewesen sein mag, sie wurden die Gegenstände der Anbetung Israels (vgl. Hos 8,5-6; 13,2-3 ).


1Kö 12,29-30


Neue Heiligtümer wurden zusätzlich gebaut, um diesen Kälbern einen Standort zu geben und den Tempel zu ersetzen, der die Bundeslade mit seinen goldenen Cherubim enthielt. Diese wurden in den Städten Dan , im weiter nördlichen Israel, und in Bethel , etwas nördlich der Grenze Judas im südlichen Israel, erbaut (vgl. die Karte "Salomos 12 Provinzen und die Nachbarstaaten" zu 1Kö 4,17-19 ). Dem Volk wurde geboten, lieber Pilgerreisen zu diesen Plätzen zu machen, als nach Jerusalem zu gehen. So konnten die Israeliten einen Sinn darin erkennen, da sie durch ähnliche Formen der Anbetung (Rituale) gingen, obwohl sie Gott gegenüber ungehorsam waren.



1Kö 12,31


Neue Priester wurden aus allen Schichten der Bevölkerung berurufen, nur nicht von den Leviten, wie Gott es angeordnet hatte . Jerobeam entließ die levitischen Priester, die darauf nach Juda gingen ( 2Chr 11,14 ). Die neuen Priester leiteten religiöse Riten für das Volk an Schreinen , die Jerobeam an verschiedenen, für alle günstig gelegenen Höhen hatte bauen lassen. Dieses Entgegenkommen gab den Menschen wiederum das Gefühl, daß sie so viel anbeten konnten, wie sie wollten, so daß sie nicht länger die früheren Zeiten der Anbetung vermißten.

 

1Kö 12,32-33


Jerobeam rief ein neues Fest, wie das Fest, das in Juda gefeiert wurde, ins Leben, eine gut geplante Nachahmung des großen Versöhnungstages. Israels Fest wurde in Bethel , und zwar im achten Monat (Oktober/November), genau einen Monat nach dem Fest in Juda, gefeiert. Dies war ein Monat nach Jerobeams eigener Wahl. Priester, Opfer und ein Altar wurden zur Verfügung gestellt, um das Fest Israels genauso gut wie Judas Fest, wenn nicht sogar "besser" zu feiern. Aber Israels Fest wurde von Jerobeam eingerichtet, während die Feste Judas von Gott angeordnet worden waren. Jerobeam gab dem Volk ein Beispiel und ging persönlich zum Altar in Bethel, um zu opfern.



2. Der Mann Gottes aus Juda
( 13,1-32 )


Jerobeams götzendienerische Art der Anbetung ( 1Kö 12,28-33 ) wurde schon bald von einem Propheten des Herrn verurteilt. Die Erfahrungen dieses Mannes stellen klar das Böse an dem, was Jerobeam tat, heraus und zeigen, wie betrügerisch es war. Doch dann wurde der Prophet selbst verführt.

a. Seine Prophetie
( 13,1-10 )


1Kö 13,1-3


Die Sendung eines unbekannten Mannes Gottes hatte im Wort des Herrn ihren Ursprung (V. 1-2.9 ); dies war eine Gerichtsprophetie, die vollkommen von Gott autorisiert war. Der Prophet wurde aus dem Südreich Juda nach Bethel geschickt; er lebte unter der Autorität des davidischen Regenten Gottes, nicht unter dem Einfluß des abtrünnigen Jerobeams. Er verkündigte seine Prophetie öffentlich am Altar, als Jerobeam daneben stand und ein Opfer darbrachte.

Die Prophetie dieses Mannes ist eine der bemerkenswertesten in der Schrift, weil sie den Namen und die Taten eines Königs voraussagte, der erst nach nicht weniger als 290 Jahren in Erscheinung trat. Josia , der von 640 bis 609 v. Chr. regierte, erfüllte diese Prophetie genau so, wie der Mann Gottes es vorausgesagt hatte ( 2Kö 23,15-20 ). Josia zerstörte den Altar in Bethel, der von Jerobeam gebaut worden war, und ließ die dortigen falschen Priester hinrichten. In Prophetien dieser Art wurde oft ein vordeutendes Zeichen gegeben, wenn sich die Erfüllung erst viele Jahre später ereignen sollte. Der Mann Gottes sagte voraus, daß das Zeichen, ein Wunder, um die Prophetie zu bestätigen, sofort ausgeführt werden würde. Das Zeichen, so sagte er, sei, daß der Altar sich an diesem Tag spalten würde (vgl. 1Kö 13,5 ).



1Kö 13,4-6


Jerobeams Reaktion auf die Prophetie bestand darin, daß er die Verhaftung des Propheten anordnete. Wenn die ausgestreckte Hand des Königs, die seine Autorität symbolisierte, verdorrte, so war es ein Zeichen dafür, daß Gottes Autorität größer war als die Jerobeams. Gott konnte Jerobeams Macht lähmen und sie völlig unbrauchbar machen. Das Zeichen (der Altar, der sich spaltet; vgl. V. 3 ) ließ auch in der Erinnerung der Anwesenden keinen Zweifel daran, daß die Prophetie von Gott kam, der Jerobeam kontrollierte und seine Bosheit richten würde.

Der König erkannte Gottes Macht an und bat den Mann Gottes, Gott um die Wiederherstellung seiner Hand zu bitten, was Gott gnädigerweise tat. Jerobeam bezog sich auf Jahwe als auf dein Gott , nicht "mein Gott", und bewies dadurch seinen eigenen Götzendienst.



1Kö 13,7-10


Nachdem der König ein umittelbar wirkendes Heilmittel für die Lähmung seiner Hand erhalten hatte (vgl. V. 6 ), erwies er dem Propheten eine große Gnade und schenkte ihm ein Privileg. Er bot ihm den Schutz seines königlichen Palastes, eine Mahlzeit und ein Geschenk an. Im Alten Orient war Gastfreundschaft eine heilige Sitte. Mit einem eingeladenen Gast unter dem eigenen Dach eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen, bedeutete, ihm das Versprechen dauerhaften persönlichen Schutzes zu geben. Der Mann Gottes aber wollte keinen Vertrag mit dem sündigen Jerobeam schließen. Er war von Gott angewiesen worden, noch nicht einmal eine Mahlzeit anzunehmen, um nicht in Jerobeams Schuld zu stehen.

Daß er auf einem anderen Weg nach Hause zurückkehrte, machte wiederum den offiziellen Charakter eines Prophetenbesuches deutlich; dies war keine angenehme Reise, sondern er war im Auftrag Gottes in Bethel. Der Prophet hatte bis zu diesem Punkt Gott vertrauensvoll gehorcht.



b. Seine Verführung
( 13,11-19 )


Diese etwas verworrene Geschichte scheint vielleicht auf den ersten Blick nichts zum Fortgang des Berichtes oder der Absicht des Autors beizutragen. Aber sorgsames Studium bringt seinen Wert ans Licht.

1Kö 13,11-14


Ein zweiter Prophet lebte ebenfalls in Bethel; dieser war alt. Das sind wichtige Anhaltspunkte. Das Alter kann machmal einen Menschen dazu neigen lassen, faul und selbstzufrieden zu sein. Die Selbstzufriedenheit des Mannes wird auch von seiner Willigkeit, nicht nur in dem Gebiet des abtrünnigen Königs sondern auch beim Zentrum der falschen Anbetung des Königs zu leben, unterstützt.

Warum der alte Prophet dem Propheten aus Juda nachritt, wird nicht gesagt. Vielleicht wollte er einfach mit einem jüngeren, treueren Diener des Herrn zusammentreffen. Sein Motiv könnte auch von Anfang an Eifersucht und seine Absicht die Vernichtung des Dienstes des jüngeren Propheten gewesen sein.



1Kö 13,15-19


Als Antwort auf die Ablehnung des treuen Propheten behauptete der alte Mann, durch einen Engel in direkte Verbindung mit Gott getreten zu sein, der ihm gesagt hatte, wie er vorgab, daß der junge Mann die früheren Anweisungen des Herrn vergessen sollte. So kehrte der Prophet Judas, der nicht erwartete, daß der alte Prophet ihn anlog, nach Bethel zurück und aß mit ihm. Die Abtrünnigkeit Jerobeams hatte auch einen Propheten angesteckt, der dieselben selbstsüchtigen Motive zu haben schien und denselben unverschämten Ungehorsam wie der König praktizierte. Der Geist der Abtrünnigkeit breitete sich schnell aus und hielt in Israel offenbar eine bittere Ernte.



c. Sein Tod und die Beerdigung
( 13,20-32 )


1Kö 13,20-22


Obwohl der alte Prophet gesündigt hatte, kam das Wort des Herrn wieder zu ihm, wie es auch bei vielen anderen Propheten des Herrn geschah, die gesündigt hatten (z. B. Jona und Elia). Der alte Mann kündigte dann dort das Geschick seines Prophetenbruders an. Der jüngere Prophet würde, weil er dem Gebot des Herrn nicht gehorcht hatte, nicht im Grab seiner Väter bestattet werden. Die Strenge des Gerichtes Gottes über diesen Mann scheint, verglichen mit seinem Handeln an dem älteren Propheten, der ebenso ungehorsam gewesen war, unfair. Aber die Strenge des Gerichtes Gottes stand im Verhältnis zur Bedeutung der Sendung des jüngeren Mannes. Ganz Israel hatte von seiner Prophetie des Gerichtes Gottes über Jerobeam wegen seines Ungehorsams gegenüber dem Wort des Herrn durch Mose gehört. Wenn Gott seinen eigenen Propheten wegen seines Ungehorsams gegenüber dem Wort, das er von Gott bekommen und das er öffentlich angekündigt hatte, nicht gerichtet hätte, hätte das Zweifel an seiner Prophetie und der Glaubwürdigkeit Gottes zur Folge gehabt. Im Vergleich dazu waren die Sünden des älteren Propheten privat und wurden auch privat von Gott gerichtet.



1Kö 13,23-32


Löwen am Wegrand waren in Israel nicht üblich, aber sie waren auch nicht unbekannt. Wilde Tiere durchstreiften das Land (vgl. Ri 14,5 ) und töteten gelegentlich Menschen. Daß diese Bestie von Gott gesandt war, um den jüngeren Propheten zu richten, wird dadurch deutlich, daß der Löwe, nachdem er den Mann getötet hatte, neben dem Körper stand und weder den Leichnam fraß noch den Esel zerriß ( 1Kö 13,28 ). Der Tod des Propheten wurde öffentlich bekannt (V. 25 ). Aus Ehrfurcht vor dem Mann Gottes nahm der alte Prophet seinen Körper auf, trauerte um ihn und begrub ihn (V. 29 ) in seinem eigenen Grab (V. 30 ). Der alte Prophet fühlte zweifellos die Qualen eines schuldigen Gewissens, weil er zum Tod des Mannes Gottes beigetragen hatte. Er war davon überzeugt, daß die Prophetie über Josia Wirklichkeit werden würde (V. 32 ; vgl. V. 2 ).

Diese Geschichte erklärt die Bedeutung eines beständigen und vollständigen Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes. Gott gab hier Anschauungsunterricht, um Jerobeam und das Volk zu dieser Zeit zu beeindrucken. Die Geschichte zeigt außerdem, daß zusätzliche Privilegien zunehmende Verantwortung mit sich bringen; Gott handelte an dem Propheten, der die größere Verantwortung hatte, strenger als an dem Mann, der weniger Verantwortung trug. Die Folgen geistlicher Abtrünnigkeit auch bei Gottes Dienern kann man hier sehen, und zwar besonders am Verhalten des älteren Propheten.



3. Jerobeams fortgesetzte Abtrünnigkeit
( 13,33-34 )


1Kö 13,33-34


Daß der vorausgesagte Vorfall dazu bestimmt war, Jerobeam und den Israeliten die Gefahr des Nichtbeachtens des Wortes des Herrn zu lehren, scheint aus diesem kurzen Abschnitt deutlich zu werden. Die Sünden des Königs waren genannt worden ( 1Kö 12,25-33 ), dann wurde er gewarnt ( 1Kö 13,1-32 ), aber Jerobeam wandte sich noch immer nicht von seinen bösen Wegen ab. Obwohl die Berufung von jedermann zum priesterlichen Dienst herausgestellt wurde (V. 33 ; vgl. 1Kö 12,31 ) und vielleicht der schwerwiegendste Aspekt seiner Abtrünnigkeit war, war es sein vollkommenes Mißachten des Willens Gottes, wie er im mosaischen Gesetz zu finden ist, die zu Jerobeams Fall und Vernichtung führte. Dies war die Sünde (also die Abtrünnigkeit), aus der viele weitere erwuchsen. Obwohl Gott politische Situationen und soziale Bedingungen dazu benutzte, seine Ziele zu erreichen, war diese Sünde Jerobeams die Wurzel für Israels Fall.



4. Ahijas Prophetie gegen Jerobeam
( 14,1-18 )


Während die Prophetie des Mannes Gottes ( 1Kö 13,2 ) sich vornehmlich mit der Zerstörung des religiösen Systems Jerusalems beschäftigte, wandte sich Ahijas Prophetie an das Haus Jerobeams (Dynastie).

a. Die Krankheit von Jerobeams Sohn
( 14,1-5 )


1Kö 14,1-5


" Zu der Zeit " bezieht sich wahrscheinlich auf eine kurze Zeit nach dem Vorfall, von dem in Kapitel 13 berichtet wurde. Jerobeams Sohn, Abija , sollte nicht mit Rehabeams Sohn gleichen Namens verwechselt werden ( 1Kö 15,1 ). Jerobeams Sohn war zu dieser Zeit erst ein Knabe ( 1Kö 14,3.12.17 ). Es ist unmöglich, die genaue Art der Krankheit zu bestimmen, aber diese Information ist für den Bericht auch nicht wichtig.

Jerobeam glaubte offensichtlich nicht, daß Jahwe die Identität seiner Frau dem Propheten offenbaren konnte oder wollte. Vielleicht bat der König sie, sich zu verkleiden, weil er nicht wollte, daß andere Leute mitbekamen,daß sie einen Propheten des Herrn besuchte. Der Prophet Ahija lebte in Silo, wo früher in Israel die Stiftshütte gestanden hatte. Jerobeams Anspielung auf die Vorhersage seiner Krönung durch Ahija (vgl. 1Kö 11,29-39 ) läßt darauf schließen, daß der König vielleicht eine neue angenehme Prophetie zu erhalten hoffte, nämlich dieses Mal, daß sein Sohn wieder gesund würde. Die Nahrungsmittelgeschenke, die zu Ahija geschickt wurden, mögen vielleicht einfach üblich gewesen sein, aber im Lichte der anderen Taten Jerobeams scheinen sie dazu bestimmt gewesen zu sein, ein positives Wort von dem Propheten zu erhalten. Ahija war alt und blind, aber Gott gab ihm eine Botschaft und die Einsicht in den Plan des Königs.



b. Das Schicksal der Dynastie Jerobeams
( 14,6-18 )


1Kö 14,6-7 a


Jerobeams Frau hoffte, eine Botschaft über die Besserung des Zustandes ihres Sohnes zu bekommen, aber statt dessen hörte sie eine verhängnisvolle Botschaft für ihren Mann, sich selbst und ihren Sohn. Der Prophet entlarvte schnell die Schauspielerin (Warum diese Vorspiegelung falscher Tatsachen?). Die Frau des Königs dachte, daß sie zu Ahija geschickt worden war, aber der Prophet sagte, er sei zu ihr geschickt worden . Der Herr ist der Gott Israels, nicht die Götzen, die Jerobeam aufgestellt hatte. Die Botschaft, die er für sie hatte, kam von Gott.



1Kö 14,7-9 (1Kö 14,7b-9)


Gott erinnerte den König durch den Propheten, daß er es war, der ihn zum Führer über sein Volk gemacht hatte. Aber Jerobeam war nicht in Davids Fußspuren gewandelt, wie er es hätte tun sollen. In Wirklichkeit, so sagte Gott, habe Jerobeam mehr Böses getan als alle, die vor ihm gelebt hatten . Ob Jerobeam seine goldenen Kälber dazu bestimmte, Götzen oder Hilfen in der Anbetung Jahwes zu sein, Gott nannte sie jedenfalls andere Götter und Götzen. Sie waren nur Metallstücke. Der Götzendienst des Königs hatte den Herrn geärgert, der dies als Ablehnung seiner selbst betrachtete.



1Kö 14,10-11


Weil Jerobeam Gottes Volk von Gott weggeführt hatte, würde sein Haus (Dynastie) dahingerafft werden. Kein männlicher Nachkomme würde in der Lage sein, seine Linie fortzuführen, die Gott mit einem Misthaufen verglich. Jerobeams Familie würde nicht beerdigt, sondern von Hunden und Vögeln gefressen werden , in der Vorstellung der Semiten eine schreckliche Ungnade. (Dies sollte später auch für Baschas [ 1Kö 16,4 ] und Ahabs Familie [ 1Kö 21,24 ] wahr werden.)


1Kö 14,12-13


Der einzige männliche Nachkomme Jerobeams, der begraben wird, würde Abija sein, der sehr bald sterben würde. Sein Tod bei der Heimkehr der Königin würde die sichere Erfüllung der weiter entfernten Dinge der Prophetie Ahijas signalisieren.

 

1Kö 14,14-15


Der Prophet Ahija sagte, daß ein König erweckt werden würde, der Jerobeams Familie ein Ende machen würde. Dies war Bascha ( 1Kö 15,27-29 ). Der letzte Teil von 1Kö 14,14 ,der schon sehr verschieden ausgelegt wurde, bedeutet wahrscheinlich, daß dies mit Sicherheit eintreffen würde. Darüber hinaus würde das ganze Volk Instabilität und Schwankungen wie ein Schilfrohr erleben. Jerobeam hatte Israel nicht in den soliden Boden des Wortes Gottes gepflanzt, sondern in die nicht tragfähigen Wasser des Götzendienstes, die wie ägyptische Binsen oder Papyrushalme waren. Gott versprach, das Volk aus dem guten Land, das er ihren Vorvätern gegeben hatte, herauszureißen und sie jenseits des Euphrat zu zerstreuen , was er 722 v. Chr. durch die Hände der Assyrer auch tat. Der Götzendienst der Israeliten war der Grund für dieses Gericht. Ascherabilder (vgl. V. 23 ; 1Kö 15,13; 16,33 ) waren hölzerne Pfähle, die für die Anbetung der kanaanitischen Gottheit Aschera geschnitzt wurden.

 

1Kö 14,16


Die Aufgabe Israels durch Gott muß in einem begrenzten Sinn verstanden werden. Er versprach Abraham, daß seine Nachkommen für immer gesegnet sein würden ( 1Mo 12,2-3; 1Kö 18,17-18; 22,17-18 ). Später brachte Gott Israel aus der Gefangenschaft heraus, hatte aber noch immer nicht alle seine Segensverheißungen erfüllt, die sie noch erleben werden ( Jes 62 ). Gott gab sie allerdings unter das Gericht in die Gefangenschaft, was die Voraussage ist, die hier angesprochen wird.



1Kö 14,17-18


Diese Verse berichten von der genauen Erfüllung der Prophetie Ahijas über den Tod des Prinzen Abija. Die Königin mußte mit schwerem Herzen von Silo (V. 2 ) zurück in ihr Haus in Tirza reisen. Jerobeam war von Sichem nach Tirza gegangen (vgl. 1Kö 12,25 ).

Als das Wort des Herrn unmittelbar durch den Tod des Prinzen Wirklichkeit wurde, nahmen auch die längerfristigen Prophetien in Jerobeams Regierung Gestalt an. Man kann sicherlich vermuten, daß das ganze von Salomo regierte Gebiet außer Juda unter Jerobeams Kontrolle geraten war. Das meiste davon ging während seiner Regierung verloren. Dieses verlorene Land schloß auch das Land um Damaskus im Norden ein, das ein unabhängiger Staat der Aramäer wurde. Im Südwesten gewannen die Philister einiges von ihrem früheren Gebiet zurück und wurden stärker (vgl. 1Kö 15,27 ). Im Osten war anscheinend Moab verloren gegangen. Ironischerweise marschierte Jerobeams Beschützer in Ägypten ( 1Kö 11,40 ), Schischak (Scheschonk I.), während der Regierung Jerobeams in Juda ein ( 14,25 ). Dies führte zu schwerwiegendem Schaden und weitgehender Zerstörung. Jerobeam wurde auch von König Abija von Juda besiegt ( 2Chr 13,13-20 ). Israel mußte sowohl an militärischer Stärke als auch an Gebietsanteilen während der Regierung Jerobeams Verluste hinnehmen.


5. Jerobeams Tod
( 14,19-20 )


1Kö 14,19-20


Beginnend mit Jerobeam sind die Ereignisse der Regierungen von 18 der 20 Könige des Nordreiches laut 1. und 2.Könige im Buch der Annalen (andere Übersetzung: Chronik) der Könige Israels (alle außer Tibni, 1Kö 16,21-22 ,und Hoschea, 2Kö 17,1-6 ) festgehalten worden. Ähnlich sind die Ereignisse der Regierungen von 14 der 19 Könige des Südreiches laut 1. und 2.Könige im Buch der Annalen der Könige Judas (beginnend mit Rehabeam, 1Kö 14,29 ) festgehalten worden. Diese Bücher waren historische Dokumente, die vielleicht in den königlichen Archiven aufbewahrt wurden. Sie existieren nicht mehr. (Vgl. auch 1Chr 27,24 ,"die Chronik des Königs David", und 1Kö 11,41 ,"Chronik von Salomo", und vgl. den Abschnitt "Verfasserfrage" in der Einleitung zu 1.Chr. ) Der Autor von 1.Könige wählte sein Material unter der Inspiration des Heiligen Geistes aus, um die ungeistlichen Aspekte der 22jährigen Regierung Jerobeams über Israel zu betonen. Sein Sohn Nadab folgte ihm auf den Thron.

Jerobeam muß ein mächtiger Mann gewesen sein, um Israel von Juda trennen und so lange Zeit über Israel herrschen zu können. Aber er verletzte den Bund mit dem Herrn, der ihn zu einem großen und erfolgreichen König gemacht hätte.



C. Rehabeams schlechte Regierung in Juda
( 14,21-31 )


Die Darstellung wendet sich jetzt der südlichen Monarchie Judas zu.



1. Rehabeams Sünde
( 14,21-24 )


1Kö 14,21


Rehabeam regierte 17 Jahre (931 - 913 v. Chr.). Er und alle nachfolgenden Könige Judas herrschten in Jerusalem. Vielleicht um diese Stadt von den anderen Hauptstädten des Nordreiches (Sichem, Tirza und Samaria; vgl. den Kommentar zu 1Kö 12,25 ) abzusetzen, beschreibt sie der Autor als die Stadt, die der HERR erwählt hatte , nicht wie nördliche Hauptstädte, die von Menschen ausgewählt worden waren. Die Mutter des Königs, Naama , war eine der ausländischen Frauen Salomos. Als eine Ammoniterin betete sie den zerstörerischen Götzen Milkom an (vgl. 1Kö 11,5.33 ). Wahrscheinlich war sie zum Teil für das kanaanitische Heidentum verantwortlich, das während der Regierung Rehabeams um sich griff.

 

1Kö 14,22-24


Rehabeam wandte sich vom Herrn ab, nachdem er auf den Thron gesetzt und stark geworden war ( 2Chr 12,1.14 ). Diese Rückkehr zum Götzendienst führte wieder Bedingungen ein, die sich in den Tagen der Richter, bevor David das Volk zum Herrn wandte, durchgesetzt hatten. Der eifersüchtige Ärger des Herrn wandte sich gegen die, die für die Sünden, die sein geliebtes Volk vernichteten, verantwortlich waren. Die Höhen waren manchmal Orte, an denen Jahwe angebetet wurde, aber nicht wie er es geboten hatte. Die heiligen Steine oder Säulen und Ascherabilder (vgl. 1Kö 14,15 ) waren Hilfen zur Anbetung männlicher oder weiblicher kanaanitischer Götzen. Die hohen Hügel und die sich ausbreitenden Bäume waren bevorzugte Orte für diese kultischen Schreine. Männliche Schreinprostituierte (Sodomiten) wurden in der heidnischen Anbetung benötigt. Die gleichen Praktiken, die Gott dazu veranlaßt hatten, das Land von dem moralischen Geschwür, das es zur Zeit Josuas plagte, zu reinigen, waren diejenigen, zu denen die Israeliten unter Rehabeams Anleitung zurückkehrten.



2. Schischaks Invasion
( 14,25-28 )


1Kö 14,25-28


Schischak (vgl. 1Kö 11,40 ), König (Pharao) von Ägypten (945 - 924 v. Chr.), auch als Scheschonk I. bekannt, war der Begründer der 22. Dynastie. Er hatte Jerobeam früher Asyl gewährt (vgl. 1Kö 11,40 ). In Rehabeams fünftem Jahr versuchte Schischak, eine ägyptische Oberhoheit über Palästina zu errichten. Sein militärischer Angriff auf Juda, Israel, Edom und das Philisterland brachte ihm die Kontrolle über 156 Städte ein. Der Bericht über seinen Angriff findet sich auf der äußeren Südmauer des Amontempels in Karnak in Ägypten. Schischak nahm Städte in Juda ein und versuchte, Jerusalem zu belagern. Das führte dazu, daß Rehabeam und die Führer sich vor dem Herrn demütigten, und Gott Jerusalem vor der Zerstörung verschonte ( 2Chr 12,2-12 ). Rehabeam schaffte sich Schischak vom Hals, indem er ihm viele Schätze aus dem Tempel und aus dem Palast gab ( 1Kö 14,26 ). Dazu gehörten auch die 500 goldenen Schilde, die von Salomo gemacht worden waren (vgl. 1Kö 10,16-17 ). Diese wurden durch weniger wertvolle bronzene Schilde ersetzt, die in Gewahrsam blieben und hauptsächlich für die Begleitung des Königs zum Tempel gebraucht wurden. Schischaks Invasion war der erste ernsthafte Angriff einer fremden Macht gegen Juda seit Sauls Tagen. Doch der ägyptische König war nicht in der Lage, Palästina zu unterwerfen, wie er es gehofft hatte.



3. Rehabeams Tod
( 14,29-31 )


1Kö 14,29-30


Zusätzlich zur Chronik (zum Buch der Annalen) der Könige Judas berichtete der Chronist über andere zeitgenössische Quellen, in denen weitere Taten Rehabeams ihren Niederschlag gefunden haben ( 2Chr 12,13-16 ). Die hier erwähnte andauernde Kriegsführung ( 1Kö 14,30 ) wird noch einmal kurz erwähnt ( 1Kö 15,6; vgl. 2Chr 12,15 ), aber nicht erläutert. Angesichts des ursprünglichen Plans Rehabeams, Israel durch Gewalt wiederzugewinnen ( 1Kö 12,21; was er aufgibt, nachdem der Prophet Schemaja Gottes Verbot eines Bürgerkrieges verkündet hat, 2Chr 11,1-4 ), bezogen sich diese dauernden Kriege wahrscheinlich unter anderem auf Grenzgefechte im Grenzgebiet Benjamins. Es scheint, als wäre Rehabeam in diesen Grenzgefechten erfolgreicher gewesen, da er ja sowohl die Herzen als auch das Land der Benjaminiter gewann. Die genaue Grenzführung wechselte wahrscheinlich in diesen frühen Jahren des geteilten Königreiches oft.

Die 15 Städte, die Rehabeam befestigt hatte, lagen in Juda und Benjamin, südlich und westlich von Jerusalem (vgl. die Karte "15 unter Rehabeam befestigte Städte" zu 2Chr 11,5-10 ). Nach Schischaks Invasion waren sie wahrscheinlich verstärkt worden, um Juda gegen Angriffe der Ägypter oder der Philister zu verteidigen.

 

1Kö 14,31


Rehabeam starb und wurde in der alten Stadt Davids (vgl. den Kommentar zu 1Kö 2,10 ) in Jerusalem beerdigt. Der Name seiner Mutter wird wieder als Teil der regulären Zusammenfassung der Regierung des Königs genannt. Sein Sohn Abija folgte ihm.


D. Abijas schlechte Regierung in Juda
( 15,1-8 )


1. Abijas Sünde
( 15,1-6 )


1Kö 15,1-2


Abijas dreijährige Herrschaft in Juda (913 - 911 v. Chr.) erfolgte während der Herrschaft Jerobeams in Israel (931 - 910 v. Chr.). Abija war ein Sohn Rehabeams und Maachas , einer Tochter von Absalom ( Abischalom ist eine andere Schreibweise), Davids Sohn. "Tochter" oder "Sohn" bezeichnet nicht immer einen Verwandten in der nächsten Generation, sondern wird oft auch für einen Nachkommen der zweiten oder dritten Generation gebraucht.



1Kö 15,3-6


Alle Sünden Abijas weisen auf dieselben Arten götzendienerischen Verbrechens hin (vgl. 1Kö 14,23-24 ). Die Bedeutung der Haltung zu jemandem wird durch den Hinweis auf Abijas Herz betont; die innere Haltung bestimmt oftmals das Handeln eines Menschen. Gottes Geduld mit Abija lag mehr in seinen Verheißungen David gegenüber begründet als in Abijas eigenem Charakter. ( Ihm , V. 4 , bezieht sich auf David, nicht auf Abija.) Eine Lampe ist eine bildhafte Art, einen Nachfolger oder mehrere Nachfolger zu beschreiben, die alle Arten der Dunkelheit vertreiben würden; dieses Bild bezieht sich auf die ganze davidische Dynastie (vgl. den Kommentar zu 1Kö 11,36; vgl. auch 2Sam 21,17; 2Kö 8,19 ).

Der Krieg zwischen Rehabeam und Jerobeam (vgl. 1Kö 14,30 ) setzte sich zu Lebzeiten Abijas fort. Eine Episode wird in 2Chr 13,2-20 wiedergegeben, wo Abijas Vertrauen auf Gott zum Sieg trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit führte. Abija verließ den Herrn nicht, wenn er auch Götzendienst tolerierte.

 

2. Abijas Tod
( 15,7-8 )


1Kö 15,7-8


Zum Buch der Annalen bzw. der Chronik der Könige Judas vgl. den Kommentar zu 1Kö 14,29 .Der zweite Hinweis auf einen Krieg mit Jerobeam (vgl. 1Kö 15,6 ) läßt darauf schließen, daß die Feindschaft zwischen Israel und Juda zu dieser Zeit sehr intensiv war. Er legte sich zu seinen Vätern ist ein Euphemismus für den Tod.

 

E. Asas gute Regierung in Juda
( 15,9-24 )


Acht der 19 Könige Judas waren gut. Das bedeutet, daß ihre ganze Regierung von Gott als gut beurteilt wurde, auch wenn einige ihrer festgehaltenen Taten böse waren. Vier dieser guten Könige führten Juda zu religiösen Reformen, um für die Nation wieder eine reinere Form der Anbetung herzustellen und das Volk zum Gehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz zurückzuführen. Asa war der erste gute König Judas (V. 11 ) und der erste Reformer.


1. Asas Güte
( 15,9-15 )


1Kö 15,9-10


Asa wurde König kurz bevor Jerobeams Regierung in Israel 910 v. Chr. endete. Asa regierte 41 Jahre (911 - 870 v. Chr.). Maacha war seine Großmutter (nicht "Mutter", wie es in manchen Übersetzungen heißt; vgl. V. 2 ).



1Kö 15,11-13


Die göttliche Beurteilung der Regierung Asas war, daß er, allgemein gesagt, das tat, was in den Augen des HERRN richtig war . David war natürlich Asas Vorfahre, nicht sein unmittelbarer Vater.

Der Verfasser von 2.Chronik gibt wesentlich mehr Informationen über Asas Regierung, als man sie in 1.Könige findet. Asas Regierung begann mit 10 Friedensjahren ( 2Chr 13,23 ). Wahrscheinlich begann er während dieser Periode mit den ersten religiösen Reformen ( 2Chr 14,1-4 ). Zu dieser Zeit verstärkte er auch Judas Verteidigungsmaßnahmen ( 2Chr 14,5-7 ). Der Frieden wurde durch den Einmarsch des Äthiopiers Serach, einem Hauptmann unter dem ägyptischen König Osarkon I., gebrochen. Aber Asa besiegte die Ägypter, obwohl Juda zahlenmäßig stark unterlegen war, indem er sich ganz auf den Herrn verließ ( 2Chr 14,8-14 ). Der Prophet Asarja beschwor Asa, weiterhin Gott zu vertrauen und nicht zu denken, daß seine eigene Macht ihn gerettet hätte ( 2Chr 15,1-7 ). Weitere Friedensjahre folgten ( 2Chr 15,19 ).

Durch den Propheten Gottes ermutigt, leitete Asa eine zweite Periode der Reformen ein ( 1Kö 15,12-15; 2Chr 15,8-18 ). Die Vertreibung der Sodomiten und die Zerstörung der Götzen, die von Rehabeam und Abija eingeführt worden waren, waren Bestandteil dieser Reform, wie auch Asas Absetzung seiner Großmutter Maacha von der offiziellen Position als Königinmutter wegen ihrer widerwärtigen Ascherabilder, die Asa im Kidrontal, östlich von Jerusalem, verbrannte.



1Kö 15,14-15


Asa entfernte einige Höhen ( 2Chr 14,2 ), aber nicht alle ( 1Kö 15,14 ). Trotzdem war sein Herz sein ganzes Leben lang dem Herrn hingegeben. Angesichts Asas Selbstvertrauen in seinem späteren Leben bedeutet diese Feststellung vielleicht, daß er den Götzendienst nicht tolerierte, sondern allein den wahren Gott anbetete. Silber, Gold und Dinge, die er und sein Vater geweiht hatten , beziehen sich wahrscheinlich auf die Beute, die Abija bei seinem Feldzug gegen Jerobeam gemacht ( 2Chr 13,16-17 ) und die Asa beim Sieg über die Ägypter erworben hatte ( 2Chr 14,12-13 ). 2.Chronik fügt noch andere Details der Reform Asas hinzu, so z. B. den Bericht über die offizielle Erneuerung des mosaischen Bundes ( 2Chr 15,9-17 ).


2. Asas Sieg über Bascha
( 15,16-22 )


1Kö 15,16-17


Bascha war König von Israel (909 - 886 v. Chr.) und ein immerwährender Feind Asas. Er befestigte Rama an der Grenze zwischen Juda und Israel, ungefähr 6,5 km nördlich von Jerusalem, damit er die Kontrolle über den Verkehr zwischen Juda und Israel erlangen konnte.



1Kö 15,18-21


Für seinen Plan, Bascha von der Verstärkung Ramas abzuhalten, leerte Asa seine Schatzkammern, um sich einen Vertrag mit Ben-Hadad I., dem König Arams in Damaskus, zu erkaufen (vgl. die Übersicht "Aramäische Könige in 1. und 2.Kön" zu 1Kö 11,23-25 ). Asa versuchte, Ben-Hadad dazu zu bewegen, seinen Vertrag mit Bascha zu brechen, und hatte Erfolg. Ben-Hadad marschierte in Israel ein und eroberte einige Städte in der Nähe des Sees Kinneret (später als Galiläisches Meer bekannt), womit er Bascha zwang, seine Streitkräfte von Rama weg in den Norden abzuziehen. Also marschierte Bascha wieder nach Tirza , der Hauptstadt Israels (vgl. 1Kö 14,17 ).

 

1Kö 15,22


Dann machte sich Asa auf, um die Baumaterialien (Steine und Holz), die Bascha zurückgelassen hatte, um Rama zu befestigen, einzusammeln und benutzte sie, um seine eigenen Verteidigungsstädte Geba und Mizpa in der Nähe der israelitischen Grenze zu verstärken. Asas Plan war geschickt und erfolgreich, aber er bewies einen Mangel an Vertrauen auf Gott. Der Prophet Hanani tadelte Asa scharf, weil er Hilfe beim König von Aram gesucht hatte ( 2Chr 16,7-9 ). Asa nahm den Tadel übel und warf Hanani ins Gefängnis ( 2Chr 16,10 ). Vielleicht führten ihn seine Erfolge gegen Ägypten und Israel dazu, zu hoch über sich selbst zu denken.

 

3. Asas Tod
( 15,23-24 )


1Kö 15,23-24


Asas Leistungen wurden im Buch der Annalen (der Chronik) der Könige Judas festgehalten (vgl. 1Kö 14,29;15,7 ). Am Ende seines Lebens suchte Asa wiederum nicht den Herrn. Als sein Fuß krank wurde , bat er nicht den Herrn um Hilfe, sondern wandte sich nur an die Ärzte ( 2Chr 16,12 ). Obwohl Asas Glaube nicht so gewesen war, wie er hätte sein sollen, war seine Beziehung zu Gott während seiner ganzen Regierungszeit alles in allem durch Treue und Segen geprägt. Asas Sohn Joschafat regierte vielleicht wegen der schlechten Gesundheit Asas während der letzten Jahre seines Lebens als Vizekönig zusammen mit ihm (873 - 870 v. Chr.). Als Asa starb, regierte Ahab (874 - 853 v. Chr.) in Israel.

 

F. Nadabs schlechte Regierung in Israel
( 15,25-32 )


Der Bericht wendet sich dem Nordreich zu und setzt wieder in den frühen Jahren der Regierung Asas über Juda ein.



1. Nadabs Leistungen
( 15,25-28 )


1Kö 15,25-26


Nadab war der Bruder Abijas, der in seiner Kindheit bereits gestorben war ( 1Kö 14,17 ). Ob Nadab älter oder jünger als Abija war, ist nicht bekannt. Er war der zweite Herrscher der Dynastie Jerobeams und regierte zwei Jahre lang (910 - 909 v. Chr.). Nadab führte die Politik, die sein Vater begonnen hatte und die der Herr als böse betrachtete, weiter. Die Schwere der Sünden Jerobeams kann daran ermessen werden, daß er Israel veranlaßt hatte, Sünden zu begehen, wie er auch selbst sündigte.


1Kö 15,27-28


Bascha tötete Nadab bei Gibbeton, einer starken Philisterstadt südwestlich von Israel zwischen Ekron und Geser. Offenbar nahm Israel diese Stadt nicht ein (vgl. 1Kö 16,15-17 ). Vielleicht endete die Belagerung, als Nadab getötet worden war. Dann wurde sein Mörder Bascha König Israels ( 1Kö 15,33-16,7 ).



2. Das Ende der ersten Dynastie in Israel
( 15,29-32 )


1Kö 15,29-32


Baschas Vernichtung des Hauses Jerobeams sollte seiner eigenen Sicherheit dienen. Sie erfüllte Ahijas Prophetie von der Vernichtung der Dynastie Jerobeams ( 1Kö 14,14 ). Der Grund für dieses strenge Gericht wird hier von dem Autor wiederholt ( 1Kö 15,30 ). Besonders die Anbetung vor den Schreinen der goldenen Kälber ist hier im Blick. Diese Anbetung wurde von allen Nachfolgern Jerobeams weitergeführt und häufig von den Autoren von 1. und 2.Könige verdammt (vgl. 1Kö 15,34;16,19.26.31;22,53; etc.). Der Verweis auf die fortgesetzte Kriegsführung zur Zeit Baschas ( 1Kö 15,32; vgl. V. 16-22 ) bildet eine Brücke zum nächsten Abschnitt.



G. Baschas schlechte Regierung in Israel
( 15,33-16,7 )


1. Baschas Beurteilung
( 15,33-34 )


1Kö 15,33-34


Bascha nahm den Thron Israels im dritten Jahr Asas ein und regierte in der Hauptstadt Tirza (vgl. 1Kö 14,17;15,21 ) 24 Jahre lang (909 - 886 v. Chr.). Seine Herrschaft war die drittlängste der israelitischen Könige. Die Kürze, in der seine Geschichte hier beschrieben wird, läßt darauf schließen, daß seine Herrschaft vergleichsweise bedeutungslos war. Er führte die religiöse Politik, die Jerobeam begonnen hatte, fort.



2. Jehus Prophetie
( 16,1-4 )


1Kö 16,1-4


Der Prophet Jehu muß von dem König Jehu von Israel unterschieden werden (841 - 814 v. Chr.). Dieser Prophet war der Sohn Hananis . Dieser Hanani könnte der Prophet gewesen sein, der König Asa von Juda warnte ( 2Chr 16,7-9 ). Das muß aber nicht so sein. Gott sagte, er habe Bascha aus dem Staub gehoben und ihn zum Führer der Israeliten gemacht . Dies deutet darauf hin, daß Bascha von niederer Herkunft war. Fast dieselben Worte wurden benutzt, um Baschas zukünftiges Gericht zu beschreiben ( 1Kö 16,4 ), das bereits vom Propheten Abija Jerobeam verkündet worden war (vgl. 1Kö 14,7.10-11 ), und das später von Elia Ahab verkündet wurde ( 1Kö 21,24 ). Die Tatsache, daß Bascha, obwohl er Gottes Instrument für das Gericht über das Haus Jerobeam war, sich nicht zum Herrn wandte, läßt auf seine vollständige Blindheit gegenüber der Bedeutung geistlicher Angelegenheiten in seinem eigenen Leben und in dem seines Volkes schließen. Bascha beging selbst die gleichen Sünden. Das zeigt, daß das Maß seiner Abtrünnigkeit groß war.

 

3. Baschas Tod
( 16,5-7 )


1Kö 16,5-7


Der Autor folgte seiner normalen Anordnung der Tatsachen bezüglich des Todes des Königs (V. 5-6 ) und fügt eine erneute Betonung der Gründe für Gottes Gericht über Bascha hinzu (V. 7 ). Baschas Vernichtung des Hauses (Familie oder Dynastie) Jerobeams war ein Grund dafür. Obwohl Gott bestimmt hatte, daß Jerobeams Dynastie vernichtet werden sollte, und obwohl er dies vorher durch Abija ankündigte, hielt Gott Bascha für den Tod der Nachkommen Jerobeams verantwortlich. Bascha hatte bei seinem Handeln nicht unter Gottes Leitung gestanden, sondern nur zu seinem eigenen Vorteil gehandelt.



H. Elas schlechte Regierung in Israel
( 16,8-14 )


1Kö 16,8-10


Ela nahm darauf den Thron Israels ein und regierte in Tirza, der Hauptstadt, zwei Jahre lang (886 - 885 v. Chr.). Er führte die schlechte Politik seiner Vorgänger fort (V. 13 ). Es werden keine besonderen Leistungen von ihm erwähnt. Er ist nicht berühmt, weil er der König war, der ermordet wurde, während er betrunken war (V. 10 ). Simri war als Befehlshaber der Hälfte von Elas Streitwagen ein mächtiger militärischer Offizier.

 

1Kö 16,11-14


Simri vernichtete Israels zweite Herrscherfamilie und die Freunde der Familie vollständig, um jede Vergeltung für seinen Staatsstreich zu verhindern. So erfüllte sich Jehus Prophetie (vgl. V. 3 ). Wiederum nennt der Autor die geistliche Wurzel des Gerichts (V. 13 ).



I. Simris schlechte Regierung in Israel
( 16,15-20 )


1Kö 16,15-20


Simris siebentägige Regierung (885 v. Chr.) erweist sich als die kürzeste aller israelitischen Könige. Gibbeton im Philisterland stand wieder unter der Belagerung durch die israelitische Armee (vgl. 1Kö 15,27 ). Ein Bote benötigte wahrscheinlich zwei Tage, um die Armee bei Gibbeton nach dem Meuchelmord Elas zu erreichen. Die Truppen riefen sofort Omri, den Befehlshaber der Armee ( 1Kö 16,16 ), als neuen König aus, obwohl sich in Tirza Simri selbst zum neuen König erklärt hatte. Simri war nach der Vorstellung Omris und der seiner Männer kein akzeptabler Kandidat für den Thron, so marschierten sie zur Hauptstadt zurück. Sie erschienen vor den Mauern der Stadt (wahrscheinlich nach einem Marsch von vier oder fünf Tagen) und übernahmen die Kontrolle über die Stadt. Simri wußte offensichtlich, daß er seinen Thron nicht behalten oder sein Leben retten konnte, daher beschädigte er den Palast so stark, wie er konnte, während er sich das Leben nahm. Sein Tod resultierte unmittelbar aus seinen Sünden (V. 19 ).



J. Omris schlechte Regierung in Israel
( 16,21-28 )


1Kö 16,21-24


Der Tod Simris (V. 17-18 ) gab die Königsherrschaft nicht automatisch in Omris Hand. Die Hälfte der Bevölkerung einschließlich der Armee verbündete sich mit ihm, aber die andere Hälfte bevorzugte Tibni. Tibnis Stärke kann daran ersehen werden, daß er in der Lage war, Omri sechs Jahre lang erfolgreich zu widerstehen (885 - 880 v. Chr.). Während dieser Zeit verwüstete ein Bürgerkrieg Israel und versuchte, das Nordreich in zwei Teile zu spalten. Schließlich aber überwältigte Omri Tibni und wurde der alleinige Herrscher (880 - 874 v. Chr.). Omris Unterstützung durch die Armee stellte sich dabei als von entscheidender Bedeutung heraus; Tibni starb (V. 22 ) wahrscheinlich durch Hinrichtung.

Die ersten sechs Jahre seiner Regierung (885 - 880 v. Chr.) herrschte Omri in der alten Hauptstadt Tirza (vgl. 1Kö 14,17;15,21.33;16,6.8-9.15.17 ). Dann aber zog er in seine ganz neue Hauptstadt Samaria um. Er baute seine Stadt auf einem Hügel, zur Verteidigung gut geeignet, 11 km westlich von Tirza. Omri bezahlte Schemer zwei Zentner (ca. 56 kg) Silber für den Hügel. (Samaria wurde nach Schemer benannt; vgl. V. 24 .) Archäologen haben Beweise dafür ausgegraben, daß Samaria von sehr geschickten Handwerkern erbaut worden ist. Die Lage beherrschte die Nord-Süd-Handelsstraßen. Samaria erwies sich wegen seiner erhöhten Lage als fast uneinnehmbare Festung gegen feindliche Angriffe.

Omri war wahrscheinlich der stärkste Führer des Nordreiches bis zu dieser Zeit. Assyrische Berichte, die über ein Jahrhundert später verfaßt wurden, bezeichnen Israel noch als "das Land Omris". Während der Regierung Omris fügte Ben-Hadad I., König der Aramäer in Damaskus (vgl. die Karte "Aramäische Könige in 1. und 2.Könige" zu 1Kö 11,23-25 ), zu seinen Besitzungen im Norden Israels weitere hinzu. Omris Sohn, Ahab , hatte Schwierigkeiten, diesen aramäischen Angreifern Einhalt zu gebieten. Auch das assyrische Reich wurde immer stärker, dehnte sich unter Assurnasirpal II. (883 - 859 v. Chr; vgl. die Übersicht "Könige des mittleren und des neuassyrischen Königreichs" bei Jon 1,2 ) nach Nordosten aus und war dabei, sein Gebiet bis zum Mittelmeer auszuweiten. Angesichts dieser Gefahren aus dem Norden war Omri in der Lage, Israel gut genug zu schützen, um in derselben Zeit im Südosten Moab anzugreifen und zu besiegen. Dieser Sieg ist auf dem berühmten moabitischen Stein festgehalten worden. Eine weitere der besonderen Leistungen Omris war sein Bündnis mit den Phöniziern, das mit der Heirat seines Sohnes Ahab mit Isebel, einer Tochter des phönizischen Königs Etbaal, besiegelt wurde (vgl. 1Kö 16,31 ).

 

1Kö 16,25-28


Obwohl Omri in 1.Könige schnell abgehandelt wird, war er ein mächtiger und politisch erfolgreicher König. Aber die wichtigere Sache für den Autor war Omris geistliche Verfassung. Darin war er der schlimmste israelitische König bis dahin (V. 25-26 ). Omris 12jährige Regierung endete mit seinem Tod und der Beerdigung in seiner neuen Haupstadt. Seine Herrschaft ging an seinen Sohn Ahab . Omri war der Begründer der vierten Dynastie der israelitischen Könige.



K. Ahabs schlechte Regierung in Israel
( 16,29-22,40 )


1. Ahabs Sünde
( 16,29-34 )


1Kö 16,29-31


Ahab regierte Israel von Samaria aus 22 Jahre lang (874 - 853 v. Chr.). Er war der sündigste König, den Israel erlebt hatte, noch schlimmer als sein Vater Omri, der sündiger als alle vor ihm gewesen war (V. 25 ). Ahabs Sünde bestand darin, in allem die Sünden Jerobeams fortzuführen; er betrachtete sie sogar als unbedeutend. Hinzu kam, daß er eine heidnische Prinzessin, Isebel , heiratete, die voll Eifer versuchte, ihren verdorbenen Kult als einzige Religion Israels einzuführen. Isebels Vater, Etbaal , war König der Sidonier (Phönizier) in der Hauptstadt Tyrus. Baal (übersetzt "Herr") ist ein Name, der im Alten Testament meist für die männliche Gottheit gebraucht wird, die von den Ureinwohnern Kanaans unter verschiedenen Namen verehrt wurde. Die Tyrer nannten ihn Baal-Merkart, aber ihre Religion war nur eine kultische Variation der üblichen Baalsverehrung, die überall in Palästina üblich war. Offensichtlich war Ahab nicht gezwungen gewesen, Isebel zu heiraten; seine Entscheidung, sie zu heiraten, ist etwas, für das der Schreiber ihn selbst verantwortlich macht.



1Kö 16,32-33


Ahab baute einen Tempel für Baal in der Hauptstadt Israels und errichtete in ihm einen Altar für Baal. Statuen der Aschera (vgl. 1Kö 14,15.23;15,13 ) waren Götzen, die geschnitzt wurden, um die Verehrung von Baals weiblichem Gegenstück anzuregen. Der Schreiber wiederholte zur Betonung den Ernst von Ahabs Sünden ( 1Kö 16,33; vgl. V. 30 ).



1Kö 16,34


Der Wiederaufbau Jerichos war von Josua ausdrücklich verboten worden, nachdem Gott es auf übernatürliche Weise zerstört hatte ( Jos 6,26 ). Obwohl die Stadt seit den Tagen Josuas bewohnt war, scheint Hiels Wiederaufbau der erste ernsthafte Versuch gewesen zu sein, es in seiner ursprünglichen Form wieder entstehen zu lassen. Josuas Prophetie wurde wörtlich erfüllt, als zwei der Söhne Hiëls umkamen. Vielleicht wurde diese Geschichte, die keine Beziehung zu Ahabs Taten zu haben scheint, eingefügt, um zu zeigen, daß sich Gottes Wort wie hier, so auch im Falle Ahabs erfüllen würde. Ahab errichtete eine Art der Götzenverehrung, von der Gott sagte, daß er sie richten würde, so wie Hiël versucht hatte, eine Stadt zu errichten, von der Gott gesagt hatte, daß er sie richten wolle.



2. Ahabs Strafe
( Kapitel 17-18 )


Wegen seiner Sünde wurde Ahab von Gott bestraft, der den Propheten Elia gebrauchte, um Israel auf bemerkenswerte Weise zu sich zurückzubringen.

a. Elias Ankündigung einer Dürre
( 17,1-6 )


1Kö 17,1


Elia war vom Herrn vorbereitet worden, um ganz Israel zu zeigen, daß Jahwe, nicht Baal, der einzige wahre Gott ist. Sogar Elias Name, der "Jahwe ist mein Gott" bedeutet, drückte diese Tatsache aus. Elia lebte in Gilead, östlich des Jordans und nahe einer Stadt Namens Tischbe . Vielleicht wurde Elias gottesfürchtiges Herz angerührt, als er Berichte von Isebels zunehmenden Unternehmungen, den Gottesdienst durch Baalsdienst zu ersetzen, hörte. Gott gab ihm einen Auftrag. Bewaffnet mit Gottes Verheißung wanderte er westwärts nach Samaria. Er drang in den Palast ein und schleuderte König Ahab sein Ultimatum entgegen. Er erklärte, daß der HERR der Gott Israels ist, daß er lebt (vgl. V. 12 ; 1Kö 18,10 ), und daß er, Elia, Gottes Knecht war . (Zu den Worten "So wahr der Herr ...lebt" vgl. den Kommentar zu 1Kö 1,29 .) Elia konnte überzeugt erklären, daß es weder Tau noch Regen geben würde, weil Gott versprochen hatte, diese Dinge von dem Land fernzuhalten, wenn sein Volk sich von ihm zu anderen Göttern abwandte ( 3Mo 26,18-19; 5Mo 11,16-17; 5Mo 28,23-24 ). Gott hatte offensichtlich Elia offenbart, daß er dieses Versprechen zu Elias Zeit einlösen würde. Dies dürfte das Herz des Baalismus getroffen haben, weil Baalsanbeter glaubten, daß ihr Gott der Gott des Regens sei! Die Dürre, die vom wahren Gott herbeigeführt wurde, zeigte, daß er, nicht Baal, das Wetter bestimmt. Dies war eine bemerkenswerte Demonstration der Oberherrschaft Gottes und der vollkommenen Unzulänglichkeit und Verkehrtheit der Anbetung Baals.



1Kö 17,2-4


Nachdem Elia diese dramatische Ankündigung gemacht hatte, erhielt er vom Herrn den Auftrag, Samaria zu verlassen, sich nach Osten zu wenden und sich in einer Schlucht beim Wadi Krit , östlich des Jordans, zu verbergen. Elia sollte sich verstecken, weil er bald vom König gesucht werden würde (vgl. 1Kö 18,10 ). Die genaue Lage dieses jahreszeitlich bedingten Baches ist unbekannt; er war einer von vielen Flüssen, die während der Regenzeit flossen, aber austrockneten, wenn das Wetter heiß wurde. Gott versprach, an diesem unangenehmen Ort für Essen und Trinken für seinen Diener zu sorgen.



1Kö 17,5-6


Elia gehorchte dem Herrn, der für ihn auf wunderbare Weise sorgte, wie er es versprochen hatte. Gott schickte Raben, Vögel, die normalerweise ihre eigenen Jungen vernachlässigen (vgl. Hi 38,41 ), damit sie Elia treu jeden Morgen und jeden Abend Brot und Fleisch brächten. Wasser trank er aus dem Bach. Das hebr. Wort für "Bach" ( leHem ) bedeutet Essen im allgemeinen, vielleicht einschließlich von Beeren, Obst, Nüssen, Eiern usw. Vielleicht wurden diese Sachen aus einer gewissen Entfernung herbeigebracht, wo die Dürre die Vegetation noch nicht beeinträchtigt hatte. Durch diese ungewöhnliche Art der physischen Ernährung seines Propheten nährte Gott auch Elias Vertrauen für spätere große Taten geistlicher Stärke (vgl. die Übersicht "Göttliche Wunder durch Elia und Elisa" zu 2Kö 2,13-14 ).


b. Elias Dienst in Zarpat
( 17,7-24 )


1Kö 17,7


Wie lange Elia an dem Bach blieb, wird nicht erwähnt. Einige Zeit später trocknete er wegen der Trockenheit aus, die alles in allem dreieinhalb Jahre dauerte ( Lk 4,25; Jak 5,17 ). Elia hatte gelernt, daß Gott auf wundersame Weise für ihn sorgte, aber nun sollte er lernen, daß Gott dies genausogut auch für andere - sogar für Ungläubige - tun konnte. Gott bereitete seinen Knecht auf einen großen Entscheidungskampf auf dem Berg Karmel vor.



1Kö 17,8-11


Elia wurde nach Zarpat geführt, einer Stadt an der Mittelmeerküste zwischen Tyrus und Sidon in Phönizien, dem Heimatland Isebels (vgl. 1Kö 16,31 ) und dem Herzen des Baal-Melkart Gebietes (vgl. die Karte "Die Reisen Elias"). Zarpat war 128 bis 144 km von Krit entfernt. Gott sagte Elia, daß eine Witwe ihn ernähren würde (vgl. Lk 4,25-26 ). Witwen waren normalerweise arme Menschen; während einer Hungersnot waren sie üblicherweise die ersten, die nichts mehr zu essen hatten. Diese Hungersnot wurde durch die Dürre hervorgerufen. Darum war es eine seltsame Anweisung, wegen des Essens zu einer Witwe zu gehen. Erneut wählte Gott eine ungewöhnliche Quelle, um seinen Propheten zu speisen.

Gehorsam machte sich Elia auf den Weg nach Zarpat. Als er in die Stadt kam, prüfte er die erste Witwe, die er sah, indem er sie um etwas zu trinken bat. Ihre freundliche Antwort brachte ihn dazu, nach einem Stück Brot zu fragen.


1Kö 17,12-16


Die Witwe erkannte, daß Elia ein Israelit war, und rief zu Jahwe, er solle bestätigen, daß sie kein Brot hatte; sie hatte nur ein wenig Mehl und Öl, gerade genug für eine letzte Mahlzeit für ihren Sohn und sich selbst . Hier war eine heidnische Frau in Phönizien, die an den Herrn glaubte; sie sagte, sie glaube, daß er lebe ( So wahr der HERR, dein Gott, lebt ; vgl. V. 1 ; 1Kö 18,10 ).

Elia beruhigte ihre Angst vor ihm, ihrem Hunger und ihrem drohenden Tod. Er bat sie, zuerst ihn zu speisen, und dann mit dem, was übrig blieb, sich selbst und ihren Sohn. Dann gab er ihr ein Versprechen aufgrund der Autorität des Wortes Gottes: Sie würde Essen haben bis zum Ende der Dürre!



1Kö 17,17-18


Einige Zeit später (vgl. V. 7 ) - wieder wird keine genaue Zeit angegeben - überfiel Elias Gastgeberin ein Unglück. Die Frau, der das Haus gehörte, war die Witwe. Ihr junger Sohn wurde krank und hörte schließlich auf zu atmen . Einige Bibelkritiker sagen, daß der Junge nur bewußtlos war, nicht tot, und daß seine Wiederherstellung von daher kein Wunder war. Vers 18.20.22-23 machen jedoch deutlich, daß er gestorben war.

Die Frau hatte ein schlechtes Gewissen und folgerte sogleich, daß Gott sie für ihre Sünde bestrafe, indem er ihren Sohn tötete. Dies ist eine häufige Reaktion bei vielen Menschen, die Gottes Wege nicht gut kennen, wenn ein persönliches Unglück in ihr Leben eintritt (Vgl. Joh 9,2-3 ). Auf welche Sünde sie sich bezog, wird nicht gesagt.

 

1Kö 17,19-21


Der Junge war klein genug, um in den Armen der Mutter getragen werden zu können. Viele Häuser im Palästina der damaligen Zeit hatten auf ihren Dächern Gästezimmer eingebaut. In einem dieser oberen Zimmer hielt sich Elia auf. Elias erstes Gebet (V. 20 ) drückte einfach sein Mitgefühl mit der Frau aus, die zu der Last der Hungersnot nun auch noch diese Tragödie zu tragen hatte. Das Gebet schloß den Wunsch ein, daß Gott sie von dieser zusätzlichen Bürde befreien möge. Oftmals legen die Diener Gottes bei wunderbaren Wiederherstellungen und Heilungen ihre Hand auf den Heimgesuchten, um anzuzeigen, daß Gottes Kraft durch sie zu dem Bedürftigen gelangt (z. B. in Mt 8,3 ). Mit dieser Bitte legte sich Elia aus tief empfundenen Mitgefühl so hin, daß der ganze Körper des Jungen seinen eigenen berührte. Dreimal tat Elia dasselbe und betete jedesmal, daß Gott das Leben des Jungen wiederherstellen möge. Ausdauer im Gebet ist eine fundamentale Voraussetzung, um etwas Erbetenes zu erhalten (vgl. Mt 7,7-8; Lk 11,5-13 ). Sie erwies sich in diesem Fall als wirksam.



1Kö 17,22-24


Gott gab dem Jungen auf wunderbare Weise das Leben wieder. Dies ist die erste überlieferte Stelle in der Schrift, in der die Wiederbelebung eines Gestorbenen wiedergegeben wird. Elia trug den Knaben hinunter (der Junge war immer noch krank) und überreichte ihn seiner Mutter . Dieses Wunder zeigte der Frau, daß Elia in der Tat ein Mann Gottes war und daß das Wort des Herrn, das Elia zu sprechen behauptete, wirklich wahr war.

Dieser Vorfall führte der Witwe und anderen Leuten vor Augen, daß die Kraft des Herrn, die den wahren Gott auszeichnet, im großen Gegensatz zu der Machtlosigkeit Baals stand.



c. Obadjas Suche
( 18,1-15 )


1Kö 18,1-6


Im dritten und letzten Jahr der Hungersnot beauftragte Gott Elia, sich König Ahab zu zeigen. Elia hatte Gottes Wort, daß er die Trockenheit bald beenden würde.

Die Hungersnot im Land war in der Hauptstadt Samaria besonders hart. (Vgl. die Hungersnot [-nöte] in den Tagen Elisas, 2Kö 4,38; 6,25; 7,4; 8,1 .) Gott hatte diese Katastrophe besonders zu den bösen Beteiligten, Ahab und Isebel, gesandt. Diese Tatsache veranlaßte Ahab und seinen vertrauten Diener Obadja , in verschiedene Richtungen zu gehen, um in den Tälern oder nahe den Quellen nach ein wenig Gras zu suchen, wo die am meisten benötigten Tiere (Pferde und Maultiere) grasen könnten. Obadja hatte eine große Verantwortung am Hof Ahabs (verantwortlich für Ahabs Palast). Er war auch jemand, der ernsthaft an den Herrn glaubte (er ist aber nicht der Schreiber des biblischen Buches dieses Namens). Ob Isebel von Obadjas Verpflichtung dem Herrn gegenüber wußte, ist nicht klar, aber er und die Königin waren ohne Zweifel keine Freunde. Isebels Ziel war es, den Gottesdienst für Jahwe durch den Dienst für Baal-Melkart zu ersetzen. Ihr Plan schloß ein, die Propheten des HERRN zu töten ( 1Kö 18,4 ). Obadja, der von ihrem Plan wußte, versteckte 100 Propheten des Herrn in Höhlen und versorgte sie mit Essen und Wasser - eine schwierige Aufgabe in Tagen extremer Hungersnot und Trockenheit. Offensichtlich gab es viele in Israel (vgl. 1Kö 19,18 ) und wahrscheinlich auch in Juda, die zu dieser Zeit an den Herrn glaubten, obwohl Israel als Ganzes abgefallen war.



1Kö 18,7-12 a


Obadja erkannte Elia, als sie sich irgendwo außerhalb von Samaria trafen; Elia war ein "gesuchter" Mann in Israel. Aus Respekt vor dem Propheten warf sich Obadja auf den Boden. Er konnte kaum glauben, daß er Elia getroffen hatte. Elia, der mit Ahab sprechen wollte (V. 1-2 ), bat Obadja, ihn bei seinem Herrn zu melden. Obadja fürchtete jedoch, daß Elia wieder verschwinden könnte. Er erklärte dem Propheten, daß Ahab ihn ohne Erfolg im In- und Ausland (V. 10 ) gesucht habe. Er bekräftigte diese Tatsache mit den vertrauten Worten: So wahr der HERR, dein Gott, lebt (vgl. 1Kö 17,1.12 ). Wenn er dem König berichte, daß er Elia gefunden habe, und er ihn dann nicht vorführen könne ( der Geist des HERRN könnte dich hinwegheben; vgl. 2Kö 2,16 ), würde Ahab Obadjas Worte als einen üblen Trick auffassen und ihn wahrscheinlich hinrichten.



1Kö 18,12-15 (1Kö 18,12b-15)


Um Elia zu überzeugen, daß seine Rede aufrichtig war, trat Obadja den Beweis an, daß er seit seiner Jugend ein treuer Verehrer des Herrn (vgl. V. 3 ) war. Obadja schien zu denken, daß Elia davon gehört habe, wie er die Propheten des Herrn versteckt und versorgt hatte. Vielleicht war dies unter vielen Frommen in Israel, besonders unter den Propheten, bekannt, natürlich nicht bei Isebel und ihren Sympathisanten. Elia versicherte Obadja, daß er nicht weggehen würde, sondern daß er noch an diesem Tage vor Ahab stehen werde. Elias Umschreibung Gottes als " Herr Zebaoth ", dem er diene (vgl. 1Kö 17,1;18,36 ), beweist, daß er von der Fähigkeit Gottes, die äußere und geistliche Situation Israels zu ändern, überzeugt war, ein Vertrauen, das aus den Erlebnissen bei Krit und Zarpat erwachsen war.



d. Elias Rechtfertigung des Herrn auf dem Berg Karmel
( 18,16-46 )


Diese bekannte Geschichte von Elias Wettstreit mit den Propheten Baals ist zugleich spannend und in der Geschichte Israels von großer Bedeutung. Der erste Teil dieser Erzählung (V. 16-24 ) erklärt die Gründe für diese dramatische Begegnung.

1Kö 18,16-18


(1) Die Problemstellung

Als Ahab die Meldung Obadjas vernommen hatte, ging er hin, um den Propheten zu treffen; Elia ergriff die Initiative als das Sprachrohr Gottes, dem der König sich zu unterwerfen hatte. In Ahabs Augen war Elia der, der Israel ins Unglück stürzte . Elia stellte dies richtig und belehrte den König, der nicht erkannte oder nicht willens war einzugestehen, daß er und seines Vaters (Omris) Familie (vgl. 16, 25 - 26) der wahre Grund für Israels Schwierigkeiten waren. Ahab hatte die Weisungen des Herrn und sein Gesetz verlassen und war statt dessen den Baalen gefolgt . Der Plural "Baale" bezieht sich auf lokale Götzen Baals (vgl. Ri 2,11 ), die manchmal mit verschiedenen Namenszusätzen bezeichnet wurden (z. B.: Baal-Berit, Ri 8,33; Baal-Sebub, 2Kö 1,2-3.6.16 ). Dies war das wahre Problem und die Wurzel allen Übels in Israel, auf der geistlichen wie auf der materiellen Ebene.



1Kö 18,19


(2) Der vorgeschlagene Wettstreit ( 1Kö 18,19-24 )

In Anbetracht der Anweisung Elias, daß Ahab ganz Israel versammeln soll, ist es wahrscheinlich, daß Hunderte, wenn nicht Tausende, sich auf dem Berg Karmel versammelten. Die Karmel-Bergkette, die an ihrer höchsten Stelle 530 Meter hoch ist, dehnt sich ungefähr 48 km nach Südosten bis zum modernen Haifa an der Küste des Mittelmeeres aus. Sie bildet eine schöne Kette von Bergspitzen und Tälern, von wo aus das Meer gut gesehen werden kann. Man weiß nicht genau, wo entlang dieser Bergkette Elia seinen Wettstreit veranstaltete; mehrere Orte sind möglich; unter den vielen ist Muraka als eine der wahrscheinlicheren Möglichkeiten vorgeschlagen worden.

Das Ausmaß der Baalsverehrung in Israel kann an der Zahl der Priester ermessen werden, die regelmäßig von Isebel versorgt wurden: 450 Propheten für die männliche Gottheit und 400 ... für die weibliche Gottheit Aschera, Baals Gemahlin.



1Kö 18,20-21


(2) Der vorgeschlagene Wettstreit ( 1Kö 18,19-24 )

Der Berg Karmel wurde von Ahab akzeptiert. Es würde eine geeignete Stelle sein, da sie zwischen Israel und Phönizien lag, den Ländern der Gottheiten, die zur Debatte standen. Zudem wurde der Berg Karmel von den Phöniziern als ein heiliger Wohnort des Baal angesehen. Kein Zweifel, Ahab war mit dem vorgeschlagenen Ort für die Auseinandersetzung äußerst zufrieden, weil er den Baals-Propheten einen eindeutigen Vorteil geben würde; aber dies machte Elia nichts aus. Es war eben auch ein geographisch bedeutender Platz und darum ein passender Schauplatz für Elias Auseinandersetzung.

Als alle Menschen versammelt waren, stand Elia vor ihnen und forderte sie auf, ihr Gespaltensein zu beenden und nicht mehr zwischen zwei Ansichten hin und her zu schwanken . Es war nicht gut, zu versuchen, "auf zwei Hochzeiten zu tanzen", indem sie zwei Göttern dienten. Anscheinend dachten die Israeliten, daß, wenn Jahwe sie fallen ließ, sie sich Baal zuwenden könnten, und umgekehrt. Elia sagte, daß wenn einer der wahre Gott sei und der andere falsch, sie von ganzem Herzen dem einen wahren folgen und den machtlosen Betrüger vergessen sollten. Dagegen konnte das Volk nichts einwenden, und so sagte es auch nichts.



1Kö 18,22-24


(2) Der vorgeschlagene Wettstreit ( 1Kö 18,19-24 )

Elia stellte darauf fest, daß in diesem Wettstreit das Verhältnis der Propheten 450 zu 1 sein werde - menschlich gesehen eine Position, in der es unmöglich ist zu gewinnen! Elia wußte, daß es noch andere Propheten Jahwes außer ihm gab (vgl. V. 13 ), aber was diesen Wettstreit betraf, war er der einzige Prophet des HERRN, der übriggeblieben war .

Von den zwei benötigten Stieren ließ Elia seine Gegner einen auswählen. Jede Partei sollte ihren Stier so zubereiten, wie es für ein Brandopfer für ihren Gott angemessen war. Dann sollten beide ihren Gott anrufen, und der Gott, der mit Feuer antworten würde, würde sich damit als der wahre Gott erweisen . Baal war angeblich ein Fruchtbarkeitsgott, der den Regen sandte, die Pflanzen wachsen ließ und sein Volk mit Nahrung versorgte. Er war es angeblich, der das Feuer (Blitz) vom Himmel sandte. Die dreieinhalb Jahre dauernde Trockenheit und Hungersnot war eine schwere Verunsicherung für die Verehrer des Baal. Es schien so, als ob Elia und sein Gott eher als Baal die Fruchtbarkeit Israels kontrollierte. So schien Elias Wettstreit mit den Anhängern des Baal eine gute Möglichkeit zu sein, ihren Gott sich als den richtigen erweisen zu lassen, und sie stimmten bereitwillig zu. Als die Vorbereitungen beendet waren, begann die Probe.


1Kö 18,25-29


(3) Die Niederlage der falschen Propheten

Wie jeden Morgen riefen die Propheten des Baal zu ihrem Gott und tanzten um seinen Altar, um ihn zum Eingreifen zu bewegen. Am Nachmittag begann Elia, sie zu verspotten , indem er sich über die Nutzlosigkeit ihres Tuns lustig machte. Voll Spott zog er in Erwägung, daß Baal gerade an andere Dinge dachte, beschäftigt (wörtl.: austreten) oder auf Reisen sei (die phönizischen Seeleute glaubten, daß Baal mit ihnen auf dem Mittelmeer und anderswo mitreiste) oder sogar schlief! Erstaunlicherweise antworteten die Baalspropheten mit einer Steigerung der Inbrunst ihrer Anrufung, wobei sie sich selbst in den Wahnsinn trieben. Um sich ihren Gott wohlgesonnen zu machen, verstümmelten sie ihre eigenen Körper, wie es seit Jahrhunderten beim heidnischen Gottesdienst üblich war. Dies ging noch drei Stunden so weiter (die Zeit des israelitischen Abendopfers war 3 Uhr nachmittags; vgl. V. 36 ), aber noch immer erhielten sie keine Antwort. Niemand antwortete oder zollte ihnen Aufmerksamkeit ; das heißt, Baal antwortete nicht auf ihr sechsstündiges Singen um einen Blitz, obwohl Regen und Blitz oft und leicht auf das Karmel-Gebirgsmassiv nahe des Mittelmeeres herniederkamen.


1Kö 18,30-32


(4) Elias Erfolg ( 1Kö 18,30-39 )

Als es für alle ersichtlich war, daß die Propheten des Baal versagt hatten, lud Elia das ganze Volk ein, näher zu kommen und zu sehen, was er tun würde. Ein Altar für den Herrn war an dieser Stelle schon lange vorher errichtet worden, aber er war reparaturbedürftig. Elia suchte 12 Steine aus, einen für jeden Stamm. Obwohl die Stämme in zwei Nationen gespalten waren, waren sie nach dem Entschluß Gottes noch immer ein Volk - mit einem einzigen Herrn, einem einzigen Bund und einem einzigen Schicksal. Mit diesen Steinen baute er einen Altar und grub einen Graben um ihn herum ..., so groß, daß es ein Drittel eines Scheffels Saat hätte aufnehmen können (zwei Kornmaß entsprechen ungefähr 14 Litern; ein Scheffel hat ca. 35 Liter). Vielleicht konnte der Graben an jeder Seite des Altars so viel Saat fassen.


1Kö 18,33-35


(4) Elias Erfolg ( 1Kö 18,30-39 )

Nachdem der Bulle geschlachtet und auf das Holz gelegt worden war, gab Elia eine weitere strenge Anweisung. Er verlangte, daß das gesamte Opfer und das Holz dreimal mit Wasser überschüttet werden solle . Das Übermaß Wasser füllte auch den Graben. Das Wasser - jeweils vier große Krüge dreimal gefüllt! - wurde wahrscheinlich von einer Bergquelle oder von einer Quelle im Kischontal unterhalb des Karmels (V. 40 ) oder vom Mittelmeer geholt. Der Zweck dieses Durchnässens bestand natürlich darin, jedem Anwesenden zu zeigen, daß die Verbrennung des Opfers, die stattfinden sollte, kein natürliches Phänomen oder ein Trick, sondern ein Wunder war. Die Zeit, die für das Herbeischaffen des Wassers gebraucht wurde, würde dazu noch die Spannung der Stunde erhöhen.



1Kö 18,36-39


(4) Elias Erfolg ( 1Kö 18,30-39 )

Zur Zeit des israelitischen Abendopfers (15 Uhr; vgl. V. 29 ) trat Elia nach vorn und betete . Ohne irgendeine der Machenschaften seiner Gegner wandte sich Elia einfach an Gott, wie man sich an eine andere lebende Person wendet. Seine Worte waren dazu bestimmt, den Zuschauern zu zeigen, daß alles, was er als Gottes Diener getan hatte (vgl. 1Kö 17,1; 1Kö 18,15 ), im Gehorsam gegenüber Gottes Gebot und nicht aus der eigenen Initiative eines Propheten heraus geschehen war. Elia bat Gott einfach darum, dem Volk zu zeigen, daß er der wahre Gott ist, und die Herzen der Menschen zurück zu ihm selbst zu führen.

Augenblicklich fiel Feuer vom Himmel (Blitz), das das Opfer, Holz, Altar und den umliegenden Boden und das Wasser verschlang. Die Menge schrie spontan vor Verwunderung. Da ja der Herr (Jahwe) durch das Feuer geantwortet hatte (vgl. V. 24 ), erkannten sie, daß er der wahre Gott ist.



1Kö 18,40-42


(5) Die Folgen ( 1Kö 18,40-46 )

Das Kischontal verlief parallel zur Karmelkette an deren nördlichen Seite. Dort brachten die Menschen in Gehorsam gegenüber dem Gebot Gottes durch Mose ( 5Mo 13,13-16 ) und Elia die falschen Propheten um. Vorher hatte Elia Ahab die Dürre vorausgesagt ( 1Kö 17,1 ). Jetzt sagte der Prophet dem König, daß es einen heftigen Regen geben würde. Ahab stieg den Berg hinab, um das Ende der Dürre mit Essen und Trinken zu feiern, aber Elia bestieg wieder den Berg, um für Regen zu beten. Seine Haltung beim Gebet spiegelte den Ernst seiner Bitte wider, wiederum aus der Ehre für den Herrn.



1Kö 18,43-46


(5) Die Folgen ( 1Kö 18,40-46 )

Regen kam normalerweise vom Westen vom Mittelmeer her. Daher wies Elia seinen Diener an, in diese Richtung zu schauen. Gott antwortete auf Elias Bitte, die er im Gebet beharrlich vorgebracht hatte. Zuerst war die Regenwolke klein ( wie die Hand eines Mannes ), aber bald wurde der ganze Himmel schwarz, und ein heftiger Regen begann. Der Sturzbach überwältigte Ahab schließlich, als er seinen Streitwagen nach Jesreel, seiner Winterhauptstadt, ungefähr auf halbem Weg zwischen dem Karmel und Samaria, brachte. Elia überholte ihn, indem er die annähernd 40 km mit göttlich gegebener Energie rannte. Er steckte seinen Mantel in seinen Gürtel und war so in der Lage, ohne über das lange Kleidungsstück zu stolpern, zu laufen (vgl. den Kommentar zu "Gürte deine Lenden wie ein Mann" in Hi 38,3;40,7 ).

Elia hatte Baal und seine Anbeter auf dem Karmel entwürdigt, aber er hatte auch die rachsüchtige Königin Isebel gedemütigt.



3. Ahabs sündige Frau
( 1Kö 19 )


a. Elias Flucht
( 19,1-8 )


1Kö 19,1-5 a


Isebel war nicht mit am Karmel gewesen; ihr Ehemann berichtete ihr, was geschehen war. Durch Elias Verhalten ihren Propheten gegenüber erbost, schickte ihm Isebel eine Botschaft. Er war bereits in der Stadt Isebels angekommen, als ihn ihre Warnung erreichte. Sie drohte, ihm binnen 24 Stunden aus Rache für den gewaltsamen Tod der 450 Propheten Baals das Leben zu nehmen.

Es ist bemerkenswert, daß ihre Drohung Elia so erschreckte. Im Gegensatz dazu hatte er der Witwe in Zarpat ironischerweise aufgetragen, sich nicht zu fürchten ( 1Kö 17,13 ). Er hatte eben gezeigt, daß die Götter, an die sie sich jetzt mit ihrem Fluch wandte, überhaupt keine Macht besaßen. (Ihre Feststellung, daß sie mit Strenge von den Göttern behandelt werden wolle [vgl. 1Kö 2,23;20,10; 2Kö 6,31 ], betont das Gewicht ihrer Drohung. Sie war so sicher, daß sie Elia töten würde, daß sie ihr eigenes Wohlergehen "aufs Spiel setzte".) Letztlich kam Elias Angst aus der Macht heraus, die Isebel besaß. Statt wegen seines Schutzes auf Gott zu vertrauen, wie er es die vergangenen dreieinhalb Jahre getan hatte, rannte Elia um sein Leben. Er rannte den ganzen Weg durch das Königreich Juda bis zur südlichsten Stadt im Land, Beerscheba .

Noch immer voller Angst, daß er von Isebels Spionen entdeckt werden könnte, befahl er seinem Diener, zurückzubleiben, und er marschierte allein eine weitere Tagesreise (ungefähr 24 km) in die Wüste. Schließlich setzte er sich unter einen Wacholderbaum (ein Wüstenbusch, der bis zu 3,6 Meter groß wird und etwas, allerdings nicht sehr viel, Schatten spendet) und blieb dort. Er war so entmutigt, daß er darum betete, zu sterben. Elia hatte die Unterrichtsstunden vergessen, die ihm Gott in Krit, Zarpat und am Karmel gegeben hatte. Seine Augen betrachteten eher seine eigenen Umstände als den Herrn. Seine Feststellung, daß er nicht besser als seine Väter sei ( 1Kö 19,4 ), läßt darauf schließen, daß er nicht erfolgreicher als seine Vorfahren bezüglich der Entfernung der Baal-Anbetung aus Israel gewesen war. Erschöpft und entmutigt legte sich Elia hin und schlief ein.



1Kö 19,5-8 (1Kö 19,5b-8)


Elia erwachte durch die Berührung durch einen von Gott gesandten Boten. Dieser Engel hatte frisch gebackenes, noch warmes Brot und viel Wasser besorgt, das er jetzt Elia anbot. Der Prophet nahm es und ruhte sich dann wieder aus. Der Engel erschien wahrscheinlich als ein menschliches Wesen, wie es im AT üblich war.

Wieder weckte der Engel Elia auf, vielleicht, nachdem er einige Zeit geschlafen hatte, und drängte ihn, mehr Nahrung zu sich zu nehmen, da ja die Reise, die vor ihm lag, viel Energie erfordern würde. Mose und die Israeliten waren in dieser Wüste 40 Jahre lang umhergewandert und wurden durch das Manna, für das Gott für sie gesorgt hatte, am Leben erhalten, während sie viel über seinen treuen Schutz und seine Fürsorge lernten. Nun würde Elia 40 Tage und Nächte dieselbe Wüste durchqueren - ernährt vom Brot, für das Gott sorgte - und er würde dieselben Dinge lernen. Für den direkten Weg von Beerscheba zum Horeb (der alte Name für den Sinai; vgl. 2Mo 3,1; 17,6; 33,6; 5Mo 5,2; 1Kö 8,9; Ps 106,19; Mal 3,22 ) hätte Elia nur 14 Tage benötigt (eine Entfernung von 320 km). Gott erinnerte und lehrte ihn während dieser 40 Tage und Nächte. Schließlich ging er zum Gottesberg, dem besonderen Ort, an dem sich Gott selbst Mose und den Israeliten offenbart hatte, und an dem er einen Bund mit seinem auserwählten Volk geschlossen hatte.



b. Elias Offenbarung
( 19,9-18 )


1Kö 19,9-10


Als er an einem der Berge der Sinaikette angekommen war, fand Elia eine Höhle und suchte in ihr Zuflucht. Dort erhielt er von Gott eine Offenbarung. Der Herr begann seine Unterrichtsstunde mit der Frage: Was machst du hier, Elia? (vgl. V. 13 ; 1Mo 3,9 ). Gott hatte ihn nicht dorthin gesandt, wie er ihn an andere Orte geschickt hatte (vgl. 1Kö 17,3.9;18,1 ). Elia war aus Angst fortgerannt ( 1Kö 19,3 ). Seine Antwort offenbarte, daß er fühlte, daß er vollkommen allein und schutzlos gegenüber den ungöttlichen Kräften dastand, die ihn zu überwältigen suchten (vgl. V. 14 ). Natürlich wußte er, daß er nicht der einzige Zurückgebliebene von dem gesamten treuen Rest war (vgl. 1Kö 18,13 ), aber er fühlte sich ganz allein. Interessanterweise sprach Elia nur von den Propheten des Herrn, die getötet worden waren (vgl. 1Kö 18,13 a); Baals 450 Propheten, die getötet worden waren, erwähnte er nicht. Angst und Entmutigung ließen ihn nur die dunkle Seite sehen. Er fühlte trotz seines Eifers das Versagen. Gnädigerweise kanzelte Gott Elia nicht ab, er züchtigte seinen verzweifelten Propheten auch nicht. Gott gab ihm einfach eine Demonstration seiner Wege.



1Kö 19,11-14


Während er an der Bergseite außerhalb seiner Höhle stand (vgl. V. 9 ), wurde Elia Zeuge dessen, was Mose in diesen Bergen Jahrhunderte zuvor gesehen und was er selbst nur einige Tage vorher erlebt hatte ( 1Kö 18,38.45 ): Eine spektakuläre Demonstration der Macht Gottes, dieses Mal durch Wind, ein Erdbeben und Feuer . Bei dieser Gelegenheit aber war der Herr nicht in irgendeinem dieser Dinge, was bedeutet, daß sie nicht seine Mittel der Selbstoffenbarung waren.

Als Elia schließlich einige Zeit später zurück in seiner Höhle war ( 1Kö 19,13 ), hörte er das Geräusch eines sanften Sausens. Er erkannte dies als eine Offenbarung Gottes und zog seinen Mantel über einen Teil seines Gesichts, ging in den Eingang der Höhle und stand dort, während er darauf wartete, daß Gott handelte . Gott fragte dieselbe Frage, die er bereits früher gestellt hatte (vgl. V. 9 ): Was tust du hier, Elia? Die Antwort des Propheten war mit seiner ersten Antwort identisch (V. 10 ), was darauf schließen läßt, daß er, obwohl er vielleicht den Sinn von Gottes Zurschaustellung der Naturkräfte zu seinem Nutzen verstanden hatte, noch immer in der gleichen Weise über sich selbst dachte.

Die Botschaft, die Gott für Elia bereitzuhalten schien, ist die folgende: Während er sich in einer spektakulären Demonstration seiner Macht in der Vergangenheit in Krit, Zarpat und am Karmel offenbart hatte, würde er Elia jetzt auf sanftere, weniger dramatische Art gebrauchen. Diese Vorgehensweisen wollte Gott seinem Diener erklären (V. 15-18 ). Gott würde mit Elias persönlichen Gefühlen bezüglich seiner selbst nun auch vorsichtiger umgehen.

 

1Kö 19,15-17


Der Herr beauftragte Elia, diesen Ort zu verlassen und den Weg, den er gekommen war (also durch Israel), nach Damaskus zurückzugehen (vgl. Gottes Gebote "mach dich auf" und "gehe" an Elia in 1Kö 17,3.9;18,1;21,18; 2Kö 1,3.15 ). Der Herr gab ihm dann drei Aufträge: König Hasaël , den Aramäer, in Damaskus zu salben (vgl. die Übersicht "Aramäische Könige in 1. und 2.Könige" zu 1Kö 11,23-25 ), Jehu, den König Israels , zu salben und Elisa von Abel-Mehola (vgl. Ri 7,22 ) zu seinem eigenen Nachfolger zu salben. Durch diese drei Männer würde Gott die Reinigung von der Baalanbetung, mit der Elia begonnen hatte, vollenden. In Wirklichkeit salbte Elia nur den letzten dieser drei Männer direkt, aber er salbte die anderen beiden indirekt durch seinen Schützling Elisa. Elisa war daran beteiligt, allerdings auf seltsame Art und Weise, daß Hasael Arams König wurde ( 2Kö 8,7-14 ); einer von Elisas Genossen salbte Jehu ( 2Kö 9,1-3 ).



1Kö 19,18


Dann offenbarte Gott Elia, daß er 7 000 treue Nachfolger in Israel bewahrt hatte, die sich nicht vor den Kennzeichen des Götzendienstes in der Anbetung gebeugt oder sie geküßt hatten. Solche Neuigkeiten erfreuten Elia zweifellos. Hätte uns nicht dieses Kapitel einen Einblick in seine Gefühle von Angst und Entmutigung gewährt, könnte man fast nicht glauben, daß Elia tatsächlich "ein schwacher Mensch wie wir" ( Jak 5,17 ) gewesen ist.



c. Elias Nachfolger
( 19,19-21 )


1Kö 19,19-20


Elia kehrte von der Sinaihalbinsel zurück, um Elisa (dessen Name "Mein Gott ist Heil" bedeutet) in der Nähe seiner Heimatstadt Abel-Meloha (V. 16 ) im Jordantal, ungefähr auf halbem Weg zwischen dem Toten Meer und dem See Kinneret im Nordreich Israels, zu finden. Elisa kam offensichtlich aus einer Familie, die viel Land besaß (wie aus den 12 Joch Ochsen hervorgeht). Er pflügte, als ihn Elia fand. Einen Prophetenmantel um eine Person legen, symbolisierte den Übergang der Macht und Autorität dieses Amtes an diese Person. Daß Elisa die Bedeutung dieses Aktes verstand, ist aus seiner Reaktion ersichtlich. Er begann sofort, seine vorherige Beschäftigung zu beenden und folgte Elia. Elia gab ihm die Erlaubnis, sich von seiner Familie zu verabschieden. Die ungewöhnliche Antwort " Bedenke, was ich dir getan habe " hat die idiomatische Bedeutung "Tue, wie es dir gefällt" oder "Was habe ich getan, um dich zu hindern?"

 

1Kö 19,21


Elisa besiegelte seine Entscheidung, indem er ein Joch Ochsen schlachtete und ein Pflugwerkzeug verbrannte. Er gab offenbar ein Abschiedsessen, wobei seine geopferten Tiere als Abendessen für seine Gäste dienten. Dann brach er auf, um Elia als Diener zu begleiten.



4. Ahabs aramäischer Gegner
( 1Kö 20 )


In diesem Kapitel liegt die Betonung wieder stärker auf Ahab als auf Elia.



a. Der Kampf um Samaria
( 20,1-25 )


Dies war die erste von drei Schlachten zwischen Ahab und Ben-Hadad II., König von Aram, Israels nördlichem Nachbarn, von dem in 1.Könige (vgl. 1Kö 20,26-43;22,1-38 ) berichtet wird.

(1) Ben-Hadads Angriff ( 1Kö 20,1-12 )



1Kö 20,1-4


Ben-Hadad II. war offenbar der Sohn von Ben-Hadad I., den Asa einige Jahre zuvor angeworben hatte, um Bascha anzugreifen (vgl. 1Kö 15,18.20;20,34 ). Mit Ben-Hadad waren 12.Könige verbündet, wahrscheinlich Herrscher benachbarter Stadtstaaten. Sie marschierten gemeinsam auf den Hügel von Samaria und griffen es an, indem sie es belagerten. Ben-Hadad sandte darauf Boten zu Ahab mit seinen Bedingungen, unter denen er sich zurückziehen würde. Er verlangte Ahabs Silber, Gold, Frauen und Kinder. Zahlenmäßig vollkommen unterlegen, fügte sich Ahab diesen Forderungen.

 

1Kö 20,5-9


Offenbar bedauerte Ben-Hadad, daß er so "einfache" Dinge gefordert hatte, nachdem Ahab diese Forderungen akzeptiert hatte. Er fühlte, daß er noch viel mehr als das bekommen könnte. Daher sandte er seine Boten mit einer neuen Forderung zurück, nämlich, daß es Ben-Hadads Männern erlaubt sei, den Palast und die öffentlichen Häuser zu betreten und sie auszuplündern. Ahab versammelte die Ältesten des Landes und wies sie darauf hin, daß Ben-Hadad Ärger suchte. Der König hatte Ben-Hadads Forderungen nach seinen eigenen, äußerst wertvollen Besitztümern nicht abgelehnt, aber jetzt wollte der aramäische Feind alles Wertvolle haben, das er mit den Händen fassen konnte. Die Ältesten und das Volk, die sich auch dieser Forderungen bewußt geworden waren, rieten zum Widerstand. Ahab sandte seine Entscheidung durch Boten zurück zu Ben-Hadad: er würde sein erstes Versprechen halten, diese Forderung jedoch nicht erfüllen.

 

1Kö 20,10-12


Kurz darauf erhielt Ahab eine dritte Botschaft von seinem Gegner. Die Aramäer versuchten jetzt, Samaria vollkommen zu zerstören. Wie Isebel bei Elia, so riskierte Ben-Hadad sein Leben durch einen Eid (vgl. 1Kö 19,2; ebenso in 1Kö 2,23 ). Ahab antwortete, daß Ben-Hadad sich nicht seines Sieges rühmen solle, bevor er ihn erlangt hätte. Ben-Hadads Habsucht und Prahlerei scheinen größer geworden zu sein, seitdem er und seine Könige unter dem Einfluß eines starken Getränkes standen. Als die Verhandlungen abgebrochen waren, bereitete sich Ben-Hadad darauf vor, Samaria anzugreifen.

 

1Kö 20,13


(2) Ben-Hadads Niederlage ( 1Kö 20,13-25 )

Inzwischen, als Ben-Hadad den Angriff vorbereitete, ging ein Prophet, dessen Name nicht genannt wird, mit einer Botschaft vom Herrn zu Ahab. Gottes Güte in diesem Fall hing offenbar nicht von Ahabs Güte ab, sondern allein von Gottes Gnade. Dies war ein weiterer Schritt seines Versuchs, sein Volk dazu zu bringen, anzuerkennen, daß er der Herr ist.


1Kö 20,14-16


Ahab fragte den Propheten, welche Strategie angewandt werden sollte. Er antwortete, daß der HERR die jungen Offiziere der Provinzbefehlshaber der Armee gebrauchen wolle . Der König selbst sollte sie in die Schlacht führen. Ahab bereitete die Truppen wie angeordnet vor und am Mittag, als Ben-Hadad und seine 32.Könige sich ausruhten und betrunken wurden, startete er seinen Überraschungsangriff. Auch heute wird im Nahen Osten in der Mitte des Tages wenig getan, weil die Temperaturen normalerweise sehr hoch sind.

 

1Kö 20,17-21


Offenbar war es Ben-Hadad nicht klar, ob die 232 Männer (vgl. V. 15 ), die ihn erreichten, kamen, um über den Frieden zu reden, oder ob sie kämpfen wollten. Wahrscheinlich war er deswegen auf ihren Angriff ganz unvorbereitet. Die israelitische Armee (von 7 000 Männern; vgl. V. 15 ) folgte hinter den jungen Offizieren, um die Aramäer in die Flucht zu schlagen. Ben-Hadad konnte zu Pferde fliehen, aber Ahab überwältigte seine Reitertruppen und die Streitwagen, während er den überraschten Aramäern große Verluste zufügte.



1Kö 20,22-25


Nachdem Ahab nach Samaria zurückgekehrt war, kam der Prophet erneut zu ihm. Er warnte den König, zweifellos durch ein Wort des Herrn, daß er damit rechnen müsse, daß Ben-Hadad im Frühjahr, für Könige die beliebteste Zeit im Jahr, einen Krieg zu wagen ( 2Sam 11,1 ), wieder angreifen würde. Angesichts dieses Hinweises wurde Ahab gedrängt, seine Verteidigung aufzubauen.

Im Lager der Aramäer erhielt auch Ben-Hadad Rat. Seine Ratgeber folgerten, daß sie die Schlacht verloren hatten, weil Israels Götter Götter der Hügel seien. Wenn sie gegen Israel in der Ebene kämpfen würden, so würden ihnen diese Götter nicht helfen, und die Aramäer würden gewinnen. Sie rieten dem König auch, die 32 verbündeten Könige durch normale Armeebefehlshaber zu ersetzen und seine Streitkräfte wieder auf ihre vorherige Anzahl zu bringen. Ben-Hadad folgte diesem Rat und bereitete sich darauf vor, im folgenden Frühling nach Samaria zurückzukehren.



b. Die Schlacht von Afek
( 20,26-43 )


(1) Ahabs Sieg ( 1Kö 20,26-34 )

1Kö 20,26-27


Wie es der Herr offenbart hatte (V. 22 ), sammelte Ben-Hadad im nächsten Frühling (856 v. Chr.) seine Truppen und marschierte nach Afek . In Israel trugen verschiedene Städte diesen Namen (der "eine Festung" bedeutet). Dieses Afek befand sich vielleicht in der flachen Hochebene östlich des Sees Kinneret zwischen Samaria und Damaskus. Ben-Hadad wählte dieses Mal eine flache Schlachtebene, wie es ihm seine Ratgeber empfohlen hatten. Ahab führte die israelitische Armee an, um auf ihn zu treffen. Im Vergleich zu dem ungeheuer großen Heer der Aramäer sahen die israelitischen Streitkräfte wie zwei kleine Ziegenherden aus. Daß Israel in zwei Gruppen marschierte, könnte darauf hinweisen, daß Ahab eine bestimmte Schlachtstrategie im Sinn hatte.

 

1Kö 20,28-30 a


Der Mann Gottes, offenbar derselbe Prophet (V. 13.22 ), teilte Ahab mit, daß Israel diese Schlacht gewinnen würde. Wieder sagte er, daß es des Herrn Absicht sei, Ahab zu beweisen (ebenso, vielleicht, wie den Aramäern und den Israeliten), daß er der Herr ist. (vgl. V. 13 ).

Sieben Tage vergingen, bevor die Schlacht begann. Am ersten Tag des Kampfes schlugen die Israeliten 100 000 Fußsoldaten des Feindes. Der Rest ihrer Truppen suchte innerhalb der Stadtmauer von Afek Zuflucht. Aber Gott tötete zusätzlich noch 27 000, indem er dafür sorgte, daß die Stadtmauer über ihnen zusammenbrach.



1Kö 20,30-34 (1Kö 20,30b-34)


Während Ben-Hadad sich in einem inneren Raum eines städtischen Gebäudes versteckte, rieten ihm seine Beamten, aufzugeben und um Gnade zu bitten. Die Könige Israels waren tatsächlich im Vergleich mit anderen Königen des Alten Orients gnädig. Sackleinen und Seile waren Zeichen bußfertiger Unterwerfung.

Ben-Hadads Vertreter warteten auf Ahab und baten um Ben-Hadads Leben. Sie nannten ihn Ahabs Diener, was die Stellung andeutet, die er anzunehmen bereit war, wenn er nur leben könnte. Ahab schien überrascht, daß der aramäische König noch lebte. Er sagte, daß er Ben-Hadad als seinen Bruder, nicht als seinen Diener empfangen wolle. Er war natürlich nicht sein wirklicher Bruder; Ahab hatte einen Verteidigungsvertrag gegen Assyrien im Sinn, in dem er und Ben-Hadad als Brüder miteinander verbunden wären.

Um schnell diesen Hoffnungsstrahl aufzufangen, bestätigten Ben-Hadads Botschafter, daß Ahabs Bruder lebendig sei. Sie begleiteten den besiegten König zu Ahab, wie es ihnen aufgetragen worden war, und Ahab lud ihn als Freundschaftsgeste in seinen Streitwagen ein, was eine Ehrenstellung war. Um seinen Feind schnell versöhnlich zu stimmen, verpflichtete sich BenHadad, die Städte zurückzugeben, die sein Vater Ben-Hadad I. von Ahabs Vater (Vorfahre) Bascha genommen hatte (vgl. 1Kö 15,20 ). Zusätzlich bot der aramäische König Ahab die Handelsprivilegien in Damaskus an, die Ben-Hadads Vater in Samaria genossen hatte. Die beiden Könige brachten den Vertrag in die vorgeschriebene Form, und mit diesem Nichtangriffspakt ließ Ahab Ben-Hadad nach Hause gehen.

Drei Jahre später (853 v. Chr.) kämpften Ahab und Ben-Hadad gegen ihren gemeinsamen Feind Assyrien, das von dem mächtigen König Salmanassar II. (859 - 824 v. Chr.) geführt wurde, und schlugen ihn bei Karkoram Orontes in Aram. Ahab unterhielt eine 10 000 Mann starke Truppe und 2 000 Streitwagen innerhalb dieses Bündnisses. Von dieser Schlacht wird in der Schrift nichts berichtet, aber ein Bericht von Salmanassar ist erhalten geblieben. Er befindet sich jetzt im Britischen Museum (vgl. James B. Pritchard, Hrsg., Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament . Princeton, N.Y.: Princeton University Press, 1955, S. 278 - 279).



1Kö 20,35-36


(2) Ahabs Ungehorsam ( 1Kö 20,35-43 )

Die Söhne der Propheten waren Studenten in den Prophetenschulen, gut eingerichteten Institutionen in Israel, die dazu dienten, das mosaische Gesetz und das Wort des Herrn auf ewig zu bewahren. Einer dieser jungen Männer erhielt vom Herrn ein Zeichen. Seine ungewöhnliche Bitte, sein Gefährte solle ihn mit einer Waffe verletzen, geschah durch das Wort des HERRN . Die Weigerung des Freundes, obwohl verständlich, war ein Akt des ungehorsamen Aufstandes gegen den Herrn. Aus diesem Grund und wegen der Wichtigkeit der Botschaft des Mannes Gottes erlitt der mitfühlende Gefährte den Tod. Wiederum gebrauchte der Herr einen Löwen, um seinen Willen auszuführen (vgl. 1Kö 13,24 ).



1Kö 20,37-40 a


Der Prophet fand dann einen Gefährten, der ihn bereitwillig verwundete. Während der Prophet die Rolle eines verwundeten Soldaten spielte, wartete er auf einem Seitenstreifen der Straße darauf, daß König Ahab auf seinem Weg zurück nach Samaria vorbeikäme. Der Prophet verkleidete sich selbst, indem er ein Stirnband über seinen Augen benutzte . Ohne dies würde der König ihn sofort als Prophet erkannt haben (vgl. 1Kö 20,41 ). Interessanterweise ist dies das zweite Mal in 1.Könige, daß sich eine Person verkleidet (vgl. 1Kö 14,2 ). Später verkleidete sich Ahab selbst im Kampf ( 1Kö 22,30 ).

Offensichtlich dachte Ahab, daß er diesen Mann zuvor bereits getroffen hatte. Der Prophet sagte dem König, daß er, der Prophet, in der Schlacht beauftragt worden sei, einen Gefangenen zu begleiten, der entflohen sei. Der Prophet fügte hinzu, daß er entweder sein eigenes Leben verlöre oder einen Zentner (ca. 28 kg) Silber bezahlen müsse.

 

1Kö 20,40-43 (1Kö 20,40b-43)


Ahab legte schnell die Schuld des Erzählers fest; dies war einschwerwiegender Fall von Nachlässigkeit. Wie in Nathans Geschichte für David ( 2Sam 12,1-7 ) antwortete der König dem Propheten mit Worten, die ihn selbst verurteilten. Der Prophet sagte dem König, während er plötzlich seine Identität offenbarte, daß er in seiner Verantwortung, dem Befehl, den er von Gott erhalten habe, zu gehorchen, nämlich Ben-Hadad zu töten, nachlässig gewesen sei. Obwohl dieser Befehl im biblischen Text nicht berichtet wurde, ist es klar, daß Ahab ihn erhalten hatte. Statt dem Herrn zu gehorchen, was wahrscheinlich zu einem endgültigen Schluß des Konfliktes mit der leidigen aramäischen Armee geführt hätte, wählte es Ahab, seinem eigenen Plan zu folgen. Er glaubte, daß Ben-Hadads Hilfe gegen Assyrien für Israel wertvoller sei als dessen Tod.

Daher würde Ahab sein eigenes Leben im Austausch für Ben-Hadads Leben einbüßen (vgl. 1Kö 22,37 ). Auch Ahabs Leute, die Israeliten, würden statt der Leute Ben-Hadads sterben. Ahab kehrte wegen dieser Prophetie und aus Ärger (vgl. 1Kö 21,4 ), sowohl über sich selbst als auch über den Propheten Gottes, mürrisch nach Samaria zurück.

 

5. Ahabs Verbrechen gegen Nabot
( 1Kö 21 )


a. Ahabs Angebot
( 21,1-4 )


1Kö 21,1-2


Der Schlacht von Afek ( 20,26-34 ) folgte eine Zeit des Friedens. Einige Zeit nach dieser Schlacht fanden die Ereignisse statt, die in Kapitel 21 berichtet werden. Dieser Vorfall illustriert ein weiteres Mal den schlechten Charakter Ahabs und Isebels und versetzt den Leser in die Lage, das Handeln Gottes an ihnen zu verstehen. Es zeigt zudem die Treue Gottes in der Erfüllung der Prophezeiungen, die er Elia gegeben hatte ( 1Kö 21,20-24 ).

Nabot war Ahabs Nachbar in Jesreel. Anscheinend besaßen sie aneinandergrenzende Landstücke. Ahab bot an, Nabots Weinberg zu kaufen, weil er ein geeignetes Stück Land für einen fruchtbaren Garten war, den er zu pflanzen wünschte. Er bot an, dafür mit einem besseren Weinberg anderswo oder mit Bargeld zu bezahlen, ganz wie Nabot es wünsche.

 

1Kö 21,3-4


Nabot war ein gottesfürchtiger Israelit. Im Gehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz lehnte er es ab, sein väterliches Erbe zu verkaufen (vgl. 3Mo 25,23-28; 4Mo 36,7 ). Offensichtlich wollte Ahab, daß dies eine dauerhafte Transaktion sein sollte. Erneut kehrte Ahab mürrisch und ärgerlich nach Hause zurück (vgl. 1Kö 20,43 ). Ahab benahm sich auf eine kindische Art und Weise. Anstatt Nabots Entscheidung zu akzeptieren, legte er sich schmollend auf sein Bett und verweigerte sogar das Essen .


b. Isebels Plan
( 21,5-10 )


1Kö 21,5-7


Als seine Frau ihn fragte, warum er sich so merkwürdig benahm, erzählte er ihr von Nabots Ablehnung. Sie war in einer Kultur aufgewachsen, in der die Rechte des einzelnen nicht in Ehren gehalten wurden wie in Israel. Es erschien ihr unglaublich, daß Ahab sich nicht einfach nahm, was er haben wollte. So sollte nach ihrer Vorstellung ein König handeln. Wenn er nicht tat, was zu tun notwendig war, würde sie es tun, und zwar ohne Bedenken.

 

1Kö 21,8-10


Isebel wußte, wie sie die Gesetze Israels gebrauchen konnte, um ihre Ziele zu erreichen. Sie sandte Briefe an die Leiter in der Stadt Nabots, in denen sie diese aufforderte, ein Fasten auszurufen und zwei Schurken zu nehmen, die Nabot beschuldigen sollten, er habe Gott und Ahab geflucht, so daß das Volk ihn steinigen würde. Es waren immer zwei Zeugen nötig, um in Israel eine Person zu verdammen ( 5Mo 17,6-7 ). Gott zu fluchen war ein Verbrechen, das mit Steinigung bestraft wurde ( 3Mo 24,16 ). Dem König zu fluchen wurde nicht auf diese Weise bestraft. Isebel mag diesen Teil ihrem Auftrag hinzugefügt haben, weil sie vielleicht gedacht hatte, daß auch dies mit dem Tod bestraft werde.



c. Der Mord an Nabot ( 21,11-16 )


1Kö 21,11-14


Die leitenden Männer von Jesreel fürchteten Isebel offensichtlich mehr als den Herrn, denn sie führten ihre Anweisungen exakt aus. Als Nabot (und seine Söhne; vgl. 2Kö 9,26 ) tot waren, meldeten die Schurken pflichtbewußt, daß der Auftrag erfüllt war.



1Kö 21,15-16


Isebel teilte Ahab daraufhin mit, daß er Nabots Weinberg in Besitz nehmen könnte, weil sein früherer Besitzer nun tot war. Der König stand von seinem Bett auf und ging hinab, um in Besitz zu nehmen, was er zu besitzen begehrt hatte.



d. Elias Prophezeiungen
( 21,17-26 )


1Kö 21,17-19


Erneut wählte Gott Elia, um ein Gerichtsurteil an Ahab zu überbringen, der in Nabots Weinberg war. Gott sagte Elia nur, was er sagen sollte (vgl. V. 19 ). Isebel war direkt verantwortlich für Nabots Tod, aber letztlich war auch Ahab verantwortlich, da Isebels Brief an die Ältesten, in dem Nabots Tod angeordnet worden war, unter seinem Namen ausgesandt worden war (V. 8 ). Elia sagte, daß Ahab das Verbrechen begangen hatte, einen Besitz zu ergreifen, der ihm nicht gehörte und dazu noch Nabot ermorden ließ. Der Ort, an dem die Hunde Nabots Blut aufleckten , lag in Jesreel. Wenn Hunde das Blut eines Menschen aufleckten, war dies ein unwürdiger Tod, besonders für einen König, dessen Körper normalerweise sorgsam bewacht und mit großem Respekt beigesetzt wurde. Elia ließ Ahab keinen Zweifel daran, von wessen Blut er sprach: seines!



1Kö 21,20-22


Als Elia Ahab in dem gestohlenen Weinberg antraf, begrüßte ihn der König mit den Worten: Hast du mich gefunden, mein Feind . Dies deutet an, daß Ahab sich gedacht haben mag, daß es nur eine Frage der Zeit sei, bis Elia oder ein anderer Mann Gottes ihn zur Strecke brächte. Elia war nicht länger der Unglücksbringer Israels ( 1Kö 18,17 ), sondern der "Feind" des Königs. Ahab hatte sich selbst zum Feind Gottes und seines Volkes gemacht, indem er Böses tat in den Augen des HERRN (vgl. 1Kö 21,25 ). Wenn Elia sagte, daß der König sich selbst verkauft habe, dann meinte er damit, daß der König seine Prinzipien opferte, um das zu bekommen, was er wollte, einschließlich eines vergleichsweise wertlosen Weinbergs. Gott kündigte an, Unglück über Ahab selbst zu bringen und seine Nachkommenschaft zu verzehren, indem er von ihr alles, was männlich ist in Israel, ausrotten werde. Er werde allein ohne Verbündete dastehen (vgl. 1Kö 14,10;16,3 ). Ahabs Dynastie werde zerstört werden, so wie es auch mit den Dynastien von Jerobeam und Bascha geschehen war (vgl. 2Kö 9,9 )



1Kö 21,23-24


Was Isebel anbetraf, sollten Hunde sie an der Mauer von Jesreel auffressen, was kaum ein angemessener Tod für eine mächtige Königin war (vgl. 2Kö 9,10.36-37 ). Wilde Hunde lebten von den Abfällen der Städte, so auch in Jesreel. Ahabs Nachkommen würden keine ehrenvollen Begräbnisse erhalten, sondern von den Hunden und Vögeln verspeist werden (vgl. 1Kö 14,11;16,4 ).

 

1Kö 21,25-26


An dieser Stelle fügte der Schreiber eine eigene Beurteilung von Ahab und Isebel in die Erzählung vom Gespräch zwischen Elia und Ahab ein. Ahab war einzigartig in seinen Verfehlungen. Er verkaufte sich selbst, um zu tun, was böse in den Augen des HERRN war (vgl. V. 20 ). Isebel, ohne jedes geistliche Gefühl und Gewissen, trieb ihn zum Bösen an. Im fortgesetzten Götzendienst verhielt sich Ahab auf die abscheulichste Weise, indem er den sündigen Wegen der Amoriter folgte, die Gott vertrieben hatte, als die Israeliten das Land in den Tagen Josuas betraten ( Jos 10,12-13 ).



e. Ahabs Reue
( 21,27-29 )


1Kö 21,27-29


Elias Voraussage des Gerichts schmetterte Ahab nieder. In aufrichtiger Reue demütigte er sich selbst vor dem Herrn. Sich die Kleidungsstücke zu zerreißen ( Est 4,1; Hi 1,20 ), Sackleinen zu tragen ( 1Mo 37,34; 1Kö 20,31-32; Est 4,1; Neh 9,1; Dan 9,3 ) und zu fasten ( Neh 9,1; Dan 9,3 ) beweist alles einen Geist des Kummers und der Zerknirschtheit. Gott bemerkte Ahabs Sinneswandlung und Verhaltensänderung. Ahabs Leben war tief in Sünde versunken, aber als Antwort auf seine Selbstdemütigung erwies ihm Gott Gnade. Die Zerstörung, die über Ahabs Haus kommen sollte, würde nicht zu seinen Lebzeiten, sondern in den Tagen seines Sohnes Joram vollstreckt werden ( 2Kö 9,24-26;10,17 ). Isebel kehrte allerdings nicht um. Sie erlitt ohne Gnade alles, was Gott ihr angekündigt hatte ( 2Kö 9,30-37 ).



6. Ahabs Tod
( 22,1-40 )


a. Ahabs Allianz mit Joschafat
( 22,1-4 )


1Kö 22,1-4


Drei Jahre nach der Schlacht von Afek (vgl. 1Kö 20,26-34 ) gab es keinen Krieg zwischen den Israeliten und den Aramäern. Im dritten Jahr allerdings (853 v. Chr.), kurz nachdem Ahab und Ben-Hadad Salmanassar in der Schlacht von Kalkor geschlagen hatten, entschied Ahab, daß er die bedeutende Stadt Ramot in Gilead von den Aramäern zurückfordern müsse, die die Stadt früher den Israeliten weggenommen hatten. Ramot war eine der Hauptstädte des Stammes Gad, 45 km östlich des Jordans und 24 km südlich des Sees Kinneret, fast direkt östlich von Jesreel. Um eine Armee aufzustellen, die groß genug sei, um die Aramäer zu besiegen, bat Ahab Joschafat , den König von Juda, sich mit ihm gegen Ben-Hadad II. zu verbünden. Joschafat stimmte aus politischen Gründen zu, obwohl er es aus geistlichen Gründen nicht hätte tun sollen; er war ein gottesfürchtiger König, der dem Herrn treu war.



b. Der Rat der Propheten Ahabs
( 22,5-12 )


1Kö 22,5-7


Joschafat wollte einen göttlichen Rat von dem Herrn, bevor er und Ahab mit ihrem Auftrag begännen. Ahab machte sich anscheinend keine Sorgen. Aber um Joschafat zu befriedigen, rief er die Propheten, und zwar ungefähr 400 von ihnen. Dies waren offensichtlich Propheten des Herrn; Baalspropheten wären für Joschafat nicht akzeptabel gewesen. Aber es waren abgefallene Propheten. Sie hatten kein Interesse daran, vom Herrn ein wahres Wort zu empfangen und dies dann zu verkündigen. Ihr Verlangen war es, ihrem König solche Auskünfte zu geben, von denen sie annahmen, daß er sie gerne hören würde. Dies würde ihn freuen, und er würde ihnen günstig gesonnen sein. Ihre Antworten auf Ahabs Fragen führten Joschafat irgendwie dahin, anzunehmen, daß sie nicht den Sinn des Herrn hatten. So verlangte er nach einem Propheten, der wahrhaftig vor dem HERRN sei, um sich bei diesem zu erkundigen (vgl. 2Kö 3,11 ).

 

1Kö 22,8-12


Ahab erwiderte, daß noch ein Mann Gottes übriggeblieben war, mit dem sie Kontakt aufnehmen konnten. Dieser eine prophezeite jedoch immer nur Schlechtes für Ahab, und aus diesem Grund, sagte Ahab, haßte er ihn. Offensichtlich war Ahab mehr daran gelegen, sich gut zu fühlen, als die Wahrheit zu erfahren. Micha war wie Elia einer der vergleichsweise wenigen treuen Propheten in diesen Tagen. Getrieben von Joschafats anhaltendem Interesse, Micha zu hören, sandte Ahab schließlich nach ihm.

Vielleicht lebte Micha in oder in der Nähe von Samaria, wo das Gespräch stattfand. Der Dreschplatz (Tenne) war üblicherweise ein erhöhtes Gelände. Es wäre ein guter Platz für Ahab und Joschafat gewesen, um sich auf den Kampf vorzubereiten. Das Tor der Stadt war in der Regel der übliche Platz, um sich zu versammeln. So war dort eine große Menge einschließlich der 400 Propheten versammelt. Einer dieser Propheten, Zedekia (vgl. V. 24 ), hatte sogar Hörner aus Eisen hergestellt und verkündete auf gotteslästerliche Weise, daß Gott ihm gesagt habe, daß die beiden verbündeten Könige mit diesen Hörner die Aramäer vernichtend durchbohren würden. Dieser Vorhersage stimmten alle anderen Propheten zu, indem sie ihre eigenen optimistischen Siegesversprechungen hinzufügten.



c. Michas Prophezeiung
( 22,13-28 )


1Kö 22,13-14


Der Bote, der gesandt worden war, um Micha zu holen, bedrängte ihn, den anderen Propheten zuzustimmen und eine optimistische Vorhersage zu geben. Aber Micha sagte ihm, daß er das äußern werde, was auch immer der Herr ihm sagen würde, ungeachtet dessen, was die anderen reden würden. Wie Elia war auch Micha darauf vorbereitet, alleine dazustehen.



1Kö 22,15-16


Der König, wahrscheinlich Ahab, der Hausherr, fragte Micha dieselben Fragen, die er auch den anderen Propheten gestellt hatte (V. 6 ). Micha schien mit dieser Prozedur vertraut gewesen zu sein; er hatte sie wahrscheinlich schon einige Male zuvor mitgemacht. Seine Antwort war voller Spott, obwohl sie wahrscheinlich nicht in einem spöttischen Ton vorgetragen wurde, was einem Mann seines Charakters unangemessen gewesen wäre. Ahab merkte sogleich, was Micha im Schilde führte. Seine eigene Antwort war ebenso voll Spott. Er hatte wahrscheinlich Micha noch nie zuvor gesagt, er solle schwören, ihm nichts als die Wahrheit zu sagen, weil dies nicht nötig war. Aber es klang vielleicht gut, so etwas zu sagen.



1Kö 22,17-18


Die Zeit des Spotts war vorüber. Micha überbrachte den Spruch des Herrn in seiner ganzen vernichtenden Klarheit und Härte. Er sagte, er habe, vielleicht in einer Vision, ganz Israel über die Hügel von Gilead verstreut gesehen, wie Schafe ohne Hirten , umherirrend und einen Leiter benötigend. Der Herr hatte dem Propheten gesagt, daß diese Schafe keinen Meister hätten, offensichtlich ein Hinweis auf Ahab. Nachdem der Schafhirte in der Schlacht getötet worden wäre, würden seine Schafe nach Hause zurückkehren, ohne vom Feind, Aram, verfolgt zu werden. Ahab reagierte auf diese ernüchternde Warnung grob (V. 18 ; vgl. V. 8 ), weil er sie nicht ernstlich beachten wollte.



1Kö 22,19-23


Micha fuhr damit fort, den Rest dessen, was Gott ihm gezeigt hatte, zu erklären, nicht über die Schlacht, sondern über den Rat, den beide Könige von den 400 Propheten erhielten. Er rief die beiden Könige dazu auf, das Wort des Herrn zu hören. Micha sah das Himmelsheer, die Engelarmeen Gottes, die um Gottes himmlischen Thron herum versammelt waren. Ob die Unterhaltung, die Micha dann beschrieb (V. 20-23 ), wirklich im Himmel stattfand, oder ob es eine Offenbarung war, die in menschengemäßen Ausdrücken gegeben worden war, um Micha und seinen Zuhörern helfend vor Augen zu führen, was auf dem Dreschplatz vor ihnen geschah - von der Sache her war es allen klar: Die 400 Propheten sprachen mit einem Geist der Lüge (V. 22-23 ), um zu betrügen und Ahab in eine vollständige Niederlage in der Schlacht und in seinen Tod zu führen (V. 20 ). Micha jedoch sprach die Wahrheit. Der Herr hatte offensichtlich einem "Lügengeist" (also einem Dämon) erlaubt, durch die 400 Propheten zu reden, mit der Absicht, Ahab zu Tode zu bringen.



1Kö 22,24-25


Zedekia (vgl. V. 11 ) verstand sicherlich Michas Botschaft so, wie es jedermann tat. Ein Schlag ins Gesicht war eine große Beleidigung (vgl. Hi 16,10; Kl 3,30; Mi 4,14 ), und zwar eine größere, als es so ein Schlag heute wäre. Der falsche Prophet rief unverschämt und in unschuldigem Ton aus, daß er seine Prophetie nicht erfunden habe, sondern daß sie ihm vom Herrn gegeben worden sei.

Micha brauchte nicht darüber zu diskutieren, wessen Prophetie vom Herrn und wessen vom Lügengeist gekommen war; die Zeit würde es ans Licht bringen. Er versuchte nicht, das Volk zu erschrecken, wenn es keinen konkreten Anlaß zur Furcht gab. Zedekia würde herausfinden, wer das wahre Wort vom Herrn gesagt hatte, wenn er floh, um sich in einem inneren Raum zu verstecken (das heißt: nachdem Ahab getötet worden wäre, würden die falschen Propheten im Schrecken fliehen).



1Kö 22,26-28


Ahabs Reaktion macht die Blindheit und Dummheit deutlich, die solche überkommt, die das Wort des Herrn mißachten. Statt zu bereuen, wie er es vorher getan hatte ( 1Kö 21,27 ), war er jetzt bis zur Empfindungslosigkeit in der Sünde verhärtet. So befahl Ahab, daß Micha dem Hauptmann Amon und Joasch, dem Sohn des Königs, übergeben werden solle. "Sohn des Königs" ist anscheinend ein Titel eines königlichen Beamten und nicht wörtlich als Sohn Ahabs zu verstehen (vgl. 2Chr 28,7; Jer 36,26; Jer 38,6 ). Ahab beauftragte Amon und Joasch, den Propheten, der ihn vor einem drohenden Verhängnis gewarnt hatte, ins Gefängnis zu bringen. Micha hatte allerdings das letzte Wort, und es war eine weitere gnädige, aber strenge Warnung an Ahab, die darauf hinwies, daß der König nicht mit Frieden aus der Schlacht zurückkehren werde. Der Prophet rief auch alle Anwesenden dazu auf, seine Worte zu behalten, weil sie sich als vom HERRN durch ihn gesprochen erweisen würden, wenn seine Prophetie Wirklichkeit werden würde.



d. Die Schlacht von Ramot in Gilead
( 22,29-40 )


1Kö 22,29-33


Trotz Michas Warnung gingen Ahab, der König von Israel, und Joschafat, sein Verbündeter, hinauf nach Ramot in Gilead, um auf Ben-Hadad II., den König von Aram, zu treffen. Vielleicht schlug Ahab in Anbetracht dessen, was Micha gesagt hatte, seinen Plan, verkleidet in den Kampf zu gehen (wahrscheinlich als ein normaler Soldat oder Offizier), aus Angst um sein Leben vor.

Joschafat war nicht klar, daß diese Taktik ihn selbst in größere Gefahr bringen würde, sobald der Kampf begann. Es mag sein, daß er nichts von Ben-Hadads Zorn gegen Ahab gewußt hatte, der den König von Aram bewog, den Angriff auf den König von Israel zu konzentrieren. Ben-Hadad wollte wohl nur Ahab töten, weil er wußte, daß die Soldaten Israels ohne ihren König nicht wirksam kämpfen würden. Wahrscheinlich war es die Tatsache, daß Ahab nun den Vertrag mit Ben-Hadad (vgl. 1Kö 20,34 ) brach, die den Aramäerkönig erzürnte. In seinem königlichen Gewand wurde Joschafat das Ziel der gesamten aramäischen Armee. Unter diesem Angriff schrie er etwas, das den Aramäern sagte, daß er nicht der Mann war, den sie suchten. Vielleicht schrie er zu Gott wie auch zu den Soldaten, weil er dem Herrn vertraute und zu ihm betete.



1Kö 22,34-36


Die Art und Weise, in der Ahab fatalerweise verwundet wurde, ist eines von vielen Beispielen in der Schrift, wie ein Vorfall gebraucht wird, der als ein Unfall betrachtet werden würde, um Gottes Absicht auszuführen. Ahab wurde durch einen ungezielten Pfeilschuß verletzt. Der Mann, der den Pfeil abschoß, zielte ihn nicht bewußt in den Spalt der Rüstung des Königs, aber Gott leitete ihn und führte das tödliche Geschoß in sein Ziel. Der Streitwagen des Königs war groß genug, um Ahab unterzubringen, so daß er sich gestützt darin aufrichten konnte, um den Kampf bis zum Sonnenuntergang zu verfolgen.

Die Erwähnung von Ahabs Blut, das auf den Boden seines Streitwagens floß , bildet den Hintergrund für das spätere Wort über die Erfüllung der Prophetie von seinem Tod (V. 38 ). Die Schlacht war am Ende, als Ahab starb; Ben-Hadad hatte sein Ziel erreicht, da die Israeliten Ramot in Gilead nicht einnehmen konnten.



1Kö 22,37-38


Der Körper Ahabs wurde zurück nach Samaria gebracht, wo er beerdigt wurde. Hätte er früher nicht bereut ( 1Kö 21,27 ), so wäre er nicht beerdigt worden ( 1Kö 21,28-29 ). Sein Streitwagen wurde dann zu einem Bassin außerhalb weggefahren, wo er gewaschen wurde. Ahab wurde von Gott wegen seiner Sünde verachtet. Die Geschichte Ahabs schließt damit, daß sein Blut in der Gesellschaft von Samarias verachteten Prostituierten und Hunden geschändet wurde. Ahab starb, wie Gott es vorhergesagt hatte ( 1Kö 20,42;21,19.21 ).



1Kö 22,39-40


Bei Ausgrabungen in Samaria entdeckten Archäologen mehr als 200 Elfenbeinfiguren, Latten und Beschläge in einem Lagerraum. Ahab benutzte große Mengen an Elfenbein, um seinen Palast auf verschiedene Weise zu verschönern. Des weiteren befestigte er eine Reihe von Städten in Israel.

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Projekten erwies sich Ahab trotz der groben geistlichen Fehler, die seine Regierung charakterisierten, als ein fähiger Herrscher. Er war im allgemeinen aufgrund seiner eigenen natürlichen Fähigkeiten und Gottes Gnade gegenüber Israel militärisch erfolgreich. Seine Allianz mit Juda unter Joschafat leitete die erste wirkliche Periode des Friedens zwischen dem nördlichen und dem südlichen Königreich ein, seit die Monarchie geteilt worden war; sie währte 30 Jahre, bis die Regierung von Jehu im Jahre 841 v. Chr. begann. Aber trotz Ahabs anderer Leistungen schwächte die Tatsache, daß er Baal einen Altar und einen Tempel baute und den Baalsdienst unterstützte, Israel wie nie zuvor.


L. Joschafats gute Regierung in Juda
( 22,41-51 )


1Kö 22,41-43 a


Asas Sohn, Joschafat , begann seine Regierung in Juda im Jahre 873 v. Chr. als Koregent seines Vaters. Seine Mitregentenschaft erfolgte aufgrund Asas schlechter Gesundheit ( 1Kö 15,23 ) und wurde nach Asas Tod im Jahre 870 v. Chr. für drei Jahre weitergeführt, indem Joschafat Alleinherrscher wurde. Dies war das erste Mal, daß es eine Mitregentenschaft gab, seitdem Salomo zusammen mit David für eine kurze Zeit regiert hatte. Joschafat war insgesamt 25 Jahre lang König (873 - 848 v. Chr). Er war einer der acht guten Könige Judas und einer seiner vier Reformer, wie sein Vater Asa.



1Kö 22,43-44 (1Kö 22,43b-44)


Nach 2Chr 17,6 entfernte Joschafat die Höhen, aber 1Kö 22,44 und 2Chr 20,33 geben an, daß er sie nicht entfernte. Anscheinend tat er es wirklich, aber als das Volk sie wieder aufrichtete, unternahm er keinen Versuch, sie wieder zu entfernen. Andere Könige von Juda, die die Höhen nicht entfernten, waren Joasch ( 2Kö 12,4 ), Amazja ( 2Kö 14,4 ), Asarja ( 2Kö 15,4 ) und Jotam ( 2Kö 15,35 ). Ahas opferte auf den Höhen ( 2Kö 16,4 ), vielleicht richtete er sie sogar wieder auf. Diese wurden dann von Hiskia ( 2Kö 18,4 ) wieder entfernt, von Manasse wieder aufgebaut ( 2Kö 21,3 ) und wiederum von Josia zerstört ( 2Kö 23,8.13.15.19 ). Wie schon zuvor erwähnt (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,39-40 ), schlossen sich Joschafat und Ahab durch einen Vertrag zusammen, der Frieden zwischen Juda und Israel während ihrer Regierung bewirkte. Unglücklicherweise schloß dieser Vertrag die Heirat von Joschafats Sohn Joram mit Ahabs Tochter Atalja, die dem Beispiel Isebels folgte und Juda später Probleme bereitete (vgl. 2Kö 11 ), ein.


1Kö 22,45-47


Joschafats Leistungen und Absichten werden ausführlicher in 2Chr 17-20 beschrieben. Sie umfaßten auch den Befehl, das Gesetz Moses überall in Juda zu lehren. Gott befreite Juda auf wunderbare Weise von den vereinigten Armeen von Moab, Ammon und Edom . Dies war eine Antwort auf die Gebete des Königs und seines Gehorsams dem Herrn gegenüber. Er war ein strenger Herrscher, um dessen Gunst Philisterland und Arabien warben. Joschafat führte eine Reihe juristischer Reformen in Juda durch. Der Schreiber der Königsbücher vermerkte besonders seine Entfernung der übriggebliebenen männlichen Tempelprostituierten (vgl. 1Kö 14,24;15,12 ).


1Kö 22,48-51


Als Folge der instabilen politischen Situation in Edom zu seiner Zeit (vgl. V. 47 ) war Joschafat zusammen mit Israels König Ahasja , Ahabs ältestem Sohn, in der Lage, eine Flotte von Handelsschiffen in Ezjon-Geber, an der nördlichen Spitze des Golfes von Akaba, zu bauen (vgl. 2Chr 20,36 ). Der Plan bestand darin, Gold aus Ofir in Südwestarabien (vgl. 1Kö 9,28;10,11 ) zu holen, wie es schon Salomo getan hatte. Aber auf irgendeine Weise wurde die Flotte zerschlagen und erfüllte niemals ihre Mission. Joschafat hatte es abgelehnt, Ahasjas Männer mit seinen eigenen segeln zu lassen. Dieses Wagnis hatte Mißerfolg und Frustration für Joschafat zur Folge, so wie alle anderen gemeinsamen Bemühungen mit Israel.

Joschafats Sohn Joram begann seine Regierung als Mitregent mit seinem Vater im Jahre 853 v. Chr. Als Joschafat im Jahre 848 v. Chr. starb, setzte Joram seine Regierung bis 841 v. Chr. fort.



M. Der Beginn der schlechten Regierung Ahasjas in Israel
( 22,52-54 )


1Kö 22,52-54


Eine kurze Zusammenfassung von Ahasjas Regierung ist in 1.Könige enthalten, aber die Ereignisse seiner Herrschaft folgen in 2.Könige.

Ahasja von Israel begann seine Regierung über zwei offizielle Jahre (ein tatsächliches Jahr) im Jahre 853 v. Chr.; er regierte während der Regierungszeit Joschafats in Juda bis 852 v. Chr. Ahasja war der ältere Sohn von Ahab. Da Ahasja keinen Sohn hatte, folgte ihm, als er gestorben war, sein Bruder Joram. Seine Mutter war Isebel. Ahasja folgte den bösen Wegen seiner Eltern und denen Jerobeams nach. Der Baalsdienst fand in Israel weiterhin unter seinem Schutz und mit seiner Unterstützung statt.



BIBLIOGRAPHIE


Davis J J und Whitcomb J C Jr (1980) A History of Israel . Grand Rapids

Finegan J (1959) Light from the Ancient Past . 2. Auflage, Princeton, N.J.

Gray J (1970) I & II Kings: A Commentary. 2. Auflage, Philadelphia

Jamieson R (1983) I and II Kings. In: A Commentary, Critical, Experimental and Practical on the Old and New Testament, 3. Auflage, Grand Rapids

Keil C F =(1982) The Books of Kings. In: Commentary on the Old Testament in Ten Volumes, Bd. 3. Reprint (25 Bd. in 10), Grand Rapids: Wm. B. Eerdmans Publishing Co.

McNeely R I (1978) First and Second Kings . Chicago

Montgomery J A (1951) A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Kings . International Critic Commentary, Edinburgh

Thiele E R (1977) A Chronology of the Hebrew Kings . Grand Rapids

Ders (1983) The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings . Überarbeitete Auflage, University of Chicago Press

Wood L J (1970) A Survey of Israel's History . Grand Rapids