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Das Sühnungswerk Christi

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    Das Sühnungswerk Christi

    Der Tod Christi in Seinem sühnenden Charakter ist eine Wahrheit von überragender Bedeutung. Wie ein goldener Faden zieht sich diese kostbare Wahrheit durch die ganze Bibel,
    durch das Alte und das Neue Testament. Sie erhält ihre Wichtigkeit nicht nur durch die Offenbarung der Liebe Gottes darin, sondern auch durch ihre absolute Notwendigkeit für uns Menschen.
    Denn diese erschütternde, unumstößliche Tatsache ist der Ausgangspunkt für unseren jetzigen Gegenstand: Der Mensch ist in Sünde gefallen! Alle Menschen sind ausnahmslos Sünder;
    „es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,22. 23). Wie unermeßlich ernst und weitreichend ist dieser Nachsatz
    „und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“! Welche Anstrengungen die Menschen auch unternehmen, wie religiös sie sein mögen – sie erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.
    Schon durch den ersten Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, „und also ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen,
    weil sie alle gesündigt haben“ (Röm 5,12). „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer“ (Röm 3,10). „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23).
    „Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Heb 9,27). – Vielleicht liest jemand diese Worte, der noch nicht von neuem geboren,
    der noch nicht ein glückliches Kind Gottes ist; verstehst du jetzt besser, warum der Sühnungstod Christi für dich, für uns alle, von so überragender Bedeutung ist?
    Ohne ihn würden wir nie zu Gott kommen! So wollen wir uns nun mit der Hilfe Gottes mit dem Werke des Erlösers beschäftigen,
    denn so groß wie die Person des Erretters, so kostbar und weitreichend sind die Ergebnisse Seines Werkes.


    „Sühne“ im Alten Testament


    Wenn wir uns nun zuerst dem Alten Testament zuwenden, so möchten wir vorausschicken,
    daß das Alte Testament die Wahrheit mehr in einem allgemeinen Sinn, zudem oft in Form von Vorbildern und Schatten vorstellt.
    Erst nach dem Tode und der Auferstehung Christi und dem Kommen des Heiligen Geistes konnte das Neue Testament gegeben werden,
    in welchem uns die Wahrheit in definierter, differenzierter Form und in einer Fülle von Einzelheiten mitgeteilt wird
    .

    Dennoch sind die Belehrungen des Alten Testaments in ihrer bildhaften Sprache äußerst wichtig und kostbar; ja wir möchten die Behauptung wagen,
    daß man manche Wahrheiten des Neuen Testamentes in ihrer tiefen Bedeutung nie richtig verstehen lernt, wenn man nicht die Bilder des Alten Testaments kennt
    und mitheranzieht. Oft und schon sehr früh finden wir im Alten Testament den Gedanken der Sühne.

    Das hebräische Wort „kipher“ hat die Bedeutung von „bedecken, verhüllen, sühnen“. Direkt nachdem Adam in Sünde gefallen war,
    wurde offenbar, daß ein schuldiger Sünder vor den Augen Gottes Bedeckung braucht.

    Indem sich die schuldigen Menschen Feigenblätterschürzen umhefteten und hinter den Bäumen des Gartens versteckten, gaben sie dieser Tatsache instinktiv Ausdruck.
    Noch deutlicher zeigt dies die Handlung Gottes selbst, als Er ihnen Röcke von Fell machte und sie bekleidete (1. Mo 3,7 u. 21).
    Wie klar und lehrreich ist schon dieser erste, frühe Hinweis! Um den sündigen Menschen mit Röcken von Fell bekleiden zu können,
    mußten unschuldige Tiere sterben.
    Der Glaube Abels ergriff diese erste Offenbarung des göttlichen Weges zur Bedeckung eines Sünders, und so lesen wir in Kapitel 4,
    daß er von den Erstlingen seiner Herde ein Opfer darbrachte, um Gott zu nahen.

    Bedeckt durch den Tod jenes Opfertieres, „erlangte er Zeugnis, daß er gerecht war“ (Heb 11,4).

    Wenn wir weiter dem Laufe der Zeit folgen und zu den Tagen Noahs und der Sintflut kommen, so wird erneut die Notwendigkeit der Bedeckung offenbar,
    als Gott infolge der übergroßen Bosheit des menschlichen Herzens im Begriff stand, den Menschen von der Fläche des Erdbodens zu vertilgen.
    Noah und die Seinen fanden in der Arche ihren Schutz,
    ihre Bedeckung; und es ist in diesem Zusammenhang äußerst bemerkenswert, daß das hebräische Wort für „Harz“ („Kopher“ in 1. Mose 6,14)
    direkt von dem hebräischen Wort für „sühnen, bedecken“ abgeleitet ist und in anderem Zusammenhang in 2. Mose 30,12
    sowie in anderen Stellen „Sühne“ bedeutet.

    Noah fand in der Arche, die ganz mit Harz verpicht war, eine vollkommene Bedeckung vor dem Gericht Gottes.
    Wenn wir zu dem Zeitalter der Patriarchen kommen, so finden wir bei diesen Männern, – besonders bei Abraham, daß ihre Altäre, die sie dem Herrn bauten,
    und ihre Schlachtopfer, die sie Ihm opferten, die Grundlage ihrer Beziehungen mit Ihm bildeten.
    Sie hatten hierfür keinen direkten Befehl von Seiten Gottes, aber sie handelten augenscheinlich in dem Lichte des großen Opfers Noahs,
    der von allem reinen Vieh und von allem reinen Gevögel genommen und Jehova Brandopfer auf dem Altar dargebracht hatte (1. Mo 8,20).
    Wir können unmöglich allen Hinweisen des Alten Testamentes auf den Opfertod Christi nachgehen,
    aber auf ein besonders klares und kostbares Vorbild möchten wir noch hinweisen,
    auf das Schlachten des Passahlammes.

    Die Kinder Israel waren ebenso schuldig wie die Ägypter.

    Aber Gott machte einen Unterschied zwischen den Ägyptern und den Israeliten (2. Mo 11,7).
    Worauf gründete sich dieser Unterschied? Auf das Blut des Passahlammes, welches die Erstgeborenen Israels bedeckte,
    als das Gericht Gottes auf die Erstgeborenen Ägyptens fiel.
    „Und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen, und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage“ (2. Mo 12,13).

    Von diesem Zeitpunkt an kam der göttliche Plan der Sühnung durch Blut immer mehr ans Licht, und blutige Opfer bildeten den Hauptpfeiler des gesetzlichen Systems in Israel:
    „Und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“ (Heb 9,22).

    Aus alledem wird klar ersichtlich, daß der Sünder unter dem Urteil des Todes steht und daß nur eins für ihn Sühnung tun kann – der Tod eines anderen.
    Nichts als der Tod kann dem Todesurteil begegnen, nichts als das Aufgeben von Leben kann den retten,
    dessen Leben verwirkt ist.
    Das Blutvergießen ist der Beweis, die Bürgschaft dafür, daß Leben hingegeben wurde.
    Daher läuft – wie wir schon sagten – die Lehre von dem Blut wie ein roter Faden durch die Bibel, bis sie ihre Höhe und volle Darstellung und Erfüllung im Kreuze Christi fand (vgl. Joh 19,34).

    Hier erreichen wir historisch „das kostbare Blut Christi“.

    Wenn wir auch die Bedeutung der Sühne in ihrem wahren Charakter im Alten Testament entwickelt finden, so bleibt doch zu bemerken, daß die Opfer als solche keinen eigenen Wert in sich selbst besaßen.
    Das macht Hebräer 10,1-4 völlig deutlich.
    Das ununterbrochene Darbringen von denselben Schlachtopfern konnte niemanden vollkommen machen,
    ihre Gewissen wurden nicht von Sünden gereinigt;
    „denn unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen“.
    Der Wert der Schlachtopfer lag darin, daß sie auf das eine vollkommene Opfer Christi hinwiesen.
    Aber in sich selbst besaßen sie keinen Wert, ebenso wie ein Scheck über 1000 Mark in sich selbst wertlos ist.
    Unser Leben war durch die Sünde verwirkt, wir konnten es weder für uns noch für andere zur Lösung einsetzen. „Keineswegs vermag jemand seinen Bruder zu erlösen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben“ (Ps 49,7).
    Aber der Herr Jesus, wohl Gott, aber Mensch geworden, erwies sich als solcher vollkommen, rein und heilig; der Tod hatte an Ihn keinen Anspruch und Sein Leben war nicht verwirkt.
    Er, der als Gott und als Mensch jeden Anspruch hatte zu leben, der selbst die Quelle des Lebens ist, legte dieses Leben dar für uns, die wir es verwirkt hatten.

    O, welch ein Wunder der Gnade Gottes!

    Abschließend möchten wir bemerken, daß das Wort „Sühne“, das übrigens nur im Alten Testament vorkommt, durchaus nicht erschöpfend die Ergebnisse des Sühnungstodes Christi beschreiben kann.
    Erst wenn wir zum Neuen Testament kommen, finden wir eine große Ausweitung und eine vollkommene Offenbarung auch dieser fundamentalen Wahrheit.
    Wir müssen immer bedenken, daß die göttliche Wahrheit wegen ihrer unermeßlichen Größe nicht nur durch ein Wort dargestellt werden und nicht nur von einer Seite betrachtet werden kann.
    Die Ergebnisse des Werkes Christi sind so mannigfaltig, daß uns im Neuen Testament
    drei eng zusammenhängende Wahrheiten oder Begriffe vorgestellt werden: Sühnung – Stellvertretung-Versöhnung.



    Sühnung

    Obwohl die drei Begriffe Sühnung, Stellvertretung, Versöhnung eng miteinander verbunden sind, so hat doch jeder von ihnen eine unterschiedliche, besondere Bedeutung.
    Wenn die Schrift von Sühnung redet, meint sie eben nicht Stellvertretung;

    wenn sie von Versöhnung spricht, meint sie nicht Sühnung.
    Die Verwechslung dieser Wahrheiten führt zu einer unklaren Verkündigung des Evangeliums, ja sie bildet den Nährboden für mancherlei Irrlehren.


    Wir beabsichtigen daher, die Bedeutung der drei Stücke der Reihe nach zu beleuchten.

    Zuerst wollen wir uns mit dem Begriff Sühnung beschäftigen.
    Es ist irrig anzunehmen, daß es so etwas wie eine Beschwichtigung des Zornes Gottes nicht gebe.
    Das griechische Wort „hilasmos“ = „Sühne“ oder „Sühnung“ hat jedoch genau diesen Sinn. Wenn auch Gott nicht der Feind des Menschen ist – wie wir weiter unten sehen werden,
    ist es gerade umgekehrt -, wenn Er auch keinen Haß gegenüber dem sündigen Menschen kennt,
    so zürnt Er doch über das Böse (vgl. Röm 1,18; 9,22; Joh 3,36).
    Er wäre nicht Gott, ließe Ihn das Böse gleichgültig.

    Er muß die Sünde richten gemäß dem, was Er in Seinem Wesen ist -Licht und gar keine Finsternis in Ihm (1. Joh 1,5).
    Wohl ist Er auch Liebe (1. Joh 4,8) – und so meinen manche, daß da, wo Liebe ist, nicht zugleich auch Zorn sein könne.
    Doch kann etwa ein liebevoller Vater seinem Kinde nicht gerechterweise auch zürnen?

    Zorn – nicht Verärgerung! – über das Böse ist ein Charakterzug sittlicher Kraft (vgl. Mark. 3,5).

    Die Ehre und die Majestät Gottes ist vor den Augen der ganzen Schöpfung durch ein verantwortliches, sittliches Geschöpf – den Menschen – beleidigt worden.
    Das verlangt eine angemessene Sühne, wenn je ein Mensch zu Gott kommen soll. Sühnung ist für Schuld, für Sünden. Hier konnte Gott nicht einfach ein Machtwort sprechen,
    wie sich das manche so vorstellen, konnte nicht einfach einen Erlaß zur Sündervergebung ergehen lassen.

    Dann müßte Er ja aufhören, heilig und gerecht zu sein.
    Zudem, wenn in dem Universum nur bekannt würde, daß die Übertretung göttlicher Gebote ohne richterliche Folgen bliebe und daß es letztlich nur an Gott liege,
    die Sünden zu vergeben – würde die Welt nicht in ein sittliches Chaos stürzen?
    Das Geschöpf würde erkennen, daß die Gesetze des Schöpfers nicht das sind, was sie zu sein vorgeben; man kann sie ruhig übertreten.
    Wenn aber die Gesetze Gottes so fragwürdig, so nichtig sind, wie ist es dann mit Seinen Verheißungen?
    Gott würde Seinen Thron aufgeben müssen, und es gäbe im Universum keine sittliche Stabilität mehr! – Doch nein!
    Weil Gott gerecht ist, kann Er nicht in derart leichtfertiger Weise mit der Sünde umgehen:
    Er muß sie bestrafen.
    Nicht ein Jota wird von dem Gesetz vergehen, bis alles erfüllt ist; und der Mensch wird selbst von jedem unnützen Worte am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen
    (Mt 5,18; 12,36).
    Wenn wir uns bisher mit der Notwendigkeit der Sühnung beschäftigt haben, so wollen wir uns jetzt kurz ihrem Ursprung zuwenden. Und hier blicken wir unvermittelt in das Herz Gottes und sehen Seine unendliche Liebe vor uns. Nicht wir wollten zu Gott kommen, sondern Er hat nach uns Ausschau gehalten. Und wenn wir nicht zu Ihm kommen konnten,
    so kam Er zu uns. Anbetungswürdige Liebe, die solch einen Weg fand!
    „Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden“ (1. Joh 4,10).
    Hier nun zeigt uns Gott die Person Seiner Ratschlüsse, den einen Mittler, der das Sühnopfer gestellt hat: Gott, der Sohn, im Fleische gekommen.
    Mit Ihm handelte Gott, wie die Sünde es verdiente; Er hat Ihn, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht.
    Wer kann ermessen, was das für Ihn war? Es waren nicht Seine Leiden von selten der Menschen um der Gerechtigkeit willen, die Sühnung für unsere Sünden taten,
    nicht die Geißelhiebe,
    nicht die Nägel,
    nicht Spott und Hohn, obwohl Er dies alles vollkommen fühlte.
    Aber als die Stunden der Finsternis Sein Haupt umhüllten, als Er den Kelch des Zornes Gottes trank, als Er in Seiner Seele empfand,
    daß Er als Mensch von Gott, Seinem Gott, verlassen war – da litt Er unsäglich, litt zur Sühnung unserer Sünden.
    Kein Geschöpf – auch kein Engelfürst – hätte den Zorn Gottes wider die Sünde tragen können; aber weil der Herr Jesus Gott und Mensch war, konnte Er es;
    und weil Sein Beweggrund Liebe war, tat Er es. Oh, das Kreuz von Golgatha! Es ist der ewige Zeuge davon, was Gott ist gegenüber der Sünde,
    ein Zeuge auch von dem, was den erwartet, der ohne Christum einst Gott im Gericht begegnen muß.
    Doch die Herrlichkeit der Person Christi verleiht Seinem Sühnungswerk einen unendlichen Wert in den Augen Gottes, und unermeßlich sind
    die Ergebnisse der vollbrachten Sühnung für uns:
    der Weg zu Gott ist gebahnt!


    Wir finden den Gedanken der Sühnung so schön an dem großen Versöhnungstag in dem ersten Bock dargestellt, der das Los für Jehova erhielt (3. Mo 16).
    Aaron schlachtete ihn und sprengte das Blut auf und vor den Sühnungsdeckel und an den Altar.
    Das Blut wurde Gott dargebracht, dessen heilige Gegenwart durch die Sünde beleidigt worden war.
    Doch nun konnte Gott gleichsam sagen: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen“ (2. Mo 12,13).
    Das Blut wurde Gott dargebracht, nicht den Menschen. So ruht nun auch der Friede meines Gewissens nicht auf meiner,
    sondern auf Gottes vollkommener Wertschätzung des Blutes Christi. Unser teurer Herr hat Gott hinsichtlich der Sünde vollkommen verherrlicht,
    hat Ihm Gelegenheit gegeben zu zeigen, was Er über die Sünde denkt, hat Seine heiligen Ansprüche gegenüber dem sündigen Menschen als völlig zu Recht anerkannt, indem Er selbst das Getrenntsein von Gott und den Lohn der Sünde, den Tod, erduldete (den Tod nicht nur als Trennung von Seele und Leib, nicht nur als ein Hingehen der Seele zum Paradies, sondern als Strafe, als Gericht Gottes über die Sünde). Ja noch mehr, Er hat nicht nur die Majestät, die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, sondern auch Seine Liebe in vollkommener Weise enthüllt.
    Da nun das Blut Christi gleichsam auf dem Sühndeckel vor den Augen Gottes ist, kann Gott in Gnaden alle Menschen einladen, zu Ihm zu kommen und sich mit Ihm versöhnen zu lassen (2. Kor 5,20). Gott will, „daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim 2,4; vgl. auch 2. Pet 3,9),
    und deswegen „gebietet er jetzt den Menschen, daß sie alle allenthalben Buße tun sollen“ (Apg 17,30). Von diesem Gesichtspunkt der Sühnung aus ist der Herr Jesus heilbringend für alle Menschen erschienen (Tit 2,11), für alle gestorben (2. Kor 5,15; Heb 2,9), und so „die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt“ (1. Joh 2,2).*)
    *) Es heißt nicht „für die Sunden der ganzen Welt“ Das konnte den Gedanken nahelegen, daß die Sunden der ganzen Welt vergeben wurden, doch davon ist weder hier noch an irgendeiner anderen Stelle der Heiligen Schrift die Rede Auch nicht m Johannes 3,17 „Auf daß errettet werde“ zeigt die Absicht, nicht das Ergebnis der Sendung des Sohnes.
    Wir können jetzt jedem Sünder in der ganzen Welt sagen, daß er angenommen wird, wenn er zu Gott kommt. „Wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Offb. 22,17). Herrliche Botschaft, die nun nicht nur einem einzigen auserwählten Volk, sondern allen Menschen gilt (Joh 12,32)! Freilich, der Mensch ist verantwortlich zu kommen; und nur durch den Glauben an Sein Blut (Röm 3,25) hat er persönlich einen Nutzen von Christo als Gnadenstuhl. Wer nicht glaubt, geht verloren, ist schon gerichtet, und auf ihm bleibt der Zorn Gottes (Joh 3,16. 18. 36). Wie ernst ist das!
    Es bleibt noch übrig, in diesem Zusammenhang auf zwei weitere Schriftstellen hinzuweisen, die oft falsch verstanden werden: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29) und „Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer“ (Heb
    9. 26). Beide Stellen reden nicht von der Schuld, den Sünden, sondern von der Sünde als tätigem Prinzip und von einem geänderten Zustand der Dinge vor Gott. Das Opfer Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken bildet die ewig gültige Grundlage dafür, daß einmal die Sünde vollkommen vor den Augen Gottes hinweggetan sein wird. Das wird zweifellos erst auf der neuen Erde und in den neuen Himmeln sein, aber in bezug auf den Gläubigen ist es heute schon wahr. Doch einmal wird der ewige Tag der Ruhe Gottes anbrechen, nachdem Satan und seine Engel und alle unbußfertigen Sünder gerichtet und für immer in den Feuersee geworfen worden sind (Offb. 20,
    10. 15; 21,8). Dann, wenn Er alles neu gemacht haben wird (Offb. 21,5), wird die Gerechtigkeit Himmel und Erde bewohnen (2. Pet 3,13), und die Sünde und ihre Folgen werden auf immer aus ihnen entfernt sein. Und die Beziehungen Gottes mit den Menschen – auch mit denen auf der neuen Erde – werden in Ewigkeit auf dem vollbrachten Sühnungswerk Christi ruhen.



    Stellvertretung

    Es ist ein bemerkenswerter Unterschied zwischen Sühnung und Stellvertretung. Sühnung redet von Zugang zu Gott, weil durch sie dem heiligen Charakter Gottes entsprochen wurde; Stellvertretung redet von positiver, persönlicher Schuld, die ein anderer an meiner Stelle auf sich nahm. Das Wort „Stellvertretung“ finden wir direkt nicht in Gottes Wort, aber die Wahrheit als solche wird klar bezeugt. Schon Abraham opferte einen Widder „an seines Sohnes Statt“ (1. Mo 22,13). Und mußten zur Bekleidung des ersten Menschenpaares nicht auch andere sterben?
    Doch wenden wir uns noch einmal dem großen Versöhnungstage in 3. Mose 16 zu. Wir haben schon gesehen, wie in Verbindung mit der Opferung des ersten Bockes für das durch die Unreinigkeiten des Volkes befleckte Heiligtum und den verunreinigten Altar Sühnung geschah. Aber in dem lebendigen, zweiten Bock (V. 20 ff.), auf welchen das Los Asasel (d. h. Abwendung) gefallen war, finden wir den Gedanken der Stellvertretung für begangene Sünden. Aaron legte unter Bekennen all der Ungerechtigkeiten die Sünden des Volkes auf den Kopf des Bockes. Durch einen bereitstehenden Mann wurde der Bock in die Wüste geführt; so wurden gleichsam die Sünden in ein entferntes, ödes Land gebracht – ein treffliches Vorbild von dem stellvertretenden Opfer Christi und dessen Folgen für uns, die Glaubenden. „So weit der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Übertretungen“ (Ps 103,12); „alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen“ (Jes 38,17); „ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“ (Heb 10,17).
    Gewiß, die zwei Böcke sind ein Christus! Aber wir haben zwei verschiedene Seiten Seines Opfers: die eine zu Gott gewandt und die des Tragens unserer Sünden. Dabei müssen wir beachten, daß die Schrift niemals davon redet, daß der Herr Jesus die Sünden aller „getragen“ habe.
    Wäre es so, würden schließlich alle errettet werden! Wenn es daher um die Seite der Stellvertretung, um das Tragen der Sünden geht, spricht sie nur von den Sünden „vieler“ und von „unseren“ Sünden: „Er aber hat die Sünden vieler getragen …“ (Jes 53,12); „…. nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen“ (Heb 9,28); „welcher selbst unsere Sünden an seinem Leibe auf dem Holze getragen hat“ (1. Pet 2,24); „und sein Leben zu geben als Lösegeld für 1) viele“ (Mk 10,45; Mt 20,28).
    1) Griechisch „anti“ – „anstatt“ oder „anstelle von“, im Gegensatz zu „hyper“ – „für“ oder „im Blick auf“ in 1. Tim 2,6. Dieser bedeutungsvolle Wechsel der Präpositionen zeigt, daß das stellvertretende Opfer Christi wohl im Blick auf alle geschah, tatsächlich aber nur den Vielen zugerechnet wird, die sich den Bedingungen Gottes unterworfen haben.
    Der Unterschied zwischen Tragweite und Anwendung des Werkes Christi wird auch aus Römer 5,18 und 19 deutlich: Durch eine Gerechtigkeit kam die freie Gabe „hin zu“ allen, „gegen“ alle (griechisch: „eis“, die Richtung anzeigend), nicht „auf“ alle (griechisch: „epi“). In Vers 18 haben wir also die Tragweite des Handelns Adams und des Herrn in ihrer Universalität. Deshalb finden wir hier das Wörtchen „alle“. Doch wenn es eine Sache der Anwendung ist und die tatsächliche Wirksamkeit in Betracht kommt, redet Gott von „den Vielen“ (V. 19), die jeweils mit ihrem Haupte verbunden sind. So wie die Folgen des Ungehorsams Adams nicht auf ihn allein beschränkt blieben, sondern sich auf „die Vielen“ 2) erstreckte, „so werden auch durch den Gehorsam des einen die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden“.
    2) Nicht nur auf viele“ Durch die Benutzung des Artikels vor.vielen“ weist Gott gleichsam auf all die vielen Menschen hm, die, nach Adam kommend, durch ihn m die Stellung von Sündern gesetzt worden sind Im absoluten Sinne sind dies natürlich alle Menschen Da aber Gott m dieser Analogie auf die tatsächlichen Folgen des Werkes Christi zu sprechen kommen will, spricht Er jetzt nicht mehr von „allen“, sondern von „den Vielen“
    An dieser Stelle geht es überhaupt nicht um die persönliche Verantwortlichkeit des Menschen, auch nicht darum, wie man gerechtfertigt wird, sondern um die Tatsache der Zugehörigkeit der Vielen zu dem einen oder anderen Haupte: Zu Adam, dem Haupt der menschlichen Familie der Sünder, oder zu Christo, dem Haupt der Familie Gottes, der neuen Schöpfung. Gewiß wäre über diese Verse noch viel zu sagen. Uns ging es hier nur darum, zu zeigen, daß eben nicht „alle“ errettet werden, wie es die Allversöhnung lehrt, sondern daß sich die Heilige Schrift einer äußerst präzisen Sprache bedient, um uns gerade vor diesem Irrtum zu bewahren.

    Versöhnung

    Nachdem wir uns mit den beiden Wahrheiten „Sühnung“ und „Stellvertretung“ beschäftigt haben, wollen wir uns noch etwas eingehender mit der „Versöhnung“ befassen.
    Obwohl im Deutschen die Worte „Sühnung“ und „Versöhnung“ sehr ähnlich klingen und man daher geneigt sein könnte, ihre unterschiedliche Bedeutung zu übersehen, zeigen die entsprechenden griechischen Ausdrücke keinerlei Verwandtschaft: für „Sühnung“ steht „hilasmos“, für „Versöhnung“ steht „katallagee“ (Zeitwort: „katallasso“).
    „Katallasso“ wurde ursprünglich für „Geldwechseln“ in dem Sinne benutzt, daß die Summe gleichsam „eben“ gemacht und damit beide Seiten zufriedengestellt wurden. Im allgemeineren Gebrauch bedeutet es das Ebnen oder Ordnen der Angelegenheiten zwischen zwei entfremdeten Parteien, das Versöhnen eines Menschen, der einem anderen gegenüber feind war. „Versöhnen“ hat also stets den Sinn von „in Übereinstimmung bringen“. Es ist gut, wenn wir uns dies fest einprägen. Dabei sei bemerkt, daß damit nicht allein ein Gesinnungswandel, das Aufgeben einer feindseligen Haltung, sondern die Wiedererlangung einer verlorengegangenen Beziehung verbunden ist. Das sehen wir klar aus dem Gebrauch von „katallasso“ in 1. Korinther 7,11: Die Frau sollte nicht nur ihre Gesinnung ändern, sondern die Dinge zwischen ihr und ihrem Manne sollten geebnet und die alten – in diesem Fall ehelichen -Beziehungen wiederhergestellt werden. Sie sollte sich mit ihrem Manne versöhnen.
    Was nun unser Verhältnis zu Gott anbetrifft, so war es durch die Sünde gestört: der Mensch wurde der Feind Gottes (Röm 5,10; 8,7; Kol 1,21), indem er sich gegen Ihn empörte und sich von Ihm entfernte (vgl. nur 1. Mose 4,16!). So liegt die Feindschaft ganz und gar auf des Menschen Seite; und deswegen mußte nicht etwa Gott versöhnt werden, sondern wir mußten mit Gott versöhnt werden. Es handelte sich auch nicht um eine gegenseitige Feindschaft: Niemals war Gott der Feind des Menschen, obwohl dieser Ihn nur haßte (Joh 15,24). Das wird noch unterstrichen durch die Ausdrucksweise des Heiligen Geistes: Wenn Er von unserer Versöhnung mit Gott redet, benutzt Er ausschließlich das Wort „katallasso“, niemals „diallasso“. Letzteres bedeutet zwar auch „versöhnen“, bezeichnet aber die Beseitigung einer gegenseitigen Feindschaft durch gegenseitiges Nachgeben; es kommt nur einmal im Neuen Testament vor: „. .. so laß daselbst deine Gabe vor dem Altar und geh zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder“ (Mt 5,24). Gewiß, auf Gottes Seite war das gerechte Urteil über die Sünde in Seinen Geschöpfen. Aber unser teurer Herr Jesus entsprach völlig dieser Gerechtigkeit Gottes durch Seinen freiwilligen Opfertod, und das Ergebnis ist nun, daß wir „mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes“ (Röm 5,10). So können wir sagen, daß die Versöhnung das gesegnete Ergebnis der Sühnung ist und daß sie diese zur Grundlage hat.
    Versöhnung bedeutet mehr als nur Rechtfertigung und neues, göttliches Leben. Es ist das Zurückgebrachtwerden zu Gott und zu der innigen Freude an der Gunst Gottes, an den wiederhergestellten Beziehungen zu Ihm, die wir durch Untreue verloren hatten. Doch da Gott in Seiner Liebe zu uns unergründlich und das vollbrachte Sühnungswerk Seines Sohnes von unermeßlichem Wert ist, hat es Ihm gefallen, uns nicht nur in unser altes Verhältnis, sondern in solche Beziehungen einzuführen, die der kostbaren Person und Stellung Christi angemessen sind. So können wir nun mit anbetendem Herzen solche wunderbaren Worte vernehmen: „Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wäret nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen“ (Kol 1,21. 22).
    Wir sind, selbst was die Natur Gottes betrifft, in völlige Übereinstimmung mit Ihm gebracht. Die alte, rebellische Natur richterlich im Tode Christi beseitigt, der neue Mensch angezogen, Teilhaber der göttlichen Natur geworden, Christus als unser Leben habend, in Ihm erfunden als Gottes Gerechtigkeit – so stehen wir nun vor Gott. Nichts trennt uns mehr von Ihm, nicht eine Frage ist mehr offen geblieben zwischen uns und Ihm, wir sind zurückgebracht zu dem Herzen Gottes, wie Er gesagt hat: „Ich habe euch getragen auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht“ (2. Mo 19,4). Unendliche, göttliche Liebe! Ich kann nur sagen: Ich bin zu Hause bei Gott. Das, Geliebte, ist Versöhnung – die Frucht davon, daß Gott Den, der Sünde nicht kannte, „für uns zur Sünde gemacht hat“.
    Nun redet die Heilige Schrift in dreierlei Hinsicht von Versöhnung:
    1. von der Versöhnung der Gläubigen (Röm 5,10; Kolosser 1,21 ff.; 2. Korinther 5,18);
    2. von der Versöhnung der Welt (2. Kor 5,19; Römer 11,15);
    3. von der Versöhnung aller Dinge (Kol 1,20).
    Dabei ist es sehr wichtig, die jeweiligen vom Geiste Gottes benutzten Zeitformen zu beachten. Wenn von der Versöhnung der Gläubigen die Rede ist, von der allein wir bisher gesprochen haben, steht immer der Aorist, eine Zeitform, die das Zustandegekommensein eines Zustandes bzw. die Einmaligkeit einer Handlung und deren Vollendung bezeichnet: Wir sind versöhnt worden, Er hat uns versöhnt, wir haben die Versöhnung empfangen. Für den Gläubigen ist die Versöhnung ein fester Besitz, eine vollendete Tatsache.
    Anders ist es mit dem Schriftwort, mit dem wir uns jetzt noch ein wenig beschäftigen wollen: „Gott war in Christo, (die1) Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend und in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt habend“ (2. Kor 5,19). Dadurch, daß Luther diese Stelle sehr mangelhaft wiedergegeben hat2), ist sie oft zur Verteidigung verderblicher Irrtümer benutzt worden, als wäre die ganze Welt schon versöhnt3).
    1) Es ibt bezeichnend, daß vor „Welt1 weder hier noch in Römer 11,15 im Grundtext der Artikel steht Es geht hier also nicht um eine vollendete Tatsache, was durch den Gebrauch des Artikels angedeutet worden wäre, sondern um die Bezeichnung dessen, was charakteristisch ist, um die Tragweite Seiner Gegenwart m Christo
    2) „Denn Gott versöhnte in Chnstusdie Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sunden nicht zu“ Es ist einfach unerklärlich, wie die Übersetzer den bedeutsamen Wechsel der Partizipien, dazu noch bei Gebrauch ein- und desselben Wortes (katal-lasso) übersehen konnten In Vers 18 „uns versöhnt habend“ (Aorist), m Vers 19 „Welt versöhnend“ (Präs) Das eine zeigt einen abgeschlossenen Zustand m be-zug auf.uns“ die Glaubigen, das andere den CharakterSemerGegenwart hier auf Erden in bezugaufdie „Welt“
    3) Ware dies so, warum eigentlich noch die Ermahnung an die Menschen dieser Welt m Vers 20 „Laßt euch versöhnen mit Gott“ Sie sind eben nicht versöhnt1 Deswegen gibt Gott m Seiner Gnade auch heute noch den Dienst der Versöhnung (V 18)
    Doch beachten wir zunächst, daß es nicht heißt: „Gott ist in Christo“, sondern „war in Christo“. Unser Vers redet nämlich nicht von dem Tode, sondern von dem Leben Christi hier auf Erden und davon, daß der Dienst der Apostel die Stelle des persönlichen Dienstes des Herrn einnahm, als dieser, verworfen von den Menschen, den Süh-nungstod erduldet hatte (V. 21). Der Herr Jesus war nicht gekommen, um zu richten, sondern „auf daß die Welt durch ihn errettet werde“ (Joh 3,17). Er wollte die Welt zu Gott und zu der Ordnung und zu dem Segen ‚Gottes zurückführen; so kam Er, im Geiste der Gnade, bereit, ihnen ihre Übertretungen nicht zuzurechnen. Sieh nur, mit | welch unendlicher Gnade Er dem Weibe am Jakobsbrunnen, der Sünderin in Lukas 7 oder der Ehebrecherin in Jo-, hannes 8 begegnete; wie Er mit den Zöllnern und Sündern verkehrte, so daß Er ihr Freund genannt wurde; wie Er mit den Samaritern sprach und bei ihnen verweilte; wie Er umherging, „wohltuend und heilend alle, die von dem Teufel überwältigt waren“!
    Doch nahm der Mensch den versöhnenden Dienst des Herrn Jesus an? Die Kreuzigung des Sohnes Gottes war die eindeutige und einzige Antwort, die er auf die Gnade Gottes fand, ein letzter Beweis auch von der Unheilbarkeit des gefallenen Menschen.
    Aber die Gnade Gottes erwies sich als überschwenglicher gegenüber der überströmenden Sünde des Menschen. Da nun Sein Sohn hinausgeworfen worden war und Er nicht länger in dieser Welt weilte, legte Gott das Wort der Versöhnung in auserwählten Gefäßen nieder, die nun anstelle Christi mit dieser Botschaft an die Welt gesandt wurden: „Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!“ Dieses Evangelium darf heute noch gepredigt werden. Gott sei Dank dafür!
    Was den Ausdruck „Versöhnung (der) Welt“ in Römer 11,15 betrifft, so können wir uns nach dem, was bereits gesagt wurde, kurz fassen. Israel hatte – im Gegensatz zu den Nationen – in geordneten Beziehungen zu Gott gestanden. Durch die Verwerfung des zu ihnen gesandten Messias wurde das Volk als solches beiseite gesetzt, verstoßen, und Gott wandte sich in Seiner anbetungswürdigen Gnade denen zu, die bislang dem Bürgerrecht Israels entfremdet und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung waren, die „keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt“ waren. Er trat in eine gewisse Beziehung zur Welt, indem Er nun alle Menschen zur Buße ruft und ihnen das Heil in Christo anbietet. In gewisser Weise haben nun alle, die durch die Gnade das Angebot Gottes annehmen durften, aus dem „Unglauben dieser“ Nutzen
    ziehen dürfen. Es sei noch ergänzend darauf hingewiesen, daß der Ausdruck in Römer 11,32 „auf daß er alle begnadige“ durchaus nicht besagt, daß alle errettet werden. „Alle“ meint nicht nur die Heiden und nicht nur Israel, sondern Nationen und Israel. „Begnadige“ ist eigentlich „Barmherzigkeit erweise“. Auf Grund des Opfers Christi erweist Gott in der gegenwärtigen Zeit den Nationen Barmherzigkeit, an einem künftigen Tage Seinem irdischen Volke Israel.
    Es bleibt noch übrig, kurz auf den dritten Punkt – die Versöhnung aller Dinge – einzugehen. Davon lesen wir in Kolosser 1,19. 20: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes -, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“ Diese Versöhnung ist noch zukünftig und wird die ganze Schöpfung, das ganze Universum betreffen; aber man beachte: Gott sagt ausdrücklich alle „Dinge“, nicht alle „ Wesen“ oder „Personen“. Durch den Fall Satans und des Menschen ist die Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen worden (vgl. Röm 8,19-22), sie ist nicht mehr in ihrer ursprünglichen Ordnung und Beziehung zu Gott. Die Himmel sind verunreinigt durch die Gegenwart Satans und seiner Engel (Heb 9,23), die ganze Schöpfung seufzt. Dieser Zustand der Dinge wird sich grundlegend ändern, wenn die „Zeit der Wiederherstellung aller Dinge“ (Apg 3,21) gekommen sein wird. Auf Grund Seines Blutes – dies ist der kostbare Kaufpreis! – wird der Herr Jesus einmal alle Dinge versöhnen: Er wird die ganze Szene im Himmel und auf Erden in Übereinstimmung mit Gott bringen und sie in ihre wahre Beziehung und Ordnung zu Gott zurückführen. Herrlicher Triumph der Gnade!
    Aber, so mag jemand fragen, schließt die Versöhnung aller Dinge nicht auch Satan und die gefallenen Engel ein? Nun, in Kolosser 1,16 wird klar gezeigt, was die Heilige Schrift unter dem Ausdruck „alle Dinge“ versteht: Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Gewalten. Die Schlußfolgerung der obigen Frage muß entschieden verneint werden, und das aus mindestens zwei Gründen:
    1. Der 16. Vers redet (ebenso wie der 20. Vers und Apostelgeschichte 3,21) von Dingen; die Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Gewalten sind von Gott geschaffene Systeme und Macht-Ordnungen (nicht Persönlichkeiten), die mit Gott in Übereinstimmung gebracht werden.
    2. Wenn es um die Anerkennung der absoluten Autorität des Herrn Jesus geht, erwähnt die Schrift die „Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen“ (Phil 2,10) – mit letzteren die gefallenen Engel, die Dämonen wie auch die Verlorenen bezeichnend (vgl. auch den Ausdruck „unter der Finsternis verwahrt“ in Judas 6); wenn es sich dagegen um die Versöhnung aller Dinge handelt, redet Gottes Wort nur von den Dingen in den Himmeln und den Dingen auf der Erde (Kol 1,16. 20). Für die Unterirdischen gibt es keine Versöhnung! In der Hölle gibt es keine Wiedergeburt, keine Buße, keinen Glauben!
    Möge sich doch niemand hierüber täuschen und gar um den Preis seiner Seele irren! Noch ist Zeit und Gelegenheit, das Gnadenangebot Gottes in Buße und Glauben anzunehmen und zu der Zahl derer hinzugefügt zu werden, von denen es heißt: „Und euch… hat er aber nun versöhnt.“ „Versöhnt“ – es ist ein gewaltiger Gedanke!
    Laßt uns die drei großen Hauptgedanken noch einmal kurz zusammenfassen:

    1. Sühnung: Der Weg zu Gott ist gebahnt – jeder Sünder kann nun zu Ihm kommen.
    2. Stellvertretung: Die Sühnung muss willentlich im Glauben für sich in Anspruch genommen werden, so wird sie auch wirksam. Korrhinweis Hans D. herzlichen Dank!
    3. Versöhnung: Der Gläubige ist schon in seinen Beziehungen zu Gott wiederhergestellt; der Zustand der Dinge wird es noch werden.

    1Joh. 2,2 Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.


    Aus Ermunterung und Ermahnung 1981
    www.imglaubenleben.de
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

  • #2
    AW: Das Sühnungswerk Christi

    Amazing Grace

    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6

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