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Logos Joh. 1,1-17

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  • Logos Joh. 1,1-17

    Liebe Forumleser,

    jedem Bibelleser fällt sicherlich sofort auf,
    dass das Johannesevangelium mit einer geheimnisvollen Einleitung beginnt.
    Diese einleitenden Verse handeln vom Wort (griech. logos).
    Sie beschreiben die Art, das Werk und die Aufgaben dieses Wortes.
    Es ist auch sofort ersichtlich, dass von JESUS CHRISTUS die Rede ist.


    Einleitung
    Schon vor langer Zeit haben Bibelforscher festgestellt, dass sich aus Kapitel 1, Verse 1-17, des Johannesevangeliums zwölf Strophen extrahieren lassen.
    Man verzeihe mir, dass ich mir ebenfalls erlaube, diese zwölf Strophen aus dem restlichen Text herauszulösen.
    Aber durch diese Art der Darstellung gewinnen diese Verse noch mehr an Bedeutung.

    Zwölf Strophen
    Die zwölf Strophen sind eindrücklich und von geistlicher Tiefe. Sie sind m.E. der Schlüssel zum Evangelium nach Johannes.
    Sie fassen knapp und prägnant die geistliche Bedeutung des HERRN JESUS in Raum und Zeit zusammen.

    Diese zwölf Strophen ergeben einen Hymnus, einen Lobgesang.
    Jede Strophe besteht aus zwei Zeilen. Die erste Zeile jeder Strophe macht eine Aussage. Die zweite Zeile gibt darauf eine Antwort. Es wird vermutet, dass diese 12 Strophen im Wechselgesang gesungen worden sind.

    Drei Themenblöcke
    Die zwölf Strophen behandeln drei Themenblöcke. Jeder Themenblock besteht aus vier Strophen. Weshalb sind es gerade 3x4 Strophen? Will dieser Aufbau andeuten, dass die Aussagen für den gesamten Erdkreis gelten? Siehe Beitrag zu Zahlen.

    Themenblöcke:
    a. Anfang und Schöpfung (Strophen 1-4)
    b. Missachtung (Strophen 5-8)
    c. Menschwerdung (Strophen 9-12)

    Die ersten beiden Themenblöcke (Strophen 1 bis 8)
    beschreiben die Präsenz des Logos (JESUS CHRISTUS) vor seiner Menschwerdung:
    Seine Präexistenz in Raum und Zeit.
    Der dritte Themenblock (Strophen 9 bis 12) redet über die Menschwerdung von JESUS CHRISTUS.

    Zeugnis aus Kleinasien
    Vielleicht wird dieser Hymnus in einem der Briefe von Plinius dem Jüngeren an den römischen Kaiser Trajan erwähnt. Plinius war um 110 n.Chr. römischer Statthalter in der Provinz Bithynien in Kleinasien.
    In diesem Brief an Kaiser Trajan berichtete Plinius über die Gebräuche der Christen in seiner Provinz. Unter anderem erwähnte er, dass die Christen jener Gegend einen Wechselgesang zu Ehren des HERRN JESUS gesungen haben. Dies jeweils an einem bestimmten Tag der Woche vor Sonnenaufgang. Man darf annehmen, dass diese Zusammenkunft jeweils am ersten Tag der Woche, am Tag der Auferstehung stattgefunden hat.
    Das Johannesevangelium war zu jener Zeit in Kleinasien bekannt und beliebt.


    Wortlaut der zwölf Strophen
    In diesem Abschnitt zitiere ich die zwölf Strophen.

    Anfang und Schöpfung
    1. Im Anfang war das Wort;
    und das Wort war bei Gott.

    2. Und was Gott war, das war das Wort ebenfalls;
    es war im Anfang bei Gott.

    3. Alles wurde durch dasselbe;
    und ohne es ist nichts geworden.

    4. Was das Gewordene hatte durch es, war das Leben;
    und das Leben war das Licht der Menschen.

    Missachtung
    5. Und das Licht scheint in der Finsternis;
    und die Finsternis hat es nicht unterdrücken können.

    6. Es war das wahrhaftige Licht,
    das jeden Menschen, der in die Welt kommt, erleuchtet.

    7. Es war in der Welt, und die Welt ist durch es geworden;
    doch die Welt erkannte es nicht.

    8. Es kam in das Seine;
    und die Seinen haben es nicht aufgenommen.

    Menschwerdung
    9. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns;
    und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.

    10. Eine Herrlichkeit wie die des Einziggeborenen des Vaters,
    voll von Gnade und Wahrheit.

    11. Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen,
    und zwar Gnade über Gnade.

    12. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben;
    die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus den Gesalbten.
    ================================================== ===========

    Anmerkungen
    Strophen und Versnummerierung in der Bibel:
    Die Strophen des Hymnus entsprechen nicht der heutigen Versnummerierung von
    Kapitel 1 im Johannesevangelium.
    Die Zuordnung der Sätze des Neuen Testamentes zu Versnummern ist erst viel später erfolgt.

    Zuordnung der Satzteile zu den Zeilen:
    Für die Zuordnung der Satzteile folge ich der Nestle-Aland Interlinearübersetzung (1994).
    Siehe auch Young's Literal Translation und King James.
    Beim Wortlaut folge ich der Elberfelder 1905.

    Strophe 2:
    Im griechischen Text steht wörtlich: und Gott war das Wort. Diese Satzkonstruktion wird m.E. am besten mit und was Gott war, das war das Wort ebenfalls wiedergegeben.
    Mehr dazu bei NET Bible, Kommentar zu Joh. 1,1 (www.bible.org/netbible).

    Strophe 5:
    Ich bevorzuge das Verb unterdrücken. Die Finsternis steht für die Welt ohne Gott, ja für das Reich des Gegenspielers Gottes. Diese Finsternis hat das Licht nicht überwältigen, ergreifen oder in Besitz nehmen können. Das griech. Verb καταλαμβανω hat diese Bedeutungen.

    Strophe 8:
    Ich verstehen den Begriff das Seine als die Menschheit, den nach dem Bilde Gottes geschaffenen Menschen. Das Seine ist m.E. nicht auf das Volk der Israeliten beschränkt. Siehe Röm. 3,1-20.

    Strophe 9:
    Die neunte Strophe beginnt mit und (griech. kai) und dem griechischen Verb εγενετο (ward) in der sogenannten Aorist-Zeit. Die Aorist-Form sagt, dass etwas zu einer ganz bestimmten Zeit geschehen ist. Dies erlaubt deshalb eine zeitliche Zäsur zwischen Strophe 8 und Strophe 9. In Strophe 9 ist etwas Neues geschehen.


    Schlusswort
    Die Aussagen dieser zwölf Verse sind m.E. von grosser Tiefe.
    Beispiel:
    In Strophe 9 heisst es: Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.
    Das im griechischen Text benutzte Verb für wohnen (griech. εσκηνωσεν) bedeutet zelten, in der Hütte wohnen.
    Es besteht ein offensichtlicher Bezug zur Stiftshütte.
    Siehe auch Menschwerdung und Stiftshütte, die Fülle Gottes und Was ist Wahrheit?

    Zum Schluss zitiere ich aus dem Kolosserbrief:

    Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes,
    der Erstgeborene aller Schöpfung.
    Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden,
    die in den Himmeln und die auf der Erde,
    die sichtbaren und die unsichtbaren,
    es seien Throne oder Hoheiten
    oder Herrschaften oder Gewalten:
    alle Dinge sind durch ihn und zu ihm hin geschaffen.
    Und er ist vor allen,
    und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn.


    (Kol. 1,15-17)
    Zuletzt geändert von HPWepf; 21.01.2023, 09:21.
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