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Kommentar zu den Gedanken über den „Freien Willen“ von JND
übersetzt und verfasst von → ►U. Brinkmann – September 2015
Elberfeld 23. Oktober 1861
Viel geliebter Bruder,
ich habe den sehr wichtigen Gegenstand deines letzten Briefes wegen meiner vielfältigen Aktivitäten ein
wenig aus den Augen verloren. Die frisch wieder aufgebrochene Lehre über den freien Willen unterstützt
die anmaßende Behauptung, der natürliche Mensch sei nicht vollständig verloren, denn das ist
zusammengefasst das Ergebnis. Alle Menschen die niemals tief von ihrer Sünde überführt wurden, alle
Personen die lediglich auf Grund ihrer äußeren Sünden überführt wurden, glauben mehr oder weniger an
den freien Willen. Du weißt dies ist das Dogma der Wesleyaner, aller Logiker, aller Philosophen. Aber dieser
Gedanke verändert die gesamten Grundlagen des Christentums und pervertiert es letztlich.
Wenn Christus gekommen ist um Verlorene zu retten, hat der freie Wille keinen Platz mehr. Nicht dass Gott
Menschen hindern würde Christus anzunehmen – weit gefehlt. Aber selbst wenn Gott alle möglichen
Motive bemüht, alles was möglich ist das Herz des Menschen zu beeinflussen, dann dienst es nur zu
demonstrieren das in dem Menschen keines von ihnen ist, das sein Herz so verdorben ist und sein Wille so
entscheidet sich Gott nicht zu unterwerfen, (was auch immer der Grund des Teufels gewesen sein mag ihn
zur Sünde zu ermuntern), nichts kann ihn veranlassen sich dem Herrn zu unterwerfen und Sünde zu lassen.
Wenn man unter Freiheit des Menschen versteht, dass niemand ihn treibt den Herrn abzulehnen, dann
besteht diese Freiheit völlig. Wenn es aber zu dem Punkt kommt, dass er wegen der Herrschaft der Sünde,
deren Sklave er ist, und zwar willentlich ein Sklave, er kann seinem Zustand nicht entfliehen und das Gute
wählen, (gleichzeitig anerkannt er das Gute und bestätigt es), dann hat er keine wie auch immer geartete
Freiheit. Er ist dem Gesetz nicht unterwürfig, kann es auch tatsächlich nicht sein, also können solche, die im
Fleisch sind Gott nicht gefallen1.
Genau hier berühren wir sehr nahe die Grundlage der Frage. Ist es der alte Mensch der geändert,
unterwiesen und geheiligt wird? Oder erhalten wir, damit wir gerettet werden, eine neue Natur? Der
grundsätzlich Charakter des Unglaubens in dieser Zeit ist – nicht das Christentum formell zu leugnen, wie
vorher, nicht die offene Ablehnung Christi, sondern seine Ablehnung als Person, es wird sogar gesagt
göttlich, inspiriert (aber als Gradmesser), welcher Menschen in die Position als Kinder Gottes zurück bringt.
Wo Wesleyaner über Gott belehrt werden, wird ihnen das Gefühl vermittelt ohne Christus seien sie
verloren. Nur ihr Schrecken, Entsetzen im Bezug auf reine Gnade, ihr Wunsch Menschen zu gewinnen, eine
Mischung aus Nächstenliebe und menschlichem Geist, in einem Wort, ihr Vertrauen in ihre eigene Kraft,
führt sie zu dieser konfusen Lehre und lässt sie den total Fall des Menschen nicht erkennen.
Für mich selbst sehe ich im Wort und erkenne in mir selbst den totalen Ruin des Menschen. Ich sehe das
das Kreuz das Ende aller Bemühungen Gottes ist, die er unternommen hat das Herz der Menschen zu
gewinnen und es bestätigt, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war. Gott hat alle seine Möglichkeiten
genutzt und der Mensch hat gezeigt dass er böse und ohne Erlösung ist. Das Kreuz Christi verdammt den
Menschen, Sünde im Fleisch. Diese Verdammnis die an einem anderen geoffenbart, manifestiert wurde, ist
untergegangen, es ist die absolute Erlösung für solche die es glauben, denn Verdammnis, das Gericht der
Sünde, liegt hinter uns, Leben ist der Gegenstand, der Beweis in der Auferstehung. Wir sind der Sünde
gestorben und Gott lebend in Christus Jesus unserem Herrn2. Erlösung, im wörtlichen Sinn, verliert seine
Kraft, wenn jemand die Ideen des alten Menschen propagiert. Es wird eine Verbesserung, eine praktische
Errettung aus einem moralischen Zustand, keine Erlösung durch das vollbrachte Werk einer anderen
1 Wohl ein Verweis auf Röm. 8,8
2 Wohl eine Anführung von Röm. 6,11
Person. Christentum lehrt den Tod des alten Menschen und seine gerechte Verdammnis, dann Erlösung,
vollbracht durch Christus und ein neues Leben, ewiges Leben, herabgekommen aus dem Himmel in Seiner
Person und woran wir teilnehmen, welches uns gegeben wird wenn Christus durch das Wort in uns kommt.
Arminianismus oder mehr Pelagianismus3, beharrt darauf dass der Mensch wählen kann und der alte
Mensch durch Dinge die er akzeptiert verbessert wird. Der erste Schritt wird ohne Gnade getan und es ist
sicher der erste Schritt, der in diesem Fall wirklich zählt.
Ich glaube wir sollten am Wort festhalten; aber philosophisch und moralisch gesprochen ist der freie Wille
eine falsche und absurde Theorie. Freier Wille ist ein Zustand von Sünde Der Mensch sollte nicht zu wählen
haben als sei er äußerlich gut. Warum ist er in diesem Zustand? Er sollte keinen Willen haben irgendeine
Wahl zu treffen. Er sollte gehorchen und sich in Frieden freuen. Wenn er das gute wählen sollte, dann hat
er es noch nicht bekommen. Er ist ohne etwas Gutes in sich selbst, sei es drum, denn er muss seine
Entscheidung nicht fällen. Tatsächlich folgt der Mensch seiner Veranlagung nach dem Bösen. Mehr noch
muss er philosophisch gesprochen gleichgültig sein, andernfalls hätte er bereits nach seinem Willen
gewählt – er muss darum absolut gleichgültig sein. Wenn er aber absolut gleichgültig, uninteressiert ist,
was sollte seine Entscheidung beeinflussen? Ein Geschöpf braucht ein Motiv, aber er hat keines weil er
gleichgültig ist, wenn er es nicht ist, hat er gewählt.
Schließlich, ist es nicht folgendermaßen; der Mensch hat ein Gewissen, aber er hat einen Willen und Lüste
und sie leiten ihn. Der Mensch war im Paradies frei, dort erfreute er sich an dem was gut war. Er nutzte
seine freie Wahl und wurde dadurch ein Sünder. Ihm seine freie Wahl zu überlassen, da er jetzt so
veranlagt das Böse zu tun, wäre eine Grausamkeit. Gott hat ihm die Wahlmöglichkeit gegeben um das
Gewissen von der Tatsache zu überzeugen, dass der Mensch in keinem Fall Gutes oder Gott wollte.
Ich habe meinen Schlaf während ich dir schreibe unterdrückt, aber ich denke du wirst mich verstehen. Das
Leute glauben sollen das Gott die Welt liebt – ist wohl wahr; aber sie sollten nicht glauben dass der Mensch
in sich selbst böse und ohne Heilmittel ist, (und in Anbetracht des Heilmittels) ist das sehr schlecht. Man
kennt sich selbst nicht und man kennt Gott nicht.
Der Herr kommt lieber Bruder; die Zeit für die Welt vergeht. Was für ein Segen! Möge Gott und wachend
finden und nur an das eine denkend – den einzigen an den er denkt – Jesus unseren kostbaren Heiland.
Grüße die Brüder
Dein dir zugeneigter Bruder J.N.D.
„LETTER ON FREE-WILL“ vom 23.10.1861 THE COLLECTED WRITINGS OF J.N. DARBY – DOCTRINAL No. 3 –
Vol. Page 185 – 187 Reprint 1972,
3 Lehre das der Mensch nicht durch die Erbsünde verdorben sei
Liebe Freunde,
es kommt immer wieder zu Diskussionen über calvinistische Lehraspekte, bei denen man seine Verwunderung
darüber zum Ausdruck bringt, wie denn wohl der eine oder andere Bruder solche Meinungen und
Ansichten vertreten kann. Immer wieder kommen in Publikationen oder Vorträgen TULIP-Aspekte vor. In
der Regel berufen sich solche Brüder dann auf irgendeinen alten Lehrbruder und am liebsten ist ihnen JND
dann das Ende allen Widerspruchs.
Der einleitende Brief wurde mir im August 2012 in New Jersey als „Mr. Darby‘s Master Piece“ in Kopie
übergeben und bei der Erläuterung der Frage über den „Freien Willen“ auf der Dillenburger Konferenz 2012
wurde der Brief von zwei Brüdern zu Lektüre empfohlen. Es erscheint mir sinnvoll, die Inhalte zu besprechen,
um ein gewisses Verständnis dafür zu bekommen, warum gerade Brüder, die sehr vorsichtig erscheinen
und überhaupt jeder falsche Lehre vermeiden möchten, leicht Gefahr laufen Calvinismus zu verbreiten.
Wenn man sich vor Augen führt, wie JND argumentiert, dann möchte man nicht zu den Gruppen gehören,
die er im 1. Abschnitt beschreibt. Natürlich wissen wir, dass der natürliche Mensch verloren ist. Es bleibt
einem verborgen, wie man verloren noch steigern kann, aber diese Unterscheidung wird hier gemacht. Jemand
der nur glaubt, dass der natürliche Mensch verloren ist, der kann an den „Freien Willen“ glauben,
aber jeder, der glaubt, dass der natürliche Mensch vollständig verloren ist, der glaubt nicht an den „Freien
Willen“. Es wird weiter verdeutlicht, dass solche, die an den „Freien Willen“ glauben, nie tief von Sünde
überführt wurden. Wenn man das liest, dann bekommt man, wenn man an den „Freien Willen“ glaubt,
unweigerlich Angst.
Offensichtlich haben Wesleyaner den Gedanken des „Freien Willen“ immer vertreten, interessant ist die
Tatsache, dass JND zwischen Logikern und Philosophen unterscheidet, obwohl Logik nur eine Spielart
griechischer Philosophie ist. Man fragt sich unweigerlich, welches Christentum seine Grundlage verliert,
wenn der Gedanke des „Freien Willen“ Realität wäre und richtig ist. Die Diskussion um den „Freien Willen“
hat es eigentlich erst richtig mit Augustinus gegeben. Die Bibel ist, auch im Neuen Testament, voller Belege,
die deutlich machen, dass der Mensch den Ratschluss Gottes im Bezug auf sich ungültig machen kann.
„die Pharisäer aber und die Gesetzgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos,
weil sie sich nicht von ihm taufen ließen.“ Lukas 7,30 Der Herr Jesu weint über Jerusalem und
seine Kinder, weil sie nicht wollten „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr
gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel,
und ihr habt nicht gewollt“! Lukas 13,34 Römer 9 macht deutlich, dass die Menschen, die Gefäße des Zorns
werden dem Willen Gottes widerstanden haben, das haben sie aus ihrem eigenen Willen heraus getan.
Solche Gedanken pervertieren natürlich ein Christentum mit augustinischer, calvinistischer Prägung.
Den Beginn des zweiten Absatzes kann man nicht kommentieren, weil der Kausalzusammenhang nicht biblisch
hergeleitet ist, es sind einfach philosophische Aussagen, so wie der ganze Brief einen philosophisch
moralisierenden Charakter hat. Nach dem ersten Satz muss dann auch sofort die Einschränkung kommen,
dass Gott natürlich keinen Menschen hindert Christus anzunehmen. Prinzipiell wird aber unterstellt, dass
der Mensch, natürlich durch den Sündenfall, gar keine Chance hat seinen Willen dem Willen Gottes zu unterwerfen.
Immerhin wird durch den Klammersatz die Möglichkeit eingeräumt, dass Satan den Menschen
aus diesem Grund oder mit dieser Motivation zur Sünde ermuntert habe.
An diesem Punkt wird ausgeblendet, dass der Herr Jesus den besiegte, der die Macht des Todes hatte und
alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren
(Hebr. 2,14+15). Werden deswegen alle gerettet? Nein, überhaupt nicht! Der Herr nimmt sich nur des
Samens Abrahams an (Hebr. 2,16). Wer sind diese? Solche, die wie Abraham durch Glaubensgehorsam
gekennzeichnet sind. Das Erste, was wir bei Abraham sehen, ist das er seinen Willen dem Willen Gottes
unterordnet. „Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den
er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.“ Hebr. 11,8. Christus ist
gekommen, der Gerechte für die Ungerechten (1. Petr. 3,18). Werden deswegen alle zu Gerechten? Nein,
überhaupt nicht. Gerecht erklärt werden nur die, die glauben.
Satan ist ein besiegter Feind. Der Herr Jesus ist in das Haus des Starken eingedrungen und hat den Starken
gebunden (Mat. 12,29; Mark. 3,27). Erst dadurch wurden Menschen in die Lage versetzt aus dem Haus des
Starken herauszugehen. Wenn Christus den Starken beraubt, dann tut er dies, indem er Menschen auffordert
aus dem Haus herauszukommen. Der Hausrat des Starken wird eben nicht gegen den Willen des
Hausrats geraubt, sondern gegen den Willen des gebundenen und besiegten Starken.
Es ist unverständlich, dass jemand nicht getrieben wird den Herrn abzulehnen, aber willentlich Sklave
Satans ist und darum keine Chance hat das Gute zu wählen. Natürlich kann niemand der im Fleische ist Gott
gefallen, aber dieser Aspekt aus Römer 8 betrifft den Gläubigen in seinem praktischen Wandel. Es geht
nicht darum, ob der alte Mensch verbessert, geändert, unterwiesen oder geheiligt wird. Wir bekommen
auch nicht, damit wir gerettet werden eine Neue Natur. Paulus kannte in Korinth und bei den Galatern nur
Christus und ihn als gekreuzigt. Mehr kann man einem Menschen nicht vorstellen. Den Juden ist es ein
Ärgernis und den Griechen eine Torheit. Es stimmt schon, dass es der Charakter des Unglaubens ist Christus
abzulehnen, kein Mensch behauptet, dass man durch Unglauben gerettet wird, es geht nur auf der Basis
des Glaubens. Hier wird dem natürlichen Menschen die Fähigkeit zu glauben abgesprochen. In dem dritten
Abschnitt wird totale Verdorbenheit und unwiderstehliche Gnade propagiert.
Auch im vierten Abschnitt wird dieser Gedanke weiter verfolgt. Wenn wir der Sünde gestorben sind, dann
ist die Frage einfach wann war das? Der alte Mensch wird eben nicht durch Dinge, die er akzeptiert
verbessert. Der alte Mensch hört Gottes gerechtes Urteil und er stirbt in demselben Augenblick indem er
anerkennt, dass er des Todes ist. „denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in
Gott.“ Kol. 3,3
Was Darby wirklich lehrt, kommt auch in der Synopsis zum Ausdruck „Nach diesem empfängt ein
frommer Heide (bekehrt, aber noch ein Heide) den Glauben an Christum und den Heiligen Geist, so
dass – ausgezeichnet durch dieses Zeugnis, durch dieses Siegel, das von Gott Selbst seinem Glauben
verliehen war – die Apostel und die Jünger, welche am meisten am Judentum hingen, ihn
aufnehmen: Petrus durch Zulassung zur Taufe und die anderen durch Anerkennung dieser Handlung
des Petrus.“ Wiedergeburt und Versiegelung lässt er auseinanderfallen. JND steht mit seiner Lehre nicht
allein dar. Auch William Kelly lehrt in seinen einführenden Vorträgen zur Apostelgeschichte: „Die
Annahme, dass Kornelius einfach nur einer natürlichen Religion anhing, ist folglich ein Trugschluss. Er
war unzweifelhaft schon bekehrt, als Petrus zu ihm kam. Wenn wir ihn bis dahin als unerweckt
ansehen, verstehen wir einen großen Teil der Lehre dieses Kapitels falsch. Damit bezweifeln wir
keineswegs, dass jetzt ein gewaltiges Werk in Kornelius bewirkt wurde. Wir dürfen nicht, wie es die
Unwissenden ständig tun, die Aktivität des Heiligen Geistes auf die neue Geburt beschränken. Kein
Mensch kann in seinem natürlichen Zustand zu Gott beten oder Ihm in annehmbarer Weise dienen,
wie wir es von Kornelius lesen. Dazu muss er von neuem geboren sein.“
Hier sieht man ganz deutlich, dass der Calvinismus, in welcher Ausprägung man auch immer ihn bringt, zur
Charismatik führt. Auch heute wird von vielen der „Freie Wille“ verneint. Unwiderstehliche Gnade führt zur
Wiederzeugung/Wiedergeburt, ohne dass man notwendiger Weise vom Evangelium gehört haben muss.
Bekehrung, Wiedergeburt und Versieglung können darum zeitlich auseinanderfallen. In Vorträgen hört man
zwar im Anschluss an diese Aussage, dass dies äußerst selten der Fall wäre und beide Ereignisse in der
Regel zusammen stattfinden. Man erkennt durchaus die Gefahren von „Geistestaufen“, hinterfragt aber die
Lehre nicht. Es entstehen große Nöte, weil man ja gar nicht weiß, ob denn tatsächlich die Errettung stattgefunden
hat.
Zurück zu JND. Im Abschnitt 2 auf Seite 2 wird sehr deutlich, dass wir es hier mit philosophischen Ausführungen
zu tun haben. Im Abschnitt 3 auf dieser Seite werden dem Menschen ein Gewissen, ein Wille und
Lüste zugebilligt. Im Paradies nutzte der Mensch seine freie Wahl und wurde Sünder. Im Prinzip wird dann
behauptet, dass jede weitere freie Wahl nur zu Bösem führen kann. Hier wird die Wirkung des Werkes vom
Kreuz und die Tatsache das der Teufel ein besiegter Feind ist, völlig ausgeblendet. Es wird behauptet der
Mensch sei völlig gleichgültig und uninteressiert. Die biblische Aussage steht im krassen Gegensatz zu
dieser Philosophie.
„denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden
gerechtfertigt werden. Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur die Dinge des Gesetzes
ausüben, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz, solche, die das Werk des Gesetzes
geschrieben zeigen in ihren Herzen, wobei ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander
anklagen oder auch entschuldigen“ Röm. 2,13-15
Gerade das Gewissen und die Gedanken klagen Menschen durchaus an. 1. Tim. 4,1-3 macht deutlich, dass
Menschen Heuchelei und anderes anwenden müssen um die eigenen Gewissen wie mit einem Brenneisen
zu härten. Gewissen kommt im Wort Gottes überhaupt in Apg. 23,1 erstmalig vor. Es bedeutet „Mitwissen
mit Gott“ und jeder Mensch muss schon ganz bewusst böse Dinge mehrfach wiederholen, damit das Gewissen
sich nicht mehr regt.
Man sollte bei aller Irritation berücksichtigen, dass JND den Brief sicher nicht als Lehrbrief verfasst hat und
dass er damals sicher nicht ahnen konnte, dass William Kelly diesen Brief als Herausgeber soweit verbreiten
würde.
Sowohl JND als auch WK waren ausgebildete Theologen. Es ist fast unglaublich, dass WK erst JND treffen
musste um zu bemerken, dass der Acker in Matt. 13 die Welt und eben nicht die Kirche ist, wie seit
Augustinus immer wieder behauptet wurde. Es macht aber deutlich, wie unhinterfragt WK Lehrthesen
übernommen hat. Der Herr hat beiden Dienern sicher viel gegeben und Wahrheiten im Bezug auf das
Zusammenkommen neu deutlich gemacht. Aber auch diese beiden haben keine inspirierten Schriften
verfasst. Auch diese beiden haben nicht allen Ballast über Bord geworfen, den sie sinnlos an den Universitäten
aufgehäuft hatten. Auch bei Schriften dieser beiden heißt es, genau wie bei jedem anderen
Dokument außerhalb der Bibel: „prüft aber alles, das Gute haltet fest.“ 1. Thes. 5,21
In den Werken von JND und WK finden wir Merkwürdigkeiten im Bezug auf die Taufe, im Bezug auf die
Evolution, wir finden dort calvinistische Elemente und eben auch die Verneinung des „Freien Willen“.
herzliche Grüße
Ulrich
Kommentar zu den Gedanken über den „Freien Willen“ von JND
übersetzt und verfasst von → ►U. Brinkmann – September 2015
Elberfeld 23. Oktober 1861
Viel geliebter Bruder,
ich habe den sehr wichtigen Gegenstand deines letzten Briefes wegen meiner vielfältigen Aktivitäten ein
wenig aus den Augen verloren. Die frisch wieder aufgebrochene Lehre über den freien Willen unterstützt
die anmaßende Behauptung, der natürliche Mensch sei nicht vollständig verloren, denn das ist
zusammengefasst das Ergebnis. Alle Menschen die niemals tief von ihrer Sünde überführt wurden, alle
Personen die lediglich auf Grund ihrer äußeren Sünden überführt wurden, glauben mehr oder weniger an
den freien Willen. Du weißt dies ist das Dogma der Wesleyaner, aller Logiker, aller Philosophen. Aber dieser
Gedanke verändert die gesamten Grundlagen des Christentums und pervertiert es letztlich.
Wenn Christus gekommen ist um Verlorene zu retten, hat der freie Wille keinen Platz mehr. Nicht dass Gott
Menschen hindern würde Christus anzunehmen – weit gefehlt. Aber selbst wenn Gott alle möglichen
Motive bemüht, alles was möglich ist das Herz des Menschen zu beeinflussen, dann dienst es nur zu
demonstrieren das in dem Menschen keines von ihnen ist, das sein Herz so verdorben ist und sein Wille so
entscheidet sich Gott nicht zu unterwerfen, (was auch immer der Grund des Teufels gewesen sein mag ihn
zur Sünde zu ermuntern), nichts kann ihn veranlassen sich dem Herrn zu unterwerfen und Sünde zu lassen.
Wenn man unter Freiheit des Menschen versteht, dass niemand ihn treibt den Herrn abzulehnen, dann
besteht diese Freiheit völlig. Wenn es aber zu dem Punkt kommt, dass er wegen der Herrschaft der Sünde,
deren Sklave er ist, und zwar willentlich ein Sklave, er kann seinem Zustand nicht entfliehen und das Gute
wählen, (gleichzeitig anerkannt er das Gute und bestätigt es), dann hat er keine wie auch immer geartete
Freiheit. Er ist dem Gesetz nicht unterwürfig, kann es auch tatsächlich nicht sein, also können solche, die im
Fleisch sind Gott nicht gefallen1.
Genau hier berühren wir sehr nahe die Grundlage der Frage. Ist es der alte Mensch der geändert,
unterwiesen und geheiligt wird? Oder erhalten wir, damit wir gerettet werden, eine neue Natur? Der
grundsätzlich Charakter des Unglaubens in dieser Zeit ist – nicht das Christentum formell zu leugnen, wie
vorher, nicht die offene Ablehnung Christi, sondern seine Ablehnung als Person, es wird sogar gesagt
göttlich, inspiriert (aber als Gradmesser), welcher Menschen in die Position als Kinder Gottes zurück bringt.
Wo Wesleyaner über Gott belehrt werden, wird ihnen das Gefühl vermittelt ohne Christus seien sie
verloren. Nur ihr Schrecken, Entsetzen im Bezug auf reine Gnade, ihr Wunsch Menschen zu gewinnen, eine
Mischung aus Nächstenliebe und menschlichem Geist, in einem Wort, ihr Vertrauen in ihre eigene Kraft,
führt sie zu dieser konfusen Lehre und lässt sie den total Fall des Menschen nicht erkennen.
Für mich selbst sehe ich im Wort und erkenne in mir selbst den totalen Ruin des Menschen. Ich sehe das
das Kreuz das Ende aller Bemühungen Gottes ist, die er unternommen hat das Herz der Menschen zu
gewinnen und es bestätigt, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war. Gott hat alle seine Möglichkeiten
genutzt und der Mensch hat gezeigt dass er böse und ohne Erlösung ist. Das Kreuz Christi verdammt den
Menschen, Sünde im Fleisch. Diese Verdammnis die an einem anderen geoffenbart, manifestiert wurde, ist
untergegangen, es ist die absolute Erlösung für solche die es glauben, denn Verdammnis, das Gericht der
Sünde, liegt hinter uns, Leben ist der Gegenstand, der Beweis in der Auferstehung. Wir sind der Sünde
gestorben und Gott lebend in Christus Jesus unserem Herrn2. Erlösung, im wörtlichen Sinn, verliert seine
Kraft, wenn jemand die Ideen des alten Menschen propagiert. Es wird eine Verbesserung, eine praktische
Errettung aus einem moralischen Zustand, keine Erlösung durch das vollbrachte Werk einer anderen
1 Wohl ein Verweis auf Röm. 8,8
2 Wohl eine Anführung von Röm. 6,11
Person. Christentum lehrt den Tod des alten Menschen und seine gerechte Verdammnis, dann Erlösung,
vollbracht durch Christus und ein neues Leben, ewiges Leben, herabgekommen aus dem Himmel in Seiner
Person und woran wir teilnehmen, welches uns gegeben wird wenn Christus durch das Wort in uns kommt.
Arminianismus oder mehr Pelagianismus3, beharrt darauf dass der Mensch wählen kann und der alte
Mensch durch Dinge die er akzeptiert verbessert wird. Der erste Schritt wird ohne Gnade getan und es ist
sicher der erste Schritt, der in diesem Fall wirklich zählt.
Ich glaube wir sollten am Wort festhalten; aber philosophisch und moralisch gesprochen ist der freie Wille
eine falsche und absurde Theorie. Freier Wille ist ein Zustand von Sünde Der Mensch sollte nicht zu wählen
haben als sei er äußerlich gut. Warum ist er in diesem Zustand? Er sollte keinen Willen haben irgendeine
Wahl zu treffen. Er sollte gehorchen und sich in Frieden freuen. Wenn er das gute wählen sollte, dann hat
er es noch nicht bekommen. Er ist ohne etwas Gutes in sich selbst, sei es drum, denn er muss seine
Entscheidung nicht fällen. Tatsächlich folgt der Mensch seiner Veranlagung nach dem Bösen. Mehr noch
muss er philosophisch gesprochen gleichgültig sein, andernfalls hätte er bereits nach seinem Willen
gewählt – er muss darum absolut gleichgültig sein. Wenn er aber absolut gleichgültig, uninteressiert ist,
was sollte seine Entscheidung beeinflussen? Ein Geschöpf braucht ein Motiv, aber er hat keines weil er
gleichgültig ist, wenn er es nicht ist, hat er gewählt.
Schließlich, ist es nicht folgendermaßen; der Mensch hat ein Gewissen, aber er hat einen Willen und Lüste
und sie leiten ihn. Der Mensch war im Paradies frei, dort erfreute er sich an dem was gut war. Er nutzte
seine freie Wahl und wurde dadurch ein Sünder. Ihm seine freie Wahl zu überlassen, da er jetzt so
veranlagt das Böse zu tun, wäre eine Grausamkeit. Gott hat ihm die Wahlmöglichkeit gegeben um das
Gewissen von der Tatsache zu überzeugen, dass der Mensch in keinem Fall Gutes oder Gott wollte.
Ich habe meinen Schlaf während ich dir schreibe unterdrückt, aber ich denke du wirst mich verstehen. Das
Leute glauben sollen das Gott die Welt liebt – ist wohl wahr; aber sie sollten nicht glauben dass der Mensch
in sich selbst böse und ohne Heilmittel ist, (und in Anbetracht des Heilmittels) ist das sehr schlecht. Man
kennt sich selbst nicht und man kennt Gott nicht.
Der Herr kommt lieber Bruder; die Zeit für die Welt vergeht. Was für ein Segen! Möge Gott und wachend
finden und nur an das eine denkend – den einzigen an den er denkt – Jesus unseren kostbaren Heiland.
Grüße die Brüder
Dein dir zugeneigter Bruder J.N.D.
„LETTER ON FREE-WILL“ vom 23.10.1861 THE COLLECTED WRITINGS OF J.N. DARBY – DOCTRINAL No. 3 –
Vol. Page 185 – 187 Reprint 1972,
3 Lehre das der Mensch nicht durch die Erbsünde verdorben sei
Liebe Freunde,
es kommt immer wieder zu Diskussionen über calvinistische Lehraspekte, bei denen man seine Verwunderung
darüber zum Ausdruck bringt, wie denn wohl der eine oder andere Bruder solche Meinungen und
Ansichten vertreten kann. Immer wieder kommen in Publikationen oder Vorträgen TULIP-Aspekte vor. In
der Regel berufen sich solche Brüder dann auf irgendeinen alten Lehrbruder und am liebsten ist ihnen JND
dann das Ende allen Widerspruchs.
Der einleitende Brief wurde mir im August 2012 in New Jersey als „Mr. Darby‘s Master Piece“ in Kopie
übergeben und bei der Erläuterung der Frage über den „Freien Willen“ auf der Dillenburger Konferenz 2012
wurde der Brief von zwei Brüdern zu Lektüre empfohlen. Es erscheint mir sinnvoll, die Inhalte zu besprechen,
um ein gewisses Verständnis dafür zu bekommen, warum gerade Brüder, die sehr vorsichtig erscheinen
und überhaupt jeder falsche Lehre vermeiden möchten, leicht Gefahr laufen Calvinismus zu verbreiten.
Wenn man sich vor Augen führt, wie JND argumentiert, dann möchte man nicht zu den Gruppen gehören,
die er im 1. Abschnitt beschreibt. Natürlich wissen wir, dass der natürliche Mensch verloren ist. Es bleibt
einem verborgen, wie man verloren noch steigern kann, aber diese Unterscheidung wird hier gemacht. Jemand
der nur glaubt, dass der natürliche Mensch verloren ist, der kann an den „Freien Willen“ glauben,
aber jeder, der glaubt, dass der natürliche Mensch vollständig verloren ist, der glaubt nicht an den „Freien
Willen“. Es wird weiter verdeutlicht, dass solche, die an den „Freien Willen“ glauben, nie tief von Sünde
überführt wurden. Wenn man das liest, dann bekommt man, wenn man an den „Freien Willen“ glaubt,
unweigerlich Angst.
Offensichtlich haben Wesleyaner den Gedanken des „Freien Willen“ immer vertreten, interessant ist die
Tatsache, dass JND zwischen Logikern und Philosophen unterscheidet, obwohl Logik nur eine Spielart
griechischer Philosophie ist. Man fragt sich unweigerlich, welches Christentum seine Grundlage verliert,
wenn der Gedanke des „Freien Willen“ Realität wäre und richtig ist. Die Diskussion um den „Freien Willen“
hat es eigentlich erst richtig mit Augustinus gegeben. Die Bibel ist, auch im Neuen Testament, voller Belege,
die deutlich machen, dass der Mensch den Ratschluss Gottes im Bezug auf sich ungültig machen kann.
„die Pharisäer aber und die Gesetzgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos,
weil sie sich nicht von ihm taufen ließen.“ Lukas 7,30 Der Herr Jesu weint über Jerusalem und
seine Kinder, weil sie nicht wollten „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr
gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel,
und ihr habt nicht gewollt“! Lukas 13,34 Römer 9 macht deutlich, dass die Menschen, die Gefäße des Zorns
werden dem Willen Gottes widerstanden haben, das haben sie aus ihrem eigenen Willen heraus getan.
Solche Gedanken pervertieren natürlich ein Christentum mit augustinischer, calvinistischer Prägung.
Den Beginn des zweiten Absatzes kann man nicht kommentieren, weil der Kausalzusammenhang nicht biblisch
hergeleitet ist, es sind einfach philosophische Aussagen, so wie der ganze Brief einen philosophisch
moralisierenden Charakter hat. Nach dem ersten Satz muss dann auch sofort die Einschränkung kommen,
dass Gott natürlich keinen Menschen hindert Christus anzunehmen. Prinzipiell wird aber unterstellt, dass
der Mensch, natürlich durch den Sündenfall, gar keine Chance hat seinen Willen dem Willen Gottes zu unterwerfen.
Immerhin wird durch den Klammersatz die Möglichkeit eingeräumt, dass Satan den Menschen
aus diesem Grund oder mit dieser Motivation zur Sünde ermuntert habe.
An diesem Punkt wird ausgeblendet, dass der Herr Jesus den besiegte, der die Macht des Todes hatte und
alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren
(Hebr. 2,14+15). Werden deswegen alle gerettet? Nein, überhaupt nicht! Der Herr nimmt sich nur des
Samens Abrahams an (Hebr. 2,16). Wer sind diese? Solche, die wie Abraham durch Glaubensgehorsam
gekennzeichnet sind. Das Erste, was wir bei Abraham sehen, ist das er seinen Willen dem Willen Gottes
unterordnet. „Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den
er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.“ Hebr. 11,8. Christus ist
gekommen, der Gerechte für die Ungerechten (1. Petr. 3,18). Werden deswegen alle zu Gerechten? Nein,
überhaupt nicht. Gerecht erklärt werden nur die, die glauben.
Satan ist ein besiegter Feind. Der Herr Jesus ist in das Haus des Starken eingedrungen und hat den Starken
gebunden (Mat. 12,29; Mark. 3,27). Erst dadurch wurden Menschen in die Lage versetzt aus dem Haus des
Starken herauszugehen. Wenn Christus den Starken beraubt, dann tut er dies, indem er Menschen auffordert
aus dem Haus herauszukommen. Der Hausrat des Starken wird eben nicht gegen den Willen des
Hausrats geraubt, sondern gegen den Willen des gebundenen und besiegten Starken.
Es ist unverständlich, dass jemand nicht getrieben wird den Herrn abzulehnen, aber willentlich Sklave
Satans ist und darum keine Chance hat das Gute zu wählen. Natürlich kann niemand der im Fleische ist Gott
gefallen, aber dieser Aspekt aus Römer 8 betrifft den Gläubigen in seinem praktischen Wandel. Es geht
nicht darum, ob der alte Mensch verbessert, geändert, unterwiesen oder geheiligt wird. Wir bekommen
auch nicht, damit wir gerettet werden eine Neue Natur. Paulus kannte in Korinth und bei den Galatern nur
Christus und ihn als gekreuzigt. Mehr kann man einem Menschen nicht vorstellen. Den Juden ist es ein
Ärgernis und den Griechen eine Torheit. Es stimmt schon, dass es der Charakter des Unglaubens ist Christus
abzulehnen, kein Mensch behauptet, dass man durch Unglauben gerettet wird, es geht nur auf der Basis
des Glaubens. Hier wird dem natürlichen Menschen die Fähigkeit zu glauben abgesprochen. In dem dritten
Abschnitt wird totale Verdorbenheit und unwiderstehliche Gnade propagiert.
Auch im vierten Abschnitt wird dieser Gedanke weiter verfolgt. Wenn wir der Sünde gestorben sind, dann
ist die Frage einfach wann war das? Der alte Mensch wird eben nicht durch Dinge, die er akzeptiert
verbessert. Der alte Mensch hört Gottes gerechtes Urteil und er stirbt in demselben Augenblick indem er
anerkennt, dass er des Todes ist. „denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in
Gott.“ Kol. 3,3
Was Darby wirklich lehrt, kommt auch in der Synopsis zum Ausdruck „Nach diesem empfängt ein
frommer Heide (bekehrt, aber noch ein Heide) den Glauben an Christum und den Heiligen Geist, so
dass – ausgezeichnet durch dieses Zeugnis, durch dieses Siegel, das von Gott Selbst seinem Glauben
verliehen war – die Apostel und die Jünger, welche am meisten am Judentum hingen, ihn
aufnehmen: Petrus durch Zulassung zur Taufe und die anderen durch Anerkennung dieser Handlung
des Petrus.“ Wiedergeburt und Versiegelung lässt er auseinanderfallen. JND steht mit seiner Lehre nicht
allein dar. Auch William Kelly lehrt in seinen einführenden Vorträgen zur Apostelgeschichte: „Die
Annahme, dass Kornelius einfach nur einer natürlichen Religion anhing, ist folglich ein Trugschluss. Er
war unzweifelhaft schon bekehrt, als Petrus zu ihm kam. Wenn wir ihn bis dahin als unerweckt
ansehen, verstehen wir einen großen Teil der Lehre dieses Kapitels falsch. Damit bezweifeln wir
keineswegs, dass jetzt ein gewaltiges Werk in Kornelius bewirkt wurde. Wir dürfen nicht, wie es die
Unwissenden ständig tun, die Aktivität des Heiligen Geistes auf die neue Geburt beschränken. Kein
Mensch kann in seinem natürlichen Zustand zu Gott beten oder Ihm in annehmbarer Weise dienen,
wie wir es von Kornelius lesen. Dazu muss er von neuem geboren sein.“
Hier sieht man ganz deutlich, dass der Calvinismus, in welcher Ausprägung man auch immer ihn bringt, zur
Charismatik führt. Auch heute wird von vielen der „Freie Wille“ verneint. Unwiderstehliche Gnade führt zur
Wiederzeugung/Wiedergeburt, ohne dass man notwendiger Weise vom Evangelium gehört haben muss.
Bekehrung, Wiedergeburt und Versieglung können darum zeitlich auseinanderfallen. In Vorträgen hört man
zwar im Anschluss an diese Aussage, dass dies äußerst selten der Fall wäre und beide Ereignisse in der
Regel zusammen stattfinden. Man erkennt durchaus die Gefahren von „Geistestaufen“, hinterfragt aber die
Lehre nicht. Es entstehen große Nöte, weil man ja gar nicht weiß, ob denn tatsächlich die Errettung stattgefunden
hat.
Zurück zu JND. Im Abschnitt 2 auf Seite 2 wird sehr deutlich, dass wir es hier mit philosophischen Ausführungen
zu tun haben. Im Abschnitt 3 auf dieser Seite werden dem Menschen ein Gewissen, ein Wille und
Lüste zugebilligt. Im Paradies nutzte der Mensch seine freie Wahl und wurde Sünder. Im Prinzip wird dann
behauptet, dass jede weitere freie Wahl nur zu Bösem führen kann. Hier wird die Wirkung des Werkes vom
Kreuz und die Tatsache das der Teufel ein besiegter Feind ist, völlig ausgeblendet. Es wird behauptet der
Mensch sei völlig gleichgültig und uninteressiert. Die biblische Aussage steht im krassen Gegensatz zu
dieser Philosophie.
„denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden
gerechtfertigt werden. Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur die Dinge des Gesetzes
ausüben, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz, solche, die das Werk des Gesetzes
geschrieben zeigen in ihren Herzen, wobei ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander
anklagen oder auch entschuldigen“ Röm. 2,13-15
Gerade das Gewissen und die Gedanken klagen Menschen durchaus an. 1. Tim. 4,1-3 macht deutlich, dass
Menschen Heuchelei und anderes anwenden müssen um die eigenen Gewissen wie mit einem Brenneisen
zu härten. Gewissen kommt im Wort Gottes überhaupt in Apg. 23,1 erstmalig vor. Es bedeutet „Mitwissen
mit Gott“ und jeder Mensch muss schon ganz bewusst böse Dinge mehrfach wiederholen, damit das Gewissen
sich nicht mehr regt.
Man sollte bei aller Irritation berücksichtigen, dass JND den Brief sicher nicht als Lehrbrief verfasst hat und
dass er damals sicher nicht ahnen konnte, dass William Kelly diesen Brief als Herausgeber soweit verbreiten
würde.
Sowohl JND als auch WK waren ausgebildete Theologen. Es ist fast unglaublich, dass WK erst JND treffen
musste um zu bemerken, dass der Acker in Matt. 13 die Welt und eben nicht die Kirche ist, wie seit
Augustinus immer wieder behauptet wurde. Es macht aber deutlich, wie unhinterfragt WK Lehrthesen
übernommen hat. Der Herr hat beiden Dienern sicher viel gegeben und Wahrheiten im Bezug auf das
Zusammenkommen neu deutlich gemacht. Aber auch diese beiden haben keine inspirierten Schriften
verfasst. Auch diese beiden haben nicht allen Ballast über Bord geworfen, den sie sinnlos an den Universitäten
aufgehäuft hatten. Auch bei Schriften dieser beiden heißt es, genau wie bei jedem anderen
Dokument außerhalb der Bibel: „prüft aber alles, das Gute haltet fest.“ 1. Thes. 5,21
In den Werken von JND und WK finden wir Merkwürdigkeiten im Bezug auf die Taufe, im Bezug auf die
Evolution, wir finden dort calvinistische Elemente und eben auch die Verneinung des „Freien Willen“.
herzliche Grüße
Ulrich
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